Thera schickt Freundschaftsanfrage auf Facebook

[Fast Forward]

Hallo, liebe Leute...

Ja, gestern erst geschwärmt, wie klasse meine therapeutische Beziehung läuft und heute schon eine Krise...

Und zwar geht es um Folgendes:
Als ich mich im Juli in Therapie begeben habe, hatte ich kein Facebook; ich hatte mich deaktiviert, um nichts von der Außenwelt mitzubekommen, weil mir das alles viel zu weh tat. Jetzt bin ich aber wieder zurück, seit etwa einem Monat, weil ich von der Uni her nichts mehr mitbekam weil alles darüber läuft. Mein Thera weiß von alledem Bescheid.
Heute morgen, als ich meine Mails gecheckt habe, sah ich, dass er mir doch tatsächlich eine Freundschaftsanfrage geschickt hat...

Mit so was hätte ich nie gerechnet... Zwar wusste ich schon lange, dass er auch auf FB aktiv ist, doch erstens einmal wäre ich selbst nie auf die Idee gekommen, ihm eine Anfrage zu schicken. Ich finde, dass der Rahmen der Therapie so was eigentlich ausschließt, der Kontakt sollte doch weitestgehend nur in seiner Praxis stattfinden. Wenn jenseits Kontakt herrscht, dann über Mail, SMS, Telefon oder wir laufen uns auch mal sonst über den Weg, weil wir gemeinsame Bekannte haben und ich eben in einem sehr kleinen Land lebe. Das war ja am Anfang schon schwer für mich, klappt jetzt aber ganz gut.
Also, von mir selbst aus gesehen, hätte ich so eine Anfrage als Grenzüberschreitung empfunden. Ich bin sehr dankbar, für das, was ich alles in der Therapie bekomme, ich empfinde das als sehr viel und es tut mir gut, ich möchte auch noch da bleiben...

Nur jetzt diese Anfrage... Die kam ja jetzt von ihm, ich habe mich nie so geäußert, dass ich mir so was wünschen würde. Er weiß, dass ich die Grenzen des Rahmen sehr stark respektiere; ich bin immer recht formell ihm gegenüber, gehe niemals selbst auf ihn zu wenn ich ihn irgendwo sehe und reagiere da mehr, als dass ich agiere. Das höchste war, dass ich ihm kürzlich über SMS mitteilte, wie toll ich ihn finde, als er mich vor meiner Führerscheinprüfung (ich hatte massive Panik vor der Prüfung, das war ständig Thema) über SMS aufbaute, weil ich nicht mehr zu ihm konnte und telefonisch nicht erreichbar war. Letzte Stunde noch meinte er, er empfinde mich in der Therapie als überaus respektvoll und es ging auch noch darum, dass ich auch ihm immer nur sehr zaghaft die Hand schüttle (ich kann nicht gut mit so Berührungen).

Ergo - meine "personal bubble" ist recht groß, ich selbst gehe nur selten aus ihr heraus und auch das ist Thema in der Therapie. Durch seine Anfrage ist er da hineingedrungen und ich weiß nicht, wie ich das finden soll.
Ist so was normal heutzutage? Soll ich ablehnen? Soll ich einfach annehmen, da ich eh nicht viel von mir dort preisgebe und Leute drauf habe, mit denen ich weniger teilen möchte? Soll ich abwarten und ihn bei der nächsten Sitzung konfrontieren? Ich kann nicht einmal sagen, ob es mich wütend, traurig oder froh stimmt. Ich bin nur verwirrt... Keine Ahnung, was ich will. Nur: ich will nicht verletzt werden und auf dem Gebiet bin ich sehr verletzlich, denn für mich ist er das große Vorbild (und das erste, was ich so habe)...
Mich würden eure Meinungen und evtl. Erfahrungen interessieren.

(Ich muss dazu sagen, ich fühle mich ein bisschen wie eine Verräterin, dass ich das erst hier schreibe, aber ich weigere mich, mich jetzt bei ihm zu melden, irgendwie ist da schon eine Trotzhaltung)

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[lamedia]

Hi Fast Forward - kannst Du Dich noch an Deine aller-aller-erste Reaktion darauf erinnern? Ging es in die Richtung "Spinnt der?" oder eher in die Richtung "Oh, wie nett!"?

[Mary-Lou]

Hallo Fast Forward,

weißt du denn, ob er auch andere Patienten in seiner Freundesliste hat? Bzw. nutzt er FB eher privat oder beruflich?

Ich würde das mit ihm erst einmal in der nächsten Stunde klären. Welche Bedenken das in dir auslöst, deine Unsicherheiten, etc.

Klar, das ist nicht so üblich in einer Therapie. Vielleicht könnt ihr dabei auch klären, weshalb er dir eine anfrage geschickt hat.

Liebe Grüße
Mary-Lou

[Fast Forward]

lamedia: ich glaube die war "Spinn ich?"... Und dann "Spinnt der", aber ich war gleichzeitig geschmeichelt. Komische Sache, ich kann nicht eindeutig sagen, was zuerst da war.

Mary-Lou: Ich habe keine Ahnung. Er hat auf jeden Fall über 500 "Freunde". Ich vermute mal, dass er das nicht trennt und nicht viel preisgibt, aber genau kann ich es nicht sagen und ich will jetzt auch nicht sein Profil durchforsten. Zudem kenne ich seine anderen Patienten eh nicht... Ich denke auch, ich komm nicht dran vorbei, zu fragen. Ich wollte mich aber vorab hier absichern.

Da kommt noch hinzu: ich habe Angst, dass er die Therapie bald beenden möchte, und das könnte so ein Signal sein. "Auch wenn du nicht mehr hier in Behandlung bist, ich bin nicht aus der Welt, ich bleibe erreichbar", so in der Art? :( Ich will aber noch nicht gehen, weil noch soooo viel auf mich zu kommt und das einfach ein beschissenes Timing für ein Abschluss ist.

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[Stacheldraht]

Dann hilft erst recht nur, dies anzusprechen, damit du diese Angst loswerden kannst. Aber es bestätigt mich einmal mehr, warum ich mich diesem FB-Wahn entziehe. Dadurch bekommt der Begriff "Freundschaft" doch etwas so oberflächliches bzw. wird dieser Begriff doch völlig entwertet. Aber gut, das ist eine andere Baustelle.

[Atara]

Finde ich rein persönlich etwas seltsam und unproffesionell.
Seine Patienten mit seinen anderen Freunden zu mischen... hmmm.
Der farmt ja richtig seine Freunde in FB....
strange...
und du würdest, wenn du seine freundschaftsanfrage annimmst seine ganzen geschmäcker, vorlieben,
seine kontakte seine kommentare, alles lesen können. ich weiß nicht ob das so gut ist.
ich dachte es sollte so einen proffesionellen patienten-therapeuten rahmen geben...
aber vlt. bin ich auch zu altmodisch?
vlt. ist das jetzt normal seine patienten mit seinen freunden in FB zu vermischen?
wir sind alle eins? keine grenzen mehr?
muss ich echt drüber nachdenken....

die frage ist ja auch, was will er damit bezwecken?

[Elena]

Von einem Therapeuten erwarte ich die absolute Diskretion, und die zeigt er nicht, wenn er die Patienten auf facebook als Freunde sammelt. Jeder kann sich denken, wenn du zurückklickst, dass du zu seinen Patienten gehörst, genauso ist es gewährleistet, dass sich Patienten untereinander kennenlernen und sich über ihn und die Therapie austauschen.
Keine Ahnung, warum er es nötig hat, sich auf diese Art zu profilieren und in meinen Augen auch die therapeutische Verschwiegenheit verletzt.
Ich glaube, ich wäre echt sauer, würde meine Therapeutin so agieren.

[**AufdemWeg**]

Wenn ich das lese denke ich:

Gelobt sein mein Kühlschrank!

geht GAR nicht
also für MICH ginge das nicht

LG ADW

[Sausewind]

Hallo FastForward,
hm, ich finde, das hört sich etwas gruselig an, was du beschreibst. Also mich hätte das auch total aus der Bahn geworfen. Auf der einen Seite ist es natürlich schmeichelhaft, auf der anderen schon eine Grenzverletzung.

Kann es sein, dass er sich einfach so geschmeichelt fühlte durch deine vielen positiven Rückmeldungen, dass er dir was Liebes tun wollte? Therapeuten sind ja auch nur Menschen, die auf Schmeicheleien reagieren (können). Vielleicht wollte er dir zeigen, hey, ich mag Sie auch (muss ja nicht sexuell gemeint sein). Vielleicht hat er sich auch gar nicht viel dabei gedacht.

Ich hab sowieso manchmal das Gefühl, Therapeuten machen sich teilweise bei Patienten nicht besonders viel Gedanken, was ihre Aktionen u. U. auslösen können .. Was WIR tun, hat nicht dieselbe Wirkung, wie das was SIE tun - es ist ja gerade eben KEIN gleichgestelltes Verhältnis, und diese Freundschaftsanfrage suggeriert das im Grunde leider schon - was aber nichts mit dem RL zu tun hat.

Ich glaube, ich würde den direkten Weg nach vorne wählen und es ansprechen. Ohne Umschweife, du musst ihn ja nicht angreifen, kannst ja auch die positiven Gefühle daran schildern.

LG

[Ratlosigkeit]

Ich finde das auch nicht ok, allerdings besteht die Möglichkeit, dass FB das einfach automatisch über sein Mail-account gemacht hat. Wenn er Deine Mailadresse hat und über 500 "Freunde" hat dürfte er einer von denen sein, die einfach alles zu FB-Freunden macht, was ihm untergekommt.
Du kannst ihn drauf ansprechen und einfach sagen, dass Du das nicht möchtest, wenn er professionell und menschlich ok ist, wird er das akzeptieren. Du kannst die Anfrage aber einfach ignorieren und wenn er nachfragt sagen, dass du kaum in FB reinschaust. Oder Du akzeptierst seine Anfrage und setzt ihn auf eingeschränkt.
Ich würde ihn drauf ansprechen - es gibt sicher noch mehr Patienten die das Problem mit ihm haben, vielleicht ist ihm das gar nicht so klar und er ändert dann sein Vorgehen.

[stern]

Ist so was normal heutzutage? Soll ich ablehnen? Soll ich einfach annehmen, da ich eh nicht viel von mir dort preisgebe und Leute drauf habe, mit denen ich weniger teilen möchte? Soll ich abwarten und ihn bei der nächsten Sitzung konfrontieren? Ich kann nicht einmal sagen, ob es mich wütend, traurig oder froh stimmt. Ich bin nur verwirrt... Keine Ahnung, was ich will. Nur: ich will nicht verletzt werden und auf dem Gebiet bin ich sehr verletzlich, denn für mich ist er das große Vorbild (und das erste, was ich so habe)...
Mich würden eure Meinungen und evtl. Erfahrungen interessieren

Normal? Würde eher sagen ungewöhnlich (selbst hätte ich vermutlich eher weniger ein Problem damit... würde aber bei mir wohl einige Fragezeichen aufwerfen). Hätte jetzt eher getippt Patienten suchen ihre Theras als umgekehrt . Im Prinzip kannst du die Anfrage ja erstmal stehen lassen (oder eben sofort löschen)... aber erste Option gibt dir halt noch Zeit bis du dir klarer bist und vorher mit ihm geredet hast.

Ich würde es mit ihm nächste Sitzung bereden... auch was der Hintergrund ist, wie es dir damit geht, usw. Was ebenfalls ungewöhnlich wäre: Privaten Kontakt außerhalb der Sitzungen pflegen... aber vielleicht hat er es ja im weiteren Sinne für therapeutisches in Auge gefasst (wobei dann aufzupassen wäre, dass andere nicht mitlesen können... also Stichwort Schweigepflicht bzw. Privatsshärenschutz. Insoweit würde ich FB nicht so trauen, dass ich meine Privatsspäre so schützen kann, wie ich mir das vorstelle), manche nutzen ja auch SMS, was für mich kein akzeptables Kommunikationsmedium wäre. Bzw. vielleicht weil du angedeutet hast, dich aus dem sozialen Leben etwas zurückgezogen zu haben. Oder mal wieder eine unbedachte Spontanaktion eines Theras. Also wie du siehst: Fragen über Fragen... versuche es persönlich zu klären, was das sollte.

[lamedia]

allerdings besteht die Möglichkeit, dass FB das einfach automatisch über sein Mail-account gemacht hat.

Das finde ich wichtig zu berücksichtigen. Der "Automatische Freundefinder" kann, so nicht deaktiviert, bei FB auf das Adressbuch im Email-Programms des Account-Besitzers zugreifen und verschickt dann automatisch Einladungen und Freundschaftsanfragen. Es kann also auch sein, dass Dein Therapeut ein Datenschutztrottel ist....

Also: Es gibt viel zu klären! Wichtig finde ich, dass Du Deinem ersten Impuls traust, dass da nämlich was nicht in Ordnung ist...

[Fast Forward]

Datenschutztrottel :D Das klingt gut! An diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht gedacht.

Ich finde eure Rückmeldungen (wow, so zahlreich!) sehr interessant, da ist ja wirklich so alles mit dabei! Allerdings will ich ihm wirklich nichts Böses unterstellen, denn bisher war er immer sehr diskret. Was natürlich auch Anlass ist, warum mich das wundert. Ich denke auch mehr, dass er mir damit was Gutes tun wollte und nicht, dass es irgendwie Neugierde ist. Vlt. etwas unbedacht, keine Ahnung. Ich will mich davor hüten, jetzt Schlechtes über ihn zu sagen, denn ich schätze ihn und das, was er schon für mich getan hat, wirklich sehr.
Allerdings will ich, wie schon Atara schrieb, seine Vorlieben etc. nicht genauer kennenlernen. Mir reicht das, was ich schon weiß. Außerdem kann FB da ein Bild auch sehr verzerren, wer ist da schon genau wie im echten Leben? Ich sicherlich nicht.

Und dann ist es ja vielleicht wirklich unfreiwillig passiert? Irgendwie hoffe ich das, auch, wenn es mich ein bisschen verletzen wird... Aber lieber kurzweilig enttäuscht als auf längere Dauer tief verletzt. Auch wenn ich ihm soviel Macht über mich gar nicht (mehr) geben will...

[elisa]

Es kann also auch sein, dass Dein Therapeut ein Datenschutztrottel ist...

[Miss_Understood]

Liebe fast forward (hach - wie ich die so betitelte Musik-Sendung immer noch ab und zu mal vermisse!) - sicherlich kann man auch als Therapeut fb fruchtbar beruflich nutzen - gesetzt den Fall man geht ganz besonders achtsam damit um. So gibt es ja auch zb eine Reihe an Therapeuten, die bestimmte Richtungen vertreten, Tools begründet haben, Bücher geschrieben haben usw., die darüber eben Marketing machen. Und wenn es eine umfangreiche Freundesliste ist, so heißt das ja noch lange nicht, dass jeder der dort aufgelisteten ein Patient war. Ich wäre dennoch auch selber sehr verblüfft sowas ohne Vorankündigung und gar ohne wenigstens ein kurze Anfrage zu erhalten, das eröffnet doch wirklich einen allzu unnötig großen Spekulationsraum. Mal vom Datenschutztrottel *g abgesehen ... den würde ich vermuten, wenn ich auch ohne befriendet zu sein, mehr oder weniger 'privates' lesen würde können. (Dazu würde für mich auch gehören, wenn jemand irgendwelche Spiele spielt.) Die (schreibenden bzw. etwas 'bekannteren') 'Therapeuten' wären in fb auch ohnehin besser aufgestellt sich eine Firmenpage (also keine Personenpage) zu erstellen, auf dass man sie liken kann. So als 'Person' finde ich das durchaus unkommentiert schon seltsam.

Wenn ich daran denke, dass ich vor einiger Zeit unter den 'friends of friends' eine Therapeutin erkannte, mit der ich drei Erstgespräche hatte, war mir das auf irgendeine Weise unangenehm. Weil - es kann ja immer noch sein, dass ich ihr über diese 'Zwischenperson' (die ich selber aber nicht gut kenne) - mal 'privat' über den Weg laufen werde, gar vorgestellt werden würde - ... und dann? Hm. Man würde sich in so einer Vorstellungsrunde unter Gleichaltrigen schon mal in jedem Fall duzen. So tun, als würde man sich GAR NICHT kennen? Auch blöd. Weil - die Frage 'Woher kennst du xyz?' ist ja nun mal gar nicht so ungewöhnlich. Was sagst DU dann?

Selbst wenn er seine Einstellungen in fb recht privat hält, sieht man ja schon so einiges. UND man hat dann jemanden (vorerst) 'für immer' an der Backe. Will heißen, um ihn aktiv zu 'vergessen' musst du dann 'ent-frienden'. Da - vorausgesetzt er gehört nicht zu den 'bekannten' Therapeuten, die publizieren bzw. wirklichen Mehrwert bieten auf fb (tägliche/wöchentliche News, Verlinkung zu Blog, gute Themen usw.) oder auch bestimmte Ausbildungen/Workshops anbieten - so eine Beziehung ja nun wirklich auf 'temporär' ausgelegt ist, würde ich das in so einem Fall nur nach sehr sehr gründlicher Überlegung in Erwägung ziehen. Geht jedoch der Grund den Kontakt zu halten über die Therapie hinaus (auf dem laufenden sein über Ausbildung, Literatur etc.), könnte ich es mir vorstellen meinen Therapeuten zu 'befrienden'. Aber das dann auch nur eingeschränkt teilhabend an dem was ICH poste (was man ja einstellen kann) und einem Gespräch darüber, wie ich das sehe.

Interessantes Thema findet

die Miss

Okay, man kann ja seine Friends unsichtbar machen (die Zahl sieht man in so einem Fall ja immer, oder?) -

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