Frustrationstoleranz, Gelassenheit ...

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Lilly111
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Frustrationstoleranz, Gelassenheit ...

Beitrag So., 22.01.2012, 23:29

Hallo,

ich beschäftige mich gerade mit dem oben genannten und damit verwandten Themen. Momentan sind die Gedanken noch etwas konfus. Wie hängt was zusammen oder bedingt sich gegenseitig usw.
Brainstorming und verschiedene Denkansätze sind herzlich willkommen!

Zunächst mal Wiki befragen...
Die Frustrationstoleranz ist eine Persönlichkeitseigenschaft, die die individuelle Fähigkeit beschreibt, eine frustrierende Situation über längere Zeit auszuhalten, ohne die objektiven Faktoren der Situation zu verzerren.
[...]
Eine geringe Frustrationstoleranz weist auf eine Ich-Schwäche hin.
http://de.wikipedia.org/wiki/Frustrationstoleranz
Im Umkehrschluß bedeutet das, dass eine hohe Frustrationstoleranz Ausdruck einer Ich-Stärke ist. Ist das richtig?
Allerdings wird "Ich-Stärke" recht verschieden definiert. siehe:
http://lexikon.stangl.eu/1961/ich-staerke/

Wenn ich "hohe Frustrationstoleranz" mit "Gelassenheit" gleichsetze, würde ich o.g. These bejahen. Jemand, der gelassen ist, der in sich ruht, der diese innere Ruhe nach aussen ausstrahlt, besitzt mMn auch (immer) ein gesundes Selbstbewußtsein.

Soweit positiv...

Lilly
... as stubborn as a mule.

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Lilly111
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 00:28

Gerade in einem anderen Thread entdeckt...
Frustrationstoleranz - was ist das?
[...]
TIPP 10: Verinnerlichen Sie den Ausspruch von Abraham Lincoln: „Auch das wird vorübergehen.
http://www.palverlag.de/frustrationstoleranz.html


Lilly
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Waldschratin
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 06:00

Zwischen Frustrationstoleranz und Gelassenheit ist aber noch viiiiiiel "Zwischenraum",und da drin wird sich wohl unser Unterwegssein damit größtenteils abspielen.
Is ja auch ne Lern- und Übungssache.

Wobei ich mir da grad so überleg,daß mir eher Leute mit nem geringeren Selbstbewußtsein oftmals ne höhere Frustrationstoleranz zu haben scheinen.Was da manchmal über lange Zeit "geschluckt" und ausgehalten wird,weil man sich nicht zu wehren traut dagegen...Ist dann zwar kein "gesunder" Umgang mit Frust aushalten,aber Frusttoleranz eben mal aus ner anderen Perspektive betrachtet.

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SchnickSchnack
Helferlein
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 07:14

Ich würde ich es auf diese Formel runterbrechen:

Frustrationsgrad Fg - Frustrationstoleranz Ft = Gelassenheit G

Damit G nicht 0 ist, muss Ft zumindest ein bißchen höher sein als Fg.

Wenn Fg hoch ist, z.B. durch schwierige Lebensumstände, muss Ft natürlich umso höher sein, damit die Rechnung aufgeht.
Jemand, der gelassen ist, der in sich ruht, der diese innere Ruhe nach aussen ausstrahlt, besitzt mMn auch (immer) ein gesundes Selbstbewußtsein.
Oder ist vielleicht einfach nur ein ignoranter Trottel. Sowas lässt sich nur schwer beurteilen.



Bevor ihr weiter diskutiert, macht euch bitte die Begrifflichkeiten klar:

Toleranz ungleich Akzeptanz.
Selbstbewusstsein ungleich Selbstvertrauen.

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Sunny75
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 09:31

Zum Thema Frustrationstoleranz fällt mir eine Szene aus Sido's Blockstars ein (jaaa, ich schau das gerne - natürlich NUR um das Sozialverhalten unter Jugendlichen zu beobachten... ) :

die Jugendlichen wurden auf eine Alm in der Steiermark verfrachtet, und sollten als Gegenleistung für Kost und Logis, einfache Arbeiten am Bauernhof verrichten.
So und jetzt kommst: die Jungs (alle aus schwierigen sozialen Verhaeltnissen) hatten massive Probleme, sich der Herausforderung zu stellen - waren gefrustet, und fühlten sich verarscht. Wohingegen die Mädels ("aus gutem Hause") sofort anpackten, ohne sich zu beschweren, und sogar sichtlich Spass dabei hatten!

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Lilly111
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 14:25

Danke für eure Beiträge.

@Waldschratin
Ich würde Gelassenheit (auch) mit sehr hoher Frustrationstoleranz assoziieren. Wir lernen es mehr oder weniger gut von Kindheit an. Ich für mich habe festgestellt, dass ich mit zunehmenden Alter ruhiger werde. Vielleicht ist aber auch das Teil des stetigen Lernprozesses.
Dieses "runterschlucken" von Frust ist mMn keine echte Frustrationstoleranz. Das erzeugt Druck und Aggression, meist dann nach innen. Der Frust wird in Wahrheit nicht ausgehalten, sondern nur nicht gezeigt. Das geht dann wieder konform mit dem nicht so gut entwickelten Selbstbewußtsein.

@SchnickSchnack
Interessante Formel. Mal mathematisch weitergedacht würde das bedeuten Menschen in möglichst schwierige Lebensumstände "zu stecken", damit sich ihre Frustrationstoleranz erhöht. Geht diese Formel auf? Für mich selbst kann ich das bejahen. Die Krankheit hat mir ein erheblichen Zuwachs an Gelassenheit eingebracht, worüber ich mich natürlich freue.
Oder ist vielleicht einfach nur ein ignoranter Trottel. Sowas lässt sich nur schwer beurteilen.
Einspruch.
Den Unterschied würde ich sehen, ob derjenige mental mit seiner Umwelt verbunden ist und sie wahrnimmt, oder eben abgekapselt (ignorant) nur in seiner Welt lebt.
Bevor ihr weiter diskutiert, macht euch bitte die Begrifflichkeiten klar:
Toleranz ungleich Akzeptanz.
Selbstbewusstsein ungleich Selbstvertrauen.
Gute Idee, du hättest ja bitte gleich mal mit anfangen können.

Ich versuch's (ohne Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit)...
Tolerieren - etwas ertragen, erdulden. Sagt noch nichts darüber aus, ob ich es gutheiße.
Akzeptieren - etwas annehmen, billigen, vielleicht auch mögen.
Selbstbewusstsein - sich seiner selbst bewußt sein. Seiner Existenz, seines Charakters und der Persönlichkeit (alles mehr oder weniger, ein 100% kann es da mE gar nicht geben), sich der eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu sein.
Selbstvertrauen - sich selbst vertrauen. Assoziiert zum Englischen: I believe in myself. Ich vertraue (glaube) mir selbst, vertraue auf meine Fähigkeiten, auch darauf, dass meine Beine mich tragen wohin ich möchte und mein Herz immer im richtigen Rhytmus schlägt. Vertraue darauf, auch morgen noch lernfähig zu sein und das bisher Gelernte anwenden zu können. Und einiges mehr...

@Sunny75
Welche Schlußfolgerung ziehst du daraus? Entsteht das unterschiedliche Verhalten deiner Meinung nach eher durch die verschiedenen Lebensumstände oder ist männlich/weiblich der Schlüssel?

Später weiter...

Lilly
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stern
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 15:36

Interessante Formel. Mal mathematisch weitergedacht würde das bedeuten Menschen in möglichst schwierige Lebensumstände "zu stecken", damit sich ihre Frustrationstoleranz erhöht.
Ich würde es so formulieren: Wer Versagung gar nicht erst erlebt, entwickelt auch keine Frustrationstoleranz... also die Fähigkeit mit Enttäuschungen, Versagungen, Frust, etc. umzugehen (was für mich auch beinhaltet, das halbwegs emotional zu "verdauen" zu können, also z.B. ein Bedürfnis auch mal zurückstellen zu können, ohne z.B. in heftig aggressive oder depressive Wallungen zu stürzen... in Bewusstheit dessen, dass es im Leben nicht alles geben kann, was man sich so wünscht, aber es vielleicht das nächste mal "klappt"). Also i.a.W. ein Art Frustrationsstabilität (den selbst kreierten Begriff finde ich passender ) entwickelt zu haben, auf die in verschiedenen Kontexten zurückgegriffen werden kann, so dass man z.B. trotz Misserfolg am Ball bleiben kann (also nicht zu sehr in Frust versinkt/resigniert, und damit dann auch ein Stück weit handlungsfähig bleib. Oder nicht Frust durch Frustessen kompensiert (weil man nur so mit negativen Emotionen umgehen kann) oder andere oder sich selbst nicht aggressiv anmacht, usw. Teils wird die Frustrationstoleranz als eine Facette der emotionalen und/oder sozialen Intelligenz/Kompetenz gesehen/definiert). Das (sich durch Frustrationen nicht entmutigen lassen) kann das auch das Selbstbewusssein stärken. Ich gehe sogar soweit: Geringe Frustrationstoleranz generiert sich seine eigenen Frustrationserlebnisse, was sich dann auch auf das Selbstbewusstsein weiter eher negativ auswirkt.

Dem schließe ich mich an:
Dieses "runterschlucken" von Frust ist mMn keine echte Frustrationstoleranz. Das erzeugt Druck und Aggression, meist dann nach innen. Der Frust wird in Wahrheit nicht ausgehalten, sondern nur nicht gezeigt.
Ein Kind, dem man jedem Wunsch erfüllt, wird IMO nur schwerer lernen mit Misserfolgen umzugehen (die im Leben so gut wie aller Menschen eh unerweigerlich kommen) bzw. wirklich ertragen zu können, dass nicht allem nachgekommen wird, was man sich so wünscht. Äh, um nicht missverstanden zu werden: Wichtige (Grund-)Bedürfnisse sind natürlich zu stillen... und natürlich ist dem Alter eines Kindes Rechnung zu tragen (ich meine, je jünger desto weniger Frustationstoleranz, was rein entwicklungsbedingt normal sein kann). Ich meine eher Situationen der Art (der Einfachheit halber verlinkt):
http://eltern.t-online.de/erziehung-den ... 1578/index
http://www.elternwissen.com/erziehung-e ... eranz.html

Möglichst viel Frustration (umso mehr, je weniger diese wirklich bewältigt werden kann), kann sich IMO aber auch ungünstig auswirken, z.B. in Richtung Opermentalität bzw. keine Selbstwirksamkeit ausbilden zu können.
Zuletzt geändert von stern am Mo., 23.01.2012, 16:35, insgesamt 3-mal geändert.
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candle.
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 15:59

Hallo!

Ich wüßte jetzt nicht genau was Frustrationstoleranz mit Gelassenheit zu tun hat. Wie bringst du das zusammen Lilly. Und wie kommst du auf das Thema.

Klar an Gelassenheit habe ich immer mal gearbeitet- schon immer, aber mit der Frustrationstoleranz kenne ich mich eigentlich nur in der Tierwelt aus. Hm... ja wohl kein sinniger Beitrag gerade von mir. *öhm

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Sunny75
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 16:52

candle. hat geschrieben: aber mit der Frustrationstoleranz kenne ich mich eigentlich nur in der Tierwelt aus. Hm... ja wohl kein sinniger Beitrag gerade von mir. *öhm

candle
Wie ists denn in der Tierwelt? Ich stelle mir vor: je mehr schlechte Erfahrungen ein Tier mit Menschen macht (Schläge, keine artgerechte Haltung....usw.) desto aggressiver das Tier?! Ein geliebter Familienhund, der mit Menschen nie schlechte Erfahrungen gemacht hat, wird vermutlich nicht schnell zubeissen? Ungefähr so hab ich das Beispiel mit den Blockstars auch gemeint.

Das stünde aber genau im Widerspruch zu der These, dass die Frustration durch Frust "gelernt" werden müsse....

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Nico
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 17:00

Waere doch gelacht wenn sich in den unendlichen Weiten der Psycho - Welt nicht irgendein Begriff finden liesse hinter dem man sich mitsamt allen persoenlichen Schwaechen und Macken verstecken kann.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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candle.
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 17:04

Also erstmal hat Frustration nicht unbedingt mit Gewalt zu tun, aber es ist klar, wenn ein Hund schlechte Erlebnisse hatte, dass er dann z. B. Angsbeißer wird. Normalerweise beißen Hunde gar nicht, das müßte schon wirklich eine sehr bedrohliche Situation sein.

Ein kleines Beispiel für den Hund (mit anderen Tieren kenne ich mich nicht so gut aus) ist das sogenannte "Frustrationsbellen". Ich werfe einen Ball ins Meer und mein Hund kommt nicht ran. Erstmal versucht er einige Male an den ball zu kommen, dann beginnt das Bellen. Wenn das auch nichts nutzt wirkt dann offenbar etwas was ein Umlernen ermöglicht aus dieser Frustration, was bei diesem Hund z. B. wäre, dass er die Wellenbewegungen nutzt bis der Ball in Reichweite angespült wird.

Ich denke, das läuft ähnlich mit Kindern und da muß man dann erzieherisch eingreifen bzw. auch gradlinig vorgehen. Wenn ein Kind z. B. Süßigkeiten will und es bockig rumschreit, dann kann die Mutter entgegenwirken. Nicht in der Form, dass siesofort nachgibt, sondern mit einer Erklärung, die man künftig vorab dann als Vereinbarung treffen kann. D. h. dann das Kind weiß nun wann und ob es was bekommt und die Frustrationstoleranz ist dann vermutlich beim nächsten Einkauf geringer.

Ich denke als, dass es immer darauf ankommt, dass man das was man als Erzieher vorbringt auch immer mit logischen Konsequenzen verknüpft und die auch einhält.

Ich hoffe, ich habe nun kein Müll geschrieben, bin aber auch kein Pädagoge. Ich erkläre es mir selber so.

Wer diese Regelmäßigkeiten so nicht erlernt hat, wird dann vermutlich immer Schwierigkeiten haben im höheren Alter.

candle
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Rezna
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 17:07

Was erzeugt Frust, und kann man nur "allgemein" Frustrationsintolerant oder Frustrationstolerant sein? Ich beobachte an mir, dass ich da je nach Materie unterschiedlich drauf bin. Manchen Prozessen gegenüber bin ich sehr geduldig, hege eine große Toleranz, Frust betreffend, und kann daher auch über längere Strecken des Scheiterns, oder nicht Funktionierends, objektiv bei der Sache bleiben und Lösungen suchen. In anderen Bereichen dagegen reicht es, wenn ich schon in der Idee alleine ein Problem erkenne... ich kann schon von vorherein frustriert sein.

Das hängt glaube ich auch viel vom Umfeld ab, den Bedingungen. Wenn ich ewig Zeit habe für etwas, dann kann man sich gelassener an Herausforderungen üben, und Rückschläge setzen einem zumindest von Aussen nicht unter Druck. Umgekehrt, wenn ich etwas unter Stress, schnell, machen muss, und davon meine Reputation abhängt. Wenn keine Zeit ist, sich mit Rückschlägen oder Dingen die sonst noch aufhalten, zu belasten.

Menschen mit wenig Selbstbewusstsein, die scheinbar, von aussen betrachtet, viel Frust ertragen - tun genau das nicht. Sie sehen nur kein Recht darin, ihre Bedürfnisse, ihren Ärger, ihren Frust zu äußern. Vielfach haben sie resigniert, sind bereits in der Depression angekommen oder machen einfach zu. Das hat alles absolut nichts mit Frustrationstoleranz zu tun.

Es hat freilich auch mit dem Selbstbewusstsein zu tun, wie man allgemein mit Fehlern und Versagen umgehen kann. Das hat sicher auch eine Auswirkung auf die Frustrationstoleranz. Bin ich so aufgewachsen, dass ein Fehler, ein Versagen meinerseits zur Ablehung meiner Person als Ganzes führt, zwischen dem was ich TUE und dem was ich BIN also keinerlei Unterschied gemacht wird, dann wird das die Frustationstoleranz senken. Denn wenn etwas "frustriert" dann ist es nicht "das Ding" das in Kombination mit dem was ich "tue" nicht harmoniert, sondern dann bedeutet der "Frusttrigger" die Infragtestellung, faktisch die Vernichtung der eigenen Person. Während also der "gesunde" gelassen mit Frust umgehen kann, da er weiss, dass er als Person davon nicht angegriffen wird, reagiert der Andere eben extrem frustriert, weil die Hürde ein Angriff auf alles ist, was ihn ausmacht.

Ausserdem kann jeder Mensch nur eine gewisse Menge packen. Wenn keine Möglichkeit zur Regeneration mehr da ist, sinkt das Level.

Bezüglich des Beispiels aus dem TV (ich hab keinen Fernseher, beziehe mich also nur auf das hier Geschilderte) nehme ich an, steht für den jungen Burschen einfach mehr auf dem Spiel als für die Mädels. Der Bursche könnte sich etwa viel mehr mit dem geplanten Erfolg identifizieren, da jetzt wenig da ist, eben weil prekäre Verhältnisse das Selbstbewusstsein trüben können. Für die Mädchen ist es mehr ein Traum, und wenn sie versagen, haben sie immer noch die Gewissheit, eines schönen Lebens, und haben nicht vor Augen, eventuell durch Misserfolg vernichtet zu werden. Er will an seinem Erfolg arbeiten, empfindet die Bauernhofarbeit als Schickane, denn Drecksarbeit kennt und kann er. Die Mädels dagegen sehen eine lustige Herausforderung, kennen es nicht so, anpacken zu müssen, und können sich so erstmals beweisen.

Nur so als Idee.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Lilly111
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 17:11

@stern
also z.B. ein Bedürfnis auch mal zurückstellen zu können, ohne z.B. in heftig aggressive oder depressive Wallungen zu stürzen...
Ja. Im Wiki wird in dem Zusammenhang von Belohnungsaufschub gesprochen. Das meint die Fähigkeit unmittelbar (gern) auf eine Belohnung zu verzichten um später eine größere zu erhalten. Da kann ich was mit anfangen...
Möglichst viel Frustration (umso mehr, je weniger diese wirklich bewältigt werden kann), kann sich IMO aber auch ungünstig auswirken, z.B. in Richtung Opermentalität bzw. keine Selbstwirksamkeit ausbilden zu können.
Du meinst in Richtung "Dramaqueen"? Den Zusammenhang mit der Selbstwirksamkeit habe ich noch nicht verstanden.

@candle
Das Thema beschäftigt mich momentan. Und je tiefer ich einsteige, desto interessanter wird es.
Ich wüßte jetzt nicht genau was Frustrationstoleranz mit Gelassenheit zu tun hat. Wie bringst du das zusammen
Beispiel: ... mal wieder die Taxifahrer
Ich kann mir vorstellen, dass ein Taxifahrer eine Menge Frust von seinen Fahrgästen abbekommt. Ist schließlich so schön privat und dennoch auf Nimmerwiedersehen, da kann man schon mal die schlechte Laune rauslassen, ohne dass es Konsequenzen hat. Ich denke jeder Fahrer geht anders damit um, eben in Abhängigkeit von seiner eigenen Frustrationstoleranz bzw. Gelassenheit gegenüber dem schlechten Benehmen anderer Menschen. Manche ärgern sich darüber (vielleicht auch noch weit nach Feierabend) und anderen geht das 10cm am Popo vorbei.
Ist ja dann auch die Frage, läßt sich der Fahrer (um im Beispiel zu bleiben) von der schlechten Laune des Fahrgastes "anstecken" oder - vielleicht genau umgekehrt - überträgt er die eigene gute Laune auf den Fahrgast. Wer manipuliert hier eigentlich wen?

@Nico
Meinst du mich? Meine ganzen Macken krieg ich hinter gar nichts versteckt.
So viele Wörter hat die deutsche Sprache nicht.

Lilly

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Beitrag Mo., 23.01.2012, 17:13

Ich stelle mir vor: je mehr schlechte Erfahrungen ein Tier mit Menschen macht (Schläge, keine artgerechte Haltung....usw.) desto aggressiver das Tier?!
Frustration, denke ich, sollte man nicht als Gewalt, Misshandlung oder Vernachlässung definieren... weder bei Tier und Mensch (die Differenzierung macht ich auch als ich sinngem. schrieb, damit meine ich nicht die Versagung von Grundbedürfnisssen). Zuviel Versagung (NIE bekomme ich was ich wünsche) würde IMO auch nicht dazu führen, dass man lernt, Bedürfnisse auch mal zurückstellen zu können.. sondern eher: wird ja eh nie erfüllt, was wohl wiederum eher resignativ-depressive oder aggressiv-fordernde Muster herausbilden dürfte.
Das stünde aber genau im Widerspruch zu der These, dass die Frustration durch Frust "gelernt" werden müsse....
Insofern ergibt sich für mich kein Widerspruch.

Wenn man mit Gelassenheit eine Gelassenheit in Bezug auf Wunschversagung (jenseits von Gewalt, Misshandlung und vernachlässigung) meint, kommt das IMO der Frustrationstoleranz recht nahe... wobei Gelassenheit eine noch höhere "Stufe" wäre, als Toleranz meint (was wörtlich eher ertragen, erdulden meint... meines Verständnisses nach hier insbes. auch in Bezug auf die dabei entstehenden Emotionen... und um eine Balance zu entwickeln ist im Gegenzug IMO auch wichtig, Wünsche auch zu erfüllen, also natürlich nicht nur Versagungen zu erfahren, ggf. nicht sofort... vgl. Beispiele in den Links).
Liebe Grüße
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Nico
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 17:15

Nein nein, ich hab das gaaanz allgemein gemeint.
Wenn ueberhaupt, habe ich auf Geschehnisse in einem anderen Thread angespielt. Ob sich daraus die Diskussion in diesem Thread ergeben hat, weiss ich nicht.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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