Psychoanalytische Literatur lesen
Psychoanalytische Literatur lesen
Mich beschäftigt zur Zeit die Frage, ob man sich während einer Therapie selbstständig mit psychoanalytischer Literatur beschäftigen "darf".
Einerseits denke ich mir, ist es mein Recht mich "aufzuklären" und vielleicht in gewissem Rahmen selbstwirksam, autonom und "frei" zu sein.
Andererseits weiß ich nicht, ob ich mir nicht die "Aha"-Effekte der Therapie vorwegnehme. Vielleicht die Therapie unterwandere, in gewissem Sinne.
Mich interessieren die Themen sehr, nur weiß ich nicht, ob ich jetzt mündiger Patient werde, oder ob das sich-selber-informieren auch schon eine Art des Widerstands darstellt.
Einerseits denke ich mir, ist es mein Recht mich "aufzuklären" und vielleicht in gewissem Rahmen selbstwirksam, autonom und "frei" zu sein.
Andererseits weiß ich nicht, ob ich mir nicht die "Aha"-Effekte der Therapie vorwegnehme. Vielleicht die Therapie unterwandere, in gewissem Sinne.
Mich interessieren die Themen sehr, nur weiß ich nicht, ob ich jetzt mündiger Patient werde, oder ob das sich-selber-informieren auch schon eine Art des Widerstands darstellt.
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Also ich finde nicht, dass da was dagegen sprechen sollte. Zumindest würde ich mich nicht davon abhalten lassen. Meine Meinung ist, dass ein wenig Hintergrundwissen nicht schadet, gerade um die Entwicklung der Therapie ein wenig besser einschätzen zu können und Impulse für die Themen zu bekommen.
hallo,
also wenn es dich interessiert, dann lies.
wer sollte dir das denn verbieten?
einen aha-effekt wird es bestimmt nicht vorweg nehmen, da kognitives wissen über einen bestimmten sachverhalt noch lange nicht reicht, um sich selbst zu verändern.
es könnte aber sein, dass dich die literatur verwirrt oder dgl. vielleicht aber auch nicht. wirst du dann schon sehen.
auf jeden fall ist es sich nicht falsch, es zu erzählen, dass du dich dafür interessierst bzw. was du dir davon erhoffst.
es könnte auch ne art sicherheitsfunktion erfüllen, weil man vor allem anfangs in der therapie vielleicht das gefühl hat zu schwimmen und nach orientierung sucht. vielleicht auch um das vorgehen des therapeuten besser einschätzen zu können...
LG
also wenn es dich interessiert, dann lies.
wer sollte dir das denn verbieten?
einen aha-effekt wird es bestimmt nicht vorweg nehmen, da kognitives wissen über einen bestimmten sachverhalt noch lange nicht reicht, um sich selbst zu verändern.
es könnte aber sein, dass dich die literatur verwirrt oder dgl. vielleicht aber auch nicht. wirst du dann schon sehen.
auf jeden fall ist es sich nicht falsch, es zu erzählen, dass du dich dafür interessierst bzw. was du dir davon erhoffst.
es könnte auch ne art sicherheitsfunktion erfüllen, weil man vor allem anfangs in der therapie vielleicht das gefühl hat zu schwimmen und nach orientierung sucht. vielleicht auch um das vorgehen des therapeuten besser einschätzen zu können...
LG
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)
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- Forums-Gruftie
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Natürlich darfst du das - sonst wäre die Literatur ja nicht frei verfügbar und einzusehen für Alle! Und ich habe noch kein Buch gesehen auf dem steht "nur für Nicht-Patienten" ...Kohcault hat geschrieben:Mich beschäftigt zur Zeit die Frage, ob man sich während einer Therapie selbstständig mit psychoanalytischer Literatur beschäftigen "darf".
Ich denke es kommt darauf an, wieso du dich für bestimmte Themen interessierst .... wenn du einfach nur neugierig bist und dich vorrübergegend für gewisse Themen interessierst, dann spricht sicher nichts dagegen und wird auch die Therapie nicht negativ beeinflussen. Ich denke es gibt aber auch die andere Seite, die ich für bedenklich halte. Das Aneignen von psychotherapeutischer Literatur darf nicht dazu dienen, dem Therapeuten ein Stück voraus zu sein zu wollen, wissen zu wollen "was als Nächstes kommt", den Therapeuten durchschauen zu wollen, sich mit dem Therapeuten auf eine Stufe stellen zu wollen, dem Therapeuten imponieren zu wollen durch die permanente Benutzung von entsprechenden Fachbegriffen (im übertreibenen Sinn).
Es gibt eine Userin (ich denke wir wissen alle wen ich meine) die sich von einem Therapeuten zum Nächsten gehangelt hat (und immer nur von Übergangs-Theras gesprochen hat) und sich zeitgleich eine ganze Bibliothek eingezogen hat, um dann mit den Therapeuten fachsimpeln zu können bzw. denen gleich sagen zu können "was Sache ist" und wieso, weshalb, warum dieses oder jenes bei ihr nicht funktionieren wird. In diesem Fall halte ich das Lesen von entsprechender Literatur für reinen Widerstand wie du so schön gesagt hast.
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)
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Tolles Thema - hätte von mir sein können
Ich hab dasselbe Problem. Mit Beginn der Therapie hat mich dieses Thema magisch angezogen, ohne dass ich das wollte. Auf die Idee, dass das ein Widerstand sein könnte, bin ich gar nicht gekommen, aber es klingt plausibel, finde ich. Ich wollte unbedingt wissen, wie das mit der Übertragung funktioniert und ich wollte das AUF JEDEN FALL vermeiden und gut 'vorbereitet' sein!!! (Hat natürlich nicht geklappt...)
Und nun bin ich genauso unsicher, ob ich da etwas Verbotenes mache - wie ein Schüler, der sich die Aufgaben der Klassenarbeit im voraus besorgt
Mein Therapeut hat noch nichts dazu gesagt, er weiß es aber. Aber wir reden nicht weiter darüber, zumal ich immer wieder merke, dass ich eigentlich nicht wirklich im Detail kapiere, was ich da lese. Ich käme mir also komisch vor, ihm gegenüber so zu tun, als könnte ich nun mitreden. Und ich hoffe auch ganz stark, dass er das nicht von mir denkt.
Ich habe Schwierigkeiten damit, dass ich gelesen habe, was mit mir passieren wird / soll / kann, weil ich fürchte, dass es unsinnig ist, auf dieser Ebene an eine Therapie heranzugehen, weil man ständig im Hinterkopf hat: "Was kommt als nächstes?" - ich will das eigentlich gar nicht; mittlerweile bin ich so weit, dass ich vertrauen kann und am liebsten alles laufen lassen würde. Aber das Interesse ist nun mal da und so bin ich etwas durcheinander.
Ich hab dasselbe Problem. Mit Beginn der Therapie hat mich dieses Thema magisch angezogen, ohne dass ich das wollte. Auf die Idee, dass das ein Widerstand sein könnte, bin ich gar nicht gekommen, aber es klingt plausibel, finde ich. Ich wollte unbedingt wissen, wie das mit der Übertragung funktioniert und ich wollte das AUF JEDEN FALL vermeiden und gut 'vorbereitet' sein!!! (Hat natürlich nicht geklappt...)
Und nun bin ich genauso unsicher, ob ich da etwas Verbotenes mache - wie ein Schüler, der sich die Aufgaben der Klassenarbeit im voraus besorgt
Mein Therapeut hat noch nichts dazu gesagt, er weiß es aber. Aber wir reden nicht weiter darüber, zumal ich immer wieder merke, dass ich eigentlich nicht wirklich im Detail kapiere, was ich da lese. Ich käme mir also komisch vor, ihm gegenüber so zu tun, als könnte ich nun mitreden. Und ich hoffe auch ganz stark, dass er das nicht von mir denkt.
Ich habe Schwierigkeiten damit, dass ich gelesen habe, was mit mir passieren wird / soll / kann, weil ich fürchte, dass es unsinnig ist, auf dieser Ebene an eine Therapie heranzugehen, weil man ständig im Hinterkopf hat: "Was kommt als nächstes?" - ich will das eigentlich gar nicht; mittlerweile bin ich so weit, dass ich vertrauen kann und am liebsten alles laufen lassen würde. Aber das Interesse ist nun mal da und so bin ich etwas durcheinander.
Das ist mal der springende Punkt und wurde im anderen Thread wo es auch um Literatur nicht erwähnt wurde.titus2 hat geschrieben: , zumal ich immer wieder merke, dass ich eigentlich nicht wirklich im Detail kapiere, was ich da lese.
Versteht ihr alles was ihr da lest? Ich ehrlich gesagt nicht! Von daher braucht man sich wohl keine Gedanken machen oder Sorge haben das man es "heimlich" tut, denn das Wissen eines Therapeuten ist nun einfach umfangreicher und anstudiert über Jahre.
candle
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Ja, aber der Peinlichkeitsfaktor ist schon erhöht, wenn man sagt, dass man dies und jenes gelesen hat und genau weiß, dass der Therapeut sich denken muss: "Und nun hofft der Patient doch wohl nicht, dass er mitreden kann?!"
Aber man kann ja auch schlecht nachfragen: "Können Sie mir das mit der genetischen Deutung noch mal erklären?"
Das ist eben das Problem, dass die Beziehung zum Therapeuten eben etwas Besonderes ist, das sich mit Büchern nicht erschließen lässt.
Also kann man das Problem eigentlich gar nicht lösen.
Aber man kann ja auch schlecht nachfragen: "Können Sie mir das mit der genetischen Deutung noch mal erklären?"
Das ist eben das Problem, dass die Beziehung zum Therapeuten eben etwas Besonderes ist, das sich mit Büchern nicht erschließen lässt.
Also kann man das Problem eigentlich gar nicht lösen.
Man kann und darf alles fragen. Und peinlich ist es dann ja nur für den Klienten offenbar, ob das berechtigt ist, ist ieder eine andere Sache. Und wenn der Therapeut nun sagt: Hey, klasse! Was dann?
Ich habe mir ja kürzlich sagen lassen das ich mich gut auskenne, aber was ich gelesen habe beschränkt sich auf wenige Seiten.
Und die Frage ist ja, ob alles auch da kritikfrei angenommen wird, denn sowas unterliegt in der Fachwelt ständiger Kritik.
So finde ich Alice Miller einfach furchtbar was hier schon gerne fast wie eine Bibel "verkauft" wird.
candle
Ich habe mir ja kürzlich sagen lassen das ich mich gut auskenne, aber was ich gelesen habe beschränkt sich auf wenige Seiten.
Und die Frage ist ja, ob alles auch da kritikfrei angenommen wird, denn sowas unterliegt in der Fachwelt ständiger Kritik.
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Wenn ich zum Arzt gehe, dann bin ich z.B. immer gut informiert - ich kenne den Pschyrembel fast auswendig. Und da hab ich schon sehr oft ein sehr aufmerksames (und misstrauisches...) "Sind Sie vom Fach?" gehört
Über Psychotherapie aber kann ich lesen, soviel ich will - ich komme nie an den Punkt, an dem ich sagen könnte: "Ah, jetzt hab ich es durschaut".
Wenn ich in der Therapie fragen würde, ob er mir das, was zwischen uns passiert, erklären könnte, wäre das dem Erfolg der Therapie sicher nicht zuträglich, obwohl er sich sicher bemühen würde, meine Fragen nicht völlig unbeantwortet zu lassen. Aber man KANN es eben nicht erklären. Während ein Arzt die Vorgänge im Körper sicher relativ 'gerne' erklären würde.
Über Psychotherapie aber kann ich lesen, soviel ich will - ich komme nie an den Punkt, an dem ich sagen könnte: "Ah, jetzt hab ich es durschaut".
Wenn ich in der Therapie fragen würde, ob er mir das, was zwischen uns passiert, erklären könnte, wäre das dem Erfolg der Therapie sicher nicht zuträglich, obwohl er sich sicher bemühen würde, meine Fragen nicht völlig unbeantwortet zu lassen. Aber man KANN es eben nicht erklären. Während ein Arzt die Vorgänge im Körper sicher relativ 'gerne' erklären würde.
Naja, du mußt schon auch unterscheiden: Methodik versus du in Therapie mit deinen Reaktionen und Gefühlen.
candle
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Angeregt durch diesen Thread habe ich mir gerade ein Buch über Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie bestellt.
Ich bin seit April letzten Jahres in Therapie und kann einfach mit dieser Therapieform nichts anfangen. Ich denke, dass ich so gar nichts über diese Therapieform weiß ist mit ein Grund, warum ich nicht vorankomme. Also, dafür finde ich entsprechende Literatur wirklich gut und sinnvoll, dass man etwas besser versteht, was da passiert bzw. passieren soll.
Ich bin seit April letzten Jahres in Therapie und kann einfach mit dieser Therapieform nichts anfangen. Ich denke, dass ich so gar nichts über diese Therapieform weiß ist mit ein Grund, warum ich nicht vorankomme. Also, dafür finde ich entsprechende Literatur wirklich gut und sinnvoll, dass man etwas besser versteht, was da passiert bzw. passieren soll.
Hm..es interessiert mich einfach und es geht mir gut, wenn ich das lese. Gleichzeitig glaube ich, dass das auch für andere Bereiche hilfreich sein kann, sowie Psychoanalyse oder Psychologie überhaupt ja auch nur eine Möglichkeit von vielen ist, den Menschen zu betrachten. Und Reich und Freud sind recht verständlich. Kurz gesagt, es macht mir einfach Spaß.
selbst wenn du den pschyrembel auswendig könntest würdest du doch die zusammenhänge und die chemie nicht verstehen. nur so mit terminologischen ausdrücken ausdrücken heisst nicht verstehen- mal im übertragenen sinn gesehen .titus hat geschrieben:Wenn ich zum Arzt gehe, dann bin ich z.B. immer gut informiert - ich kenne den Pschyrembel fast auswendig.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet
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Elfchen, doch Medizin kann ich so weit ganz gut. Es reicht aus, um das zu verstehen, was im Körper vorgeht. Um die biochemischen Details geht es nicht, aber ich weiß, was Sache ist. In der Psychologie ist das nicht der Fall, ich kenne die gängigen Fachbegriffe, aber ich kann das nicht richtig auf mich anwenden, und wenn ich denke, ich wüsste, warum ich wie reagiere, dann lerne ich zwei Wochen später, dass es nicht so stimmig ist.
Also, ich selbst lese auch gerne Fachliteratur. Allerdings frage ich mich immer, ob die ältere Lektüre (Freud, Fromm, Reich ...) überhaupt noch up-to-date ist. Ob nicht ein moderner Analytiker sagen würde, dass daran heutzutage keiner mehr glaubt.
Sandrin
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