Ich habe keine Ahnung, ABER ich bilde mit ein Urteil.

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Rezna
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Ich habe keine Ahnung, ABER ich bilde mit ein Urteil.

Beitrag Mo., 24.10.2011, 16:15

So oder so ähnlich erlebe ich das (in letzter Zeit) öfter von Menschen, und es nervt so unsäglich. Vor allem in Bezug auf Depression, Burnout dem dem sich daraus entwickeltem "Lebensstil". Damit scheinen manche Menschen in meinem Umfeld einfach nicht klar zu kommen. Ich weiß, das kann mir völlig egal sein, und theoretisch und logisch kann ich das auch soweit von mir abspalten, aber es kränkt mich, zumal das derzeit wie ein scharzer Schatten, regelrechter Druck über mir steht.

Ich hatte vor einiger Zeit um IPension angesucht, da es in Österreich nur ein Jahr lang möglich ist, in Krankenstand zu sein, und ich nach diesem Jahr noch nicht arbeitsfähig war. Ich bin damit auch nicht glücklich, aber was bleibt? Mich auf die Straße setzen?

Das war wohl der Ausgangspunkt.

Zunächst war es so, dass mir meine Schwester per einer Nachricht über das Internet schrieb, ich solle mich nicht um politische Themen kümmern, sondern mein Leben auf die Reihe bekommen. Diese Nachricht alleine empfand ich schon mehr als frech, und ich versuchte, darauf nicht näher einzugehen.
Dann ergab sich bei einer Feier ein Gespräch über die Zeit, als unser Vater im Sterben lag. Sie wohnt über 100km weit weg, hatte frisch ein Kind bekommen und zudem eine Gallenoperation hinter sich gebracht. Wir hielten ihr eher den Rücken frei, welch Chaos da abging, hat sie also nie miterlebt. Auf der Feier aber sagte sie dann: Ich war zwar nicht dabei, und ich habe keine Ahnung was da ablief, ABER ich weiss nicht ob ich genau so reagieren würde wie seine Frau, wenn ihrem Mann etwas zustoßen würde, und unser Groll auf diese Frau wäre völlig unangemessen. Ich fand das völlig daneben. Sie drückte damit einen Schalter... diesen "Blutschalter" andem ich nur noch dieses Rauschen habe,... so eine Traumasache... und ich sprang drauf an, wollte gerade all den Mist der damals vorgefallen war raus plärren, als mein Schwager schnell einschritt durch ein geschicktes Ablenkungsmanöver. Ich hielt es auch für vernünftiger, das sein zu lassen. Aber ich ärgerte mich noch tagelang über diese dumme Äußerung.

Nach einem Familientreffen sagte sie in einem seltsamen Tonfall zu mir, wir zwei müssten uns mal "ohne die Kinder" treffen, um zu "reden". Sie sagt das in etwa so, wie eine Mutter das zu ihrer ungehorsamen Tochter sagte. Ich cancelte das für mich ab, sagte nur nebenbei: jaja... ich wusste, dass sie sich dabei auf diese Nachricht bezog. Dann erfuhr ich aber, dass sie, als sie erfahren hatte, dass ich einen Pensionsantrag gestellt hatte, völlig durch drehte. Sie schimpfte über mich und meinte, sie wünsche, das ginge nicht durch, und wenn das durch ginge, dann wäre sie fertig mit der Welt.
Beim letzten Treffen am Freitag sagte sie beim Abschied wieder, fordernd: Wir müssen uns mal Treffen um zu reden. Ohne Kinder. (SIE hat Kinder, ich nicht).

Ich weiß, was bei einem solchen Gespräch passieren wird. Sie wird sich über mein Leben ein urteil gebildet haben und mich belehren wollen. So kenne ich sie, und so funktioniert sie. Das hat sie vor Jahren auch einmal bei meiner anderen Schwester gemacht, worauf ein riesen Familienkrach entstand der dann alle mit riss. Das konnte unter Kompromissen von allen Seiten ad Acta gelegt werden. Nun bin wohl ich der Kern, der Stein ihres Anstoßes ist. Dass ich (die immer ihr Vorbild war) nun mit 37 um Pension ansuchte, Depressionen und Burnout hatte... damit kann sie nicht umgehen, sie hält es für reine Faulheit, eine Inszenierung, ich würde nur so tun als ob, mich ja nur hängen lassen, jeder wäre mal traurig... und so weiter. Die Sprüche kennt wohl jeder. Der Kontakt ist von meiner Seite auch deswegen sehr reduziert geworden. Ich möchte mich nicht ständig in Frage stellen lassen, von einem Menschen, der von meinem aktuellen Leben nichts weiß, und auch nichts wissen will, sich aber nicht zu Schade ist, dennoch Urteile zu fällen und Meinungen abzudrücken, obwohl sie nicht darum gebeten wurde.

Die Sache ist nur die. Als ich heute morgen so da lag und nach dachte über dieses Treffen (zu dem ich bisher nicht verbindlich zusagte, sondern es eher wegschiebe in der Hoffnung, sie besinnt sich und lässt mich mit ihrem ungefragten Lebensrat in Ruhe), kqam ich zu diesem Punkt, dass es gefährlich werden könnte. Denn mittlerweile bin ich nicht mehr so nachsichtig und geduldig wie ich immer war. Meine Toleranzschwelle ist am tiefsten Stand in meinem Leben. Früher schluckte ich alles wohlwollend, was mich wohl auch ins Burnout brachte. Das kann ich ja gottseidank nicht mehr. Die Sache ist nur: Durch die Ereignisse habe ich eine sehr dünne Haut bekommen, und es gibt diese paar "Reizpunkte". Wenn man diese drückt, dann raste ich aus. Alleine bei der Vorstellung dieses Treffens merkte ich, wie ich nur schrie, völlig austickte, die Kontrolle verlor und wie ein Tier um mich wütete. Insofern halte ich ein solches Treffen für ungut.
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Rezna
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 16:18

Ich verstehe nicht, warum einem (nahe) Menschen immer sowas reinwürden müssen. Mit meinem Bruder verstehe ich mich gut, wir reissen Scherze... und mittendrin muss er mir reinwürgen, ich sei eine Schmarotzerin, er arbeite um mich zu erhalten... damit stellt er sich über mich und will mich mundtot machen. Himmel, er ist dabei (oder mittendrin) Junkie zu werden (sein) und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er selber im sozialen Netz hängt... aber nicht nur das... es ist einfach gemein. Ich pariere, mache Scherze, versuche darüber hinwegzugehen, es als unreflektierten, dummen Mist abzutun,... aber ich kämpfe. Ich bin sowieso jemand, der einen Schuldkomplex mit sich herumträgt und es ist schwere Arbeit, trotz diesem zu Leben, mit diesem zu leben. Und meine Geschwister haben nichts besseres zu tun, zwar keine Ahnung zu haben, aber ein Urteil über mich abgeben zu müssen. Sei es nun, dass ich eine Schmarotzerin sei, mein Leben nicht in den Griff bekäme oder als IPensionären der letzte Dreck sei. (Mal abgesehen davon, dass der Antrag eh nicht durch ging).

Ok. Menschen sind dumm und sie haben Angst vor dem eigenen Abstieg, deswegen treten sie auf Menschen herum, denen es schlecht geht, um sich selber zu erhöhen und sich einzureden, sie könnten dadurch nie dort landen. Es ist die primitivste Form der Selbsterhöhung... typisch für eine Nation die die Brutstätte des dritten Reichs war. Die Leute haben sich keinen Milimeter geändert...

Ich liebe meine Geschwister, aber ich komme damit nicht mehr klar. Ich werde den Kontakt abbrechen müssen, wie schon zu meiner Mutter. Ich finde das Schade, da die Familie soweit die einzige soziale Ressource war. Aber so etwas hat mit Ressource nichts mehr zu tun. Schade nur, dass es so enden muss.
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Elfchen
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 16:34

liebe arta
Ok. Menschen sind dumm und sie haben Angst vor dem eigenen Abstieg, deswegen treten sie auf Menschen herum, denen es schlecht geht, um sich selber zu erhöhen und sich einzureden, sie könnten dadurch nie dort landen. Es ist die primitivste Form der Selbsterhöhung...
das hast du ja erkannt. nur- was tut man damit..
vielleicht ist es wirklich das beste, sich selber zu schützen.
es ist so schade, dass es bei menschen passieren muss, denen man zugewandt wäre.

verstehen kann ich dich, auch wenn ich sozusagen das umgekehrte erlebe. meine schwester erhöht mich dermassen, dass ich damit nicht mehr umgehen kann. sie weiss genauso nichts über mich, meine probleme und mein leben, wie deine über dich anscheinend wissen. ich hab den kontakt auf ein minimum beschränkt.

mit diesem da:
in einem seltsamen Tonfall zu mir, wir zwei müssten uns mal "ohne die Kinder" treffen, um zu "reden". Sie sagt das in etwa so, wie eine Mutter das zu ihrer ungehorsamen Tochter sagte
könnte ich schon gar nicht umgehen.
du musst dir doch nicht sagen lassen, was du tun sollst!
wäre es möglich, der schwester das zu sagen, wie sie rüberkommt? oder zu schreiben? hilft nur noch totales abgrenzen?
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 16:38

Arta hat geschrieben: Denn mittlerweile bin ich nicht mehr so nachsichtig und geduldig wie ich immer war.
Und das ist auch gut so!

Schmeiss die unverschämte Tusse aus deinem Leben raus. Und das "Treffen"? Sag es einfach ab und blocke den Kontakt zu ihr in Zukunft einfach radikal ab. Die Frau brauchst du definitiv nicht in deinem Leben.


Arta hat geschrieben:Meine Toleranzschwelle ist am tiefsten Stand in meinem Leben. Früher schluckte ich alles wohlwollend, was mich wohl auch ins Burnout brachte. Das kann ich ja gottseidank nicht mehr..

Und wenn dein Bruder auch solche Anwandlungen hat? Selbes Prozedere.


Du findest anderswo Freunde bei denen du dir nicht solche Unverschämtheiten bieten lassen musst!
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Mo., 24.10.2011, 16:40, insgesamt 1-mal geändert.

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(V)
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 16:39

Wenn ich es richtig verstehe, hast du bisher nicht versucht, dich abzugrenzen? Du sagst "Jaja" (Schwester) oder flüchtest dich in Scherze (Bruder). Wie es in dir aussieht, was du denkst, was ihre Äußerungen in dir auslösen, weiß keiner der beiden.

Natürlich kannst du dich jetzt hier hinsetzen und dir alle möglichen Gründe ausdenken, wieso und weshalb DIE schon immer so waren, sich NIE ändern werden, sie mit dem dritten Reich vergleichen (sic!) , wieso sowieso und ultimativ alles sinnlos wäre, und dich in schwarzweiß-Denken flüchten a la entweder es läuft optimal (Resource) oder gar nicht (Abbruch). Versucht hast du es aber noch nicht. Hast du was zu verlieren?


Wie wäre es denn mal, wenn du... - BEVOR es zum drastistischen aller Mittel kommt, dem Abbruch und du deine Familie mit dem dritten Reich vergleichst (?!)... - es erstmal probierst und ihnen sagst, dass dich das a) stört und b) du das gerade gar nicht brauchen kannst. Es nicht nur denken, sondern auch aussprechen? Dass es DEIN Leben ist. Dass sie sich kein Urteil bilden sollen. Und so weiter.

Alles schlucken ist das eine Extrem. Kontaktabbruch ist nicht etwa das andere Extrem, sondern im Prinzip genau dasselbe. In beiden Fällen muss man sich nicht aktiv abgrenzen oder sich mit dem Gegenüber auseinandersetzen. Beides ist eine Flucht vor Konfrontation. Sich abgrenzen ist etwas anderes. Alle Karten auf den Tisch packen müssen statt dich selbst in Exil zu befördern.

WEGLAUFEN ist keine lösungsorientierte Abgrenzungsstrategie, sondern Flucht.

So gut ich dich in diesem Punkt ja nachvollziehen kann, ein Punkt stößt mir sauer auf: Der Vergleich mit dem dritten Reich. Das ist schon übel, vor allem weil es gar nicht um DIE LEUTE per se geht, sondern ganz speziell um deine Familie. Nicht nur was die Verallgemeierung angeht (zeitgleich auch Ablenkung von der persönlichen Ebene), sondern... Selbst nur JAJA-Sagen können (s. Schwester), nicht zur eigenen Überzeugung stehen, sich nicht mal ein Fitzelchen abgrenzen können, es nicht ein einziges Mal bisher versucht haben, aber dann solche Vergleiche ziehen?! Da würd ich an deiner Stelle aufpassen, dass es nicht auf dich zurückfällt, da fragt man sich schon, welches Gedankengut DU mit dir rumträgst. Wenn ein Gesprächsgesuch unter 4 Augen deiner leiblichen Schwester SOLCHE Reaktionen und Vergleiche in dir auslöst. Du weißt ja, wer mit dem Finger auf andere zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich.

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Lilly111
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 17:32

Hallo Arta,

ich vermute mal, dass deine Schwester älter ist als du? Vielleicht meint sie immer noch auf dich aufpassen, sich um dich sorgen zu müssen. Mach ihr klar, dass ihr schon ein paar Jahre der Kindheit entwachsen seid.

Allerdings würde ich bei der aufgeheizten Stimmung auch zum Kontaktabbruch tendieren. Selbst wenn es deine einzigsten sozialen Ressourcen sind. Das ist allerdings bedenklich. Aber anstatt deine Energie in nutzlose Diskussionen zu investieren, versuche dir einen kleinen Freundeskreis aufzubauen. Oder zumindest eine oder mehrere lockere Bekanntschaften. Vielleicht aus dem Kreis ebenfalls Betroffener. Da wäre schon mal ein Grundverständnis für deine Krankheit vorhanden.
Arta hat geschrieben:Menschen sind dumm und sie haben Angst vor dem eigenen Abstieg....
Ich denke Menschen haben Angst. Vor ganz vielen Dingen. Das ist nicht zwangsläufig mit Dummheit verbunden, sondern einfach nur mit dem Nichtauseinandersetzen mit dem realen Leben, mit den Schattenseiten wie bspw. sozialer Abstieg, Krankheit, Tod.

Lilly
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 18:21

Es handelt sich um Deine Geschwister, also um Deine engsten Angehörigen, wo die Beziehung immer ein wenig zum Symbiotischen tendiert. Deine Geschwister fühlen sich vermutlich persönlich betroffen von allem, was Dir passiert. Darum reagieren sie so brutal. Und umgekehrt trifft es Dich natürlich extrem, wenn solche Reaktionen von Deinen Geschwistern kommen, von denen Du eher Verständnis und Unterstützung haben willst.
Das macht die ganze Geschichte so emotional. Und so schwierig.
Kontaktabbruch wäre die beste Lösung, wenn es sich um Bekannte oder sogar Freunde handeln würde. Bei Geschwistern ist das schwieriger... Ich würde mich da auch herumquälen.

Wie wäre es mit einer zeitlich begrenzten Funkstille, bis Du Dich selbst stabiler fühlst? Oder alternativ mit einer Abmachung: deutliche Erklärung, dass Du über diese Dich persönlich betreffenden Themen im Moment nicht mit ihnen sprechen willst? Falls die Abmachung missachtet wird, stehst Du auf und gehst. Punkt.

Es ist Dein Leben und es sind Deine Probleme. Herumstreiten führt nix, macht alle nur fertig.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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candle.
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 18:33

Hallo Arta!

Ich kann sehr viele Paralelen sehen zu dir auch in meinem Leben und in meiner Verwandschaft. Und es fällt mir da besonders auf, dass Menschen in der Not sogar die eigene Familie aufressen bevor sie teilen. Es gibt da auch immer gute Beispiele bei Erstreitigkeiten und so fort.

Nun wirst du wissen, dass ich auch einige Jahre gar keinen Kontakt mehr zur Familie habe und mich schwer losgekämpft habe. Man liebt sie ja doch irgendwo, aer wenn man deren System nicht etwas mit verändern kann, dann bleibt einfach der Weg sich zurückzuziehen.

Es ist ein sehr harter Weg sich zu trennen, nicht nur räumlich, sondern auch im Innen, man verbindet ja auch viele Erinnerungen miteinander.

Ich würde schon diese Aussprache annehmen in der Hoffnung und Vermutung, dass es anders ist.... Ja, ich weiß, ich wußte es auch immer schon vorher wie es ablaufen wird, hatte aber lange die Hoffnung geschürt.

Einmal eine Chance... sage deiner Schwester im Vorwege, dass sie sich genau überlegen soll was sie sagen will, denn mit Vorwürfen wirst du einfach nicht aufkreuzen- PUNKT.

Es ist Schade, dass so immer wieder Familien zerbrechen, aber es ist eben so.

Ich denke auch, dass hinter diesen Argumenten gegen die Pension auch Neid steckt, auch wenn der so sauoberflächlich ist. Frag doch mal direkt, was sie dir neidet und sage ehrlich wie das Leben für dich ist.

Ich hoffe noch mit dir!

Viele Grüße!
candle
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Rezna
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 21:02

Danke für eure Antworten.

@Gothika. Bei deinem Beitrag musste ich mehrmals bitter schlucken. Die Anspielung auf das 3. Reich betrifft nicht meine Familie, sondern das Gesellschaftssystem in Österreich an sich. Wann immer einem in den Medien Themen wie Pension, Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit durch zunehmende (psychische) Erkranungen, Mindestsicherung auftaucht, fällt ein Mob an dumpfdreisten Mittelständler über diese Leute her. Da wird getreten und geschubst, aus purem Neid, aus reinem Geiz -so klingt es - ich lese daraus Angst ums Eigene - und - dass in den Krisenzeiten jeder jeden verraten würde, wenn er nur den eigenen Hintern rettet. Meine Geschwister verhalten sich exakt genau so, und das noch dazu jene beiden, von denen ich das auf diese Weise nicht erwartet hätte. Das schürt natürlich dann auch wieder die Wahrnehmung generell, wenn da auch bei mir Verletztheit hinzukommt. Ich möchte es so gerne lockerer sehen.

Am Anfang, als die ersten Sager bezüglich Schmarotzer kamen, habe ich scharf zurückgeschossen, erklärt, dass es wehtut, nicht fair ist. Aber die Erklärung meiner Gefühlsebene wurde als Drama-Queen-Gehabe abqualifiziert... jaja, System ausbeuten und dann heulen wenn einer was sagt... so in etwa. Auf diese Tour kommt man in meiner Familie leider nicht ran. Erklärungen wie man sich fühlt enden in derbsten Scherzen und bieten einen idealen Angriffspunkt. Beispiel: ich bin mit meiner Mutter überkreuz. Warum, das wissen meine Geschwister. Vor allem eine Schwester weiss es ganz besonders, da auch sie schon Kontaktabbrüche hatte und mit meiner Mutter oft im Krieg lag... sie war teilweise so verquer, dass sogar ich noch beschwichtigend klang, meine Mutter betreffend. Die Problematik, die Ursache kennt, wenn jemand, dann sie am allermeisten. Und was ist? Bei jeder, wirklich bei jeder sich bietenden Gelegenheit stichelt sie auf mich hin. Nach dem Motto: "Die Mama braucht nicht kommen, du bist ja schon da." als Hinweis darauf, dass ich exakt genau so wie meine Mutter bin. Eben WEIL sie genau weiß, worum es geht, weiss sie genau, wie wie mir am meisten wehtun kann. Ehrlich, keine der anderen Geschwister könnte schon alleine aus Verständnisgründen so treffsicher sein. Es ist dieselbe Schwester, die sich mir gegenüber nun so Oberlehrerhaft aufspielt. Es ist meine jüngere Schwester, gleich nach mir. Sie hat mich das ganze Leben lang bewundert, mir das oft gesagt, mir nachgeiefert. Sie fand mich schön, klug und wie ich Probleme bewältige, wie ich Ruhe bewahre, diplomatisch sein kann... mich ausdrücken kann... sie hat das immer schwer bewundert, neidlos. Wir waren also eine zeitlang wirklich engstens befreundet auch. Wir arbeiteten zusammen, sahen uns oft, kannten einander am Besten. Ich habe sie verteidigt wenn irgend wer etwas gegen sie sagte. Ich habe nächtelang mit meiner Mutter gestritten, um sie zu verteidigen, als sie ins Ausland gegangen war und meine Mutter sie deswegen (weil sie sich da nicht wehren konnte) als willkommenen Schuldesel missbrauchte. Und nun? Auf einmal brach ich zusammen. Auf einmal konnte ich nicht mehr, war es zuviel. Nunja. Früher war ich die Erste, die sie anrief, wenn sie Eheprobleme hatte, oder sonstige Probleme. Selbst aus dem Ausland führte ich ewiglange gespräche therapeutischen Charakters. Mitunter kamen dann Sprüche wie: Wozu einen Therapeuten, wenn man eine Freundin(Schwester) hat? Und auf einmal war ich es, die Probleme hatte. Doch ich konnte nicht zu ihr kommen. Ich erinnere mich, an dem Tag an dem mein Ex mir sagte, er habe mich nie geliebt, da rief ich sie an, ich musste mit jemandem reden. Aber noch ehe ich etwas sagen konnte, jammerte sie mich zwei Stunden lang wegen einem Eheproblem voll. Dann sagte sie, ich hätte ihr geholfen, sie fühle sich besser und legte dankend auf. Und ich saß da. Wieder einmal. Wie so oft. Mir wurde an diesem Tag bewusst wie nie, dass ich mich auf sie nicht verlassen kann, wenn ich ein Problem habe. Sie ist mehr mit sich selber beschäftigt. Zudem merkte ich, dass es sie überfordert, verunsichert, wenn ICH ein Problem habe. ICH, das Vorbild, ICH die ja alle Probleme lösen kann, immer eine Weisheit auf Lager habe, diplomatisch die Lage analysieren kann und viele Eheprobleme aus der Welt schaffen.
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Rezna
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 21:04

Tja. Insofern verstehe ich ihre Feindseeligkeit. Ich habe ihr ihr Idol genommen. Ich habe sie bedroht indem ich schwach wurde und zusammenbrach. Wenn das Vorbild zusammenklappt, dann kann das bedeuten, man selber renne auch dem Untergang entgegen. Wenn ich einen Zusammenbruch habe, was zählen dann alle meine Ratschläge, die sie sich ständig abholte? Sie wünscht sich, dass ich wie Phoenix aus der Asche emporsteige und zur Entschädigung meines schmählichen Ausfalls zumindest eine Regierung stürze oder so etwas. Dass ich sogar um Pension ansuche, was für sie sicher einen Schlusspunkt, eine Kapitulation ist (sie hat keine Ahnung, dass das nur für ein Jahr wäre, soweit will sie es gar nicht wissen, da geht es ums "Prinzip".) sieht sie sicher als Verrat. Ich begreife das. Ich verstehe das.
Dass mir ihre Art schadet, habe ich ja begriffen, daher finde ich die räumliche Distanz auch sehr willkommen. Die Sache ist auch, das es nichts nützen würde, in dem Gespräch meine Position, wie hier geschrieben, darzustellen. Sie hat mich oft gefragt, wie Depression ist. Ich habe es ihr ebenso oft erklärt. Ihre Reaktion ist stets: Ich kann mir ja gar nicht vorstellen wie das ist, ABER lässt du dich nicht nur einfach hängen? Ich weiss nicht wie man sich da fühlt, aber ruhst du dich da nicht nur drauf aus, steigerst dich rein, bist nur faul...." Zu sagen wie es mir damit geht, ist SINNLOS. Schlimmer: Damit mache ich mich noch angreifbarer.

Leider hat sie tatsächlich viel von den Eltern übernommen. Meine Eltern fuhren die Taktik, sich über die Schwächen und individuellen Fehler ihrer Kinder lustig zu machen. Sie erfanden Märchennamen die unsere Schwächen persiflieren sollten. Etwa "Prinzessin Tränenreich" oder "Prinzessin Rührmichnichtan". Sie nannten uns nicht beim Namen sondern nannten uns nur so. Sie optimierten die Namen nach, wenn sie einen neuen wunden Punkt trafen. Wenn sie sahen, dass wir zuckten, es also traf, uns verletzte, lachten sie, fanden sie das komisch und gerecht. Vermutlich hat sich daraus bei manchen von uns diese Gangart etabliert. Der Gedanke dahinter, das erklärten uns die Eltern auch so war, uns abzuhärten. Sie dachten, wenn sie sich permanent über uns lustig machten, auf unseren Fehlern herumtrampelten, dann könne uns niemand "in der Welt" etwas anhaben, bekämen wir eine harte Schale. Und nach ähnlichen Motiven verfahren leider einige von uns nun. Wenn jemand einen wunden Punkt freilegt, wird auf diesem herumgetrampelt, durch den Kakao gezogen, zum Anlass genommen, permanent hinzuhacken. Auch hier mit der vermeintlichen Absicht, genau gegen diesen wunden Punkt abzuhärten. Oder auch, um jemanden in den Hintern zu treten damit er sein Leben ändert. So wie meine Eltern Methoden wie Schläge, aus der Wohnung werfen... verwendet haben, um eine "Initialzündung" zu provozieren, sehen sie das ähnlich. Schleife den Hund durch den Dreck damit er Lebenswillen entwickelt - so in etwa.

Herrje, das klingt als wären wir ein Sack voller Hyänen. Diese Mechanismen waren mir nie bewusst. Aber durch die Arbeit mit mir, mit meiner Vergangenheit, der Aufarbeitung der Kindheit, der Studie meiner Eltern auch um mich selber zu erkennen, dem kritisieren der Methoden um selbstschädigenden Gedanken und Verhalten auf die Spur zu kommen... kam mir das eben ins Bewusstsein. Nur war mir nie klar, inwiefern auch meine Geschwister davon betroffen waren. Ich sah sie immer als Opfer der Erziehung, wie mich auch. Aber wir haben auch alle Täterintrojekte, und nun, wo wir alle älter werden, und einige eine Familie gegründet haben, nun selber Eltern sind, bricht das so richtig heraus. Ich, als eine die eben keine Familie hat, werde automatisch zu einem Kind. Wer keine Familie hat, ist zu unreif dafür, zu feig, noch nicht fertig, noch keine ganze, richtige Person. Das war früher nicht so, aber seit eben fast alle Familien haben, kristallisiert sich das so heraus. Daher fühlen sie sich im Recht, über mein Leben zu urteilen (weil ich habe ja eh keines). SIE sind nun Eltern, und damit haben sie die ultimative Berechtigung zu allem und sei es ein Exklusivrecht auf die ultimative Opferrolle. Weiters wollte meine Schwester nie eine Familie haben. Weil ihr Mann aber eine wollte, hat sie dem aus Liebe zugestimmt. Somit bin ich so etwas wie der "Wunschspieleg". Ich lebe das Leben, das sie sich gewünscht hätte. Nur: Sie dachte ja, nur Mütter wären arme Lämmer und alleinstehende, kinderlose Frauen wären alle glücklich. Da passt es auch nicht ins Konzept, wenn ich ihren Traum lebe, aber seelisch erkrankt bin. Ich mache ihr da vieles kaputt. Sie will mich glänzen sehen um einen Traum zu haben, ein vollkommenes "was wäre wenn". Wieder ein Vorbild.
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 21:08

Traurig ist, weil wir mit diesem Credo aufgewachsen sind, dass über die Familie nichts kommt. Blut ist dicker als Wasser und all der Keks. Durch eine systematische Abschottung nach aussen (Freundinnen durften nie zu Besuch kommen und es war den Eltern lieber, wenn wir keine funktionierenden sozialkontakte ausserhalb der Familie hatten, das wurde durchaus durch wochenlange Hausarreste wegen Lappalien umgesetzt), wurden wir zusammengeschweisst. Wir Kinder gegen die Eltern. Eine Front. Wir hielten zusammen, das hielt sehr lange an. Wenn Streitereien waren (und es gab immer wieder welche) dann setzten wir uns oft beharrlich zusammen, es wurde geredet bis es geklärt war. Eine Front. Der innere Kreis. Was auch immer. Und nun, eh schon seit einigen Jahren, zerbricht das. Diese feste Bindung löst sich, was durchaus gesund ist. Zwar hat uns unser gesamtes Umfeld, beneidet um unsere Familienbande, unseren Zusammenhalt, der auch echt war... einige unkten, das wäre nicht gesund... was wir als Neid abtaten. Nun aber sehe ich es selber. Es war nicht gesund. Diese Dinge die mir jetzt so wehtun, so aufstoßen... die gab es immer, nur viel subtiler, interner... da war von meiner Seite viel Kapazität, zu schlucken, gefallen lassen... auch weil ich die Älteste bin und zum Teil als Mutterersatz fungierte, da meine Mutter den Pflichten oft nicht nachkommen konnte. So waren sie tatsächlich irgendwie auch "meine Kleinen" die ich dazu ermunterte, anregte, ihr Leben zu leben, zu rebellieren wenn es angebracht ist, für IHR DING einzustehen. Ich habe leider zu spät los gelassen... Erst mit über dreissig habe ich angefangen, sie loszulassen, sie sich selbst zu überlassen, nicht immer einen Rat zu haben, sondern ihnen zu sagen, dass ich darauf vertraue, dass sie ihren Weg finden werden.

Ach verdammt. Die Sache ist ja, dass ich sie trotz allem liebe. Und ich kann sowieso nicht den Kontakt zu einer abbrechen. Entweder alle, oder keiner, da die Treffen eben immer mit allen stattfinden. Das ist ja schon ein Problem weil ich meine Mutter nicht sehen will... da mache ich viele Kompromisse, weil es da schon heisst: Entweder alle, oder keinen.

Tja. Diese Aussprache. Die ja nicht als Aussprache initiiert ist, sondern als: Meine Schwester mahnt mich, mein Leben nach ihren Vorstellungen zu führen. Ich meine nur, und nur so kann ich es ihr sagen: Wenn Sie sich herausnimmt, über mein Leben zu urteilen, dann nehme ich mir heraus, auch über ihres zu urteilen. Wenn sie mir erklären will, wie ich leben soll, erkläre ich es ihr, wie sie leben soll. Ich habe gegen alle Ratschläge der Welt nichts einzuwenden, WENN ICH DARUM BITTE. Ich will nicht, dass irgend jemand sich in den Kopf setzt, nur weil ich ein paar politische Themen über Facebook bespreche, mein Leben retten zu müssen. Wer will das schon, dass irgendwer daher kommt und einem sagt, wie man leben soll, oder dass man so nicht leben soll? Meine Sorge die Aussprache betreffend ist, dass ich austicke. Es gab in den letzten zwei Jahren (seit diesem traumatischen Jahr 2009) mehrmals Momente, in denen jemand in meiner Familie so ein Reizthema ansprach - und wie ich merkte, wie das Blut in meinen Kopf stieg und ich davor war, die Bude kurz und klein zu hauen. Ich merke, wie ich da total austicken könnte. Nein, nicht nur schreien... sondern richtig, echt brutal werden. Ich habe das bisher immer noch stoppen können, indem ich mich zurückzog. Ich brach mitten im Satz ab, lehnte mich zurück und schwieg. So lange, bis das Blut wieder ruhiger wurde. Danach vermied ich weitere Gespräche an diesem Treffen. Nun war es so, dass diese Angriffe ja immer unvorbereitet kamen, und daher schnell abgelenkt werden konnten, da das Thema ja nur zufällig angeschnitten wurde. Aber beim Gespräch das meine Schwester fordert (warum eigentlich????) geht es mehr oder weniger im Verlauf darum. Ich habe berechtigte Angst, denn das Talent hat sie, dass die falschen (oder richtigen) Knöpfe gedrückt werden. Ich habe Angst, die Kontrolle zu verlieren. Wenn ich nur an die Aussprache denke, jetzt, hier, rennen in meinem Kopf die schlimmsten Amokläufe ab. Ich sehe nur Raserei. Als spielten sich ein Dutzend Splatterfilme zugleich in meinem Kopf ab. Und das gefällt mir nicht.
Ist es Feigheit, wenn ich deswegen eine Aussprache verweigere?
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 21:28

Arta hat geschrieben:. Wenn ich nur an die Aussprache denke, jetzt, hier, rennen in meinem Kopf die schlimmsten Amokläufe ab. Ich sehe nur Raserei. Als spielten sich ein Dutzend Splatterfilme zugleich in meinem Kopf ab. Und das gefällt mir nicht.
Ist es Feigheit, wenn ich deswegen eine Aussprache verweigere?
Das wundert mich nicht danach wie sie so beharrlich auf dir rumtrampelt und wie sich das mangels Gegenwehr bei dir aufgestaut hat, daß sich da die Splatterfilme vor deinem geistigen Auge abspielen. Du musst ja nicht körperlich "splattern", aber ich denke wenn du das verbal tust und all das zum Ausdruck bringst was dich ankotzt, ggf auch mal lauter, wäre das kein Fehler.

Die Aussprache zu verweigern könnte klarerweise auch eine Feigheitskomponente haben. Aber da eine "Aussprache" hier eh nix bringen wird ist sie so gesehen eh zwecklos und wenn es dir ohne sie besser geht - warum nicht? Man muss sich nicht immer allem stellen. Wenn man sich einer Situation wirklich nicht gewachsen fühlt und es da auch nix zu gewinnen gibt ist es kein Fehler sich dem einfach zu entziehen.

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Lilly111
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 21:33

Arta hat geschrieben:Ist es Feigheit, wenn ich deswegen eine Aussprache verweigere?
Nein !
Es ist Selbstschutz.

Lilly
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Beitrag Mo., 24.10.2011, 22:52

Auf eine solche Aussprache hätte ich auch kein Bock, würde mir ähnlich das Blut in den Kopf schießen...

Falls Missverständnisse aufkommen sollten: Ich sprach von Abgrenzung, nicht davon, das Gesprächsangebot (nach ihren Regeln und Konditionen) anzunehmen.

Eine Aussprache in dem Sinne wäre nichts weiter als ERNEUT runterzuschlucken, z.B. die eigene Wut und Enttäuschung über das Gegenüber in ein Gefängnis aus Pseudodiplomatie und vermeintlich gewaltfreier Kommunikation zu pressen. Gerade wenn man schon viel zu viel geschluckt hat, würde mich der Gedanke auch wahnsinnig machen.

Dein bildhaftes Fühlen macht es doch sehr deutlich: du bist zornig. Zu recht. Das wäre mE Schritt Nummer 1: dieses Gefühl erstmal akzeptieren und annehmen. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Nachdem man es angenommen hat, ohne wenn und aber... (z.B. überholte Glaubensätze von der Familienbande), erst dann kann man sich in Ruhe überlegen, WIE man mit dem Gefühl umgehen möchte.

Ich sehe folgende Gefahr: Wenn du den Kontakt abbrichst, werden dich entsprechende Emotionen weiterhin verfolgen in Form von Zweifeln, unterdrückter Wut, Enttäuschung, Einsamkeit und so weiter und sofort. Leider spreche ich da aus Erfahrung: Kontaktabbruch scheint die logischste und einfachste Variante zu sein. Aber sie ist leider auch furchtbar unbefriedigend; die ungelösten Emotionen bleiben bestehen und verstopfen die Leitungen. Die Erleichterung ist nur kurzfristig. Das ist wie mit der tröstenden Schokolade: im ersten Moment hilft es, aber langfristig hat man in Form von Hüftgold noch ein Problem mehr als vorher.

Die sinnvollste Variante ist daher meines Erachtens: Die Kraft der Wut in einer erwachsene, sinnvolle Form kanalisieren und in einem Akt der Psychohygiene zur Abgrenzung benutzen.

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Beitrag Mo., 24.10.2011, 22:59

Gothika hat geschrieben: Die sinnvollste Variante ist daher meines Erachtens: Die Kraft der Wut in einer erwachsene, sinnvolle Form kanalisieren und in einem Akt der Psychohygiene zur Abgrenzung benutzen.
Was dann durchaus dazu führen kann daß von deren Seite funkstille ist. Weil wenn sie es nicht mehr schaffen ihre Scheisse bei dir abzuladen, und ihre Spielchen mit dir zu spielen, Arta, dann könnte es sein daß du auf ein mal als Kommunikationspartern ziemlich unattraktiv bist.

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