Mutter von Freundin hat krebs - wie kann ich helfen?

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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pilot86
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Mutter von Freundin hat krebs - wie kann ich helfen?

Beitrag So., 11.12.2011, 21:44

Hallo,

Ich habe nunmehr seit 17 Monaten eine Freundin. Bereits am Anfang unserer Liebe hat ihre Mutter die Diagnose "Eierstock-Krebs" bekommen.

Ich muss jetzt im Vorhinein sagen, dass ich sie über alles liebe! Sie ist mein Ein und Alles, und ich werde mit ihr gemeinsam diese Zeit durchstehen. Nur mir geht es natürlich dabei auch nicht so gut, wie die folgende Situation beschreibt:

Wie sieht eine Woche für uns aus?
Montag bis Freitag haben wir Schule.
Montag fahre und schlafe ich bei Ihr, Mittwoch auch, Freitag auch, Samstag auch.
Mein Problem dabei ist aber, dass Sie halt nie bei mir ist. Ich habe natürlich Verständnis dafür, dass Ihre Mutter schwerkrank ist und dass sie viel Zeit mit ihrer Mum verbringen möchte, aber die Art wie Ihre Mutter das Verlangen nach Ihrer Tochter zum Ausdruck bringt, bringt mich immer wieder auf den Gedanken, dass sie sich in ihre Krankheit zurückzieht und alle anderen für sich arbeiten lässt.

Wenn meine Freundin einmal bei mir ist (was fast nur alle 3 Monate mal passiert), dann wird Ihr am nächsten Tag sofort wenn Sie nach Hause kommt schlechtes Gewissen eingeredet, warum Sie denn schon wieder (nach 3 Monaten!) nicht zu Hause war. Am Vortag hieß es aber noch, dass es kein Problem sei.

Weiters ist es so, dass Sie, wenn Sie denn mal zu mir kommen darf, am nächsten Tag um 10 zu Hause sein muss, weil Sie ja das Frühstück herrichten muss, was genau gesagt nicht mehr ist als Brot schneiden, Butter, Wurst und Käse auf den Tisch zu legen.

Meine Freundin bekommt dadurch natürlich immer mehr schlechtes Gewissen, und traut sich schon gar nicht mehr irgendetwas in dieser Richtung zu fragen.

Dazu kommt dann auch noch, dass sich ihre Mutter total auf esotherische Heilmittel verlässt. Sie ist extra nach Brasilien geflogen, um zu einem Wunderheiler zu fahren. Nachdem das nichts gebracht hat, ist Sie nach Salzburg zu einer Wunderheilerin gefahren, die Ihr komische Tees und solcherlei gibt, zudem noch eine Heil-CD die sie sich jeden tag anhört!?

Ich will damit nicht gegen die Esotherische Medizin sagen, aber ich würde mich halt nie ganz darauf verlassen, und es nur in Kombination mit Schulmedizin machen.

Aber es geht ja hier vorrangig um die generelle Situation:
Ich sehe, dass meine Freundin einfach total eingeengt wird. Sie muss abwaschen, den Haushalt machen, Staubsaugen, dazu noch lernen (Matura-Abschlussjahr [in D: Abitur]) und sich um ihre Mutter kümmern, während der Vater übertags Fernseh guckt und abends auf irgendwelche Feste geht.
Warum sieht ihre Mutter nicht, dass sie alles für sie tut? Aber ihre Mutter verlangt immer mehr von ihr, gibt ihr aber nichts in Form von "Kein Problem wenn du heute nicht zu Hause bist, du bist ja eh sonst immer da" oder "Geh heute Abend mal in die Disco, ich komm schon alleine zurecht", zurück?

Sex ist natürlich auch Fehlanzeige, sie hat immer das Gefühl dass es unrecht wäre, wenn ihre Mutter mit Krebs auf der Couch liegt, und sie mit mir ihren Spaß hat.
Nur das stimmt doch nicht!

Sie verteidigt zwar, jedesmal wenn ich sie darauf anspreche, ihre Eltern, aber ich kann doch sehen dass sie die Einzige ist, die für ihre Mutter da ist. Es kommt mir schon so vor, dass der Vater das Ganze noch weniger erträgt und einfach weg fährt.

Was kann ich denn machen? Ich will ihr einfach nur ein bisschen helfen, für sie da sein, aber ich will auch nicht dass ich dadurch immer unglücklicher werde, als ich es eh schon bin.

Gibt's Rat oder heißts einfach "Augen zu und Durch"?

Danke schonmal für's "zu-lesen".

Liebe Grüße

PS: Es gibt doch einen Namen für das, wenn man "in seine Krankheit flüchtet". Andere dafür "verantwortlich macht", bzw. eben alle Sachen den Anderen überlässt wie Haushalt etc.

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Dampfnudel
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Beitrag So., 11.12.2011, 22:21

Hallo pilot,

denkst Du, dass es Dir etwas helfen würdest, wenn Du dem Ganzen einen Namen geben könntest? Es tut mir sehr leid für Dich und Deine Freundin, was Ihr da durchmachen müsst. Das ist eine sehr schwere Situation!!! Hat Deine Freundin irgendwelche sonstige Hilfe? Egal, ob ihre Mutter das will oder nicht, das ist wichtig, sonst hält Deine Freundin das nicht alles durch. Es ist unglaublich, was sie da alles leistet! Ich weiß nicht, wie das in Österreich mit Pflegegeld ist, aber in Deutschland würde die Mutter wahrscheinlich, wenn sie so viel Hilfe braucht, eine Pflegestufe bekommen; dann wäre zumindest ein bisschen Geld da, um für bestimmte Aufgaben jemanden zur Hilfe und zur Entlastung Deiner Freundin dazuzunehmen. Gibt es diese Möglichkeit bei Euch auch (wenn ja: vorher gut informieren, worauf bei der Einstufung geachtet wird; ansonsten kann man ganz schön auf die Nase fallen und weniger kriegen, als einem zusteht)? Ansonsten gibt es zum Beispiel Gruppen für pflegende Angehörige. Es tut unheimlich gut, einfach mal mit Leuten in Kontakt zu sein, die gerade eine ähnliche Situation bewältigen müssen. Außerdem kann man da u. U. sich auch gegenseitig noch Tipps und Unterstützung geben.

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.


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pilot86
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Beitrag So., 11.12.2011, 23:24

Naja, eine Hilfe würde ich persönlich wunderbar finden.

Aber wenn es um Außenstehende geht, dann will ihre Mutter das nicht. Die lässt meine Freundin sogar der Putzfrau helfen, damit diese nicht alles machen muss - völlig unverständlich für mich, da diese gerade dafür bezahlt wird.

Ihre Mutter lebt irgendwie nach dem Motto "Meine Familie soll arbeiten, aber auf keinen Fall irgendjemand anderer".

Sie braucht Hilfe, nimmt Sie aber nur von Ihrer Familie an, bzw. redet ihrer Tochter ein schlechtes Gewissen ein, dass diese ja nur bei ihr bleibt und ihr hilft. Kleines Beispiel:

Es ging um eine simple Lichterkette. Ich fuhr an dem Tag in ein Einkaufszentrum aus eigenem Interesse. Die Mutter wollte unbedingt eine Lichterkette als Weihnachtsbeleuchtung. Nachdem ich ihr angeboten habe, dass ich ihr diese mitnehmen kann (Ich war ja sowieso schon im Einkaufzentrum), hat Sie nein gesagt. Als ich dann am Abend zu meiner Freundin fuhr, hat sie mir gesagt, dass sie in das gleiche Einkaufszentrum fahren musste, um diese Lichterkette zu besorgen!

Ich hoffe du weißt, was ich damit meine ...

Liebe Grüße

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Aagathe
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Beitrag Mo., 12.12.2011, 16:54

Schwierige Situation; am besten wäre, wenn sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und ihre Bedürftnisse/Wünsche einander offen mitteilen. Vielleicht zunächst schriftlich... dann gemeinsam Lösungen finden. Wenn alle zusammen halten geht das schon. Ich finde es schöne, dass du deiner Freundin eine seelische Stütze bist... Ihr schafft das...

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Dampfnudel
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Beitrag Mo., 12.12.2011, 19:18

Hallo pilot,

das ist schlimm. Deine Freundin braucht dringend Hilfe; auch, um sich ein bisschen mehr gegen die Ansprüche ihrer Mutter wehren zu können. Es ist ja gut und schön, wenn die Mutter meint, alles allein schaffen zu können. Vielleicht kennt sie das von sich selbst, dass sie immer alles allein gemacht hat. Aber Deine Freudin muss "nebenbei" schließlich noch die Matura machen, und auch danach geht ihr Leben weiter. Sie hat nunmal keine übermenschlichen Kräfte. Wenn irgendwann die Batterien alle sind, hat keiner was davon, weder Deine Freundin noch ihre Mutter. Und bis die wieder halbwegs voll sind, das dauert!!!! Die Pflege eines schwerkranken Angehörigen ist einfach sehr, sehr anstrengend, und der/die Kranke selbst verliert oft und leicht den Überblick, was ein Pflegender alles für ihn leistet, wie wenig von seinem eigenen Leben übrigbleibt und wie anstrengend das alles ist. Deswegen muss Deine Freundin wirklich lernen, sich ein bisschen abzugrenzen; und wenn sowas wie mit der Lichterkette vorkommt, dann muss ihre Mutter das einfach mal ertragen, dass Du sie mitbringst und nicht Deine Freundin nochmal extra losfährt. Aber so eine Abgrenzung, noch dazu in dem Alter gegen die eigene Mutter ist nicht einfach. Deswegen wäre es wirklich gut, wenn Deine Freundin irgendwie die Möglichkeit hätte, professionelle (psychologische) Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Es ist toll, dass Du ihr schon so lange zur Seite stehst in dieser schwierigen Situation, aber wie Du schon selbst geschrieben hast, auch Du spürst Deine Grenzen, und das ist auch gut so. In so einer Situation muss man wirklich gut auf sich selbst aufpassen. Es ist nicht nur der Kranke, der Belastungen aushalten muss, sondern auch die Angehörigen (auch psychische, die gar nichts mit Ansprüchen der Mutter zu tun haben, sondern halt Ängste und Traurigkeit und so), und die haben deswegen genauso ein Bedürfnis nach Unterstützung, und das hat auch seine volle Berechtigung. Lasst Euch kein schlechtes Gewissen machen! Auch ihr habt ein Recht auf Euer Leben.

Liebe Grüße
Dampfnudel
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Emi2010
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Beitrag Mo., 12.12.2011, 20:09

Meine Mutter starb 2007 an einer schweren Erkrankung und ich habe sie bis zu ihrem Tode gepflegt. Deine Freundin ist noch sehr jung und sollte sich schnell Unterstützung und Hilfe holen.Es ist schwer einen geliebten Menschen zu verlieren und wenn es dann die Mutter ist,dann ist es besonders schwer. Das die Mutter deiner Freundin teilweise so komisch ist,könnte an den Sterbephasen zb liegen oder generel eine Methode der Verarbeitung der Erkrankung sein.Dazu gehört auch leider zb Wut gegen Gesunde oder Besitzergreifen. Es gibt die Möglichkeit von einem Pflegedienst der kleinere Aufgaben erledigen könnte?! Wichtig ist aber vorallem das deine Freundin jemanden hat der für sie da ist und die mit ihr das erlebte verarbeitet.Mir hat damals die Therapie sehr viel Halt und Kraft gegeben.Du kannst nur für sie da sein und das ist eine Menge. Biete ihr Möglichkeiten der Entlastung und Hilfe an,aber dränge sie zu nichts.
Viel Kraft euch

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