Objektkonstanz

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candle.
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Objektkonstanz

Beitrag Mo., 16.07.2012, 19:44

Hallihallo!

Ich hoffe, ich habe das richtige Wort geschrieben bzw. gefunden: Objektkonstanz

Natürlich habe ich dazu schon ein wenig gelesen und irgendwie scheint mir die Erklärung weitgehend klar. Die Frage ist vielmehr wie sich das bemerkbar macht bzw. wie das "wegzubekommen" ist.

Wenn ich das so richtig verstanden habe, ist es etwas was der Seele fehlt wie ein schwarzes Loch, aber wie füllt man das eigentlich in Therapie?

Danke!
candle
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Corumbra Myosotis
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Beitrag Mo., 16.07.2012, 19:57

Hey, Candle.

Als schwarzes Loch würde ich das nicht sehen.

Objektkonstanz ist meistens gut.

Bzw. ihr Fehlen ist problematischer:
Als ein Ungleichgewicht zwischen Idealisieren und rapiden Entidealisiern würde ich es definieren. Also Menschen nur als sehr Schwarz-Weiß betrachten zu können. Auch vielleicht als einen Menschen nicht internalisieren können, sobald er nicht anwesend ist.

Sofern sie vorhanden ist, kann man halt auch an einen Menschen glauben / ihm vertrauen, auch wenn er sich einen Fehler geleistet hat oder nicht permanent "da" ist oder versichert es zu sein.

Wieso sollte man das abtrainieren wollen?

(Du siehst, mir wird Deine Frage nicht ganz klar. Bitte um Aufklärung, wenn ich grad zu blöd bin dahinter zu steigen.)
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candle.
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Beitrag Mo., 16.07.2012, 20:00

Hihi, ja wie peinlich, ich meinte auch umgekehrt. Ich verstehe es einfach nicht ganz wie man das nicht bekommt, auch wenn mir die Bindungserklärung einleuchtend ist. Ich glaube das wird ein schwieriges Thema, aber vielleicht kann ich Betroffene ja besser verstehen.

candle
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Anne1997
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Beitrag Mo., 16.07.2012, 20:18

Hallo Candle,

der Begriff ist ja ein "guter Begriff" im Sinne von: Gegenstände / Menschen sind auch dann noch existent, wenn ich sie gerade nicht sehe (z.B. mein Fahrrad vor der Haustür, der Bäckerladen um die Ecke, meine Zucchini im Garten, das Dorf, in dem ich wohne usw., meine Arbeitskollegen).
Diese (kognitive) Fähigkeit muss mehr oder minder erlernt werden. Auffallend z.B. im Kindergarten, wenn das Kind zum ersten Mal bewusst von der Mutter in einer fremden Umgebung verlassen wird. Sie ist noch da, auch wenn sie nicht da ist - nicht so einfach zu verstehen.
Ein ähnlicher Begriff dafür ist Objektpermanenz (oder auch: Personenpermanenz).

Und als zumindest leicht Betroffene* (das wurde mir erst ganz spät klar): wenn meine mir nächste Freundin sich über längere Zeit nicht gemeldet hatte, zweifelte ich zutiefst an dieser Freundschaft, musste mich vergewissern, dass sie noch als Freundin "da" ist. Längere Abschnitte der "Funkstille" beunruhigten mich sehr und sorgten wohl für das "schwarze Loch", von dem Du schreibst (ein Gefühl der Leere und Verlassenheit).
Mit dem heutigen Wissen und vor allem Fühlen, sind mir diese Phasen sehr "bewusst" und vor allem kann ich sie mit ihr (der Freudin) "verkommunizieren", mich austauschen. Das tut "verdammt" gut.

Diese Seite habe ich gerade beim Googlen gefunden: eine "richtig" Betroffene (Borderlinerin) erzählt aus ihrem Leben und gebraucht auch diesen Begriff. Meiner Meinung nach ziemlich lesenswert: so persönlich wie (im Internet) möglich, konkret, bei sich bleibend, klug reflektierend. Sie ist sich ihrer Krankheit sehr bewusst und hat viel erreicht, "Heilung" war wohl auch möglich (soweit man das von außen erfassen kann).

Lieben Gruß,
Anne

* Nachtrag: hier also im Sinne von "fehlender Ojektkonstanz".
Zuletzt geändert von Anne1997 am Mo., 16.07.2012, 20:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Corumbra Myosotis
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Beitrag Mo., 16.07.2012, 20:24

Ah, gut, so macht das Sinn. Es geht also um fehlende Objektkonstanz.

Ich kann das für mich persönlich leider partiell nachvollziehen. Also diesen Auf-/ und Entwerten ist bei mir nicht die Schwierigkeit, aber der Punkt, den das Vertrauen angeht und die Eigenschaft sich auf Menschen verlassen zu können.

Ich glaube zu der Problemtik kommt es oft, wenn ein Bruch im Urvertrauen stattfand (sprich schon in der Kindheit, eben diese Bindungsproblematik). Wenn sich dann immer wieder ähnliche Ereignisse im Laufe des Lebens abspielen, wird dieser Verlust des Urvertrauens nur heftiger.

Ich glaube ja, daß man das nie ganz wieder gewinnen kann, auch wenn man noch so sehr daran arbeitet. Daß man höchstens die Symptome überwinden kann, aber die Zweifel dennoch immer bleiben. Udn selbst ersteres ist harte Arbeit - Jed nachdem wie stark diese Erschütterung natürlich ist.
Vor allem ist auch das mal wieder Bezihungsarbeit udn braucht eien Menge Mut. Sprich man muss sich bewusst dafür entscheiden Dinge zu tun, die ein Vertrauen in Menschen voraussetzt, auch wenn man die normalerweis enicht tun würde, um sich zu schützen. Wenn das dann gut geht, gewinnt man vielleicht ein Stück dieses verloren gegangenen Vertrauens zurück. Wenn nicht, wird es umso ärger (Je nachdem, wieviel Ausdauer da ist ...).
Und ein Therapeut kann natürlich die Person sein, an der man ein Stück weit wieder lernen kann zu vertrauen, durch ein Höchstmaß an Geduld, Verlässlichkeit, etc. ... Und davon gibt es nicht so viele, glaube ich.

Die Sache ist halt schwierig, weil es nichts ist, woran man konkret arbeiten kann und es viel Zeit braucht. Es gibt da ja auch mehrere Abstufungen in der Fähigkeit der Objektkonstanz. Je nachdem wie bschädigt die ist, wird es halt schwieriger. Udn ich glaube auch, daß es manchmal schlciht unmöglich ist, die wieder voll herzustellen.

All das ist natürlich nur meine Meinung und die eines Laien. Ich hoffe, Du kannst irgendetwas damit anfangen.
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leberblümchen
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Beitrag Mo., 16.07.2012, 20:38

Anne, bei mir ist es sogar so, dass ich beim Versteckspielen mit meinen Kindern wirklich Panik bekomme - kein Scherz. Wenn meine Kinder früher sog. 'Geheimwege' gegangen sind, dann hatte ich wirklich Angst, dass sie verlorengehen. Wenn sie sich hinter einem Baum versteckt haben, dann waren sie für mich einfach WEG. Man kann das gar nicht beschreiben, weil es unglaublich klingt. Das sind Fähigkeiten, über die ein Kleinkind verfügt - ich hab sie nicht...

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candle.
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Beitrag Mo., 16.07.2012, 20:40

Ah danke!

Die fehlende Objektkonstanz wurde ja in der letzten Zeit oft gestreift und ich bekomme da auch therapeutisches Feedback. Ich konnte nämlich nicht verstehen als meine Schwester mal sowas äußerte beim Umzug, weil es so weit war und ich das so vertand als wäre ich auf Entfernung quasi für sie tot. Ich wußte damit auch nichts anzufangen. Nun weiß ich wie es in etwa zustande kommt, aber wie man mit einer Person umgeht, die das so fühlt, weiß ich leider nicht.

candle
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hope_81
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Beitrag Mo., 16.07.2012, 21:46

ohhh Candle,
ich habe Dich hier immer so hart erlebt... Aber das bist du garnicht...Du bist eigentlich total sensibel....
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Anne1997
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Beitrag Di., 17.07.2012, 06:44

[quote="candle."]ch konnte nämlich nicht verstehen als meine Schwester mal sowas äußerte (...) und ich das so vertand als wäre ich auf Entfernung quasi für sie tot. (...) aber wie man mit einer Person umgeht, die das so fühlt, weiß ich leider nicht.[/quote]
Liebe candle,

im Falle Deiner Schwester: frag' doch einfach mal bei ihr nach, ob es für sie so ist, wie Du es verstanden hattest. Und Du kannst ihr bestätigen, dass sie Dir als Schwester wichtig und Dir der Kontakt zu ihr - egal über welche Entfernung - von Bedeutung ist. Evtl. hin und wieder mal eine Mail oder Postkarte schreiben - in Abständen, die für Dich stimmen; regelmäßige Anruftermine vereinbaren (1x im Monat, in der Woche etc., so wie es für euch stimmig ist). Usw., da gibt es viele Möglichkeiten. Meine Freunde und ich pflegen auch Telefon"updates" , wo jeder kurz erzählt, was gerade ist, was ansteht usw.

In therapeutischen Situationen gibt es, wenn Verlassenheitsängste ausgelöst werden, diese "Übergangsobjekte" (die nicht unbedingt real (z.B. Bilder, Stofftiere, Postkarten ....) sein müssen, es genügen Gedanken, Vorstellungen (wo der Therapeut z.B. in Urlaub ist)), z.B. bei längerer Abwesenheit des Therapeuten usw. (das Thema kommt in anderen Threads schon vor).

Herzliche Grüße,
Anne

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Aisha40
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Beitrag Mi., 18.07.2012, 16:46

Hallo,

bei mir ist es so, dass ich keine emotionale Bindung zu Personen oder Sachen habe, d. h. ich habe keine inneren Bilder, habe nie einen Menschen z. B. meine Kinder, wenn Sie mit den Großeltern im Urlaub waren vermisst, kann mich nicht an die Farbe der Augen erinnern oder fühlte mich fremd wenn ich nach dem Urlaub nach Hause kam. Ich konnte keine Gefühle, wenn ich an die Person dachte, abrufen. Das heißt aber nicht, dass die Personen tod waren für mich. Sie waren einfach nicht da und nicht greifbar. Gelebt habe ich mit der fehlenden Objektkonstanz gut, denn ich kannte es nicht anders und habe nichts vermisst. Für mich war es einfach normal.

Mittlerweile habe ich durch die Therapie gelernt, dass es diese Objektkonstanz gibt und durfte auch schon diese erleben. Wie man es lernt kann ich nicht sagen, aber es kam plötzlich an einem Wochenende, dass ich mich an Worte und Gesten meines Therapeuten erinnert habe und diese dann auch so wie in der Therapiestunde fühlen konnte. Er war da für mich obwohl er nicht anwesend war.

LG
Aisha

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Wandelröschen
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Beitrag Mi., 18.07.2012, 23:58

Aisha40 hat geschrieben: bei mir ist es so, dass ich keine emotionale Bindung zu Personen oder Sachen habe, d. h. ich habe keine inneren Bilder, habe nie einen Menschen z. B. meine Kinder, wenn Sie mit den Großeltern im Urlaub waren vermisst, kann mich nicht an die Farbe der Augen erinnern oder fühlte mich fremd wenn ich nach dem Urlaub nach Hause kam. Ich konnte keine Gefühle, wenn ich an die Person dachte, abrufen. Das heißt aber nicht, dass die Personen tod waren für mich. Sie waren einfach nicht da und nicht greifbar. Gelebt habe ich mit der fehlenden Objektkonstanz gut, denn ich kannte es nicht anders und habe nichts vermisst. Für mich war es einfach normal.
mh, da schreibst du was, da muss ich jetzt mal für mich drüber nachdenken.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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