Auf der Stelle stehen
Auf der Stelle stehen
Um meine Geschichte zu erzählen, muss ich ein wenig ausholen, etwas über mich erzählen: Ich bin die jüngste von drei Töchtern. Meine Eltern sind 89 aus Polen nach D gekommen, mit dem Traum, den junge Eltern aus Ostblockstaaten immer haben: eine gute Zukunft für die Kinder. Mit der Freiheit kam der Alkohol und der brachte alles andere mitsich. An meine Kindheit erinnere ich mich nicht gerne, ich erinnere mich an Gewalt, an das hilflose Gefühl in meinem Magen, wenn ich sah, wie meine Eltern tranken. Meine älteste Schwester, heute 36 Jahre(Drogen, Prostitution usw) zog mit 17 aus, meine andere Schwester (Erzieherin, 2fache Mutter), heute 27 folgte ihr mit 15. Eine Weile wohnte ich noch bei meinen Eltern, doch die Situation wurde immer schlimmer. Ich weiß nicht, wie es kam, aber irgendwann wohnte ich bei meiner Tante. An diese Zeit erinnere ich mich auch kaum. Dort musste ich auch schnell ausziehen, als sie einen Mann kennenlernte. Eines Morgens hat sie einfach meine Sachen gepackt. Meine Schwester, damals selbst vollkommen überfordert, brachte mich zu unserer ältesten Schwester, wo ich auch eine Weile wohnte. Auch an diese Zeit kann ich mich kaum erinnern. Als ich 10 war, trennten sich meine Eltern. Ich zog mit meinem Vater zusammen. Meine älteste Schwester tyranisierte jahrelang die Familie, einmal verprügelte sich mich sogar im Kokainrausch. Meine Mutter kam nie vom Alkohol los, mein Vater riss sich in dieser Zeit zusammen, hatte ab und an ein paar Rückschläge, doch alles in einem, hat er vieles Gut gemacht. Es war selbst nicht leicht für ihn, eine heranwachsende Tochter zu haben, um die er sich alleine kümmern muss. So haben wir die letzten Jahre -mit Höhen und Tiefen- miteinander gelebt..wie gesagt, er ist und bleibt ein Alkoholiker und es kommt leider vor, dass er sich nicht im Griff hat.Mein Vater ist Frührentner, wir leben in einer 2 Zimmer-Wohnung und haben Mühe, Monat für Monat über die Runden zu kommen. Da wir laut "BaGis" in einer "Bedarfsgemeinschaft" leben, kann ich nirgends arbeiten gehen, ohne, dass man uns seine Zuschüsse zur Rente nicht mehr zahlt und ich für die Miete aufkommen muss. Ein richtiges Privatleben habe ich nicht. Wenn ich mit Besuch nach Hause komme, muss ich immer bangen, dass mein Vater volltrunken ins Zimmer stürmt und mich anschreit. Erst letzten Monat stand er blutüberströmt vor der Haustür und schrie mich an, ich sei Schuld an seinem 3-fachen Nasenbruch und dem riesen Loch auf seiner Augenbraue. Ich hab ihn dann ins Krankenhaus gebracht und alles das gemacht, was so anfällt, wenn der eigene Vater zu schlecht deutsch spricht, um sich selbst zu helfen. Das Fachabitur hab ich dieses Jahr abgebrochen, trotz Lernen, Nachhilfe und nächtelangem Auswendiglernen schrieb ich nur schlechte Zensuren in Mathe. Mit einer 5 bekommt man kein Fachabitur, wenn man es nicht mit 2 2en in den anderen Hauptfächern ausgleichen kann. Ich gab einfach auf. Arbeiten wollte ich, ein Jahr lang, bevor ich in die Ausbildung gehe. Und etwas mehr Privatsphäre, ohne Angst, dass "er" reinkommt und meine Freunde erschreckt. Alle rieten mir, zum Amt zu gehen, meine Situation zu erklären und auszuziehen. "Das ist finanziell gut, das ist für euch 2 besser und alt genug bist ich auch", Gesagt, getan! Meine Geschichte zu erzählen, brach mir jedes Mal das Herz, wie kann ich meinem Vater so in den Rücken fallen?! Auch ihn hat das sehr verletzt, was mich nur noch mehr runterzieht. Ich leide sehr darunter, der Umzug steht kurz bevor. Ich habe einen Nebenjob, aber die rufen immer seltener an, weil sie mich nicht bezahlen können. Habe ab und zu zur Kippe oder sogar zum Joint gegriffen, immer für mich allein, um einzuschlafen, um mich zu entspannen um nicht zu denken..mir ist immer was eingefallen, was das gerechtfertigt hat. Meine Schwester fand es heraus und kommentierte es nur mit einem "ich bin enttäuscht, du hättest es mir selber sagen sollen". Und nun sitze ich hier, es ist 2 Uhr in der Nacht und bevor ich anfing zu schreiben, schrubte ich apathisch die Küche. Immer wieder habe ich das Gefühl, dass ich neben mir stehe, ich habe kaum noch Empfindungen, außer die, nichts wert zu sein. Ich bemitleide mich selber, obwohl ich nie ein Mensch war, der solche Gefühle hatte. Seit einigen Monaten habe ich das Gefühl, wertlos zu sein. Ich muss ständig weinen, egal, wo ich bin oder was ich tue. Kein anständiger Job, kein Abi, keine Ausbildung. Nur Niederschläge. Und heute fiel mir auf, dass ich meinem Vater noch nie einen Grund gegeben habe, stolz auf mich zu sein. Immer, wenn ich mit ihm darüber sprechen und mich ihm mitteilen will, blockt er ab.Ich empfinde mich inzwischen als durchaus suizidgefährdet. Das Einzige, dass mich am Leben hält ist, dass mein Vater eine Beerdigung nicht bezahlen kann. Ich brauche Hilfe, aber ich habe einfach keine Kraft, von Arzt zu Arzt u dann auf die Warteliste zu kommen. Gibt es keine Möglichkeit, diskret und umwegslos in eine Klinik zu gehen?
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Hey Nayla!
Deine Geschichte hört sich echt schlimm an. Kein Wunder, dass es dir schlecht geht.
Oder gehst vorher zum sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt, die werden dich da auch beraten können. Und da bekommst du meistens gleich einen Termin. Aber das wäre natürlich erst mal ein Umweg, wenn du denkst, dass es für dich das beste wäre, in eine Klinik zu gehen.
Alles Gute!
Deine Geschichte hört sich echt schlimm an. Kein Wunder, dass es dir schlecht geht.
Doch gibt es. Du packst ein paar Sachen und kannst in die Notaufnahme einer psychiatrischen Klinik fahren und sagst ihnen, dass du akute Suizidgedanken hast. Dann wird dich vermutlich jede Klinik sofort aufnehmen.Nayla886 hat geschrieben:Gibt es keine Möglichkeit, diskret und umwegslos in eine Klinik zu gehen?
Oder gehst vorher zum sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt, die werden dich da auch beraten können. Und da bekommst du meistens gleich einen Termin. Aber das wäre natürlich erst mal ein Umweg, wenn du denkst, dass es für dich das beste wäre, in eine Klinik zu gehen.
Alles Gute!
vielen Dank für die Tipps. Meine Sachen habe ich gepackt. Ich schicke morgen alle Rechnungen weg und dann fahre ich ins Krankenhaus Ost, hier in Bremen, sie haben mir einen Platz angeboten, den ich wahrnehme. Hoffentlich
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