1.000.000 Ängste (Familie)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Otherwise
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1.000.000 Ängste (Familie)

Beitrag Mi., 11.01.2012, 10:20

Hi liebe Leute,

ich wende mich nach längerer Zeit wieder mal mit einem eigenen Thema an euch, einfach weil ich wissen möchte, ob das was ich derzeit durchmache normal ist, oder nicht.

Es ist so, dass mich 1.000.000 Ängste plagen, meisten im Bereich der Familie.

Es ist so, dass ich in meinem Leben schon sehr viele Menschen auf unnatürliche Art und Weise verloren habe oder beobachten konnte wie es ganz schlimm zu Ende geht. Es waren natürlich auch normale Todesursachen dabei wie Krankheit, aber eben auch 2 Selbstmorde und ein Flugzeugabsturz und dann Dinge im Bekanntenkreis die ich mitbekommen habe. Es ist für mich also quasi real, dass ganz schlimme Dinge passieren können.

Seit meine Bruder auf der Welt war, ich war 11 Jahre, hatte ich auch schon um ihn ständig Angst. Hatte tagsüber so Bildblitze im Kopf, wo ich ihn blutüberströmt wo liegen sah und so Sachen. Ich hatte auch immer Angst meinen Eltern könnte etwas passieren.
Zwischen 21 und 25 war ich drogensüchtig - es war eigentlich die einzige angstlose Zeit - vielleicht hab ich auch mitunter deswegen zu H und Co gegriffen, weil es mir die Ängste nahm.

Nun zum Heute - ich bin wieder gesund und führe ein wunderbares Leben. Ich habe den wundervollsten Mann den ich mir vorstellen kann geheiratet und bin mit unserem Wunschkind schwanger. Leider habe ich vor dieser Schwangerschaft eine Fehlgeburt gehabt - was mich sehr mitgenommen hat.
Naja, ich komme mal zum Punkt - es ist zur Zeit alles so schön, dass mich wieder Millionen Ängste plagen, dass dieses schöne bald vorüber sein könnte.
Ich habe wiedermal extreme Angst das jemand aus meiner Familie stirbt, das meinem Mann auf der Arbeit was passiert, das ich auch dieses Kind wieder verliere,...
Was vielleicht halbwechs normal klingt, also die Ängste um die Familie, nimmt bei mir Formen an, die meiner Meinung nach alles andere als normal sind.
Wenn ich zB mein Baby im Bauch treten spüre, dann habe ich Angst, dass es die letzten Zuckungen wären. Wenn ich spüre, dass er einen Purzelbaum macht, dann habe ich Angst, dass er sich an der Nabelschnur stranguliert. Das ist doch abnormal?!
Kürzlich wurde mein kleiner Bruder (15) überfallen, seither habe ich Angst, dass ihm wieder sowas passiert. Ich weiß, dass mein Papa cholerisch ist und habe Angst, dass er sich mal bis zum Herzinfarkt aufregt und sein Enkerl nicht mehr kennenlernt. Wenn ich im TV Reportagen sehe wo etwas mit Kindern passiert, habe ich jetzt schon Angst, dass meinem Kind auch mal sowas passieren könnte. Zuletzt sah ich eine Sendung über Kinder im KH und habe fürchterlich geweint, weil ja auch mein Kind mal im KH sein könnte.
Ich könnte diese Liste wirklich endlos weiterführen...

Was mich so bedrückt - ich habe diese Gedanken nicht 1x die Woche wies vielleicht viele Menschen haben, nein sowas überfällt mich täglich... Ich möchte schon gar nicht mehr TV gucken, weil ich dann eh nur weinen muss vor lauter Angst...

Eine Therapie mache ich übrigens - aber irgendwie besprechen wir die Ängste da immer nur kurz und dann wird mehr geplaudert als therapiert - das ist aber okay für mich.

Auch wenn ihr jetzt denkt ich sollte das dort besprechen interssiert mich einfach viel mehr, wie ihr mit solchen Dingen umgeht - ich bin ja sicherlich nicht die einzige junge Frau mit Millionen Ängsten. Was tut ihr dann, wie kämpft ihr dagegen an?
Mein größtes Problem ist ja glaube ich, dass wirklich soviel passiert ist, dass es mir real scheint, das bald was ganz schlimmes passieren muss.

Achja, was vlt nicht unwichtig ist - ich bin der Angstklon meiner Mutter - die ist fast noch schlimmer als ich - aber auch erst seit mein Bruder auf der Welt ist. Die Selbstmorde sind ihrer Familie passiert - für sie sind die schlimmen Dinge also auch total real und wahrscheinlich hat sie auch deswegen soviele Ängste. Sie hat zB wahnsinnige Angst vor dem Autofahren - man kann fast gar nichts mehr mit ihr unternehmen. Und jetzt merke ich, dass ich ihr immer ähnlicher werde, von Jahr zu Jahr werden die Ängste intensiver - wie bei ihr.

Bin ratlos,
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Geheimgeheim
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Beitrag Mi., 11.01.2012, 11:30

Hallo!
Also ich kenne das, aber ich gehe damit anders um.
In meiner Familie und im Bekanntenkreis sind ebenfalls schlimme Dinge real geworden (Mord, Selbstmord, schwere Krankheiten, mehrere Überfalle, mehrfach Vergewaltigung, sexueller Missbrauch u.a.) Ich kenne es, wenn zwei Polizisten und der Pastor an der Tür klingeln oder das Telefon geht zur einer ungewöhnlichen Zeit ....
Ich habe auch diese Ängste, die Du beschreibst und auch "Bilder"/Gedanken, was alles passieren kann. Ich denke zwei Stunden lang während ich den Haushalt führe, dass gleich das Telefon klingelt und ich erfahre vom Tod meines Mannes. So in etwa. Nur das ich deswegen nicht verzweifel oder weine, ich denke eher so, wenn man damit rechnet dann passiert es nicht. Es ist wie ein Schutz für meine Familie, indem ich mich mit diesen Gedanken quäle, bewahre ich sie vor Schlimmen.
Mein Thera sagt, das wären schon so eine Art Zwangsgedanken.
Ich habe aufgrung von Erlebnissen viele Ängste entwickelt und konnte eine Zeitlang vieles nicht mehr machen. Indem ich langsam angefangen habe mich meinen Ängsten zu stellen, hab ich es geschafft mich etwas rauszukämpfen. Aber es gibt Situationen, da schaff ich es nicht die Angst auszuhalten, da geb ich dann nach.
Ich hoffe, in Deinem Sinne geantwortet zu haben.
Alles Gute für Dich und Dein Baby!
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Otherwise
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Beitrag Mi., 11.01.2012, 12:07

Liebe Geheimgeheim,

danke für die liebe Antwort!!
Mord (durch einen Polizisten!!) war in unserer Familie übrigens auch dabei - allerdings vor meiner Geburt - trotzallem ist es gegenwärtig für mich, dass so etwas in meiner Familie passieren kann.

Bei mir ist es genau umgekehrt wie bei dir - indem ich diese Gedanken stundenlang durchspiele habe ich eher Angst, es zu provozieren. Weißt du wie ich mein - ich hab irgendwie die Angst, dass ich solche Sachen dadurch anziehe...
Aber vielleicht sollte ich einfach probieren es so zu sehen wie du - denn bisher ist ja gott sei Dank nix schlimmes passiert (bis auf die Fehlgeburt).
Aber gerade bei der Fehlgeburt war es halt so, dass ich von Anfang an gesagt habe "hoffentlich bleibt es mir" und somit habe ich danach gedacht ich habe es provoziert ... schwierig.

Natürlich hast du in meinem Sinne geantwortet - ich bin froh über jeden Erfahrungsaustausch und es tut auch gut zu wissen, dass es mir nicht alleine so geht - wobei ich das natürlich niemandem je wünschen würde. Hoffe du weißt wie ich meine - einfach das man nicht alleine ist mit seinen Ängsten.

Ich muss auf jeden Fall auch einen Weg finden, damit umzugehen - und vielleicht ist dein Weg ja auch gut für mich - ich werde es auf jeden Fall ausprobieren das nächste Mal wenn mich etwas quält mir vorzustellen, dass eben genau das nicht passieren wird - weil es ja in meinem Kopf schon passiert ist und somit in der Realität nicht mehr passieren kann. So in der Art versuch ich das mal.
Bin euch für jede Art der Bewältitungsideen dankbar!!

Ich glaube bei mir sind es auch schon so ne Art Zwangsgedanken - weil eben immer wiederkehrend.

Es ist schon schlimm wenn in einer Familie sooo viele tragische Dinge passieren.

Alles Liebe,
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 11.01.2012, 17:51

Dale Carnegie, Sorge dich nicht, lebe! Die Kunst, zu einem von Ängsten und Aufregungen befreiten Leben zu finden. Scherz-Verlag, ISBN 3-502-15107-5.

Lese ich immer, wenn die Ängste kommen. Es hilft!
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 11.01.2012, 18:01

Otherwise hat geschrieben: danke für die liebe Antwort!!
Mord (durch einen Polizisten!!) war in unserer Familie übrigens auch dabei - allerdings vor meiner Geburt - trotzallem ist es gegenwärtig für mich, dass so etwas in meiner Familie passieren kann.
Was mir hier zu denken gibt ist daß vor der Entwickung der modernen Medizin Todesfälle, auch von jüngeren Menschen ein völlig alltäglicher Zustand waren. Es wurden nur die Hälfte aller Kinder überhaupt erwachsen.

Aber die Leute hatten wohl in der Mehrheit nicht diese quälenden Ängste.

Also können die Todesfälle selbst nicht die Ursache deines Problem sein sondern sind wohl eher sowas wie ein Nebenauslöser und das Thema auf das sich deine Ängste gestürzt haben. Wenn du diese Todesfälle nicth in der Familie hättest würde sich dein Angstproblem möglicherweise um ein anderes Thema drehen.

Ich würde mir an deiner Stelle professionelle Hilfe holen. Auch im Interesse deines Kindes, damit du dem nicht irgendwann mit Überbehütung die ganze Kindheit ruinierst.

Und wenn deine Mutter ähnlich drauf ist ist es nicht so abwegig daß du as übernommen hast. Weil Grundeinstellungen zum Leben guckt man sich halt als Kind bei den Bezugspersonen ab. Also tu deinem Kind was gutes und such dir Hilfe. Sonst wird das ganze zur selbsterfüllenden Prophezeiung und in deiner Familie bringen sich die Leute um einfach nur deshalb weil sie von ihren irrationalen Ängsten so verrückt gemacht werden.

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Otherwise
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Beitrag Mi., 11.01.2012, 22:13

Liebes münchnerkindl,

so sehr ich deine Beiträge auch schätze, so sehr verabscheue ich den letzten Absatz dieses Beitrages - es tut mir leid das so zu sagen, aber das fühle ich gerade. Im Normalfall erlebe ich dich hier wesentlich einfühlsamer.

Jemandem, dem Ängste wirklich quälen, zu sagen: "Such dir Hilfe, sonst bringen sich noch mehr Leute um!" empfinde ich als gemein obwohl du keinen Grund hättest, gemein zu mir zu sein. Und ich empfinde es auch irgendwie als anmaßend, wobei sich anmaßende Aussagen meist aus eigener Erfahrung wiederspiegeln. Hattest du es mit einer überbehüteten Mutter zu tun und meinst es wirklich nur gut?

Eines möchte ich dazu noch sagen: Meine Mutter war wie schon erwähnt nicht immer so. Ihre Ängste kamen erst mit der Geburt meines Bruders - somit ist es ausgeschlossen, dass ich mir das von ihr abgeschaut habe.
Das die Todesfälle vielleicht nicht schuld daran sind, das ich heute Ängste habe, kann natürlich stimmen - ich weiß es nicht, vielleicht hätte ich andere Ängste, wenn ich andere Erfahrungen gemacht hätte. Das ist sogar ziemlich wahrscheinlich, weil sich ja die meisten Ängste aufgrund verschiedenster Erfahrungen bilden.

Und einen Psychologen habe ich ja wie gesagt schon - aber er scheint leider nicht der richtige für dieses Thema. Auch habe ich bald einen Termin bei einer Psychiaterin - vielleicht kann sie ja weiterhelfen. Aber sollte auch das nicht weiterhelfen, kann ich nicht wieder auf die Suche gehen - das entbehrt sich im alltäglichen Leben leider jeder Realität, dass man sofort den Richtigen findet oder die finanziellen Möglichkeiten dafür hat - zumindest meiner Realität.
Ich glaube auch nicht, dass eine Überbehütung ein Leben zwangsläufig ruinieren muss - es könnte genauso gut ein Schutz sein - wobei ich auch hier sagen muss, dass ich mich bemühen werde meinem Kind eine gute Mutter zu sein die ihrem Kind erlaubt sich frei zu entfalten. Und sollte ich einmal überreagieren habe ich noch immer meinen sehr realistischen Mann an meiner Seite der mir dann sicherlich helfen wird unser Kind nicht einzuengen.

Ich hoffe du siehst meine Empfindung nicht als Kritik, denn ich werde viele deiner Beiträge wohl weiterhin schätzen - allerdings war ich jetzt doch etwas schockiert und irritiert und hoffe das auch sagen zu können ohne einen Disput auszulösen.

Die Bedeutung von irrational ist unter anderem "nicht nachvollziehbar, nicht durch Überlegungen zu begreifen" - und ich empfinde es bei Gott nicht als nicht nachvollziehbar, wenn man sich vor Dingen fürchtet, die einem immer wieder umgeben haben.
Ich würde noch nicht einmal einem Menschen der vor Dunkelheit Angst hat sagen, dass er irrationale Ängste hat. Aber das bin halt ich.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 11.01.2012, 22:32

Otherwise hat geschrieben: Jemandem, dem Ängste wirklich quälen, zu sagen: "Such dir Hilfe, sonst bringen sich noch mehr Leute um!" empfinde ich als gemein obwohl du keinen Grund hättest, gemein zu mir zu sein.


Naja, wenn das in deiner Familie auch eine tradierte Sache ist daß viele Angehörige von dir an psychischen Problemen leiden (und nicht eine rein organische, was es ja ggf auch geben kann) , dann ist die Chance daß das in weiteren Generationen so weitergeht wie bei deiner Mutter, den suzidierten Angehörigen und nun auch dir wenn du den Teufelskreis nicht durchbrichst nun mal gegeben. Weil so wie du diesen Mist von deiner Mutter "geerbt" hast wird es halt auch ein Kind das bei dir aufwächst mit recht grosser Sicherheit von dir "erben".
Du betreibst da ja schon fast sowas wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. In die du dann auch dein Kind einbindest und die es quasi mit der Muttermilch schon gefüttert bekommt. Weil wenn man solche Katastrophen nur lange genug herbeidenkt vergiftet man die Atmosphäre und die Psyche so daß das Risiko für alle Möglichen Unglücke tatsächlich steigt.

Ich bin auch das Opfer einer tradierten Problematik und mir wäre einiges erspart geblieben wenn es in den 60/70ern schon Psychotherapie gegeben hätte und wenn meine Mutter ein Mensch wäre der sich bei Problemen Hilfe sucht anstatt mich dafür zu instrumentalisieren. Oder wenn meine relativ psychisch desolaten Grossväter und die eine Grossmutter väterlicherseits das schon seinerzeit getan hätten

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 12.01.2012, 01:08

Tut mir leid wenn ich da etwas krass rübergekommen bin. Aber ich weiss aus eigener Erfahrung wie prägend und wie wenig lustig es ist wenn man den neurotischen Mustern seiner Eltern schutzlos ausgesetzt ist.

Wenn ein Kind für sowas zur Projektionsfläche wird (und du hast ja jetzt schon Ängste über das Ungeborene) läuten bei mir einfach alle Alarmglocken daß das dann in einen Kokkon aus solchen Projektionen eingesponnen aufwachsen muss und dann -wie du- mit dem selben Schlamassel dasteht..

Ich denke es wäre einfach wirklich wirklich wichtig da was zu machen damit es sowohl dir besser geht als auch das Kind damit nicht behelligt wird. Und damit dieses tradierte Familienübel in deiner Generation endet.


leberblümchen
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Beitrag Do., 12.01.2012, 08:38

Hallo, Otherwise,
ich hab dieselben Ängste - und in meiner Familie gab es keine 'besonderen' Todesfälle. Ich meine, Krankheiten, auch schwere, gehören zum Leben dazu. Deshalb denke ich auch, dass die Ursachen woanders liegen. Du schreibst, dass deine Mutter die Ängste erst bekam, als du schon älter warst. Das könnte man sich mal genauer ansehen, ob das wirklich so ist. Ängste fallen ja nicht vom Himmel. Die Disposition war sicher auch schon vorher bei ihr da; vielleicht hast du es auch nicht so gemerkt.

Das bedeutet aber nicht, dass jede ängstliche Mutter auch ängstliche Kinder großzieht - glücklicherweise sind meine eigenen Kinder nicht betroffen. Sie haben einen normalen Umgang mit ihren Ängsten, was ich darauf zurückführe, dass sie erstens einen Vater haben, der alles andere als ängstlich ist und dass ich als Mutter mit diesen Ängsten bewusst umgehe. Meine eigene Mutter hat ihre Ängste immer verdrängt und tut es noch. Das ist schlimm! Wenn man das aber reflektieren kann, nimmt das nach außen die Schärfe, denn die Kinder spüren: "Die Welt ist nicht wirklich gruselig, aber meine Mutter macht sich halt Sorgen". Das ist etwas anderes, als wenn ich ihnen eintrichtern würde: "Sieh dich vor, hinter der nächsten Ecke lauert eine Gefahr!". Und dieses Eintrichtern läuft eben auch sehr stark über das Unbewusste. Das ist das Problem!

Abgesehen davon, dass du dein eigenes Leben nicht leben kannst, wenn du ständig daran denkst, dass es jeden Moment zuende sein könnte, ist es natürlich auch für deine Umwelt belastend, dich so zu erleben. Kinder wollen ja auch unbeschwerte Eltern. Nicht nur deshalb mache ich auch eine Therapie. Allerdings bin ich über deinen Satz gestolpert:
Eine Therapie mache ich übrigens - aber irgendwie besprechen wir die Ängste da immer nur kurz und dann wird mehr geplaudert als therapiert - das ist aber okay für mich.
Warum ist das okay für dich? Nun kann es ja sein, dass du es als Plaudern empfindest, was als Therapie wirkt. Aber eigentlich muss - meiner bescheidenen Meinung nach, jedenfalls - eine Therapie auch mal ans Eingemachte gehen. Das ist mit Schmerz verbunden. Und das kann ich nicht mit Plaudern zusammenbringen... Nur durch das Plaudern gelangst du ja nicht in dein Inneres. Das wäre aber sicher nötig, damit dir geholfen werden kann.

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Otherwise
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Beitrag Fr., 13.01.2012, 10:10

Hallo Ihr Lieben,

wiedermal Danke für die Antworten!

Vorweg, ich habe das Gefühl, dass alles ein wenig zu krass rübergekommen ist, oder doch nicht?
Es ist mir einfach wichtig zu sagen, dass ich jetzt nicht den ganzen Tag am grübeln oder heulen bin, weil ich Ängste habe. Es ist jetzt nicht so, dass es mich in meinem Leben einschränkt und ich deswegen nicht mehr raus gehe oder so Dinge. Die Ängste überkommen mich halt hie und da, mal öfter, mal weniger oft.
In einem Forum kann man halt nur zu einem Thema schreiben und das kommt dann vielleicht oft so rüber, als wäre das das ganze Leben betreffend.
münchnerkindl hat geschrieben:Ich denke es wäre einfach wirklich wirklich wichtig da was zu machen damit es sowohl dir besser geht als auch das Kind damit nicht behelligt wird. Und damit dieses tradierte Familienübel in deiner Generation endet.
Da hast du sicherlich recht, dass man etwas dagegen tun sollte - drum bin ich ja auch hier.
Das Problem im Leben ist wie schon gesagt, dass mein Therapeut es nicht wirklich angeht, ich ihn aber auch nicht dazu auffordere. Ich erzähle ihm von den Ängsten, ja. Aber irgendwie, naja, er macht dann nichts draus und wir plaudern wie schon gesagt. Vielleicht müsste ich mal Klartext reden und ihn bitten ein wenig forscher zu sein.
Einen neuen Psychologen suchen geht eigentlich nicht, weil ich diesen von der Kassa bezahlt bekomme und mich eigentlich auch sehr gut mit ihm verstehe und deshalb auch gar keinen anderen möchte. Bei anderen Themen - zB der Bewältigung meiner Suchtgeschichte, hat er mir nämlich sehr gut geholfen.
Es ist halt nicht immer leicht, "etwas" und vor allem "das richtige" zu machen - das es wichtig ist, ist mir klar.
Was ich eh auch schon gesagt habe - mein sehr realistischer Mann ist mir auch eine große Hilfe. Er hat mir vor ein paar Tagen schon gesagt, dass er nicht zulassen wird, dass ich mein Kind überbehüte und das ist auch gut so - ich bin sehr froh ihn da zu haben!
Danke für dein Sorry, auch von mir Sorry für die krasse Antwort. Irgendwie hast du da wohl absolut den wunden Punkt getroffen, weil ich sehr lange dachte am Selbstmord meiner Oma schuld zu sein (ich hab ihr als Kind gesagt, dass die bereits tote Oma meine Lieblingsoma war - und das habe ich nach ihrem Tod lange nicht verkraftet. Heute weiß ich, dass ich ein Kind war und diese Aussage eben kindlich und nie böse war).
titus2 hat geschrieben:Ängste fallen ja nicht vom Himmel. Die Disposition war sicher auch schon vorher bei ihr da; vielleicht hast du es auch nicht so gemerkt.
Also das ist wirklich so, dass es erst später kam. Meine Mama hat mir selbst schon oft erzählt, dass es ganz anders war, als ich zur Welt kam, dass sie viel weniger Sorgen hatte. Vielleicht auch, weil sie erst 20 war und bei meinem Bruder doch schon 32 - man erlebt ja viel mit der Zeit und wird aufmerksamer auf Gefahren.
Ich durfte auch viel mehr als mein Bruder - sie war einfach lockerer. Total angstfrei war sie sicherlich nicht, aber auf keinen Fall so wie heute.
titus2 hat geschrieben:Warum ist das okay für dich?
Ja wie schon gesagt, die Therapie wird zur Gänze bezahlt und ich mag meinen Thera auch sehr gern. Er hat mir ja wie gesagt auch bei anderen Thematiken schon sehr geholfen, und dafür bin ich auch dankbar. Aber wahrscheinlich sollte ich halt auch mal sagen "hey, machen wir hier weiter" - er fragt mich ja eh immer, was ich besprechen will und oft rede ich dann auch absichtlich über andere Themen weil ich nicht heulen will.

Ich denke halt auch, dass viele meiner Ängste verstärkt sind durch die Schwangerschaft und die Hormonumstellung. Das der Verlust des ersten Babys es mir sehr schwer macht, unbeschwert zu sein im Bezug auf dieses Baby. Wahrscheinlich - ich hoffe es sehr - bin ich wieder "normaler" wenn mein Hormonhaushalt auch wieder ganz normal ist .
Ich habe gestern auch noch mit einer Freundin gesprochen und auch sie meinte, dass Ängste in Bezug auf die eigenen Kinder das normalste auf der Welt sind und auch gut sind, weil Angst ja auch ein Schutzmechanismus ist. Es wäre ja auch fatal, wenn mein Kind einmal etwas gefährliches machen möchte und ich 0 Angst hätte und sagen würde "mach nur, passiert schon nix".

Alles Liebe,
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