Kontakt zur Familie - ja oder nein?

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Kontakt zur Familie - ja oder nein?

Beitrag Do., 12.07.2012, 15:19

Hallo Ihr Lieben,

ich hatte schon einmal einen Thread geschrieben über Kontaktabbruch zu meiner Borderline Mutter und mir wurde sehr viel von Euch geholfen.

Ich hatte den Kontakt zu meiner psychisch kranken Mutter (kombinierte Persönlichkeitsstörung, u.a. Borderline) also abgebrochen und nach einigen anfänglichen Zweifeln hat mir das sehr gut getan. Kurz danach hatte ich meine Schwester und Nichte zu Besuch. Das eskalierte dann, indem meine Schwester wegen einer Kleinigkeit einen Wutanfall bekam, mich anbrüllte, einfach plötzlich wieder im Morgengrauen abreiste (mich quasi stehen ließ) und mir einen bösen Brief hinterließ, in dem (kurzgefasst) stand, dass ich sie hassen würde und die nette Schwester nur spiele, mich in Wahrheit an ihr rächen will, weil ich immer die Schläge bekam und sie nicht, was so absurd war, dass ich gelacht hätte, wäre ich nicht so geschockt gewesen. Mein Partner war die ganze Zeit dabei und brauchte Tage, um diesen Ausbruch zu verarbeiten. Jedenfalls spürte ich deutlich ihren Hass auf mich, den sie wohl auf mich projizierte. Der Auslöser war - wie erwähnt - eine Kleinigkeit, ich hatte ihr widersprochen bzw. sie kritisiert (in ruhigem Ton), was ich sonst vermeide, weil ich weiß, dass sie dann ausflippt. Meine Therapeutin meinte, dass meine Schwester sicher auch Borderline hat.

Das ist aber ein anderes Thema, worauf ich eigentlich hinaus will:

Ich habe mich dann bei meiner Schwester nicht mehr gemeldet, hatte auch kein Bedürfnis. So hatte ich nun überhaupt keinen Kontakt zu meiner Herkunftsfamilie mehr, was eigentlich besser war, als so eine anstrengende Familie zu haben, es ging mir gut. Meine Mutter schrieb mir sehr oft SMS und bettelte um Kontakt, worauf ich nicht reagierte. Ich genoss einfach mein Leben mit meinem Partner. Nach ca. einem Jahr hat meine Mutter mir dann einen Brief geschrieben, in dem sie sich für alles entschuldigt hat, was sie mir in meiner Kindheit angetan hat. Es war ein sehr langer und gefühlvoller Brief, sie hatte ihn wohl mit ihrer Thera geschrieben. Sie bat mich um Verzeihung. Ich habe viel geweint beim Lesen und ihr dann geantwortet, dass ich ihr verzeihe, aber meine Gefühle für sie sehr ambivalent sind. Seither schreiben wir uns ab und zu. Sie ist wirklich sehr bemüht und lieb, fast schon zu lieb für mich, es erdrückt mich irgendwie. Sie war sehr lange in der Psychiatrie, nun ist sie seit einer Woche zu Hause und fragt nach, wann ich sie besuchen komme, will meine Telefonnummern haben und mich anrufen.

In mir sträubt sich aber alles dagegen, ich habe einfach keine Lust dazu, das wieder intensiver werden zu lassen. Ich würde sie nur besuchen, weil sie sich entschuldigt hat, sich viel Mühe gibt und mich unbedingt sehen will. Und weil ich ansonsten ein schlechtes Gewissen hätte. Aber ich habe weder Lust auf meine alkoholkranke Oma, noch auf meine Schwester und auch nicht auf meine Mutter (leben alle in einem Ort). Ich möchte eigentlich meine Ruhe, aber ich trau mich nicht, das meiner Mutter zu sagen, weil ich weiß, dass das sehr schlimm für sie wäre. Nachdem mein Vater an Krebs gestorben ist vor drei Jahren, ist sie psychisch total zusammengebrochen und war lange suizidgefährdet. Sie klammert sich sehr an uns Kinder und ich trau mich nicht, den Kontakt wieder abzubrechen. Sie tut mir ja auch eigentlich nichts mehr und bemüht sich, aber der Kontakt zieht mich total runter. Ich würde 500 km übers Wochenende dort hin fahren, mich total unwohl fühlen und bräuchte wieder Tage, um diese Gefühle abzuschütteln. Sie würde sich total bemühen, uns von vorne bis hinten bedienen, alles mögliche aufkochen und ich hätte das Gefühl, dass ich doch eigentlich dankbar dafür sein müsste. Sie hat in meiner Kindheit an mir alles abgeladen, hat mich angebrüllt, angespuckt, gedemütigt und geprügelt und nun umschlägt sie sich vor Bemühung und ich kann überhaupt nix mehr damit anfangen oder mich darüber freuen. Außerdem befürchte ich, dass meine Mutter weiter zu viel trinken und unglücklich mit ihrem Leben sein wird. Ich kann einfach diese ständig depressiven und gemütskranken Menschen nicht mehr ertragen. Zwar komme ich mir da gemein vor, aber so sind eben meine Gefühle. Ich weiß, dass Ihr mir jetzt keine Lösung präsentieren könnt, aber mich würde mal Eure Meinung dazu interessieren.

Danke und viele Grüße
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"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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hope_81
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Beitrag Do., 12.07.2012, 16:56

Hallo liebe Freifrau,
ach wie gut kann ich Dich verstehn... Viel zu gut eigentlich.
Deine ambivalenten Gefühle und auch Dein schlechtes Gewissen sind mir nur all zu vertraut. Zum verrückt werden, nicht wahr?
Ich kann Dir nur raten,Deine Gefühle diesbezüglich ernst zu nehmen und eine gesunde Distanz wahren. Ich finde mit den Briefen tust Du schon genug. Du bist für Deine Mutter und Ihre Gefühle absolut nicht verantwortlich. Ist ja schön, dass Sie sich so um Dich bemüht und damit geht der Eiertanz weiter. Ach wie ich diese Muster hasse und verabscheue...Widerlich...
Wo das Ganze irgendwann enden wird, denke ich, weißt Du...
So schwer das ist, so weh das tut, so zerissen es sich anfühlen mag, fahr nicht hin. Vertraue Deinem Gefühl!
Alles Liebe
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Beitrag Do., 12.07.2012, 18:38

Hallo hopeless,

danke für Deine lieben und verständnisvollen Worte. Darf ich fragen, woher Du das kennst? Hast Du auch so eine Mutter?

Ja, ich weiß, wo das enden wird. Ich weiß auch nicht mehr, wie oft sie sich schon bei mir entschuldigt hat, als ich noch Kind war. Aber gut, dass Du den Eiertanz erwähnst. Ich vergesse immer (oder verdränge?), dass dieses übertrieben Bemühte und Nette ja so zum Krankheitsbild gehört und dass es alles wieder kippen wird. Vielleicht nicht so schnell, aber es wird.

Ich denk auch, ich werde nicht hinfahren. Allein der Gedanke daran... Schrecklich! Ich muss nur noch überlegen, wie ich es mache, also ob ich es ihr direkt schreibe oder mich erstmal einfach zurück ziehe. Bzw. ob ich auf Distanz bleibe oder den Kontakt wieder ganz abbreche. Momentan tendier ich zu Letzterem.

Liebe Grüße
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 12.07.2012, 19:37

Kannst du nicht einen Mittelweg zwischen Abbruch und von ihr vereinnahmt werden finden?

Also zB ihr einen sehr netten Brief schreiben daß du ihre Bemühungen wertschätzt, aber erklärst daß ein näherer Kontekt eben Problem x bei dir auslöst. Und du gerne bereit bist zu Kontaktintensität y, aber eben nicht mehr, und du sie bittest dich nicht in so einer Weise zu vereinnahmen. Du auch weisst daß es ihr schlecht geht, du dich aber nicht in der Lage dazu fühlst ihr hierbei Unterstützung zu leisten und sie sich hierzu bitte professionelle Unterstüztung holen soll.

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hope_81
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Beitrag Do., 12.07.2012, 19:52

Hallo Freifrau,
ich bin selber gebranntmarktes Kind einer Borderlinefamilie, habe auch Bordis im Bekanntenkreis und ne Cousine. Ich verstehge sogar, dass Du das "Monster" in ihr verdrängst. Ging mir auch immer so, was habe ich die Tage, Stunden, Minuten genossen, in denen ich idealisiertes Objetkt wahr und wie tief bin ich jedes verdammte Mal wieder gefallen. Fürchterlich diese Dynamik... Ich für meinen Teil habe wahrscheinlich alles was ich an Literatur über diese Störung gefunden habe verschlungen, mittlerweile bin ich so fasziniert von diesem Störungsbild, dass ich angefangen habe Psychologie zu studieren um später in der Forschung tätig sein zu können.
Ich habe einen Weg für mich gefunden mich so abzugrenzen, dass ich den Menschen und seine Störung sehe, von der Störung habe ich mich abgegrenzt, von dem Menschen nicht.
Es war ein steiniger, harter und langer Weg und ohne eigene Psychotherapie wäre das wohl unmöglich gewesen.
Wenn Du aber noch so tief verletzt bist, was absolut nachvollziebar und verständlich ist, dann entferne Dich aus diesen "Klauen"!!! Und zwar so lange, bis Du einen Weg gefunden hast mit ihr umzugehen.
Ich verstehe Deinen Konflikt, sie ist Deine Mama und Mamas liebt man einfach, wäre da nicht dieses alles zerstörende andere Gesicht...
Wie Du das machst? Mit Ehrlichkeit. Sage ihr ganz klipp und klar, dass Dich Ihr Verhalten verstört, verletzt, hilflos, wütend und verzweifelt macht. Du nach einem Weg suchst für Dich damit umzugehen. Sag Ihr, dass Sie mit emotionaler Erpressung bei Dir nichts erreicht. Will Sie sich töten, so möge sie bitte in eine Klinik gehen.oder es eben tun (klingt hart, anders gehts aber nicht).
Du lässt Dich zu nichts mehr zwingen, auch nicht von ihr. Sie wird es in der Klinik gelernt haben, davon gehe ich einfach einmal aus.
Appeliere an ihren Verstand, der funktioniert auch bei Borderlinern und wenn sie wütend darüber wird, leg dewn Hörer auf oder setze anders Grenzen.
Die Zeit mit Drohanrufen/Sms überbrücke mit Ignoranz und mache Dir stets bewusst, das ist alles nur die krankhafte Dynamik der Störung, nicht Deine Mama!
Ich denke dadurch kann man damit etwas gelassener Umgehen. Ein "JA JA LECK MICH AM ARSCH, Borderline"
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Benjamin Disraeli

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Beitrag Fr., 13.07.2012, 07:59

Hallo münchnerkindl,

ich habe auch schon über einen Mittelweg nachgedacht. Es ist nur so, dass ich auch deswegen am liebsten alles hinschmeißen würde und meine Ruhe hätte, weil ich eben weiß, dass dieses Abgrenzen ihr gegenüber sehr hart ist für mich. Es ist immer wieder Arbeit, ich neige auch dazu, mir immer wieder viel zu viele Gedanken deswegen zu machen, mit meinem Gewissen zu kämpfen. Und wenn sie mir dann wieder schreibt von Ihren Sorgen und Nöten (sie ist dann wie ein hilfloses Kleinkind, mein Papa hatte ihr wirklich alles abgenommen), dann muss ich sofort gegen einen Helferimpuls ankämpfen, weil ich ihr eigentlich nicht mehr helfen mag. Und es kommt eben dann immer wieder das schlechte Gewissen hoch, weil ich sie nicht besuche und besuchen möchte ich sie einfach nicht. Seit sie mich vorgestern gefragt hat, hab ich nachts Alpträume deswegen. Professionelle Hilfe hat sie schon, aber in dem Moment, in dem sie wieder zu Hause ist, gehts ihr halt trotzdem besch... Nur in den Phasen, in denen sie mehrere Monate in der Klinik ist, geht es wieder, weil sie betreut wird. Eine dauerhafte Betreuung (z.B betreutes Wohnen) lehnt sie aber ab.

Aber ich werde wohl ihr erstmal schreiben, dass ein Besuch für mich zur Zeit nicht infrage kommt und dass ich mich gerne erstmal weiter mit ihr schreiben würde. Dann werde ich weiter sehen.

Liebe hopeless,

ja, dann kannst Du mich ja verstehen. Ich habe auch eine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie gemacht, weil ich einfach verstehen wollte, was mit meiner Mutter los ist und den Männern, die ich damals anzog und die ein ähnliches Krankheitsbild zeigten. Ich arbeite aber nicht in dem Beruf, weil mir inzwischen klar geworden ist, dass ich das nur gelernt habe, um meine Mutter zu verstehen und eigentlich nicht wirklich mit solchen Menschen arbeiten will, wirklich überhaupt gar nicht! Inzwischen mache ich seit Jahren eine Gruppentherapie, möchte aber noch eine Einzeltherapie machen. Es wäre schön, wenn ich auch einen solchen Umgang lernen könnte. Ich bin leider (noch) nicht in der Lage, die Krankheit vom Menschen zu trennen. Aber Kontaktabbruch wäre für mich eben auch noch immer eine Option. Das werde ich auch tun, wenn ich merke, dass es mir zu sehr schadet.

Vielen Dank an Euch und liebe Grüße
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Beitrag Do., 19.07.2012, 14:08

Hallo an Alle,

ich wollte das nochmal hoch holen und Neues berichten. Ich habe inzwischen gemerkt, dass ich seit dem Entschuldigungsbrief meiner Mutter wieder ins alte Muster gerutscht bin. Also ich habe ihr geschrieben, dass ich ihr verzeihe, dann haben wir uns hin und her geschrieben, als wäre nichts gewesen und sie wollte, dass ich sie besuche. Daraufhin ging es mir nicht gut und ich hatte wieder Alpträume.

Mir ist bewusst geworden in den letzten Tagen, dass ich meine wahren Gefühle meiner Mutter gegenüber noch immer verleugne, um sie zu schonen. Und auch, weil ich noch immer die kindliche Angst in mir habe vor ihrer Reaktion, davor, dass sie mir weh tut, wenn ich meinen Zorn und meine wahren Gefühle zeige.

Ich befürchte, für sie lag der Fokus bei der Entschuldigung darauf, dass sie von ihren Schuldgefühlen entlastet wird und der Kontakt wieder entsteht. Dabei sollte der Fokus darauf liegen, dass die Realität nicht mehr verleugnet wird, genau das würde mir helfen. Dass ich zu meinen Gefühlen stehen darf und darüber reden. Aber nein, ich bin schon wieder die brave Tochter, die so tut, als wäre alles prima.

Ich kann dazu sehr die Bücher von Alice Miller empfehlen, besonders das Buch "Dein gerettetes Leben".

Ich habe meiner Mutter geschrieben, wie es mir wirklich geht, dass da noch viel Wut ist und Misstrauen und das ich das Gefühl habe, ich darf das nicht zeigen und alles soll so sein wie immer. Als ich z.B. ihr geschrieben habe, dass das Verhältnis zu Papa doch gar nicht so harmonisch war, wie sie immer behauptet, hat sie mir erst einmal ewig nicht mehr geschrieben und ist dann gar nicht darauf eingegangen. Noch immer soll ich in dieser verlogenen scheinwelt leben.

Ich habe auch geschrieben, dass ich mich erstmal zurück ziehen möchte, keine Mails und Briefe mehr lese und mich eventuell irgendwann wieder melde.

Viele Grüße
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Waldschratin
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Beitrag Do., 19.07.2012, 15:43

Ich find das ne sehr gute Lösung.
So ne "schräge Bindung" läuft ja doch wie ne Co-Abhängigkeit und damit bist du die Letzte,die für deine Mutter verantwortlich sein sollte.
Ich kenn das ja auch : als Kind beiweitem mehr die "Mutter" für die Mutter sein zu sollen,als diese einem je Mutter sein wird.Nach allem,was du von ihr schreibst,hat sie das aber noch lange nicht so erkannt,und wird es vielleicht auch nie.Meine Mutter jedenfalls wird das wohl nie...Sie ist jetzt 77 und stellt nach wie vor Manipulationen an,um mich dazu zu bekommen,sie zu "pflegen" - wo ich doch Krankenschwester bin und sie ja soooooo pflegebedürftig,daß es mein Bruder und meine Schwägerin nicht schaffen können.Sie schreckt nicht mal davor zurück,jetzt meinen Bruder in den Wahnsinn zu treiben,obwohl er ja eigentlich ihr "Prinz" ist.Und das,obwohl (oder grade weil...?) wir seit Jahren keinen direkten Kontakt mehr haben.

Meine Mutter macht mich damit auch zur "Herzlosen" - aber ich hab das irgendwann für mich so gesehen : wenn sie mich unbedingt als "Herzlose" braucht,damit es ihr gutgehen kann,dann will ich ihr auch ne "gute" Herzlose sein.Dann soll sie bekommen,was sie von mir will.
Und damit hab ich meine Schuld- und "Bringschuld"-Gefühle nach und nach in den Griff und ausgehalten bekommen.

Und ja,es ist Arbeit - wie bei nem Co-Abhängigen halt auch...Mir wärs auch lieber,es wäre einfach "vorbei" - aber wie ich meine Mutter kenn,wird die mal uralt,schon alleine,um mir weiter nachstellen zu können....

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Beitrag Do., 19.07.2012, 16:01

Hallo Waldschratin,

ja, die Coabhängigkeit, das ist so ein Thema für mich...

Es hat sich schon wieder so gedreht, dass sie mir ihre Sorgen berichtet und ich Lösungen suche.

Und was ihre Entschuldigung betrifft... Ich hab sehr weinen müssen, als ich die gelesen hab, aber irgendwie macht das doch auch nicht weg, was passiert ist. Ich kann doch nicht sagen: OK, vergessen wir alles. Das ist irgendwie mir gegenüber dann nicht fair.

Es ist so schwer für mich, meine Wut und all das zuzulassen und ihr zu zeigen. Ich habe richtig Angst vor ihrer Reaktion, das ist wohl noch was Kindliches. Als Kind war das ja gefährlich und musste abgewehrt werden.

Die Herzlose sein. Das hört sich gut an. Ich wäre auch gerne mal so eine richtig gute Herzlose ohne schlechtes Gewissen.

Ich möchte auch nicht warten, bis meine Mutter mal stirbt, um frei von ihr zu werden. Wenn ich ehrlich bin, dann verabscheue ich sie manchmal regelrecht und möchte sie nie mehr sehen.

Dank Dir und liebe Grüße
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candle.
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Beitrag Do., 19.07.2012, 16:16

Hallo Freifrau!

Ich kann das Dilemma wirklich verstehen. Ich fand es toll mit der Entschuldigung, aber habe es auch mit argwohn verfolgt, denn es ist ja jetzt doch wieder wie vorher.

Das Ding ist ja, was ich jetzt erwarten würde, dass sich von der der Seite deiner Mutter tatsächlich etwas ändert, sie dir irgendwie ein klein wenig entgegenkommt (Ich weiß, dass das ein langer Prozess sein würde), aber jetzt fühle ich irgendwie auch die große Enttäuschung bei dir. Die Wahrheit ist doch: Deine Mutter hat nichts begriffen! Oder nur wenig, das kann ich ja schlecht beurteilen, aber sie folgt eben doch ihrem Muster wie eh und je und stellt an dich die gleichen Anforderungen wie eh und je. Und sie zieht sich zurück wie eh und je, wenn sie unter Kritik steht.

Was bleibt dir? Du machst es richtig, ahne aber wie sehr dennoch Schuldgefühle an dir nagen.

Viele Grüße!
candle
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 19.07.2012, 16:51

Freifrau hat geschrieben: Ich möchte auch nicht warten, bis meine Mutter mal stirbt, um frei von ihr zu werden. Wenn ich ehrlich bin, dann verabscheue ich sie manchmal regelrecht und möchte sie nie mehr sehen.
Also als langjährige Kontaktabbrecherin kann ich dir nur sagen, wenn du an dem Punkt bist, trenn dich von der Beziehung, zumindest mal für ein paar Jahre. Die Frau ist einfach nur destruktiv und alles was sie tut ist dich in ihren Elendsmorast mit reinzuziehen.

Daß sie sich keine professionelle Betreuung sucht ist klar. Sie kann ja dir bequem den letzten Nerv rauben mit ihren Problemchen. Warum sollte sie das tun? Eine professionelle Betreuung würde nämlich darauf drängen daß sie was ändert, das will sie klarerweise nicht so lange es bequemer geht.

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Beitrag Fr., 20.07.2012, 07:37

Hi Candle,

schön, dass Du mir schreibst.

Ja, das stimmt, ich bin enttäuscht und ich habe auch noch immer Schuldgefühle. Es ist auch so, dass ich ihr gerne verzeihen wollte, aber ich kann es einfach nicht, weil ich dann das Gefühl habe, ich müsste alles vergessen, was passiert ist oder besser verleugnen. Ich merke doch immer wieder, dass ich noch das liebe Kind sein will, damit Mutti mich liebt, auf meine Kosten allerdings. Alice Miller sagt in ihren Büchern ganz klar, dass man Misshandlungen nicht verzeihen kann. Man kann sie nur real sein lassen, gemeinsam hinschauen und versuchen, eine neue Art der Beziehung aufzubauen, die auf der Realität beruht. Das muss dann aber ein Raum sein, der mir auch die Möglichkeit gibt, Zugang zu meinen wahren Gefühlen (Wut, Abscheu...) zu haben. Ich glaube jedoch nicht, dass meine Mutter dazu fähig ist, dazu ist sie einfach zu krank. Aber weißt Du, seit ich ihr gestern geschrieben habe, dass ich erstmal mich zurückziehe und gerade keinen Kontakt will und ihre Mail-Adresse gesperrt habe, seitdem gehts mir viiiieeel besser!

Hallo münchnerkindl,

ja, sie ist destruktiv. Ich spüre immer, wie ich in ihrer Gegenwart Energie verliere.

Meine Mutter lehnt zwar betreutes Wohnen ab, aber professionelle Betreuung nicht. Das kann sie nicht ablehnen, dazu ist sie zu krank. Sie war schon mehrfach über Monate in der Geschlossenen ans Bett gefesselt. Nun ist sie wieder zu Hause und täglich kommt ein ambulanter sozialpsych. Dienst. Denn will sie aber nicht haben und kämpft darum, dass das eingestellt wird. Vermutlich möchte sie nicht kontrolliert werden, damit sie weiter saufen kann. Von daher hast Du dann wieder Recht.

Vielen Dank an Euch
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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 20.07.2012, 09:39

Freifrau hat geschrieben: Vermutlich möchte sie nicht kontrolliert werden, damit sie weiter saufen kann. Von daher hast Du dann wieder Recht.
Wenn sie Alkoholikerin ist, dann ist doch eh Hopfen und Malz verloren.

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Beitrag Fr., 20.07.2012, 09:49

münchnerkindl hat geschrieben:Wenn sie Alkoholikerin ist, dann ist doch eh Hopfen und Malz verloren.
Sie war mal wieder in der Klinik für fast ein Jahr und entsprechend auf Entzug und sagt, sie trinkt nicht mehr. Von Verwandten hab ich gehört, dass sie sogar während dem Klinikaufenthalt irgendwie Bier rein geschmuggelt hat. Sie hat auch schon oft gesagt, dass sie nicht mehr trinkt und ich glaube ihr das nicht. Sie wird das nie schaffen, die Finger vom Alk zu lassen.

Ja, meine Omma ist schwer Alki, meine Mutter hat Borderline und säuft auch.

Danke für Deine direkte Ansage, das hilft mir sehr!

Liebe Grüße
Freifrau
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Beitrag Fr., 20.07.2012, 10:47

Freifrau hat geschrieben:Ich merke doch immer wieder, dass ich noch das liebe Kind sein will, damit Mutti mich liebt, auf meine Kosten allerdings.
Wenn ich das mal aus Sicht deiner Mutter betrachte : du kannst gar nichts "richtigmachen",damit sie dich liebt,weil sie dich braucht als "Schuldige",als die "Böse".Würde sie dich da "freigeben" aus diesem "Job",würde sie bei sich selber landen.
Das könnte sich erst dann ändern,wenn deine Mutter selber da mal Einsicht bekommen würde - hieße aber auch,daß sie sich entscheiden müßte,mal nicht mehr wegzulaufen vor sich selbst.Und da,glaub ich,liegst du ganz richtig mit deiner Einschätzung,daß sie das wohl nie machen wird...Hieße dann nämlich auch,mal mit ihrer Sauferei aufzuhören und auch sonst nix zu treiben,was Gefühle wegmacht,und sich zu stellen.
Freifrau hat geschrieben:Ich kann doch nicht sagen: OK, vergessen wir alles. Das ist irgendwie mir gegenüber dann nicht fair.
Seh ich genauso.Das wäre deiner Mutter sicher ganz recht,wenn du sie nicht zur Verantwortung ziehen würdest und einfach alles untern Teppich kehrst und mal wieder selber ausbadest.Aber es darf ausnahmsweise jetzt auch mal nicht nur um deine Mutter gehen,sondern in erster Linie mal um dich - und die Verletzungen deines inneren Kindes.
Freifrau hat geschrieben:Es ist so schwer für mich, meine Wut und all das zuzulassen und ihr zu zeigen. Ich habe richtig Angst vor ihrer Reaktion, das ist wohl noch was Kindliches. Als Kind war das ja gefährlich und musste abgewehrt werden.
Und das macht es halt so schwierig...
Wie würdest du denn mit nem,sagen wir mal : um die 8 Jahre alten,Kind umgehen,das sich mit so ner Problematik an dich wenden würde?Was würdest du dem sagen,was für es tun?
Ich hab mir in dieser Richtung oft mal so ne Art "Außensicht" verschafft,weil mans halt selber bei sich dermaßen verinnerlicht hat,die "Verantwortliche" zu sein,zu sorgen und zu schonen und bloß nicht an sich zu denken (eben auch,weils zu gefährlich war,diesen Job nicht zu übernehmen),um meiner inneren Kleinen als jetzt ja Erwachsene besser zur Seite stehen zu können.

Und da darf sich die Kleine dann auch mal im "erwachsenen Schutz" so richtig austoben,ohne daß deine Mutter ihr was kann,was Verabscheuung angeht und Verachtung und Wut und Trauer und und und.

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