Selbstwertgefühl und reale Ablehnung

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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auch nur 1 Mensch
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Selbstwertgefühl und reale Ablehnung

Beitrag Di., 05.06.2012, 12:47

Liebes Forum

Dies ist mein erster Beitrag hier
Es geht um folgendes:
Ich habe mit einem geringen Selbstwert / -bewusstsein zu kämpfen und habe schon das eine oder andere Buch darüber gelesen. So wie ich das verstehe, heißt es dort immer in der einen oder anderen Form: Menschen mit geringem Selbstwertgefühl leiden unter großer Angst vor Ablehnung (was ja auch bei mir so ist). Grund für die Angst vor Ablehnung sei, dass man sich selbst nicht annehmen könne und deswegen davon ausgehe, dass die anderen es auch nicht können werden. In Wirklichkeit seien einem die Menschen jedoch in der Regel positiv gesonnen und man stehe sich durch seine Angstgefühle nur selbst im Weg.

Jetzt frage ich mich aber: was ist, wenn man wirklich im Leben viel abgelehnt wurde? Dann ist es doch eine begründete Angst, dass es wieder passiert. Warum sollte es jetzt auf einmal anders sein? Vielleicht werden da ja Ursache und Wirkung verwechselt. Man kann ja diese Erfahrungen die man gemacht hat, nicht einfach ignorieren. Irgendetwas scheint ja doch nicht mit einem zu stimmen. Wie kann man das auflösen? Ich z.B. wurde bereits im Kindergarten abgelehnt. Ich erinnere mich an Szenen, wo ich von der Schaukel gestoßen wurde oder Bilder, die ich gemalt hatte, von anderen Kindern grundlos zerstört wurden. Man kann doch nicht schon im Kindergarten selbst „schuld“ durch ein bereits vorhandenes geringes Selbstbewusst sein, oder doch? Das entwickelt sich doch alles erst. Auch die späteren Erfahrungen sprechen oft dafür, dass ganze nicht als eine irrationale Angst, sondern eine Tatsache anzusehen.

Was meint ihr?
Viele Grüße
ein Mensch

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 05.06.2012, 13:55

auch nur 1 Mensch hat geschrieben:
Jetzt frage ich mich aber: was ist, wenn man wirklich im Leben viel abgelehnt wurde? Dann ist es doch eine begründete Angst, dass es wieder passiert

Ja, aber die Ablehnung passiert häufig weil man sich aufgrund der Angst vor Ablehnung so "seltsam" verhält daß die Menschen drumherum nichts mit der Person anfangen können und die Person eben komisch finden.

Also erst die Angst vor Ablehnung sorgt für die Ablehnung.

Und ich denke das geht schon bei Kindern los, daß Kinder die irgenwie "anders" sind und weniger selbstbewusst auftreten drangsaliert werden.

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auch nur 1 Mensch
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Beitrag Di., 05.06.2012, 14:10

Hallo münchnerkindl,

danke für deine Antwort. Ja, es mag sein, dass ich als Kind schon "anders" war. Ruhig, still, konnte gut alleine mit mir sein und die lauten, herumschreienden Kinder haben mich eher gestört. Das mag sein, dass das die anderen provoziert hat. Aber ich denke, ein ruhiger Mensch muss ja deswegen nicht ein geringes Selbstbewusstsein haben. Würde das bedeuten, es ist dann doch "angeboren"? Dann könnte man ja an sich noch so viel arbeiten und richtig würde sich doch nie was ändern. Und wenn dies Anderssein bei anderen derartige Reaktionen hervorzurufen geeignet ist, dann ist die Aussage aus den Büchern, andere seien einem in der Regel wohlgesonnen und man selbst, würde sich solche Probleme machen, dann vielleicht doch nicht richtig? Und wieso hat man bereits als Kleinkind solche Angst vor Ablehnung, wenn man noch gar keine Ablehnung erfahren hat, sondern die Reaktionen erst durch das eigene Verhalten provoziert werden? Da beißt sich die Katze ja irgendwie in den Schwanz. (Sind jetzt keine Fragen speziell an dich, mehr so allgemein. Vielen Dank jedenfalls für deine Meldung!)

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 05.06.2012, 14:23

Warst du damals "nur" ruhig oder war damals schon eine sozialphobische Komponente dabei?

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Tarengrim
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Beitrag Di., 05.06.2012, 14:31

Prinzipiell würde ich nicht davon ausgehen, dass dir Menschen immer wohlgesonnen sind. Gleichgültig, damit könnte ich leben. Im Grunde stehen dir anfangs die meisten Menschen recht neutral gegenüber. Das heißt wenn du auf einer großen Einkaufsstraße spazierst wird dir kaum jemand positive oder negative Gefühle entgegenbringen.
Sobald du aber mit ihnen interagierst ändert sich das. Hier wird dann einmal geprüft wie sehr du mit den Vorstellungen des anderen harmonisierst. Wie ist deine Stimme, wie ist deine Art zu sprechen, wie steht es um deine Mimik und so weiter.
Das sind Großteils unterbewusste Vorgänge, deren Ergebnisse dem "Menschen" als "sympathisch" oder eben nicht mitgeteilt werden.

In der Kindeszeit ist es denke ich mehr ein, nun "animalisches" verhalten. Es bildet sich ein Rudel und man bestimmt die Rangordnung. Wer ist der stärkste? Wer der größte? Wer schreit am lautesten, wer kann sich durchsetzen? Je nachdem wie diese Fragen dann beantwortet werden, kristallisieren sich Verhaltensmuster aus den jungen Individuen heraus. Wichtig ist aber Teil des Rudels zu sein und anerkannt zu werden. Denn das Rudel bietet Sicherheit, Schutz, Zuflucht und dergleichen, erhöht somit die Überlebenswahrscheinlichkeit.

Ich würde sagen, Menschen mit geringem Selbstwert fallen sehr oft in die Opferrolle und erfahren dadurch oft Zurückweisung oder werden auch ausgenutzt. Man ist nun einmal unsicher und ein wenig Ängstlich, und wenn ein anderer Mensch nun ein Opfer benötigt, suchen sie sich natürlich am ehesten solche aus, die bereits das passende Verhalten an den Tag legen.

Wie man mit mangelndem Selbstbewusstsein zurechtkommt ist eine gute Frage die sich viele stellen. Gute Erfahrungen sind so ziemlich das beste was hilft, aber ist es schwer solche zu machen in der Situation. auch Freunde und gemeinsame Unternehmungen helfen um dem Ganzen Herr zu werden.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 05.06.2012, 14:35

auch nur 1 Mensch hat geschrieben:Und wieso hat man bereits als Kleinkind solche Angst vor Ablehnung, wenn man noch gar keine Ablehnung erfahren hat,

Evtl hattest du ja damals schon Ablehnungserfahrungen?

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hawi
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Beitrag Di., 05.06.2012, 14:55

auch nur 1 Mensch hat geschrieben:Ich z.B. wurde bereits im Kindergarten abgelehnt. Ich erinnere mich an Szenen, wo ich von der Schaukel gestoßen wurde oder Bilder, die ich gemalt hatte, von anderen Kindern grundlos zerstört wurden.
Hallo Menschin!

Ging/geht das nicht den meisten so?
Bei mir ist dies aller zwar einen ganze Weile her, aber soweit ich erinnere, hab ich mich selber so verhalten und wurde von andern so behandelt.

Damals wohl, ohne dass ich mit dem Begriff „Ablehnung“ was anfangen konnte, mit der ganzen Dimension. Rückkblickend seh ich da wenig zielgerichtetes.
Wenn ich schupste? Ich lehnte das gestoßene Kind nicht ab. Ich wollte einfach nur selbst schaukeln. Oder vielleicht zurückstoßen, weils mir vorher so ergangen war, oder ich wollte Aufmerksamkeit oder ……

Klar, wenn andere mich stießen, mir gefiel das nicht, ich nahm es wohl fast immer sehr persönlich, war wütend oder enttäuscht oder traurig oder außen vor oder….
Aber auf welch verschlungenen Wegen auch immer, ich hatte ja auch meinen Spaß.
Auch mit allen Stößen, blauen Flecken. Spiel! Austeilen, einstecken.
Ich glaub sogar, von der Schaukel gestoßen werden war oft wirklich eher das Gegenteil von „Ablehnung“. ablehnen tat der, der nicht mehr mitmachte. Abgelehnt wurde der, der nicht mitmachen durfte. Der durfte aber gar nicht erst in die Nähe der Schaukel, geschweige denn drauf.
auch nur 1 Mensch hat geschrieben:In Wirklichkeit seien einem die Menschen jedoch in der Regel positiv gesonnen und man stehe sich durch seine Angstgefühle nur selbst im Weg.

Jetzt frage ich mich aber: was ist, wenn man wirklich im Leben viel abgelehnt wurde? Dann ist es doch eine begründete Angst, dass es wieder passiert.

Auch das seh ich etwas anders. Zum einen immer noch ein wenig dem entsprechend, was ich zum Kinderalter schrieb. Nicht alles, was sich nach Ablehnung anfühlt, ist Ablehnung.
Andererseits halte ich es für trügerisch, wenn gesagt wird, Menschen seien andern gegenüber in der Regel positiv gesonnen. Großgewordene Kinder sind immer noch ziemlich egoistisch. Andern gegenüber sind sie oft gar nicht gesonnen, weder positiv noch negativ. Sie haben nur ein anderes Verhalten, ein erwachsenes, um selber auf die Schaukel zu kommen (um bei dem Beispiel mal zu bleiben). Aber das Grundprinzip bleibt. Jeder möchte schaukeln und wenn nur eine Schaukel da ist, dann wird der Schaukelnde immer aufpassen müssen, dass ihn keiner runterstösst oder rechtzeitig mit dem Schaukeln aufhören müssen oder oder oder.

Wirklich persönliche Ablehnung? Kommt, denke ich so oft nicht vor.
Seltener jedenfalls als das Gefühl, abgelehnt zu werden.

Ist das, so geschrieben, schon Selbstbewusstsein? Ein wenig wohl auch, aber wichtig finde ich eher, andere nicht zu sehr bezogen auf einen selbst zu sehen. Weder im Guten noch im Bösen.

LG hawi
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Beitrag Di., 05.06.2012, 18:40

münchnerkindl hat geschrieben:Warst du damals "nur" ruhig oder war damals schon eine sozialphobische Komponente dabei?
Nein, an einer Sozialphobie leide ich nicht, ins Krankhafte ist das bei mir nie gekommen.
Tarengrim hat geschrieben: Wie man mit mangelndem Selbstbewusstsein zurechtkommt ist eine gute Frage die sich viele stellen. Gute Erfahrungen sind so ziemlich das beste was hilft, aber ist es schwer solche zu machen in der Situation. auch Freunde und gemeinsame Unternehmungen helfen um dem Ganzen Herr zu werden.
Genau das frage ich mich auch. Das Problem ist, wenn man sich von guten Erfahrungen abhängig macht oder von Freunden (die man vielleicht nie bekommt), ist man wieder auf die Bestätigung von außen angewiesen. und wenn ich diese Bücher richtig verstehe, soll der vorgeschlagene Schlüssel sein, sich selbst das zu geben, was andere einem verwehrt haben. Aber das ist leider ganz schön schwer!!
münchnerkindl hat geschrieben: Evtl hattest du ja damals schon Ablehnungserfahrungen?
Hm, ja, mein Vater hat mich nie so richtig akzeptiert. Aber ich dachte eigentlich, dass das alles später gekommen sei. An meinen Vater kann ich mich in so jungen Jahren gar nicht erinnern. Meine Mutter sagte auch immer, dass er am Anfang noch liebevoll gewesen sei. Aber das kann ja auch eine Fehleinschätzung sein...

@hawi: Interessant! So hab ich das noch gar nicht gesehen!! Ich meine, ich will jetzt nicht behaupten, dass ich als Kind schon viel reifer gewesen wäre als die anderen, aber ich hätte nie jemanden von der Schaukel geschubst, geschlagen, absichtlich etwas kaputt gemacht o.ä.. Weil ich weiß, dass das dem anderen weh tut. Vielleicht haben die anderen Kinder wirklich nicht viel dabei gedacht. Oder ist es doch so, wie münchnerkindl schrieb, dass auch Kinder schon ganz feine Antennen haben, für die Frage, wer ist hier ein leichtes Opfer und wer nicht? Ich fände das ganz grausam. Bei mir war es immer so, wenn ich jemanden kennengelernt habe, der noch stiller und noch schüchterner war als ich, dann bin ich immer ganz besonders nett zu der Person gewesen, damit sie Gelegenheit bekommt, sich zu öffnen usw. Dass es Menschen gibt (also auch Erwachsene, jetzt mal unabhängig von den Kindern), die sich solche Menschen extra als Opfer zum Quälen aussuchen, treibt mir auch jetzt grade wieder den Puls hoch.

Danke euch!

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MissX
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Beitrag Di., 05.06.2012, 23:20

auch nur 1 Mensch hat geschrieben: In Wirklichkeit seien einem die Menschen jedoch in der Regel positiv gesonnen und man stehe sich durch seine Angstgefühle nur selbst im Weg.
Naja, ich finde das zu einfach gedacht. Die Wahrnehmung der Menschen ist doch viel komplexer.

Also: Manche Menschen finde ich langweilige, sie sind mit egal. Mit manchen Menschen bin ich auf einer Wellenlänge - mit einigen sofort - mit anderen später - mit anderen noch später. Manche Menschen erinnern mich vielleicht an jemanden den ich nicht mag und ich habe ein negativ Grundhaltung. Andere Menschen finde ich sofort richtig nett. Manche Menschen haben irgendwas interessantes, was mich neugierig macht. usw usw. usw.
Das ich irgendjemanden ablehne, den ich gar nicht richtig kenne, kommt vor. Zum Beispiel wenn er voll von Vorurteilen ist gegenüber Ausländer, anderen Minderheiten etc. Er einen total frustierteten und verbitterten Eindruck macht und nur rummotzt. Also die Menschen, die ich sofort ablehne sind schon Extremfälle. Und nach meiner Erfahrung ist das auch bei den meisten anderen Menschen so.
auch nur 1 Mensch hat geschrieben:Jetzt frage ich mich aber: was ist, wenn man wirklich im Leben viel abgelehnt wurde?
Der Nebeneffekt eines "gesunden" Selbstwertgefühls ist, dass es einem einfach egal wird, was andere Menschen über einen denken. Man weiß ja das man etwas wert ist, dass man genauso wie man ist absolut in Ordnung ist.
Was zählt da irgendein Mensch, der einen vielleicht aus Gründen, die gar nichts mit einem selbst zu tun haben ablehnt? Nichts.
Es ist zwar kein tolles Gefühl, aber man weiß ja, das man toll ist deshalb wird es immer unwichtiger bzw. das Gefühl abgelehnt zu werden, wird realistischer.
Ich glaube nämlich auch nicht, dass man oft abgelehnt wird. Aber ruhige Menschen wirken einfach oft nicht so interessant bzw. man findet schlechter Anknüpfungspunkt für Gespräche. Das hat aber zum Beispiel nichts mit Ablehnung zu tun, sonder mit Faulheit sich Gesprächsthemen zu überlegen z. B. in dem Moment.
auch nur 1 Mensch hat geschrieben:Ich erinnere mich an Szenen, wo ich von der Schaukel gestoßen wurde oder Bilder, die ich gemalt hatte, von anderen Kindern grundlos zerstört wurden.


Aber was hat das mit Ablehnung zu tun. Vielleicht war das Kind neidisch auf deine Bilder oder es wollte selbst auf die Schaukel. Es wäre eher Neid, Missgunst, die ja nichts mit dir persönlich zu tun hätte.
auch nur 1 Mensch hat geschrieben:Auch die späteren Erfahrungen sprechen oft dafür, dass ganze nicht als eine irrationale Angst, sondern eine Tatsache anzusehen.
Mich würden hier wirklich mal ein Beispiel interessieren.
Ich habe nämlich irgendwie das Gefühl, dass du dich da etwas überschätzt. In der Gedankenwelt der meisten anderen Menschen bist du ja nicht der Mittelpunkt, sondern sie selbst. Deshalb kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass es sich um Ablehnung von dir als Mensch handelt. Dafür müsste du ja erst mal im Mittelpunkt der Gedankenwelt der Anderen sein, als sie müssten über dich nachdenken und dich dann aktiv ablehnen. Das wäre ja quasi Gedankenarbeit - also anstrengend. Und das vermeiden die meisten Menschen, wenn es geht
Und was meinst du mit Ablehung? Woran merkst du denn, ob dich jemand ablehnt oder akzeptiert?

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hawi
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Beitrag Mi., 06.06.2012, 08:30

Noch ein paar Gedanken, Anmerkungen, Reflektionen:

Nicht allzu oft, aber manchmal finde ich es schon nicht verkehrt, sich selbst von Beginn an zu denken, zu bedenken.
Etwas zu tun, was so in der Kindheit gar nicht ging, weil es sich halt erst im Leben entwickelt. Reflektieren können, sich auch zu sich selbst ein Bild machen.

Mangelndes Selbstwertgefühl?
Nach all dem, was ich mir schon zu mir gedacht habe, immer auch mal zu andern gedacht habe, von andern als Gedachtes mitbekommen habe?
Ich zweifle, ob es richtig gedacht ist, schon von Beginn an davon auszugehen, es bestünde individuell ein Mangel, oder nach und nach käme es zu Mangelerscheinungen.
Sogar wenn das so objektiv richtig wäre (keine Ahnung, weiß ich nicht), ich finde es für mich leichter zu überlegen, ob mein Selbstwertgefühl zu mir passt. Also einfach mal zu unterstellen, ich hätte eins, zu überlegen, was denn vielleicht alles dazu gehören könnte.
Und so dann auch mich als Kind zu betrachten. Zunächst vielleicht sogar nur zu betrachten, wie war ich denn, laut, leise, fordernd, duldsam, gebend, nehmend und und und. Klar, auch im Verhältnis zu andern, zu meiner Umgebung.
Dabei dann möglichst diese Erinnerung nicht sofort gut oder böse denkend. Was sicher oft recht schwer fällt.
Krieg ich das hin, ich hab zu mir daraus mein Selbstbild heute etwas umgemalt. Habe dabei dann gleich auch noch mein Elternbild etwas geändert. bei mir wurde es nicht besser, nicht schlechter, aber anders. Mit meinem heutigen Blick wurde das Bild bunter, detaillierter. Z.B. weil ich sehen konnte, dass sie selbst zum Teil ja (nur) auf mich reagierten, Actio, reactio! Ähnlich auch beim gesamten Umfeld. Ich reagierte auf all die, zwischen denen ich aufwuchs und die reagierten auf mich.

Und mit dir Art des Sehens hierher zurück?
Auch eine sehr junge Persönlichkeit hat eine! Z.B. Eltern haben auch jeweils eine.
Auch so was wie Verhaltensmuster, Prägungen, Konventionen und und und
Das ergibt dann zig Wechselwirkungen. Und genau das prägt. Wo wird gebremst, wo gefördert, wo belohnt, wo bestraft. Weshalb wieso warum?
Völlig neutral ist Erinnerung natürlich nie. Trotzdem lässt sich manches zurecht rücken, erkennen.
Ganz allgemeine Weisheit: Nur richtig macht es niemand! Und was ist schon richtig?
Beispiel von mir: Ganz klein dürfte ich arg stressig gewesen sein. Gleich zu Beginn ziemlich krank und alles andere als leise, still. Ich würde sagen, recht anspruchsvoll kräftezehrend für Eltern, noch dazu unerfahrene. Vielleicht auch ihnen Angst, Sorgen machend, recht sicher sogar. Manche Mittel, mich ruhig zu kriegen? Oder umgekehrt, mein Lernen, auch mal ruhig zu sein, fängt da halt an. Und wirkt, wie auch immer, bis heute. Recht früh krieg ich das Bild von mir, vermittle ich auch das Bild anderen gegenüber, ich sei ruhig, eher still, eher…..
Es stimmt und stimmt absolut doch wieder nicht!

Deshalb meine ich, es macht Sinn, individuell zu betrachten, wie gut, wie richtig, wie differenziert, das bild, das jeder von sich hat, eigentlich ist.
Und ich glaube, je näher es an der (immer noch subjektiven) Realität ist, desto eher lässt sich auch der eigene „Wert“ sehen.
An manch einer Stelle? Klar, bei Kindern üblich, aber ich wollte mehr als ich bekam!
Ein Altruist war ich als Kind bestimmt nicht. Und in einigen Bereichen? Wo gar keine Anerkennung kam, zu wenig in Relation zu meinem „anerkannt sein wollen“, da sah ich mich dann auch nicht als sonderlich werthaltig an, als eher nicht fähig. Da, wo ich viel Anerkennung bekam, wars umgekehrt. Heute meine ich, ganz so absolut, wie ich es unreflektiert von klein an mit mir rumgetragen, weiterentwickelt habe, passt es nicht.
Ich hatte und habe Selbstwert, aber die tollen Seiten sind überzeichnet, die nicht tollen sind wertvoller, als es nach meinem Selbstbild schien.


Nicht völlig pauschal, aber manchmal, wenn ich von mangelndem Selbstwert lese, kommt es bei mir als ein Vorwurf desjenigen an, der dies Bild hat. An wen auch immer.
Diese Klage zeugt für mich jedoch bereits davon, dass jemand durchaus davon ausgeht, er sei was Wert. Irgendwo, irgendwann lief aber was verkehrt bei der Wertermittlung.
Das soziale Zusammenspiel, da passt, passte was nicht so recht.
Mangelnden Selbstwert les ich mittlerweile häufig eher als gekränkten verletzten Selbstwert, wie ich häufiger auch mal etwas fehlgeleitete Selbstwerte manchmal meine wahrzunehmen, zu wenig bunte, zu sehr schwarz/weiß gemalte.

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Tarengrim
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Beitrag Mi., 06.06.2012, 12:00

Nun, viele Menschen machen ihren Selbstwert nun einmal davon abhängig wie sie von anderen gesehen und behandelt werden. Von daher ist es schwer das dann zu verändern ohne äußere Reflektion. Von daher kann man es nur verbessern indem man eben von anderen Menschen positives Feedback bekommt.

Im Endeffekt drehte s sich wohl immer darum von anderen gemocht und "anerkannt" zu werden. Wenn dem nicht so wäre, würdest du dir nicht so viele Gedanken darüber machen, warum dich Leute immer so behandeln. Es geht beim selbstwert von daher sehr oft nicht um sich selbst sondern um andere.
Und um die "anderen" aus der Anschauung rauszubekommen ist recht viel Arbeit nötig, wenn das System so einmal integriert ist.

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Jugendstil
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Beitrag Mi., 06.06.2012, 14:38

Und vielleicht noch: sich selber weniger in den Focus nehmen. Sich für andere Menschen interessieren, und auf diese Art angenehm und interessant werden.

Ohne das böse oder abfällig zu meinen: sich nicht so wichtig nehmen, was auch bedeutet, nicht ständig den Blick auf sich selbst zu richten, ob man nun gemocht wird oder nicht, sondern mehr "leben". Normalerweise ergibt sich das Gemocht-werden dann als Randerscheinung.

Der sich ständig abgelehnt Fühlende konzentriert sich stattdessen immer mehr auf seine Wirkung und überinterpretiert dann auch so manches.

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hawi
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Beitrag Mi., 06.06.2012, 14:55

Tarengrim hat geschrieben:Es geht beim selbstwert von daher sehr oft nicht um sich selbst sondern um andere.
Und, um es noch etwas zu verkomplizieren, auch um beides gleichzeitig.
Nehme ich selbst mich z. B. als zu still und schweigsam wahr, wirkt das oft als Filter andern gegenüber. Sehr gut nehme ich alldie wahr, die mich negativ bestätigen, die also selber auch meinen, ich sei zu still. All die, die das als zurückhaltende Art mögen, die nehme ich dann oft kaum oder gar nicht war. Was manchmal so weit gehen kann, dass so eine der innere Überzeugung widersprechende Wertschätzung, wird sie mal geäußert, gar nicht angenommen werden kann, stattdessen zurückgewiesen wird.

Mensch braucht Bestätigung und sorgt immer ein wenig dafür, dass er sie bekommt

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Beitrag Mi., 06.06.2012, 22:47

münchnerkindl hat geschrieben:
auch nur 1 Mensch hat geschrieben:
(...)

Also erst die Angst vor Ablehnung sorgt für die Ablehnung.

(...)
Vieleicht magst du mit der Aussage im allgemeinen Zustimmung bekommen, dennoch sollte man sich in dieser Situation bewusst sein wer Aufgrund eines Verhaltens eine seulche ablehnende agressive Meinung bildet.

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penaten
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Beitrag Do., 07.06.2012, 13:47

auch nur 1 Mensch hat geschrieben:Aber ich denke, ein ruhiger Mensch muss ja deswegen nicht ein geringes Selbstbewusstsein haben.
Aber genau das meinen die lauten und auffälligen Menschen. Für sie ist jemand ruhiges, introvertiertes automatisch jemand mit nur geringem bzw. gar keinem Selbstbewusstsein. Und 'so jemanden' kann man 'rumschubsen', denn er ist weniger wert als man selber.

Ich selber bin schon von beiden 'Seiten' abgelehnt, rumgeschubst und sogar verprügelt worden.
In der Schulzeit, als ich wirklich wahrscheinlich ein geringes Selbstbewusstsein hatte, weil ich es von zuhause aus überhaupt nicht kannte, dass man sich gegen jemanden behaupten oder durchsetzen musste, vielleicht auch, weil meine kleine Schwester immer bevorzugt wurde und ich keinerlei Chance bekam, zu meinem Recht zu kommen wenn sie mir wieder mal was weggenommen und meistens auch kaputt gemacht hatte.
Im Gymnasium hat mich ein Mitschüler geschlagen, weil er im Unterricht beim Unsinn machen erwischt worden war. Er hat dann einfach behauptet, ich hätte ihn verpetzt, was überhaupt nicht stimmte, nur weil ich nicht mit den anderen sofort gesagt hatte, dass er nichts gemacht hätte. Ich hatte einfach überhaupt nichts gemacht.

Später dann bekam ich ein ganz anderes Auftreten, wurde viel offener. Und genau dieses offene Verhalten wurde mir von Menschen mit sehr großem Selbstbewusstsein vorgehalten. Sie haben versucht mich klein zu halten. Wohl weil sie gemerkt haben, dass ich mit einem 'ganz normalen', 'neutralen' Selbstbewusstsein ganz einfach mit den Menschen auskomme, dass ich keine 'Show' veranstalten muss um mich irgendwie interessant zu machen, so wie diese Menschen es sehr oft machen. Das ging für sie gar nicht, denn sie haben gemerkt, dass ich mich nicht verstellen muss um etwas zu erreichen, so wie sie das machen. Ich kann nicht mehr zählen, wieviele Kollegen mich deshalb beim Chef angeschwärzt haben, mit teilweise haarsträubenden Unterstellungen, nur weil ich nicht so funktionierte, wie sie es gerne gehabt hätten und ihnen nicht den 'ersten Platz' überlassen habe.

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