Arbeiten gehen, aber nicht wissen, wofür.

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Wanderer77
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Arbeiten gehen, aber nicht wissen, wofür.

Beitrag Di., 17.07.2012, 07:11

hallo,

neben dissos, angstzuständen, halber psychose habe ich auch depressionen seit 14 jahren, also morgendliche übelkeit, druck im kopf, niedergeschlagenheit etc.

ich versuche mich immer wieder für mein leben zu motivieren und mir z.b. eine kleine arbeit zu suchen, aber in mir sitzt laufend eine frage: wofür? wofür das ganze? morgens aufstehen, arbeiten gehen, abends heimkommen, essen machen, ins bett gehen, am wochenende erholen....ist das alles im leben?

klar kann ich mir rationell sagen: du willst was essen, ergo muss geld dafür da sein und andere arbeiten schliesslich auch, aber ich kann mich irgendwie für nichts motivieren.
ich bin eigentlich recht breitgefächert interessiert, aber durch die übelkeit und dieses verschwommene sehen wird mir immer schlecht, wenn ich daran denke, z.b. mein interesse für mineralien in einen beruf umzusetzen.

ich weiss dann immer nicht, ob ich die übelkeit vorschiebe, um mir nichts zu suchen und ob ich es trotzdem machen sollte und ob ich einfach nur ein faulpelz bin, der nichts will, aber als ich eines tages mir das simple arbeitsleben eines erwachsenen bewusst gemacht habe, drehte mein kopf durch und ich musste aufpassen, nicht wahnsinnig zu werden ( zumindest kam mir das so vor).
ist das ganz normal und geht jedem so und ich schneide das bloss nicht?
ich denke ja schon, dass der spruch gilt: jeder hat ein talent, geh hin und such deines! , aber so richtig finden kann ich auch nix.
irgendwie suche ich einen sinn im leben, kann aber nichts finden so richtig und seit mir der tod bewusst ist, hat sich irgendwie ein teil meiner seele ganz verabschiedet, habe ich den eindruck.

hatte jemand schonmal ein ähnliches problem und dann einen weg gefunden?

mfg wanderer

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Nordi
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Beitrag Di., 17.07.2012, 13:11

Hi Wanderer,
ich habe leider ein ähnliches Problem, aber eine Lösung oder einen Weg habe ich dafür auch noch nicht gefunden.
Ich habe sehr schwere Jahre hinter mir, wo sehr schlimme soziale Ängste und Depressionen neben vielen anderem auch zu einer Arbeitslosigkeit geführt haben, die schon sehr sehr viele Jahre lang besteht. Meine Depressionen habe ich überwunden und auch meine Ängste sind schon deutlich zurück gegangen, aber wie ich das Problem mit der Arbeitslosigkeit lösen soll - keine Ahnung?
Normalerweise würde man ja zur Arbeitsagentur gehen, um sich beraten zu lassen, aber dies fällt mir sehr schwer, so dass ich es vor mir her schiebe.
Zum einen liegt es an den noch nicht völlig überwundenen Ängsten und der Scham, aber vor allem liegt es auch daran, dass ich nicht weiß, wofür ich arbeiten gehen soll.
Sicherlich, rein rational betrachtet ist natürlich das Geld für den Lebensunterhalt ein Grund, aber ein motivierender Grund ist das für mich nicht gerade - dazu lebe ich auch schon zu lange von zu wenig Geld. Dies liegt aber auch daran, dass ich in den wenigen Berufsjahren, die ich erlebt habe, leider nur schlimme Erfahrungen gesammelt habe, so dass ich das verdiente Geld aus Frust dann sinnlos ausgegeben habe, so dass ich am Ende nur noch Schulden hatte.
Dazu kommt, dass ich durch die lange Zeit mit den Depressionen in solchen Dingen keinen rechten Sinn sehen kann. Wenn ich über das Arbeitsleben der Menschen nachdenke, dann wird mir leider auch ganz anders, weil es so absolut sinnlos erscheint. Wenn man dann auch von von anderen hört, dass sie sehr unzufrieden mit ihrem Job sind, dann motiviert mich das auch nicht gerade. Dann ist da auch noch der Umstand, dass ich schon so lange arbeitslos bin und durch meine schlechten damaligen Erfahrungen auf keinen Fall wieder in meinen erlernten Beruf zurück möchte. Ich kann mir zudem kaum vorstellen, dass mich noch jemand einstellen würde und wenn doch, dann sind es wohl nur die letzten Drecksjobs, wo der ganze Frust von damals sofort wieder los gehen würde.
Eine selbstständige Tätigkeit würde mir hier vielleicht persönlich zumindest einen Sinn geben, nur leider habe ich absolut keine Ahnung, was ich diesbezüglich tun könnte. Den Spruch mit den Talenten kenne ich leider auch, aber ich finde leider in meinen ebenfalls breit gefächerten Interessen auch nichts, was mich dauerhaft berufliche interessieren könnte.
Ich schiebe dieses Thema schon seit Jahren vor mir her und alleine der Gedanke dies endlich anzugehen sorgt bei mir für ängstlich-depressive Gefühle.
Mein derzeitiger Lösungsansatz ist, dass ich mich für diese Gefühle und diesen Zustand nicht mehr selbst fertig mache. So würde ich mich niemals mehr als Faulpelz bezeichnen, weil ich dies inzwischen als respektlos mir selbst gegenüber betrachte. Ich habe mir schließlich diese Ängste und Minderwertigkeitsgefühle, die an all dem Schuld sind nicht ausgesucht. Sogar die Frage nach dem "wofür" versuche ich mir inzwischen nicht mehr zu beantworten, weil ich mir diese Frage zur Zeit einfach nicht beantworten kann.
Einen Sinn im Leben suche ich schon lange nicht mehr, weil ich damals während meiner depressiven Zeit daran fast zerbrochen wäre. Ich habe damals sogar das übermächtige Gefühle der Sinnlosigkeit genutzt, um mich von dieser sinnlosen Sinnsuche und dem streben nach Zielen frei zu sprechen - sehr schwer zu erklären .

Versuche dir einfach nicht so viel Druck zu machen und versuche auch verständnisvoller mit dir umzugehen, besonders weil du solch schwere psychische Lasten mit dir herum schleppst. Mir hilft dabei vor allem die Selbstakzeptanz und inzwischen sogar eine tiefe Selbstfreundschaft, die ich mir aus meiner Not heraus wieder aufgebaut habe.

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Thread-EröffnerIn
Wanderer77
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Beitrag Di., 17.07.2012, 14:35

hallo nordi,

diese gefühle der allüberschattenden sinnlosigkeit kenne ich zur genüge, an manchen tage liege ich im bett, starre an die decke und denke, das kanns doch nicht gewesen sein.
auch diese abschreckenden berichte der anderen kenne ich und bekomme dort regelmässig einen schreck und mittlerweile ist es so, dass mir einige bekannte abraten, überhaupt in die arbeitswelt zu gehen, weil es angeblich zu hart für mich sei.

andererseits: wenn ich es mal schaffe, mich gegen diese niedergeschlagenheit zu motivieren, kommt mir auch alles wieder leichter vor und tragbarer, aber leider ist dieser zustand nicht von dauer.

über die sinnlosigkeit habe ich schon paarmal nachgedacht, da ich nicht deuten konnte, ob das nun ein " krankes gefühl" ist, z.b. vergleichbar mit einer halluzination bei einer psychose, also ein simples symptom oder ob tatsächlich etwas sinnlos ist, was man selbst macht und es nicht peilt.

diese angst vorm arbeitsamt kenne ich auch und das vorwegschieben...das liegt wohl wirklich an den extremen ängsten, die man in sich hat und die man nicht losbekommt.

immerhin treibe ich wieder sport, aber selbst dort sind die probleme allgegenwärtig.

ich versuche aber, trotz des geringen geldes ( hartz4) nicht noch unsinn zu machen wie schulden (kein vorwurf, fehler macht jeder mal), kinder-in-die-welt setzen oder beziehungen zu menschen, welche man in gesundheitszeiten eher gemieden hätte.

ich merke auch, dass ich ganz seltsame ansichten von der welt und den menschen bekommen habe, als ob ich nur noch in klischees denken würde.

wenn wenigstens die panikattacken weg wären, könnte ich durchaus bei uns an der tankstelle als aushilfskraft arbeiten, die suchen ab und zu jemanden.

ist schon zum ko....., wenn man in solchen dämlichen zuständen lebt und keine ahnung hat, wie man sich befreien soll...obwohl ich eigentlich eher eine frohnatur bin.

viele grüsse, mfg wanderer

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onida
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Beitrag Mi., 18.07.2012, 14:21

Hi ihr beiden,

die Suche nach einem Sinn im Leben und den alltäglichen Beschäftigungen ist meiner Meinung nach ein Symptom der Depression. Auch ich bin in der Depression darüber schier verzweifelt, weil solche Gedanken eine Abwärtsspirale in Gang setzen und man sich an deren Ende wie ein nutzloser Haufen Dreck fühlt. In der Depression bekommt man nur sehr schwer Distanz dazu. Ich konnte das jedenfalls nicht, so dass mich diese ganzen Gedankenkreise eigentlich nur immer mehr in der Sinnlosigkeit und Überflüssigkeit bestärkt haben. Mir fiel nur ein Argument ein, weswegen ich nicht ganz Schluss gemacht habe. Ich kenne Eure Gedanken und Gefühle wirklich sehr gut, war geradezu per Du mit ihnen.

Aber jetzt sehe ich das alles anders. Ich bin selbst überrascht. Der Sinn des Lebens ist mir wurscht egal, und der Sinn meiner Arbeit erschöpft sich darin, Geld ranzuschaffen. Wenn ich bisschen Geld verdiene, kann ich mir viele Probleme vom Leib halten, z.B. Stress mit dem Vermieter, und ich kann mir auch etwas Schönes kaufen, wenn ich gerade Freude daran habe. Meine Arbeit macht mir auch oft Spaß. Aber das ist nicht ihr Sinn. Das ist einfach so, genauso wie mir ein Spaziergang Spaß machen kann. Der hat ja auch keinen tiefgriefenden Sinn. Oder einen Strauß Blumen kaufen oder ein Kleid.

Das ist meine neue - ja für mich persönlich wirklich neue - Erfahrung: Man kann doch wider Erwarten ganz gut leben, wenn es einem gelingt, sich möglichst wenig Gedanken zu machen, inbesondere keine Gedanken über die Zukunft oder einen Sinn. Wenn man einfach das tut, was man gerade tut. Ob Du im Bett liegst, ob Du Musik hörst, ob Du isst, tanzt, Dir die Fußnägel schneidest, Unkraut jätest, Staub wischst, ein Schampoo kaufst. Am besten man wertet die Dinge gar nicht.

Vielleicht lässt sich mit so einer Haltung auch leichter eine Arbeit finden und machen. Den sozialen Ängsten muss man natürlich Rechnung tragen, sonst ist es ja Folter. Und wenn Ängste den Kontakt mit zu vielen Fremden verhindern, dann vielleicht etwas Stilleres finden. Bloß nicht werten, damit macht man sich fix und fertig. Du kannst Vorstandschef von Daimler sein und Dich total abwerten. Da gab es doch mal so einen hohen Manager eines Unternehmens, der sich vor einiger Zeit wegen geschäftlichem Misserfolg vor den Zug geworfen hat. Es hängt tatsächlich nur von der eigenen Haltung ab. Leicht ist das nicht. Ich bin auch zig Jahre nicht aus diesem Karussell und der Abhängigkeit von der Meinung anderer herausgekommen. Irgendwann hats geklappt, weil ich mich total hilflos gefühlt habe und meinen Kopf abgeschaltet habe, weil nichts mehr ging.

Ich weiß nicht, ob Euch diese Gedanken erreichen. Mich hätten sie in der Depri nicht erreicht. Aber ich glaube man kann so etwas auch trainieren, wenn man möchte. Zum Beispiel durch Meditation.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Do., 19.07.2012, 06:21

Der Sinn des Lebens ist Leben. Mehr wissen wir nicht und werden wir nicht wissen. Wenn man aufhört zu leben um über den Sinn des ganzen nachzudenken, kriegt man automatisch Depressionen.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Nordi
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Beitrag Do., 19.07.2012, 07:43

Hi onida,
ich denke nicht, dass die Suche nach Sinn im Leben grundsätzlich ein Symptom der Depression ist. Es ist eigentlich viel mehr eine Lösungsstrategie, die eine Abwärtsspirale und zu einer Depression beitragen kann, wenn man auf dies Frage keine Antwort finden kann. Wenn man sich diese Frage stellt, dann ist man in der Regel ja schon irgendwie sehr grundsätzlich unzufrieden oder man hat gewisse schwer zu lösende Probleme. Eine Antwort könnte dann die Motivation entfachen, um gewisse Veränderungen endlich anzugehen. Eigentlich ist dies nichts anderes, als die Strategie, die immer vorgeschlagen wird, wenn man über eine geringe Motivation klagt. Es wird dann auch immer in irgendeiner Form geraten, dass man sich Ziele stecken soll, die man sich möglichst motivierend ausmalen soll. Es gibt doch auch genug Beispiele für Menschen, die einen Lebenssinn gefunden haben und dann ein sehr selbstbestimmtes und damit erfülltes Leben führen konnten.
Grundsätzlich ist es also nicht falsches daran, wenn man sich diese Frage nach dem Sinn im Leben stellt. Wenn man aber beispielsweise ein geringes Selbstvertrauen und/oder gewisse Ängste hat, dann erscheinen alle denkbaren Lebensziele als unerreichbar, so dass man keine Antwort auf die Frage finden kann. Da man sich aber wegen der eigenen Probleme so viel von der Antwort verspricht kann sich dies zu einer Abwärtsspirale Entwickeln, die eine Depression auslösen oder sehr fördern kann. Die Depression selbst sorgt dann zudem dafür, dass man die so wichtig erscheinende Frage nicht mehr beantworten kann, weil die denkbaren Ziele nun noch unerreichbarer erscheinen.
Um diesen Teufelskreislauf zu durchbrechen muss man irgendwie lernen sich diese Frage nicht mehr zu stellen, was du durch weniger Nachdenken erreicht hast und was ich dadurch erreicht habe, dass ich mit Hilfe der gefühlten Sinnlosigkeit jeden möglichen übergeordneten Lebenssinn für grundsätzlich sinnlos erklärt habe.

Deine Strategie, sich möglichst wenig Gedanken über die Dinge zu machen und sie einfach nur zu tun, wäre schon grundsätzlich nichts für mich. Sicherlich, wenn man depressiv ist,dann macht man sich über viele Dinge viel zu viele negative Gedanken, die sich irgendwann verselbstständigen und nicht mehr aufhören wollen. Auch wenn ich hier schreibe, so ist es doch so, dass ich meine ehemals sehr schweren Depressionen längst überwunden habe, so dass ich durchaus weiß, wie ich mit meinen Gedanken und Gefühlen gedanklich umgehen muss - besonders mit den traurigen und negativen - so dass ich nicht mehr an solchen extremen Gedankenspiralen leide. Für mich ist es inzwischen eine Stärke, dass ich über die Dinge nachdenken und sie hinterfragen kann, so dass ich auf keinen Fall dies ändern möchte. Mein Probleme liegen eh nicht in meinen Gedanken, sondern viel mehr in meinen gedanklich kaum zu beeinflussenden Gefühlen. Ich könnte niemals den alleinigen Sinn in der Arbeit im Geld verdienen sehen, weil ich genau weiß, wie ich gefühlsmäßig darauf reagieren würde. Ich muss beispielsweise darauf Rücksicht nehmen, dass ich bei jeder Tätigkeit irgendwann an den Punkt komme, wo meine Motivation ohne das Zutun von Gedanken zusammensackt. Wenn ich mich dann weiter dazu zwingen würde, dann würden die negativen Gefühle die Motivation völlig zerstören. Ich habe gelernt, dass ich dies nur umgehen kann, wenn ich dann etwas anderes mache, so dass ich immer zwischen vielen Aufgaben hin und her springe, um meine Motivation aufrecht zu erhalten. Ich habe aber auch schon oft von Anderen Verständnislosigkeit für dieses ständig wechselnde Verhalten geerntet, weil sie es nicht verstehen konnten, besonders wenn ich eine fast fertige Aufgabe für längere Zeit liegen gelassen habe, um etwas anderes zu tun. Ich muss diesem Verhalten Rechnung tragen und akzeptiere es, aber es ist schwer vorstellbar, wie ich so dauerhaft einen Beruf ausüben soll.
Sicherlich kann man dann durch das Geld sich viele Probleme vom Hals halten, aber diesbezüglich habe ich gelernt, dass man dies auch durch sehr geringe Ansprüche ans Leben schaffen kann - was aber nicht gerade befriedigend ist.
Außerdem widersprichst du dich doch selbst, du schreibst, dass du auch oft Spaß an der Arbeit hast, also ist da doch noch mehr als "nur" Geld verdienen. Ich frage mich, ob du auch noch so denken würdest, wenn du einen extrem langweiligen und sinnlosen 12 Stunden Job hättest, wo du absolut keinen Spaß erleben würdest.

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Nordi
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Beitrag Do., 19.07.2012, 07:46

Ratlosigkeit hat geschrieben:Der Sinn des Lebens ist Leben. Mehr wissen wir nicht und werden wir nicht wissen. Wenn man aufhört zu leben um über den Sinn des ganzen nachzudenken, kriegt man automatisch Depressionen.
Den Sinn des Lebens nur im Leben zu sehen, empfinde ich als sehr flach und aufs geringste beschränkt. Ich bezweifle sehr, dass man mit so einer Sicht dauerhaft wirklich besser dran ist, besonders wenn man ein sehr langweiliges oder leidvolles Leben führt. Nach dem ich mir vor einigen Jahren fast das Leben genommen hätte, da rettete mich zwar auch nur der Gedanke, dass ich trotz allem leben möchte, aber mehr als nur eine wichtige Basis ist dieser Gedanke nicht. Gerade wir Menschen sind doch durch unsere Fähigkeit zum denken in der Lage unser Leben jederzeit in neue Bahnen zu lenken und müssen uns nicht damit zufrieden geben, dass wir nur leben.

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Nordi
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Beitrag Do., 19.07.2012, 07:54

Hi Wanderer,
du schreibst, dass du Harz 4 bekommst, daher würde mich interessieren, wie die Arbeitsagentur damit umgeht.
Besonders würde mich dabei auch interessieren, wie du ihnen dies erklären konntest, weil ich das Problem habe, dass ich zwar Harz 4 beantragen und mich mich dort beraten lassen müsste, ich dies aber seit Jahren vor mir her schiebe, weil ich Angst vor deren Reaktion auf meine seltsamen Angst bedingten Gründe habe.

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onida
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Beitrag Do., 19.07.2012, 13:33

Hi Nordi,

ja, das mit der Motivation, die Du Dir erst stricken musst, weil Du sie nicht in Dir findest, ist genau die Krux. Ich denke es ist erfüllender, wenn man sich in Dinge versenken kann, weil sie mit einem selbst zu tun haben, als rationale Strategien zu entwerfen, mit denen man die eigenen Gefühle quasi hinters Licht führt. Dein Ansatz, Dich den Dingen so lange zu widmen, wie sie Dich fesseln, geht doch schon in diese Richtung. Nur vielleicht könntest Du als kleines Add-on auch noch Deine Wertung über Bord werfen und Dich ausschließlich auf die Momente konzentrieren, in denen Du der jeweiligen Beschäftigung etwas abgewinnst. That's it. Und das ist auch alles, was ich sagen wollte.

Was die Leute betrifft, die den Sinn des Lebens glauben zu kennen: Meiner Meinung nach sind das ängstliche Menschen, die ein Gerüst brauchen, weil sie den freien Fall nicht ertragen. Du kannst ans Paradies und die Hölle glauben und Dein ganzes Leben danach ausrichten, dieser Annahme entsprechend das Richtige zu tun. Warum nicht? Wenn's hilft. Aber die Wahrheit ist es mitnichten. Du kannst Dich einsam auf den Gipfel eines Berges zurückziehen und als Eremit asketische und meditierend Dein Leben leben. Jedem das Seine. Aber ist das der Sinn des Lebens?

Den Sinn kann jeder einzelne dem Leben nach seiner Facon geben. An den beiden beispielhaft angeführten Lebensweisen ist nichts auszusetzen, solange sie ihre Mitmenschen in Frieden lassen. Es ist ein individueller Sinn, kein objektiver. Ich denke, wenn es gelingt, den eigenen Ängsten nicht so viel Raum zu geben, dann kann man gut ohne solche Gerüste auskommen und sich auf das konzetrieren, was man gerade tut. Das ist schwer genug.

Und was einen Job wegen des Geldverdienens angeht: es gibt halt Dinge, die gemacht werden müssen. Du könntest auch argumentieren, dass es zu trivial ist, die Wohnung nur wegen der Reinlichkeit zu putzen. Die Sauberkeit gibt dem Putzen wirklich sehr wenig Sinn per se, musst Du aber trotzdem ab und zu machen, wenn Du nicht im Siff versinken willst. Genauso brauchst Du halt auch Geld, wenn Du leben willst. Sinn kannst nur Du alleine dem Putzen oder dem Arbeiten geben.

Dennoch verstehe ich Deine Argumentation sehr gut. Du machst Dir mit ihr das Leben ziemlich schwer, weil Du Deinen Ansprüchen nicht genügst, wenn ich das richtig verstanden habe. Dann musst Du Dich als Versager fühlen und Dich immer wieder abwerten. Das macht einem schlechte Gefühle und ist entmutigend. Darin steckt die berüchtigte Frage nach Henne oder Ei: Bist Du tatsächlich so schlecht? Oder sind Deine Ansprüche unstimmig? Ich würde sagen, Du bist selbstverständlich nicht schlecht und auch kein Versager, das ist letztlich kein Mensch. Aber Deine Ansprüche passen vielleicht nicht richtig zu Dir. Du kannst Dich abstrampeln ohne Ende, wenn Du Dir in den Kopf gesetzt hast, dass Birnen an einem Pflaumenbaum viel schöner aussehen. Vielleicht schaffst Du es mit der ensprechenden Fachkenntnis sogar irgendwann ein paar kümmerliche genveränderte Birnen an den Pflaumenbaum zu bringen. Erfolgreicher wärst Du aber bestimmt, wenn Du Dich in Hingabe um den Pflaumenbaum kümmerst, er wird wachsen und die schönsten Pflaumenblüten und prallsten Pflaumen treiben. Das wäre bestimmt ein Quell großer Freude.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Fr., 20.07.2012, 18:16

Nordi hat geschrieben:Den Sinn des Lebens nur im Leben zu sehen, empfinde ich als sehr flach und aufs geringste beschränkt. Ich bezweifle sehr, dass man mit so einer Sicht dauerhaft wirklich besser dran ist, besonders wenn man ein sehr langweiliges oder leidvolles Leben führt.
Du verstehst nicht... LEBEN ist nicht im Sinne von Existieren gemeint, sondern: sein Leben fühlen, empfinden, aktiv gestalten, eben ERLEBEN - aber dass Du das nicht erkennst, nehme ich als Symptom der Depression.

"Ich möchte den Drang zu Handeln lieber verspüren, als ihn definieren zu können" sagte Thomas a Kempis, bereits im 14 Jahrhundert.
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Nordi
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Beitrag Fr., 20.07.2012, 19:03

Ratlosigkeit hat geschrieben: Du verstehst nicht... LEBEN ist nicht im Sinne von Existieren gemeint, sondern: sein Leben fühlen, empfinden, aktiv gestalten, eben ERLEBEN - aber dass Du das nicht erkennst, nehme ich als Symptom der Depression.
Dies nicht so zu interpretieren ist bei mir kein Symptom einer Depression, sondern ein Symptom einer Angststörung und einer dadurch bedingten sozialen Isolation.
Für mich ist es eben sehr schwer mein Leben aktiv zu gestalten und zu erleben, weil mir meine sozialen Ängste immer im Weg stehen.

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onida
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Beitrag Sa., 21.07.2012, 09:02

Nordi,
ich habe die Erfahrung gemacht, dass Angst wegging, wenn ich mich bewusst auf sie konzentriert, sie einfach gelassen habe und nicht unkontrolliert in Verzweiflung geraten bin. Sie kam wieder, wurde aber immer weniger bedrohlich.
Unter Leben aktiv gestalten würde ich nicht zwangsläufig und ausschließlich Aktivitäten verstehen, die den Kontak zu anderen Menschen erfordern. Alles, was Du bewusst machst, sei es auch banal, ist aktive Gestaltung und Erleben.

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Sinarellas
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Beitrag So., 29.07.2012, 15:20

"ich versuche mich immer wieder für mein leben zu motivieren und mir z.b. eine kleine arbeit zu suchen, aber in mir sitzt laufend eine frage: wofür? wofür das ganze? morgens aufstehen, arbeiten gehen, abends heimkommen, essen machen, ins bett gehen, am wochenende erholen....ist das alles im leben? "

und ja genau das ist leben (auch).
so gehts mri grad, frisch ind er arbeitswelt angekommen und es ist ein teils sehr eintönier alltag.
man muß sich eben etwas suchen, was einem freude bereitet. Was erfreut dich denn?

sina
..:..

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