unglücklich bei Selbstbefriedigung

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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terracotta
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unglücklich bei Selbstbefriedigung

Beitrag Mi., 18.04.2012, 23:42

Seit kurzem kann ich mich kaum mehr selbst befriedigen, weil ich dabei total traurig werde

Ein paar Details, die mir dazu wichtig scheinen:
Ich hatte als Jugendliche und junge Erwachsene große Probleme, meine Weiblichkeit anzunehmen, war prüde und verklemmt. Hatte schon schönen Sex, aber so richtig toll war´s kaum mal. Und vor allem hab ich kaum mal die Initaive ergriffen, und hatte sehr selten von selbst Lust, ging fast nur vom Partner aus. Das war auch immer wieder ein Problem in meinen Beziehnungen.
Erst nach meiner Scheidung vor mittlerweile 3 1/2 Jahren hab ich begonnen, meinen Körper gründlich zu erforschen, und hab dadurch endlich den Spaß am Sex für mich entdeckt. Hatte dann auch zwei kurze Beziehungen, in denen das Sexleben großartig war (naja, keine Kunst wenn man sich nur 2x im Monat sieht waren beides Fernbeziehungen)
Jetzt bin ich seit gut einem Jahr wieder solo. Hatt eine Weile arge Probleme mit dem allein sein, das hab ich aber durch eine Therapie wieder super in den Griff gekriegt. Ich komm gut mit mir allein klar, fühl mich nicht mehr einsam.
Das einzige was mir fehlt ist Sex. Find ich ja eigentlich sogar gut so. Nur hab ich eben seit kurzem das Problem, dass es auch mit Selbstbefriedigung nicht mehr klappt. Entweder ich kann mich gar nicht so recht fallen lassen. Und wenn ich es doch bis zum Orgasmus schaffe, dann fall ich gleich danach heulend ins Bett
Ich trau mich schon gar nicht mehr anzufangen, weil ich Angst hab, danach geht´s mir wieder nicht gut.

Ich weiß grad gar nicht, ob ich jetzt großartige Tips oder so will... irgendwie hoff ich auf ein "ich kenn das, das geht vorbei"

Ich find´s grad einfach so schade. Endlich bin ich "erwachsen geworden", und jetzt kann ich diese wunderbare Seite am Erwachsensein gar nicht mehr genießen.

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mitsuko
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Beitrag Do., 19.04.2012, 04:19

Was macht dich denn dabei traurig?
Wenn man traurig wird, läuft ja innerlich etwas ab, was man normalerweise nachvollziehen kann.

Fühlst du dich seit der Therapie nie mehr einsam?
Ich frage nur, weil ich das noch nie gehört habe, dass eine Therapie aus einem sich sehr einsam fühlenden Menschen gleich einen sich überhaupt nicht mehr einsam fühlenden Menschen macht. Wie ist das denn passiert?

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terracotta
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Beitrag Do., 19.04.2012, 05:53

Ich würd´s mal so zusammenfassen:
Nach meiner letzten Beziehung hab ich mich extrem einsam gefühlt, am liebsten wär ich auf die Straße gegangen und hätt mir den Nächstbesten mit heim genommen, nur um nicht alleine zu sein.
Durch die Therapie hab ich herausgefunden, dass all die Bedürfnisse, die ich damals hatte sehr kindliche waren. Ich habe jemanden gesucht, der mir das gibt, was ich zu Hause als Kind nicht bekommen hab. Bedingungslose Liebe, Geborgenheit, aufgefangen werden, so gemocht werden, wie ich bin, jemand der für mich da ist, sich um mich kümmert. Ich habe keine ebenbürtige Beziehung gesucht, sondern jemanden zum anlehnen, zum Beschützen (vor der "großen gefährlichen Welt")
Es waren durch die Bank Bedürfnissen, die von Eltern erfüllt werden sollen, nicht von einem Partner.

Durch die Therapie hab ich all das erkannt, und ich konnte mich mit meinen Eltern aussöhnen. Ich habe erkannt, warum ich all das, was ich so dringend gebraucht hätte, nicht bekommen habe, und ich konnte ihnen verzeihen.
All das hat mich irgendwie "erwachsen" gemacht. Ich hab nicht mehr das Gefühl, ich brauch jemanden, der dieses oder jenes für mich tut. Ich kann gut allein für mich da sein.

Eine Beziehnung hätte ich nach wie vor gerne, aber die Gründe dafür sind anders geworden. Was ich jetzt vermisse, ist nicht mehr das kinliche Anlehnen und Geborgenheit bekommen, sondern ein erwachsenens Bedürfnis nach körperlicher Nähe und eben Sexualität. Drum find ich´s ja gut, dass ich Sex vermisse. Es ist für mich ein Zeichen, dass ich endlich aus dieser Kinderrolle rausgetreten bin.

Aber scheinbar komm ich damit noch nicht so ganz klar (siehe Ausgansproblem)

Was genau mich so traurig macht hab ich noch nicht herausgefunden.

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sandrin
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Beitrag Do., 19.04.2012, 07:20

Hallo terracotta!

Zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich mich so sehr in deinen Worten wiedergefunden habe. Einfach, dass man, bis man es endlich schafft, dies zu erkennen, diesen kindlichen Bedürfnissen nachläuft und dass diese immer wieder nach Erfüllung streben. Und ich glaube, solange das nicht gelingt, kann man nie richtig erwachsen werden. Bei mir war das auch oft so, dass ich mir dachte, Sexualität würde mich endgültig erwachsen machen und ich dürfte dann diese kindlichen Sehnsüchte gar nicht mehr haben. Aber selbst wenn man dann eine Beziehung eingeht, mit einer ERWACHSENEN Form hat das zunächst wenig zu tun. Umso beachtlicher finde ich, was du geschafft hast, dass du das realisiert hast und dich weiterentwickelt hast.
Deine aktuellen Probleme lassen - meiner Meinung nach - aber darauf schließen, dass du da trotzdem noch in einem Konflikt zu sein scheinst. Du sagst, du fühlst dich nicht mehr einsam. Gleichzeitig assoziierst du Selbstbefriedigung bzw. Lust mit Zweisamkeit (was zumindest Lust ja auch meistens ist). Und das du die Lust jetzt alleine erlebst und ohne Partner, macht dich traurig. Weil es doch vermutlich auch bzw. hauptsächlich die Nähe ist, die du vermisst. Die Befriedigung kann man sich selber geben, die Nähe aber nicht. Kurzum: Ich glaube schon, dass du sehr einsam bist. Und das wird dir in diesen Momenten bewusst. Kann das sein?

GLG Sandrin

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leserin
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Beitrag Do., 19.04.2012, 08:03

Hi,
einen Orgasmus erreicht Frau im Normalfall ja nur, wenn sie sich fallen lässt. Und beim Orgasmus, so erlebe ich das, öffnen sich alle Schleussen, die im Alltag unbewußt angewandte "Selbstkontrolle" (die wir alle mehr oder weniger haben) fällt dann ja. Und das Fallen dieser Schranke fördert halt alles mögliche zu tage. Wenn es bei dir "Traurigkeit" ist, dann kannst du davon ausgehen, dass diese auch sonst in dir schlummert. Aber halt kontrolliert, unterdrückt, wegrationalisiert.
Und viele Frauen sind ja nach einem Orgasmus gefühlsmäßig im Ausnahmezustand. Während Männer gerne mal selig wegschlummern, haben Frauen oft ein riesiges Kuschel-, Rede-, Nähebedürfnis. Mir kommt vor, du hättest das auch, und weil du dann mit dir alleine bist, macht dich das traurig.

Was mir an deinen Zeilen auffällt, ist, dass du aus meiner Sicht von einem Extrem ins andere schwappst. Während du alle früheren Bedürfnisse in einer Beziehung unter "kindlich" einstufst, setzt du jetzt Beziehung mit Sex gleich. Ich finde beides verkehrt, denn eine Beziehung ist doch mehr als das Befriedigen körperlicher, sexueller Bedürfnisse. Liebe, Geborgenheit und so geliebt werden wie man ist, sollte ja nicht nur in der kindlichen Beziehung zu den Eltern stattfinden, sondern das sind genauso "erwachsene" Bedürfnisse die eine gute Beziehung ausmachen. Ich finde daher den Satz: "Das einzige was mir jetzt fehlt, weil ich keine Beziehung habe, ist Sex, und das ist gut so" nicht wirklich gesund. Und ich glaube, dass er auch nicht zutrifft. Was du im schrankenlosen Zustand nach dem Orgasmus auch deutlich erlebst.

Vielleicht solltest du dir jetzt als nächstes einen Platz zwischen den Extremen suchen. Es ist völlig normal, sich danach zu sehnen emotionale Bedürfnisse in eine Beziehung erfüllt zu bekommen. Und es kann einem auch mal traurig machen, wenn dem nicht so ist, ohne sich dadurch abzuqualifizieren..... Sich einzureden das wäre kindlich und sich dadurch als erwachsen zu defininieren, dass man glaubt niemanden mehr zu brauchen, halte ich für den verkehrten Weg (und das andere Extrem). Ich glaube ernsthaft du bist beim "erwachsen werden" übers Ziel hinausgeschossen und unterdrückst jetzt völlig normale Bedürfnisse...

Lg
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weidenkatz
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Beitrag Do., 19.04.2012, 08:13

Ich kenne das so, dass mir manchmal direkt nach dem Orgasmus kurz Tränen in die Augen steigen, aber nicht nur nach der Trennung von meinem Ex sondern auch schon, als ich mich ihm beim Sex nicht mehr nahe fühlte. So ein Moment von ganz tiefer Einsamkeit.

Keine Ahnung, ob es bei Dir was mit der Nähe zu tun hat. Allerdings fände ich es schon sehr erstaunlich, wenn man all die Erkenntnisse, die du in dem Jahr nach der Trennung in der Therapie hattest, auch tatsächlich emotional umsetzen könnte. Theoretisch verstehen ja, aber das ist noch das einfachste in dem Prozess. Also ich übe das schon ein paar Jahre und falle trotzdem auch immer wieder mal zurück in alte Muster ...

Auch ich finde, dass kindliche Anteile beider Partner in einer Beziehung ihren Platz haben dürfen, sowie auch beide Partner mal eine Halt gebende Rolle einnehmen sollten. Funktionieren kann es sicher auch ohne das, aber ich könnte mich dann nicht so öffnen und dann wäre die Beziehung mir zu oberflächlich.

lg weidenkatz

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karasu
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Beitrag Do., 19.04.2012, 11:02

Hallo terracotta!

Ja, mir geht es auch so, aber leider kann ich dir nicht sagen, dass es bald vorbei sein wird. Denn ich glaube, dass es sowohl mit der Einsamkeit (wie von einigen Vorrednerinnen bereits beschrieben) als auch mit anderen emotionalen Problemen zu tun haben könnten. Z.B. habe ich das, obwohl ich einen Freund habe und ich weine auch nach dem Sex an sich. Ich kann nicht erklären wieso und ich habe sicher kein übersteigertes Bedürfnis nach Geborgenheit, da ich sehr liebevoll aufgewachsen bin. Bei mir liegt es zu einem großen Teil sicher daran, dass ich missbraucht worden bin. Dadurch ist mein Verhältnis zur Sexualität durchaus gestört und da mir der Sex nie gefällt (was ich unterbewusst immer meinem Partner zu lasten lege), gefällt mir auch zunehmen die SB nicht mehr und ich fühle mich schlecht. Ich bin auch viel allein, habe zur Zeit keine Arbeit und sitze viel allein zu Hause. Freunde habe ich auch nicht. Wie sieht es denn bei dir aus, diesbezüglich?

LG!
Karasu
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Justus
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Beitrag Do., 19.04.2012, 11:47

@ terracotta

Kann das leider nicht nachvollziehen...

...wieso fühlst du dich einsam?

Hast du keine gute Beziehung mit dir selbst?

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terracotta
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Beitrag Do., 19.04.2012, 20:59

Danke euch allen für eure Ideen und Gedanken. Ich denke, da ist viel Wahres dran.
Ich hab mich einfach so für mich gefreut, dass dieses kindlich-trotzige "ich maaag aber nicht mehr alleine sein" erwachseneren Bedürfnissen gewichen ist, ich war (und bin) stolz auf mich, dass ich so viel geschafft hab.
Es ist auch nicht so, dass ich Beziehung jetzt auf das sexuelle reduziere, da gibt´s noch so viel mehr, das ist schon klar. Das Sexuelle ist halt nur das, was mir grad zu schaffen macht, drum hab ich eigentlich nur davon geschrieben. Natürlich haben auch Gefühle wie Schutz und Geborgenheit und vieles mehr in einer "erwachsenen" Beziehung Platz.

Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass ich mich doch noch mehr einsam fühle, als ich mir eingestehen will.

Mit Freundschaften ist es im Moment auch nicht so leicht. Ich bin alleinerziehend und studiere. Das heißt, bei meinen Studienkollegen bin ich nicht so "richtig dabei", weil ich mit zwei kleinen Kindern nicht einfach spontan ins Kino gehen kann und so. Und Treffen mit Freundinnen (die auch Kinder haben) sind auch oft schwer, weil ich so viel für die Uni zu tun hab. Somit hab ich weder da noch dort so richtig Anschluss. Das trägt wohl auch seinen Teil zu der ganzen Problematik bei. Ich hab schon ein paar liebe Freundinnen, aber wir sehen uns sehr selten.

Naja, ich hoff halt, dass ich recht bald meinen Sex mit mir wieder genießen kann. Will ja nicht enthaltsam leben, bis irgendwann wieder ein Mann in mein Leben tritt

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sandrin
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Beitrag Do., 19.04.2012, 21:18

Hallo terracotta!

Das ist natürlich nicht einfach mit Studium und Kind, da an die entsprechenden Kontakte zu kommen. Mir hat der Stress schon ohne Kinder gereicht Was studierst du denn, wenn ich fragen darf?

LG Sandrin

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karasu
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Beitrag Fr., 20.04.2012, 08:10

Stell ich mir auch schwierig vor. Aber gibt es denn nicht mal ein Wochenende, wo du dir ein bisschen Luft machen kannst, um dich mit den anderen Mamis zu treffen? Mal so ein Sonntag an der frischen Luft mit selbstgemachten Salaten oder sowas?
Vielleicht würde das helfen mal abzuschalten.

Hoffe jedenfalls, dass es dir bald wieder besser geht. Das Studium dauert ja auch kein Leben lang.

Liebe Grüße!
Karasu
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