Mutismus

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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tigerinchen
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Mutismus

Beitrag Mi., 01.06.2011, 17:40

hallo ich bin neu hier und wollte fragen ob jemand erfahrung mit Mutismus hat? Bin selbst betroffen

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agonie
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Beitrag Mi., 01.06.2011, 19:39

ja ich habe viele leidvolle erfahrungen mit selektivem mutismus gemacht, jedoch will ich jetzt nicht näher darauf eingehen.

oft wird es ja "nur" als eine form von sozialer phobie angesehen und die kinder werden zu logopäden geschickt, allerdings habe ich vor einiger zeit diesen text gefunden: http://www.trauma-beratung-leipzig.de/s ... raumafolge
die lebensgeschichte kann man meiner meinung nach überspringen.

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Dampfnudel
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Beitrag Do., 02.06.2011, 10:35

Hallo tigerinchen,

es gibt auch ein Mutismus-Forum, kennst Du das? http://www.mutismus.de/forum/
Falls Du hier niemanden zum Austausch finden solltest, könnte das vielleicht erfolgversprechend sein

Alles Liebe
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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~confianza~
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Beitrag Do., 02.06.2011, 10:54

Hallo tigerinchen,

ich bin erst durch dieses Forum auf den Hinweis "selektiver Mutismus" gestossen, weil ich in der Therapie immer in Schweigen verfalle, aus dem ich oft dann nicht mehr rauskomme.
Ehrlich gesagt erkenne ich mich darin zwar wieder, aber ich verstehe den Unterschied zu starker Schüchternheit z.B. nicht so richtig.
Habe früher in der Schule auch nie etwas gesagt. Mir wurde mein Leben lang gesagt, dass ich "zu ruhig" bin.
Das hat sich bei mir total schmerzlich eingebrannt. Wenn das auch heute noch jemand sagt, zieht es mir immer den Boden unter den Füssen weg.
Trotzdem weiß ich halt immer noch nicht, ob das eine Form des Mutismus ist oder eben was anderes?
Starke Schüchternheit? Soziale Phobie?

Vielleicht magst Du etwas mehr über Dich berichten, so dass Du evtl. mehr Antworten erhältst?
Liebe Grüße!

@agonie: Super Link, super Seite!!
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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Dampfnudel
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Beitrag Do., 02.06.2011, 11:21

Hallo confianza,

wenn ich sehr depressiv bin, passiert mir das auch, allerdings bisher noch nicht in der Therapie. Ich habe lange gebraucht, um meiner Thera zu erklären, wie das ist, und schließlich hat sie gemeint, sie würde das als "katatones Symptom der Depression" einordnen. Daraufhin habe ich dann katatone Symptome nachgeschlagen, und dort stand als Beispiel auch Mutismus (was für mich auch am ehesten zu dem passte, was ich erlebt hatte). Insofern könnte es wirklich gut sein, dass das, was Du erlebst, auch mit in diese Kategorie fällt.

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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~confianza~
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Beitrag Do., 02.06.2011, 12:20

Hallo Dampfnudel,

schwierig zu sagen. Depressionen sind bei mir nicht so das vordergründige Problem.
Bei mir sind es eher Ängste und ich glaube dissoziative Zustände.
Vielleicht ist das Schweigen auch Dissoziation? Ich werde dann auch immer ganz bewegungslos.
Oder doch Mutismus?
Keine Ahnung...
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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Dampfnudel
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Beitrag Do., 02.06.2011, 12:37

Ist auch die Frage, ob man das immer so trennen und kategorisieren muss...

Sowohl die Symptome bei Depressionen als auch bei Ängsten, bei dissoziativen Zuständen, ... sind ja letztlich alles Zeichen dafür, dass die Psyche irgendeinen Stress hat, mit dem sie nicht (mehr) gut klarkommt.

Nur weil das Etikett ein wie Depression, Angst, PTBS, Dissoziation oder sonstwas draufklebt, heißt das ja nicht, dass jedes davon seine eigenen, abgrenzbaren Symptome hat. So können auch mutistische Zustände sicherlich unter etlichen Etiketten auftreten.

Tigerinchen, kannst Du denn mit solchen Beiträgen eigentlich etwas anfangen, oder suchst Du den Austausch mit Leuten, die davon noch wesentlich breiter, also im gesamten Alltag, betroffen sind? Ich gebe confianza recht, es wäre sicher hilfreich, wenn Du ein bisschen mehr von Dir schreiben würdest.

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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(V)
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Beitrag Do., 02.06.2011, 13:32

Bei meiner Tochter bestand noch vor sechs Monaten der "akute Verdacht" auf selektiven Mutismus, aber es hat sich jetzt so sehr verbessert, dass es mittlerweile nur noch unter "starke Schüchternheit" fällt. Um genau zu sein, ist sie jetzt in manchen Fächern von einer mündlichen 5 oder gar Totalverweigerung auf eine 2+ gerutscht. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was das für mich als Mutter eines "selektiv mutistischen" Kindes für eine Erleichtung bedeutet; und wie sehr die Tochter aufblüht seid sie "nur noch extrem schüchtern" ist...da klappt es auch mit dem Sozialkontakten wesentlich besser.

Aus Sicht einer Mutter sehe ich DEUTLICHE Unterschiede zwischen ihrem bisherigen Verhalten, welches als "selektiv mutistisch" galt und dem heutigen "sehr schüchtern" gegenüber Fremden oder in fremden Situationen. Es ist nicht zu vergleichen. Aber wie erkärt man das? Wo macht man das fest? Ein vager Versuch ins Blaue: Sie REAGIERT in entsprechenden Situationen jetzt auf das Außen, wenn auch schüchtern, langsam, zurückhaltend. Man merkt ihr ihre "Ängstlichkeit" (oder Unsicherheit/Unwohl-Sein) noch an. Aber sie REAGIERT auf das Aussen. Und das war vorher gar nicht der Fall. Kein Stück. Ein Reh im Schweinwerferlicht war harmlos dagegen. Kein Wimperzucken, sowieso kein Blickkontakt, einfach überhaupt nicht "anwesend" und nicht ansprechbar. Nicht mal, wenn man mit der Hand vor ihren Gesicht wedelte, die anstupste, oder ein Arzt sie bat, mal das T-Shirt hochzumachen, sie reagierte nicht mal passiv mit, wenn Artz dann selbiges hochhob...
Ein "nur" schüchterner Mensch reagiert auf Außenreize, z.B. beobachtet sein Umfeld, zeigt Gesichtregungen/Mimik.

Und ja, es war höchst selektiv. Sie steht z.B. vor der Artzpraxis, blubbert wie ein Wasserfall alles bestens, super Laune, geht rein... ZACK... man denkt sich: oh mein gott, dem Kind geht es furchtbar schlecht, oh gottogott, zieht das volle Programm ab (oder besser gesagt: eben nicht), die Tür geht zu, sie strahlt, grinst und blubbert wieder wie ein Wasserfall. Das ist die Ironie daran: dass mein Töchterchen EIGENTLICH überhaupt gar kein stilles, ruhiges Kind ist, sondern im Gegenteil sehr aufgeweckt. Ich denke, auch DAS unterscheidet selektiven Mutismus von "einfacher Schüchternheit" und einem ruhigen, stillen Gemüt. Das eine tritt z.T. konträr zum eigentlichen Naturell in bestimmten Situation auf, das andere ist Charaktersache.


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tigerinchen
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Beitrag Do., 02.06.2011, 20:31

Vielen Dank für eure schnellen Antworten!
Auf mutismusforum.de bin ich eh schon unterwegs, aber es gibt sehr wenige aktive User und die sind häurtsächlich Mütter von betroffenen. hier wollte ich Kontakt zu anderen (Ehemaligen ?) Mutisten suchen (vielleich auch aus Österreich/Wien?)
Zur mir: bin 17, mit 6 Mut. diagnostiziert jahrelange therapie ohne erfolg, seit 2 jahren andere therapie u. seit einem jahr medikamente(serotoninhemmer) damit großer Erfolg
Meine größte frage ist eigentlich in wieweit ein weg aus dem Mutismus möglich ist? wieviel ist möglich? Besteht eine Chance auf ein "normales" leben?
ich weiß, dass ist nicht leicht zu beantworten und sicher auch ganz individuell, aber es würde mich freuen wenn es jemand versucht

Viele dankbare Grüße
Tigerinchen


Eremit
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Beitrag Fr., 03.06.2011, 01:48

Und wieder was gelernt...

Alle beschriebenen Symptome treffen auf mich zu, auch wenn es heute nicht mehr so ist. Als Kind bis Pubertätbeginn, speziell bis zu dem Zeitpunkt, als ich anfang, Drogen zu nehmen, war ich gegenüber Autoritätspersonen stumm wie eine Leiche, speziell: Lehrer, Direktoren, Ärzte, jeder, der "Macht" über mich hatte. Besonders zur Grundschulzeit war das extrem, ich mußte Tests machen, die ermitteln sollten, ob ich geistig zurückgeblieben war. Aus mir war kein Wort herauszubringen.

Heute bin ich davon aber geheilt. Nicht durch eine Therapie im klassichen Sinne - ich habe mich durch Marihuana quasi selbst "therapiert". Es gab mir das Gefühl, sicher zu sein. Nicht vernichtet zu werden, wenn ich etwas falsches sage. So dachte ich lange über Autoritätspersonen...

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nteil
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Beitrag Fr., 03.06.2011, 23:05

@ Eremit
Also ich kenne mich mit Mutismus zwar nicht wirklich aus, dafür aber mit weed
Und bei mir (sozial Phobiker) bewirkt es genau das Gegenteil: Ich fühle mich viel unsicherer bis hin zu richtigen Angstattacken (wenn ich mit anderen zusammen konsumiere).Ich würd damit halt sehr vorsichtig sein!

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(V)
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Beitrag Sa., 04.06.2011, 00:12

Hallo Tigerinchen,

meine Sicht als Mutter habe ich ja schon beschrieben

Ich bin mir nicht sicher, aber ich stelle es mir schwer vor, dass betroffene selektive Mutisten sich VERBAL in Foren äußern, vlt. deshalb die Überpräsenz von z.B. Müttern.
bin 17, mit 6 Mut. diagnostiziert jahrelange therapie ohne erfolg, seit 2 jahren andere therapie u. seit einem jahr medikamente(serotoninhemmer) damit großer Erfolg
Meine größte frage ist eigentlich in wieweit ein weg aus dem Mutismus möglich ist? wieviel ist möglich? Besteht eine Chance auf ein "normales" leben?
Ich kann dir nicht genau sagen, ob meine Tochter wirklich "selektiven Mutismus" hat oder hatte, aber siehe meinen vorherigen Beitrag: was immer es war, es geht sehr stark in die Richtung und innerhalb kürzester Zeit haben wir gute Erfolge. (Was nicht heißt, dass es schon gut wäre, aber Erfolge sind offenkund, wenn man von 5 bis 6 mündlich auf 2+ rutscht innerhalb eines Schuljahrs)

Wenn es bei dir im Alter von 6 Jahren diagnostiziert wurde, dann bin ich ein wenig ratlos, dass jahrelange Therapien ohne Erfolg blieben? Während wir mit einer einzigen Mutter-Kind-Reha (und dem Wechsel von Grundschule auf Mittelstufel) so großen Erfolg hatten.

Ich bin mal arrogant: Manchmal bilde ich mir durchaus ein, dass mein VORBILD auf der psychologischen Ebene an mir zu arbeiten, meinem Kind geholfen hätte. Meine Überzeugung ist, dass so etwas immer eine FAMILIENSACHE ist und nie "nur" ein Einzelindivuduum betrifft.

Bin ernsthaft neugierig: Wie war es denn bei dir in der Kindheit? Gingen die Eltern mit guten Beispiel voran oder haben sie dich "nur" zu Therapeuten abgeschoben?


Eremit
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anderes/other, 80
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Beitrag So., 05.06.2011, 00:56

@nteil: Ich bin auch vorsichtig damit, keine Sorge! Genug OT...

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