Sind negative Empfindungen stärker als positive?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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arnold
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Sind negative Empfindungen stärker als positive?

Beitrag Fr., 15.07.2011, 09:55

Ich würde hier gerne eine Diskussion starten.

Verfolge die Beiträge im Forum schon über Jahre.

Leider selber an psychischen Störungen, nehme schon Jahre Medikamente und bin in ständiger psychotherapeutischer und psychiatrischer Behandlung.

Habe vor kurzem einen Beitrag im Forum verfasst. „Sonstige Problembereiche – Posttraumatische Belastungsstörungen am 8.7.2011.

Da war auch die Frage, beschäftige ich mich und so weit mir aufgefallen ist auch die meisten Forumteilnehmer damit: Wann fühle ich mich schlecht? Was belastet mich, Wodurch kommt es zu Depressionen, Ängsten, Störungen? Was passiert wenn ich mich unwohl fühle. Bin ich krank? Habe ich eine Depression, Angststörung? Werde ich verrückt?
usw.

Die Leute erkenne sofort, wann es ihnen schlecht geht.
Man fokussiert seine Aufmerksamkeit auf das Belastende.

Warum können sich die wenigsten an etwas positives erinnern. Wann habe ich mich das letzte Mal wohl gefühlt? Wann spürte ich Glück oder Zufriedenheit? Wann war ich mit mir zufrieden? Mit meinem Leben, Familie, Arbeit.


Hier geht es nicht um einen Zustand von Euphorie, oder um positives Denken. Ganz einfache, banale Dinge des täglichen Lebens. Warum registriert man das Angenehme kaum aber das Belastende umso stärker.

Wie kann man trotz permanent belastender Gedanken bewusst an etwas angenehmes denken?

Man kennt genau seine Schwächen beschäftigt sich nicht mit seinen Stärken. Stärken hat jeder, nur warum erkennt sie der eine und ist glücklicher und der andere erkennt sie nicht und ist unglücklich.


Wer kennt diese Erfahrungen?

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Füchsin
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Beitrag Fr., 15.07.2011, 10:07

Ich schätze, es hat etwas mit den eingeschliffenen Bahnen zu tun. Natürlich waren da auch positive Erlebnisse, und sind es bis heute. Aber ich glaube, viele Menschen haben die Erfahrung gemacht, in ihrem Leben einfach irgendwie falsch und nicht akzeptiert zu sein. Wenn man von Grund auf lernt, dass Liebe an Bedingungen geknüpft ist, spürt man auch tagtäglich, dass Abgelehntsein die Regel ist und nicht die Ausnahme. Das bedeutet Stress, und Dauerstress brennt sich ein - sogar auch ganz physisch, so viel weiß man inzwischen.

Es gibt natürlich die Glücklichen, die dank ihrer Lebensgeschichte ganz gelassen, authentisch und selbstbewusst sein können. Ich nehme an, sie hatten diesen Raum zur Entwicklung, weil sie so genommen wurden, wie sie sind. Dann hat man Kopf und Seele frei, die positiven Erlebnisse ganz bewusst auf sich wirken zu lassen und mit den negativen angemessen umzugehen. Steht man aber unter Dauerstrom, so nimmt man auch die positiven Erlebnisse als nicht tragend, als Ausnahmezustand wahr. Man lernt sogar (zumindest ist es bei mir so), dem Glücklichsein nicht zu trauen und in einer Grundanspannung zu verharren, damit der Absturz nicht so weh tut. Man lernt, schlechte Gefühle zu erwarten und sich auf gute nicht zu verlassen. Kein Wunder, dass man die später dann auch nicht mehr erinnert - sind sie doch gute Gefühle auf Vorbehalt, sozusagen immer mit einem bitteren Unterton.

Die Füchsin (die das so erlebt hat und immer noch erlebt)


Waldschratin
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Beitrag Fr., 15.07.2011, 15:07

Füchsin hat geschrieben:Dann hat man Kopf und Seele frei, die positiven Erlebnisse ganz bewusst auf sich wirken zu lassen und mit den negativen angemessen umzugehen.
Ich denke,da liegt schon mal ein Teil dran : daß man gelernt hat,den "negativen" Gefühlen angemessen (was für mich selbstfürsorglich-bewältigend heißt) zu begegnen.

Gefühle an sich sind ja nicht "schlecht" oder "gut",sondern sie sind,was sie sind - und sind "nützlich".
Sie erfüllen ihren Zweck in unserem Leben.

Und da seh ich die unangenehmen Gefühle genauso wichtig,wie die angenehmen. (Angenehme können übrigens,wenn sie "überschwappen",auch belastend werden...)

Ich vergleiche da immer mal gern mit dem Körperlichen.
In dem Fall wäre das wohl der Schmerz.
Ich tret auf ne Reisszwecke - das tut weh - ich mag dieses belastende Schmerz-Gefühl aber überhaupt nicht - und trete nicht weiter drauf,sondern reagiere und geh der "Verletzungsgefahr" aus dem Weg.Denn hätte ich weiterhin und fester "zugetreten",hätte mich die Reisszwecke am Fuß verletzt.

Klar "mag" ich Schmerz nicht - und versuche daher "vorzubeugen" und Schmerz aller Art zu vermeiden.
Aber wenn er auftritt,dann macht er Sinn - er "warnt" mich,lenkt meine Aufmerksamkeit auf nen bestimmten Bereich.

Wenn Schmerzen chronisch werden,dann können sie zum "Selbstläufer" werden - "Schmerzgedächtnis",den Ausdruck kennt man.Und auch,daß Schmerzmittel manchmal genau den Schmerz hervorrufen können,gegen den sie eigentlich helfen sollen.

Und dann aus ner "Schmerzspirale" oder dem Umgang mit nem chronischem Schmerz rauszukommen,das ist schwierig.

Mit den seelischen Schmerzen seh ich das ähnlich.

Unangenehme und belastende Gefühle bringen mich in Schwung,etwas zu bewältigen zu lernen - dran zu "wachsen".

Geh ich diesem Lernen aber aus dem Weg und konzentriere mich stattdessen weiterhin auf das belastende Gefühl an sich und mache es zum "Schuldigen",komm ich in ne Spirale rein,in der der seelische Schmerz sich "verfestigen" kann und nicht mehr "abfließt".

Ganz abgesehen davon,daß es dann nicht mehr um das darunterliegende eigentliche Problem geht,das mal für diese belastenden Gefühle gesorgt hat...

Küchenphilosophie à la Waldschrat.

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Trollkirsche
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Beitrag Sa., 16.07.2011, 16:54

Hallo,

zum Glück gehöre ich eher zu den Menschen, die mit der angenehmen Seite des Lebens zuerst aufgestanden sind. Dennoch habe auch ich schon sehr schwierige Zeiten durchgemacht, in denen mir körperliche und seelische Schmerzen das letzte bißchen Kraft und Glück aus den Adern gesogen haben. Da ich gelernt habe, mit meinen Gefühlen konstruktiv umzugehen, bin ich auch dem Gefühl der Kraftlosigkeit und Angst nicht ausgewichen. Aber ich versuche - so wie Waldschratin es schon beschreibt - an der Ursache etwas zu ändern. In meinem Falle (Krankheit) ging das leider nicht so ohne Weiteres. Das einzige, was mir in diesen schwierigen Momenten wirklich geholfen hat, war Ruhe, Entspannung, Trost (von meinem Mann), mich selbst verwöhnen (mit Bädern und leckerem Essen).

Gerade diese permanente Grundspannung, von der Füchsin schreibt, hat mich der Möglichkeit beraubt, die schönen und angenehmen Dinge überhaupt noch genießen zu können. Darum habe ich mich bewußt darum bemüht, diese Grundanspannung immer wieder abzubauen, bin dabei aber natürlich das Risiko eingegangen, wieder auf die Schnauze zu fallen. Aber nur in der Entspannung war es mir möglich, neue Kraft aufzutanken und den schönen Moment zu genießen. Irgendwann wurden die Momente länger, der Blick auf die lange Zeit macht manchmal viel Sinn, wenn es um langwierige Prozesse geht. Nur so konnte ich die schwierige Zeit einigermaßen überstehen. Schwer war es trotzdem...

Trollkirsche

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 16.07.2011, 19:07

An dem Thema bin ich auch schon lange dran. Ich habe inzwischen gut gelernt unbeschwert zu WIRKEN, frage mich fast schon, ob das nur eine Maske ist und es nicht besser wäre, von vorne herein traurig und resigniert etc. mich zu zeigen, weil ich das dann entweder doch unterschwellig rüberbringe - und anderen anscheinend einen Spiegel unbewussterweise vorhalte, was deren eigene Traurigkeit anbelangt, was teilweise unglaublich kräftezehrend ist und mich früher einmal in eine solche Verstrickung innerhalb einer Beziehung und einer Freundschaft brachte - oder es im ersten Kennenlernen einfach unterdrücke, so tue als ob und dann, wenn ich es erst mal rausgelassen habe, die Menschen nichts mehr mit mir anfangen können, weil ich dann "nur noch jammere" - bis dahin sind diese mir aber meistens ans Herz gewachsen und ich werde dann öfter mal verlassen. Freunde meine ich jetzt. Beziehungen gehe ich nur schwer ein, verlieben tue ich mich noch schwerer, wenn dann merke ich es eh erst, wenn es zu spät ist. Und der Betreffende schon auf dem absteigenden Ast oder gar nichts mehr will. Perfektes Sabotageprogramm also.

WIE genau ich das jetzt angehe, weiss ich noch nicht, ich suche je gerade einen Therapeuten wieder. Und lese mich völlig erschüttert (weil es mir in seiner Klarheit sowas von plausibel erscheint und ich entsetzt bin, dass es in den zwei Therapien zuvor von mir nur sehr rudimentär genau so klar und strukturiert ausgesprochen und angegenagen wurde) durch das Buch über Schematherapie. Und finde hier auch noch weiteres kürzeres dazu: http://www.schematherapie-berlin.de/index.php?id=3.

Mir ist klar geworden, dass das "negative" Fühlen auch irgendeinen Nutzen haben muss. Sonst würde man ja auch nicht immer in diese Schiene fallen. Ich teile jetzt etwas mit, was so in seiner Wucht mir noch gar nicht klar geworden war und ich bitte von Kommentierungen abzusehen, danke. Es ist noch ein Erkenntniskücken.

Ich weine ja eh recht schnell und ich bin inzwischen sicher, dass es damit zusammenhängt, dass meine Mutter mich definitiv mehr (oder überhaupt nur dann?) liebte und heute noch liebt - wenn es mir schlecht geht. Und ich hatte auch oft Freundinnen, mit denen ich förmlich im Melancholischen baden konnte. Und ich war die beste darin.

Was nützen dir deine negativen Empfindungen? Wovor bewahren sie dich? Wovor schützen sie dich? Für was sind sie ein Signal - darunter, unter der Traurigkeit und dem möglichen Hinweis "pass auf dich auf, dir gehts nicht so gut" unmittelbar? Was magst du an ihnen?

Äm, oh doch, ich kann auch fröhlich und ausgelassen feiern, meist eher subtile Witze machen, aber tue das viel zu selten. Es kommt mir manchmal (nicht immer natürlich) so oberflächlich vor. Und meist, wenn ich NUR fröhlich bin mit Leuten, dann fehlt mir was, dann ist mir das oft zu oberflächlich. Und wenn ich das erste Mal vor jemand neu kennengelernten geweint habe erkenne ich, aha - da ist auch eine tiefere Beziehung möglich. Also gar nicht mal SO verkehrt. Einerseits. Andererseits möchte ich das doch so weit es geht reduzieren und vielleicht etwas anderes finden ...

Da liegt noch einiges an Arbeit ... Vielleicht kannst du damit ja auch etwas anfangen.

Schöner Gruß, ein versuchtes Lächeln von der Miss.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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der_einsame
Helferlein
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Beitrag So., 17.07.2011, 17:18

Ich glaube es kommt schon auch darauf an was für ein Leben man führt. Jemand der sehr arm aufgewachsen ist, ist jedes Extra Stück Brot ein Luxus während andere das als selbstverständlich empfinden.

Ich denke aber auch dass die Menschen grundsätzlich nicht dazu geschaffen sind sich zufrieden zu geben mit ihrer Situation. Die Menschen wollen sich selber verbessern und auch ihre Umwelt. Stillstand empfinden wir eher als unbefriedigend. DAs ist auch der Grund warum sich die Menschheit weiterentwickelt hat. Würden wir uns mit allem zufrieden geben hätten wir uns nie so entwickelt.

Ich persönlich sehe mein Leben als unbefriedigend vor allem meine Vergangenheit. Langzeitarbeitslosigkeit verfolgt mich schon lange und auch mein Privatleben füllt mich nicht gerade aus aber trotzdem habe ich ein Dach über dem Kopf und kann mir zu Essen leisten und hin und wieder das eine oder andere Extra. Wenn ich hin und wieder mal Essen gehen kann hat für mich auf alle Fälle ein ganz andere Bedeutung als für jemanden der sich das öfters leisten kann. Dadurch wird man natürlich geprägt und selbst wenn man wieder einen guten Job hat denke ich dass man trotz des guten Jobs immer wieder an solche Zeiten erinnert wird.

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Felum
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag So., 17.07.2011, 17:29

Trollkirsche hat geschrieben:Darum habe ich mich bewußt darum bemüht, diese Grundanspannung immer wieder abzubauen, bin dabei aber natürlich das Risiko eingegangen, wieder auf die Schnauze zu fallen. Aber nur in der Entspannung war es mir möglich, neue Kraft aufzutanken und den schönen Moment zu genießen.
Hast du irgendwelche Techniken angewand um Grundspannung abzubauen und zu entspannen?

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Trollkirsche
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Beiträge: 19

Beitrag So., 17.07.2011, 18:49

Hallo Felum,

nö, ich bin nicht so der Technikfreak. Soll heißen, ich habe mich schon sehr viel mit Entspannungtechniken etc. pp. in meinem Leben beschäftigt, um am Ende zum Ergebnis zu kommen, daß ich mit Intuition und Körpergefühl am besten zurechtkomme - manchmal nimmt man ja komische Umwege.

Was ich im Grunde tue, wenn ich körperlich und seelisch 'verkrampft' bin, also auch in einem eher dissoziierten Zustand: Ich lege oder setze mich gemütlich hin und versuche erstmal, meinen Körper richtig zu spüren. Ich fange also da an, wo ich besonders starke Schmerzen wahrnehme oder an anderen Stellen, die ich gut wahrnehmen kann. Bei Schmerzen versuche ich erstmal, dort ein bißchen locker zu lassen, stelle mir dabei vor, wie die Muskeln weicher und 'offener' werden. Wenn ich eine Stelle ohne Schmerzen nehme (was für mich gerade am Anfang der Entspannung oft besser funktioniert), dann fühle ich, was für innere Empfindungen in diesem Körperteil gerade sind. Die lasse ich ein bißchen stärker werden, irgendwann 'fließen sie über' und in andere Körperbereiche. Das mache ich so lange, bis für mich der ganze Körper mit Gefühl 'gefüllt' ist. Ich habe mich also erstmal assoziiert.

Das kann schon eine Weile dauern. Und gerade, wenn ich Schmerzen habe, ist natürlich das Bemühen da, diese dadurch nicht zu verstärken. Aber eigentlich werden die bei mir dadurch eher schwächer. Danach kann ich meinen Körper so gut wahrnehmen, daß ich auch die verspannten Stellen spüre. Die lasse ich dann nach und nach los, mach auch mal kleine Bewegungen, die guttun, ein bißchen anspannen und wieder loslassen, die Position im Liegen oder Sitzen ein bißchen verändern. Ich verändere also immer etwas und gucke, ob die Spannung so nachläßt oder 'ins Fließen' kommt. Das ist ein Ausprobieren und Spielen. Meistens war ich in der schmerzreichen Zeit so platt, daß ich dann eingeschlafen bin. Das war auch okay, hat mich sehr erfrischt und ebenfalls entspannt.

Ja, so in etwa habe ich das gemacht. Wie gesagt geh ich da eher spielerisch dran und probiere unterschiedliche Dinge aus. Das Wichtigste für mich ist immer, erstmal assoziiert zu sein...

Trollkirsche

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Trollkirsche
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Beiträge: 19

Beitrag So., 17.07.2011, 18:54

Huhu Felum,

hab ich ganz vergessen: auf keinen Fall zu verachten sind die ganz einfachen Dinge, eine Kleinigkeit essen, etwas Warmes trinken, eine Wärmflasche, eine Decke oder ein Bad, ein schönes Buch oder ein schöner Film, ein leckeres Räucherstäbchen oder mein Lieblingsparfum, gute Musik - eben alles, womit man sich verwöhnen kann.

Trollkirsche

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Tigerkind
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Beitrag So., 17.07.2011, 19:07

Ich finde ein interessantes Thema, kann einem viel zu einfallen.
Gut finde ich die Idee mit der Wärmflasche, dem Buch etc..
Aber auch alle anderen Beiträge regen zum Nachdenken an.

Vielleicht ist es wichtig sich ab und zu bewußt zu machen, mir geht es gerade gut, jetzt in diesem Moment, ich bin gerade glücklich.

Vielleicht bin ich ganz oft glücklich und merke es nur nicht, werde in Zukunft mal drauf achten.

Vielleicht ist es auch wichtig nicht an die Zukunft zu denken, zumindest nicht dauernd, im hier und jetzt zu bleiben, aber ich glaube das fällt uns Menschen schwer.

Der Tiger
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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arnold
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Beiträge: 13

Beitrag So., 17.07.2011, 21:11

Ich sehe, dass das Thema doch sehr viele Leute beschäftigt.

Es ist interessant zu lesen, wie verschieden der Zugang zu den Empfindungen eines jeden einzelnen sind. Auch die Bewertung der Empfindungen.

Warum ich auf das Thema gekommen bin.

Die letzen Jahre bzw Jahrzehnte empfand ich eigentlich nur negatives. Wie Traurigkeit, Hilflosigkeit usw. Ich saugte förmlich negative Empfindungen in mich auf.

Das ist vermutlich auch ein Symptom der Depression.
Das Fokussieren auf negatives und das nicht Erkennen des positiven.

Seit einige Wochen bemerke ich, dass ich, vielleicht nicht gelassen, aber doch lockerer reagiere. Ich empfinde etwas angenehmes. Das ist nicht permanent, aber es ist von Zeit zu Zeit spürbar.

Meine Therapeut fragt mich, was davor anders war. Ich kann es nicht erklären. Es kommt einfach. Ich will jetzt diese positiven Empfindungen nicht groß analysieren, wie ich das über Jahre mit meinen negativen Gedanken gemacht habe. (Gedankenkreisen) Ich lasse sie einfach zu.

Leider kommen aber auch die negativen Empfindungen (Pessimismus usw. ) zurück.
Der Grund ist für mich nicht erkennbar.

Ich versuche regelmäßig die Ereignisse des Tage in meiner Erinnerung wahrzunehmen. Dabei überwiegen in erster Linie die negativen Empfindung. Mir ist es möglich auch angenehme Erinnerung wahrzunehmen. Nichts großartiges. Aber zum Beispiel:. Habe heute vor der Haustür einen Parkplatz gefunden. Das Gespräch mit einer Person war angenehm. Die Arbeit die ich geleistet habe , war nicht schlecht. Habe das Problem ganz gut gelöst.
Hier ist meine Einschätzung wichtig. Es ist mir gleichgültig, wie andere die Sache sehen. Meine Meinung zählt plötzlich und nicht der Gedanke, was werden die Anderen denken.

Für mich ist es schwer zu verstehen, warum ich jetzt manchmal bei der gleichen Situation angenehm, bzw nichts belastend, reagiere, wo ich vorher mit Angst und Stress reagiert habe.

Natürlich hätte ich gern, dass sich die positiven Empfindungen weiter verstärken. Leider habe ich noch nicht den Schlüssel gefunden.

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Füchsin
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Beitrag Mo., 18.07.2011, 11:45

Ich kann mich erinnern, wie mein Therapeut mir gegen Ende meiner Therapie mal sagte: "Was Ihnen halt fehlt, ist eine gewisse Leichtigkeit!" Und damit hatte er Recht - ich kann auch nicht wirklich unbefangen und locker-positiv sein. Früher hätte mich eine solche Aussage unter Druck gesetzt, ich hätte mich über meine mangelnde Fröhlichkeit geärgert und verzweifelt versucht, mich zu ändern, weil ich glaubte, das wird von mir erwartet. Aber heute ist das anders. Und dazu kam noch, dass mein Therapeut hinterherschob: "Naja, aber andererseits kann ich Sie auch gut verstehen. Ich bin selbst nicht unbedingt einer von denen, die immer happy sind." Das hat mir sehr geholfen. Denn es ist viel leichter, nicht dauernd zu hadern, wenn man jemandem gegenübersitzt, der einen erstens so nimmt und mag, wie man ist, und sich zweitens auch selbst so mögen kann.

Vielleicht liegt darin das ganze Geheimnis: Diese Traurigkeit als einen Teil von sich selbst anzunehmen. Es gibt keine negativen und positiven Gefühle, sondern das sind nur die Wertungen, die wir ihnen geben. Ich habe für mich erlebt und erfahren, dass es leichter ist, die Traurigkeit, "Negativität", auch oft die Wut, den Zorn oder die Angst, anzunehmen, als sie zu bekämpfen. Denn dann erst verlieren solche Gefühle ihre Schärfe und Schwere. "Das ist nun einmal jetzt gerade so!" - das ist der Satz, der mir selbst am meisten hilft. Damit meine ich nicht, dass man sich in diesen Gefühlen ewig ergehen sollte, denn dann bleibt man stecken. Aber ich glaube, wir begegnen allerhand Gefühlen, vor allem den sogenannten negativen, oft mit dem innerlichen Einwand: "So darf ich nicht fühlen!" Aber natürlich dürfen wir. Ich schließe mich den Vorgängern an, Gefühle ergeben einen Sinn, sonst hätten wir sie nicht. Sie zu akzeptieren befähigt einen dann auch, sie irgendwann loszulassen.

Klingt natürlich in aller Theorie super, aber ich übe auch noch. Täglich...

Die Füchsin

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