Warum findet die Psychoanalyse im Liegen statt?
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Warum findet die Psychoanalyse im Liegen statt?
Hallo,
mich würde mal folgendes interessieren:
Bei der Psychoanalyse ist es doch normalerweise so, dass die/der PatientIn auf der Couch liegt und die/der AnalytikerIn am Kopfende sitzt, außerhalb des Sichtbereiches der/des PatientIn.
Warum ist das so?
Was bringt das für Vor- oder auch Nachteile sowohl für Patient als auch für den Analytiker?
Hat das Liegen einen bestimmten Sinn oder wurde das halt nur „aus Tradition“ von Freud übernommen, weil er irgendwann mal seine Patientinnen liegen ließ?
Bei den anderen Therapieformen sitzt man ja in der Regel.
mich würde mal folgendes interessieren:
Bei der Psychoanalyse ist es doch normalerweise so, dass die/der PatientIn auf der Couch liegt und die/der AnalytikerIn am Kopfende sitzt, außerhalb des Sichtbereiches der/des PatientIn.
Warum ist das so?
Was bringt das für Vor- oder auch Nachteile sowohl für Patient als auch für den Analytiker?
Hat das Liegen einen bestimmten Sinn oder wurde das halt nur „aus Tradition“ von Freud übernommen, weil er irgendwann mal seine Patientinnen liegen ließ?
Bei den anderen Therapieformen sitzt man ja in der Regel.
Gruß
Wandelröschen
Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.
Wandelröschen
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Die Vorstellung, dass man einander nicht sieht, fand ich zuerst komisch, weil mir das anfangs sehr wichtig war, ihn zu sehen. Jetzt, nach ein paar Monaten, immer noch sitzend, merke ich, dass es mir lieber ist, ihn nicht mehr anzusehen, weil meine Gedanken dann viel besser 'fließen'. Wir sitzen ohnehin so, dass wir uns quasi aussuchen können, ob wir uns ansehen oder nicht. Ich bin dann mehr 'bei mir', wenn ich ihn nicht ansehe.
Ich hab auch gelesen, dass es für die Analytiker schwierig sein könnte, ständig beobachtet zu werden, weil man ja dann automatisch anders sitzt oder guckt, als wenn man unbeobachtet ist. Das geht dann vielleicht auch wieder zu Lasten der Konzentration.
Das erklärt also die Frage, warum der Analytiker nicht vor oder neben einem sitzt, sondern dahinter.
Zum Liegen könnte ich nur theoretisch etwas sagen - hab es noch nicht ausprobiert. Das Liegen soll regressionsfördernd sein. Das sind so Sachen, die ich mir nicht vorstellen kann, die man aber immer wieder hört bzw. liest. Kommt aber sicher auch auf den Patienten an; irgendwie glaube ich, ich bekomme das mit der Regression auch im Sitzen hin Andere kommen im Liegen dann vielleicht in einen Zustand, aus dem sie am Stundenende nicht mehr 'herauskommen'. Das werden hier aber besser die Leute erzählen, die das auch erleben.
Ich hab auch gelesen, dass es für die Analytiker schwierig sein könnte, ständig beobachtet zu werden, weil man ja dann automatisch anders sitzt oder guckt, als wenn man unbeobachtet ist. Das geht dann vielleicht auch wieder zu Lasten der Konzentration.
Das erklärt also die Frage, warum der Analytiker nicht vor oder neben einem sitzt, sondern dahinter.
Zum Liegen könnte ich nur theoretisch etwas sagen - hab es noch nicht ausprobiert. Das Liegen soll regressionsfördernd sein. Das sind so Sachen, die ich mir nicht vorstellen kann, die man aber immer wieder hört bzw. liest. Kommt aber sicher auch auf den Patienten an; irgendwie glaube ich, ich bekomme das mit der Regression auch im Sitzen hin Andere kommen im Liegen dann vielleicht in einen Zustand, aus dem sie am Stundenende nicht mehr 'herauskommen'. Das werden hier aber besser die Leute erzählen, die das auch erleben.
Damit der Analytiker besser analisieren kann.
Sag es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet:
Das Lebendge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.
(Goethe: Selige Sehnsucht)
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Das nach Flammentod sich sehnet.
(Goethe: Selige Sehnsucht)
hier gibts auch schon einiges dazu:
viewtopic.php?f=20&t=8602&hilit=couch
LG
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LG
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)
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Historisch gesehen (!) steckten da wohl u.a. auch persönliche Motive Freuds dahinter, der es nicht vertrug 8h lang angestarrt zu werden... etwas ausführlicher, vgl. hier:Warum ist das so?
http://books.google.de/books?id=kdve2wI ... ud&f=false
Liebe Grüße
stern
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Hallo Titus2
Gut, ich persönlich bräuchte keine zusätzlichen regressionsfördernden Maßnahmen, passiert auch im sitzen schneller, als es manchmal meiner Ex-Thera lieb war, gibt auch jetzt oft genug Switches.
d.h. also, die Therapeuten der anderen Schulen, die ja sitzen und den Blicken der Patienten „ausgeliefert“ sind, haben es deutliche schwerer, sich zu konzentrieren. Die müssen also die ganzen 50 Minuten nonstop da sein, können nicht mit den Gedanken abschweifen, weil das ja der Patient auch mitbekommen täte, im Gegensatz zu dem Patient der liegt. Wenn der Liegende erzählt und erzählt und der Analytiker eh einer von den wortkargen ist, würde der Patient gar nicht mitkriegen, wenn der Analytiker mal abschweift und in Gedanken z.B. den Einkaufszettel durchgeht.titus2 hat geschrieben: Ich hab auch gelesen, dass es für die Analytiker schwierig sein könnte, ständig beobachtet zu werden, weil man ja dann automatisch anders sitzt oder guckt, als wenn man unbeobachtet ist. Das geht dann vielleicht auch wieder zu Lasten der Konzentration.
Kann ich mir schon vorstellen. Hat ja irgendwie etwas wie Kind liegt im Bett und Mama/Papa liest Gute-Nacht-Geschichte vor, so als Beispiel, also von der räumlichen Situation her eine Situation aus der Kindheit.titus2 hat geschrieben: Das Liegen soll regressionsfördernd sein.
Gut, ich persönlich bräuchte keine zusätzlichen regressionsfördernden Maßnahmen, passiert auch im sitzen schneller, als es manchmal meiner Ex-Thera lieb war, gibt auch jetzt oft genug Switches.
Gruß
Wandelröschen
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Zum Kreuzworträtsel-lösen ist die Position für den Analytiker auch besser.
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denke, da kann Liegen auch "kontraindiziert" sein (also bei mir wäre das erfahrungsgem. auch kritisch abzuwägen... wer etwas mit methodischen Gründen begründen würde ohne dabei abzuwägen, ob das aus Gründen xy wirklich passt, käme für mich auch nicht als Thera in Frage). Selber Punkt: Sinnigkeit eines umittelbaren Kontaktes: Hüstel... meine Thera könnte zwar (wenn sie mitlesen würde) zu recht dagegen halte, ich schaue sie eh recht wenig an... aber ohne Möglichkeit des Blickkontaktes bzw. wenn ich mich dazu ein paar mal kompliziert um 180 Grad drehen müsste, könnte das (bei mir) auch ungünstige Wirkungen haben.Gut, ich persönlich bräuchte keine zusätzlichen regressionsfördernden Maßnahmen, passiert auch im sitzen schneller, als es manchmal meiner Ex-Thera lieb war, gibt auch jetzt oft genug Switches.
Liebe Grüße
stern
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Wandelröschen, ich denke, dass es bei anderen Therapieformen u.U. eher so ist, dass man ein gemeinsames Gespräch führt (!), während bei einer Analyse der Patient ja oft sehr viel redet, sehr viel frei spricht, von einem Thema zum anderen wechselt, ohne dass das besonders strukturiert erscheint. Plötzlich fällt einem etwas anderes ein, und das, was man eigentlich bewusst sagen wollte, war dann doch nicht so wichtig wie das, was plötzlich 'da ist' und hervorkommt, was ja automatisch passiert, wenn man seine Gedanken nicht so arg kontrollieren möchte. Also, die gesamte Gesprächssituation ist einfach eine andere, sodass es da m.E. besser sein kann, wenn man dieses 'Laufenlassen' hinbekommt, ohne einander anzusehen.
Es ist ja bestimmt so, dass viele Patienten zu große Angst davor hätten, sich hinzulegen, sodass sich die Frage, ob man das auch in anderen Therapieformen anwenden könnte, gar nicht stellt. Wenn jemand eine analytische Behandlung für sich ablehnt, dann ja sicher u.a. deshalb, weil er die Kontrolle nicht abgeben möchte - sowohl die Kontrolle über den Gesprächsverlauf (mit allem, was dazugehört), als auch die Kontrolle über das 'Arrangement'; man möchte auf Augenhöhe bleiben.
Es ist ja bestimmt so, dass viele Patienten zu große Angst davor hätten, sich hinzulegen, sodass sich die Frage, ob man das auch in anderen Therapieformen anwenden könnte, gar nicht stellt. Wenn jemand eine analytische Behandlung für sich ablehnt, dann ja sicher u.a. deshalb, weil er die Kontrolle nicht abgeben möchte - sowohl die Kontrolle über den Gesprächsverlauf (mit allem, was dazugehört), als auch die Kontrolle über das 'Arrangement'; man möchte auf Augenhöhe bleiben.
mit "wollen" hat das nicht unbedingt zu tun... sondern auch damit, dass es z.B. bei manchen Störungen/Patienten nicht sonderlich indiziert sein kann, noch mehr Kontrolle abgeben zu lernen (sondern auch gegenteiliges). Gibt in der Tat Kontraindikationen für die PA, die jeseits dessen liegen, was man möchte (sofern ein PAler nicht modifizieren kann).titus2 hat geschrieben:Wenn jemand eine analytische Behandlung für sich ablehnt, dann ja sicher u.a. deshalb, weil er die Kontrolle nicht abgeben möchte - sowohl die Kontrolle über den Gesprächsverlauf (mit allem, was dazugehört), als auch die Kontrolle über das 'Arrangement'; man möchte auf Augenhöhe bleiben.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 18.04.2012, 11:58, insgesamt 5-mal geändert.
Liebe Grüße
stern
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Also, bei meinen beiden Analytikern fand das im Sitzen statt, oder beim Spazierengehen, wenn ich nicht sitzen wollte.
Deshalb wusst ich ja gar nicht, dass ich Analyse mache und dachte das wären Gesprächstherapien.
In Deutschland sind wohl auch eher die "Schulen" nach C.G. Jung und Schulz-Hencke üblich, diese machen das im sitzen.
Die Couch ist bei der Original-Freudschen PA ein Überbleibsel aus der ursprünglichen Hypnose als er mit Joseph Breue zusammengearbeitet hat. Die Couch ist meines Wissens auch eine Verschärfung der sogenannten Abstinenzregel. Dadurch, dass der "Klinent" seinen Analytiker nicht sieht kann der ihm auch kein Non-Verbales Feed-Back geben.
Deshalb wusst ich ja gar nicht, dass ich Analyse mache und dachte das wären Gesprächstherapien.
In Deutschland sind wohl auch eher die "Schulen" nach C.G. Jung und Schulz-Hencke üblich, diese machen das im sitzen.
Die Couch ist bei der Original-Freudschen PA ein Überbleibsel aus der ursprünglichen Hypnose als er mit Joseph Breue zusammengearbeitet hat. Die Couch ist meines Wissens auch eine Verschärfung der sogenannten Abstinenzregel. Dadurch, dass der "Klinent" seinen Analytiker nicht sieht kann der ihm auch kein Non-Verbales Feed-Back geben.
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus
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Ja, klar, stern, das kommt auch noch dazu - das ist dann das, was der Therapeut irgendwie erkennen sollte. Aber die Patienten selbst sind sicher eher selten dazu bereit, sich hinzulegen. Nicht umsonst ist ja die Couch das Erste, was einem (Noch-)Nicht-Patienten einfällt, wenn man ihm womöglich eine Therapie vorschlägt - "ich leg mich doch nicht auf die Couch!" Also, das hat schon sehr viel mit Kontrollzwang oder der Angst vor Kontrollverlust zu tun - bei mir persönlich ist es übrigens eher die Angst, das Teil könnte unter mir zusammenkrachen - sagt ja auch eine Menge über mich aus...!!!
Ja Mindcontrol, ich denke auch, dass es etwas mit der Abstinenz zu tun hat und wie stern auch sagt historisch begründet ist. So dient man sich nur sich selbst als Plattform, weil der Therapeut nicht sichtbar ist. Vermutlich schränkt es dann auch die Beziehung zum Therapeuten ein.
candle
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Das scheint aber eher nicht der Fall zu sein - wie gesagt, ich liege nicht. Aber soweit ich weiß, ist eher das Gegenteil der Fall. Wie auch immer das funktioniert.Vermutlich schränkt es dann auch die Beziehung zum Therapeuten ein.
jepp... sollte... aber ja, es gibt erfahrungem. einige Theras, die sind dafür sensibilisiert... ob es alle sind, dafür würde ich für meinen Teil nicht die Hand ins Feuer legen... iss ja auch nicht jeder Patient bereits dafür sensibilisiert, etwaig ablaufende Prozesse schon etwas besser antizipieren zu können.titus2 hat geschrieben:Ja, klar, stern, das kommt auch noch dazu - das ist dann das, was der Therapeut irgendwie erkennen sollte.
Und das kann daher auch kontraindiziert sein, wenn hinreichende Kontrolle de facto entgleiten kann (muss ja nicht bei jedem so sein, aber es wurde ja auch nach dem contra gefragt)... wobei erschwerend hinzu kommt: Im Liegen fallen ja Veränderungen (die nicht immer entgegenspringen) dem Thera u.U. noch weniger auf... und manche destruktiven Prozesse trotzdem laufen zu lassen, die der Patient noch nicht bremsen kann: Nun ja... weitere negative Erfahrung ins Hirn gebrannt als Effekt.Also, das hat schon sehr viel mit Kontrollzwang oder der Angst vor Kontrollverlust zu tun
Zuletzt geändert von stern am Mi., 18.04.2012, 12:16, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern
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