Expositionsübungen - wie überlebt ihr sie?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Expositionsübungen - wie überlebt ihr sie?

Beitrag Do., 24.11.2011, 13:50

Hallo.

Da die Suche im Augenblick nicht funktioniert, habe ich keine Ahnung, ob es dazu schon andere Threads gibt.

Gibt es unter euch auch solche, die Expositionsübungen erfolgreich überlebt haben?

Ich stecke gerade mitten in einer. Da die grössten Ängste bei mir die vor Strassenschmutz und die vor Spinnen sind, wurden gestern das Bett und die Wohnung (auch alle Möbel) mit Strassenschuhen begangen und auch sämtliche Dusch- und Handtücher auf die Strasse gelegt und danach noch mit Schuhen betreten.

Soweit halte ich aus. Der Knackpunkt: Ein Spinnennetz im Bett (wobei ich geplant hatte, so lange auf den Schlaf zu verzichten, bis ich irgendwann in's Bett falle und eine Sekunde später eingeschlafen bin - also nicht mehr viel mitkriege) und ...

... eine Spinne in meiner Küche, die sich während der Übung unbemerkt eingeschlichten hatte (ha ha).

Mir fällt es gerade sehr schwer, meine Gefühle diesen Tieren gegenüber in die richtigen Worte zu fassen. ANGST ist der treffende Begriff dafür. GANZ GROSSE ANGST.

Ich habe das Vieh mit Gift abgespritzt (völlig unmenschlich, schon klar, aber ich kann mich dem Tier, wenn es lebt, nicht nähern - wahrscheinlich würde ich es nur tottreten, wenn es so nahe wäre, dass ich keine andere Wahl hätte - und den Schuh danach verbrennen), und bisher ist noch jede Spinne daran gestorben. Aber da das Tier irgendwie hell war und es mir zudem extremst schwer fällt, mich ihm auch nur zu nähern, auch wenn es tot ist, habe ich den Leichnam noch nicht entdeckt.

Die Küche ist gerade Sperrgebiet.

Ich habe mit Tüchern AUF dem Bett zu schlafen versucht, zum grössten Teil vergeblich. Habe eben meinem Therapeuten geschrieben (erlaubt), der mir allerdings "nur" antwortete, wenn ich die Zwänge loswerden wolle, müsste ich die Spinne und das Netz in der Wohnung lassen, und er glaube daran, dass ich das schaffe.

Aber ... Dass die Spinne tatsächlich da ist, war so nicht geplant. Er wollte eigentlich eine mitbringen, hat aber keine gefunden. Es wäre vielleicht überlebbar gewesen, das Ding zu berühren, wenn ich seine Hand halten könnte (das habe ich ihm auch gesagt), aber in anderen Fällen würde ich absolut ernsthaft mein Herz testen lassen, bevor ich diesen Viechern zu nahe komme (das Herz könnte durch die jahrelange Bulimie geschädigt sein, und ich befürchte, bei einem Kontakt dieser Art vor Angst zu sterben).

Nun, was tun? Essen tue ich augenblicklich ausserhalb der Küche (Popcorn, Schokolade, Nüsse etc.), aber schlafen? Die Kombination von Spinne und Netz im Bett haut mich um.

An euch draussen, die eine Expositionsübung schon überstanden habt, nur ein Wort: Wie? Und kennt ihr solche Gefühle auch?

Ich wäre um Antworten sehr, sehr dankbar ...

Liebe Grüsse,

EoG
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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AngelikaR
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Beitrag Do., 24.11.2011, 14:50

Sorry, dass ich dir nicht helfen kann (weil wenn ich eine gräßliche Spinne sehe, verpass ich ihr einen langsamen grausamen Tod und gut ists).

Aber was liegt denn da nun auf deinem Bett? Ein leeres Spinnennetz? Kannst du das nicht einfach wegsaugen mit dem langen Stabsaugerrohr, wenn du es nicht anfassen kannst?
Da die grössten Ängste bei mir die vor Strassenschmutz und die vor Spinnen sind, wurden gestern das Bett und die Wohnung (auch alle Möbel) mit Strassenschuhen begangen und auch sämtliche Dusch- und Handtücher auf die Strasse gelegt und danach noch mit Schuhen betreten.
Bitte was? Ich hoffe, du hast einen guten Anwalt, der die nun verdreckten Möbel (!!!) einklagt und denen eine heftige Reinigungsrechnung bezüglich der Textilien übermittelt.

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Beitrag Do., 24.11.2011, 15:18

Hallo.

Vielen Dank für deine Antwort.

Ich glaube, du verstehst da etwas falsch ...

Es geht um Expositionsübungen, soll heissen: Konfrontationstherapie. Das Netz soll da sein, ich sollte das aushalten können. Und der Schmutz auf Möbeln und Tüchern soll da sein (beides lässt sich nach den zwei Wochen, die ich das durchhalten muss, problemlos reinigen) soll auch da sein.

Aber eben ...
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AngelikaR
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Beitrag Do., 24.11.2011, 15:24

Entschuldige, ich wusste nicht, dass du nun 2 Wochen im Dreck und mit versautem Bett leben musst.

(Eine Freundin von mir machte diese Therapie - auch wegen Spinnen - aber da reichte es, dass sie die Spinne einfangen/töten und wegräumen konnte.)

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Geheimgeheim
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Beitrag Do., 24.11.2011, 15:31

Hast Du denn irgendwelche Hilfen? Also Therapeutischer Art, sicherer Ort, Tresor oder so?
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Beitrag Do., 24.11.2011, 15:58

Nein, aber ich glaube, das soll auch nicht so sein ...

Man soll sich der Situation gedanklich und emotional stellen, sie aushalten, und auch merken, dass man es überlebt, mit dem Objekt/den Objekten seiner Angst zu leben - bis die Angst nachlässt.

Und weil ich eine ewige Drückebergerin bin, wäre die Softcore-Methode nichts für mich.

Eigentlich macht mir diese Spinnenangst am meisten zu schaffen, das andere wäre erträglich.
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 24.11.2011, 16:35

Hast du vieleicht Freunde und Bekannte die zu Besuch kommen könnten um dir etwas Ablenkung zu verschaffen?

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Beitrag Do., 24.11.2011, 19:56

Danke für die Idee. Die ist wirklich gut.

Meine Mutter könnte kommen - wenn sie Zeit hat. Die weiss allerdings nicht, dass ich eine Expositionsübung mache (und kennt auch kaum meine Probleme, was nicht an mir liegt). Ich habe sie allerdings dennoch schon gefragt, ob sie Zeit hat.

Eine enge Freundin von mir, mit der ich mich heute lange unterhalten habe, weiss Bescheid, und ihr würde der Schmutz nichts ausmachen - wohl aber die Spinne (sie hat (auch) eine Spinnenphobie).

Eine weitere enge Freundin von mir hat sich bereits bereit erklärt, mir zu helfen, wo sie kann, um das durchzustehen. Aber obwohl sie weiss, dass ich eine Expo mache (und, weshalb), schäme ich mich für all' den Schmutz ... Auch wenn das absolut bescheuert ist.

Ich will den gedanklichen Ansatz nun aber nicht generell mies machen. Nun ja ... Zwei Wochen muss ich das durchstehen, heute folgt die zweite Nacht. Ich muss schlafen, das weiss ich (fehlender Schlaf wirkt sich bei mir sehr, sehr schnell negativ aus), aber ich bin zu aufgewühlt.

Ist zwar eisig kalt draussen, selbst mit mehreren Kleiderschichten, aber noch schaffe ich es nicht, in die Wohnung zurück zu gehen.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

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Elfchen
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Beitrag Fr., 25.11.2011, 09:27

hallo du

ich mache das auch mit mir ab und an.
ich laufe dann extra über grosse leere plätze, gehe extra über felder spazieren.

ich versuche dem einen sinn abzugewinnen, mich aus gewissen isolationen und va. qualen zu holen. ich versuche es wenigstens.
an deiner stelle täte ich mich nicht nur ablenken, sondern versuchen, den schmutz zu berühren.

und das mit den spinnen- ich glaube, das kennen so viele menschen. mir wird auch fast schlecht beim anblick derer, und ich krieg gänsehaut.

viel erfolg und nicht allzuviel ablenken!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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stern
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Beitrag Fr., 25.11.2011, 11:53

Das Netz soll da sein, ich sollte das aushalten können.
Und kannst du das? Also in dem Sinne =>
Man soll sich der Situation gedanklich und emotional stellen, sie aushalten, und auch merken, dass man es überlebt, mit dem Objekt/den Objekten seiner Angst zu leben - bis die Angst nachlässt.

Weil entscheidend ist IMO durchaus, dass das dann auch passiert (Nachlassen der Angst... sonst ist's eher nutzlos bis vielleicht sogar angstverstärkend, wenn's nur "hochschnellt")... was vermutlich auch oft Vorbereitung (z.B. auf emotionaler Ebener) erfordert. Selbst habe ich keine Erfahrung mit derartigen Expostionen (klingt auch ziemlich hardcore... was es für dich vermutlich auch ist), nur in der Klinik aus Erzählungen ab und an etwas mitbekommen (z.B. jemand mit Putz- oder Reinigungszwang, die dann im wahren Sinne ins Klo langen musste, etc. bzw. auch anderweitige Konfronationen mit Schmutz, z.B. auch länger mit denselben Klamotten rumlaufen, x Tage nicht waschen/duschen... glaube auch teils mit verschmutzen Dingen im Bett schlafen, etc... was ich für meinen Teil zwar durchaus auch als ekelig bzw. "brauche ich nicht unbedingt" empfinden würde, aber keine Angst hätte, das nicht zu überleben bzw. nicht aushalten zu können)... aber mit Vorbereitungen bzw. Abstufungen (also Steigerungsgraden, dass man sich der maximal-Angst annährt, aber nicht von 0 auf 100). Und individuell ausgesuchte Expostionen (je nach dem, was die Ängste/Zwänge konkret sind) erfolgten dann auch m.W. i.d.R. MIT dem Therapeuten zusammen (der sich dann z.B. auch auf einer fiktiven Skala das Angstniveau schildern ließ, etc.), vielleicht notfalls auch die Hand gereicht hätte, keine Ahnung. Auch wurde danach die flutende Angst bzw. der Hintergrund derselben bearbeitet bzw. bewusster gemacht... vielleicht auch teils schon im vorhinein oder etwas währenddesen. Natürlich gab' auch div. Übungen alleine (mit Anleitung)... aber eben nicht alles allein (selbst mein letzter Thera (amb.) meinte mal, dass er manchmal schon Leute mit Zwängen/Ängsten sozusagen vor Ort begleitete).
Nun, was tun? Essen tue ich augenblicklich ausserhalb der Küche (Popcorn, Schokolade, Nüsse etc.), aber schlafen? Die Kombination von Spinne und Netz im Bett haut mich um.
Also ich denke, es würde evtl. langen, die Übungen etwas abzuschwächen. Und wenn das halbwegs geht, DANN weitere Steigerungen einzubauen... würde zumindest ich erfragen, weil ich nicht so hardcore stehe. Denn es kann ja IMO auch nicht folgendes der Sinn sein
Ist zwar eisig kalt draussen, selbst mit mehreren Kleiderschichten, aber noch schaffe ich es nicht, in die Wohnung zurück zu gehen.
dass du nun (wieder) vermeiden musst, so dass du dir gar einen abfrierst bei der Kälte... bzw. überlebenswichtige Bedürfnisse (wie Essen und Schlaf) Einschränkungen erfahren müssen. Und das bringt evtl. vielleicht auch nicht soviel:
wobei ich geplant hatte, so lange auf den Schlaf zu verzichten, bis ich irgendwann in's Bett falle und eine Sekunde später eingeschlafen bin - also nicht mehr viel mitkriege
weil das ja in dem Sinne keine Konfrontation ist. Weil du dann die Erfahrung "Abflauen der Angst" vielleicht nicht wirklich registrieren kannst (aber es wäre ein Fortschritt zum Schlafverzicht im Bett...!!!)... sondern eher ein dann-eh-nix- mehr-mitkriegen-aber-hauptsache-im-Bett-schlafen/"betäuben".

Wo schläfst du btw. nun bzw. wo hältst du dich tagsüber weitgehend auf? Bzw. wäre deine Thera bereit, dich bei manchen Expostionen auch körperlich präsent zu begleiten?

Spinnenphobie habe ich nicht wirklich (aber mögen tue ich sie auch nicht)... ab einer gewissen Größe habe ich schon etwas Angst/Ekel... aber dann sauge ich sie aus maximaler Distanz mit dem Staubsauger ein. Eine Freundin hat eine leichte Phobie (mehr wie ich, aber nicht das Ausmaß wie bei dir)... so dass sie teils auch jemanden holen musste, der die Spinne entfernt... teils mitten in der Nacht. Bei kleineren Exemplaren, habe ich ihr den Tipp gegeben eine Glas zu nehmen, Papier/karton drunter schieben und Spinne rausbefördern (inkl. mancher Vorführung ).... und sie (Spinne) könne da nix machen, sie (freundin) könne sich die Spinne dann auch etwas aus sicherer Distanz ansehen... sozusagen ein softere Form der Densensibilisierung . Mit nicht allzu großen Spinnen kriegt sie es nun so hin (und ist dann auch stolz auf sich).
Liebe Grüße
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montagne
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Beitrag Fr., 25.11.2011, 14:31

Ist das denn ein approbierter Therapeut der sowas macht?

Ich meine klar, man muss sich seinen Ängsten stellen, wobei das mit Phobien je nach Therapieschule auch unterschieldich gesehen wird, aber gut.

Nur ist es doch sinnvoller Alltagssituationen zu üben, oder? In wessen Alltag kommt es vor, dass Handtücher und Bettwäsche mit Straßenschuhen begangen werden und danach ohne zu waschen benutzt werden?

Ander sehe ich es mit auf die Straße gefallene, handschuhe, Schlüssel, meinesweten Schal, Mütze. das wäre schon praktisch, wenn man dass dann gleich wieder benutzen kann.


Das ist wie jemand, der nicht Bahn fahren kann, wegen Agoraphobie, der muss das wieder lernen, ganz klar. Aber dazu muss er nicht das S-Bahn-Surfen üben.
amor fati

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AngelikaR
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Beitrag Fr., 25.11.2011, 14:56

Ich habe keine Erfahrung mit Therapien, aber mir kommt das alles etwas seltsam vor.
Mir kommt das vor wie, ich lasse jemanden vergewaltigen, nur damit er seine sexuellen Probleme löst. Das kanns ja nicht sein...

1) Jemanden 2 Wochen im Dreck leben lassen, nur damit er Dreck aushält? (Ich hoffe, sie haben wenigstens 1 sauberes Handtuch dargelassen, wenn sie schon die Möbel befristet ruiniert und unbrauchbar gemacht haben - welcher gesunde Mensch setzt sich bitte auf ein dreckiges Sofa und darf es nicht putzen?)

2) Jemandem Insekten(reste) ind ie Wohnung zu plazieren und verbieten, sie wegzuräumen wie es jeder normale und gesunde Mensch auch täte?

3) Das ganze auch noch personell unbegleitet und ohne akute Hilfemöglichkeit (sonst säße die TE nicht bei winterlichen Temperaturen unwürdig auf der Strasse)?

4) Keinerlei "Steigerungs- und Abmilderungs"-Prozess zum leichteren Fertigwerden damit?

Ich werde ziemlich wütend, wenn ich mir das vorstelle - aber wie gesagt, ich habe keine Therapieerfahrung.

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stern
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Beitrag Fr., 25.11.2011, 15:57

Punkt 3) und 4) habe ich auch angesprochen... ansonsten halte ich die Art der Exposition, die m.W. ja gerade die Maximalangst streifen soll (aber dann auch wieder zum Abflauen bringen sollte... ist das der Fall, siehe oben?) für nicht sooo ungewöhnlich. Also ähnliches berichteten manche Patienten in der Klinik auch, in der ich war, bei denen Konfrontation mit Schmutz ein Thema sein musste. Ich hätte das wohl gepackt (weil meine Ängste anders gelagert sind... aber machen hätte ich es auch nicht mögen, und ebenfalls als ekelig oder ggf. angstbesetzt empfunden, natürlich auch einem anderen Niveau), wie: Ungewaschene Kleidung tragen. In Kloschüsseln langen (die ja in der Klinik mehr oder weniger öffentliche sind). Sich mehrere Tage (oder war es eine Woche) nicht waschen/duschen... oder auch irgendwelchen Straßenschmutz in Form von Tüchern mit ins Bett nehmen. In irgendetwas hineingreifen (wie Mülltonnen), best. Dinge anfassen (individuell ausgesucht, je nach Art der Angst). Oder auch bei einem Training zur Selbstsicherheit waren manche Übungen teils auf einem Niveau angesetzt, das man für eine alltagstaugliche Selbstsicherheit nicht unbedingt braucht... da war eine Begründung: Wenn man das schafft, dann schafft man andere Dinge lockerer (wobei die Therapie natürlich weiß Gott nicht nur aus Übungen bestand, waren aber in manchen Gruppen sozusagen Ergänzung bzw. eine Facette der Therapie). Trotzdem bleibe ich dabei: Sobald etwas überfordert bzw. der Pegel eher hochnellt als abflaut (wie es sein sollte), ist es i.d.R. kontraproduktiv. Insofern: Wer aufgrund eines Waschzwangs vorher x Rituale hat und sich (für normalsterbliches Empfinden viel zu oft wäscht), dessen Maximalangst wird umso mehr gestreift, wenn er sozusagen ein Waschverbot erhält (macht "normal" auch niemand, sie tagelang nicht zu waschen und so mit anderen in Kontakt zu treten)... und dann allmählich "Gewöhnung" und Abschwächung der Angst erfolgen soll (Ziel). Mir wäre es vermutlich (auch) zu hardcore... kann ich aber schlecht aus einer anderen Position sagen.
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Beitrag Fr., 25.11.2011, 17:24

Die TE meidet doch jetzt aber ihre Küche und praktiziert schrottiges Schlafverhalten, aufgrund der "Exposition". Ob das hilfreich ist? Wie du sagst, was bringst an praktischem lernwert und emotionaler Erfahrung, wenn die Angst das übersteigt, was man bewältigen kann?

Zumal ich Dinge wie Schmutztuch mit ins Bett nehmen, ja okay, finde ich was anderes als mit Straßenschuhen auf dem Bett rummachen.
Was ins Klo reingreifen angeht.. na ja das ist schon Alltag, wie will man es sonst putzen? In Mülltonnen muss man nicht reingreifen, aber den Rand von soner Biotonne anzufassen, um den decken anzuheben, na ja... ist sicher nicht hygienisch und appettitanregend.

Ich hab nun keine extreme Sozialphobie gehabt, aber schon solche Ängstre, die mit Vermeidung und Erröten, Stotern in der Situation einhergingen, obwohl ich auch unter hohem (aber normalem) Stress nicht stottere, auch Blackouts hatte ich. Aber ich habe mich nur mit Alltagssituationen konfroniert. und zar Schrittweise, mit einfachem begonnen und mich dann gesteigert, bis dahin, dass ich alles tun kann, wa sich möchte,w as nötig ist. Aber nicht mehr. Bsp. ich kann sogar (nicht extra geübt ) ein Gurkenglas im Supermarkt runterschmeißen, einen Verkäufer aufsuchen und ihn auf das Missgeschick hinweisen, damit es beseitigt werden kann und nicht Breitgefahren wird.
Ich muss mir aber nicht in der Öffentlichkeit einpissen können oder nackig rumrennen....
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stern
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Beitrag Sa., 26.11.2011, 12:11

Die TE meidet doch jetzt aber ihre Küche und praktiziert schrottiges Schlafverhalten, aufgrund der "Exposition". Ob das hilfreich ist? Wie du sagst, was bringst an praktischem lernwert und emotionaler Erfahrung, wenn die Angst das übersteigt, was man bewältigen kann?
Glaube, wir liegen auch nicht auseinander... dazu schrieb ich auch im ersten Posting etwas, dass es das doch nicht sein kann. Und ob es z.B. möglich wäre Abstufungen einzubauen bzw. mehr therapeutische Begleitungen (weiß aber natürlich nicht, wie die Expostion aufgebaut ist). Auch Augen-zu-und-durch bzw. ich-falle-irgendwann-ins-Bett-weil-ich-nicht-mehr-anders kann wäre in gewisser Weise eine Vermeidung... weil es zur Methode auch gehört, dass man bewusst in Kontakt mit den Ängste kommt (inkl. der Erfahrung des Abflauens).
Aber ich habe mich nur mit Alltagssituationen konfroniert. und zar Schrittweise, mit einfachem begonnen und mich dann gesteigert, bis dahin, dass ich alles tun kann, wa sich möchte,w as nötig ist. Aber nicht mehr. Bsp. ich kann sogar (nicht extra geübt ) ein Gurkenglas im Supermarkt runterschmeißen, einen Verkäufer aufsuchen und ihn auf das Missgeschick hinweisen, damit es beseitigt werden kann und nicht Breitgefahren wird.
Hihi... Übungen analog zum Gurkenglas waren sogar dabei, sogar noch ein bissi was draufgesetzt (inkl. der Umsetzung natürlich)... wobei es natürlich der Punkt ist, dass es wenig bringt, wenn nicht die zentaleren Ängste angesprochen werden (also jemand der primär Redeangst hat, der kann vielleicht dennoch ein Gurkenglas umwerfen... was dann in Bezug auf die Redeangst wenig bringt, wenn man im Supermarkt oder sonstwo reihenweise irgendetwas umschmeisst). Meine jetztige Thera (TFP) hielt auch nicht so viel davon (für mich). *hüstel* mein stat. Thera für mich genau genommen auch nicht - mit der Begründung, bei mir liegen die zentralen Punkte auf andere Ebene (ein derartiges Training sei nur dem übergestülpt, worauf es bei mir vielmehr ankäme). Dass ich trotzdem daran teilnahm, ist einer gewissen Sturheit meinerseits zu verdanken, die felsenfest der Überzeugung war, dass da wesentliches hängt *hüstel*... ich wurde eines besseren belehrt (erwähnte ich zur Ehrenrettung meines stat. Thera dazu, worauf meine Thera dann auch wieder grinsen musste... und dann auch noch hinzufügte: Na, die Selbstsicherheit haben sie also *umpf* ). Brachte trotzdem etwas, nun ja... manches war mir aber auch too much.

Nicht alle Übungen, aber durchaus manche, gingen meines Eindrucks nach etwas über Alltagssituationen hinaus... genau genommen macht man sich bei manchem auch ziemlich lächerlich (wenn man nicht zusätzlich etwas humoristische Sicht wahren kann)... bzw. wie mein damaliger amb. Thera meinte: Das waren ja richtige shame-attacks (inkl. wohl Angst) - bei Zwängen können Ekel- und oder Angst vordergründig sein... aber die "Attacke/Exposition" darauf/damit bzw. ggf. das "Flooding" damit sehen best. Methoden nunmal vor. Also würde ich dazu tendieren, WIE das im einzelnen herbeigeführt führt wird, dürfte fast egal sein... zur Methode gehört mitunter, dass man in reizüberflutenden Kontakt mit "unangenehmen" bis als "unaushaltbar" erlebten Gefühlen kommt, die bisher vermieden wurden (in der Praxis ja oft durch den Alltag massiv einschränkenden Ritualen, die der Gefühlsvermeidungen dienen... also die Vermeidung und Einschränkung ist ja i.d.R. schon bis zum Exzess betrieben).

Einer Übung, die für mich machbar war, lobte mein Thera besonders (wobei ich überlegte, sagt er das gerade nur so, um mir Honig um den Mund zu schmieren). Dazu meinte, er damit wurde er während seiner Theraausbildung konfrontiert (klar, Theras müssen während der Ausbildung manches selbst erfahren, was sie dann beim Patienten anwenden): ER WEIGERTE sich, diese Übung zu machen, um sich nicht der Lächerlichkeit preis zu geben -wobei das (Blossstellung) jetzt eigentlich nicht das Ziel ist... sondern auch eine allmähliche Gewöhnung bzw. Auseindersetzung an das/mit dem Gefühl z.B. Peinlichkeit, dass es nicht mehr bis zum Exzess vermieden werden muss. Also das ist auch nicht shame-free für Menschen, mit eigentlich ganz passabler Selbstsicherheit, behaupte ich. Braucht man ja nur einige Übungen nachlesen... ist schon skurril. Wenn du in einen Vortrag vor Publikum noch offensichtliche fachliche Fehler einbaust, Selbstgespräche, Gymnastikübungen machst oder quakst, dann haste vielleicht auch ne shame-attack (ich hab' aber auch versucht darauf zu achten, dass ich mit manchem meine persönliche Grenzen zu sehr belaste, die ich auch für schützenwert erachte... was sehr vermutlich auch so vorgesehen ist... bzw. wie oben gesagt: finde ich dennoch teils ziemlich hardcore, was nicht so meines ist. Bzw. "hardcore" kenne ich in anderen Lebensbereichen zur genüge, wichtiger für mich ist eher "soft" reinzubringen).
=>
Zuletzt geändert von stern am Sa., 26.11.2011, 12:29, insgesamt 1-mal geändert.
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