Ursachen für Außenseiterrolle/Mobbing

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Luna84
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Ursachen für Außenseiterrolle/Mobbing

Beitrag Mo., 28.11.2011, 11:14

Hallo,

Als ehemaliges (wenn auch wahrscheinlich auf "harmloserer" Ebene) Mobbingopfer, das seine Schulzeit (als einen der vielen Punkte meiner Kindheit und Jugendzeit) noch immer nicht verarbeitet hat, würde mich interessieren, was eurer Meinung/Erfahrung nach allgemein "Gründe" für Mobbing sein könnten.

Bitte missversteht mich nicht. Es gibt nichts, auch wirklich gar nichts, was es rechtfertigt, andere Menschen schlecht zu behandeln.

Ich möchte nur versuchen zu verstehen, wie es zu Mobbing kommen kann und wie man sich eventuell doch zumindest bis zu einem gewissen Grad davor schützen könnte.

Denke, ersteres könnte mir helfen mit meiner Vergangenheit besser abzuschließen, zumindest was die Schulzeit betrifft, zweiteres nicht wieder Opfer zu werden.

Denn obwohl ich sicherlich keine Entschuldigungen und Rechtfertigungen für Mobber suchen möchte, denke ich mir manchmal, dass es doch auch an mir gelegen haben muss, dass ich wirklich meine gesamte Kindheit und Jugendzeit (teilweise sogar schon im Kindergarten, in der Volksschule war's dann eine Zeit viel besser, im Gymnasium wurde es schließlich richtig schlimm) Außenseiterin war. Das waren ja doch einige unterschiedliche Menschen, die mich da ablehnten, muss also wohl auch an Fehlverhalten von mir liegen.

Das ganze hängt mir soweit nach, dass ich heute noch Angst habe, jemand könnte mich nicht leiden, obwohl mir andrerseits völlig klar ist, dass nicht jeder jeden leiden kann. Ich bin harmoniesüchtig bis ins selbstschädigende Verhalten... Möchte es ständig allen recht machen, habe dauernd Panik anderen auf die Zehen zu treten, entschuldige und rechtfertige mich viel zu oft, etc. Mein Selbstwertgefühl war nie besonders groß, da mir auch familiärer Rückhalt fehlte. Hatte besonders mit meinem Vater Probleme, später auch mit einem Exfreund.

Ich würde gerne verstehen, warum ich von jeher von Gleichaltrigen abgelehnt wurde.

Im Kindergarten hat die anderen, glaube ich (zumindest sagte eine mal "Wäh" beim gemeinsamen Umziehen) meine Narbe verschreckt. Wurde mit 4 Jahren am Herzen operiert und naja, die Narbe war da noch ganz frisch und entsprechend "ansehlich".

Aufgrund meiner Herzroperation durfte ich dann auch im "richtigen" Sportunterricht auf dem Gymnasium nicht mehr mitturnen, die Lehrer wollten keine Verantwortung übernehmen, sollte etwas sein.

Mir selbst ging es nie schlecht, zumindest kann ich mich nicht erinnern. Also meine Kondition ist natürlich nicht so wie bei anderen, ich habe nur drei Herzklappen, aber seit vielen Jahren ist immer alles gleichbleibend (im positiven Sinne) bei Untersuchungen.

In meiner Kindheit/Jugendzeit waren meine Eltern aber verständlicherweise (damals verstand ich es nicht) überbesorgt, weshalb ich auch von Wandertagen (bis auf einmal), Sportwochen, Skikursen, etc. zuhause bleiben musste.

Das brachte mir Spott ein "Die darf ja gar nix.", etc.
Aber was konnte ich denn dafür?

Genauso machten sich einige einen Spaß draus, dass ich am linken Ohr fast taub bin (Sauerstoffmangel während Operation) und eine Gleichgewichtsstörung habe. Was ist daran so lustig, dass jemand einen leicht schiefen Gang hat (den ich übrigens fast wegtrainiert habe) und nicht hört, woher ein Geräusch kommt bzw dieses nicht immer einordnen kann (damit kann man doch leben!). Wurde als "Terrische" aufgezogen, obwohl mein rechtes Ohr überdurchschnittlich gut laut Ohrenarzt ist. Hinzu kommt meine leichte (nicht äußerlich sichtbar, aber ich bin dadurch eben nicht so gelenkig) Skoliose und mein leichter Beckenschiefstand, beeinflusste wohl auch das Bild meines Gangs.

Und natürlich hatte ich eine Brille, später Kontaktlinsen, sehr viele Sommersprossen und rötliche Haare, was damals offenbar noch als hässlich galt.

Zu den Haaren kamen Anspielungen, wenn auch kaum, aber mir wurde sehr oft nachgerufen, wie hässlich nicht mein Gesicht wäre. Ich habe eine lange und unsymmertrische Nase.

Ein weiterer Punkt war eventuell mein nicht vorhandenes Musikgehör. Wenn ich Musik höre, kann ich oft nicht definieren, welche Instrumente zu hören sind und im Takt klatschen und tanzen kann ich leider ebenfalls nicht. Das stört mich auch selbst sehr, da ich Musik liebe.

Sind es wirklich so oberflächliche Äußerlichkeiten, die einem zum Außenseiter machen können? Noch dazu über so viele Jahre? Das darüber immer wieder mal ein paar Kinder/jüngere Jugendliche gespottet hätten, ok, aber deshalb fast allgemein abgelehnt zu werden?

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Luna84
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 11:16

Dann wurde ich aufgrund meiner familiären Herkunft auch immer wieder in diverseste Schubladen gesteckt, sogar von Lehrern! Meine Eltern verdienen recht gut, aber ich sprach weder je über Geld, noch besaß ich besonders viel. Meiner Schwester und ich fehlte es zwar an nichts (außer an väterlicher Liebe und Respekt, aber das gehört jetzt nicht hier her), aber im Gegensatz zu der Meinung vieler bekamen wir das Geld nicht in den Po geschoben, im Gegenteil. Etwa bekamen wir stets weniger Taschengeld als die meisten anderen. Fand ich auch ok so.

Meine Kleidung war auch sehr durchschnittlich, in der Oberstufe wahrscheinlich manchmal etwas zu freizügig, da schminkte ich mich auch recht stark, um mein Gesicht, das ich nun auch für hässlich hielt, zu "überdecken".

Ich war immer sehr dünn, bis ich mit 17/18 recht zulegte, u.a. weil ich die Pille nicht vertrug. Da wurde dann mal über mein Gewicht gespottet, obwohl ich Größe 38/40 trug und von erwachsenen Männern sogar Komplimente erhielt...

Ich war immer eher ruhig und unsicher, vll wirkte das ja auf manche arrogant?


Hinzu kommt, dass ich vll zu nett war, immer hilfsbereit und somit leicht auszunützen, immer harmoniesüchtig, freundlich, etc. Konnte mich nicht durchsetzen, nie.
Mein "Trick" (irgendwo gelesen) Gemeinheiten einfach zu ignorieren, führte nicht zu dem gewünschten Ergebnis, dass diese aufhörten, sondern dazu, dass auch noch gespottet wurde, dass ich angeblich nichts mitbekäme...

Sie hielten mich für dumm und brachte ich mich mal in der Oberstufe in eine Pausendiskussion ein, wurde meist sofort abgewiesen, was ich sagte, für lächerlich dargestellt, etc.

In der Oberstufe ließ man mich die Ablehnung aber vor allem durch Ignorieren spüren...

Später erfuhr ich, dass hinter meinem Rücken ziemlicher Blödsinn verbreitet wurde, was genau, weiß ich allerdings bis heute nicht. Sie schienen aufjedenfall auch damit ein Problem gehabt zu haben, dass ich mit 16 einen 19(irgendwer hatte anfangs behauptet 21)jährigen Freund hatte - welch Tragödie... war doch schon damals normal. Einem Jungen, den ich für einen Freund hielt, erzählte ich in einem bestimmten Zusammenhang auch, dass ich mit 15 mein erstes Mal gehabt hatte, natürlich wurde auch das weitererzählt...

Ich war ein paar mal auf falsche Leute hereingefallen, die Unsinn über mich sowie viele andere verbreiteten, aber die anderen, über die ebenso gelästert wurde, waren lange nicht so unbeliebt, manche sogar dennoch sehr beliebt...

Mir warf man in der Unterstufe vor, dass ich nie über andere lästern würde und mir so erwachsen vorkäme. Ich war leider in einer Klasse, wo fast jeder über jeden schimpfte, aber kaum jemand wurde so abgelehnt wie ich.

Auch wenn es mir egal sein sollte, mich würde dennoch interessieren, wieso dem so war.

Ich bin sicherlich alles andere als perfekt, aber das ist doch niemand?

Habe mich sicherlich nicht immer richtig verhalten, etwa zweimal in der Unterstufe ziemlich Mist gebaut (und dafür auch gerade gestanden). Aber jetzt nichts Unverzeihliches, also da gab es viel, viel ärgere Vorfälle. Zudem waren ja dann in der Oberstufe auch viele neue Leute, die davon gar nichts wussten.

Ich würde gerne verstehen, wie es dazu kommen kann, dass man zum Außenseiter oder/und gemobbt wird. So kann ich meine Kindheit und Jugendzeit vll leichter verarbeiten und auch für mich selbst mitnehmen, wo meine Fehler gelegen haben könnten und was ich besser machen kann.

Denn wenn ich auch in den letzten Jahren sehr positive Erfahrungen gemacht habe, finde ich mich dennoch immer wieder in gewissen Außenseiterpositionen wieder, wenn die Leute auch heutzutage großteils dennoch sehr nett zu mir sind. Aber ich merke eben, dass die Mehrheit sich mit den meisten anderen in einer Gruppe immer etwas besser zu verstehen scheint als mit mir. Vll wirke ich auch einfach so uninteressant? Wahrscheinlich liegt das heutzutage aber auch an meiner häufig leider immer noch unsicheren Ausstrahlung.

Liebe Grüße
Luna

PS: Sorry, dass mein Beitrag so wirr klingt, befinde mich gerade mal wieder in einem zwanghaften Gedankenkarussel...

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candle.
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 11:29

Hallo Luna84!

Ich denke, du mußt erstmal die Begrifflichkeit definieren für dich, denn ein Außenseiter ist nicht zwangsläufig ein Gemobbter- so denke ich es mir.

Es ist natürlich schlimm mit deinem Herzen und bringt dich daher sicher schon in eine schwache Position. Deine Eltern haben dich da womöglich auch nicht so gestärkt.

Wenn ich an meine Schulzeit denke, gab es das alles auch, aber würde nicht behaupten, dass es Mobbing war, eher so Streiche.

Am besten ist es, dass du jetzt an deinen positiven Erfahrungen festhälst, damit sich auch die positiven Erfahrungen vertiefen. Du bist ja eh noch sehr jung und es wird noch sehr viel Entwicklung mit dir passieren.

Lieben Gruß!
candle
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MrsMuffin
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 11:35

Hallo Luna84,

ich weiß nicht,was in solchen Menschen vorgeht und deshalb kann ich dir zu den Gründen auch nicht viel sagen.
Aber ich kann dir erzählen,wie es bei mir war.

Ich war im Kindergarten und in der Grundschule recht beliebt und hatte viele Freunde.
Als ich auf die weiterführende Schule kam,änderte sich das.Die meisten Freunde gingen auf eine andere Schule als ich,aber da wollte ich nicht hin.Ich bin immer mit dem Bus zur Schule gafahren,mit noch 2 Anderen.
Am Anfang waren bei nett.Mit der einen war ich schon länger befreundet.Die Andere war ihre beste Freundin.
Ich hatte da schon das Gefühl,dass neid im spiel war,weil ich eben viel mit der besten Freundin der Anderen gemacht habe.
Naja,irgendwann gab es einen Streit.Ich weiß gar nicht mehr richtig worüber...eben ne Meinungsverschiedenheit,nix besonderes eigentlich.Das war morgens vor der Schule.Ich sprach dann den ganzen Schultag nicht mit denen,weil ich sauer war.Als wir mittags nach Hause gefahren sind,wurden schon so blöde Bemerkungen mir gegenüber gemacht,z.B.
"Guck mal,wie arrogant die guckt..."Ich dachte mir,dass sich das bis morgen wieder legt und wir uns wieder vertragen.
Leider falsch gedacht.Seitdem wurde ich auf's übelste fertig gemacht und niemand aus meiner Klasse hat mir geholfen.
Alle haben schön zugeguckt und zum Teil noch mitgemacht.Nach einem Jahr legte es sich.Plötzlich war es vorbei.
Meine zwei "Freundinnen" haben sich entschuldigt und ich habe widerwillig angenommen.
Ich weiß bis heute nicht,wie ich es ein Jahr ertragen habe und jeden Tag in die Schule gehen konnte und wie ich die Entschuldigung annehmen konnte.So was ist nicht zu entschuldigen,nie im Leben.
Ich habe auch angst,dass mir das wieder passieren könnte.Das war die schlimmste Zeit meines Lebens.
Ich merke jetzt,wie die Gefühle wieder hochkommen.Ich habe das auch immer noch nicht verarbeitet,ich träume sogar
regelmäßig davon.
Vielleicht hat dir meine Geschichte ja etwas Mut gemacht und dir gezeigt,dass du nicht alleine bist.

Liebe Grüße MrsMuffin
"Life is unfair,kill yourself or get over it"

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Rezna
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 12:51

Es klingt vielleicht hart, aber meine Erfahrung ist: Es liegt an Äußerlichkeiten. Zumindest in der Kindheit. Ich war Mobbingopfer, weil ich rotaarig und dick war, und zudem entweder von meiner mutter selbst genähte Sachen trug, oder die Altkleidersammlung der Nachbarn. Zudem Sommersprossen.
Wenn ich überlege, was die anderen Mobbingopfer in der Schule "falsch" gemacht hatten, so lassen sich auch hier immer Äußerlichkeiten fest stellen. Ein Mitschüler hatte einen extremen Stimmbruch, kikste überdurchscnittlich und hatte viele Wimmerl. Das reichte. Eine Mitschülerin wurde gemobbt, weil ihre Mutter an derselben Schule Lehrerin war, womit diese aber NIE angegeben hatte. Brillenträger standen auch gerne auf der Liste, und Kinder die keine Markensachen trugen.
Ebenso durfte ich nie auf Schikurs mitfahren, weil meine Eltern als Umweltschützer dagegen waren, außerdem konnten sie es sich nicht leisten. Oft kam es, dass wegen einem Mitschüler die Aktion stand oder fiel, also nur weil zu wenig mitfuhren die ganze Sache ins Wasser fiel. Da wurde dann von Lehrern und Mitschülern ein enormer Druck aufgebaut und man wurde zigmal am Tag gefragt. Ich sagte immer "Wegen der Umwelt" denn wenn ich sagte, wegen dem Geld, begannen Diskussionen darüber, warum meine Eltern so viele Kinder hatten... und so weiter...

Später wurde ich auch auf einer Arbeitsstelle gemobbt. Das hatte mehrere Gründe, einige hatten nichts mit mir zu tun, sondern betrafen eine Dynamik in die ich gesetzt und zum Spielball wurde. Die andere Sache war: Ich war immer in Jobs in denen die Kleidung unwichtig war, und in denen kreatives Chaos herrschte. Ich hatte von der Branche die Nase voll und wechselte in diese Stelle, in einen Bürojob. Dort kam man mit meiner "plumpen" Art, sag ich mal, nicht zurecht. Plump, weil ich nicht jeden Tag mit neuer Kleidung arbeiten kam, zudem eher bequeme als schöne Kleidung trug. Sie mochten nicht, wie ich meinen Schreibtisch organisierte. Zudem interressierte mich deren Gequatsche nicht. Jede Mittagspause die unapptetilichen Alkoholaussetzer vom Wochenende erläutern ging mir mächtig auf die Nerven, zudem wurde nach und nach in den Pausen auf mir herumgehackt. Das wollte ich mir ersparen, und so ging ich in der Pause spazieren, statt im gemeinsamen Pausenraum zu sitzen. Hier kann ich sagen, dass das Eine das andere ergab, und ich mich dann absichtlich zum Aussenseiter machte, um mich zu schützen.

Generell würde ich sagen, dass es eine Sache der Integration ist. Eine Gruppe will/muss homogen sein, und wenn jemand arg aus dem Konzept fällt, dann wird er ausgestoßen, gemobbt. So ein bisschen wie in einer Herde von Schafen oder Gnus oder sowas. Ein Tier das sehr anders ist, weil es sich "wund" bewegt, andere Farbe hat... irgendwie auffällig ist, gefährdet die Gruppe als Ganzes, macht die Herde leichter zur Beute. Der andere Grund, meine ich, ist, dass die Mobber jemanden brauchen über den sie dominieren können, sich besser fühlen können, indem sie jemanden als "minderwertig" erklären. Gewissermaßen erklären sie jemanden zu ihrem Opfer, damit sie selber keine Opfer sind. Und das gewürzt mit Gruppendynamik, da die Herde komplett sein will, oder Einzelne Angst haben, ebenfalls gemobbt zu werden.

Was kann man tun? Drauf haun! Das klingt hart, aber das ist der einzige Weg, wenn man Mobbing abschalten will, und Flucht keine Option ist. Man muss es den Mobbern mit doppelter Wucht heimzahlen. Man muss zeigen, dass man kein Opfer ist und dass sie, wenn sie auch nur noch einen Mucks in die falsche Richtung machen, Armageddon auslösen. Reden, intervenieren und so weiter bringt gar nichts, erfahrungsgemäß wird Mobbing dann nur subtiler. Man wird dann als Petze noch mehr getritzt, oder ignoriert nach dem Motto "Frau/Herr XY ist js so sensibel." und dann hört man bei jedem Mist: "Kann ich dir das übertragen, oder fühlst du dich dann gemobbt? Ach was, ich gebs gleich wem anderen." und so weiter. Man muss also unmissverständlich klar machen, dass man stärker ist, dass man so ein Verhalten unter gar keinen Umständen toleriert. Starke Menschen die auch stark auftreten, werden eher nicht gemobbt, da Mobber kleine Feiglinge mit schlechtem Selbstvertrauen sind.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Phönixia
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 16:28

Hallo Arta,

Ist ja richtig schlimm was du schilderst. Ich bin sicher, dass der Grundstein für Aussenseiter (Mobbing-Opfer) in der Kindheit gelegt wird.
Hier sind Kinder und Jugendliche wirklich oberflächlich, ein Kind, dass anderes ist, wird ganadelos gehänselt.
Aber bei Erwachsenen ist das nicht mehr so oberflächlich, die Gründe, vor allem wenn es bei verschiedenensten Menschen passiert, müssen dann auch im eigenen Verhalten liegen.
Das hat Luna schon gut erkannt.
@Arta, ich glaube du denkst du bist nur von "Feinden" umgeben und du bist in einer ständigen Verteidigungshaltung (das kommmt sicher aus deiner Kindheit) in sofern ist es nicht verwunderlich dass du nicht mit den Leuten klarkommst und sie nicht mit dir.
Warum hast du denn in einen Bürojob, wo man Wert auf Kleidung legte, gewechselt, wenn du nicht Wert auf Kleidung legst? Und wie war es in der anderen Arbeit, wie bist du da mit den Leuten zurecht gekommen?

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Rezna
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 22:41

@Phönixia
Sicher, irgend etwas macht einen Aussenseiter zum Aussenseiter. Irgend etwas das ihn von allen Anderen abhebt. In der Kindheit sind es recht simple Sachen, vor allem wenn Kinder beginnen, ihren Platz in einer sozialen Gruppe zu definieren. Ich sags mal so: Einer muss immer der Aussenseiter sein. Wer es ist, entscheidet sich durch verschiedene Sachen, auf jeden Fall aber durch etwas, das alle anderen NICHT haben. Daher haben Aussenseiter auch immer "Besonderheiten" an sich. Ich wette, in einem ärmlichen Gebiet in Irland, in einer Klasse voller pummeliger, sommersprossigen, rothaarigen Bande die die Kleidung ihrer älterer Geschwister abtragen, wäre ich kein Aussenseiter gewesen. Zumindest nicht wegen der Sachen, weswegen ich es hier wurde. Ob ich wegen anderer Dinge zum Außenseiter geworden wäre? ich weiß es nicht.

Bei der Arbeitsstelle später war das so eine Sache. In meiner ursprünglichen Branche kam mir alles sehr oberflächlich vor. Also nicht die Kollegen und das Arbeitsumfeld, das passte, aber ich hatte das Gefühl, ja nur für den Mülleimer zu produzieren, Luxusartikel und so weiter. Daher brauchte ich eine Auszeit. In der Firma in der ich mich meldete wurden medizinische Produkte verkauft für Menschen die darauf angewiesen sind. Ich war nie auf die Idee gekommen, dass es dort intern so oberflächlich zugehen würde. Ich wusste das im Vorfeld einfach nicht, irgendwie hatte ich gedacht, die Leute wären so Idealisten, die Menschen helfen wollen und solche Sachen. Tja, da hatte ich mich völlig getäuscht.
Wie kam ich zurecht. Nun, das Problem war, dass es zwei verfeindete Abteilungen gab, und mich der Chef zur Hälfte der einen und zur Hälfte der anderen zuwies, und meinte "je nach anfallender Arbeit". Wie man schon vermuten kann, wollte jede Abteilung mich als "ganze Kraft" für sich haben, nicht, weil ich so toll war, sondern weil man der anderen Abteilung keine zusätzliche Kraft gönnte. Das lief dann so weit, dass ich mich für jeden Handgriff rechtferigen musste, wenn ich für die eine Abteilung was machte, stand die andere daneben und meinte, aber eigentlich müsste ich für die was machen und die beanspruchen mich zu lange. Die Abteilungen bekriegten sich dabei nicht direkt, sondern das lief nur über mich als Spielball, und bald war natürlich alles was ich tat dann Kollaboration mit der verhassten Abteilung. Das war der Anteil für den ich nichts konnte. Ich saß oft beim Chef und bat ihn um eine Lösung. Aber er genoss das offensichtlich, meinte, er stülpe eine "Käseglocke" über mich, so solle ich mir das vorstellen, und weiter gings in die nächsten Wochen. Ich wurde natürlich dann noch angefeindet, weil ich die Abteilungen schlecht machen würde... es ergab eine unendliche Spirale. Vor allem, da ich nichts richtig machen konnte, zog ich mich immer mehr zurück, was dann die jeweiligen Abteilungen wieder persönlich auf sich und als Angriff werteten... Ich machte mich dann selber zum Aussenseiter. Diese Position kannte ich, und wenn ich mich selber dazu erklärte, dann konnten mir die Anderen leichter den Buckel runter rutschen... aber ich wurde krank damit und es wurde immer schlimmer. Der Chef steckte mich dann in ein Kammerl wo ich den ganzen Tag niemanden zu sehen bekam und nichts zu tun hatte, um diesen Krieg zu beenden - und dort beobachtete man mich bis ich einen Fehler mache um mich zu entlassen... was dann auch passierte.

Erst Monate, Jahre später gelang mir, die ganze Situation aufzuschlüsseln, die Dynamiken zu erkennen.

In allen anderen Jobs in denen ich war, gab es kein Mobbing. Im Gegenteil, abgesehen davon dass ich eben schüchtern bin, zurückhaltend, kam ich gut mit den Leuten zurecht und wurde oft auch sehr respektiert. Mir wurde das immer wieder auch bestätigt, dass die Leute mich mögen und/oder achten. Ich hab da wohl was an mir. Mir ist aber mittlerweile auch klar, dass ich mich nie wieder einer Mobbingsituation ausliefern würde. Damals war ich zu unsicher, nach zwei Kündigungen hintereinander (wegen Konkursen) stieg mir das Arbeitsamt auf die Zehen und ich fühlte mich mies... daher reagierte ich nicht rechtzeitig. Das ist das einzige was ich mir vorwerfen kann: Ich hätte schon in der ersten Woche kündigen sollen, war aber in so einem falschen Modus drin, von wegen durchhalten, und ich könne nicht schon wieder Arbeitslos werden, das Amt mache mir die Hölle heiß und ich wäre ja keiner der sich unterkriegen lässt. Heute denke ich anders: Lieber als Feigling da stehen weil man geht, und sich damit schützt, als sich total krank machen zu lassen auf eine Art, von der man sich vielleicht nicht mehr erholt. Heut würde ich wohl aber auch, sofern ich nicht gehe, auf den Tisch hauen. Generell aber würde ich nirgends bleiben wollen, wo der Sumpf fruchtbar genug für Mobbing ist.
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MrsMuffin
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Beitrag Di., 29.11.2011, 11:19

@Phönixa und Arta

Ich finde nicht,dass mobbing unbedingt was mit dem Aussehen, wie jemand spricht oder sich gibt zu tun hat.
Bei mir war es ganz anders.Ich sehe normal aus und habe auch sonst keine Auffälligkeiten.Trotzdem wurde ich gemobbt.
Ich habe mich einfach mit den falschen Leuten abgeben und ich war eben leichte Beute für sie.
Sie haben in mir wohl jemanden gesehen,an dem sie sich auslassen konnten.
Bei mir waren es auch "nur" drei Leute.Die Anderen aus der Klasse haben mich in Ruhe gelassen,aber mich verteidigt haben sie auch nicht.Diese drei hatten eine unheimliche Macht in der Klasse und da hat sich wohl keiner getraut was zu sagen,weil sie womöglich dann noch selbst gemobbt würden.
Es war einfach nur schrechlich.Ich würde jetzt auch einfach gehen,wenn ich wieder gemobbt werden würde.
Nochmal würde ich das nicht überleben.
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Tigerkind
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Beitrag Di., 29.11.2011, 11:33

Ich möchte mich da MrsMuffins Meinung anschließen, genauso sehe ich das auch.
Leider weiß ich auch keine Lösung für das Mobbingopfer außer zu gehen.

Wie Mobbing ensteht und wie man es verhindern könnte, da müssen wohl Fachleute ran, in Schulen wäre es sicher gut wenn geschulte Psychotherapeuten mal einen Blick auf die Klasse, aber auch auf die Lehrer werfen würden.

Tiger
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 07:35

Ich habe das Thema mobbing mal von der Gruppendynamischen Seite erklärt bekommen:
In jeder Gruppe (und das trifft auf Familien genauso zu wie auf Unternehmen oder Schulklassen) gibt es vordefinierte Rollen:
1) den Anführer - kann auch eine Kleingruppe sein
2) den Experten - der führt nicht an, aber genießt Achtung
3) den Mitläufer - das sind die meisten
4) den Sündenbock oder Aussenseiter - der kriegt alles ab und wird zum Mobbingopfer
Diese Rollen formieren sich ganz automatisch sobald eine Gruppe entsteht, das ist nicht zu verhindern. Aber das interessante ist, dass sie nicht an individuelle Personen gebunden sind. Wichtig ist nur, dass jede der Rollen irgendwie besetzt ist. Denn, wenn aus irgendeinem Grund Person XY, die die Sündenbock-Rolle einnimmt, ausfällt (weggeht), nimmt automatisch irgendeine andere Person die Rolle ein. Diese Person weiß oft nicht woran es liegt (Aussehen? Art? Benehmen?). Ist auch völlig egal. Wichtig ist nur, dass die Rolle immer besetzt sein muss, aus gruppendynamischen Gründen.
In der Praxis funktioniert es am besten, wenn mehrere Personen die Sündenbockrolle abwechselnd einnehmen - dann gibt es kein Mobbing, weil kein eindeutiges Opfer da ist, auf das sich alles focussiert. Eine andere Variante habe ich selbst mal erlebt - jemand, der bereits ausgeschieden war blieb in der Rolle: Alle Fehler wurden auf die "Vorarbeit" dieser Person geschoben. Nachdem sie aber bereits weg war, war es für sie egal. Aber in der Gruppe kam es dadurch zu keinem Mobbing.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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MrsMuffin
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Beiträge: 335

Beitrag Mi., 30.11.2011, 11:26

Ja,dass klingt für mich logisch.
Nur schade,dass ich der "Sündenbock"sein musste.
Aber ich war für diese drei wirklich leichte Beute,weil ich mich von deren Stärke hab einschüchtern lassen.
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shouqici
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 12:21

Ratlosigkeit hat geschrieben:In jeder Gruppe gibt es vordefinierte Rollen:
1) den Anführer - kann auch eine Kleingruppe sein
2) den Experten - der führt nicht an, aber genießt Achtung
3) den Mitläufer - das sind die meisten
4) den Sündenbock oder Aussenseiter - der kriegt alles ab und wird zum Mobbingopfer
Ja, klingt logisch, ist aber sicher nicht immer so anwendbar - ich bin einmal gemobbt worden (schon lange her...) - ich war in einem größeren Betrieb beschäftigt und dort wohl so etwas wie der 'Experte' - kam mit Allen gut aus, wurde häufig um Rat gefragt, war aber eher Einzelgänger. Als der Abteilungsleiter in Pension ging, wurde allgemein erwartet, dass ich der Nachfolger wäre - und dann bekam die Schwester des Chefs diesen Posten. Da gab's dann plötzlich Intrigen und Gerüchte - von Außenstehenden wurde mir jetzt zugetragen, dass ich höchst unbeliebt wäre, niemand mit mir 'könne' etc., der Chef war plötzlich mit meiner Leistung nicht mehr zufrieden - und nach einiger Zeit wurde ich an eine entfernte und wenig beliebte Außenstelle versetzt. Später erzählen mir ehemalige Kollegen, dass ich froh sein sollte darüber - das Betriebsklima in der Abteilung habe sich massiv verschlechtert...

MfG shouqici
Um sanft, tolerant, weise und vernünftig zu sein,
bedarf es einer nicht geringen Portion von Härte.


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Rezna
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 13:24

Was Ratlosigkeit sagt triffts. Eine Andere Sache ist dabei, wie ausgeprägt sich diese Strukturen äußern. Nicht zwangsläufig wird ein Aussenseiter gemobbt. Mobbing sehe ich als eine spezielle, gefährliche Dynamik die sich auf eine einzige Person focussiert und mitunter erst Endet, wenn das Opfer tot ist, weg gegangen oder aber ordentlich zurückschlägt und damit die Dynamik durchbricht. Mobbing lässt sich zudem nicht mit einem Gespräch klären, dazu ist die Dynamik zu heftig. Ich glaube, ein wichtiger Motor für Mobbing sind enormer Druck von "oben" und ein generell schlecht organisiertes System in welchem diese Dynamik ausbrechen kann.

Die Frage die mich, und die Threaderstellerin, so ich verstanden habe, beschäftigt, ist: Wer nimmt welche Rolle an, und warum? Hat man eine Gruppe von vier Leuten, die man im Vorfeld quasi castet, welche Menschen würde man für diese Rollen auswählen - und - kann man davon ausgehen, dass in der Gruppe diese Personen tatsächlich die zugemutete Position einnehmen? Oder anders: Wenn man vier x-beliebige Menschen ins Rennen schickt: Ist da bereits vordefiniert, wer welche Rolle haben wird? Und: Bestimmen das die Leute selber? Andere in der Gruppe?

Bis zu einem gewissen Grad, sag ich mal, erfüllen die Menschen schon das, was ihnen liegt (nicht zwangsläufig das was sie wollen). Jemand kann beispielsweise ja auch irgendwie ständig zum Anführer oder Experten werden, ohne das zu wollen. Dennoch aber, so denke ich, erfüllen wir gewisse Parameter. Durchaus auch aus Gewohnheit.

In meinem Fall begann alles mit einer oberflächlichen Andersartigkeit in der Kindheit. Das hat mich natürlich geprägt. Nun könnten sich daraus ergeben: a) ich versuche mich extrem anzupassen und für Mobbing unsichtbar zu werden b) alles zu tun um in der Gruppe angenommen zu werden c) mich zurückziehen und Kontakt meiden. Je nachdem kann das dann zu einer anderen Rolle in der Gruppe führen, oder vorhandene Rollen verstärken. Ich denke, auch als eine Form der Anpassung, Akzeptanz. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, was ihm hilft, in seiner Umwelt zu überleben. Hegt er beständig Widerstand gegen das was ist (egal wie ungerecht) kann er nicht agieren, hemmt sich. Bis zu einem gewissen Grad passen sich Menschen in die unwirtlichsten Situationen hinein an. So kann es sein, dass die Rolle des Aussenseiters zu einer vertrauten Rolle wird. Wie in meinem Fall. Mein "Einstieg" ins soziale Leben draußen war zunächst wegen Äußerlichkeiten schlecht. Daraus entwickelten sich bei mir soziale Ängste und Unsicherheit. Dies wiederum führte zu weiterem Ausschluss aus den Klassen, da ich mich nicht traute mitzumachen, zu reden, mich zurück zog und vor allem in Mobbingsituationen an anderen Mitschülern sich quer legte... und damit schnell selber wieder in diese Rolle rutschte. Ich blieb dann immer die, die am Rand des Spielfeldes steht und die Klasse von "Außen" betrachtet. Ich beobachtete die Zusammenhänge und begann die Strukturen sogar zu verachten - wollte immer weniger auch Teil dieses für mich perversen Spiels sein.
Später entschied ich mich damit automatisch, ein Aussenseiter zu sein. Ich weigerte mich zu Partys zu gehen, und wenn doch, stand ich am Rande, sah zu wie die anderen tanzten oder sich im Balzverhalten lächerlich machten, sich betranken, und wollte wieder gehen. Der Rolle des Aussenseiters fühlte ich mich gewachsen, die Rolle des Anführers wäre mir zu heftig gewesen und Mitläufer verachtete ich, und für den Experten war ich zu unsicher.

Will sagen: Als Kind suchte ich mit die Rolle nicht aus, ich bin da hinein gewachsen, und heute wähle ich sie freiwillig, ja, gefalle mir ein Stück weit auch darin.

Wobei ich Außenseitertum deutlich von Mobbing unterscheiden würde. Quasi: Einen Außenseiter zu haben/bestimmen bedeutet noch nicht Mobbing, aber wenn Mobbing entsteht, wird meist der Außenseiter zum Opfer.

In meinem Fall war ich als Erwachsener nur in einer einzigen Firma Mobbingopfer, obgleich ich in jeder Firma Aussenseiter war. Ursache war in dieser Firma zum einen schlechte Strukturen und zum anderen großer Druck auf die Mitarbeiter, wie eben auch eine negative Dynamik die ohne mich entstanden ist. Wäre ich nicht in den Betrieb gekommen, wäre wohl wer anderer Mobbingopfer geworden, aber ich kam als Aussenseiter und war damit perfekt für die Rolle. Ich hätte auch als Anführer kommen können und diese Dynamik sogar sprengen können... bin ich aber nicht. Weil mein Muster eben der Aussenseiter ist. Das legitimiert jedoch noch keinesfalls Mobbing. Das bedeutet auch nicht, dass ich schuld bin, gemobbt zu werden.

Oder anders: Eine Kuh ist eine Kuh, deswegen hat sie sich nicht ausgesucht als Schlachtvieh getötet zu werden, und ist auch nicht Schuld daran, oder provoziert das mit Absicht. Die Welt hat für sie allerdings dieses Schicksal vorgesehen, sofern die Umstände passen (sie also in menschliche Gefangenschaft kommt oder nicht in Indien lebt).
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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Phönixia
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 16:32

Hallo Ratlosigkeit,
Ich habe das Thema mobbing mal von der Gruppendynamischen Seite erklärt bekommen:
In jeder Gruppe (und das trifft auf Familien genauso zu wie auf Unternehmen oder Schulklassen) gibt es vordefinierte Rollen:
1) den Anführer - kann auch eine Kleingruppe sein
2) den Experten - der führt nicht an, aber genießt Achtung
3) den Mitläufer - das sind die meisten
4) den Sündenbock oder Aussenseiter - der kriegt alles ab und wird zum Mobbingopfer
Ich würde deinen Satz nur um ein Wort ergänzen, dann stimmst für mich eher:
In jeder unreifen Gruppe (und das trifft auf Familien genauso zu wie auf Unternehmen oder Schulklassen) gibt es vordefinierte Rollen:
Bei Kindern und pubertierenden Jugendlichen und unreifen Erwachsenen Gruppen gibt es und entwickeln sich solche Rollen. Leider gibt es viele unreife Gruppen, aber Gott sei dank auch viele reife.
In sofern, nein es muss für eine Gruppe keine "Sündenböcke" geben. Sowas geschieht meist in Gruppen mit "Null" Problemlösungs- und Konfliktlösungskompetenz.
Man nennt es auch schlechtes Gruppenklima, oder Betriebsklima.
Eine Gruppe mit "Sündenbock"-Mentalität ist eine gestörte, dysfunktionale Gruppe.
Die reifen Menschen suchen sich aber reife Gruppen, oder verlassen die unreifen Gruppen schnell wieder und lassen die unreifen Menschen dann "unter sich".
Zuletzt geändert von Phönixia am Mi., 30.11.2011, 16:56, insgesamt 1-mal geändert.

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Ragneda
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 16:38

Das stimme ich Phönixia zu. Wir hatten sowohl in unserer Klasse in der Schule niemanden der gemobbt wurde, vlt. ein paar Außenseiter, zu dennen alle nett an sich waren. Ja grausliche Klamotten und schüchtern waren sie, aber niemand hat sie in Shut und Asche zerlegt...wir waren eben eine Elite intelligenzbestien Klasse . Ich war selber damals sowas wie Außenseiter, weil ich mit meinen gleichaltrigen nichts anfangen konnte. Meine alle Freunde waren älter, aber ich fühlte mich ursicher und war mit allen in guten Kontakt. Zu dem mein Verehrer ein paar Klassen höher damals war, könnt mir eh keiner was anhaben
Als auch bei der Arbeit, in einem ziemlich großem Unternehmen wüßte ich nicht, dass jemand gemobbt wurde. Sicher einige waren "everybody darlings", die anderen eher "nervensägen-brummer", aber der mittelmass an sich freundlich und ausgegliechen. Und kein Mobbingopfer vorhanden. (den musste ich später für meinen Roman sogar erfinden in dem Kollektiv, das ich als Beispiel mitnahm)
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