Gesundes Maß Therapiedauer

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lavertu
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Gesundes Maß Therapiedauer

Beitrag Sa., 16.06.2012, 22:50

Hallo zusammen,

gerade denke ich darüber nach was wohl ein gesundes "Maß" an therapeutischem Kontakt ist. Ich mache nun schon seit knapp 5 Jahren VT. Nicht ganz regelmäßig, manchmal auch monatelang nicht, aber dann auch wieder mal phasenweise wöchentlich.
Irgendwie sind die Therapie und auch meine Therapeutin ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden. Es ist nicht so, dass ich mich abhängig fühlen würde. Es ist mehr so, dass "unsere Beziehung" gut läuft und ich irgendwie keine Veranlassung sehe sie zu beenden. Es ist von den Gesprächsinhalten allerdings mehr so, dass wir viel über philosophische oder abstrakte Themen sprechen. Meine ich nenne es mal "biographischen Dunkelfelder" sind alle schon besprochen und aufgearbeitet.
Dennoch gab es neulich mal eine Art Missverständnis zwischen uns, ich hatte das Gefühl als ob Sie sich aus dem Kontakt schleichen wolle, also sprach ich Sie darauf an. Sie meinte dann:"lavertu ich würde niemals sagen so jetzt haben wir es, auf wiedersehen, ich begleite sie gerne auf ihrem Lebensweg."
Gut, das Missverständnis war damit geklärt, jedoch frage ich mich, muss eine Therapie nicht irgendwann zwangsläufig enden? Falls nicht, mutiert dann diese Art der Begleitung irgendwann zur Pseudofreundschaft?
Ich werde sie bestimmt mal darauf ansprechen, aber mich würden auch eure Gedanken/Erfahrungen dazu interessieren.

Lieben Gruß
LV

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candle.
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:03

Hallo lavertu!

Was ist denn mit dem "natürlichen" Therapieende nach 80 Stunden?

Viele Grüße!
candle
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lavertu
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:04

ich hatte 90 oder 100 Stunden, aber die waren nach knapp 3 Jahren schon verbraucht. Ich zahle seitdem selbst.

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candle.
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:16

Naja, dann ist die Frage ja hinfällig, oder? Ich bin noch nie auf die Idee gekommen meine Therapie privat zu zahlen, könnte das auch gar nicht. So ist für mich dein "Problem" leider nicht nachvollziehbar, weil es sich eben nicht mehr um eine "ordentliche" Therapie handelt.

Es ist dein Luxus und du mußt selber wissen in welchem Umfang du ihn dir leisten willst. Ob die Therapie beendet wird, hängt allein von dir ab. Wer wird denn seine Kuh schlachten, wenn sie so reichlich teure Milch gibt?

candle
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lavertu
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:21

aber genau das finde ich irgendwie seltsam, dass es nur von mir abhängen soll.......ich glaube allerdings nicht, dass sie es ausschließlich wegen des Geldes macht. Sie hat eine unendliche Warteliste und wenn ich morgen aufhören würde, hätte sie übermorgen eine neue Patientin, wenn Sie das wollte.

Was meinst denn genau mit "ordentlicher" Therapie?

Liebe Grüße
LV

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candle.
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:26

Ja, das schrieb ich ja schon. Die Therapie ist nach 80 Stunden zuende.

candle
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:27

lavertu hat geschrieben:a Sie hat eine unendliche Warteliste und wenn ich morgen aufhören würde, hätte sie übermorgen eine neue Patientin, wenn Sie das wollte.
Ja, aber eine mit der sie ernsthaft arbeiten muss, auf die sie sich neu einstellen muss, keine mit der sie gegen Bezahlung plaudern und philosophische Gespräche führen kann.

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lavertu
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:30

Hm, ist es nicht egal wer letztendlich die Therapie bezahlt? Was macht das für einen Unterschied? Auch wenn es, wie Du sagst mein "Privatvergnügen" ist, kann mich die Frage nach einem gesunden Maß doch beschäftigen?

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lavertu
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:33

münchnerkindl hat geschrieben:neu einstellen muss, keine mit der sie gegen Bezahlung plaudern und philosophische Gespräche führen kann.
sie würde dann aber auch mehr verdienen, ich zahle wesentlich weniger als den Kassensatz.

Dennoch interessanter Aspekt! So habe ich das noch nicht gesehen!

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candle.
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:40

lavertu hat geschrieben:Hm, ist es nicht egal wer letztendlich die Therapie bezahlt? Was macht das für einen Unterschied? Auch wenn es, wie Du sagst mein "Privatvergnügen" ist, kann mich die Frage nach einem gesunden Maß doch beschäftigen?
Sicher kann dich die Frage beschäftigen, aber da muß dann auch eine Grenze hergestellt werden und das ist nun üblicherweise die kassenfinanzierte Leistung.

Vielleicht triffst du dich da am besten in der Mitte mit den freiwillig zahlenden im Forum. Da gibt es dann sicher eine Menge zu diskutieren.

Die Masse tut es aber eben doch, weil sie psychisch erkrankt ist und nicht wegen einer Pseudofreundschaft wie du es nanntest.

Warum gehst du denn nicht einfach? (Mit deinem ersten Beitrag scheint mir die Therapeutin dir das indirekt schon nahegelegt zu haben).

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Hamna
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:42

Ich habe bisher, jeweils nach einer gewissen Zeit, selbst das Ende der Therapie angestrebt, einfach weil es an der Zeit war, wieder allein zurecht zu kommen.

Also, ähm, meistens jedenfalls

Weil, dann war Therapie eben nur Therapie, und das Ende der Therapie bedeutete mir dann auch, einen Schlussstrich unter meine behandlungswürdige ... Erkrankung... Störung (weiß auch nicht, wie ich das jetzt nennen soll) zu ziehen. Das Therapieende bedeutete einfach: so, jetzt bist du wieder einigermaßen hergestellt, jetzt kannst du es allein, brauchst die Therapie nicht mehr, kannst auf eigenen Beinen stehen! Das war dann immer auch ein wichtiger Wendepunkt für mich.

Wenn allerdings Therapie sowas wie
Pseudofreundschaft
ist und selbst finanziert wird, kann man das natürlich unendlich weiterlaufen lassen - wenn man denn will. Aus deiner Frage meine ich aber zu erkennen, dass du das vielleicht mittlerweile nicht mehr unbedingt willst? Das Verhängnisvolle daran ist natürlich (aus meiner Sicht), dass, je länger es dauert, desto schwieriger zu beenden ist. Es tritt ja ein Gewöhnungseffekt ein, und nach 5 Jahren ist es natürlich nicht so einfach, da eine Ablösung zu vollziehen, nicht ohne einen gewissen Schmerz jedenfalls, würde ich meinen. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch nicht, dass deine "Therapie" wirklich noch eine ist, sondern vielleicht tatsächlich eher das Festhalten an einer liebgewonnenen Person oder einfach an einem Teil deines Lebens, einer schönen Gewohnheit, was es ja mittlerweile irgendwie ist.

Anders würde ich jetzt schreiben, wenn die Finanzierung dich in Schwierigkeiten bringen würde, aber das habe ich nicht rausgelesen.

Zusammengefasst: solange es "Spaß" macht, dir irgendwas bringt und ein Ende weder auf ihrer noch auf deiner Seite noch aus finanziellen Gründen nötig erscheint, dann erhalte dir doch diese "Pseudofreundschaft", solange du magst.

Die Moralkeule "du nimmst jemand anderem den Platz weg" mag ich hier so gar nicht auspacken, solange man innerhalb von zwei Wochen bei einem Therapeuten, der mit "W" beginnt, einen Termin bekommt, während die mit "A" - "D" über Monate ausgebucht sind.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:48

lavertu hat geschrieben:Hm, ist es nicht egal wer letztendlich die Therapie bezahlt? Was macht das für einen Unterschied?
Die Krankenkasse zahlt Therapie nur wenn eine zu behandelnde Krankheit vorhanden ist, da hier keine mehr zu behandeln ist ist die Diskussion müssig, die Kasse würde nicht zahlen.

Ausserdem, hast du für solche Gespräche keine Freunde daß du jemanden dafür bezahlen musst?

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lavertu
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:52

candle. hat geschrieben:
Vielleicht triffst du dich da am besten in der Mitte mit den freiwillig zahlenden im Forum. Da gibt es dann sicher eine Menge zu diskutieren.candle
diesen Teil verstehe ich nicht....
candle. hat geschrieben: Die Masse tut es aber eben doch, weil sie psychisch erkrankt ist und nicht wegen einer Pseudofreundschaft wie du es nanntest.

Warum gehst du denn nicht einfach? (Mit deinem ersten Beitrag scheint mir die Therapeutin dir das indirekt schon nahegelegt zu haben).

candle
nö, sie hat mir nicht nahegelegt zu gehen. Im Gegenteil. Warum ich nicht einfach gehe? Weil ich mich gern mit ihr unterhalte, ich sie sehr mag und schätze und ihr tief vertraue, sie mit mir respektvoll, achtsam und verständnisvoll umgeht und ich sie als stabile Konstante in meinem Leben wahr nehme. Und aus diesem Grund keinen Grund sehe mit der Therapie aufzuhören, andererseits frage ich mich natürlich schon, wohin die Reise gehen soll. Wird das ab einem gewissen Grad an Vertrautheit pseudofreundschaftlich oder ist es legitim die Therapie so lange weiter führen zu wollen, wie ich es eben will, auch wenn das noch 10 Jahre dauern würde.

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candle.
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Beitrag Sa., 16.06.2012, 23:57

Ja, mache doch, ich ziehe es ja dann lieber vor richtig privaten Kontakt zu pflegen.

Und der erste Teil den du nicht verstanden hast, hm... es gibt User, die es wie du machen und da wäre wohl eine Diskussion vom Verständnis her mehr auf einer Wellenlänge.

candle
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münchnerkindl
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Beitrag So., 17.06.2012, 00:01

lavertu hat geschrieben: Warum ich nicht einfach gehe? Weil ich mich gern mit ihr unterhalte, ich sie sehr mag und schätze und ihr tief vertraue, sie mit mir respektvoll, achtsam und verständnisvoll umgeht und ich sie als stabile Konstante in meinem Leben wahr nehme.
Fehlt dir so etwas in deinem normalen sozialen Umfeld? Füllt sie da ein Defizit?
lavertu hat geschrieben:Und aus diesem Grund keinen Grund sehe mit der Therapie aufzuhören, .
Das ist doch schon längst keine Therapie mehr.

Du gehst hin weil du dort einen für dich angenehmen sozialen Kontakt leben kannst. Selbst die Therapeutin bezeichnet es nicht mehr als Therapie sondern als Begleitung auf dem Lebensweg.

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