Vertrauen fassen in die Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Emela
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Vertrauen fassen in die Therapeutin

Beitrag Mi., 28.09.2011, 20:56

hallo,
...vertrauen in die therapeutische arbeit müssen sie schon haben
...vertrauen ist wichtig
...vertrauen ist die basis der arbeit
ewig könnte ich diese liste fortsetzen...

mir ist es so klar, dass es sooo wichtig ist. aber es stellt sich einfach nicht ein. ich wünsche es mir, weil sonst alles passt.

wie lange hat das bei euch gedauert? wodran habt ihr gemerkt, dass es da ist?

liebe grüße
emela

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candle.
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Beitrag Mi., 28.09.2011, 21:07

Hallo liebe Emela!

Lange darf es nicht dauern oder zu lange, weil ich da mal vor so ein Ultimatum gestellt wurde. Es war ein Sprung ins kalte Wasser und hat funktioniert.

Vielleicht magst du ja mal beschreiben an welchen Stellen du nicht vertraust um das hier vielleicht für dich ein wenig zugänglicher zu machen, wenn du willst.

Lieben Gruß!
candle
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Emela
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Beitrag Do., 29.09.2011, 19:04

leibe candle,
danke für deine antwort! hast du dir selbst ein ultimatum gesetzt? oder wurde es gesetzt? wie hast du den sprung ins kalte wasser gemacht.
hmm wo ich nicht vertraue ist eine gute frage. grundsätzlich habe ich vertrauen also in die therapeutische situation an sich, dass es hilfreich ist usw.! vielleicht meine ich eher sowas wie die kontrolle abgeben und mich wirklich auf alles einlassen?
lg
emela

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candle.
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Beitrag Do., 29.09.2011, 19:22

Hallo Emela!

Ich bekam das Ultimatum damals vom Therapeuten.

Vielleicht machst du es einfach mal bewußt anders in der Therapiestunde auch wenn es dir ganz schwer fällt. Ich kann es anders nicht erklären, man muß sich da richtig arg zusammennehmen etwas Neues auszuprobieren. Und dann wird es auch besser, aber solange der Knoten nicht platzt, ändert sich nichts irgendwie.

Lieben Gruß!
candle
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Thread-EröffnerIn
Emela
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Beitrag Do., 29.09.2011, 19:25

was für ein ultimatum hat er dir gestellt?

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candle.
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Beitrag Do., 29.09.2011, 20:15

Emela hat geschrieben:was für ein ultimatum hat er dir gestellt?
Ich dachte das wäre klar hervorgegangen, also entweder vertrauen oder Therapieabbruch.

candle
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Seanna
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Beitrag Do., 29.09.2011, 20:43

Tja, Vertrauen ist so eine Sache. Warum kannst du nicht vertrauen? Wovor hast du Angst? Allein-gelassen werden? Verletzt werden? Verraten werden? Was ganz anderes?
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

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Justus
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Beitrag Do., 29.09.2011, 20:48

Jetzt mal ganz blöd gefragt: Was ist daran so schlimm, wenn du deinem Therapeuten jetzt noch nicht vertrauen kannst?

Leidest du darunter? Kannst du dies nicht aushalten?

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Schattenmädchen
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Beitrag Do., 29.09.2011, 20:51

candle. hat geschrieben:
Emela hat geschrieben:was für ein ultimatum hat er dir gestellt?
Ich dachte das wäre klar hervorgegangen, also entweder vertrauen oder Therapieabbruch.

candle
Dass so etwas funktioniert, kann ich mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen. Vertrauen ist doch nichts, wofür oder wogegen man sich aktiv entscheidet. So etwas wächst doch - bei manchen geht es schnell, bei anderen dauert es etwas länger. Und dafür braucht man doch gerade die Grundsicherheit, dass der Therapeut "bleibt", egal, wie schnell oder langsam man sich entwickelt. Ich finde, in eine Therapie gehört gerade die Atmosphäre, dass man selbst entscheidet, zu welchem Zeitpunkt man wieviel erzählt. Wenn mir ein Therapeut mir Abbruch drohen würde, wäre ich erst recht verunsichert.

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Erdbeermütze
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Beitrag Do., 29.09.2011, 21:04

Hallo Emela,

vertrauen hat viele gesichter und ist ein breites Specktrum.

Du schreibst sonst passt alles. Also die wichtigste Vorraussetztung scheint gegegen zu sein.
Emela hat geschrieben:vielleicht meine ich eher sowas wie die kontrolle abgeben und mich wirklich auf alles einlassen?
Ich vertraue mein Thera aber Kontrolle abgeben kann ich nicht das ist noch ein ganz anders Kaliber als Vertrauen. Kontrolle ist für mich lebenswichtig aber das hindert mich nicht erfolgreich Therapie zu machen. Mein Thera stellt sich drauf ein. Wir forschen nach warum ich es nicht kann, hinterfragen es und Arbeiten dann daran und nach und nach in kleinen Schritten geht es besser. Meinen Thera ist es sogar sehr wichtig, dass ich in allen was wir tun die Kontrolle habe. Und genau dass ist es vielleicht auch, warum ich meinen Thera vertraue, ich habe die Kontrolle. Verständlich was ich meine.
Aber ich beiße mich so oft in den Popo, wenn ich es wieder nicht schaffe mich auf irgendetwas einzulassen, weil ich auch denke, dann kann ich ja nicht weiter kommen. Mein Thera sagt, es kommt nicht umbedingt drauf an mich um jeden Preis drauf einzulassen, dann das würde nur nach hinten losgehen. Es kommt dann darauf an, was macht es mit mir, meine Gefühle usw. und damit kann man genauso gut mit Arbeiten. Man sollte sich auch nur drauf Einlassen wenn die Angst mittelmäßig ist, zu viel und zu wenig bringt garnichts.
Schattenmädchen hat geschrieben:Dass so etwas funktioniert, kann ich mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen. Vertrauen ist doch nichts, wofür oder wogegen man sich aktiv entscheidet. So etwas wächst doch - bei manchen geht es schnell, bei anderen dauert es etwas länger. Und dafür braucht man doch gerade die Grundsicherheit, dass der Therapeut "bleibt", egal, wie schnell oder langsam man sich entwickelt. Ich finde, in eine Therapie gehört gerade die Atmosphäre, dass man selbst entscheidet, zu welchem Zeitpunkt man wieviel erzählt. Wenn mir ein Therapeut mir Abbruch drohen würde, wäre ich erst recht verunsichert.
Genau meine Meinung

LG
Erdbeermütze

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fleur-de-lis
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Beitrag Do., 29.09.2011, 21:27

hey ihr lieben

mist, ich gehör auch in dieses eck ich kämpfe nun seit einem guten jahr dagegen an, mich irgendwie auf meinen thera einzulassen. ihn emotional irgendwie näher an mich heranzulassen. das ist so schrecklich. es gelingt mir einfach nicht, die kontrolle abzugeben. die ersten monate war ich damit beschäftigt, mich auf welche weise auch immer bestmöglich zu verkaufen, dann stellten sich die ersten erfolge im rahmen der thera ein und seit monaten verharr ich nun in diesem gute-patientin-schema. das sieht so aus, dass ich auf die weise zu funktionieren versuche, wie ich mir vorstellen kann, dass es dem plan entspräche. tatsache ist, dass ich auch hier wieder in eine rolle geschlüpft bin, die es mir unmöglich macht, in der thera bei mir selbst zu bleiben. ich erkenne mich dort auch kaum wieder ich bin eigentlich äusserst, aufbrausend, quirrlig und furchtbar theatralisch -das kann humorvolle und kindliche züge annehmen ...in der stunde bin ich sehr gemäßigt, wenn es darauf ankommt, gerührt, bedrückt, was auch immer -da passe ich mich wohl an.

und erst jetzt kommt es wirklich dick: meinem thera ist das natürlich aufgefallen, und er hat dieses muster aufgedeckt, gemeint ich würde die thera verschwenden, weil ich mich nicht auf all das einlassen könne; denn wenngleich ich das gefühl habe, ihm alles (nötige- auch hier filter ich) mitzuteilen, sind es lediglich andeutungen welche ich ihm liefere, und an der stelle gelingt es mir auch nicht da wirklich weiter zu denken. ich habe ihn auch schon damit konfrontiert, dass es mir kaum möglich scheint ihm dinge zu geben (- denn genau so fühlt es sich an) die mir wirklich am herzen liegen, dinge die etwas (sehr angenehmes) mit mir zu machen im stande sind. ich sehe dies als eine art waffe, die NUR er ODER ich haben kann. selbst wenn ich mich dank der thera so unglaublich lebendig und beflügelt fühle und mich mittlerweile tatsächlich auf die kommende stunde freue -ich lechze direkt nach dem stoff- gelingt es mir nicht ihm diese seite zu zeigen, weshalb er natürlich den eindruck hat, ich würde die thera lahm legen...


ich erinnere mich an eine der letzten stunden, da hab ich wie es scheint kurz den faden verloren und ihm etwas für mich sehr bedeutendes mitgeteilt (diese info habe ich monatelang zurückgehalten, er wusste das und erst nach seiner 4 wöchigen abwesenheit konnte ich ihm den stoff so klar hinknallen- da ich mich ja über diese zeit reichlich distanzieren konnte) es ist ihm natürlich nicht entgangen, dass nun das pure leben durch meine adern pulsierte und ich mit jeder faser meines körpers genüsslich fühlen konnte, wie dieser unglaubliche druck von mir fällt- da ich dieses 'geheimnis' endlich mit ihm teilen konnte. .. und dann auf einmal... DISTANZ er fragte mich warum ich meinen gefühlen nicht freien lauf lassen könne, und von da an habe ich ihn nur noch fordernd erlebt. als könne er mich ausbeuten, sobald er sieht wie ich mich wirklich fühle. ich konnte es mir nicht erlauben diesen wunderbaren moment länger mit ihm zu teilen. und auf diese weise läuft es nun

also bitte wenn hier jemand ideen zur umgestaltung hat, spring ich mal heftig wie ein flummi und schrei 'hier, hier'

im moment habe ich in der tat keinen plan mehr wie ich weitermachen soll. ich verliere wieder mehr und mehr den boden unter meinen füßen
ever tried. ever failed. no matter. - try again. fail again. fail better.

samuel beckett

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schmetterling.1983
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Beitrag Do., 29.09.2011, 21:37

Liebe Emela,
ich finde Vertrauen ist eine ganz persönliche Angelegenheit.
Es benötigt Zeit zu wachsen und kann nur aus gemeinsamen Erlebnissen wachsen. Eine positive Einstellung und ein kleiner Vorschuss von beiden Seiten gehört gewiss zu den Dingen die helfend sind.
Nach über 2,5 Jahren, die ich meine Thera kenne, benötigt es noch immer Zeit und den passenden Moment um die nötige Vertrautheit in der Situation zu fühlen, um sich öffnen zu können.
Manche können es sofort, andere brauchen Zeit. Euren eigenen Weg zu finden, der passt macht da sicher Sinn.
Das ich mehr und mehr (ver)traue, erkenne ich daran, dass ich Dinge erzähle, die ich früher nicht erzählt hätte.
Falls es jedoch so belastend ist, besprich es doch mal ganz direkt, wie ihr das Vertrauen fördern könnt.
LG
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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candle.
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Beitrag Do., 29.09.2011, 21:40

Hallo Schattenmädchen!
Schattenmädchen hat geschrieben: Vertrauen ist doch nichts, wofür oder wogegen man sich aktiv entscheidet.
Doch natürlich muß man sich auch entscheiden. Hast du schon mal das Wort "Vertrauensvorschuß" gehört?
So etwas wächst doch - bei manchen geht es schnell, bei anderen dauert es etwas länger.
Das ist richtig, aber der Wille dazu muß ja schon gegeben sein. Ich denke die Vertrauensfrage ist schon allgemein ein großes Problem. Vermutlich hat mir der Therapeut eben auch dies zugetraut, und es ist aufgegangen.
zu welchem Zeitpunkt man wieviel erzählt
Darum geht es hier wohl weniger, denke ich.
Wenn mir ein Therapeut mir Abbruch drohen würde, wäre ich erst recht verunsichert.
Abbruch klingt hart, aber auch treffend. Die Entscheidung habe ich übrigens ganz allein gefällt. Ich hatte eine Woche Bedenkzeit. Es war die Wahl zwischen: Können wir weitermachen oder ob man glaubt woanders (Therapeut) besser aufgehoben zu sein.

Ich habe ja anfangs nur geschwiegen und war voller Mißtrauen dass die Praxisräume Ohren hätten. Wärest du Therapeut Schattenmädchen, wie lange würdest du warten bis dein Klient anfängt zu reden? 5 Stunden, 30 Stunden oder bis die Therapie rum ist? Stundensätze sind ja auch irgendwo untergewissen Maßstäben mal von jemanden berechnet worden und ich denke, dass da "langsamere Menschen" mit berücksichtigt worden sind. Ich würde die eigene Lerngeschwindigkeit nicht mit dem Lernwille verwechseln.

LG candle
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bibiana
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Beitrag Fr., 30.09.2011, 00:15

ich finde schon das vertrauen (in therapie) auch eine aktive entscheidung ist. vertrauen in natürlichen beziehungen ist was anderes und braucht lange und viel zeit. doch eine therapiebeziehung ist was anderes und jede stunde ohne vertrauen ein verlust. diese form von beziehung stellt ganz andere anforderungen.

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Thread-EröffnerIn
Emela
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Beitrag Fr., 30.09.2011, 19:03

danke für eure lieben antworten!
es hat mir ein bisschen klarheit gegeben und den anstoß gegeben, da noch einmal mit meiner therapeutin drüber zu reden.

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