Todessehnsucht

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tommy-musiker
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Todessehnsucht

Beitrag So., 03.07.2011, 01:06

Hallo,

es ist Sonntag, 1:40 Uhr, und ich sitze am PC, leicht angetrunken und kann nicht schlafen. Obwohl ich Rotwein getrunken habe, damit ich schlafen kann.

Etwas zu meiner Person: Ich bin 48 Jahre alt, seit 10 Jahren verheiratet und (Stief-)vater dreier Kinder.

Solange ich denken kann, habe ich in mir den Wunsch zu sterben. Nicht immer, aber immer dann, wenn ich mein Leben reflektiere.

Seit nunmehr 3 Jahren bin ich arbeitslos, meine Frau führt eine eigene Musikschule, damit wir mit Hartz IV wenigstens einigermaßen über die Runden kommen. Im Moment sieht es allerdings so aus, als könnte ich ab Oktober wieder in "Lohn und Brot" stehen; das ist abhängig von der Förderung der ARGE für meinen zukünftigen Arbeitgeber.
Meine Frau spielt seit einigen Monaten ein Onlinespiel, in welchem "Spielbeziehungen" Normalität sind. In dem Spiel ist sie mit einem Mitspieler "verlobt". Mit ihm hat sie sich mittlerweile über unsere Sexualität und über "alles" per SMS, Skype und PMs ausgetauscht. Ich habe das Gefühl, dass sie mir "virtuell fremdgeht". Dem "Spielpartner" wünsche ich den Tod, ich hasse ihn wirklich von ganzem Herzen.

Ich habe das meiner Frau auch so gesagt; mittlerweile sagt sie mir, dass im Moment ihr Gefühl für mich "auf 0" sei, und dass mit dem Spielpartner nichts laufen würde; es sei nur ein Spiel.

By the way: Ich liebe meine Frau ohne Ende und bin wahrscheinlich "zu eifersüchtig"

Meine Frau wurde in ihrer vorherigen Ehe von ihrem Ehepartner geschlagen und vergewaltigt, er wurde deshalb auch verurteilt; die Kinder stammen aus der Ehe mit dem Schläger. (Das nur als Information am Rande). Aber "meine" Kinder (11, 14 und 24 Jahre alt) liebe ich wirklich.
Im Moment hört sich alles nach einem Eintrag in der falschen Rubrik an. Vielmehr müsste es in "Beziehungen, Trennungen, etc." stehen, aber ich glaube, dass alles mit meiner Todessehnsucht zusammenhängt.

Ich habe vor mehr als 10 Jahren meiner Mutter, die tablettenabhängig war, immer wieder Schlaftabletten (Valium, etc.) "geklaut". Insgesamt wird es eine Menge von ca. 50 Stück sein.

Seit "ewig" sehe ich den Freitod nicht als "letzte Verzweifelungstat" an, sondern als mögliche Problemlösung.

Ich würde gern tot sein. Das ist so der Fokus, um den sich alle meine Gedanken drehen. Ich würde gern die Tabletten nehmen und somit der gesamten "Lebensproblematik" aus dem Weg gehen. Meine Probleme sind allerdings, dass ich glaube, dass meine Kinder sehr darunter leiden würden und 2., dass ich mich nicht traue.

Ich habe zuviel Schiß davor, die Tabletten zu schlucken, obwohl doch danach alle meine Probleme weg wären.

Ich bin zwar katholischer Christ, glaube aber nicht an ein Leben nach dem Tod. Somit glaube ich logischerweise auch nicht an eine Bestrafung Gottes für einen Freitod.

Ich war mal in einer psychtherapeutischen Praxis. Dort hat man mir allerdings gesagt, dass ich intelligent genug sei, um mich an meinem eigenen Schopf aus dem Sumpf herauszuziehen.

Ich weiss im Moment nicht, was ich machen soll.

Komisch ist, dass jeder Absatz mit "ich" anfängt. Bin ich egoistisch?

Gruß
Tommy

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katze12
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Beitrag So., 03.07.2011, 02:34

Hi Tommy,

möchte Dir gerne sagen, dass ich Deine Gedankenspiele, Suizid, im realen Leben erfahren habe. Mein Vater hat das 1996 umgesetzt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es für die Angehörigen einfach die Hölle ist. Deine Kinder und Ehefrau würden ein Traum durchleben und unter den Folgen leiden, was meißt nur mit professioneller Hilfe zu bewältigen ist.
Deine Frage was Du jetzt machen sollst; würde sagen, die Probleme angehen. Ermitteln, ob Du an einer Depression erkrankt bist, professionelle Hilfe suchen, wenn es nicht auf Anhieb klappt, dann weiter auf Therapeutensuche gehen, mit Deiner Frau sprechen, auch auf Deine Kinder schauen, wie es ihnen mit der mom. Situation geht, sich über alternative Heilungsmethoden informieren, auf Dein Bauchgefühl hören...!

Man kann nur hoffen, dass Du etwas unternimmst und Deiner Familie und Dir selbst ein solch sinnloses Elend durch Suizid ersparst.

Viele Grüße! Katze

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cepek
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Beitrag So., 03.07.2011, 21:44

Hallo!

Ich kenne einige dieser Zuständen auch - deswegen hier ein paar Eindrücke:

Ich denke, tatsächlich, dass Du Dich in einer Art Verengung befindest.

Du stellst zwar alles auf den ersten Blick sehr klar dar, aber es klingt nach einem Blick eines in die Enge getriebenen.

Was auffällt ist, es fehlt in Deiner Darstellung der Raum für Dich selbst, Auswege oder Ruhepunkte. Und ich denke, das hängt nicht nur mit externen Umständen zusammen sondern eben mit einem eingeengten Blick. Denn ich denke, sie wären sehr wohl da.

Du sagst, du liebst Deine Frau. Du liebst Deine Kinder. usw.

Aber solltest Du nicht in erster Linie auch an Dich denken? Ich meine nicht aus Egoismus sondern man muß zuerst mal selbst Raum zum Atmen haben, dann kann man sich erst um andere kümmern (so wie auf den Emergency-Tafeln in Flugzeugen - zuerst sich selber die Sauerstoffmaske anlegen, dann den Kindern usw.). Und jemand, der in die Enge getrieben ist, ist egoistisch, das ist ganz normal.
Du sagst, solange du denken kannst, trägst Du Dich mit dem Gedanken, zu sterben
- Und dann warst du erst einmal in einer psychotherapeutischen Praxis? Kann es sein, dass du Dich lange Zeit selbst einfach vernachlässigt hast?

Außerdem
intelligent genug um sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf herauszuziehen
- So ein Blödsinn, ob jemand in einer existenziellen Krise ist und Hife von extern braucht hat nichts mit Intelligenz zu tun. Nein, im Ernst, ich finde es eine Gute Idee nochmals hinzugehen, schon um mich zu vergewissern, ob sie das ernst gemeint haben. - hol Dir dort Hilfe.

Allerdings so wie es klingt könnte es ein längeres Projekt werden, da sich solche Sachen oft über Jahrzehnte heranbilden. Und natürlich ist es eine Herausforderung das mit dem Alltag zu balancieren (vor allem weil ja wahrscheinlich auch starke Verlustängste aufkommen) ..
Aber ich denke, die wichtigste Beziehung in Deinem Leben ist die zu Dir - und es könnte zu einem neuen Lebensgefühl führen (aber natürlich könnte sich auch vieles verändern usw.).

Und dann wollte ich noch nachhaken:
Ich bin zwar katholischer Christ, glaube aber nicht an ein Leben nach dem Tod. Somit glaube ich logischerweise auch nicht an eine Bestrafung Gottes
- ich bin zwar glaubensmäßig nur Autodidakt aber irgendwie klingt das komisch. Wenn man religiös ist, dann doch weil es einem beim Leben hilft und man vielleich an eine höhere Ordnung glaubt, oder? Und wenn ja, ist es dann nicht egal, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, sondern jede Handlung wirkt sich einfach irgendwie auf diese Ordnung aus, egal ob vor oder nach dem Tod oder in einem anderen Universum usw.? Das mit der Bestrafung finde ich auch eine schwache Drohung, denn wenn man nicht mehr leben wollte, dann wäre mit die Bestrafung auch schon egal. Aber wie gesagt überwiegt bei mir die positive Motivation beim Glauben neuerdings doch stärker.

Ich finde, du hälst Dich recht gut - angesichts der Umstände.
viel Glück usw.
lg

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Gold__Marie
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Beitrag So., 03.07.2011, 23:07

Hallo Tommy, ich bin einmal haarscharf dem Tod entkommen! Damals wollte ich auch sterben. Aber glaub mir, in diesem Moment habe ich erkannt, dass ich das NICHT will. Dass es so vieles gibt, was ich noch oder nochmal erleben möchte. Ich hatte damals sehr viel Glück. Gib nicht auf, such dir professionelle Hilfe und versuch deine Probleme zu bewältigen! Das Leben wäre leicht, wenn wir uns nur eingestehen könnten, wie schön es im Grunde doch ist! Ich wünsch dir alles Gute! LG Gold__Marie

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Gold__Marie
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Beitrag So., 03.07.2011, 23:07

Hallo Tommy, ich bin einmal haarscharf dem Tod entkommen! Damals wollte ich auch sterben. Aber glaub mir, in diesem Moment habe ich erkannt, dass ich das NICHT will. Dass es so vieles gibt, was ich noch oder nochmal erleben möchte. Ich hatte damals sehr viel Glück. Gib nicht auf, such dir professionelle Hilfe und versuch deine Probleme zu bewältigen! Das Leben wäre leicht, wenn wir uns nur eingestehen könnten, wie schön es im Grunde doch ist! Ich wünsch dir alles Gute! LG Gold__Marie

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Gold__Marie
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Beitrag So., 03.07.2011, 23:11

Huch, meine alte Schrottkiste spinnt mal wieder, sorry für den doppelten Beitrag!

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tommy-musiker
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Beitrag Mo., 04.07.2011, 17:27

Hallo,
zunächst mal vielen Dank für Ihre/Eure Antworten auf mein zugegebenermaßen konfuses Eingangsposting.

Natürlich versuche ich, Begründungen für mein Verhalten und für meine "Lebenseinstellung" zu finden. Aufgewachsen bin ich in einem sehr kleinen Dorf mit einem Rathaus, einer Grundschule und einer weiterführenden Schule. Der Schulleiter der weiterführenden Schule war mein Vater. Somit galt ich im Dorf stets als "Rektorssohn" und war - so mein Eindruck - bei gleichaltrigen nie gern gesehen.
Meine Mutter war - so meine ich - auch psychisch krank. Sie konnte das Alleinsein nicht vertragen und hat manchmal sogar meinen Vater aus Schulkonferenzen nach Hause gerufen, weil sie sich allein fühlte. Als mein Vater 1992 starb, war ich (leider) der letzte der vier Kinder im Haus. Da gab es eine Situation, als ich eine Studienbekannte nach einem Arbeitsabend zurück in ihren 40 km entfernten Wohnort zurückbringen wollte. Meine Mutter hat sich in Schlafkleidung auf die Straße gestellt und gerufen, dass nun auch ihr Sohn sie verlassen wolle. Zu meiner Mutter habe ich nie eine Sohn/Mutter-Beziehung aufbauen können. Meinen Vater dagegen habe ich sehr verehrt.
Ich habe dann ein "Mädel" kennengelernt und bin 400 km entfernt in die Nähe von Berlin gezogen. Nach drei Jahren haben wir übers Heiraten gesprochen und da ich katholisch erzogen wurde, hat sich meine Freundin damals angeboten, auch einer Konfession beizutreten, damit wir "ordentlich" kirchlich heiraten konnten. Sie hat sich dann für die evangelische Kirche und insbesondere für den evangelischen Pfarrer entschieden. Den Vater von sieben Kindern und meine Freundin habe ich damals in meinem Bett "inflagranti" erwischt. Die Beziehung war natürlich beendet und ich zum ersten Mal am Rande des Selbstmords. Damals hat mich meine Sekretärin "aufgefangen" und getröstet. Daraus wurde dann meine nächste Beziehung. Mit ihr bin ich dann wieder zurück in meine Heimat gezogen. Ich war für sie der Trottel, der sich um ihren kriminellen Sohn (14 Jahre alt), um den Haushalt und ums Bett gekümmert hat. Sie war aber auch noch mit einem sehr vermögenden Notar "verbunden", der von ihr finanziell so ziemlich ausgenommen wurde. Mir gegenüber war sie immer mit einer Freundin unterwegs. Irgendwann habe ich (IT-Systemadministrator) damit angefangen, ihre Mails abzufangen und so habe ich dann das Ausmaß des Betruges mir gegenüber aufgedeckt. Eines Morgens bekam ich bei meiner Arbeitsstelle einen Anruf, dass vor meinem Haus ein Möbelwagen stünde. Sie hat die Wohnung leergeräumt und mir verkündet, dass Schluß sei. Nach zwei Wochen (Maledieven mit dem Notar) kam sie reumütig zurück und ist wieder eingezogen. Ich habe mir das alles gefallen lassen, weil ich glaubte, sie zu lieben und weil ich lieber so mit ihr leben wollte, als allein.
Ein paar Monate später hat sie sich in eine ArbeitskollegIN verliebt und nach kurzer Liason ist sie dann mit dem Ehemann ihrer Kollegin zusammengekommen. Zu dem Zeitpunkt hat sie die Beziehung beendet und ist ausgezogen.
Ein Jahr später habe ich für einen 12-jährigen Jungen einen PC besorgt und installiert und darüber seine Mutter kennengelernt. Drei Kinder hatte die Frau, aber sie war nicht eine "einfache" alleinerziehende Frau. Die jüngste Tochter ist durch eine Vergewaltigung ihres Ehemannes enstanden, die Kinder und die Ehefrau sind von ihrem Mann 14-fach körperlich (nicht sexuell) mißhandelt worden. Aus dieser "Fachebene EDV" hat sich über die Zeit echte Liebe entwickelt und mit dieser Frau bin ich seit 2004 auch verheiratet, nachdem ich mir natürlich über die Verantwortung der Kinder und der Frau gegenüber zuerst bewußt werden musste.
2008 wurde ich arbeitslos und meine Frau musste mit ihrem kleinen Einkommen, was sie mit einer privaten Musikschule erwirtschaftet plus den staatlichen Sozialleistungen unsere Familie ernähren.
Seit ungefähr 10 Monaten spielt meine Frau im Internet in jeder freien Minute ein Rollenspiel. Dagegen habe ich eigentlich nichts. Ich bin selbst dort angemeldet und dann und wann spiele ich auch.
In dieser virtuellen Rolle im Spiel hat sie einen Mitspieler kennengelernt. Auch dagegen habe ich nichts. Irgendwann habe ich im ihrem Profil gelesen, dass sie sich mit ihm verlobt hat. Ich habe das als Teil des Spiels gesehen und nicht weiter darüber nachgedacht. Durch einen Zufall stellte irgendwann mein Laptop eine Verbindung zu ihrem Handy her. Das Programm hatte ich irgendwann mal installiert, um ihr die Möglichkeit zu schaffen, die Fotos vom Handy auf den PC zu übertragen. Jetzt konnte ich aber plötzlich "zig" SMS lesen, die sie mit ihrem virtuellen Verlobten ausgetauscht hatte. Dann gab es auch den Hinweis auf Skype-Gespräche. Und dann habe ich den Fehler gemacht und konsequent alle ihre Kommunikationswege überwacht.
...

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tommy-musiker
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Beitrag Mo., 04.07.2011, 17:32

zweiter Teil...

Irgendwann habe ich sie darauf angesprochen. Ja, sie hat in ihrem Internetgegenüber eine Freund gefunden und tiefgründige Gespräche mit ihm geführt. Auch über unsere Sexualität in der Ehe hat sie mit ihm gesprochen. Und nein, das ganze sei ausschließlich innerhalb des Spiels und niemals würde daraus mehr entstehen, als eine, wenn auch reale Freundschaft.
Klar, die Luft hat gebrannt, als meine Frau erfaßt hat, dass sie von mir kontrolliert worden ist. Und seitdem wirft sie mir vor, ihr nicht zu vertrauen. Seit diesem Wochenende gibt es in unserer Partnerschaft extreme Höhen und leider auch extreme Tiefen. Ich könnte regelmäßig "ausflippen", wenn ich sie mit "ihm" im Chat sehe und irgendwann habe ich ihr mal gesagt, dass ich "ihm" den Tod wünsche. Das hat sie sehr verletzt und seit einigen Tagen schläft sie nicht mehr im Ehebett, sondern im Wohnzimmer auf der Couch. Sie hat mir gesagt, dass ihre Gefühle mir gegenüber zur Zeit "auf Null" sind.
Ich liege manchmal abends im Bett und höre auf meinen Herzschlag. Ich habe Bluthochdruck und manchmal stolpert mein Herz. Dann wünsche ich mir, dass es aufhören würde, zu schlagen. So würde ich sterben, ohne daran Schuld zu haben. Meine Schwester lag vor ein paar Wochen mit Lungenkrebs im Krankenhaus. Da habe ich gesagt, dass ich neidisch auf sie bin; eine solche Krankheit würde ich mir wünschen...
So, jetzt habe ich Euch (fast) meine gesamte Lebensgeschichte erzählt. Warum? Damit "mein Wunsch" etwas klarer wird.
Nein, ich möchte kein Mitleid für meine Situation, daran bin ich sicher genauso "schuldig" wie mein jeweiliges Gegenüber auch.
Ende September werde ich (99,9% wahrscheinlich) einen neuen Job antreten können. Ich hoffe, dass wir beide uns bis dahin noch zusammenraufen können, da ich der Überzeugung bin, dass meine Arbeitslosigkeit und das damit verbundene Gefühl des Nichtgebrauchtwerdens und des "Loosers" stark mit meiner Depression zusammenhängt.
Wenn sich meine Frau allerdings entscheidet, aus unserer Ehe auch offiziell auszusteigen, werde ich nicht mehr weiterleben können. Die "Arbeit" an der Bewältigung kann ich dann nicht mehr schaffen. Das sage ich mir nicht als Drohung oder ihr als seelische Erpressung. Das ist für mich mehr eine rationale denn emotionale Entscheidung.

Sorry für den langen Text
Gruß
Tom

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Cyrusol
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Beitrag Mo., 04.07.2011, 19:11

Ich nehme mal an, sie (mehrmals) um Verzeihung zu bitten, dass du ihr, ohne sie zu fragen, so nahegetreten bist, hast du schon versucht und du hast ihr doch bestimmt auch gesagt, wie sehr du Nähe wünschen würdest, also dass sie sich dir gegenüber öffnen kann, du immer für sie da sein wirst und so weiter. Wenn ja, könntest du ein wenig Geduld mit ihr zeigen, und sie sich mit dem Kerl anfreunden lassen.

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katze12
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Beitrag Di., 05.07.2011, 00:41

Hi Tommy,

wie sieht es denn nun mit einer Therapie aus? Auch Du wirst ohne diese Ehe weiterleben können. Es stellt sich die Frage, willst Du diese Ehe eigentlich noch?

LG Katze

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cepek
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Beitrag Di., 05.07.2011, 00:50

Ich kann zusätzlich auch nur dringend raten, so rasch wie möglich wieder professionelle Hife in Anspruch zu nehmen - entweder wieder über die psychotherapeutische Praxis oder auch Psychiatrie. Aus meiner Erfahrung muss es in Akutfällen noch nicht um Arbeit gehen sondern nur mal um Stabilisierung (z.B. mit Medikamenten). Ich bin überzeugt, das würde auch bei allen weiteren Bestrebungen helfen, wie Partnerschaft/Neuer Job/Familie usw.

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cepek
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Beitrag Mo., 18.07.2011, 07:01

Hallo,
wollte noch fragen, wie es geht und was der Nick bedeutet. Bist du Musiker?
lg

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tommy-musiker
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Beitrag Di., 11.10.2011, 22:28

Hallo,

lange nichts mehr geschrieben und doch soviel passiert in den letzten Wochen.

Cepek, Musiker? Jain... Ich bin gelernter Organist und Chorleiter, mache aber in dieser Richtung nichts mehr. Manchmal "fantasiere" ich auf dem Keyboard etwas vor mich hin, gern dann, wenn ich dem Boden nah bin.

Was alles passiert ist? Also vorneweg: Ich habe seit dem 1.d.M. eine neue Vollanstellung. Und es macht mich nicht wirklich glücklich. Mir gegenüber habe ich den Looser-Status mit der Arbeit (noch) nicht überwunden. Ich bekomme viel Anerkennung in der Firma, aber der Lohn ist nur etwa ein Drittel meines bisherigen Verdiensts.

Und ja, ich war bei einem Psychotherapeuten. Wir haben das Erstgespräch geführt. Ich habe ihm gesagt, dass ich mich in "Ausführung meines Lebens" durch meinen Todeswunsch behindert fühle. Für ihn war - glaube ich - sehr schnell klar, dass ich mehr an mich denken muss, und dass ich mich ggf. auch von meiner Frau trennen muss. Meine Maßgabe für eine Therapie ist allerdings, dass ich nur die Todessehnsucht, nicht meine Familie verlieren will.

Und ja, meine Frau hat sich mit ihrer Internetbekanntschaft getroffen. Dazu hat sie mich belogen und einen Krankenhausbesuch einer Freundin "vorgeschoben". Und "der andere" hat anschließend einen Brief geschickt, den meine Frau in einen freigegebenen Ordner auf unserem Server gespeichert hat mit dem Titel "Unser erstes Date". Das musste ich einfach lesen. Aus diesem Brief ging klar hervor, dass er für meine Frau mehr als Freundschaft empfindet, aber auch keine Zukunft für eine Beziehung sieht. Meine Frau hat ihn geküsst.

Und dann, vor ein paar Tagen, hat seine Frau Wind von der ganzen Sache bekommen und hat ihm die Pistole auf die Brust gesetzt. Die übliche Alternative: Sie oder ich. Daraufhin hat er sich in dem Rollenspiel einfach gelöscht und meine Frau von seiner Skypeliste gelöscht. Natürlich war ich, der mit dieser Aktion wirklich nichts zu tun hatte, trotzdem der Böse - so nach dem Motto: Jetzt kannst Du jubeln und Dich freuen: er ist weg.

Nein, ich habe mich nicht gefreut, meine Frau so am Boden zu sehen. Andererseits ist diese tiefe Trauer bei meiner Frau für mich auch ein Zeichen, dass sie für ihn wohl auch mehr empfunden hat, als sie zugeben will.

Das zu den letzten Vorkommnissen. Ich möchte nochmal festhalten, dass ich mich nicht für akut suizidgefährdet halte. Ich habe den starken Wunsch, nicht mehr zu leben, aber nicht danach, mich umzubringen.

Ich möchte gern ein Depot an Barbituraten anlegen, damit ich mir sagen kann, dass ich es tun kann, wenn ich es will. Allein die Existenz dieser Möglichkeit beruhigt mich, aber das versteht kaum jemand.

Vielen Dank, dass ich mich "bei Euch" ausheulen darf...

Viele Grüße
Tom

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Inanna
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Beiträge: 186

Beitrag Di., 11.10.2011, 23:04

Hallo lieber Tommy,

ein berühmter Mensch (ich weiss nicht mehr seinen Namen) sagte mal, dass der Moment, in dem ein Mensch sterben möchte, derselbe Moment ist, in dem der Wunsch zu leben am Größten ist. Ich glaube, auch suizidgefährdete Menschen wollen in Wahrheit leben, aber anders als sie es bisher taten.

Ich sehe das ganz genauso wie Dein Therapeut: so sehr Du auch Angst hast Dich von Deiner Frau zu trennen, so sehr wird es Dich letztlich doch weiter bringen.

Brich aus dieser Beziehung aus, damit Deine Lebensgeister wieder erwachen und Du erkennst, dass es noch ein Leben nach Deiner Frau gibt, eines, das Dich glücklicher machen kann.

Mit lieben Grüssen.

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linaa
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Beiträge: 188

Beitrag Mi., 12.10.2011, 00:01

tommy-musiker hat geschrieben:Ich möchte gern ein Depot an Barbituraten anlegen, damit ich mir sagen kann, dass ich es tun kann, wenn ich es will. Allein die Existenz dieser Möglichkeit beruhigt mich, aber das versteht kaum jemand.
Doch, ich kann das sehr gut verstehen.

Ich kann Deine Empfindungen sehr gut nachvollziehen, bei dem, was Du geschildert hast, ist es verständlich, daß Du Deiner Frau gegenüber mißtrauisch bist.

Offensichtlich scheint Deiner Frau in der Beziehung zu Dir etwas zu fehlen, was sie in dem anderen gefunden hat.

Vielleicht ist es einfach die Zuversicht, die Lebensfreude.

Ich war mit einem Mann verheiratet, der diese Lebensfreude auch nicht mehr kannte, und es fehlt einem als Lebenspartner sehr.

Durch Deine Situation und Deine Lebenseinstellung könnte ich mir vorstellen, daß genau dieses bei Dir passiert ist.

Die Erfahrungen, die Deine Frau mit ihrem ersten Mann gemacht hat, waren für sie auch eine Erfahrung in der sie sicherlich ihre Lebensfreude verloren zu glauben meinte.

Als sie Dich kennen lernte, kam sie sicherlich wieder. Nun drohte sie sie wieder zu verlieren. Da ist es doch sicher verständlich, daß sie sich auf diese Beziehung einließ. Ich denke allerdings weniger aus wirklicher Liebe heraus, als aus einer Sehnsucht heraus.

Diese Sehnsucht Deiner Frau ist nun wieder enttäuscht worden, und Dein Umgang mit ihrer Trauer, wird es ihr noch schwerer machen, zu mal Du ihr in Deinem Zustand auch keine Hoffnungen machen kannst, ihr bei ihrem Lebenshunger Unterstützer zu sein.

Vieleicht könntet ihr beide zusammen versuchen diese Lebensfreude miteinander wieder zu finden.
Es gibt Paartherapien, die ihr machen könntet, während dessen ihr beide die Möglichkeit hättet einen anderen Umgang mit Euren Erfahrungen zu erkennen.

Was Deine Gedanken zum Tod angehen, da kann ich Dir sagen, daß auch ich für mich diese Alternative gerne in Erwägung gezogen habe, wenn ich mich mal ganz schlecht gefühlt habe.
Seit einigen Monaten habe ich sie nicht mehr, und ich kann Dir sagen, es geht auch ohne.
Auch wenn das Leben manchmal schwierig und sicher nicht angenehm ist, so ist das eigene Leben aber immer das, was man selber daraus macht.
Ob man es als Lebenswert empfindet ist eine Sache der Einstellung zu sich selbst, ob man sein eigenes Leben als wertvoll betrachtet, für sich oder für andere.

Für Deine Familie ist Dein Leben sehr wichtig, evtl sogar überlebenswichtig, auf jeden Fall aber für das weitere Leben eines jeden einzelnen, dem Du etwas bedeutest.

Denke mal darüber nach, wem Du etwas bedeutest und warum das so ist.
Vielleicht kannst Du dann erkennen, was Dein Leben so besonders macht, daß auch Du es als Lebenswert genug empfindest, diesen Ausweg nicht mehr zu brauchen, sondern Dir sagen kannst, ja dafür nehme ich es in Kauf so lange zu leben, wie ich eben lebe.

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