Themen 'bearbeiten'?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Jay-jay
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Themen "bearbeiten"?

Beitrag Mo., 12.03.2012, 09:43

Hallo,
ich stosse in meiner Therapie immer wieder auf das gleiche Problem:

Ich brauche oft sehr lange um für mich schwierige Themen anzusprechen. Oft gehe ich in die Stunde und habe mir vorgenommen dies oder jenes (endlich!) zu sagen und habe es hinterher doch nicht angesprochen.

Wenn ich es dann mal schaffe, dann sind die Gespräche in dieser Stunde immer sehr gut, meine Therapeutin geht immer gut darauf ein, reagiert immer richtig (für mich in der betreffenden Situation). Alles gut - könnte man meinen.

Das Problem kommt eigentlich erst in den nächsten Stunden: Ich kann an das Thema nicht anknüpfen, weiß nicht, was ich jetzt eigentlich weiter machen soll. So etwa: Jetzt hab ich es doch gesagt - und jetzt??? Von mir aus weiter darüber zu sprechen fühlt sich für mich so "wehleidig" an, vor allem, weil nach meinem Gefühl alles gesagt ist. Aber es ist ja als Problem nicht weg, nur weil ich es angesprochen habe.

Wie "arbeitet" man an einem Thema?

Jay
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Geheimgeheim
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 09:53

Was machst Du denn für eine Therapie? Es kommt ja auch auf das Problem an, eine Angst zieht eine andere Behandlung nach sich, als eine Trauersituation.
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Jay-jay
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 09:56

Ich mache formal eine Psychoanalyse, praktisch ist es eine TFP mit einer Stunde in der Woche.
Es geht u.a. um frühe traumatische Erfahrungen.

Jay
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candle.
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 10:54

Hallo,

wenn du erzählst, dann reicht es vielleicht nicht aus. Ich denke so erst richtig bewegt sich was (bei mir) wenn man Fragen zuläßt und gefühlsmäßig dabei ist. So war das früher mal... da geht man dann auch Scham und Trauer und und und...

candle
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Jay-jay
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 11:11

Danke candle!

Ich weiß, dass es natürlich nicht damit erledigt ist, es zu erzählen. Gefühle zuzulassen in diesen Zusammenhängen ist schwierig. Aber ich weiß nicht, was ich sonst machen soll. Ich komme mir schon ganz blöd vor, weil ich das Gefühl habe ich kapier einfach nicht wie es (Therapie) geht.

Jay
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Geheimgeheim
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 11:32

Ich würde Dir gerne helfen, aber ich mache eine VT. Da ergibt sich sowas wie ein Behandlungsplan. Psychoanalyse ist da glaube ich anders. Was sagt denn Dein Thera?
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir


leberblümchen
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 11:38

Ich glaub, ich weiß, was du meinst. Mir geht es absolut genau so (denke ich jedenfalls )!!! Ich erzähle etwas, wir reden darüber, es fühlt sich stimmig an, ich bin auch emotional total dabei (und der Therapeut auch).

Und dann denke ich spätestens in der nächsten Stunde: So, das Thema hätten wir ja nun besprochen; womit machen wir weiter? Obwohl ich ja ganz genau weiß, dass es nicht ausreicht, die Themen zu besprechen. Aber ich hab immer das Gefühl: Wenn ich jetzt schon wieder damit ankomme, dann denkt er sich: "Das hatten wir doch schon; warum erwähnt sie das denn noch mal?" - und auch da gilt: Ich weiß, dass er so was niemals sagen würde. Im Gegenteil: Er sagt immer, dass es ganz normal sei, das immer wieder zu besprechen. Und trotzdem frage ich mich: Was muss ich denn jetzt machen?

Das liegt vermutlich daran, dass eine Verbesserung des Zustandes nicht sofort eintritt, wie das der Fall wäre, wenn man eine Tablette schluckt. Man will ja langfristig das Denken und die Wahrnehmung oder die Herangehensweise an bestimmte Probleme verändern. Dazu muss man das halt alles wiederholen. Wir merken nicht, dass wir uns dabei verändern, aber irgendwann muss man nicht mehr dasselbe aufgreifen, weil man irgendwann tatsächlich mit dem Thema durch ist. Nehme ich jedenfalls mal an...

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carö
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 11:41

vielleicht liegst ja auch daran, dass es themen "hinter" den themen gibt, die noch nicht wirklich entdeckt wurden...

denn da sind ja ne menge gefühle... wie z.B. die unsicherheit "Wenn ich jetzt schon wieder damit ankomme, dann denkt er sich: "Das hatten wir doch schon; warum erwähnt sie das denn noch mal?"
oder die brennende ungeduld mit sich selbt, vielleicht mit dem thera... vielleicht die unzufriedenheit, dass der jetzt nicht endlichmal was MACHT... etcetcetc...

geduld, da kommt sicher noch was !

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)


leberblümchen
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 11:45

Ja, klar, bei mir ist das DAS Thema 'hinter den Themen'. Aber auch das haben wir ja schon besprochen - meine Angst, von ihm abgelehnt zu werden. Und nun denke ich mir: Gut, du müsstest ja jetzt geklärt haben, dass er dich nicht ablehnt. Und auch wenn er sagt, dass diese Angst ganz normal ist und zu meiner 'Geschichte' passt und dass sich das erst langsam verändern wird ("da müssen Sie irgenwann selbst dahinter kommen"), kommt es mir merkwürdig vor, nochmal damit anzufangen.


Waldschratin
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 11:49

Hallo Jay-Jay,
ich mach das meistens so,daß ich mich erstmal frage,wo ich denn in Zukunft da mal "hinwill" mit dem Thema.Also was konkret sich verändern soll durch das Bearbeiten.
Bei frühen Traumata ists dann halt so ne Sache,weil man da meist recht viel "Unaussprechliches" dabei hat - es fehlen die Worte und Beschreibungen zu den "Zuständen" ja meist ziemlich.

Manchmal,je nachdem,was auch dem/der Thera dazu einfällt,"üb" ich an "Objekten" - also z.B. nehm ich nen Teddy her - wahlweise auch mal den Thera - oder ich hab mir auch schon mal nen Pappe-Mann gebastelt oder Männekens aus Knete.Und damit mach ich dann sowas wie Rollenspiele.

Immer "nur" reden läßt es so im Theoretischen.Denn kognitiv klar ist einem das Meiste ja eh auch schon von vorneherein.
Was ich oft auch mache,sind Imaginationen.Da kann man sich so schön alles "optimal zurechtbasteln" und es via Kopfkino durchspielen,bis die Gefühle dazu auch in einem entstehen.

Manchmal gehts aber auch mit malen und via Musik,das Thema zu vertiefen.
Kommt halt ganz drauf an,was dir so liegt ungefähr - und wofür auch deine Thera offen ist,weil die trägt es ja dann mit.

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candle.
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 11:51

Ja, vielleicht fehlt das "nebenher an sich arbeiten"... bei mir bemerke ich auch so langsam, dass sich mein Alltag wieder langsam positiv verändert, werde also agiler. Da muß man selber ein bissle was tun so wie Waldschratin das beschreibt- auch leider immer mal gegen die Unlust.

candle
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carö
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 11:54

@titus

und da es dir merkwürdig vorkommt... hast du ja wieder etwas neues zu erzählen

im ernst: jedes mal, wenn du scheinbar dieselbe geschichte nochmal erzählst, ist sie verändert... du meinst viellelicht, dass sie dieselbe ist, ist sie aber nicht... du erzählst sie vielleicht mit mehr ungeduld, vielleicht mit mehr unverständnis oder vielleicht mit mehr verständnis, vielleicht fällt dir ein neuer aspket dazu ein, eine neue kleine idee...
oft zeigt sich der wirkliche hintergrund erst nach und nach...manchmal stehen gar nicht die "geschichten" oder "themen" wirklich im vordergrund, sondern WIE du damit umgehst.. und das muss sich erst wirklich entwickeln dürfen, damit es sich zeigen kann...

was ICH zumindest neben allem anderen, was du einbringst, spüre ist, eine enorme angst, die du versuchst durch kontrolle und wissen wollen bis ins hinterletzte detail zu kompensieren. absolut verständlich, nur DIESE strategie wird nicht weiterhelfen, damit es anders wird. du wirst im leben immer wieder auf situationen treffen, die eben nicht immer beherrschbar sind und wo die kunst des lebens darin besteht, die ungewissheit aushalten zu können und das werden sozusagen werden zu lassen...
und so ist es auch mit der analyse... lass sie werden, lass es werden... hihi.. lass ES werden.. sorry für den kalauer
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Stacheldraht
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 12:01

Wäre es nicht vielleicht eine Möglichkeit für Dich, ihn einfach mal direkt darauf ansprechen, dass es sich für Dich noch unbearbeitet anfühlt und Du andererseits aber Angst hast wehleidig zu sein, wenn Du wieder darauf zu sprechen kommst. Ihm also genau die Angst schildern, die Du uns geschildert hast.
Mir hat es neulich zum Beispiel geholfen meinem Therapeuten erstmal zu sagen, dass mir ein gewisses Thema enorme Schwierigkeiten macht, da es mir einfach peinlich ist darüber zu reden und ich mich damit nicht wohl fühle. Darauf ist er dann gut eingegangen und am Ende konnte ich dann auch darüber reden. Auch wenn er nun die meisten Fakten kennt. Es fehlen doch immer noch die Zwischenräume. Immerhin sind die Fakten ja nur die Grundpfeiler unseres Seelenlebens, an denen man sich orientiert, während das eigentlich Interessante doch ist, wie man in diesen Fakten gefühlt, gedacht und gelebt/exisitiert hat. Würde mich von daher nicht mal wundern, wenn er sich fragt, warum Du auf dies wichtige Thema noch nicht wieder zurückgekommen bist.

LG Stacheldraht
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Jay-jay
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 12:11

@ titus
titus2 hat geschrieben:Ich erzähle etwas, wir reden darüber, es fühlt sich stimmig an, ich bin auch emotional total dabei (und der Therapeut auch).

Und dann denke ich spätestens in der nächsten Stunde: So, das Thema hätten wir ja nun besprochen; womit machen wir weiter? Obwohl ich ja ganz genau weiß, dass es nicht ausreicht, die Themen zu besprechen. Aber ich hab immer das Gefühl: Wenn ich jetzt schon wieder damit ankomme, dann denkt er sich: "Das hatten wir doch schon; warum erwähnt sie das denn noch mal?" - und auch da gilt: Ich weiß, dass er so was niemals sagen würde. Im Gegenteil: Er sagt immer, dass es ganz normal sei, das immer wieder zu besprechen. Und trotzdem frage ich mich: Was muss ich denn jetzt machen?
Ja, ganz genau so ist es. Alles was Du geschrieben hast, kann ich 100%ig unterschreiben. Ehrlich gesagt ist das allein schon eine Erleichterung - auch wenn es uns noch nicht weiterhilft. Ich kann auch diese wiederholte "Jammern" über einen bekannten Fakt bei mir selbst nicht ertragen.

@ Waldschratin & candle

Ich beschäftige mich schon zwischen den Stunden mit den Themen die wir besprochen haben auch mit den Vorschlägen und Interpretationen von meiner Therapeutin. Ich schreibe viel auf, was mir dazu durch den Kopf gegangen und eingefallen ist. Dadurch werden mir auch viele Zusammenhänge klarer. "Praktische Übungen" zu machen, wie Du es vorschlägst habe ich noch nicht probiert.

@ carö
carö hat geschrieben:die unsicherheit "Wenn ich jetzt schon wieder damit ankomme, dann denkt er sich: "Das hatten wir doch schon; warum erwähnt sie das denn noch mal?"
Ja!
carö hat geschrieben:die brennende ungeduld mit sich selbt,
Ja! Ja! Ja!

@ Stacheldraht

Meine Therapeutin weiß das. Ich habe das Problem schon öfter angesprochen. Sie sagt ich soll mir Zeit lassen und (endlich) aufhören mir so einen Druck zu machen.
Aber es ändert sich nichts. Es bleibt (leider) die Sprachlosigkeit in den nächsten Stunden.

Jay
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candle.
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 12:15

Ja, es muß in gewisser Form praktisch werden. Und da du ja Familie hast, kannst du ja sicher einiges anwenden wie z. B. abgrenzen etc. DAS ist meiner Meinung nach entwicklungsfähig, weil die Verhaltensweisen ja durch frühen Belastungen entstanden sind.

candle
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