Erbschuld, Wiedergutmachung?

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freeway
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Erbschuld, Wiedergutmachung?

Beitrag Do., 22.03.2012, 17:49

ExtraordinaryGirl hat geschrieben: @freeway

Ist es wirklich so, dass die Geschichte immer noch so sehr dafür verwendet wird, irgendwem Vorwürfe zu machen? Hast du das im Alltag erlebt?
ich lese es, bei titus gerade... und ich finde, integration, aus einem schlechten gewissen heraus, ist nicht das, was förderlich ist (eben gerade im gegenteil)... jetzt und heute... ich finde das haben die menschen die zureisen/zugereist sind auch nicht verdient, dass wir unser gewissen mit ihnen beruhigen...


25.03.12, 11 Uhr: Es handelt sich um einen abgetrennten Thread aus "Wo fängt Integration an?". freeway ist der erste Beitrag, der einen Nachvollziebaren neuen Thread ergibt.

Es sind einige Beiträge dabei, die sich in der Formulierung zu Angriffen auf User werten lassen. Bitte achtet auf euren Ton, ich lösche ab sofort weitere Beiträge dieser Art kommentarlos raus.

Gruß Zwiebel

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yuna
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Beitrag Do., 22.03.2012, 17:51

Aber Titus:

Genauso gab es aber Deutsche, die aufbegehrt haben, die den Verfolgten Unterschlupf gewährt haben...
Entschuldige mal, so was kann man doch nicht zu den Akten legen, dass hier Kinder und Erwachsene aus ihren eigenen Wohnungen herausgerissen und deportiert wurden, um sie dann umzubringen.
Das ist ein Teil unserer Geschichte, was kannst du daran ändern? Nichts... es kann nicht rückgängig gemacht werden... und das Deutschland von heute, hat mit dem damaligen nichts mehr zu tun...

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 22.03.2012, 17:57

Soweit ich das heraus gelesen habe, hat sich titus dazu geäussert, wie sie zu diesem Thema denkt und fühlt.

Ich wollte aber viel mehr auf die Frage heraus, ob du es im Alltag erlebt hast, wie dir oder jemand anderem Vorwürfe gemacht wurden deswegen.

Ich habe solcherlei Dinge zwar innerhalb meiner Familie erlebt, kann mir aber kaum vorstellen, dass vernünftig denkende Menschen sagen: "Weil eure Vorfahren vor 67 Jahren diese unmenschlichen Dinge getan habt, seit ihr auch heute noch ***."
und ich finde, integration, aus einem schlechten gewissen heraus, ist nicht das, was förderlich ist (eben gerade im gegenteil)...
Kannst du auch begründen, weshalb diese Integration aus schlechtem Gewissen heraus geschieht? Ich weiss nicht, ob dir das schon aufgefallen ist, aber Integration gibt es überall.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)


leberblümchen
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Beitrag Do., 22.03.2012, 18:00

yuna: Das hat doch gar nichts mit 'Gewissen beruhigen' zu tun! Das nennt man 'Verantwortung'. Und nicht mal nur das: Man darf es einfach nicht vergessen!!!! Ich kann einfach nicht verstehen, wie man das mit "einem irren Diktator" erklären kann!!! Den irren Diktator haben auch Menschen gewählt und Millionen haben die Klappe gehalten, wo man irgendwas hätte tun können. Nur mit einem einzelnen Irren kann man das wohl kaum erklären - diese Entschuldigung wäre wohl zu billig.

Ich fühle mich weder schuldig, noch habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich bin nur wahnsinnig traurig, wenn ich daran denke, wie viele Menschen (ich denke ja vor allem an die Kinder) einfach so sinnlos gestorben sind. Und ja, das war in Deutschland. Ob es uns passt oder nicht.

Ich kann es jetzt irgendwie nicht glauben, dass du die Fußball WM 2006 mit 6 Millionen ermordeten Juden aufrechnen willst

Und es ging mir dabei nicht um Schuld oder nicht Schuld. Es ging mir darum, wie man ein Land lieben kann, das so etwas zugelassen hat.

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yuna
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Beitrag Fr., 23.03.2012, 00:13

@ titus:
Das hat doch gar nichts mit 'Gewissen beruhigen' zu tun!
Wobei das ja nicht MEINE Aussage war mit dem Gewissen beruhigen...
Man darf es einfach nicht vergessen!!!!
Ich vergesse auch nicht... es ist Teil der Geschichte des Landes in dem ich lebe und was damals passiert ist, ist nichts worauf man stolz sein könnte.
Aber heute, heute gibt es einen Grund stolz zu sein... weil dieses Land weltoffener geworden ist, weil dieses Land aus dem Sumpf von damals herausgelangen konnte...
Den irren Diktator haben auch Menschen gewählt und Millionen haben die Klappe gehalten, wo man irgendwas hätte tun können.
Oh nein, dieser Mann wurde nicht von Millionen gewählt. So viel von der Geschichte dieses Landes, aber hier eine kleine Geschichtsepisode für dich.
Die Nationalsozialisten feierten am 30. Januar den Tag der nationalen Erhebung als Beginn ihrer Machtübernahme. An diesem Tag im Jahre 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg als Reichskanzler vereidigt und mit der Bildung einer Koalitionsregierung des Nationalen Zusammenschlusses, in welcher die Nationalsozialisten in der Minderzahl waren, beauftragt.
Hitler hatte bereits in seiner Zeugenaussage von 1930 dargelegt: »Die Verfassung schreibt uns nur die Methoden vor, nicht aber das Ziel. Wir werden auf diesem verfassungsmäßigen Wege die ausschlaggebenden Mehrheiten in den gesetzgebenden Körperschaften zu erlangen versuchen, um in dem Augenblick, wo uns das gelingt, den Staat in die Form zu bringen, die unseren Ideen entspricht.« Das Zustandekommen der Mehrheiten für das Ermächtigungsgesetz am 23. März 1933 wurde allerdings unter Anwendung brutaler Gewaltmethoden wie Ausschluss oder Ermordung von Abgeordneten erreicht. Trotz massiven Straßenterrors zur Einschüchterung politisch Andersdenkender war es der NSDAP zuvor in der Wahl zum achten Deutschen Reichstag nicht gelungen, die absolute Mehrheit der Stimmen zu erhalten.
gelesen auf: http://de.wikipedia.org/wiki/Machtergreifung

Ich frage dich eines Titus, hättest du dich das Folgende getraut?
Der Tischler Johann Georg Elser stand der nationalsozialistischen Politik ablehnend gegenüber. Im Herbst 1938, als ein Krieg in Europa nur durch das Münchener Abkommen verhindert werden konnte, entschloß er sich zu einem Sprengstoffattentat, um die NS-Führung auf diese Weise zu beseitigen. Allerdings fiel die Rede Hitlers wesentlich kürzer aus, als Elser dies dachte. Da er nach Berlin zurückkehren musste, verließ Hitler mit anderen hohen NS-Funktionären nach dem Ende seiner Rede gegen 21.07 Uhr früher als gewohnt den Saal. Erst 21.20 Uhr explodierte der Sprengkörper.
http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenp ... index.html
Nachdem bereits mehrere Attentatsversuche gescheitert waren, legte Stauffenberg - inzwischen Oberst und Stabschef des Befehlshabers des Ersatzheeres Fromm - am 20. Juli 1944 im "Führerhauptquartier Wolfsschanze" bei einer Lagebesprechung mit Hitler eine Bombe. Als bekannt wurde, daß Hitler den Anschlag nur leicht verletzt überlebt hatte, zeichnete sich bereits das Scheitern des Umsturzversuches ab.
http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/widerst ... index.html

Und darauf darf ich nicht stolz sein? Auf Menschen aus meinem Land, die trotz allem Widerstand leisteten, bis zu letzten Sekunde!!!
Zuletzt geändert von yuna am Fr., 23.03.2012, 00:47, insgesamt 1-mal geändert.


yuna
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Beitrag Fr., 23.03.2012, 00:15

Über 1700 der geschätzt 7000 nur im Bereich von Berlin untergetauchten Personen sollen als „Illegale“ das Kriegsende überlebt haben. Die meisten von ihnen innerhalb der deutschen Grenzen. Denn wer in Berlin untertauchte bzw. versteckt wurde, musste danach sehr oft das Versteck wechseln. Das Kriegsende wurde also evtl. auch außerhalb von Berlin erlebt, wenn die Flucht überhaupt gelang. Aus Sicht der Nazi-Behörden waren diese Judenhelfer „Judenbegünstiger“ der Flüchtigen, die vom Polizeiapparat ebenfalls verfolgt wurden. Die genaue Zahl derjenigen, die sich dem Zugriff der Gestapo entzogen, kann für Deutschland heute kaum mehr exakt ermittelt werden. Zwischen 1941 und Kriegsende waren es schätzungsweise 10.000 bis 15.000 Personen, von denen bis 5.000 auf diese Weise in Deutschland überlebten.[1] Das heißt aber auch, die Zahl der „Stillen Helfenden“, der Mitverschworenen aus der Nazi-Sicht, bewegt sich in dieser Dimension.
Und du willst behaupten, dass niemand Widerstand geleistet hätte? Ironie an: Du bist ja wirklich bewandert in deutscher Geschichte Ironie aus...

Sagen dir diese Namen was?
- Geschwister Scholl
- von Stauffenberg
- Schindler

Das sind die, die mir jetzt auf Anhieb einfallen.
Ich kann es jetzt irgendwie nicht glauben, dass du die Fußball WM 2006 mit 6 Millionen ermordeten Juden aufrechnen willst
Das habe ich nie aufrechnen wollen... es sollte nur ein Beispiel dafür sein, dass das heutige Deutschland nicht mit dem damaligen vergleichbar ist.
Aber das scheinst du nicht zu verstehen... oder nicht zu verstehen wollen...
Und es ging mir dabei nicht um Schuld oder nicht Schuld. Es ging mir darum, wie man ein Land lieben kann, das so etwas zugelassen hat.
Ich bin stolz... auf alle, die ihr Leben riskierten um den Verfolgten Schutz zu gewähren... ich frage dich eins:
Was hättest du damals getan, wenn du unter dem Zwang eines ganzen Regimes gestanden hättest, wenn dir der Tod angedroht worden wäre, wenn du dich nicht angeschlossen hättest?

Also ich weiß nicht, ob ich den Mut gehabt hätte... aber du scheinst ihn wohl zu haben, weil du hier große Reden schwingst... und das über eine Situation, die du nicht im Geringsten beurteilen kannst!!! Hast du dich schon einmal mit Menschen unterhalten, die zu der damaligen Zeit gelebt haben? Ich schon! Solltest du vielleicht auch mal... damit du ein vernünftiges Verständnis dafür bekommst, was hier früher abgegangen ist.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Fr., 23.03.2012, 00:27

yuna, ich weiss, diese Aussage
Also ich weiß nicht, ob ich den Mut gehabt hätte... aber du scheinst ihn wohl zu haben, weil du hier große Reden schwingst... und das über eine Situation, die du nicht im Geringsten beurteilen kannst!!! Hast du dich schon einmal mit Menschen unterhalten, die zu der damaligen Zeit gelebt haben? Ich schon! Solltest du vielleicht auch mal... damit du ein vernünftiges Verständnis dafür bekommst, was hier früher abgegangen ist.
ging an titus, aber da muss ich mich auch kurz einklinken, denn meine Familie wurde verfolgt und einige von ihnen wurden auch ermordet. Andere konnten flüchten. Und ich bin mit titus einer Meinung. Du bist hier nicht die Einzige, die beurteilen kann, was passiert ist und wie es war. Bin aber gespannt, wie sich titus dazu äussert. Und ich glaube, dass es sehr wohl auch heute Menschen gibt, die Widerstand leisten würden, kämen wir noch einmal in eine solche Situation - was hoffentlich nie mehr geschieht.

So, nun zu einem etwas anderem Thema ...

Die These ist zwar sehr gewagt (und ich wünsche mir wirklich, dass ich hier andere Meinungen dazu höre), aber kann es sein, dass du dich besonders mit Deutschland verbunden fühlst, weil du ja selbst sagst, dass du im Grunde auch einen anderen Hintergrund hast? Mir fällt das auf, weil ich eigentlich vorhabe und mich sehr darauf freue, mich nach meiner Emigration nach Deutschland (die für mich beschlossene Sache ist) mit dem Land, den Bewohnern, den Besonderheiten, den Werten, der Geschichte noch näher auseinanderzusetzen und in die Gesellschaft einzufügen ... Natürlich mit dem Vorbehalt, dass ich deshalb nicht von dem, was mich ausmacht und was mir wichtig ist, abweichen zu müssen.

Bin aber gespannt auf andere Ansichten. Und ich hoffe, meine Aussage wirkt nun nicht falsch auf andere.
Zuletzt geändert von ExtraordinaryGirl am Fr., 23.03.2012, 01:18, insgesamt 1-mal geändert.
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yuna
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Beitrag Fr., 23.03.2012, 00:32

Und noch einmal @ titus:
Das macht die ganze Diskussion so problematisch - dass einfach alles immer nur so dahingesagt wird, was man dann später relativieren oder zurücknehmen muss, wie z.B. auch die Aussage, hier könnte jeder Rentner der Welt auf unsere Kosten auf der faulen Haut liegen.
Ich habe mich da noch einmal erkundigt... und es ist nicht so... ja, ich habe falsch gelegen mit dieser Aussage und das kann ich auch offen zugeben.
Man schnappt halt seinen ganzen Alltagsfrust und lädt ihn dann bei denen ab, denen es eigentlich - nach dem eigenen Verständnis (das vielleicht nur unbewusst so vorhanden ist) - noch schlechter gehen sollte, denn schließlich sind es ja 'nur' Migranten.
Alltagsfrust?
Ich habe keinen Alltagsfrust, da muss ich dich (leider) enttäuschen... ich habe nicht gesagt, dass es Zuwanderern schlechter gehen sollte... oder kannst du das belegen?? In welchem Posting habe ich das geschrieben?
Das darf man natürlich nicht so sagen, und so redet man um den heißen Brei herum und sucht halt nach irgendwelchen Fehlern (die übrigens jeder Mensch hat).
Oh, das habe ich auch so gesagt, dass es kein perfektes Volk gibt und demnach auch keine perfekten Individuen... aber das hast du wohl überlesen... es hilft dir ja auch nicht bei deiner Meinungsbildung über mich weiter, nicht wahr?
Aber der nächste, automatisierte Schritt ist bei mir dann, dass ich mein Verhalten hinterfrage und entsprechend reagiere.

Und denke, dass man damit das soziale Miteinander erheblich verbessern könnte. Was ja keine neue Erkenntnis ist. Aber das bedingt, dass man von der eigenen ... hmm ... Bequemlichkeit abweicht.
Ich habe mein Verhalten nicht nur einmal überdacht... wenn ich das nicht getan hätte, würde ich heute alle Zuwanderer über einen Kamm scheren!!!

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Fr., 23.03.2012, 00:36

Eine Meinung kann es auch dann wert sein, kritisch hinterfragt zu werden, wenn man nicht alle Migranten über einen Kamm schert.

Es ist ja auch nicht so, dass alles, was nicht gleich offen rassistisch ist, "nicht so schlimm" ist.

Und nein, damit will ich nicht sagen, dass deine Meinung falsch ist. Aber ich frage mich ernsthaft, ob du dich auch jetzt noch kritisch damit auseinandersetzt - was man m. E. immer wieder einmal machen sollte.
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Beitrag Fr., 23.03.2012, 00:43

@ EOG:
denn meine Familie wurde verfolgt und einige von ihnen wurden auch ermordet. Andere konnten flüchten. Und ich bin mit titus einer Meinung. Du bist hier nicht die Einzige, die beurteilen kann, was passiert ist und wie es war.
Das tut mir wirklich aufrichtig leid, das kannst du mir glauben.

Ich habe mich nicht herausgestellt, als hätte ich alles geblickt... aber wenn ich mitreden will, dann sollte ich auch richtige Aussagen über geschichtliche Aspekte treffen (womit ich natürlich nicht dich anspreche).
Die These ist zwar sehr gewagt (und ich wünsche mir wirklich, dass ich hier andere Meinungen dazu höre), aber kann es sein, dass du dich besonders mit Deutschland verbunden fühlst, weil du ja selbst sagst, dass du im Grunde auch einen anderen Hintergrund hast?
Das kann ich dir nicht beantworten... ich weiß es nicht... kann möglich sein... ich bin schon froh, dass mein Großvater hier Unterschlupf gefunden hat... wäre er getötet worden, wäre ich vielleicht nie entstanden... und ich bejahe meine Leben und bin froh, dass es so gekommen ist und nicht anders.
Mir fällt das auf, weil ich eigentlich vorhabe und mich sehr darauf freue, mich nach meiner Emigration nach Deutschland (die für mich beschlossene Sache ist) mit dem Land, den Bewohnern, den Besonderheiten, den Werten, der Geschichte auseinanderzusetzen und in die Gesellschaft einzufügen ... Natürlich mit dem Vorbehalt, dass ich deshalb nicht von dem, was mich ausmacht und was mir wichtig ist, abweichen zu müssen.
Das sollte auch nicht das Ziel, dass du von DEINEN Besonderheiten abweichst... allein die offene Auseinandersetzung ist ein Beitrag zur Integration.
Aber ich frage mich ernsthaft, ob du dich auch jetzt noch kritisch damit auseinandersetzt - was man m. E. immer wieder einmal machen sollte.
Ja, das tue, aber ich paare es auch mit meinem persönlichen Erleben (was ich auch nicht als falsch empfinde), es zeigt mir ja nur, dass ich damit richtig liege, dass manche sich hier nicht richtig einleben wollen.

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TwoFace
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Beitrag Fr., 23.03.2012, 06:05

Zitat: Das hat doch gar nichts mit 'Gewissen beruhigen' zu tun! Das nennt man 'Verantwortung'. Und nicht mal nur das: Man darf es einfach nicht vergessen!!!! Ich kann einfach nicht verstehen, wie man das mit "einem irren Diktator" erklären kann!!! Den irren Diktator haben auch Menschen gewählt und Millionen haben die Klappe gehalten, wo man irgendwas hätte tun können. Nur mit einem einzelnen Irren kann man das wohl kaum erklären - diese Entschuldigung wäre wohl zu billig.
Ich fühle mich weder schuldig, noch habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich bin nur wahnsinnig traurig, wenn ich daran denke, wie viele Menschen (ich denke ja vor allem an die Kinder) einfach so sinnlos gestorben sind. Und ja, das war in Deutschland. Ob es uns passt oder nicht.
Und es ging mir dabei nicht um Schuld oder nicht Schuld. Es ging mir darum, wie man ein Land lieben kann, das so etwas zugelassen hat.
Zitat Ende

Ich muss leider hier mal einhacken.
Erstens Vergeben heisst nicht vergessen! Das macht aber leider niemand. Und gerade Jemanden vergeben, der nichts mit der Sache zu tun hat.
Währenddessen immer noch Kurden gejagdt, angeprangert und ermordet werden. Ausführende möchte aber gerne selber akzeptiert werden, wie und wo sie sind.
Zweitens Verantwortung beinhaltet nicht, immer devot zu sein.
Drittens Schämen sich heute die Italiener ( Römer ) noch für Millionen getötete Christen?

Nun haben wie seit über 60-Jahren eine Demokratie. Immerwieder die 12-Jahre Drittes Reich für DEUTSCH anzuführen halte ich für grundlegend falsch.
Die Geschichte Deutschlands ist viel älter. Scheinen aber Viele zu vergessen.
Dieses als Entschuldigung, Wiedergutmachungspflicht oder "Mund-Verbot" auszulegen, hat nichts mit Bewältigung zu tun.
Ist aber immer wieder ein guter Grund, Andersdenkende klein zu halten. Ist das die gewünschte Demokratie?

Meint ihr allen Ernstes, das die Zugereisten, Zugewanderten und Eingebürgerten wissen nicht, was hier vor über 60-Jahren passierte?
Und trotzdem hegen sie den Wunsch, sich hier aufzuhalten. Ist dann eine Einbürgerung gleich ein Schuldeingeständnis? Nicht?

Es kristallisiert sich ganz klar, das yunas Meinung nicht akzeptiert wird. Immer wieder Hiebe und Stiche, Vorhaltungen und Unverständnis.
Tolle Akzeptanz, tolles demokratische Verhalten. Man könnte denken, es handelt sich hier um Rassismus. Grosse Worte,
schämen solltet ihr euch und das Wort Gleichbehandlung aus eurem Wortschatz streichen. Ihr erhebt euch empor und versucht zu richten.

Integriert yuna und Gleichdenkende, oder passt das nicht in euer Weltbild? Dann redet bitte nicht von Integration!

Ausserhalb der Wertung und als Info an JEDERMANN (-FRAU)
Zu Deutsch oder Nicht-Deutsch in Verbindung zu Kriminalität
Unergiebigkeit des Begriffspaars „Deutscher“/„Nicht-Deutscher“
Um die These verifizieren zu können, dass Ausländer eher als Deutsche zu kriminellem Verhalten neigen, muss zusätzlich der Effekt des sozialen Status berücksichtigt werden. Ausländer gehören im Vergleich zu Deutschen sehr viel häufiger einkommensschwachen und in prekären Verhältnissen lebenden Bevölkerungsschichten an, die auch bei Deutschen zu einer verstärkten Neigung zur Kriminalität führen. Der Versuch, eine gescheiterte Integration im Anschluss an eine Zuwanderung nach Deutschland durch Zahlen der Kriminalstatistik zu veranschaulichen, wird auch dadurch erschwert, dass die Gruppe nicht integrierter jugendlicher Spätaussiedler in der Statistik unter der Rubrik „deutsche Straftäter“ berücksichtigt wird und dass jeder Ausländer, der eingebürgert wird, von der Rubrik „Nicht-Deutsche“ in die Rubrik „Deutsche“ umgebucht wird. Quelle wikipedia

Mehr unter http://de.wikipedia.org/wiki/Ausl%C3%A4 ... tatistiken
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Beitrag Fr., 23.03.2012, 08:26

Yuna, danke für deine 'Nachhilfe', aber die benötige ich nicht. Ich weiß durchaus, wie Hitler an die Macht gekommen ist. Vielleicht hast du dir mal angesehen, wie viele Leute in den einzelnen Regionen die Nazis gewählt haben?

Hier mal zum Nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagswahl

Natürlich hat 'man' die Nazis gewählt. Und mir möge bitte niemand erzählen, dass man nicht jederzeit IRGENDETWAS hätte tun können. Am Anfang natürlich mehr als später. Aber wenn man natürlich nichts gesehen haben will, dann kann man sich fein rausreden. Um mal die Analogie zu deiner 'Integrationsfrage' aufzustellen: Damals waren es wenige Menschen, die anderen Leuten geholfen haben, während die Mehrheit nichts oder nicht genug tat. Diese Minderheit stellst du nun so dar, als seien das hinreichend Leute, um das kollektive Gewissen zu beruhigen.

Und heute? Da tust du so, als würde dein einzelner italienischer Nachbar unser Sozialsystem ruinieren und als würden für dich einzelne pöbelnde Leute die Mehrheit aller Migranten repräsentieren. Damals wie heute gilt, dass man das Ganze schon differenzierter betrachten muss. Man kann sich nicht immer nur ein paar Menschen rauspicken (positiv oder negativ) und damit irgendetwas Bedeutendes zusammenbasteln.

Daher finde ich es schon irgendwie peinlich, wie du mich fragst, ob ich Stauffenberg kenne. Meinst du eigentlich, du hast mit deiner 1 in Sozialkunde (Fachoberschule?) die Weisheit mit Löffeln gefressen? Die Welt ist viel differenzierter, als du dir das vorstellen kannst. Es geht nicht darum, dass man immer den Helden spielen muss; insofern ist die Frage, ob ich mich getraut hätte, Hitler zu töten, natürlich schwachsinnig. Woher soll ich das wissen? Der Witz ist, dass Widerstand nicht erst da anfängt, wo es offenbar für dich spannend wird und was du aus dem Fernsehen kennst. Widerstand ist, wenn man nach seinem Gewissen handelt. Egal, auf welcher Ebene sich das abspielt. Dazu muss man keine Berühmtheit sein, über die hunderte Biographien verfasst werden.

Und so hätte natürlich jederzeit, also auch vor 1933, jeder selbst überlegen können, ob DIE Juden wirklich Schuld an allem sind, um nur mal EIN Beispiel von vielen Fragen, die man sich hätte stellen können, herauszugreifen. Nein, Hitler ist bestimmt nicht zufällig über uns gekommen, weil 'die Umstände' halt so waren.

Für dich scheint es ja tatsächlich so zu sein, dass du annimmst, man hätte erst nach 1933 die Augen öffnen müssen. Und dann - so ein Pech aber auch - war es ja leider zu spät und dann musste man natürlich mitmarschieren und Leute verraten. Und zusehen, wie Kinder verschwinden. Ging ja leider nicht anders. Aber glücklicherweise haben wir ja die Geschwister Scholl, die für uns gestorben sind. Das ist ja prima, dann können wir anderen uns ja entspannt zurücklehnen, oder was?


leberblümchen
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Beitrag Fr., 23.03.2012, 09:01

TwoFace: Das, was du sagst, zeigt sehr schön deinen Minderwertigkeitskomplex. Du meinst zu fühlen, dass man dir eine Schuld aufladen will. Und das würde dich noch mehr runterziehen. Es ist nur so, dass mir noch kein Mensch begegnet ist, der mir an irgendetwas Schuld geben will, was vor einigen Jahrzehnten passiert ist. Mir nicht - und dir vermutlich auch nicht. Du bist nur schon automatisch in dieser Haltung "ich will nicht, dass man mich kleinredet", ohne dass das überhaupt jemand versucht. Wenn du wirklich souverän wärest, dann könntest du diese Verantwortung dafür, die Erinnerung zu bewahren, getrost tragen. Und um Erinnerung bewahren zu können, muss man sich den Dingen nicht nur rational, sondern auch emotional stellen. Da reicht es einfach nicht zu sagen: "Ist ja schön und gut, wir hatten ein paar bescheidene Jahre, in denen es nicht so gut lief, aber damit muss es jetzt auch mal gut sein".

Du meinst also, das wäre devot, wenn man darüber verwirrt ist, dass vor ein paar Jahrzehnten in deinem Haus, in deiner Straße, in deinem beschaulichen Tempelhof, Menschen deportiert wurden? Ich fühle mich da überhaupt nicht devot. Ich würde mich indes schäbig fühlen, wenn ich diese Verwirrung und Traurigkeit nicht fühlte.


yuna
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Beitrag Fr., 23.03.2012, 10:56

@ titus:

Ich mag nicht die Art und Weise, wie du dich hier darstellst. Die gute Seele, der tolle Moralapostel, der sich über allem erhebt...
Deine Meinung scheint wohl die einzig richtige zu sein, das einzig Wahre.
Vielleicht hast du dir mal angesehen, wie viele Leute in den einzelnen Regionen die Nazis gewählt haben?
Und nun?
Hast du gelesen, wie sie ihre Stimmen eingeheimst haben?
Durch Ausübung von Gewalt...
Und mir möge bitte niemand erzählen, dass man nicht jederzeit IRGENDETWAS hätte tun können.
Du hättest wahrscheinlich damals einen Masterplan entwickelt... würde mich interessieren, was du getan hättest und wie weit du gekommen wärst...
Damals waren es wenige Menschen, die anderen Leuten geholfen haben, während die Mehrheit nichts oder nicht genug tat. Diese Minderheit stellst du nun so dar, als seien das hinreichend Leute, um das kollektive Gewissen zu beruhigen.
Gut, das ist deine Meinung...
ich will dazu nur sagen, dass ich mein Gewissen sicherlich nicht beruhigen muss, weil mein Großvater auf russischer Seite kämpfte.
Und selbst wenn ich deutsche Wurzeln hätte, müsste ich mir nichts vorwerfen, denn ich gehöre nicht der damaligen Generation an.
Du wirfst mir vor, ich würde vergessen, wie viele Menschen damals Anhänger Hitlers waren, das sicherlich nicht. Aber ich vergesse auch nicht, dass nicht alle dieser Gehirnwäsche verfallen waren... ja, ich bezeichne es als eine (kollektive) Gehirnwäsche...
Und heute? Da tust du so, als würde dein einzelner italienischer Nachbar unser Sozialsystem ruinieren und als würden für dich einzelne pöbelnde Leute die Mehrheit aller Migranten repräsentieren.
DAS habe ich nie so gesagt... ich habe nur von meinem Erleben berichtet, was ich sicherlich nicht auf alle ummünzen will, die hier her kommen...
Du willst es aber anscheinend so verstehen und daran wird sich wohl nichts ändern... in deinen Augen bin ich ohnehin ein weltfremdes "Kind" das gar keine Ahnung vom Leben hat. Vielleicht habe ich weniger Ahnung als du (zugegeben), weil du wesentlich älter bist, aber weltfremd bin ich mit Sicherheit nicht.
Und dann - so ein Pech aber auch - war es ja leider zu spät und dann musste man natürlich mitmarschieren und Leute verraten.
Musste man nicht, aber es ist passiert... kannst du was mit deiner schlauen Rede daran ändern?
Zuletzt geändert von yuna am Fr., 23.03.2012, 11:19, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag Fr., 23.03.2012, 10:58

@titus2:
Na da hat mein postin´genau die Richtige getroffen!
Ich habe in keinem Satz "ICH", "MIR" oder "UNS" benutzt! DU aber schon.
Zickig und beleidigt klingen Deine Antworten. Vielleicht solltest DU mal Deine Hausaufgaben machen.

Es ist nur so, dass mir noch kein Mensch begegnet ist, der mir an irgendetwas Schuld geben will, was vor einigen Jahrzehnten passiert ist.

Du zahlst dafür. Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr. Und das, seitdem Du ( eventuell ) Geld verdienst. http://www.bwl-bote.de/20020113.htm
Und ja, ich bekomme Minderwertigkeitkomplexe, wenn ich lese wie jemand strotzend voller Selbstbewustsein nur grüne Bete schreibt. Das würde
ich auch gerne können. Einfach daher schreiben, was die Birne hergibt.
Solche Leute, besser gesagt, solche fadenscheinigen und haltlosen Aussagen von Personen die denken die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben
schüren nur Missmut.

Und jetzt kann ich mir auch gut vorstellen, wie sich das in Deiner ehemaligen Wohngegend zu getragen hat.
Versuch doch einfach einmal, Kommentare so zuverfassen, dass sie den Fakten entsprechen ohne auf eine bestimmte Person zu zielen.
Ich verlass´ mich auf meine Sinne!
Irrsinn
Blödsinn
Wahnsinn

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