Parentifizierung -Folgen für mich?

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soluna
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Parentifizierung -Folgen für mich?

Beitrag Mo., 24.10.2011, 22:03

Der Titel sagt eigentlich schon alles. ich denke ich leide an dem was man Parentifierung nennt, von Seiten meiner Mutter her. Ich finde aber nicht wirklich viele Infos dazu Wie sich das auf Erwachsene auswirkt, und auf deren Beziehungen.

Weiß jemand etwas dazu?

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Rosamond
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Beitrag Di., 25.10.2011, 07:00

Ja aus eigener Vergangenheit. Literatur habe ich leider auch noch keine gefunden.
Menschen mit so einer Vergangenheit müssen genau wie andere Missbrauchsopfer ihren Selbstwert mühevoll aufbauen und fühlen sich leider für alles und jeden verantwortlich.
Ich habe lange und intensiv daran arbeiten müssen mich als Erwachsenen davon zu befreien mich um die Probleme von anderen zu kümmern und zwar von früh bis spät.

Wie ist das bei Dir? Kommen alle zu Dir und erwarten, dass Du die Mutti spielst oder hast Du auch Freunde die mal für Dich stark sind und sich um Dich kümmern, wenn Du sie brauchst?
Oder einen Partner der Dich stark macht?

Wenn alles wie in der Kindheit einseitig ist, empfehle ich Dir eine Therapie, denn nur geben und helfen macht Dich irgendwann sehr krank.

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soluna
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Beitrag Di., 25.10.2011, 08:21

Schwierig. Bei mir sieht es eigentlich extrem nach parentifizierung aus, wenn man meine Kindheit betrachtet. (sozial isoliert mit einer psychisch sehr kranken, verrückten und traumatisierten mutter, hab mich seit ich mich erinnern kann als erwachsen und stärker als meine mutter gefühlt, gefühle zwischen mitleid mir ihr und mich für sie schämen)

Ich trage auch viel verantwortung, habe 3 kinder, tw. unselbstständige partner ect. Allerdings würden mich viele Bekannte von mri nicht gerade als sehr fürsorglichen typen beschreiben. eher als narzissten der andere die arbeit für sich erledigen lässt. Ich bin großartig gut darin mir hilfe zu holen ud meine arbeiten zu delegieren. meine 3 kinder sind aufgrund meines mangelden einsatzes sehr selbstständig, und der papa kümmert sich fast einen tick mehr als ich, es ist aber ganz gut ausgewogen) (vl ist meine "faulheit" eigentlich ein versuch meine depression und kraftlosigkeit zu kaschieren, ich bin nämlich sehr ungern faul, aber mir ist oft alles zu anstrengend)

Also meinst du ein helferkomplex entsteht.HMMM. Kann es sein das sich dieser nur auf einer bestimmten ebene bzw nur in einem bestimmtem rahmen abspielt. Weil mich meine mutter zb die ganze zeit bedient hat ich also was praktische arbeit betrifft die prinzessin bin aber mich emotional schwer abgrenzen kann? Vl bemerkt man sowas ja selbst nicht weil man es nicht anders kennt.

Ich werde als arroganz und verschlossen empfunden, aber es sagen ja auch wieder einige leute dann ich wäre nicht wirklich arrogant sondern wirke nur so und wäre darunter eh ganz nett.

Sehr schwer zu sagen. Ich mach eine Therapie. Das (auf Wikipedia glaub ich) angesprochene gefühl zwischen macht und zuviel verantwortungsgefühlen zu schwanken kenne ich sehr gut.

ich habe oft das gefühl situationsdynamiken liegen zu 100 in meiner macht/verantwortung. Jemand hat diesen komplex von mir einmal gut in worte gefasst: "Iam the boss of the world and everything is out of control." Dieser jemand hat auch gemeint eine tiefe angst von mir wäre es allen und jeden zu manipulieren, wo ich zustimme.
Hast du auch solche gefühle (bzw kennt das noch wer, der ähnlich früh erwachsen werden musste) ?

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Rosamond
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Beitrag Di., 25.10.2011, 09:58

Hm, na ja nur weil Deine Mutter schwach und auch schwächer wie Du war hat das mit Parentifizierung noch nicht so viel zu tun. Parentifizierung ist eine Form von Kindsmissbrauch bei dem das Kind dazu missbraucht wird die Mutterrolle für den Erwachsenen zu übernehmen. Statt für das Kind zu sorgen muss das Kind sich um den Elternteil kümmern und das ist schlimm und nimmt einem die Kindheit. Dabei wird meist Druck ausgeübt und Strafen, wenn man mal seiner „Arbeit“ die Mutter zu versorgen nicht nachkommt: Liebesentzug, Strafen, Essensentzug,…..
ich habe oft das gefühl situationsdynamiken liegen zu 100 in meiner macht/verantwortung.
Das ist schon sehr typisch und ich kenne auch diese Machtgefühle.

Mit dem Thema zu viel verantwortung könntest Du ja in der Therapie dran arbeiten, weil das ist schon anstregend wie Du sicher auch findest?

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soluna
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Beitrag Di., 25.10.2011, 10:08

ja das is anstrengend. ich dachte eine parentifitierung findet statt wenn die rollen zwischen eltern und kinder, also führern und geführten in einer familie vertauscht werden. ich war meiner mutter gegenüber durchsetzungsfähiger als sie mir gegenüber.

ausserdem hat sie mich als partnerersatz missbraucht, is mit ihrer schwäche zu mir gekommen. mir war das sehr sehr unangenehm (sie hat mich auch mal erwischt wie ich wegen etwas was mir von ihr her sehr unanangenehm war geweint hab, weil es mich überfordert hat, und gefragt ob ich deswegn weine und ich hab schnell gelogen und was anderes erfunden --- Ich wollte ihr nie MEINE schwäche zeigen) und ich war mir mit 5 jahren oder so deutlich bewusst wie fertig die ist. Sie hatte sonst niemanden ausser mir, aber ich spüre keine liebe zu ihr, kann mich nicht an sowas erinnern.

Sie hat mich voll bedient und alles, vorgelesen gespielt sauber gehalten , bio bekocht.. kein fernsehn nur natur, wandern alles toll für ein kind. Ich war schon mit 6 froh wenn ich 3 wochen ins ferienlager durfte und hatte null heimweh.

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soluna
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Beitrag Di., 25.10.2011, 11:47

übrigens denke ich du verstehst das mit der parentifizierung ein bissl zu oberflächlich. ich denke es geht dabei nicht in erster linie um äusserliche verhaltensweisen, sondern um die emotionale rollenverteilung und passiert auch meist eher subtil. zb wenn man das kind eben als emotionale stütze benutzt wenn es einem schlecht geht.

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Rosamond
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Beitrag Di., 25.10.2011, 13:45

zb wenn man das kind eben als emotionale stütze benutzt wenn es einem schlecht geht.
Ja ich denke auch, dass es die Beschreibung am besten trifft. Ich vermute es gibt Abstufungen und denke so wie Du es beschreibst dass man da schon auch davon sprechen kann.

Aber wenn Du immer die Starke spielen musstest, denke ich eben schon, dass es sehr stark in die Richtung geht. Und auch wenn Du anscheinend zum Glück kein Helfersyndrom entwickelt hast, finde ich es sich für alles und jeden verantwortlich fühlen auch sehr anstrengend.

Das kann man aber mit Therapie gut beseitigen. Ich merke da gerade, dass ich dank Therapie immer noch mal hinterfrage, wenn ich mich verantwortlich fühle (für Gott die Welt usw) das noch mal in Frage zu stellen und dann gibt’s Standartsprüche wie „das musst Du selbst wissen“ oder so. Wenn Leute wieder möchten, dass ich alles entscheide und ihnen sage ws sie tun müssen… Vielleicht kannst Du Dir ja auch was zurecht legen. Ich finde es befreiend eben auch mal Verantwortung abzugeben.

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