Tabuthema: Gewalt durch Frauen.

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Rezna
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Tabuthema: Gewalt durch Frauen.

Beitrag Mi., 15.06.2011, 22:22

Ein Thema, das mich immer wieder beschäftigt, auch weil es mir immer wieder begegnet:

In den Medien sind die Täter immer Männer. In Werbekampagnen zur Sicherheit, sind die dargestellten Täter Männer. Wird Gewalt in der Familie aufgegriffen, sind die Täter Männer. Gewalt in Partnerschaft: Männer sind die Täter.

Gewalt durch Frauen, beziehungsweise Frauen als Täter scheint es nicht zu geben. Mir scheint oft auch, Gewalt durch Frauen würde bagatellisiert. Was einerseits die Opfer weiblicher Gewalt diskriminiert, aber auch die Frauen selber, die ja dadurch nicht ernst genommen, nicht für voll genommen werden.

Zuletzt beobachtete ich eine Clique, in der zwei Menschen stritten. Einer der Beiden ging auf den Anderen mit Schlägen los - dieser Mensch wehrte sich nicht, hielt nur die Arme schützend vor sein Gesicht. Wäre der Täter ein Mann gewesen, hätte die Clique, oder Passanten eingegriffen. In diesem Fall aber war der Täter eine Frau, und alle schmunzelten darüber, es schien fast, als wäre es sogar gerne akzeptiert, weil es Emanzipation ist. Ich fand das schlimm, denn Opfer von Gewalt kümmert weder das Geschlecht des Täters, noch, ob es gesellschaftlich anerkannte Gewalt ist.

Ich las kürzlich auch von einer Politikerin, die abgesägt wurde, weil sie bei einer Ausstellung zu Opfer von Gewalt auch Männer als Opfer ins Spiel bringen wollte, und da offenbar Probleme bekam. Spontan dachte ich, wäre ich dort Künstlerin gewesen, hätte ich eine große Leinwand aufgestellt, darüber geschrieben: Ich war schon Opfer weiblicher Gewalt! Und darunter hätten sich alle Menschen verewigen können, die diese Erfahrung bereits machten. Ich denke, diese Wand wäre gut gefülllt gewesen.

Ich selber bin Opfer von weiblicher Gewalt (Mutter), aber das scheint es nicht zu geben. Erzähle ich davon, hat nur Gewicht, dass auch mein Vater gewalt angewendet hat. Er wird als Täter voll verantwortlich gemacht, meine Mutter aber nicht, sie scheint trotz ihrer aktiven Rolle als Opfer zu gelten. Und das ist eine Ohrfeige in mein Gesicht.

Spreche ich Gewalt durch Frauen an, ernte ich oft betretenes Schweigen, die Leute ziehen sich zurück, relativieren, bagatellisieren. Selbst Leute, von denen ich weiss, dass sie Opfer weiblicher Gewalt wurden (Geschwister) erlebe ich, dass sie das wegschieben, mit vielen "abers"... offenbar findet man schnell Rechtfertigungen für Frauen.
Letztens frage jemand in die Runde, warum Frauen "immer gewalttätiger" werden, und meinte, das wäre eine neumodische Erscheinung. Ich hielt dagegen, dass Frauen immer schon gewalttätig waren, dass es aber ein Tabu ist. Interessant war: Die Frauen bekamen große Augen, die Männer nickten stumm.

Tötet ein Mann ein Baby, dann ist das monatelang, wochenlang Titelstory, wird medial ausgeschlachtet. Aber viel öfter töten Frauen Babies... nie aber findet eine so hartnäckige mediale Verfolgung statt.
Unlängst regte mich in einer Zeitung ein Artikel auf, der berichtete, dass Kinder von ihren Eltern wegliefen, weil sie Gewalt erfuhren. Die Mutter wurde zitiert: Sie schlage die Kinder, aber sie liebe sie über alles. Der MANN musste sich einem Gewaltpräventionsprogramm unterziehen!!!! Nicht aber die Frau!!! Warum nicht?

Ich mach jetzt keine direkte Umfrage, aber mich würde interessieren: Wurdet ihr Opfer von Gewalt durch Frauen? Könnt ihr das Thematisieren? Bagatellisiert ihr es. Zählt es weniger? Wird es leichter verziehen? Ich kann mir vorstellen, dass gerade für Männer es schwer ist, das zuzugeben. Eine Frau die bei der Polizei angibt, von ihrem Partner Schläge zu erhalten, wird sicher anders behandelt, als ein Mann der Hilfe sucht. Die Frau ist armes Opfer, der Mann ein wehleidiges Weichei... oder?
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Eremit
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Beitrag Mi., 15.06.2011, 22:42

Arta hat geschrieben:Ich fand das schlimm, denn Opfer von Gewalt kümmert weder das Geschlecht des Täters, noch, ob es gesellschaftlich anerkannte Gewalt ist.
Ganz so stimmt das auch nicht. Einerseits kann die Gewissheit, daß bestimmte Formen von Gewalt legitim sind, das Leid erhöhen. Andererseits kann auch der gegenteilige Effekt der Fall sein, es wird leichter ertragbar, denn wenn es, metaphorisch ausgedrückt, kein "Problem" gibt, braucht man sich auch nicht Arme und Beine ausreißen, um eine "Lösung" zu finden, und nimmt die Dinge eben einfach als gegeben und "normal" hin. Was nicht zu ändern ist, das kann man nur noch ertragen (lernen), oder nicht?

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sofa-held
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Beitrag Mi., 15.06.2011, 22:48

Arta, über das Thema denke ich auch nach. Z.b. hat die Eissalon-Besitzerin mit den einbetonierten zerstückelten Leichen relative lockere Kommentare bekommen. Meine Schwester meinte sogar kichernd, das sei aber eine ganz Wilde. Fast anerkennend. Ich glaube ein Aspekt ist die mutmaßliche Ohnmacht der Frau in unserer Gesellschaft. Deshalb wird die Gewalt, die eine Frau ausübt heruntergespielt, kommt ja nur vom schwachen, inferioren Geschlecht... Wie gesagt nur ein Aspekt.


yuna
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Beitrag Mi., 15.06.2011, 22:49

Hallo Arta!

Hartes Thema, wie ich finde.
Sowohl Vater als auch Mutter haben mich früher im Kindesalter geschlagen. Und ich finde beides gleich schlimm. Für mich persönlich ist es vollkommen egal wer schlägt oder Terror macht. Ein Täter ist ein Täter, vollkommen egal ob weiblich oder männlich.
In den Medien sind die Täter immer Männer. In Werbekampagnen zur Sicherheit, sind die dargestellten Täter Männer. Wird Gewalt in der Familie aufgegriffen, sind die Täter Männer. Gewalt in Partnerschaft: Männer sind die Täter.
Das finde ich ehrlich gesagt auch grausig. Das Problem ist einfach, wenn eine Frau in einer Beziehung zuschlägt, wird es häufig tot geschwiegen, weil der Mann sich davor fürchtet es publik zu machen. Welcher Mann möchte schon gern zugeben Opfer weiblicher Gewalt zu sein?
Frauen hingegen machen es publik, wenn sie geschlagen werden. Sie sind das schwächere Geschlecht, dafür haben viele einfach Verständnis und können die schreckliche Lage nachvollziehen.
Ich denke Männer die Gewalt in der Partnerschaft erfahren, befürchten nicht dieses Verständnis zu erhalten. Ich kann mir vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die meinen der Mann könne sich ja immerhin wehren.
Spreche ich Gewalt durch Frauen an, ernte ich oft betretenes Schweigen, die Leute ziehen sich zurück, relativieren, bagatellisieren.
Es fällt nun einmal vielen schwer zu glauben, dass auch eine Frau dazu fähig ist. Ein Bekannter von mir (er war 25 Jahre verheiratet) wurde während der gesamten Ehe von seiner Frau terrorisiert, ob sie ihn geschlagen hat weiß ich nicht, aber ich kann es mir durchaus vorstellen.
Selbst als sie sich trennten hat sie ihn regelrecht zerfleischt.
Für mich war es sehr schockierend zu sehen, dass eine Frau ein derartiges Verhalten an den Tag legen kann.
Aber dennoch bagatellisiere ich keine Gewalttaten von Frauen. Für mich ist weibliche Gewalt genauso schrecklich wie männliche Gewalt.

LG, Yuna

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yuna
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Beitrag Mi., 15.06.2011, 22:54

Ich habe einen relativ aktuellen Artikel zu der Thematik gefunden, hier ein paar Auszüge:

Gleichverteilung der Gewalt
Internationale Studien belegen, dass Frauen bei häuslicher Gewalt das gleiche Niveau erreicht haben, wie man es zuvor Männern zugeshrieben hat. Auch wenn die Frauen selbst oder die Gesellschaft dies nicht wahrhaben wollen. Feministische Empörung ist in diesem Zusammenhang angebracht - fragt sich nur, in welche Richtung. Gibt man bei Google "Gewalt von Frauen" ein, ist die erste Auskunft "Gewalt gegen Frauen", versehen mit der Bemerkung, dass dies immer noch ein besonders großes Tabu sei.

"Die aktuellen Zahlen zeigen, dass es bei Gewalthandlungen in Partnerschaften zu einer Gleichverteilung der Gewalt kommt, und Frauen wie Männer in gleichem Maße Gewalt gegenüber ihren Partnern einsetzen", erklärt der Soziologe Bastian Schwithal. "Das lässt sich zum einen in den schwächeren Formen der Gewalt feststellen, aber interessanterweise auch bei den ausgeprägten, schweren Formen der Gewalt. Dieses Thema wird von vielen Institutionen und Forschern immer noch sehr einseitig behandelt: nämlich die Gewalt des Mannes gegenüber der Frau."

Männliche Opfer suchen selten Hilfe
Gewalt gegen Männer wie gegen Frauen ist eine Menschenrechtsverletzung und nach unseren Wertmaßstäben kriminell. Doch worin unterscheidet sich das männliche vom weiblichen Bewusstsein, Opfer zu sein? "Der erste Aspekt ist darin zu suchen, dass männliche Opfer wesentlich seltener staatliche Hilfsinstitutionen aufsuchen und auch wesentlich seltener von ihren Gewalterfahrungen berichten", so Schwithal. "Das hängt mit ihrem Rollenverständnis zusammen." Die männliche Rolle sehe keine Opfer-Erfahrung vor. "Es gibt einzig die Täterperspektive, die dem Mann zugeschrieben wird. Und der zweite Aspekt ist, dass die Zahlen, die die Diskussionen um Gewalt in Partnerschaften prägen, vorwiegend Zahlen aus dem 'Hellfeld' sind, das heißt, Zahlen die den staatlichen Institutionen, wie der Polizei, klinischen Institutionen bekannt werden." Die Dunkelziffer, so schätzt man, ist mindestens ebenso hoch.

Auch zur weiblichen Gewalt gehören verbale und emotionale Übergriffe, und eine nicht zu unterschätzende, zügellose Verachtung. "Es fing mit verbalen Beleidigungen und Tritten an und endete dann im Krankenhaus, aber wir Männer gehen ja nicht zur Polizei deswegen", sagt ein Betroffener. "Ich kann bestätigen, dass das Verhältnis von Gewalt zwischen Männern und Frauen ausgewogen ist", sagt der Familientherapeut Peter Thiel vom Männerhaus Berlin, "möglicherweise mit einem leichten Überhang bei leichter physischer Gewalt bei Frauen als Täterinnen. Das ist die Erfahrung aus der Paarberatung."

25 Prozent der gemeldeten Opfer sind Männer
Allein in Berlin weist die Statistik erschreckende Ergebnisse nach. "Die aktuelle Kriminal-Statistik des Landes Berlin weist für das Jahr 2009 alleine 16.000 Fälle häuslicher Gewalt aus", so Schwithal. "Davon sind 25 Prozent Fälle, in denen Männer Opfer weiblicher Gewalt geworden sind." Das waren mehr als 4000 Männer - allein in Berlin. Die Zahl stammt ausschließlich aus Anzeigen, also der "Hellfeld-Studie". Die restlichen 25 Prozent der Opfer sind durch statistische Befragungen, die "Dunkelfeldstudien" bekannt. Diese Männer finden allerdings so gut wie nirgendwo Hilfe, die dem Selbstbild der Männer, kein Opfer sein zu dürfen, Rechnung trägt. Die Bundesregierung kennt zwar die Ergebnisse der internationalen Studien, hat sich aber bis heute nicht dazu durchringen können, darauf zu reagieren.

Gesamter Artikel unter:

http://www.3sat.de/page/?source=/kultur ... index.html


Eremit
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Beitrag Mi., 15.06.2011, 23:10

Ich als Mann denke mir einfach, das ist eine Sache der Frauen. Müssen Frauen einfach unter sich ausmachen. Das System muß sich selbst regulieren.

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Rezna
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Beitrag Mi., 15.06.2011, 23:20

Danke für den Link, Yuna, sehr passend.

Ich denke aber nicht, dass das eine neumodische Erscheinung ist.
Soviel ich weiss, war meine Oma gegenüber meinem Opa auch gewalttätig. Ich war ein Kind als sie starb, daher kann ich das nicht bezeugen, aber mein Vater ließ mal so etwas fallen, dass sie sehr rabiat werden konnte, vor allem nach Alkoholmissbrauch, und mein Vater nicht ganz verstanden hat, warum mein Opa sich das gefallenlassen hat. Einmal soll sie ihn sogar fast im Schlaf erwürgt haben... das wurde aber auch eifrig bagatellisiert...

Das aktuelle Thema mit der Eisverkäuferin,... jemanden töten, zerstückeln und in einem abgelegenen Kellerabteil in Beton gießen, das geht, aber dafür geradestehen ist nervlich nicht zumutbar - und weil sie schwanger ist, muss man sie schonen. Da geht mir auch das geimpfte auf. Und die Kommentare... jaja, wenn in einem Film die Hauptdarstellerin einen Mann mit einer Vase Ko schlägt, ist sie temeramentvoll... aber wenn dasselbe ein Mann macht, ist er ein Gewalttäter. Rennt die Frau auf die Straße deswegen, finden sich Helfer die ihn auseinandernehmen, rennt ein Mann auf die Straße damit, wird er um seine temperamentvolle Frau beneidet.
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yuna
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Beitrag Mi., 15.06.2011, 23:25

jemanden töten, zerstückeln und in einem abgelegenen Kellerabteil in Beton gießen, das geht, aber dafür geradestehen ist nervlich nicht zumutbar - und weil sie schwanger ist, muss man sie schonen.
Lachhaft...
Was für ein Schwachsinn, zu der Tat war sie doch auch fähig, da muss doch eine viel größere "Anstrengung" gewesen sein. Aber jetzt ist die Gute so arm dran. *schnief*
Oh Mann, Oh Mann...


Eremit
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Beitrag Mi., 15.06.2011, 23:58

Arta hat geschrieben:(...) jemanden töten, zerstückeln und in einem abgelegenen Kellerabteil in Beton gießen, das geht, aber dafür geradestehen ist nervlich nicht zumutbar - und weil sie schwanger ist, muss man sie schonen. (...)
Na ja, ein Mann weniger, und das ist ja auch gut so, oder nicht? Ich denke mittlerweile auch, daß eigentlich alle Männer endlich getötet werden sollten, dann sind alle Probleme für immer gelöst.

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Stöpsel
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Beitrag Do., 16.06.2011, 00:47

Nur ein paar wenige Statements, die mir spontan dazu einfallen:

Ich bin vor ein paar Monaten selbst von einer Frauengang (und 1 Mann) bedroht worden (die sich wohl einfach ein bißchen aufspielen wollten). Mein Eindruck ist aber schon, daß dieses Phänomen (die Frauen waren um die 20) eher am zunehmen ist.

Sage das, obwohl ich von meiner Mutter geschlagen wurde, obwohl sie laut wurde. Und? Mein Vater hat keine Stellung bezogen, hat sie gewähren lassen. Ich empfinde es so, daß meine Mutter auch auf gewisse Weise Opfer war. Mein Vater hat an sie gewisse Erwartungen gehabt, ihr neben Haushalt und 3 Kindern auch noch aufgenötigt, daß sie noch über ihr 1-2-Personen-Büro mehr Geld reinbringt (wie sehr man sich dem widersetzen kann ist eine andere Frage und in der generation meiner Eltern, wo der Schein nach außen wichtig ist, erst recht).
Tja, im Prinzip waren sie wohl in ihrer Hilflosigkeit gefangen und haben auch sich selbst gegenseitig (auch als wir Kinder ausgezogen sind) das Leben schwergemacht. Jedenfalls in den letzten Jahren war es da gar kein böser Wille oder Egoismus, sondern einfach die Tatsache, daß sie es nicht besser wußten/wissen, wie man sich verhalten kann.

Ansonsten: Ich denke auch, es ist egal, von wem die Gewalt ausgeht. Gewalt ist Gewalt ist schlimm.


Eremit
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Beitrag Do., 16.06.2011, 00:56

Stöpsel hat geschrieben:Sage das, obwohl ich von meiner Mutter geschlagen wurde, obwohl sie laut wurde. Und? Mein Vater hat keine Stellung bezogen, hat sie gewähren lassen.
Insofern legitim, unter dem Gesichtspunkt, daß ein Eingreifen aus ihm einen Frauenunterdrücker gemacht hätte, oder? Er hat somit eigentlich sehr feministisch und modern gehandelt...

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Rezna
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Beitrag Do., 16.06.2011, 01:01

Stöpsel, heisst das, wenn dein Vater dich geschlagen hätte, die Mutter geschwiegen und gewisse Erwartungen gehabt - dann hättest du deinen Vater ebenso als Opfer deiner Mutter gesehen? Wenn du deiner Mutter attestierst, das Opfer zu sein, nimmst du ihr damit nicht auch eine wichtige Komponente des Erwachsenseins, der Selbstverantwortung? Ist das nicht diskriminierend, sie nicht für voll zu nehmen, sondern als Opfer ihrer Umstände?
Wie oft lese ich, dass den Müttern zwar vorgeworfen wird, geschwiegen zu haben, im selben Satz aber, dass sie selber Opfer waren. Mir fehlt da einfach die Verantwortung für das eigene Handeln, das man damit Frauen abspricht. Sogar von kleinen Kindern erwartet man mehr Selbstdisziplin und Eigenverantwortung.
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hawi
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Beitrag Do., 16.06.2011, 07:36

Ein Thema? Sicherlich!
Aber wie so oft, es läuft schon dann verkehrt, wenn die Ausgangsfrage, -these, einseitig ist. Ich seh es immer wieder, mag das gar nicht.
Gewalt durch Mann/Frau?! Ich kenne selber dazu nichts, das wirklich seriös auch nur die Realitäten annähernd abbilden würde. „Echte“ Wissenschaft scheint bislang in dem Bereich nicht möglich.
Mal liest es sich, als ob Frau Mann zum Buhmann machen will, mal solls halt eine Buhfrau sein. Lobbyarbeit, Studien, Untersuchungen, die sich lesen, als habe sie einer bestellt.
Ich selber habe deshalb keine fundierte Meinung zum Gesamtkomplex, nur Meinungsbruchstücke, auch einfach Einschätzungen nach eigenem Erfahren.

Statistiken?! Schon lange glaube ich ihnen entweder gar nicht oder bin zumindest nicht einverstanden mit dem, was aus ihnen herausgelesen wird. Ein weites Feld

Auch Kommentierungen!? Mal fraulich dogmatisch, mal männlich! Manches ist heute besser als in der „lächerlichen“ Vergangenheit. Aber nicht mehr. Ich erinnere wie kopfschüttelnd erstaunt ich war, dass in den 80ern für weibliche Gleichberechtigung gekämpft wurde, dass grad diese Kämpferinnen dann aber die größten Gegner von weiblichen Kämpfern waren! Sprich, Frauen in der Armee, ja, Frauen in Panzern, Frauen mit Waffen, das wurde zu etwas erklärt, das nur Männer erdacht haben konnten, oder Frauen, die nicht emanzipiert waren. Ich befürchte, ganz anders sieht das immer noch nicht aus.
Krude Weltverbesserungsidealisten, die je nach Geschlecht ihre Philosophien verbreiten.

Vielleicht geht es (noch) ja auch nicht anders. Keine Ahnung! Womöglich müssen beide Geschlechter erst mal ins kalte Wasser. Denn noch scheinen sie mir am Ufer zu stehen, die einen auf der einen, die anderen auf der anderen Uferseite. Dass das Wasser kalt ist, daran sind immer die auf der Gegenseite schuld oder sie sollen gefälligst dafür sorgen, dass der Strom nicht so eine ungemütliche Temperatur hat.

Aus Gott sei Dank nicht grad großem eigenen Erkenntnisschatz:
Nach dem, was ich mitbekomme, mitbekommen habe, glaube ich, alle Menschen sind ähnlich. Gut und schlecht, da gibt es null Unterschied zwischen den Geschlechtern.
Auch was Themen wie „Aggressivität“, „Gewalt“, „Menschenfreundlichkeit“, „Fürsorglichkeit“ etc. anbelangt.
Jedoch: „Gewalt“? Womöglich fehlt z.B. dem Wort im Moment noch Emanzipation.
Das Wort hat eine männliche Historie. Nicht nur, weil es ehr Männern als Tatbestand zugeordnet wurde, sondern vor allem, weil der Tatbestand selbst von Männern erdacht, definiert wurde.
Ganz überwiegend wird Gewalt als ein direkt beweisbarer körperlicher Übergriff gesehen.
Die Folgen? Von jedem Arzt klar festzustellen! Aber Gewalt ist ja weit mehr! Geht psychisch mindestens genauso gut wie physisch! So gesehen, habe ich selber Frauen immer genauso gewalttätig wie Männer empfunden. Oft sogar so, dass Frau und Mann zueinander passten, dass sich also häufig ähnlich viel Gewalt zeigte, wenn beide aneinander gerieten. Die sichtbaren Verletzungen trugen dabei eher die Frauen davon.
Die Wunden der Männer? Ich meine, es gab, gibt sie, doch sie sind oft schwerer zu sehen und wenn sie zu sehen sind, werden sie auch noch versteckt.
Ganz auf die Spitze getrieben: Frauen können, wenn es drauf ankommt, ihr Leid, ihre Wunden, ihre Verletzungen viel besser als Waffe einsetzen. Sie leiden nicht nur, sie klagen an, verurteilen, bestrafen allein dadurch, dass sie ihre Verwundbarkeit zeigen, nutzen.
Sicher nicht immer bewusst. Auch das ein überliefertes Verhaltensmuster. Eins, das Mann bislang kaum hat. Sogar wenn er sich so verhielte?! Noch käme es ihm wohl wenig zugute. Er würde sich eher als unmännlich lächerlich machen.

Ein weites Feld also, eins, das zu viele Verschiedenheiten aufweist, um überhaupt Mann/Frau seriös fundiert zu beurteilen, so, dass es ein emanzipiertes Urteil wäre.
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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geronimos secret
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Beitrag Do., 16.06.2011, 08:01

Neulich musste ich mit meinem Sohn zum Kinderarzt, mit dem ich dann ins Gespräch kam. Thema: Kindesmißbrauch. Er plauderte einbisschen aus dem Nähkästchen, über seine Erfahrungen und die Verfahrensweisen etc. OT: "Meist geht die Gewalt gegen die Kinder ja vom Mann aus." Ne, dachte ich, kann nicht sein, wie kommt er darauf? Und dann dachte ich, da ist ein ganz schönes Klischee in seinem Kopf.
Gewalt gegen Kinder geht sowohl von Männern als auch von Müttern aus (die Dunkelzahl ist bei Müttern bestimmt noch höher).
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Rezna
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Beitrag Do., 16.06.2011, 11:32

geronimos secret hat geschrieben: Gewalt gegen Kinder geht sowohl von Männern als auch von Müttern aus (die Dunkelzahl ist bei Müttern bestimmt noch höher).
Ich habe mal gelesen, dass sogar 60% der innerfamiliären Gewalt gegen Kinder durch Mütter erfolgt: "Die Geschlechterverteilung bei den Tätern ist im Falle von Kindesmisshandlung mit ca. 60 % tendenziell eher weiblich." (lt. Wiki zum Thema häusliche Gewalt)

Gut, es stimmt schon, Gewalt ist ein Werbethema. Ähnlich wie Filme und Spiele durch Gewalt ein Kassenschlager werden, so nutzen Parteien Gewalt für ihre Reputation. Medien und Politik machen mit Gewalt ein gigantisches Geschäft. Weiters gibt es ja Institutionen die rein auf Gewalt(prävention) aufbauen, und die aus reinem Selbsterhaltungstrieb Gewalt aufrecht erhalten müssen. Dieselben Parteien die sich mit Statistiken über Gewalt und dem Thema Gewaltprävention herumschlagen, sind auch die, die sich Feminismus und Emanzipation auf die Fahnen geschrieben haben. Wie sollte also eine Partei, die Frauen durch Themen der Emanzipation für sich gewinnen will, zur selben Zeit das Thema Frauen als Gewalttäterinnen aufgreifen? Wie sollten Parteien, die sich vehement für Mütterrechte einsetzen, die sich dagegen sträuben, dass Väterrechte umfassender werden (unter anderem mit dem Lieblingsargument, dass Väter gewalttätig sind) im selben Atemzug thematisieren, dass 60% der Gewalt gegen Kinder von ihren Müttern ausgeht? Wie soll eine Partei, die sich dafür einsetzt, dass Frauenhäuser und Co. Frauen von gewalttätigen Männern auffangen, ebenso Frauen als Täter akzeptieren und ernst nehmen, vor der sie Männer schützen müssen?

Keine Frage, mich stößt dieses ganze Genderzeug auch ab. Aber genau die Ignoranz gegenüber dem was nicht sein darf, ermöglicht Gewalt. So wie einst Missbrauch durch die Kirche Tabu war und daher das reinste Nest bot, in dem selbiger wuchern konnte, trifft das auf weibliche Gewalt zu. Wenn sie "unsichtbar" ist, dann kann sie wuchern. Kaum ein Medium beschäftigt sich nicht in irgendeiner Kampagne mit Gewalt gegen Frauen und Kinder - und spricht dabei alleine von männlichen Tätern. Explizit. Sogar so vehement, dass Politiker die auch Männer als Opfer aufgreifen, oder weibliche Gewalt thematisieren, abgesägt werden! Aus irgendeinem Grund glaubt man, würde man weibliche Gewalt thematisieren, würde das Gewalt durch Männer relativieren. Was nicht stimmt - denn Gewalt ist Gewalt und schlimm, egal durch wen.

So wie Frauen heute ernst genommen werden, wenn sie wegen Gewalt an ihnen Hilfe suchen, muss das auch für männliche Opfer gelten. Es ist inakzeptabel, dass eine Gesellschaft so einseitig NUR wegen dem Geschlecht agiert und interagiert. Und so sehr mich die Genderdebatte in Wahrheit nervt, so wichtig ist es, nicht die einseitige Propaganda zuzulassen und zu akzeptieren. Täter und Opfer dürfen nicht nur wegen des Geschlechts so gesehen werden.

Jüngst im Zug verfolgte ich die Gespräche einer Mädchengang, die darüber lachten, dass sie ein Mädchen Krankenhausreif geprügelt haben - und besprachen, dieses weiter zu bedrohen, falls es eine Anzeige erstatten würde. Mich erschütterte, wie kalt und gnadenlos diese Mädchen waren - wie selbstverständlich sie in der Öffentlichkeit damit protzen konnten. Und wie viele so etwas belächeln, nicht ernst nehmen, beschönigen, weil es ja nur hübsche junge Mädels sind, die an der richtigen Stelle mit Rehaugen blinzeln. Eine Erfahrung, die ich schon in der Schule machte. Jungs die Gewalt begingen, erfuhren Strafe, Mädel blinzelten lieb oder zwicken Tränen raus und ausser einem tröstlichen Apell gab es keine weiteren Konsequenzen. Fand ich ungerecht und vor allem sehr gefährlich.
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