Kontaktabbruch zu Eltern (-teilen)/Familie

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Minou1981
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 8

Kontaktabbruch zu Eltern (-teilen)/Familie

Beitrag Mi., 02.05.2012, 10:19

Liebe Alle,
Ich habe das Thema "Kontakt zu 'giftigen Eltern'* abbrechen - vertretbar?" recht aufmerksam gelesen und würde gerne einen Neuanfang zu dem Thema hier beginnen. Mich interessiert (derzeit) weniger die Frage, ob ein Kontaktabbruch vertretbar ist oder nicht, sondern ich bin hier, weil ich mich mit anderen Betroffenen austauschen möchte und weil mich interessiert, was anderen geholfen hat in dieser sehr schmerzhaften Zeit. Ich weiss, jede Geschichte ist anders, darum versuche ich mal meine auf den Punkt zu bringen:Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter vor exakt einem halben Jahr abgebrochen. Zu meinem Vater herrschte etwa 3 Monate Funkstille, zu ihm nahm ich wieder Kontakt auf. Meinen einzigen Bruder habe ich seit 4 Monaten nicht mehr gesehen. Warum...Ich hatte mit 13 Jahren einen Hörsturz, eine Stressreaktion auf die bei uns herrschende Stimmung zu Hause. Sie war geprägt von Leid und Hysterie seitens meiner Mutter. Mein Vater schaute wort- und tatenlos zu. Mit 16 Jahren wurde es so schlimm für mich, dass ich Panikattacken und eine schwere Depression bekam. Ausser meiner Mutter hatte ich keine Bezugsperson (der Rest meiner Familie ist im Ausland und hat sich nie sonderlich für uns Kinder interessiert). Sie schleppte mich zu Neurologen und Psychiatern und alles was ich bekam waren Tabletten. Die nahm ich ein halbes Jahr, geholfen haben sie wenig. Niemand erkannte damals, am wenigsten ich, dass der enge Kontakt zu meiner Mutter und die fehlende Ansprache der Grund für meine "Störungen" waren. Ich hatte als kleines Kind vor allem ANGST vor meiner Mutter. Weil sie emotional unberechenbar war. Daher war es mir nie möglich meine eigenen Gefühlswet zu entdecken. Ich musste meine Gefühle unterdrücken, um ihr erstens zu helfen, weil sie immer leidgeplagt war und zweitens, weil es für mich eine Bedrohung war, denn sie war durch meine Gefühlsregungen in ihrem Ego gekränkt und drehte den Spiess um, in dem Sie sich zum Opfer machte. Zwischen meinem 20 und 30 Lebensjahr, also bis jetzt habe ich immer gehofft, die Depressionen (sie wurden zu einer verdeckten Depression über die Jahre), sich lösen, wenn ich sie endlich dazu bringe, mich zu verstehen und mich endlich in meinem Schmerz zu sehen. Erst jetzt erkannte ich, dass das nicht möglich ist. Zu tief sitzen Ihre eigenen Wunden, über die sie nur marginal sich bewusst ist. Aus Erzählungen weiss ich, dass sie eine sehr lieblose Beziehung zu ihrer Mutter hatte. Meine Mutter hat das alles versucht mit Geld gut zu machen. An Materialien hat es mir nie gefehlt. Das hat dazu geführt, dass ich sehr unselbsständig bin. Mein neuer Freund hat mir sehr viel Kraft gegeben, die Kraft die ich benötigte, um für unbestimmte Zeit einen SChlussstrich zu ziehen und mich zum ersten Mal im Leben auf meine Gefühle zu konzentrieren, statt auf die Ihren. So weit so gut. Mittels Gesprächen und viel Lesen (zB Alice Miller) habe ich Bestätigung für mein Handeln bekommen und ich bin selbstsicherer geworden. Das ist gut. Auf der anderen Seite leide ich unter extremen Einsamkeits - und fehlenden Zugehörigkeitsgefühlen. Ich spüre (im Vergleich zB der Familie meines Freundes) was ich nie hatte und was ich so gerne hätte. Das ist manchmal unerträglich und ich finde keinen Sinn im Leben. Diese Defizite, die sich vor allem in Misstrauen und sozialen Rückzug äussern, zeigen sich natürlich auch in anderen Lebensbereichen. In Freundschaften und in der Gesundheit. Das Gefühl nicht dazuzugehören, nicht wirklich geliebt zu werden, zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Aber ich habe mir angewöhnt, aus Scham, so zu tun, als ginge es mir eh ganz ok. Nur sehr wenige Menschen wissen über meine Seelenqualen Bescheid. Ich bin sehr reflektiert und Psychotherapieaffin, was heisst, dass ich mich sowohl schon in Therapie befunden habe, als auch mittels Selbstliteratur viel herausgefunden habe. Aber so richtig gut geht es mir nicht. Aber ich wünsche es mir. Ausserdem wünschen wir uns eine eigene Familie. Seit 2 Jahren "warten" wir ohne Erfolg. Physisch ist alles in Ordnung, es liegt definitiv an der "Psyche". Ich trage wahrscheinlich noch immer zu viel Balast, zu viele Ängste, zu viele Unsicherheiten in mir um mich wahrhaftig zu "öffnen". Das macht das Ganze nicht leichter und die Wut auf meine Mutter immer wieder aufflackern (hat sie doch ziemlich mühelos 2 Kinder in die Welt gesetzt). Das Gefühl keine Familie mehr zu haben, bleibt bestehen und ist sehr schmerzhaft. Ich habe Albträume und Schlafstörungen. Mein Vater trifft sich mit mir und verhält sich sehr korrekt. Er macht mir keine Vorwürfe. Aber er ist emotional ebenso verarmt und kann mich weder in den Arm nehmen, noch Gefühle äussern.
Ich freue mich über Beiträge!

Werbung

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Mi., 02.05.2012, 10:30

Ich bin auch ein psychisch ziemlich "beschädigter" Kontaktabbrecher.

Was mir geholfen hat? Religion. Und die emotionale Unterstützung die ich in dem Rahmen der spirituellen Gemeinschaft gefunden habe.

Diese Menschen sind zwar nicht verwandt mit mir, aber ich habe hier die emotionale Unterstützung, Offenheit und Zuverlässigkeit gefunden die ich früher nie gekannt habe.

Benutzeravatar

Emi2010
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 27
Beiträge: 130

Beitrag Mi., 02.05.2012, 12:31

Hallo

Ich habe seit 2008 keinen Kontakt mehr zu meiner Familie ( Vater und Schwester ),meine Mutter verstarb 2007. Ich empfinde auf der einen Seite enorme Erleichterung und habe mich noch nie so frei in meinem Leben gefühlt wie jetzt. Mein Vater hat mir und meiner Mutter viel angetan und hätte ich den Kontakt zu ihm nicht abgebrochen,wäre ich wahrscheinlich draufgegangen. Meine Schwester konnte dies nicht akzeptieren und hat somit den Kontakt zu mir abgebrochen. Trotz alle dem vermisse ich meine/eine Familie. Ich fühle mich oft einsam und fühle mich nicht vollständig. Eifersucht auf Menschen mit scheinbar liebevoller Familie überschattet mich auch häufig Ich denke persönlich,wenn jemand diesen Schritt wählt den Kontakt zur eigenen Familie abzubrechen,muss schon sehr viel passiert sein. Ich bin froh das ich es geschafft habe,spüre aber auch jeden Tag das etwas fehlt

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Mi., 02.05.2012, 12:41

Hallo Minou1981!

Ich weiß jetzt zwar nicht was für eine Diskussion du dir wünscht oder in welche Richtung es gehen soll, will aber dennoch was sagen.

Ich gehöre zu denjenigen, die keinen Kontakt mehr zur gesamten Familie hat. Mir tut das echt gut und vermissen tue ich inzwischen auch niemanden mehr. Was sich dann bei mir "kindlich" tut in Therapie, ist wieder eine andere Geschichte.

Bei dir sehe ich einen super großen Vorteil, den du dir zunutze machen könntest. Sei nicht neidisch auf die Familie deines Freundes, sondern mache dich zu einem Teil dieser Familie!!! Wenn du eh Kinder willst, kann es doch besser gar nicht sein.

Ich habe in meiner Schwiegerfamilie wirklich so viel lernen können wie es anders geht und das hat mir so viel gegeben vor allem auch Halt. Es läßt sich über die Familie deines Freundes durchaus einiges reparieren, aber du mußt es auch zulassen und daran arbeiten. Diese Menschen könnten deine Familie sein und sind es auch, wenn ihr durch ein Kind verbunden wäret.

So, das ist meine Erfahrung mit der Schwiegifamily. Die alten Sachen kannst du eh nicht mehr aufholen, aber du kannst dir eine neue Familie aufbauen, gute Bedingungen sind vorhanden.

Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Minou1981
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 8

Beitrag Mi., 02.05.2012, 14:37

liebe candle,
danke! für die aufbauenden worte! ja, mich interessieren die erfahrungen anderer betroffener! ich weiss, dass es bestimmte chancen gibt bei meiner schwiegerfamily, aber da muss ich auch mal über meine unzulänglichkeiten hinwegkommen, die ich mir als schutzpanzer aufgebaut habe. ich kenne es ja nicht mich zu öffnen und von mir zu erzählen! und das mit dem eigenen kind wäre wunderschön, nur will es eben (noch?) nicht funktionieren...
es gibt so wahnsinnig dunkle stunden, in denen alles so weh tut, aber das kennst du bestimmt. ich hatte es letzte nacht, weshalb mein freund und ich nur 4 oder 5 stunden schlaf hatten. ich musste einfach 3 stunden heulen.ich würde ihm das so gern ersparen, aber es überkommt mich dann einfach ganz plötzlich.
ich freue mich über weitere erfahrungsberichte!

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Mi., 02.05.2012, 15:23

Wenn die das Öffnen schwerfällt, muß es ja nicht sofort sein. Aber du kannst vielleicht vermehrt Aktivitäten mit den Schwiegis planen. Frage doch mal deinen Freund.

Mit dem Kind würde ich etwas locker lassen, denn der Körper sendet vielleicht auf diese Weise Signale, dass es noch nicht so weit ist.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

snowwhite
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 32
Beiträge: 93

Beitrag Mi., 02.05.2012, 15:37

Liebe Minou,
ich gehöre auch zu den "Kontaktabbrechern" seit meinem Auszug mit 18,wobei ich zwischendurch immer wieder rückfällig wurde. Gar keinen Kontakt zu meiner Familie habe ich aber seit 2006 nicht mehr.
Eine gute Stragtegie damit umzugehen habe ich aber bis heute nicht gefunden. Trennungen fallen mir extrem schwer, weil ich mit jeder Beziehung die Hoffnung auf eine "neue" Familie verbinde.
Gute Freunde sind mir sicherlich eine große Hilfe, können aber eine Familie nie wirklich ersetzen. Ich glaube mit dieser Sehnsucht nach der glücklichen Familie kann man nur umgzugehen lernen, loswerden wird man sie schließlich nie, da dies ein Grundbedürfnis zu sein scheint.
Immerhin weiß ich aber inzwischen, dass es nicht meine Familie ist, die mir fehlt, sondern eine.
Aber wie candle schon schrieb, du hast die Chance deine eigene Familie zu gründen und alles besser zu machen.
„Wer richtig liebt, der findet sich selbst.
Die Meisten aber lieben, um sich zu verlieren.“

Hermann Hesse

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Minou1981
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 8

Beitrag Mi., 02.05.2012, 18:41

liebe candle liebe snowwhite
danke für eure ideen und gedanken. was waren eure gründe für den abbruch? ja, freunde sind da und ich liebe sie für ihre unterstützung, aber wie du sagst, eine familie können sie nicht ersetzen. meine mutter hat mich so misstrauisch menschen, vor allem frauen gegenüber gemacht. ich wittere im hintergrund immer verletzungen und ziehe mich lieber vorher selber zurück. das ist sehr schade und es ist wirklich nicht leicht so tief sitzende überzeugungen im kopf zu verändern. phasenweise geht es dann wieder, dann kommt wieder ein Rückfall. Den hatte ich gerade. Meine Schwägerin verlor ihren Vater und ihre gesamte Familie ist für sie. Auch meine Schwiegereltern. Von meinen Eltern kennen sie nicht mal die Namen, von ihr kenne sie bereits die Cousins 2. Grades. Sie kann vor Ihnen weinen, ich kann das nicht, Fühle mich dann nicht gesehen in meinem Schmerz - genau ds gleiche wie es zu hause war. Man schafft sich immer wieder ähnliche Situationen. Ich weiss dass es an mir liegt etwas zu ändern, mich mitzuteilen aber das fällt mir eben so schwer. Lieber setze ich ein Lächeln auf und sage es ist alles ok. Dann wird hinter meinem Rücken gemunkelt was mit mir ist, wenn ich mich länger nicht blicken lasse. Das kriege ich mich. Ich finde es gibt fast nichts schlimmeres als sich unter MEnschen alleine zu fühlen...
Ich wünsche einen schönen Abend und danke noch mal ganz herzlich für die BEiträge!

Benutzeravatar

woflx
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 22
Beiträge: 129

Beitrag Mi., 02.05.2012, 20:56

hallo!

ich habe auch den kontakt zu meiner mutter abgebrochen. ich habe auch vor kurzem einen beitrag dazu verfasst.

ich kenne deine gefühle sehr gut. ich bin so oft traurig, weil mir einfach eine mutter fehlt. aber es ging einfach nicht mehr. auch wenn ich oft traurig bin bereue ich meine entscheidung nicht. obwohl es mir jetzt nicht gut geht, ging es mir vorher noch schlechter. ich habe auch rausgefunden, dass ich nicht meine mutter vermisse, sondern eine mutter.

zu meinem vater habe ich noch kontakt, aber unsere beziehung ist eher oberflächlich. er ist zwar ein sehr emotionaler mensch aber irgendwie haben wir nicht so einen draht zueinander. meine schwester lebt in italien, deswegen sehe ich sie nicht sehr oft. wenn wir uns sehen, dann finde ich es sehr schön. irgendwie habe ich aber immer das gefühl mich nicht so sehr auf das einzulassen, weil ich immer sehr traurig bin, wenn sie wieder weg ist. sie hat auch eine kleine tochter. es macht mich sehr traurig, dass ich sie nicht öfter sehen kann.

ich bin mir nicht sicher, ob irgendjemand die eigene mutter ersetzen kann.

es macht mich sehr traurig, wenn ich menschen mit einer glücklichen familie sehe. vor allem, wenn ich kleine kinder mit lieben müttern sehe. ich möchte meine mutter nicht zurückhaben. ich möchte einfach nur nicht mehr traurig sein.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Minou1981
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 8

Beitrag Do., 03.05.2012, 06:11

hallo woflx
dein gefühl kenn ich gut. ich möchte auch nicht mehr traurig sein! was mich dann ein wenig tröstet ist, 1, kann ich es mal besser machen mit meinen kindern und du auch (bist ja noch sehr jung) und 2, kann man schon selber eine art gute "mutter" sein zu sich selber und zu guten freunden. ich finde wenn man andere so behandelt wie man es gerne gehabt hätte, dann geht es einem gleich besser. das geht zwar nicht immer, aber manchmal gelingt es mir und dann fühl ich mich gut, weil ich denke, ich habe eine qualität in mir entdeckt, die meiner mutter fehlte.
das ersetzt natürlich nicht das loch das man in sich trägt. ich will meistens einfach nicht wahrhaben, das meine mutter ist wie sie ist. zu weh tut es die wahrheit zu spüren. wenn ich daran denke sie wiederzusehen, weil ich eine mutter vermisse und denke lieber etwas als gar nichts, dann fallen mir sofort die vielen sehr schmerzhaften momente mit ihr ein, ich werde wütend und traurig und dann will ich sie nicht mehr sehen!
was war denn bei dir grund zum abbruch?
ich wünsche einen schönen tag!

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Minou1981
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 8

Beitrag Do., 03.05.2012, 06:15

mir ist noch was eingefallen: ich kenne das sein enkelchen zu vermissen. mein bruder hat zwei kleine söhne, aber ich sehe sie so gut wie nie. mein bruder hat leider viel von der mutter übernommen. als ich weihnachten vor 4 jahren alleine war, wollte ich ihn besuchen, aber er lehnte ab. einfach so. weil er gerade ein kind bekommen hatte. ich war tief verletzt. er meldet sich nie bei mir. kann sich schwer in wen anderen hineinversetzen, ist aber selber hochgradig sensibel. ist doch schön, wenn du dich mit deiner schwester verstehst! ich denke es nicht die quantität die zählt, sondern die qualität. und wenn deine nichte etwas grösser ist, könnte ich euch vielleicht öfter sehen und du kannst deine mütterlichen qualitäten (du bist ja offensichtlich anders als deine mutter) erproben!
liebe grüsse

Benutzeravatar

woflx
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 22
Beiträge: 129

Beitrag Do., 03.05.2012, 18:39

naja zuerst hab ich den kontakt mit ca 14 abgebrochen weil ich zu meinem vater gezogen bin und nichts mehr mit meiner mutter zu tun haben wollte. zu hause gab es ständig psychischen terror und manchmal auch ein paar schläge. dann haben wir uns nach und nach wieder angenähert, ich habe das aber nur ihr zu liebe gemacht, weil sie gemeint hat, dass sie mich so vermisst. dann haben wir uns öfter getroffen, aber es war nur sehr oberflächlich. irgendwann haben wir dann mal über die vergangenheit geredet und sie hat einfach nichts kapiert. sie hat sich nicht ein mal entschuldigt. danach gabs sehr viel streit wegen geld, sie hat meinen bausparvertrag für sich verwendet. ich habe in dem moment dringend geld gebraucht für eine wohnung und deswegen hab ich sie darauf angesprochen, was denn mit dem geld passiert ist, das eigentlich mir gehört hat. sie hat mir auch stress wegen der uni gemacht, weil ich am anfang meines studiums nichts weitergebracht hab. naja und dann haben wir noch gestritten, weil sie nicht zugeben wollte, dass sie fehler gemacht hat. irgendwann hab ich dann gesagt, ich möchte sie nicht mehr sehen. das letzte mal hab ich sie am gericht gesehn. sie hat mir jahrelang zu wenig alimente bezahlt und ich hab mich nie beschwert. hauptsache sie hat irgendwas gezahlt. dann hat sie aber gar nichts mehr bezahlt also hab ich beschlossen vor gericht zu gehn. jetzt bekomm ich wieder geld von ihr. das klingt jetzt vielleicht so, als würds mir nur ums geld gehn. aber ich bin der meinung, wenn meine mutter sonst schon nix tut, dann kann sie wenigstens für mich zahlen. ich möchte ihr geld eigentlich eh nicht haben, aber als student brauch ich das geld.

ich wollte früher immer kinder haben. jetzt bin ich mir aber nicht mehr sicher. manchmal hab ich angst, genau so eine mutter zu werden wie meine mutter. ich habs ja schließlich nicht anders gelernt.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Minou1981
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 8

Beitrag Do., 03.05.2012, 21:48

das klingt alles sehr schrecklich, das tut mir sehr leid. ich kenne das gut, dass wenn man es anspricht die mutter nichts kapiert, das tut richtig weh. das es dann noch übers geld weiter geht, ist bitter. dann fühlt man sich an allen ecken und enden betrogen. eine freundin hatte ein sehr ähnliche geschichte mit ihrem vater. die eltern haben sie alleine zurückgelassen mit ihren schwestern als sie 15 war. plötzlich hat er nicht mehr gezahlt. sie überlegt zu klagen und ihren familiennamen zu ändern. man will sich "reinwaschen". ich hatte das geldproblem nicht, aber das ist auch egal, für jeden ist es anders schlimm. mein schlimmstes trauma ist dass ich vor vielen frauen angst habe, weil ich als kind so angst hatte vor meiner mutter. vor allem wenn es darum geht eine eigene meinung zu haben oder zu wiedersprechen. ich wollte auch immer kinder und ich merle wie mein körper es (noch) nicht zulässt. das leuchtet mir auch voll ein, bin ich doch voll unsicher geworden und unruhig innerlich seit dem kontaktabbruch . aber auch bei mir ist es so noch immer besser. ich denke bei dir, wenn es dich interessiert, dass sich noch viel entwickeln kann. hast du eine beziehung? vielleicht hast du mal eine nette schwiegermutter oder lernst eine andere ältere frau kennen, die dir soetwas wie eine gute mutter sein kann und vielleicht kommt dann auch die zuversicht es mit eigenen kinderm besser zu machen wieder. hätte ich vor einigen jahren ein kind bekommen, wäre ich auch wie meine mutter gewesen. aber du klingst sehr reflektiert, weisst was dir weh getan hat und was du vermisst hast. warum glaubst du dass du dann die gleichen fehler wie sie machen würdest? das denke ich nicht. gib dir zeit! das muss ich mir nämlich auch immer wieder sagen. die seele braucht zeit um alles zu verarbeiten, abzuschliessen und um sich wieder zu öffnen!
liebe grüsse

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Do., 03.05.2012, 21:58

Eine kleine Kritik: Mich stört es immer enorm, wenn jemand schreibst oder mir sagt, dass er/ sie es mit den Kindern "besser" machen wolle.

Ja, was ist nun mein Gedanke dazu? Vermutlich ist mir besser machen nicht gut genug, denn besser wäre bei mir vermutlich immer noch zu wenig um ein Kind liebevoll aufzuziehen. Bzw. Besser heißt ja, dass ich keine eigene Persönlichkeit sein könnte.

Zudem hatte mir eine "Therapeutin" mal gesagt als ich erzählte wie ich geschlagen wurde, dass ich doch sehen solle, dass sie es versucht hat besser zu machen. Als Beispiel nehmen wir mal folgende Besserung: Ein Faustschlag ins Gesicht ist schlimmer als ein Schlag auf den Popo. Oh je, sorry ihr....

Macht es einfach anders.
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

woflx
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 22
Beiträge: 129

Beitrag Do., 03.05.2012, 23:18

das mit der angst versteh ich. ich habe auch immer ein schlechtes gefühl, wenn mich was an meine mutter erinnert. manchmal läuft mir ein kalter schauer über den rücken, wenn ich jemanden sehe, der ihr ähnlich sieht, oder wenn ich denke, dass sie es ist.

ich denke du bekommst das mit der unsicherheit noch hin. du klingst für mich so, als wüsstest du genau, was du willst. jetzt ist es an dir das auch durchzusetzen. du musst dich nur trauen. und das mit dem kind klappt sicher auch noch. ich glaube der körper merkt es sehr gut, wenn er noch nicht bereit ist.

ja ich habe einen freund. seine eltern sind eigentlich eh sehr nett. sie sind leider aber auch ein bisschen distanziert und kühl. also mit seiner mutter versteh ich mich wirklich gut. sie kümmert sich auch lieb um uns beide eigentlich. aber über wirklich tiefgründige dinge kann ich mit ihr auch nicht reden. ich weiß auch nicht warum. vielleicht hab ich da einfach sehr hohe ansprüche. mit seinem vater komme ich mittlerweile auch ganz gut zurecht. er ist irgendwie ziemlich angespannt. ich war mir auch lange nicht sicher, ob er mich leiden kann. also ich würde nicht sagen, dass er mich nicht mag. ich glaube ich bin ihm einfach egal. es hat glaube ich auch ziemlich lange gedauert bis er begriffen hat, dass das mit meinem freund und mir wirklich was ernstes ist. mit ihm kann man gut über juristische dinge oder über technische dinge reden aber über gefühle überhaupt nicht. ich war früher sehr traurig, dass ich nicht wirklich das gefühl hatte, von den beiden in die familie aufgenommen zu werden. eben gerade weil ich immer eine liebevolle schwiegerfamilie haben wollte. aber mittlerweile ist es eigentlich eh ganz ok. es ist zumindest besser als meine familie.

die kritik von candle finde ich ganz gut. das ist auch das, was ich mir oft denke. besser machen ok. aber besser ist vielleicht immer noch nicht gut. ich würde zwar wahrscheinlich nicht die gleichen fehler wie meine mutter machen, dafür aber vielleicht andere. ich meine jeder macht fehler. das ist ja auch ok so. aber es gibt eben fehler die ok sind und auch fehler die nicht ok sind. fehler die traumata in kindern hervorrufen sind auf jeden fall nicht ok.

lg

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag