Verstrickung Freund/ Bedürfnisse/ Schuldgefühle

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Méabh
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Verstrickung Freund/ Bedürfnisse/ Schuldgefühle

Beitrag So., 01.01.2012, 18:37

Liebe Menschen,

in den letzten Tagen hab ich sehr gemerkt, dass mit meiner Beziehung etwas im Argen liegt - schon lange, in meiner Beziehung vorher auch, und dass es ein Muster ist, dass ich sehr stark als Kind gegenüber meiner Mutter hatte (symbiotische Beziehung).
Der Witz ist - es ist für mich "klar", woher es kommt und dass es mit Abgrenzung zu tun haben muss, aber es liegt total im Nebel, was da abläuft.

Vielleicht sieht jemand, wenn ich Beispiele aufschreibe, was "los" ist? Ich grüble und zerpflücke... und alles bleibt wie "unerreichbar", "unerkennbar".

1) Sylvester. Mein Freund will um 24 Uhr spazieren gehen, ich bin unsicher. Gehe vor die Tür mit, sehe einen Pulk schreiender, knallender Menschen und sage: Nein, ich bleib hier. Kannst ruhig ein Ründchen drehen.
Er: Nein. ich gehe auch nicht.
Ich sage: Wegen mir oder magst du nicht mehr?
Er: Weiß ich nicht.

2) Sylvester, anderes Jahr. Ich will um 22 Uhr schlafen.
Mein Freund sagt: Ok, ist doch total ok. (Er ist gern allein und mag Sylvester nicht so.)
Ich lege mich hin, kann vor Schuldgefühlen nicht schlafen, stehe um 24 Uhr auf, um mit ihm in den Himmel zu schauen. Ich kann ihn nicht allein lassen, bei so einem Jahreswechsel, ist doch schlimm!
(Oh MANN, obwohl ich weiß, dass er gut allein sein kann.)
Fühle mich gezwungen und wütend, sage aber nichts - ist ja mein Problem. (Ich selber könnte ebenso gut allein sein. Kann also nicht mit "Seins kann ich nicht nachvollziehen" zu tun haben.)

3) Kochen. Er kommt in die Küche: Wollen wir noch kochen?
Ich: Es ist mir schon zu spät.
Er: Dann kochen wir eben nicht.
Ich (wütend): Musst du wieder ein WIR draus machen, nur, weil ICH nicht will?
Er: Nein, aber ich kann ja selber kochen, für mich. Aber mal sehen, keine Ahnung, ob ich es noch mache.
Er setzt sich wieder an seinen Pc und ich...
ich kann irgendwie nicht anders. Ich stehe auf und muss kochen. Ich tu es, finde es unmöglich, aber aufhören geht nicht; die Schuldgefühle sind zu groß. (Dabei kocht er öfter für sich und kocht gerne.)

4) Ein Tag vor Sylvester. Ich hatte mir für den 31. vorgenommen, all meinen Schreibkram zu erledigen, als Jahresausklang.
Nach dem Frühstück sehe ich, wie mein Freund beginnt, einen Wohnungsputz zu machen.
Ich fühle mich schuldig: Will meinen Kram machen, egoistisch... er kann doch nicht alles alleine putzen.
Er sagt: Du brauchst nicht putzen, nur weil ich angefangen habe.
Ich tu es trotzdem, bin den ganzen Tag lang wütend, habe keine Zeit für meinen Schreibkram. Ich weiß, dass es an mir liegt und versuche, ihn meine Wut nicht abkriegen zu lassen. Aber er merkt es natürlich, ich verbreite Scheiß - Stimmung.

Wir leben sehr abgegrenzt - jeder hat sein eigenes Zimmer, seine eigenen Hobbies - und sobald wir etwas zusammen machen wollen, wird (nicht immer, aber schon spürbar) vieles so... grässlich.
Irgendwie ticke ich schräg; muss mich entweder zu Dingen zwingen oder fühle mich extrem schuldig. Genau wie als Kind.
Immer wenn ich mich (mal) durchgesetzt habe, meins zu machen, hatte ich Angst, dass Mama sich tötet; mit 6 schon - dabei hat sie nie so was auch nur im Geringsten gesagt oder andgedeutet. Meine Hauptfrage an sie bei Sachen, die ich für mich entschied, war: "Bist du dann auch nicht traurig"? Und auch da kann ich mich nicht erinnern, dass sie mit "Traurigsein" als Druckmittel gearbeitet hätte. Ich weiß einfach nicht.

Hat einer einen Tipp?
Danke fürs Durchlesen. Ich mit meinen Hilflosigkeits - Threads.
Grmml. Mist, Ich fühl mich sooo verknotet.

Méabh

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*Dannie
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Beiträge: 512

Beitrag So., 01.01.2012, 20:58

Hallo Méabh.

Das was du schilderst kenne ich sehr gut.

Ich führe unter anderem auch eine symbiotische Beziehung, mein Mann hat zu mir unter anderem auch eine symbiotische Beziehung.

Ich habe mal mit meiner Therapeutin darüber gesprochen und sie meinte Beziehungen seien immer auch symbiotisch. Sie selbst würde eine auch symbiotische Beziehung führen.

Ich habe für mich persönlich herausgefunden, dass der erste Schritt für mich ist, dass mal einfach zu akzeptieren, dass Symbiose nichts Ungewöhnliches ist, sondern ein kleiner Aspekt einer Beziehung ist. Punkt.

Der zweite Schritt ist für mich zu erkennen, dass Symbiose nicht immer etwas krankhaftes sein muss, nicht immer negativ sein muss.

Symbiose ist für mich und meinen Mann auch etwas Positives. Punkt! Wir haben endlich das Nest und die Nestwärme die wie nie hatten, wir haben endlich das Zuhause, das wir nie hatten. Manchmal klammern wir uns ein wenig aneinander, wie diese waisen Orang-Utan - Babys, weil wir das brauchen und es uns beiden gut tut.

Wichtig für mich und auch für meinen Mann ist es jedoch auch darauf zu achten, dass jeder auch andere Bedürfnisse hat und diese auch unabhängig vom anderen berücksichtigen kann und denen nachgehen kann. Das geht und das funktioniert bei uns mittlerweile schon recht gut.

Ja, ein wenig Symbiose tut uns gut. Wer will uns dafür verurteilen?!
3) Kochen. Er kommt in die Küche: Wollen wir noch kochen?
Ich: Es ist mir schon zu spät.
Er: Dann kochen wir eben nicht.
Ich (wütend): Musst du wieder ein WIR draus machen, nur, weil ICH nicht will?
Er: Nein, aber ich kann ja selber kochen, für mich. Aber mal sehen, keine Ahnung, ob ich es noch mache.
Er setzt sich wieder an seinen Pc und ich...


Ja, das kenne ich und ich denke, die meisten Menschen kennen das auch.

In so einem Moment geschieht die Abgrenzung auch über die Kommunikation.

Man kann sagen: "Nein, nicht WIR kochen nicht, sondern DU hast beschlossen, dass DU nicht mehr kochen willst. Es ist DEINE Entscheidung, dafür bist DU verantwortlich. ICH bin für DEINE Entscheidung mit knurrendem Magen ins Bett zu gehen, nicht verantwortlich. "

Vielleicht hilft es dir, wenn du die Abgrenzung etwas mehr auf den Punkt bringst.

"Meine Verantwortung ist mein Papierkram zu machen.

Er will putzen, dann ist das seine Verantwortung, ich mische mich da nicht ein."

Méabh, ich will ganz ehrlich sein, ich muss das auch immer wieder üben. Mein Mann muss diese Angrenzung auch immer wieder üben. Auch meine Therapeutin übt immer noch daran.

Wir führen halt nicht alle immer perfekt psychologisch durchgestylte Beziehungen.

Das gehört zu einer Beziehung einfach dazu, sich immer wieder einzupendeln zwischen Nähe und Distanz, zwischen Symbiose und Abgrenzung.

Ich persönlich finde das vollkommen normal.

Ich wünsche dir ein schönes neues Jahr!

Liebe Grüße,

Dannie

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