Was empfindet der Therapeut?
Was empfindet der Therapeut?
Hallo, ich bin neu und ganz begeistert über die vielen Themen. Ich hab auch schon fleißig gelesen. Nun geistert mir aber auch eine Frage im Kopf herum, die ich gerne loswerden möchte. Ich bin seit knapp zwei Monaten in einer tiefenpsycholog. fundierten Therapie und so langsam tut sich was. Während ich in den ersten Wochen einfach nur hinging, ohne das als besonderen Termin wahrzunehmen, merke ich, dass es mich mittlerweile sehr beschäftigt, was ja wohl auch Sinn der Sache ist
Man denkt darüber nach, was der Therapeut gesagt hat, was er gemeint hat und was das für einen selbst bedeutet. Nun weiß ich, dass ein Therapeut seinem Patienten (ich mag das Wort 'Klient' nicht, weil es sich so nach Geschäftsbeziehung anhört) gegenüber verständnisvoll sein sollte. Wenn man jetzt also sein Herz ausschüttet darüber, wie schlimm man die Erziehung durch die Eltern empfunden hat und der Therapeut dann reagiert, indem er dem Patienten zustimmt und man ihm auch anmerkt, dass er sich in den Kummer und in die Perspektive des Patienten einfühlen kann, dann frage ich mich: Wenn jetzt meine Eltern bei ihm auf der Couch sitzen würden und sich über ihr 'missratenes' Kind aufregen würden, das immer widerspricht und furchtbar anstrengend ist (abgesehen davon, dass er ja nicht uns beide parallel behandeln kann) - würde er dann nicht auch ihnen zustimmen (müssen)?
Ich wüsste so gerne, ob der Therapeut wirklich Mitgefühl empfindet. Oder ob er sich als Mensch denkt: "Der Patient ist ja wirklich eine Nervensäge. Wenn das mein Kind wäre, wäre ich auch gereizt", aber lediglich in seiner Funktion als Therapeut mit mir fühlt und mir zu verstehen gibt, dass er meine Ansichten teilt. Mein Problem ist, dass ich mich von kaum jemandem (eigentlich von niemandem) wirklich verstanden fühle. Und das Gefühl, das er mir gibt, ist, dass er sich in dieser Stunde voll und ganz auf mich und meinen Schmerz einstellt und das ist sehr, sehr tröstlich. Wenn ich nun aber eigentlich weiß bzw. wissen muss, dass auch er mich nur versteht, weil er sozusagen dafür bezahlt wird, dann zieht mich der Gedanke natürlich wieder runter.
Ich vertraue ihm und spüre, dass er mir guttut. Aber ich möchte auch nicht der Illusion erliegen: "Hier wirst du verstanden", wenn das gar nicht der Fall ist. Würde der Therapeut es einem sagen, wenn er kein Verständnis hätte?
Kennt ihr das? Wie habt ihr das Problem gelöst?
Man denkt darüber nach, was der Therapeut gesagt hat, was er gemeint hat und was das für einen selbst bedeutet. Nun weiß ich, dass ein Therapeut seinem Patienten (ich mag das Wort 'Klient' nicht, weil es sich so nach Geschäftsbeziehung anhört) gegenüber verständnisvoll sein sollte. Wenn man jetzt also sein Herz ausschüttet darüber, wie schlimm man die Erziehung durch die Eltern empfunden hat und der Therapeut dann reagiert, indem er dem Patienten zustimmt und man ihm auch anmerkt, dass er sich in den Kummer und in die Perspektive des Patienten einfühlen kann, dann frage ich mich: Wenn jetzt meine Eltern bei ihm auf der Couch sitzen würden und sich über ihr 'missratenes' Kind aufregen würden, das immer widerspricht und furchtbar anstrengend ist (abgesehen davon, dass er ja nicht uns beide parallel behandeln kann) - würde er dann nicht auch ihnen zustimmen (müssen)?
Ich wüsste so gerne, ob der Therapeut wirklich Mitgefühl empfindet. Oder ob er sich als Mensch denkt: "Der Patient ist ja wirklich eine Nervensäge. Wenn das mein Kind wäre, wäre ich auch gereizt", aber lediglich in seiner Funktion als Therapeut mit mir fühlt und mir zu verstehen gibt, dass er meine Ansichten teilt. Mein Problem ist, dass ich mich von kaum jemandem (eigentlich von niemandem) wirklich verstanden fühle. Und das Gefühl, das er mir gibt, ist, dass er sich in dieser Stunde voll und ganz auf mich und meinen Schmerz einstellt und das ist sehr, sehr tröstlich. Wenn ich nun aber eigentlich weiß bzw. wissen muss, dass auch er mich nur versteht, weil er sozusagen dafür bezahlt wird, dann zieht mich der Gedanke natürlich wieder runter.
Ich vertraue ihm und spüre, dass er mir guttut. Aber ich möchte auch nicht der Illusion erliegen: "Hier wirst du verstanden", wenn das gar nicht der Fall ist. Würde der Therapeut es einem sagen, wenn er kein Verständnis hätte?
Kennt ihr das? Wie habt ihr das Problem gelöst?
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.
- Werbung
Liebe Titus,
hm, also eine verbale Dauerkuschelei sollte wohl keine Therapie sein. Nicht immer wird ein (guter) Thera seinen Patienten Verständnis, Trost und Geborgenheit vermitteln. Er soll ja auch anregen und problematisches Verhalten aufdecken, bewusst werden lassen. Wenn er seinen Patienten indes ständig nur nach dem Munde redet, dürfte eine solche Therapie kaum fruchten. Dass er jedoch Kritik, Konfrontation und das Aufzeigen einer anderen Perspektive dosiert einsetzt und daneben auch Empathie walten lässt (je nach Patientenzustand wohl auch), dürfte üblich sein.
Ihr seid ja noch eher am Beginn der therapeutischen Beziehung, vermutlich möchte er Dir durch seine freundliche Art helfen, erst einmal Vertauen zu ihm entwickeln zu können.
Ansonsten: Nicht nur die therapeutischen Schulen differieren in diesem Aspekt, auch jeder einzelne Thera wird das auf seine Weise handhaben.
Einen herzlichen Gruß (ach ja: Willkommen hier!),
Widow
hm, also eine verbale Dauerkuschelei sollte wohl keine Therapie sein. Nicht immer wird ein (guter) Thera seinen Patienten Verständnis, Trost und Geborgenheit vermitteln. Er soll ja auch anregen und problematisches Verhalten aufdecken, bewusst werden lassen. Wenn er seinen Patienten indes ständig nur nach dem Munde redet, dürfte eine solche Therapie kaum fruchten. Dass er jedoch Kritik, Konfrontation und das Aufzeigen einer anderen Perspektive dosiert einsetzt und daneben auch Empathie walten lässt (je nach Patientenzustand wohl auch), dürfte üblich sein.
Ihr seid ja noch eher am Beginn der therapeutischen Beziehung, vermutlich möchte er Dir durch seine freundliche Art helfen, erst einmal Vertauen zu ihm entwickeln zu können.
Ansonsten: Nicht nur die therapeutischen Schulen differieren in diesem Aspekt, auch jeder einzelne Thera wird das auf seine Weise handhaben.
Einen herzlichen Gruß (ach ja: Willkommen hier!),
Widow
Das stimmt natürlich, dass man sich irgendwann weiterentwickeln muss. Aber ich meine, dass ja am Anfang so was wie Verständnis für die Situation des Betroffenen vorhanden sein muss, oder? Ich hab irgendwo mal gelesen, dass die Grundstimmung des Therapeuten halt verständnisvoll sein muss. Eine Therapie, bei der der Therapeut schon in den ersten Stunden äußert, dass er genauso wenig Verständnis hat wie die Eltern / Kollegen / Freunde / Umwelt des Patienten, wäre irgendwie das Letzte, was ich mir antun würde.
Wir sind natürlich noch am Anfang. Und er war der Erste, der mir mal das Gefühl gegeben hat: "Du bist nicht Schuld" und "bei solchen Eltern ist es ja kein Wunder, wenn man Probleme hat". Ansonsten höre ich immer nur Vorwürfe von allen Seiten. Nun frag ich mich halt, ob er das gesagt hat, weil er das sagen musste oder ob er das tatsächlich so sieht. Ich hab noch so seinen Gesichtsausdruck in Erinnerung, der mich irgendwie berührt hat und dem ich entnommen habe, dass er sozusagen auf meiner Seite steht.
Wir sind natürlich noch am Anfang. Und er war der Erste, der mir mal das Gefühl gegeben hat: "Du bist nicht Schuld" und "bei solchen Eltern ist es ja kein Wunder, wenn man Probleme hat". Ansonsten höre ich immer nur Vorwürfe von allen Seiten. Nun frag ich mich halt, ob er das gesagt hat, weil er das sagen musste oder ob er das tatsächlich so sieht. Ich hab noch so seinen Gesichtsausdruck in Erinnerung, der mich irgendwie berührt hat und dem ich entnommen habe, dass er sozusagen auf meiner Seite steht.
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.
-
- Forums-Gruftie
- , 21
- Beiträge: 545
Akzeptanz und Verständnis ist wichtig von Seiten des Theras, vor allem am Anfang. Und da man die Geschichte als Thera ja nur aus der einen subjektiven Perspektive erzählt, wird das wohl auch nicht so schwer zu sein, aufzubringen. Aber nach einiger Zeit darf der Thera einen natürlich hinweisen auch auf eigene destruktive Verhaltensmuster, Charaktereigenschaften, die bei anderen vielleicht weniger gut ankommen etc. Und zwar nicht wie es Freunde vielleicht tun würden und einen dabei angreifen, sondern durchaus auch mit Verständnis und Emphatie, dass es besser angenommen werden kann.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie Theras das machen, die Mörder oder so behandeln, wie sie es schaffen, sich in solche Leute reinzuversetzen, aber das steht ja hier bei deiner Frage sicher nicht zur Debatte.
Der Thera ist in erster Linie nicht dafür da dich zu verstehen, sondern dir zu helfen. Und an dem wie du bist, hast du sicher auch nen eigenen Anteil oder eigene Erlebnisse oder Verhaltensweisen haben dich zu dem gemacht, was du bist. Das kann man ändern. Mit schmerzvollen Dingen kann man lernen, besser umzugehen und dafür ist es natürlich in der Tat wichtig, nicht nur ja zu sagen. Weil davon wird man nicht gesund.
Ich merke bei manchen Dingen sehr deutlich, wenn meine Thera was von mir nicht gut findet oder nicht ganz so viel Verständnis hat wie für andere Dinge. Das macht dann die Dinge, wo sie sehr emphatisch ist, aber natürlich authentischer.
Gerade bei dir zu Beginn ist erstmal absolutes Verständnis, wenn nicht sogar bedingungslo, wichtig.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie Theras das machen, die Mörder oder so behandeln, wie sie es schaffen, sich in solche Leute reinzuversetzen, aber das steht ja hier bei deiner Frage sicher nicht zur Debatte.
Der Thera ist in erster Linie nicht dafür da dich zu verstehen, sondern dir zu helfen. Und an dem wie du bist, hast du sicher auch nen eigenen Anteil oder eigene Erlebnisse oder Verhaltensweisen haben dich zu dem gemacht, was du bist. Das kann man ändern. Mit schmerzvollen Dingen kann man lernen, besser umzugehen und dafür ist es natürlich in der Tat wichtig, nicht nur ja zu sagen. Weil davon wird man nicht gesund.
Ich merke bei manchen Dingen sehr deutlich, wenn meine Thera was von mir nicht gut findet oder nicht ganz so viel Verständnis hat wie für andere Dinge. Das macht dann die Dinge, wo sie sehr emphatisch ist, aber natürlich authentischer.
Gerade bei dir zu Beginn ist erstmal absolutes Verständnis, wenn nicht sogar bedingungslo, wichtig.
- Werbung
-
- Forums-Gruftie
- , 21
- Beiträge: 545
da wirst du schon das richtige Gefühl haben ,dass er es ehrlich meint. Wieso sollte er es sonst sagen. Solche Aussagen wie du zitiert hast hab ich von meiner Thera nie gehört. Die hält sich da sehr bedeckt. Manchmal hätte mir sowas gut getan, im Nachhinein finde ich es auch in Ordnung, dass ihr Verständnis da war ohne Verurteilungen von anderen Leuten. Vorwürfe, das ist was, was du von deinem Thera wohl nicht hören wirst und das sind alles so Dinge, die dieses Verhältnis so besonders machen.titus hat geschrieben:
Wir sind natürlich noch am Anfang. Und er war der Erste, der mir mal das Gefühl gegeben hat: "Du bist nicht Schuld" und "bei solchen Eltern ist es ja kein Wunder, wenn man Probleme hat". Ansonsten höre ich immer nur Vorwürfe von allen Seiten. Nun frag ich mich halt, ob er das gesagt hat, weil er das sagen musste oder ob er das tatsächlich so sieht. Ich hab noch so seinen Gesichtsausdruck in Erinnerung, der mich irgendwie berührt hat und dem ich entnommen habe, dass er sozusagen auf meiner Seite steht.
Vermutlich stellt sich jeder Thera irgendwie auf die Seite seines Patienten. Theoretische Grundlage einer Therapie (gleichgültig ob psychodynamisch oder kognitiv - also Psychoanalyse + tiefenpsych. fundierte Thera auf der einen Seite oder Verhaltenstherapie auf der andern) ist ja letztlich, dass das zu therapierende "Problem" (Haltung, Verhalten, Einstellung etc.) auf einer Fehlentwicklung basiert, für die der Kranke nur bedingt etwas kann. Bei den Psychodynamikern liegt diese Fehlentwicklung in der (frühen) Kindheit, bei den Verhaltenstheras ist sie später aufgetreten ('erlernte Dysfunktionalität').
Ein Beispiel:
Wenn jemand, der seine Kinder schlägt, in eine Therapie geht, wird der Therapeut auch diesem Menschen eine Art Grundverständnis entgegenbringen ("du bist nur bedingt schuld an deiner Aggression"), gleichwohl wird er darauf hinarbeiten, dass der Patient begreift, dass es sich dabei um ein intolerables Fehlverhalten handelt, das man loswird, wenn man a) seine entwicklungsgeschichtlichen Ursachen durchschauen lernt (psychodynamisch) oder b) gesündere Verhaltensweisen erlernt und einübt (VT).
Auch "Kriminelle", auf die ja schon Flowerbomb hingewiesen hat, bekommen ja z.T. eine Therapie (gut so!). Auch da muss der Thera ein solches Grundverständnis wohl mitbringen, darf seine Patienten nicht rundweg ablehnen.
Das hat aber weniger mit einer persönlichen Einstellung zu tun als mit den theoretisch-methodischen Prinzipien und Prämissen dieses Berufes, ist also ein Aspekt von Professionalität.
("Helfen" aber sollten Theras wollen - ohne einen Helferkomplex zu entwickeln, da stimme ich mit Flowerbomb überein.)
Ein Beispiel:
Wenn jemand, der seine Kinder schlägt, in eine Therapie geht, wird der Therapeut auch diesem Menschen eine Art Grundverständnis entgegenbringen ("du bist nur bedingt schuld an deiner Aggression"), gleichwohl wird er darauf hinarbeiten, dass der Patient begreift, dass es sich dabei um ein intolerables Fehlverhalten handelt, das man loswird, wenn man a) seine entwicklungsgeschichtlichen Ursachen durchschauen lernt (psychodynamisch) oder b) gesündere Verhaltensweisen erlernt und einübt (VT).
Auch "Kriminelle", auf die ja schon Flowerbomb hingewiesen hat, bekommen ja z.T. eine Therapie (gut so!). Auch da muss der Thera ein solches Grundverständnis wohl mitbringen, darf seine Patienten nicht rundweg ablehnen.
Das hat aber weniger mit einer persönlichen Einstellung zu tun als mit den theoretisch-methodischen Prinzipien und Prämissen dieses Berufes, ist also ein Aspekt von Professionalität.
("Helfen" aber sollten Theras wollen - ohne einen Helferkomplex zu entwickeln, da stimme ich mit Flowerbomb überein.)
Also, ich hab schon das Gefühl, dass es ihm logischerweise nicht darum geht, mein Selbstmitleid zu pflegen. Er hat dann auch klar gesagt: "Sie können Ihre Eltern nicht ändern. Wir müssen schauen, was Sie selbst tun können", weil ich zunächst mal dazu neige, stundenlang über meine Eltern rumzumeckern.
Mein Exmann ging unmittelbar nach unserer Trennung (die auf seinen Wunsch erfolgte) zu einer Therapeutin. Ich habe mir dann ausgemalt, wie sie beide über mich herziehen - keine Ahnung, ob sie das tatsächlich gemacht haben ("Sie Armer, haben ja auch eine furchtbare Zeit mit Ihrer Frau erlebt"), aber das waren meine Phantasien, und das hat mich schon irritiert. Im Moment tut es erst mal gut, dass da jemand ist, der auch mal zunächst vorbehaltlos Zeit und Raum nur für mich hat.
Mein Exmann ging unmittelbar nach unserer Trennung (die auf seinen Wunsch erfolgte) zu einer Therapeutin. Ich habe mir dann ausgemalt, wie sie beide über mich herziehen - keine Ahnung, ob sie das tatsächlich gemacht haben ("Sie Armer, haben ja auch eine furchtbare Zeit mit Ihrer Frau erlebt"), aber das waren meine Phantasien, und das hat mich schon irritiert. Im Moment tut es erst mal gut, dass da jemand ist, der auch mal zunächst vorbehaltlos Zeit und Raum nur für mich hat.
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 38
- Beiträge: 9792
Ich denke nicht daß hier die Reaktion genau die selbe sein kann.titus hat geschrieben: Wenn man jetzt also sein Herz ausschüttet darüber, wie schlimm man die Erziehung durch die Eltern empfunden hat und der Therapeut dann reagiert, indem er dem Patienten zustimmt und man ihm auch anmerkt, dass er sich in den Kummer und in die Perspektive des Patienten einfühlen kann, dann frage ich mich: Wenn jetzt meine Eltern bei ihm auf der Couch sitzen würden und sich über ihr 'missratenes' Kind aufregen würden, das immer widerspricht und furchtbar anstrengend ist (abgesehen davon, dass er ja nicht uns beide parallel behandeln kann) - würde er dann nicht auch ihnen zustimmen (müssen)?
Weil Kinder sind ja letztlich "immer" anstrengend und eine Herausforderung. Ich glaube daß es eher selten (und dann evtl eher bei Kindern die sowas wie ADHS haben) wirklich speziell im Kind begründet liegt wenn das Kind sich irgendwie unmöglich aufführt. Sondern daß es einfach Eltern gibt die damit klarkommen und andere die dies nicht tun. Und ich denke nicht daß ein Therapeut sich mit dem Klienten einer "unschuldigen" Person gegenüber der Schaden zugefügt wurde solidarisieren sollte.
Ich denke aber ein Therapeut kann sehr wohl Anteilnahme zeigen wenn ein Elternteil mit den Anforderungen der Erziehung überfordert ist.
Ich glaube daß ein Therapeut wenn er während der probatorischen Sitzungen merkt daß er/sie einen Klienten absolut nervig findet diesen an einen Kollegen weitervermitteln sollte. Das ist ggf auch einfach eine Frage persönlicher Sympathie oder Antipathie die ja auch eine Berufstätigkeit als Therapeut nicht ausser Kraft setzt.titus hat geschrieben:Ich wüsste so gerne, ob der Therapeut wirklich Mitgefühl empfindet. Oder ob er sich als Mensch denkt: "Der Patient ist ja wirklich eine Nervensäge.
Das habe ich auch schon gelesen, dass ein Therapeut sogar einen Hilfesuchenden abweisen kann. Eigentlich leuchtet das ein, und das wäre ja auch unsinnig, mit jemandem zusammenzuarbeiten, den man nervig oder nicht passend findet.
Andererseits sind das vermutlich Erfahrungen, die niemand gerne machen würde.
Mein Problem ist halt, dass ich in den letzten Jahren so oft erlebt habe, dass ich enttäuscht wurde und ich dachte, andere Personen würden mich O.K. finden und dann erfahren habe, dass sie mich doof finden. Auf so ein Gefühl bin ich nicht mehr wirklich scharf.
Da brauche ich, wenigstens am Anfang, irgendwie die Sicherheit, irgendwo, endlich mal, geborgen zu sein. Dass man später aus dieser Höhle wieder rauskriechen muss, ist mir schon klar.
Andererseits sind das vermutlich Erfahrungen, die niemand gerne machen würde.
Mein Problem ist halt, dass ich in den letzten Jahren so oft erlebt habe, dass ich enttäuscht wurde und ich dachte, andere Personen würden mich O.K. finden und dann erfahren habe, dass sie mich doof finden. Auf so ein Gefühl bin ich nicht mehr wirklich scharf.
Da brauche ich, wenigstens am Anfang, irgendwie die Sicherheit, irgendwo, endlich mal, geborgen zu sein. Dass man später aus dieser Höhle wieder rauskriechen muss, ist mir schon klar.
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.
Da hat Müki einen wichtigen Punkt angesprochen: Sympathie (oder zumindest eine positive Neugier, sich mit jemandem beschäftigen zu wollen)! Klar, die muss da sein.
(Aber nur weil ich jemanden nicht "nervig" finde, muss ich ihn nicht mögen. Und andersherum auch: Jemand, den ich manchmal nervig finde, kann ich durchaus mögen. - Von der von titus angesprochenen "Schuld"-Frage mal ganz abgesehen.)
(Aber nur weil ich jemanden nicht "nervig" finde, muss ich ihn nicht mögen. Und andersherum auch: Jemand, den ich manchmal nervig finde, kann ich durchaus mögen. - Von der von titus angesprochenen "Schuld"-Frage mal ganz abgesehen.)
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 80
- Beiträge: 4199
Hallo Titus,
(und auch erstmal herzlich willkommen hier! ),was ich mir von nem Thera erwarte und es auch voraussetze,wenn er mich als Klient/Patient annimmt,ist,daß er mir gegenüber loyal ist und mich und meine Meinung,mein Erleben etc. akzeptieren kann.
Das schließt dann permanente Vorwürfe etc. schonmal aus - aber permanentes Zustimmen eben auch.
Er muß ja nicht meiner Meinung sein,er muß nichtmal 1:1 verstehen können,was ich ihm erzähle - aber werten sollte er es erstmal nicht,sondern akzeptieren,wie es ist.
Das Werten ist ja mein Job in der Therapie.
Ich finde auch ne Therapie nicht recht sinnvoll,wenn der Thera immer nur alles abnickend gutheißt - ist ja auch ne Wertung.
Es verstehen,das wird er wohl immer zu nem gewissen Teil.Aber ein Thera ist halt auch nur ein Mensch,hat da eben auch seine Grenzen und seine eigenen "Untiefen" - und bringt ja auch seine eigene Lebensgeschichte,seinen eigenen Hintergrund mit.
Ich fänds jetzt auch nicht gut,wenn der Thera meine Eltern werten,bzw. ab-werten oder verurteilen würde - es ist ja eben mein Job in der Therapie,mir mal klarer angucken zu trauen,was meine Eltern denn für welche waren und was sie alles angerichtet haben in mir und mir ein eigenes Urteil darüber zu bilden.
Daß mein Thera sich bei dieser "Arbeit" natürlich loyal zu mir stellt und ihm dann auch das eine oder andere Mal ne Wertung bei rausrutscht,ist wohl auch herzlich normal - aber die Regel sollte es bei allem "Guttun" wohl lieber nicht sein,sonst übernimmt man leicht ganz einfach seine Sicht der Dinge - dabei soll man sich doch ne eigene erarbeiten.
Zustimmung und Bestätigung tun dabei natürlich,grade am Anfang,sagenhaft gut.
Aber das sind zwei Paar Schuhe : die Bestätigung des Theras,daß ich "richtig" empfinde und meine Gefühle sein dürfen,die finde ich dabei sehr sinnvoll.
Immer ne Zustimmung fände ich "verdächtig"... ... Ich glaub,das würd ich hinterfragen,so wie du oben eben,ob er das wirklich meint oder nur so tut als ob,weil er mich aufbauen will.
Wenn du dir Klarheit wünschst,dann frag ihn doch einfach mal direkt danach - is ja ein wichtiges Thema,hat sehr viel mit Vertrauen zu tun.
(und auch erstmal herzlich willkommen hier! ),was ich mir von nem Thera erwarte und es auch voraussetze,wenn er mich als Klient/Patient annimmt,ist,daß er mir gegenüber loyal ist und mich und meine Meinung,mein Erleben etc. akzeptieren kann.
Das schließt dann permanente Vorwürfe etc. schonmal aus - aber permanentes Zustimmen eben auch.
Er muß ja nicht meiner Meinung sein,er muß nichtmal 1:1 verstehen können,was ich ihm erzähle - aber werten sollte er es erstmal nicht,sondern akzeptieren,wie es ist.
Das Werten ist ja mein Job in der Therapie.
Ich finde auch ne Therapie nicht recht sinnvoll,wenn der Thera immer nur alles abnickend gutheißt - ist ja auch ne Wertung.
Es verstehen,das wird er wohl immer zu nem gewissen Teil.Aber ein Thera ist halt auch nur ein Mensch,hat da eben auch seine Grenzen und seine eigenen "Untiefen" - und bringt ja auch seine eigene Lebensgeschichte,seinen eigenen Hintergrund mit.
Ich fänds jetzt auch nicht gut,wenn der Thera meine Eltern werten,bzw. ab-werten oder verurteilen würde - es ist ja eben mein Job in der Therapie,mir mal klarer angucken zu trauen,was meine Eltern denn für welche waren und was sie alles angerichtet haben in mir und mir ein eigenes Urteil darüber zu bilden.
Daß mein Thera sich bei dieser "Arbeit" natürlich loyal zu mir stellt und ihm dann auch das eine oder andere Mal ne Wertung bei rausrutscht,ist wohl auch herzlich normal - aber die Regel sollte es bei allem "Guttun" wohl lieber nicht sein,sonst übernimmt man leicht ganz einfach seine Sicht der Dinge - dabei soll man sich doch ne eigene erarbeiten.
Zustimmung und Bestätigung tun dabei natürlich,grade am Anfang,sagenhaft gut.
Aber das sind zwei Paar Schuhe : die Bestätigung des Theras,daß ich "richtig" empfinde und meine Gefühle sein dürfen,die finde ich dabei sehr sinnvoll.
Immer ne Zustimmung fände ich "verdächtig"... ... Ich glaub,das würd ich hinterfragen,so wie du oben eben,ob er das wirklich meint oder nur so tut als ob,weil er mich aufbauen will.
Wenn du dir Klarheit wünschst,dann frag ihn doch einfach mal direkt danach - is ja ein wichtiges Thema,hat sehr viel mit Vertrauen zu tun.
-
- Forums-Gruftie
- , 36
- Beiträge: 596
Hallo Titus,
Liebe Grüsse,
abendrot79
So sehe ich es auch, denn wichtig ist gar nicht das permanente verstehen oder "Bauchpinseln", sondern dass meine Thera mir das Gefühl vermittelt, sie akzeptiert meine Geschichte, meine (nichtvorhandenen) Gefühle, meine Symptome, meine Ängste etc. Wie sollte ich ihr je vertrauen können wenn ich das Gefühl habe, sie macht da weiter wo meine Eltern aufgehört haben? Ob sie dann letztendlich zu Hause abends auf der Couch denkt, die Frau abendrot, ja die hat sie nicht mehr alle, ist mir ansich egal. Also natürlich würde ich es nicht wissen wollen wenn sie so denkt , aber was ich damit sagen will, es zählen für mich die 50 Minuten in denen sie für mich da ist! Und in dieser Zeit sollte sie in der Lage sein, mir ein Gefühl der emotionalen Geborgenheit zu geben . Und wenn sie das geschafft hat, darf die Therapie beginnen , d.h. dann finde ich es vollkommen normal / hilfreich / notwendig, dass sie mir wenn nötig auch die Augen öffnet wenn ich mit meinen Gefühlen vollkommen daneben liege oder durch mein krankes Verhalten bestimmte Probleme provoziere etc.Waldschratin hat geschrieben:Er muß ja nicht meiner Meinung sein,er muß nichtmal 1:1 verstehen können,was ich ihm erzähle - aber werten sollte er es erstmal nicht,sondern akzeptieren,wie es ist.
Meine Thera hat ziemlich am Anfang (also noch mehr am Anfang als ich jetzt bin) es mal geschafft, genau das Gegenteil zu tun und hat sich auf die Seite meiner Mutter geschlagen .... zumindest auf den ersten Blick. Sie sagte, dass meine Mutter mit der Aussage XY gar nicht so unrecht gehabt hätte!!!! Es ging dabei um einen Satz, den sie mir meine halbe Kindheit immer und immer wieder gesagt hat. Bei mir kam es natürlich so an, als hätte sich diese "doofe Thera" mit meiner Mutter verbündet . Wie gesagt, es war ganz, ganz am Anfang und ich dachte, ich höre nicht recht! Letztendlich meinte meine Thera aber damit nichts anderes, als dass diese Aussage meiner Mutter nicht nur so daher geredet war, sondern genau darin des Übels Kern steckt. Also dass sich darin die Antwort auf ganze viele Fragen befindet. Mittlerweile bin ich ihr recht dankbar für diese Aussage, denn sie hat mir geholfen zu verstehen wieso ich bin wie ich bin. Und genau solche "Erlebnisse" gehören für mich zur Therapie dazu - obwohl sie damit auf den ersten Blick "gegen mich" war.Waldschratin hat geschrieben:Ich fänds jetzt auch nicht gut,wenn der Thera meine Eltern werten,bzw. ab-werten oder verurteilen würde
Liebe Grüsse,
abendrot79
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)
Ich war so erstaunt und überrascht, als in einer Stunde alles aus mir rausgebrochen ist, was ich mir immer von meinen Eltern, auch als Erwachsene, anhören muss. Und er dann ziemlich deutlich sagte: "Und das lassen Sie sich alles gefallen?!" Solch einen Satz habe ich noch nie gehört, weil ich es immer nur so kenne: "Naja, Mami wird schon wissen, warum sie mit dir meckert" - in allen Variationen. Dass mal jemand meine Perspektive eingenommen hat, war völlig neu. Und irgendwie kann ich es immer noch nicht fassen und frag deshalb hier nach, ob man davon ausgehen kann, dass er das, was er gesagt hat, auch wirklich so meint. Im Anschluss hat er mir dann gesagt, dass es wichtig ist, dass wir diese Situationen immer wieder durchgehen, damit ich lerne, meinen eigenen Standpunkt zu vertreten, ohne dabei in kindliche Verhaltensmuster wie Protest zurückzufallen.
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.
-
- Forums-Gruftie
- , 36
- Beiträge: 596
Was sagt denn dein Bauch? Also wie hat sich dieser Satz in dem Augenblick angefühlt? Echt oder unecht / geheuchelt? Bei meiner Thera ist es so, dass ich nicht nur höre was sie sagt, sondern es auch sehe. Ihre Mimik unterstreicht ganz oft das Gesagte und bisher stimmte es immer überein. Und das ist für mich ein Zeichen, dass sie zumindest in diesem Augenblick auch meint was sie sagt. Und wie ich eben schon geschrieben habe, was sie dann letztendlich abends auf der Couch über mich denkt, ist mir egal - sofern sie es für sich behält ...titus hat geschrieben:Und irgendwie kann ich es immer noch nicht fassen und frag deshalb hier nach, ob man davon ausgehen kann, dass er das, was er gesagt hat, auch wirklich so meint.
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)
Mein Gefühl sagt mir eindeutig, dass er es ernst gemeint hat. Er wirkte richtig betroffen und empört, so als fühle er wirklich mit mir. So wie ich mich immer aufrege, wenn jemand eines meiner Kinder ärgert
Von daher bin ich mir eigentlich sehr sicher. Aber ich weiß halt nicht, ob dieses Parteiergreifen sozusagen immer automatisch erfolgen muss oder ob man sich darauf verlassen kann, dass ein Therapeut, wenn er Betroffenheit ausdrückt (verbal und nonverbal), dies auch so spürt.
Ich weiß auch gar nicht, warum das für mich so wichtig ist. Das, was Ihr schreibt, wirkt auf mich so, als müsste man sich als Patient darüber gar keine Gedanken machen. Vielleicht kommt diese Phase noch?
Es ist halt alles noch so frisch und unsere 'Beziehung' ist ja noch nicht so wirklich vorhanden, sodass ich einfach nicht wissen kann, wie sich das entwickelt. Im Moment brauche ich offensichtlich jemanden, der mir zeigt, dass er für mich da ist. Dass das nach zwei Jahren nicht mehr so aussehen sollte, denke ich schon.
Von daher bin ich mir eigentlich sehr sicher. Aber ich weiß halt nicht, ob dieses Parteiergreifen sozusagen immer automatisch erfolgen muss oder ob man sich darauf verlassen kann, dass ein Therapeut, wenn er Betroffenheit ausdrückt (verbal und nonverbal), dies auch so spürt.
Ich weiß auch gar nicht, warum das für mich so wichtig ist. Das, was Ihr schreibt, wirkt auf mich so, als müsste man sich als Patient darüber gar keine Gedanken machen. Vielleicht kommt diese Phase noch?
Es ist halt alles noch so frisch und unsere 'Beziehung' ist ja noch nicht so wirklich vorhanden, sodass ich einfach nicht wissen kann, wie sich das entwickelt. Im Moment brauche ich offensichtlich jemanden, der mir zeigt, dass er für mich da ist. Dass das nach zwei Jahren nicht mehr so aussehen sollte, denke ich schon.
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 5 Antworten
- 5228 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Zauberstaub
-
- 142 Antworten
- 9513 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Phönixia
-
- 38 Antworten
- 5053 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Marja
-
- 19 Antworten
- 4665 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Dampfnudel
-
- 5 Antworten
- 3148 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von lisbeth