Katastrophaler Entwicklung zusehen?

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Ratlosigkeit
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Katastrophaler Entwicklung zusehen?

Beitrag Mi., 18.04.2012, 16:21

Was macht man, wenn man, auf Grund räumlicher Nähe, an der sich nichts ändern lässt, zusehen muss, wie ein Mensch durch Übervorderung langsam aber sicher an den Rand des Zusammenbruchs gerät? Jedes Hilfsangebot wird aber entweder als sinnlos abgelehnt oder würde ins Übergriffige gehen und eventuell sogar als Angriff/Kritik gewertet werden. Es handelt sich um eine Kollegin, mit der ich das Zimmer teile. Seit ca. 6 Monaten zeichnet sich da eine schlimme Entwicklung ab - mehrmals die Woche weint oder tobt sie, weil ihr alles über den Kopf wächst, sie fängt mit allen Streit an, weil sie den Durchblick verloren hat und mittlerweile überall Feinde sieht, die sie fertig machen wollen.
Alle guten Ratschläge die ich geben kann, habe ich schon gegeben - erfolglos. Ich bin diesbezüglich ausgelaugt. Trotzdem habe ich das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen, weil das nicht mehr lange gut gehen wird. Ich weiß aber beim besten Willen nicht mehr was, habe auch ehrlich gesagt nicht die Zeit, Energie und Kompetenz dafür. Einfach ignorieren ist aber auch keine Lösung, da ich tagtäglich damit konfrontiert bin. Ich bin mit meinem Latein am Ende.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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candle.
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 16:25

Hallo Ratlosigkeit!

Wie kommt es, das du dir ein Zimmer mit einer Kollegin teilen mußt? Das Einzige was mir einfällt, wäre wohl alleine ein Zimmer zu nehmen. Die Hände sind dir ja tatsächlich weitgehend gebunden.

Im Notfall kann man die Rettung rufen, weiß aber nicht, ob der überhaupt eintritt?

Oder du redest ein ernstes Wort. Könnte das helfen?

Viele Grüße!
candle
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 16:50

Ich denke mal wenn sie die ganze Abteilung aufmischt und möglicherweise auch ihre Arbeit nicht mehr adäquat erledigt ist es der Job des Vorgesetzten mit ihr das Gespräch zu suchen. Zur Not musst halt du zum Vorgesetzten gehen und ihm die Lage schildern mit Bitte um Intervention. Weinen, toben und Streit anfangen in einer Firma, das geht nicht, und wenn sie nicht mit sich reden lässt ist das der einzig sinnvolle Weg.

Ich würde mich an deiner Stelle abgrenzen.

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Hiob
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 17:15

Liebe Ratlosigkeit.

Du könntest vielleicht ihre einzige Verbündete im "Kampf gegen die anderen" sein. Ich vermute, dass sie sich völlig allein im Kampf um Leben und Tod, so verstehen ja die Menschen ihre Arbeit heute, sieht, und sich mit Händen und Füßen versucht zu verteidigen, sich zu behaupten, ihren Job zu behalten. Jedes noch so harmlose Wort kann da als Angriff interpretiert werden. Sie ist einfach nicht in einer so ruhigen Situation wie du.

Ich vermute, dass Ratschläge, sich Hilfe zu holen, nicht funktionieren. Wenn du nur so ruhig und freundlich wie dir möglich neben ihr bist, wird das wahrscheinlich die einzige Möglichkeit sein. Wenn sie dann soweit Vertrauen zu dir findet, dass sie selber dich um Hilfe oder Rat bittet, erst dann kann dein Rat auch zu ihr durchdringen. Vielleicht wartest du solange ab, einfach neben ihr. Nimm sie mal mit zum Mittagessen oder geht vielleicht mal eine Runde spazieren in der Pause oder irgendetwas freundliches, wobei sie merkt, dass du sie schätzt. Ich glaube, dass ist besser, als ihr sogar mit Therapie als Tipp zu kommen. Soein Tipp, auch wenn er nett gemeint ist, wid in der Arbeitsplatzsituation als Bevormundung und Angriff verstanden.

Ne verrückte Arbeitswelt haben wir uns da erschaffen, finde ich. Obwohl das garnicht notwendig währe, wenn man es genauer untersucht.

Alles Gute und viel Glück dabei. Übrigens, natürlich bist du kompetent, du bist ein Mensch. Man wird nicht dadurch kompetent zu leben, dass man von einer Schule einen Titel oder Firma einen Vorgesetztenposten bekommt. All das sind Gedankenkonstruktionen, es gibt keinen Menschen "über oder unter " dir, selbst dieses "gegeneinander" wird m.E. in einiger Zeit als Traumwelt verstanden werden.

Hiob

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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 17:40

@candle
Zimmer wechseln ist leider aus verschiedenen Gründen, u. a. den architektonischen Gegebenheiten des Gebäudes, an denen sich nichts ändern lässt, ausgeschlossen.

@Hiob
Du hast die Situation richtig erkannt. Aber: ich bin über das freundlich da sein und mit ihr reden schon hinaus, habe das lange gemacht und dadurch ihr Vertrauen durchaus gewonnen - aber gebracht hat es nichts. Mittlerweile überfordert mich das. Sie sieht in mir ihre einzige Verbündete und erwartet, dass ich ihr beistehe und helfe, aber ich kann das nicht! Alles was ich zu geben hatte, habe ich gegeben, ohne Erfolg.

@müki
Sind abgrenzen ist leicht gesagt - wie reagiert man, wenn jemand neben einem einen Heulkrampf nach dem anderen hat? Einfach wegschauen? Oft kann ich gar nicht anders, weil ich schließlich auch etwas zu tun habe. Aber leicht ist das nicht. Andererseits habe ich mittlerweile schon richtig Angst einfach zu fragen: "Was ist denn los?" - denn dann folgt eine mehrstündige Herzausschüttung, die mich fertig macht, denn ich habe keine Ratschläge mehr!
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Hiob
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 19:15

Aber: ich bin über das freundlich da sein und mit ihr reden schon hinaus, habe das lange gemacht und dadurch ihr Vertrauen durchaus gewonnen - aber gebracht hat es nichts.
Du erwartest eine Gegenleistung. Solange du das erwartest, ist deine Hilfe ein Geschäft. Du gibst etwas und erwartest die Lieferung. Es soll sich für dich rentieren, das ist das gleiche wie es Millionen von Eltern mit ihren Kindern tun. Solange du dein Denken nicht von diesem Schema befreien kannst, wirst du ihr vermutlich nicht helfen können. Willst du ihr denn wirklich helfen, OHNE dass irgendeine Reaktion, ein Resultat, eine Besserung oer Einsicht von ihr kommt?

Liebe Grüße
Hiob

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 19:17

Ratlosigkeit hat geschrieben: @müki
Sind abgrenzen ist leicht gesagt - wie reagiert man, wenn jemand neben einem einen Heulkrampf nach dem anderen hat? Einfach wegschauen? Oft kann ich gar nicht anders, weil ich schließlich auch etwas zu tun habe. Aber leicht ist das nicht. Andererseits habe ich mittlerweile schon richtig Angst einfach zu fragen: "Was ist denn los?" - denn dann folgt eine mehrstündige Herzausschüttung, die mich fertig macht, denn ich habe keine Ratschläge mehr!

Zum Chef gehen. Du bist nicht die Sozialarbeiterin deiner Kollegin. Wenn eine Mitarbeiterin in der Arbeit Weinanfälle hat sollte er sie heimschicken. Jemand der völlig am Rad dreht hat in der Arbeit nichts verloren.

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candle.
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 19:21

Ich muß jetzt einfach was für mein Verständnis nachfragen. Ich habe gelesen und wiederholt gelesen.... wie definierst du das Wort "Kollegin"? Ich weiß bei "mir" wird es gerne mal unter Freunden und Bekannten über Freunde und Bekannte gesagt. Das ist also ein netter Sprachjargon. Du hast auch nicht erwähnt wie es auf Chef und Kollegen wirkt. Es wäre ja grundsätzlich dann nicht nur dein Problem.

candle
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 20:14

Lieber Hiob,
ich erwarte keine Gegenleistung, ich hoffe auf eine Besserung. Wenn es nicht um eine Besserung ginge, wäre Hilfe ja obsolet und sinnlos.

@müki
Das mit zum Chef gehen ist gerade in dem Fall sehr heikel, sie untersteht nämlich (im Gegensatz zu mir) direkt der Obersten Stelle. Ich habe versucht, sie darin zu bestärken, selbst zu ihrem Chef zu gehen und gemeinsam mit ihm eine Lösung auszuarbeiten. Das lehnt sie ab, weil sie auch der Meinung ist, dass es soweiso sinnlos ist, weil ihr Chef sie ohnehin nicht ernstnehmen würde.

@candle
Kollegin= jemand der so wie ich im gleichen Betrieb arbeitet. Sie ist keine private Freundin.

Die anderen Kollegen kriegen natürlich mit, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Aber sie sind nicht in einem Raum mit ihr und erleben das Ausmaß nicht mit. Die meisten wenden sich ratlos und z.t. verärgert ab.Trotzdem überlege ich, ob ich nicht die Kollegen mehr drauf aufmerksam mache und mir (und letzlich auch ihr) damit Unterstützung hole. Ich mag das nur einfach nicht, es sieht wie rumtratschen aus. Und ich will auch nicht, dass sie ihren Job verliert.
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 21:01

Dann geh zu dem obersten Chef. Oder zu deinem Chef und mach ihm klar daß du einen anderen Platz für deinen Schreibtisch BRAUCHST weil du mit ihr nicht mehr in einem Zimmer verbringen kannst. Oder zum Betriebsrat falls einer vorhanden ist.

Sie verliert wenn sie aufgrund einer psychischen Erkrankung krankgeschrieben ist doch nicht den Job!

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