Gedankenanstöße, Therapie ja oder nein?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Thread-EröffnerIn
Silium
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 30
Beiträge: 1

Gedankenanstöße, Therapie ja oder nein?

Beitrag Mi., 11.01.2012, 11:42

Hallo!

Zunächst mal, toll das es so ein Forum gibt. Ich war vor Jahren mal in einem änlichen Forum aktiv, das gibt es aber auf diese Art nicht mehr. Bevor ich mich registriert habe, habe ich mir hier viele Beiträge durchgelesen und denke, ich kann mich hier gut aufgehoben fühlen. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin grundsätzlich sehr skeptisch und habe so gut wie gar kein Vertrauen zu anderen Menschen. Eigentlich überlege ich sogar in diesem Moment, ob es überhaupt richtig ist, hier zu schreiben. Aber mal zum Thema, wobei wir da schon fast sind:

Ich habe vor ca. 10 Jahren eine Therapie gemacht, weil ich als Kind sexuell Missbraucht wurde. Ich habe mich häufig selbst verletzt, davon bin ich jetzt seit ca. 8 Jahren "clean", wenn ich das mal so ausdrücken darf. Es passiert aber seit einiger Zeit (ca. 2 Jahre), das ich immer mal wieder daran denken muss mich wieder zu schneiden. Ich tue es zum Glück nicht, so stark bin ich noch, aber es erschreckt mich, das plötzlich diese Gedanken wieder auftauchen. Ich weiß auch, das es daran liegt, das ich unter großem Druck gestanden habe und immer noch stehe. Seit ca. einem Jahr bewege ich mich jetzt in so einer Art wabbeliger Grauzone. Ich fange ohne Grund an zu heulen, wenn ich alleine bin, oder ziehe mich zurück (meist unter die Dusche), wenn ich merke, das es mich wieder überkommt. Ich fühle mich wie gelähmt und kriege den Alltag kaum noch auf die Reihe. Mein Hausarzt (ein wirklich mehr als fähiger Arzt) hat angedeutet, das er glaubt, ich hätte vielleicht eine Depression. Das war wieder ein Schock für mich. Damals in der Therapie kam mal die Sprache auf Borderline, wurde aber so nicht wirklich diagnostiziert.
Ich habe mich heute dazu durchgerungen, den Selbsttest zu Borderline hier auf der Seite zu machen. Ich weiß, dass das keine echte Diagnose ist, aber auch diese Auswertung war wie ein Schlag ins Gesicht.

Nun zu meiner Frage:
Ich kann mich an meine Therapie von damals kaum noch erinnern. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, was für ein Mensch ich vorher war usw. Wenn ich mich jetzt entschliessen sollte, erneut eine Therapie zu versuchen, wie wird mich das als Mensch verändern? Ich meine, kann es passieren, das sich die Therapie auf das Wesen auswirkt?

Ich habe die Frage absichtlich allgemein gestellt. Ich könnte jetzt erklären, warum ich das frage, aber da ich dazu neige ein Thema kreuz und quer kaputt zu denken, würde das hier wohl nur für Verwirrung sorgen und den Rahmen sprengen

Vielleicht hat ja auch so jemand eine Antwort oder einen Rat für mich.

Liebe Grüße

Silium

Werbung

Benutzeravatar

2Kids
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 43
Beiträge: 12

Beitrag Mi., 11.01.2012, 11:53

Liebe Silium!
Egal, ob und welche "Diagnose" jetzt vorab durch den Test im Raum steht: Dir geht es schlecht und Du hast den Hang zum Ritzen. An Deiner Stelle würde ich zumindest Kontakt zu einem Therapeuten aufnehmen. Der kann Dich fachkundig beraten, ob eine Therapie notwendig ist.
LG
2Kids
"Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergebens warten." (Pearl S. Buck)

Benutzeravatar

kleines2010
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 109

Beitrag Mi., 11.01.2012, 12:28

Hallo und herzlich willkommen:-)
also erstmal lasse dich nicht von so einem Selbsttest unterkriegen, mach' dir keine gedanken, eine wirkliche Diagnose kann eh nur ein Fachmensch stellen und selbst wenn du Borderline hättest dann, also die Welt ginge nicht unter davon. Es ist doch nur ein Name, weiter nichts und man kann mit allen Problem, ob nun Borderline oder was anderes umgehen lernen und ein völlig normales oder weitgehend normales Leben führen lernen. Zur Besserung deiner Symptome würde ich dir zu einer Therapie empfehlen, wenn du es auch wirklich willst so sehe dich um, mach ein Termin zu einem Erstgespräch, schildere deine Probleme und die Fachperson wird dir dann schon zu was raten ob eine Therapie notwendig ist oder nicht. Ich denke schon so wie du das schilderst....
Ich wünsch dir alles Gute

Benutzeravatar

la-antonia
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 25
Beiträge: 5

Beitrag Fr., 15.04.2016, 21:54

Hallo an alle,

ich bin komplett neu hier und habe bis jetzt nur immer mal was gelesen, aber nie geschrieben.
Ich habe vor einigen Wochen meine aller erste Erfahrung bezüglich Therapie gemacht und zwar in Form von probatorischen Sitzungen. Seit über einem Jahr habe ich immer wieder Panikanfälle und oder heule tagelang völlig grundlos. Ich habe mich dann bei der Therapeutin vorgestellt und sie hat in den letzten 4 Sitzungen versucht herauszufinden was los ist. Bei der letzten Sitzung (der 4. probatorischen) sagte sie dann ich muss mich jetzt entscheiden ob ich eine Therapie beantragen will oder nicht. Sie sagt, dass sie definitiv Behandlungsbedarf sieht bei mir, aber dass sie daran zweifelt, dass ich mich darauf einlassen kann. Da hat sie sicherlich recht, denn ich bin so eine Person, die noch nie mit irgendjemandem über irgendwas Persönliches geredet hat. Also nicht mal meine engsten Freunde wissen wie es mir oft geht. Sie ist der Meinung, dass ich es nicht genug will.
Ich selber sehe es so, dass ich zwar rational weiß, dass ich bei vielen Dingen im Leben Hilfe bräuchte und endlich lernen muss über Erlebtes zu sprechen bzw allgemein einfach mal Nähe zulassen muss eben über Gespräche, ich jedoch nicht in der Lage bin zu sprechen und wie durch fremde Hand gelenkt versuche alles schön zu reden und zu verdrängen.
Jetzt hat sie zu mir gesagt ich solle mir in der Woche überlegen was ich will und ob ich eine Therapie beantragen will. Sie hat aber auch gesagt, dass so ein Antrag viel nach sich zieht. Zum Beispiel was zukünftige Arbeitgeber angeht etc. Irgendwie habe ich das Gefühl sie würde eine Therapie für mich nicht empfehlen, ich weiß auch nicht warum. Sie sagte z.B. dass man auch mit Verdrängung ganz gut weiter machen kann.
Ich weiß mir nicht zu helfen. Irgendwie fühle ich mich fast so ein bisschen abgestoßen von ihr, obwohl sie nur gesagt hat, dass sie mir den Zahn ziehen muss, dass ich in einer Therapie weiter verdrängen kann.
Ich hoffe ihr wisst was ich meine und könnt vlt aus eigener Erfahrung sprechen und mir einen Tipp geben, was ich tun soll. Ich weiß einfach nicht ob ich nun eine Therapie machen soll oder nicht. Klar, ich will dass die Scheiß Symptome vergehen und ich nicht mehr ca 1x im Monat das Verlangen habe mich umzubringen. Aber wie gesagt sie hat mir irgendwie zu verstehen gegeben, dass sie glaubt, dass Therapie nicht mein Ding ist..
Was mach ich jetzt?

Werbung

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3627

Beitrag Fr., 15.04.2016, 22:23

Liebe La-Antonia,

der Schritt zu einer Therapie ist ein schwerer Entschluss und ich finde mich in manchem wieder, als ich vor der Entscheidung stand, diese kann ich Dir auch nicht abnehmen.

Bei mir war es ständige Übelkeit, die mich zwang zu Ärzten zu gehen, es wurde nichts gefunden und dann eine Depression bescheinigt, das habe ich wütend und verwirrt abeglehnt.

Mir ging es dann aber so schlecht, daß ich eine Psychiaterin aufsuchte und diese mir dringend zu einer Therapie riet.
'
Anfangs habe ich mich wie Du gesperrt, dem Therapeuten nicht trauen können. Wie Du habe ich meinen Freunden immer nur eine lächelnde Maske gezeigt. Irgendwann hat er mir gezeigt, daß er an meiner Seite steht und zu mir hält, das war der Beginn der richtigen Therapie!
la-antonia hat geschrieben:heule tagelang völlig grundlos
Du weinst ganz sicher nicht grundlos! Nur erkennst Du den Grund nicht oder verbirgst ihn auch noch vor Dir selbst, ich spreche aus eigener Erfahrung! Auch die Panianfälle sind ein Zeichen, daß da etwas nicht stimmt.
la-antonia hat geschrieben:Zum Beispiel was zukünftige Arbeitgeber angeht etc.
Ja, das stimmt, aber glaube nur wenn Du Beamtin werden möchtest, oder eine bestimmte Versicherung beantragen, dann muss das angegeben werden.

la-antonia hat geschrieben: Sie sagte z.B. dass man auch mit Verdrängung ganz gut weiter machen kann.
da denke ich, das das gerade bei Dir im Moment eben nicht mehr mit Verdrängung geht, sonst wäre nicht das Weinen und die Panik! Verdrängung kostet ganz viel Energie, die kannst Du vielleicht nicht mehr aufbringen.

Eine Therapie ist keine ewige Bindung, Deine Thera beantragt erst mal sicher nur 25 Stunden und dann kann über eine Verlängerung nachgedacht werden.

Ich kann nur von mir sprechen, aber ich bin meinem Therapeuten dankbar, daß er mir gezeigt hat, daß ich ihm vertrauen darf und er mich auf diesem sicher schweren Weg unterstützt.

Wünsche Dir alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

Lasmiranda
sporadischer Gast
sporadischer Gast
anderes/other, 38
Beiträge: 15

Beitrag Fr., 15.04.2016, 22:25

Also ich glaube schon, dass du Hilfe willst, sonst hättest du nicht diesen schweren Schritt in die Psychotherapie gemacht. Jedoch musst du nicht die erstbeste Therapeutin nehmen, sondern du hast die Möglichkeit, dich auch noch bei anderen Therapeutinnen oder Therapeuten vorzustellen. Gerade in einer Psychotherapie ist Vertrauen nur etwas, dass langsam wachsen und gedeihen kann. Dass du momentan noch auf Abwehrhaltung gehst, ist für mich ein reiner Selbstschutz, um dich vor den Emotionsüberflutungen zu schützen und damit auch dich selbst zu schützen. Über kurz oder lang wirst du dich damit auseinandersetzen müssen, denn besser wird die Situation sicherlich nicht, wenn du weiterhin alles in dich hineinfrisst, ich kann da aus guter Erfahrung sprechen.

Mein Vorschlag an dich wäre, dass du die Therapie bei dieser Therapeutin erst einmal zurückstellst und noch das eine oder andere weitere Erstgespräch vereinbarst. Vielleicht gibt dir deine jetzige Therapeutin einfach kein gutes Gefühl, das kannst du selbst ja auch nur ganz schwierig bis gar nicht einschätzen, wenn du in Sachen Psychotherapie ein absoluter Neuling bist. Ein guter Therapeut akzeptiert, dass am Anfang kaum Vertrauen da ist und gibt dir die nötige Zeit dich zu öffnen. Mach dir einfach klar, dass du dir gut überlegen musst, ob Verdrängen über kurz oder lang der richtige Weg ist. Irgendwann überflutet dich vielleicht alles so stark, dass eine ambulante Therapie nicht mehr ausreicht. Dann hast du nämlich noch ein weiteres Problem, nämlich dass du deine psychischen Probleme nur ganz schwer vor deinem Umfeld verbergen kannst. Bei mir wissen auch nur die engsten Freunde bescheid und auf der Arbeit weiß niemand davon. Apropos, was meint deine Therapeutin damit, dass die Therapie Einfluss auf zukünftige Arbeitgeber hat?

Ich wünsche dir alles Gute!

Benutzeravatar

la-antonia
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 25
Beiträge: 5

Beitrag Sa., 16.04.2016, 15:20

Danke euch zweien für die schnellen antworten!
Lasmiranda hat geschrieben:Gerade in einer Psychotherapie ist Vertrauen nur etwas, dass langsam wachsen und gedeihen kann..... Ein guter Therapeut akzeptiert, dass am Anfang kaum Vertrauen da ist und gibt dir die nötige Zeit dich zu öffnen.

Und ich glaube da sieht sie das Problem. Die Sache ist so, dass sie ja in diesen diagnostischen ersten Stunden viele Fragen gestellt hat um herauszufinden warum ich diese Depressionen und Panikanfälle habe. Sie sagt sie hat da nicht viel womit sie arbeiten kann. Sie denkt dass ich wahrscheinlich ein Trauma habe weil sie bei einer ganz bestimmten Frage gemerkt Hat dass ich blockiert habe und bei jeder weiteren Frage zu dem Thema wie versteinert da saß. Es war mir tatsächlich unsagbar unangenehm und ich weiß nicht wie ich es schaffen soll da wöchentlich durch zu müssen. Ich glaube dass sie an sich schon die richtige Person ist. Sie ist eigentlich ganz nett zu mir. Aber ich habe eben noch nie jemanden an mich heran erlassen oder mit jemandem meine Sorgen geteilt. Zum einen weil es mir schwerfällt, zum anderen weil ich nie große sorgen hatte - dachte ich jedenfalls. Erst seit Ende 2014 steht alles Kopf. Ich nehme nun bald ein Jahr lang außerdem Antidepressiva die mein Vater mir verschreibt und habe die selbstständig erhöht bis zur Höchstdosis. Die Therapeutin weiß das und wollte mich auch in die Hände eines Psychiaters geben jedoch haben wir keinen Platz in der Stadt gefunden. wenn ich nun die Therapie bei ihr absage, wie geht es dann weiter?
Klar will ich irgendwo schon Hilfe, aber ich will nicht in meinen gut verschlossenen gehirnschubladen herumwühlen und mein Leben noch krasser durcheinander bringen. Und ich kann auch nicht mit dieser Aufmerksamkeit umgehen die der Therapeut einem zuteil werden lässt.. Das ist mir so wahnsinnig unangenehm dass ich kein Wort rausbringe. Andererseits kann es ja auch noch schlimmer werden wenn ich nichts unternehme oder? ZB sage ich schon so viele Unternehmungen ab weil ich Angst habe einen Anfall zu kriegen und dann wüssten die Leute um mich herum dass was nicht stimmt. Das wäre der blanke Horror für mich. (deshalb auch die Angst wegen der Arbeitgeber später) tatsächlich möchte ich mir die Option offen halten mit dem Beamtentum..

Es gibt so viel für und wider..

Benutzeravatar

Lasmiranda
sporadischer Gast
sporadischer Gast
anderes/other, 38
Beiträge: 15

Beitrag Sa., 16.04.2016, 20:39

Tja, das ist echt eine zerfahrene Situation und ich glaube, darauf kann dir hier niemand die ideale Antwort geben, das musst du leider ganz mit dir alleine ausmachen. Ich finde deine Schilderungen schon arg bedenklich Aus meiner Sicht kann es bei dir nur schlechter werden, wenn du beim AD schon an der Höchstgrenze bist Stell dir einfach mal vor, wie es ganz ohne wäre.

Das mit dem Beamtentum verstehe ich, da steht dann ja wirklich einiges auf dem Spiel.

Vielleicht kannst du dich erstmal langsam herantasten, es wird ja normalerweise eh erstmal eine Kurzzeittherapie beantragt und dann kannst du ja weiterschauen, ob du bereit bist, die Schubladen wenigstens mal einen Spalt zu öffnen.

Benutzeravatar

Solage
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2878

Beitrag Sa., 16.04.2016, 21:20

Hallo la-antonia,

wenn Deine Verbeamtung (auch in der Zukunft) auf dem Spiel steht, dann würde ich mir das mit der Therapie gut überlegen. Was ist Dir wichtiger? Vielleicht besteht ja auch die Möglichkeit Deine Therapie privat zu finanzieren? Dann erscheint nichts in den Krankenkassen-Akten. Unter Umständen kann Dich ja Dein Vater da finanziell unterstützen. Weiß er doch um Deine Problematik....

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Sa., 16.04.2016, 21:27

Würde ich auch so sehen. Dein Vater ist Arzt. Es müsste ihm möglich sein deine Psychotherapie privat zu bezahlen, ohne die Krankenkasse einzuschalten.
Zudem kann dein Vater seine Beziehungen spielen lassen, so das Du bei einem Facharzt für Psychiatrie einen Termin bekommst.
Ich weis wie das läuft. Ein Angehöriger eines Arzte bekommt in jedem Fall einen Termin maximal innerhalb weniger Tage.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

mondlicht
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 55
Beiträge: 657

Beitrag Sa., 16.04.2016, 23:12

la-antonia hat geschrieben: Ich nehme nun bald ein Jahr lang außerdem Antidepressiva die mein Vater mir verschreibt und habe die selbstständig erhöht bis zur Höchstdosis. Die Therapeutin weiß das und wollte mich auch in die Hände eines Psychiaters geben jedoch haben wir keinen Platz in der Stadt gefunden.
Hallo La-Antonia,

ist dein Vater denn fachlich kompetent, ich nehme an, er ist kein Psychiater? Das klingt sehr bedenklich mit dieser Eigenmedikation in meinen Ohren. Hilft Dir denn das Medikament? Die Höchsdosis eines ADs ist ja der totale Hammer (ich kenne Deine Konstitution nicht ...). Und in Berlin gibt es keinen Platz bei einem Psychiater (falls die Angabe stimmt unter Deinem Nick)? Das kann ich nicht glauben.

Ich verstehe eines nicht so recht - was ist denn jetzt die Rolle der Therapeutin, die Dich anscheinend für therapieunwillig hält? Ich finde es im Rahmen probatorischer Sitzungen und auch danach vollkommen absurd zu äußern, man könnte auch mit Verdrängtem gut leben. Du kannst es offensichtlich nicht. Und auch diese Verbeamtungsfrage an dieser Stelle - so pauschal stimmt das ja nicht, das kommt auf die Diagnose an, auf den Zeitpunkt, also wie lange die Therapie zurückliegt etc. Insgesamt läuft das - so wie Du es schilderst - darauf hinaus, den Deckel lieber drauf zu lassen. Und genau das scheint ja DEIN Problem zu sein. Diese Therapeutin bestärkt Dich also in dieser Struktur, lieber nichts nach außen dringen zu lassen. Dein Vater vielleicht auch, wenn er, statt Dir einen Facharzt zu empfehlen, selbst Rezepte ausstellt?

Dass Du Probleme hast zu sprechen ist wohl ein Teil Deines psychischen Problems. Ich würde Dir auch sehr empfehlen, weitere Therapeut_innen aufzusuchen. Du kannst das ja direkt so ansprechen, dass Du nicht so gut sprechen kannst. Traust Du Dir das zu?

Lieben Gruß!

Benutzeravatar

la-antonia
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 25
Beiträge: 5

Beitrag So., 17.04.2016, 00:19

Lasmiranda hat geschrieben: Stell dir einfach mal vor, wie es ganz ohne wäre.
ich weiß.. davor habe ich große Angst und kann es mir eigentlich gar nicht vorstellen.
mondlicht hat geschrieben:ist dein Vater denn fachlich kompetent, ich nehme an, er ist kein Psychiater?
nein er hat ein völlig anderes Fachgebiet. Die Empfehlung für das Medikament kam damals aber von einem Psychiater, bei dem ich ein mal war und der mich damals eingestellt hat.
Solage hat geschrieben:Was ist Dir wichtiger? Vielleicht besteht ja auch die Möglichkeit Deine Therapie privat zu finanzieren? Dann erscheint nichts in den Krankenkassen-Akten. Unter Umständen kann Dich ja Dein Vater da finanziell unterstützen. Weiß er doch um Deine Problematik....
Mir ist mein Leben wichtig..zumindest manchmal. Nun ist mein Job nicht mein gesamtes Leben, aber viel anderes ist da eben auch nicht.. Die Frage ist nur, werde ich mit der Krankheit jemals so gut sein überhaupt die chance auf eine Verbeamtung zu bekommen? hallo Zwickmühle!
Lockenkopf hat geschrieben:Dein Vater ist Arzt. Es müsste ihm möglich sein deine Psychotherapie privat zu bezahlen, ohne die Krankenkasse einzuschalten.
ich wurde sehr oft mit diesem Klischee konfrontiert und ja vor 20 Jahren wäre das Geld wohl da gewesen, doch mittlerweile ist er kurz vor der Rente, nicht mehr selbstständig und außerdem verschuldet. Das privat zu finanzieren ist also leider keine Option.
Lockenkopf hat geschrieben:Zudem kann dein Vater seine Beziehungen spielen lassen, so das Du bei einem Facharzt für Psychiatrie einen Termin bekommst.
Ich weis wie das läuft. Ein Angehöriger eines Arzte bekommt in jedem Fall einen Termin maximal innerhalb weniger Tage.
Das würde er sofort tun, jedoch bin ich es die sich da quer stellt. Für mich wäre die Beziehung zu dem Arzt/Psychiater dann schon von vornherein "vergiftet", da ich mir immer nur doof und egoistisch vorkommen würde. Andere Menschen haben weitaus größere Probleme aber nicht diese Möglichkeit und daher würde ich das niemals ausnutzen. Dazu kommt, dass ich sehr weit weg von meinen Eltern lebe.
mondlicht hat geschrieben:Hilft Dir denn das Medikament? Die Höchsdosis eines ADs ist ja der totale Hammer (ich kenne Deine Konstitution nicht ...). Und in Berlin gibt es keinen Platz bei einem Psychiater (falls die Angabe stimmt unter Deinem Nick)? Das kann ich nicht glauben.
Ich kann es schwer sagen. Die Heulkrämpfe sind mehr, die Panikattacken weniger geworden, rein von der Anzahl. Oft habe ich das Gefühl sie stellen mich irgendwie ruhig. Also machen, dass mir so vieles gleichgültig ist. Dass ich zum Beispiel manchmal weniger nervös bin oder fast etwas selbstsicherer. Aber das merke ich eben nur manchmal zwischendurch.
Nein Berlin ist nicht richtig. Ist eine kleinere Stadt.
mondlicht hat geschrieben:Ich finde es im Rahmen probatorischer Sitzungen und auch danach vollkommen absurd zu äußern, man könnte auch mit Verdrängtem gut leben. Du kannst es offensichtlich nicht.
ja also ich wollte das auch erst nicht verstehen bzw musste aufhorchen. Ich glaube, dass sie es aber nicht böse meint oder so. Bestimmt will sie nur, dass ich diese Therapie wirklich von mir aus will und mich darauf einlasse. Das ist ja auch erstrebenswert, jedoch hat sie eben dadurch fast das Gegenteil erreicht. Vorher bin ich eigentlich irgendwie davon ausgegangen, dass ich natürlich die Therapie beantrage wenn die ersten Sitzungen vorbei sind und jetzt habe ich fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihr nicht absage. Ich weiß es nicht, es ist irgendwie alles merkwürdig und ich bin einfach nur noch verunsichert und habe Angst vor der Entscheidung.

Ich danke euch allen für die Antworten. Ich weiß, dass ihr mir die Entscheidung nicht abnehmen könnt. Es tut trotzdem irgendwie gut, mal den Austausch zu erleben, da in meinem Umfeld keiner über irgendwas bescheid weiß.
Ich werde ein zwei anderen Therapeuten schreiben und um Gespräche bitten. Wahrscheinlich sind die aber auch alle voll und dann denke ich hat das Schicksal es so gewollt und ich soll vielleicht alleine damit klar kommen.

Benutzeravatar

KleineKämpferin
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 28
Beiträge: 26

Beitrag So., 17.04.2016, 07:19

Hallo la-Antonia,
la-antonia hat geschrieben:Das würde er sofort tun, jedoch bin ich es die sich da quer stellt. Für mich wäre die Beziehung zu dem Arzt/Psychiater dann schon von vornherein "vergiftet", da ich mir immer nur doof und egoistisch vorkommen würde. Andere Menschen haben weitaus größere Probleme aber nicht diese Möglichkeit und daher würde ich das niemals ausnutzen. Dazu kommt, dass ich sehr weit weg von meinen Eltern lebe.
Ich hatte mal ähnliche Gedanken, dass es andere ja viel schwieriger haben und viel schlimmere Probleme haben usw... aber wie sagt man so schön, man sollte nicht immer sagen, dass es andere schlimmer haben, denn jeder hat sein eigenes Ende der Welt. Und was glaubst du, wie es dir gehen soll, um dir Hilfe zu holen? Du schreibst, dass du einmal im Monat daran denkst, dir das Leben zu nehmen. Ich finde, dass es jemand schon sehr schlecht geht, wenn man solche schweren Gedanken hat.

Letztendlich kann dir niemand die Entscheidung abnehmen, das ist wahr.
Ich kann dir nur aus meiner Erfahrung sagen, dass man mit Verdrängung leben kann, ja. Aber nur solange es einem damit einigermaßen gut geht. Ich hab jahrelang so vor mich hin gelebt, mal besser, mal schlechter. Meine Thera sagt immer, dass man nicht in der Vergangenheit wühlen sollte, wenn es einem nicht schlecht geht, um krampfhaft iwelche schlimmen Erlebnisse von früher zu finden. Vielleicht hat deine Thera so etwas ähnliches gemeint.
Du kannst nur für dich selbst abwägen, ob du glaubst, dass du dich darauf einlassen kannst oder ob du so weiter leben willst und kannst wie bisher.

Eine Therapie ist immer harte Arbeit und es gibt bei mir oft Momente, in denen ich gerne alles hin schmeißen würde, aber ich bin mir auch sicher, dass es sich lohnt.

Benutzeravatar

mondlicht
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 55
Beiträge: 657

Beitrag So., 17.04.2016, 11:34

Hallo la-antonia,
la-antonia hat geschrieben: Vorher bin ich eigentlich irgendwie davon ausgegangen, dass ich natürlich die Therapie beantrage wenn die ersten Sitzungen vorbei sind und jetzt habe ich fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihr nicht absage.
Das hat die Therapeutin ja echt gut hinbekommen, Deine inneren Zweifel zu bestärken. Aber willst Du Dir die Entscheidung wirklich aus der Hand nehmen lassen?
la-antonia hat geschrieben:Ich werde ein zwei anderen Therapeuten schreiben und um Gespräche bitten. Wahrscheinlich sind die aber auch alle voll und dann denke ich hat das Schicksal es so gewollt und ich soll vielleicht alleine damit klar kommen.
Das "Schicksal" kannst Du aus dem Spiel lassen. Es ist schon la-antonia, die da eine Entscheidung trifft. Als ich den Satz las, war mein erstes Gefühl - wie hart Du mit Dir selbst umgehst ... Dieses "alleine damit klarkommen" bedeutet ja eben auch, dass Du Dich selbst, den Teil in Dir, der nicht "läuft" und funktioniert, alleine lässt.

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag So., 17.04.2016, 12:28

Liebe Antonia,

ich lebe auch auf dem Land. Wer einen Facharzt für Psychiatrie aufsuchen will, der findet auch einen und wenn er mit dem Bus zu ihm fahren muss. Und wenn Du deine Suizidalität bei Terminabsprache erwähnst, wirst du auch nicht auf die lange Bank geschoben.

Was deine Gefühl der Ablehnung durch die Therapeutin angeht, so vermute ich Übertragungen.
Kannst du Kontakt mit deine Psychotherapeutin aufnehmen und ihr die Gefühle, welche sie bei dir ausgelöst hat, mitteilen?
Liebe Grüße
Lockenkopf

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag