Emotionale Erpressung?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Lavande
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Emotionale Erpressung?

Beitrag Do., 13.03.2008, 16:43

Im Zusammenhang mit familiären Problemen (Mutter) fallen in diesem Zusammenhang immer wieder Worte der "emotionalen Erpressung". Ich versuche, mich darüber etwas zu informieren, bin dem gegenüber abe ziemlich hilflos und suche einen Weg in die Befreiung.

Gibt es z. B. entsprechende Literatur oder Hinweise?

Bin aufgrund verschiedener Ereignisse im Zusammenhang mit meiner Mutter wieder richtig depressiv geworden, die zweiwöchige Therapie reicht nicht....Ich will da raus und erlebe immer wieder extremste Schuldgefühle.

Lavande
"Mit 40 ist man....zu alt zum Hüftenschwingen, aber zu jung für eine künstliche Hüfte"
(aus "der reality-check")

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stern
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Beitrag Do., 13.03.2008, 16:50

Gibt es z. B. entsprechende Literatur
Ich habe die hier ... und empfinde sie als relativ gut... wenngleich die Lektüre im amerikanischen Stil geschrieben ist, der mir nicht immer so liegt:
... 242&sr=8-1
die zweiwöchige Therapie reicht nicht....
Öhm... Schreibfehler? 2 Wochen erscheinen mir in der Tat relativ wenig...

Magst du vielleicht den einen oder anderen Konflikt etwas näher ausführen?
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Lavande
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Beitrag Do., 13.03.2008, 21:18

Hallo Stern - vielen Dank für den Tipp.

Hm - im Augenblick bin ich glaube ich in einem solchen Tief, dass ich mich gar nicht richtig ausdrücken kann.

Seit Ende 2006 bin ich wegen Depressionen in Therapie - allerdings dachte ich damals noch, dass der Grund dafür wo anders liegt. Habe Medikamente bekommen, Ende letzten Jahres ging es mir schon viel besser - nehme keine Medikamente mehr - aber um den Jahreswechsel herum wurde mir immer bewusster, was in den letzten Jahren so passiert ist, warum ich so oft gescheitert bin, warum ich die falschen Menschen anzog usw.

Es ist dieser extreme Mutter-Tochter-Konkflikt.
Ich bin dazu erzogen worden, dass ein Mädchen brav zu sein hat, ich war für meine Schwester da, habe schon in jungen Jahren meiner Mutter zugehört. Ich mag keinen Streit, durfte mich damals schon nicht gegen meine Schwester wehren, die jünger als ich - mich schon oft ganz schön geärgert hat. Immer hieß es: Du bist doch die Vernünftige.

So hat sich das in mein Leben gezogen. Meine Mutter klammert extrem an mir. Ihre Vergangenheit, die Beziehung zu meinem Vater - alles wirklich nicht einfach für sie und ich hatte immer das Gefühl, dass ich sie doch nicht alleine lassen darf.
Als ich vor vielen Jahren mit meinem Freund zusammenziehen wollte, hatte sie sich so gegen ihn gestellt, dass er die Kurve gekratzt hat - und ich habe den Fehler gemacht, mich in die Enge treiben zu lassen.
Habe mich dann in die Arbeit gestürzt, Ausbildung nebenberuflich - einige Jahre....Für Männer habe ich mich gar nicht mehr interessiert, bin auch krank geworden (jetzt weiß ich, dass vieles mit der familiären Situation zu tun hat).

Ich war so naiv und habe immer alles geglaubt, wohne noch im Haus der Eltern (außer der Küche habe ich alles für mich), der letzte Auszugsversuch endete mit einem solchen Zusammenbruch meiner Mutter, dass ich vor Schuldgefühlen nicht mehr wusste wohin...
Mithilfe meiner Therapeutin habe ich angefangen mich zu wehren, aber ich bekomme die Schuldgefühle nicht los und das ewige Wehren geht mir an die Substanz. Meine chronische Krankheit verschlechtert sich, die Depressionen nehmen wieder zu. Da es vorher besser war, hat meine Therapeutin die Gespräche auf alle zwei Wochen angesetzt, anstelle jeder Woche.

Ich mag sie, aber ich habe vergessen, mich selbst zu mögen - ich funktioniere nur noch...

Das ist jetzt grob und vermutlich total chaotisch zusammengefasst, aber es entspricht meinem Gemütszustand.

Immer wieder sage ich mir, dass ich einfach nur feige bin, raffe mich auf - und dann kommt ein verbaler Schlag von ihrer Seite und ich falle in mir zusammen. So geht es nicht mehr weiter.
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 13.03.2008, 21:33

Hi,

ganz spontan fällt mir da nur ein, nimm Deinen Auszug in Angriff.. So lange Du unter demselben Dach wohnst hast Du keine Chance!

Deine Mutter ist ein erwachsener Mensch. Sie hat bis jetzt nicht gelernt ihre Probleme selbst zu lösen sondern hat sie immer jemand anders aufgebürdet. Und warum sollte sie das ändern? Es ist doch viel bequemer andere Leute die eigenen Probleme ausbaden zu lassen, und so lange die mitmachen... toll .

Ich würde sagen, Du tust nicht nur Dir einen gefallen wenn Du da ausziehst sondern auch ihr. Weil sie ist ein erwachsener Mensch. Es wird Zeit daß sie lernt mit ihrem Leben auch so umzugehen. Und je weniger Möglichkeiten sie hat ihre Probleme anderen aufzubürden, desto eher wird sie sich darum bemühen.

So lange Du ihr immer wieder nachgibst, so lange hilfst Du mit daß sie so unselbstständig bleibt wie sie jetzt ist. Von daher gibt es überhaupt keinen Grund Dich schlecht zu fühlen wenn Du ausziehst. Weil Du tust auch ihr damit in wahrheit etwas gutes. Auch wenn sie das im Moment nicht so sehen kann, durch ihre "Sucht" nach Problemlösung von aussen.

Liebe Grüsse,

Petra

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Irrgarten
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Beitrag Fr., 14.03.2008, 08:38

Hallo Lavande,

ich schließe mich da der Meinung von Münchnerkindl an, weil es bei mir ähnlich gelagert war, nur ich das Glück??? hatte mit 16 Jahren ins Internat musste und trotzdem war meine Mutter ständig irgendwie "präsent" (wenn auch nicht körperlich anwesend), halt mit ihrer emotionalen Erpressung und das kann verdammt grausam sein, ich verstehe von was Du redest. Meine Mutter hat ihre Probleme mit meinem Vater und ihre eigenen auf meinem Rücken ausgetragen.

Wenn Du ausgezogen bis, wird Deine Mutter eventuell merken, das sie Hilfe braucht, aber nicht Deine sondern eventuell professionelle. (nur so ein Gedanke).

Liebe Grüße

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Lavande
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Beitrag Fr., 14.03.2008, 09:50

Ich will ja schon lange raus - aber seit dem extremen Zusammenbruch meiner Mutter im Jahr 2006 habe ich dann ständig Sorge, dass sie sich etwas antut. Mit solchen Schuldgefühlen kann ich nicht leben.
Kann man sich Schuldefühle ausreden lassen? Ich werde diesen Abend in meinem Leben nicht vergessen.
Für mich ist auch klar, dass sie Hilfe braucht, die ich ihr nicht geben kann, aber sie verweigert alles. Mit ihrer zunehmenden Depression geht es auch mir schlechter, weil alles abgewälzt wird, obwohl sie behauptet, dass meine Laune daran schuld ist. Wenn ich dann meine Chance wittere und sage, gut - ich gehe, dann ist es doch viel ruhiger für Dich - dann bin ich daran schuld, dass ich mich nie um sie kümmere usw......
Die Vernunft sagt mir so langsam, dass ich diese Schuldgefühle nicht haben darf, aber wie kommen sie in meiner Gefühlswelt an?
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Nachtelfin
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Beitrag Fr., 14.03.2008, 12:48

Ausreden kannst du deiner Mutter so etwas nicht, dabei bist du immer die Verliererin, das hast du ja schon erlebt. Du bist zwar schon in Therapie, aber du hat nicht geschrieben, ob du dich in der Therapie ausdrücklich mit der emotionalen Erpressung beschäftigst und wie du damit am Besten umgehst. Ich empfehle dir auf jeden Fall das Buch, das stern verlinkt hat. Es enthält einige sehr gute Vorschläge und vielleicht kannst du es in deine Therapie mit einbeziehen und die Situationen mit deinem Therapeuten üben.

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expat
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Beitrag Sa., 15.03.2008, 07:11

Lavande hat geschrieben: Kann man sich Schuldefühle ausreden lassen?
Nachtelfin hat geschrieben:Ausreden kannst du deiner Mutter so etwas nicht, ...
Lavande meint ja sich und ihre Schuldgefühle. Nur, was sind das für Schuldgefühle? Wo kommen sie her? Und wem gegenüber sind sie da? Der heutigen Mutter gegenüber, oder nicht doch der damaligen? Sind es nicht doch die Schuldgefühle des Kindes, die du, Lavande, auf die heutige Situation überträgst? Nicht absichtlich natürlich, sondern dann eher als Teil einer zwanghaften Abwehr der damaligen Bedrohung.
Das war's
Wo jeder Widerspruch gelöscht wird, scheint alles klar.

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Lavande
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Beitrag Sa., 15.03.2008, 21:59

expat hat geschrieben: Lavande meint ja sich und ihre Schuldgefühle. Nur, was sind das für Schuldgefühle? Wo kommen sie her? Und wem gegenüber sind sie da? Der heutigen Mutter gegenüber, oder nicht doch der damaligen? Sind es nicht doch die Schuldgefühle des Kindes, die du, Lavande, auf die heutige Situation überträgst? Nicht absichtlich natürlich, sondern dann eher als Teil einer zwanghaften Abwehr der damaligen Bedrohung.
Es sind die Schuldgefühle dafür, dass es ihr schlecht geht, dass ich alles, was sie für mich getan hat, zerstöre. Sie war sehr oft für mich da, das ist richtig, allerdings war ich auch nie ein schwieriges Kind. Schuldgefühle, wenn sie sich etwas antut und ich mich dafür verantwortlich fühle...

Sie meinte einmal, sie wolle mich davor bewahren, dass ich genau die gleichen schlechten Erfahrungen machen muss wie sie. Männer, Beruf - alles.
Die Situation nimmt mir die Luft zum Atmen und ich habe das Gefühl, wie taub zu leben. Ich gehe unter Menschen, das lenkt ab, kaum bin ich alleine - wie im Nebel - kraftlos. Ich habe auch niemanden, der mir einmal zuhört.
Ich war mein Leben lang nach außen hin stark, jetzt kann ich nicht mehr - ich kann nicht genau sagen, warum gerade jetzt. Ich war sogar wütend dabei, mir eine neue Wohnung heraus zu suchen- jetzt schaue ich die Anzeigen an und empfinde nur Leere...
Es gibt Männer, die sich für mich interessieren - aber so lange ich diese Situation nicht gemeistert habe, kann ich das niemandem zumuten.

Meine Mutter hat mich als Kind immer mit Liebesentzug bestraft, wenn ich mal nicht brav verhalten habe. Warum werden mir ausgerechnet jetzt so einige Dinge klar und es trifft mich wie ein Schock..?
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power
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Beiträge: 535

Beitrag Mo., 17.03.2008, 16:00

hallo lavande!

als ich deine beiträge las, habe ich geglaubt, dass ich das geschrieben hätte. ich steck genau in der gleichen situation wie du. meine mutter (alkoholikerin seit ich 12 bin, aber auch schon vor meiner geburt), hat sich extrem an mich geklammert, sie war zwar eine gute mutter, war sehr tolerant, hat alles für mich getan, aber sie hat ihre probleme auf mich übertragen. sie hat mich gleichzeitig geliebt und mißbraucht. obwohl ich immer das gefühl hatte, sie war so eine gute mutter, erkenne ich jetzt langsam, dass sie in den entscheidenden momenten, als es mir als kind schlecht ging und ich wirklich dringend jem. gebraucht hätte, nicht da war. da war sie wieder sehr egoistisch. als sie wieder anfing zu trinken, entstand eine coabhängigkeit zwischen mir und ihr. auch in der zeit konnte sie mich in der einen minute lieben (umarmen, zärtlich sein, mir versprechen, dass sie was dagegen tut u dass sie mich nicht verlieren will), aber in der nächsten minute war sie aggressiv, ist auf mich losgegangen und hat sehr laut geschrien und mir vorwürfe gemacht.

heut bin ich in der gleichen situation wie du: ich liebe sie, will sie nicht verlieren u will dass es ihr besser geht, habe alles für sie getan, sie immer wieder verteidigt vor anderen und hab immer versucht, die starke zu sein, damit sie sich ja keine sorgen um mich machen muss. tja...seit ein paar monaten hat sie extreme launen, ist sehr aggressiv und macht mir vorwürfe. ich bin hin und hergerissen, auf der einen seite lieb ich sie, weil sie hat alles für mich tat (das glaubte ich lange) und sie ist meine mutter, doch andererseits hasse ich sie. ich bin wütend auf sie. ich könnte ihr eine in die fr...hauen! und ich habe angst, dass wenn ich mich von ihr abwende, dass sie sich was antut u mit dieser situation weiß ich nicht ob ich damit leben könnte. ich glaube, ich würde mir unendlich vorwürfe machen.

aber ich MUSS nein sagen...ich muss ihr gegenüber hart werden und aus dieser coabhängigkeit austreten, das macht MICH sonst kaputt u das will ich auch nicht! es ist einfach sooo schwierig!!! denn bei mir fangen dadurch sehr oft meine depris an und ich leide unter starken ängsten u z.t. auch zwängen!

ich kann dir nur raten (wie mir auch ), dass du auf dich schauen musst und egal was mit ihr ist, es ist nicht deine schuld! ich weiß, leichter gesagt als getan. auch ich weiß es in meinem kopf, aber in meiner seele siehts anders aus und deswegen befinde ich mich auch in dieser zwickmühle. aber ich weiß, auf lange sicht, führt kein weg daran vorbei, sie ihr leben leben zu lassen und ich muss mein leben leben, ansonsten geh ich kaputt!

lg power
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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Sadness
sporadischer Gast
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Beiträge: 5

Beitrag So., 29.06.2008, 13:40

hallo Lavande!

Ich weiß der Beitrag ist schon etwas älter. hast du inzwischen schon wege gemacht um auszuziehen? Ich kann dir dazu nur raten! Ich habe die gleiche Situation wie du gehabt, aber ich hatte das jetzt nicht sooo dramatisch.
Ich habe aber auch nicht mehr gekonnt. Ich bin ausgezogen..heute verstehen meine mutter und ich uns besser. nur mit meinem Vater habe ich noch oft knatsch. aber es geht auch.

wenn man auszieht hat man Platz und auch in seinem herzen. Deine Mutter braucht dich vielleicht, weil sie mit sich überfordert ist. meine Mutter hatte noch immer Magenschmerzen und meinte ich überfordere sie. Aber als ich auszog, war sie schließlich auch ruhiger geworden.
also bitte...befreie dich von ihr, auch wenn es wehtut. irgendwann muß ein Mensch eh, seinen eigenen weg gehen.

liebe grüße

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