Ausgegrenzt am Arbeitsplatz
Ausgegrenzt am Arbeitsplatz
Seit mehr als 20 Jahren bin ich bei demselben Unternehmen tätig, und ich kann behaupten, dass ich immer gerne zur Arbeit gegangen bin. Meine Arbeit und die Eingebundenheit in den Kollegenkreis waren zu privaten Krisenzeiten mein Halt, ich möchte diese Zeit nicht vermissen. Leider hat sich das Arbeitsumfeld in den letzten Jahren und Monaten immer mehr verändert. Wie an vielen Stellen, wurde auch hier reduziert, Kollegen, die in Rente gingen, wurden nicht mehr nachersetzt, der Arbeitsanfall ist geringer geworden und das Personal ist mittlerweile auf ein Minimum geschrumpft. Zu diesem verbliebenen Rest gehöre also ich. Da es sich um eine Stelle im öffentlichen Dienst handelt, habe ich zumindest einen sicheren Arbeitsplatz, muss also nicht befürchten, arbeitslos zu werden. Allerdings werden die Arbeitsbedingungen immer unerträglicher. Die mir nahe stehenden Kollegen sind alle fort und mit den verbliebenen hatte ich von Anfang an nicht so engen Kontakt. Es gibt also auch keinen plausiblen Grund, wieso ich mich jetzt mit ihnen plötzlich anfreunden sollte, umgekehrt natürlich sie sich mit mir. Anfreunden ist sicher das falsche Wort, Kollegen sind keine Freunde, aber den freundlichen Umgangston, der früher vorherrschte, vermisse ich zutiefst. Es war normal, dass man morgens kurz an den Türen der anderen klopfte, um guten Morgen zu sagen, mal ein paar private Worte miteinander austauschte oder sich auch mal zu beruflichen Besprechungen zusammensetzte. Wer in Urlaub ging, verabschiedete sich von den anderen, wenn er zurückkam, waren die anderen daran interessiert, wie der Urlaub war und ob man gut erholt ist. Wer krank war, hat auch den Kollegen telefonisch Bescheid gesagt und nicht nur den Chef darüber informiert. Ich für meinen Teil habe versucht, dies mit den verbliebenen Kollegen weiter so zu handhaben, musste aber schnell feststellen, dass man nicht wirklich ernsthaft daran interessiert ist, sich mit mir auszutauschen. Erkrankungen erfahre ich in den meisten Fällen erst durch den Chef, es kann auch vorkommen, erst auf meine eigene Anfrage hin, da er "vergisst", mich von sich aus zu informieren. Die Kollegen setzen sich in ihrem Büro zum Frühstück und zum Mittagessen zusammen, es kam noch niemals der Vorschlag, dass wir zusammen Kaffee trinken könnten. Die anderen haben sich ihre eigene "heile Welt im Büroalltag" geschaffen, in der sie sich wohl fühlen und niemanden in ihren Kreis einlassen wollen. Dabei bin ich der Meinung, dass es nicht einmal böse Absicht ist. Wenn ich zwischendurch mal bei ihnen vorbeischaue und eine Unterhaltung anfange, kann es schon mal vorkommen, dass wir dann eine Stunde verplaudern. Allerdings ist im Umkehrschluss noch niemand auf die Idee gekommen, auch mal bei mir anzuklopfen, um sich ein bisschen zu unterhalten, obwohl man weiß, dass ich den ganzen Tag allein in meinem Büro bin. Und dass immer ich den Anfang mache, sehe ich nicht ein, ich möchte mich auch nicht aufdrängen. Für mich wäre es einfach selbstverständlich, dass die wenigen verbliebenen Arbeitskollegen ein wenig näher zusammen rücken.
Ich gehe inzwischen schon mit Magenschmerzen zur Arbeit und es belastet mich immer mehr. Ich habe mir psychologischen Rat eingeholt, und der lautete, ich solle doch mit den Kollegen einfach darüber sprechen, wie ich mich in meinem Einzelzimmer fühle und dass ich mir mehr Ansprache wünschen würde. Dann ist eben passiert, was ich oben bereits beschrieb - man hat ein Weilchen geplaudert, und das war es dann. Auch beim nächsten Mal musste der Impuls wieder von mir ausgehen. Es hat sich nichts verändert, und es kann nicht sein, dass ich um kollegiale Zuwendung betteln muss. Ein Gespräch mit dem Chef wird dahingehend nichts bringen, weil er mir keinen neuen Kollegen/Kollegin "basteln" kann, damit ich nicht mehr allein im Büro sitzen muss. Und mich zu beklagen, dass ich bei den anderen Kollegen außen vor gelassen werde, empfinde ich als entwürdigend.
Ich gehe inzwischen schon mit Magenschmerzen zur Arbeit und es belastet mich immer mehr. Ich habe mir psychologischen Rat eingeholt, und der lautete, ich solle doch mit den Kollegen einfach darüber sprechen, wie ich mich in meinem Einzelzimmer fühle und dass ich mir mehr Ansprache wünschen würde. Dann ist eben passiert, was ich oben bereits beschrieb - man hat ein Weilchen geplaudert, und das war es dann. Auch beim nächsten Mal musste der Impuls wieder von mir ausgehen. Es hat sich nichts verändert, und es kann nicht sein, dass ich um kollegiale Zuwendung betteln muss. Ein Gespräch mit dem Chef wird dahingehend nichts bringen, weil er mir keinen neuen Kollegen/Kollegin "basteln" kann, damit ich nicht mehr allein im Büro sitzen muss. Und mich zu beklagen, dass ich bei den anderen Kollegen außen vor gelassen werde, empfinde ich als entwürdigend.
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Wie alt sind denn deine Kollegen? Meiner Erfahrung nach gehen die jüngeren Generationen (besonders männliche) nicht Arbeiten um Freunde zu finden, sondern um Geld zu verdienen. Von daher gehen sie kaum soziale Bindungen zu den Leuten an ihren Arbeitsplätzen ein, besonders heutzutage, wo sich die Belegschaft schnell verändern kann oder man selbst sehr schnell den Arbeitsplatz verlassen muss.
Was stört dich denn daran, dass du immer wieder den Impuls setzen musst?
Was stört dich denn daran, dass du immer wieder den Impuls setzen musst?
Wir sind a) alle ungefähr im selben Alter (Ende 40/Anfang 50) und b) nur Frauen und c) kennen wir uns alle seit ungefähr 20 Jahren.
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Erwartest du nicht vielleicht etwas viel von deinen Kollegen? Du hast dich selbst jahrelang deutlich abgegrenzt und nun, wo du alleine bist, sollen sie auf dich zugehen? Es ist doch nicht so, dass sie dich wegschicken, wenn du nun bei ihnen auftauchst. Ich würde jedenfalls keine ganze Stunde mit jemanden reden, der mich annervt. Insofern scheinen sie dir doch durchaus wohlgesonnen zu sein. Aber ich verstehe deren Standpunkt durchaus, dass sie dich nun in der Bringschuld sehen.
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
Oldboy
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Nein, ich habe mich niemals abgegrenzt, lies doch mal meinen Text aufmerksam. Als wir noch wesentlich mehr Kollegen waren, hat sich jeder in diese Gemeinschaft eingebracht, aber es war auch durchaus normal, dass sich einzelne Grüppchen gebildet hatten. So gesehen, sind "die anderen" eines dieser Restgrüppchen, das sich jetzt, wo es die große Gemeinschaft nicht mehr gibt, ihren eigenen "Kokon" gesponnen haben und so ein Relikt "von draußen" eben nicht richtig an sich heranlassen wollen. Irgendwie ist das sicher legitim, aber wir, der spärliche Rest, arbeiten noch zusammen, allein das würde schon den Austausch in einem gewissen Maß erfordern. Da wir aber jeder ziemlich selbständig arbeiten, findet so ein Austausch im Höchstfall einmal statt, wenn der Chef eine Besprechung ansetzt. Dies ist so ungefähr zweimal im Jahr der Fall...
So wie ich das lese bist du nicht ausgegrenzt, sondern du hast halt eine andere Vorstellung von Arbeitsklima als deine Kollegen.
Würden die Kollegen untereinander einen regen, freundschaftlichen Austausch pflegen und dich nicht miteinbeziehen wäre es Ausgrenzung, so nicht.
Würden die Kollegen untereinander einen regen, freundschaftlichen Austausch pflegen und dich nicht miteinbeziehen wäre es Ausgrenzung, so nicht.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich
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Ich habe deinen Text aufmerksam gelesen und diese Grüppchenbildung (die ja völlig normal und nix schlimmes ist), ist nunmal ein abgrenzen. Der Begriff ist doch nichts negatives. Man hat halt Leute, die man lieber mag. Fallen die weg, muss man sich halt neue Leute suchen. Es ist aber nicht Aufgabe der anderen dir diese Suche abzunehmen.
Ich vergleiche das einfach mal mit mir damals in der Schule als meine Bezugspersonen in der Klasse weggezogen sind. Da ist es für mich klar gewesen, dass ich dann zu den anderen Klassenkameraden vermehrt den Kontakt suchen muss, wenn ich nicht als Außenstehender dastehen möchte. Das habe ich getan und mit der Zeit musste nicht nur ich bei denen ankommen, sondern sie kamen auch bei mir an. Aber das dauert nun einmal seine Zeit.
Zumal kannst du die Standards deines alten Grüppchens auch nicht auf die neue Gruppe übertragen. Vielleicht ist es bei denen ja gar nicht Usus, dass man die Kollegen auch noch anruft, wenn man krank ist. Ich glaube, du setzt einfach zuviel voraus und erwartest zuviel. Man muss sich halt um Menschen bemühen, wenn man in ihre Gemeinschaft aufgenommen werden will.
Ich vergleiche das einfach mal mit mir damals in der Schule als meine Bezugspersonen in der Klasse weggezogen sind. Da ist es für mich klar gewesen, dass ich dann zu den anderen Klassenkameraden vermehrt den Kontakt suchen muss, wenn ich nicht als Außenstehender dastehen möchte. Das habe ich getan und mit der Zeit musste nicht nur ich bei denen ankommen, sondern sie kamen auch bei mir an. Aber das dauert nun einmal seine Zeit.
Zumal kannst du die Standards deines alten Grüppchens auch nicht auf die neue Gruppe übertragen. Vielleicht ist es bei denen ja gar nicht Usus, dass man die Kollegen auch noch anruft, wenn man krank ist. Ich glaube, du setzt einfach zuviel voraus und erwartest zuviel. Man muss sich halt um Menschen bemühen, wenn man in ihre Gemeinschaft aufgenommen werden will.
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
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Darf ich mich selber zitieren:Nico hat geschrieben:Würden die Kollegen untereinander einen regen, freundschaftlichen Austausch pflegen und dich nicht miteinbeziehen wäre es Ausgrenzung, so nicht.
Die Kollegen setzen sich in ihrem Büro zum Frühstück und zum Mittagessen zusammen, es kam noch niemals der Vorschlag, dass wir zusammen Kaffee trinken könnten. Die anderen haben sich ihre eigene "heile Welt im Büroalltag" geschaffen, in der sie sich wohl fühlen und niemanden in ihren Kreis einlassen wollen.
Und nochmal Zitat ich selber:Stacheldraht hat geschrieben:Man muss sich halt um Menschen bemühen, wenn man in ihre Gemeinschaft aufgenommen werden will.
Ich habe mir psychologischen Rat eingeholt, und der lautete, ich solle doch mit den Kollegen einfach darüber sprechen, wie ich mich in meinem Einzelzimmer fühle und dass ich mir mehr Ansprache wünschen würde. Dann ist eben passiert, was ich oben bereits beschrieb - man hat ein Weilchen geplaudert, und das war es dann. Auch beim nächsten Mal musste der Impuls wieder von mir ausgehen. Es hat sich nichts verändert, und es kann nicht sein, dass ich um kollegiale Zuwendung betteln muss.
Sitzen die anderen in einem Großraumbüro und du in einem eigenen ?
In einem gemeinsamen AUfenthaltsraum werden sie sich wohl kaum zum Mittagessen zusammensetzen und dich nicht dazulassen oder ?
In einem gemeinsamen AUfenthaltsraum werden sie sich wohl kaum zum Mittagessen zusammensetzen und dich nicht dazulassen oder ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich
Hallo Raphaela!
Was mir jetzt dazu einfällt, ist eine Umstrukturierung der Arbeitsplätze. Besteht die Möglichkeit entweder zu denen mit ins Büro zu ziehen oder jemand zieht zu dir?
Letzteres kann möglicherweise blöde rüberkommen, aber ich würde das mit dem Chef mal besprechen. So isoliert im Zimmer sitzen ist wirklich nicht schön, finde ich persönlich auch. Und es ist doch klar, dass die Gruppe sich hat und sich dann um dich nicht kümmert, was sicherlich keine böse Absicht ist.
Wie gesagt, das ist die einzige Option, die mir einfällt.
candle
Was mir jetzt dazu einfällt, ist eine Umstrukturierung der Arbeitsplätze. Besteht die Möglichkeit entweder zu denen mit ins Büro zu ziehen oder jemand zieht zu dir?
Letzteres kann möglicherweise blöde rüberkommen, aber ich würde das mit dem Chef mal besprechen. So isoliert im Zimmer sitzen ist wirklich nicht schön, finde ich persönlich auch. Und es ist doch klar, dass die Gruppe sich hat und sich dann um dich nicht kümmert, was sicherlich keine böse Absicht ist.
Wie gesagt, das ist die einzige Option, die mir einfällt.
candle
Now I know how the bunny runs!
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Es ist anzunehmen, dass dir leider nichts anderes übrigbleiben wird. Aufdrängen ist das aber nur in deiner Vorstellung, es kränkt deinen Stolz. Vielleicht kannst du es schaffen, diesen zu überwinden, ich wünsche es dir. Denn sich so abgehängt zu fühlen, ist wirklich schlimmer, als ein paar hier eher unangebrachte Gefühle herunterzuschlucken.Und dass immer ich den Anfang mache, sehe ich nicht ein, ich möchte mich auch nicht aufdrängen.
Im Job geht es halt weniger um gernhaben und das Austarieren von Gefühlen, sondern um ein miteinander Auskommen und um ein gutes Betriebsklima, da sind Zugeständnisse einfach notwendig (um die Not zu wenden).
Vielleicht liegt es ja an Deinem Verhalten. Du kommst ja hier auch recht zickig rüber, wie ich finde. Auch hier meinst Du, dass man Dich nicht genug beachtet bzw. Deinen Beitrag nicht richtig liest und musst Dich deswegen selbst nochmal zitieren. Typischer Parallelprozess, der hier abläuft.
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)
In diesem Falle ist es aber notwendig, weil ich im Falle der Erkrankung dieser Kollegen ihre Arbeit übernehmen muss. Es handelt sich um Dinge, die nicht liegenbleiben dürfen. Also wäre es schon gut, wenn man mich über ihre Abwesenheit rechtzeitig informieren würdeStacheldraht hat geschrieben:Vielleicht ist es bei denen ja gar nicht Usus, dass man die Kollegen auch noch anruft, wenn man krank ist.
Ich sehe dir diese Vermutung einmal nach, schließlich kennst du mich und meine Situation ja nicht wirklich. Glaub mir, wenn ich mich wirklich zickig verhalten würde, würde arbeitsmäßig bei uns einiges anders verlaufen, so bin ich nur das gutmütige Schaf, das sich jede Arbeit aufdrücken lässt, wozu die anderen keine Lust haben.Freifrau hat geschrieben:Vielleicht liegt es ja an Deinem Verhalten. Du kommst ja hier auch recht zickig rüber, wie ich finde.
Aus platztechnischen Gründen nicht möglich, und bei der geringen (ungraden) Zahl der Personen würde immer eien alleine sitzen bleibencandle. hat geschrieben: Was mir jetzt dazu einfällt, ist eine Umstrukturierung der Arbeitsplätze. Besteht die Möglichkeit entweder zu denen mit ins Büro zu ziehen oder jemand zieht zu dir?
candle
Allein sitzen aber mit den anderen in einem Raum oder wie meinst du das jetzt?
candle
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Now I know how the bunny runs!
Magst Du Deine Kollegen eigentlich? Ich meine, ich höre überwiegend Negatives raus. Sie beachten Dich nicht genug, Du bist das Schäfchen, das alles machen muss, worauf die keine Lust haben, sie informieren Dich nicht genug über Krankheiten...
Ich meine nur, vielleicht ist Deine Außenseiterrolle von Dir selbst (unbewusst) verursacht. Vielleicht sprichst Du die Dinge nicht klar aus bzw. grenzt Dich richtig ab, so dass sie nur Deinen unterschwelligen Ärger spüren.
Ich meine nur, vielleicht ist Deine Außenseiterrolle von Dir selbst (unbewusst) verursacht. Vielleicht sprichst Du die Dinge nicht klar aus bzw. grenzt Dich richtig ab, so dass sie nur Deinen unterschwelligen Ärger spüren.
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