Abhängigkeit von Thera nach so kurzer Zeit?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Musica
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 59
Beiträge: 11

Abhängigkeit von Thera nach so kurzer Zeit?

Beitrag Mi., 01.06.2011, 17:35

Hallo an alle,

ich bin so froh, dieses Forum bereits zu Beginn meiner Therapie (TFP) gefunden zu haben, denn so bin ich viel bewusster bez. der Schwierigkeiten, die im Verlauf einer Therapie auftreten können.

Ich habe viel in diesem Unterforum gelesen - vor allem die Threads zu Übertragung und Abhängigkeit habe ich sehr aufmerksam verfolgt, wahrscheinlich, weil ich ahnte, dass das mal ein Problem für mich sein könnte.

Ich habe erst 8 Sitzungen gehabt, befürchte aber jetzt schon, dass ich auf dem Weg in eine Abhängigkeit von meiner Thera bin. Seit kurzem merke ich, dass ich mich in der Zeit zwischen den Sitzungen mehr mit ihr gedanklich beschäftige als mit meinen Problemen, wegen derer ich bei ihr bin. Ich denke zu viel darüber nach, wie das, was ich ihr erzähle, auf sie wirken könnte, ob sie mich mag oder nicht etc. Ich fühle mich mittlerweile in der Sitzung beim Sprechen mehr als mein eigener Beobachter/Zensor als dass ich einfach bin und sage, was gerade ist. Zwischen den Sitzungen denke ich eigentlich nur an die nächste Sitzung und was ich da erzählen soll.

Hinzu kommt, dass sie beim letzten Mal erstmals "anders" war, statt besonders empathisch fast schon leicht genervt. Vielleicht interpretiere ich über, aber ich hatte fast den Eindruck, als hätte ich sie genervt, weil ich immer noch jammere statt Fortschritte zu machen (negatives Selbstbild). Ich finde die Zeit etwas kurz für Fortschritte, denn im Moment sind wir eher noch dabei, meine verschiedenen Problematiken auf den Tisch zu legen. Ich glaube sogar, dass ich sie überinterpretiere, aber mich besorgt, dass mich halt so sehr beschäftigt, was sie von mir denkt. Ganz schwierig ist für mich jetzt ihr längerer Urlaub. Mir kommt es so vor, als sei das verlorene Zeit für mich. Jetzt ist erst eine von vier Wochen um. Die ersten Tage waren sehr hart, jetzt versuche ich, aufgeschobene Arbeiten zu erledigen, weil ich weiß, wenn die Therapie wieder anläuft, schaffe ich nicht mehr viel.

Obwohl sie mir bereits versichert hat, dass es nach der Kurzzeittherapie weitergeht, befürchte ich außerdem, dass sie vielleicht doch keine Verlängerung beantragen wird, wenn ich irgendetwas falsch mache. Das blockiert mich leider zusätzlich.

Also ganz konkret würde mich interessieren, wie ihr die Situation in Bezug auf Abhängigkeit einschätzt und vor allem, ob ich irgendwelche Gegenmaßnahmen ergreifen kann, um einer eventuellen Abhängigkeit vorzubeugen?

Ich muss noch anfügen, dass ich zwar an Frauen interessiert bin, aber definitiv nicht verliebt in meine Thera.

Ich freue mich auf jede Meinung zu meinem Beitrag.
Liebe Grüße
Musica

Werbung

Benutzeravatar

flugunfähig
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 28
Beiträge: 30

Beitrag Mi., 01.06.2011, 18:08

Hallo Musica!

Dein Bericht hat mich berührt, da ich um ehrlich zu sein, genauso emfpinde wie du. Ich habe nahezu das Gefühl das genauso gut ich den Bericht hätte geschrieben haben können.
befürchte aber jetzt schon, dass ich auf dem Weg in eine Abhängigkeit von meiner Thera bin. Seit kurzem merke ich, dass ich mich in der Zeit zwischen den Sitzungen mehr mit ihr gedanklich beschäftige als mit meinen Problemen, wegen derer ich bei ihr bin. Ich denke zu viel darüber nach, wie das, was ich ihr erzähle, auf sie wirken könnte, ob sie mich mag oder nicht etc. Ich fühle mich mittlerweile in der Sitzung beim Sprechen mehr als mein eigener Beobachter/Zensor als dass ich einfach bin und sage, was gerade ist. Zwischen den Sitzungen denke ich eigentlich nur an die nächste Sitzung und was ich da erzählen soll.
Ich hatte heute meine 11 Sitzung und ich muss sagen, das ich heute das Problem angesprochen habe, da ich denke das dies nämlich für den weiteren Erfolg der Therapie, einen maßgebenden Einfluss hat. Leider habe ich mir natürlich eine andere Reaktion darauf gewünscht, habe ihm meine persönlichen Gegenmaßnahmen aufgezeigt und das ich mir über dieses Problem gedanken gemacht habe. Er war leider sehr reserviert und hat sich mehr oder weniger dazu gar nicht geäußert. PS: Mit Verliebtheit oder dergleichen Gefühlen hat dies nichts zu tun. Es ist mehr dieses Gefühl zu meinem Therapeuten in Form von: Endlich jemand der mir zu hört, Ratschläge gibt, der mich wertschätzt und achtet etc.
Obwohl sie mir bereits versichert hat, dass es nach der Kurzzeittherapie weitergeht, befürchte ich außerdem, dass sie vielleicht doch keine Verlängerung beantragen wird, wenn ich irgendetwas falsch mache. Das blockiert mich leider zusätzlich.
Das ist persönlich ebenfalls ein großes Problem. Darüber mache ich mir seit dem ersten Tag an Gedanken. Auch das habe ich thematisiert. Er konnte mich beruhigen. Aber Zweifel bleiben trotzdem; zumal es ja keine Garantie für eine Verlängerung gibt....

Ich fühle mit dir...

Ganz liebe Grüße flugunfähig

Benutzeravatar

spyde
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 35
Beiträge: 23

Beitrag Mi., 01.06.2011, 19:21

hi,
ich bin auch schon sehr früh in die Abhängigheit und auch bei der Übertragung gelandet. Ich wusste, dass diese Angelegenheit mein wunder Punkt ist und habe mir von Anfang an eingeredet - die Therapeutin bloß nicht nett zu finden und auch, dass sie mich auf keinen Fall mag. So dachte ich mich von der Abhängigkeit schutzen zu können. Es hat nichts gebracht. Ich hatte mich gequählt und bin immer trauriger und depressiver geworden. Ich war emotional überfordert.
Sie weiss nichts davon, mit der Zeit war es immer unmöglicher so etwas ihr gegenüber zu erwähnen. Jetzt habe ich einen Abbruch hinter mir, weil ich darüber und auch über andere Sachen nicht reden kann.
Jetzt bin ich der Meinung, dass diese Schwachstellen, die einem bewusst sind, sollte man schon am Anfang erwähnen, weil später man viel mehr Mut dafür braucht.
Ich habe es nicht geschafft und jetzt bin ich alleine mit meiner Trauer, Sehnsucht und einem schmerzlichen seelischen Zustand.
Leider denke ich auch, dass meine Therapeutin mich nicht verstanden hätte oder nach meiner Äußerung mich hätte einfach sitzen (oder gehen) lassen, ohne Verständniss zu zeigen und ohne etwas aufmunterndes zu sagen.
Gruß

Benutzeravatar

grasgrün
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 109

Beitrag Mi., 01.06.2011, 19:44

hallo musica (und alle anderen abhängigkeitsgeplagten)!

leider hab ich keinen hilfreichen tipp, da es mir genauso geht wie dir (oder ähnlich) ich bin zwar schon länger in therapie, jedoch hab ich auch recht schnell gemerkt, dass ich "abhängig werde". ich mag meinen thera einfach so wahnsinnig gerne und er tut mir so gut, ich zähl nach der stunde schon die stunden bis zur nächsten...trotzdem glaub ich nicht dass es mich in meiner arbeit an mit selbst negativ beeinflusst. ich kann mit ihm ganz normal reden über die dinge, die anstehen.

trotzdem macht mir das alles eine wahnsinnsangst, weil ich manchmal so starke gefühle für ihn hab (v.a. in der zeit direkt nach der sitzung), dass ich mich so schlecht fühle; ich hab einen sososo lieben freund, den ich auch liebe, jedoch bringen mich die gefühle für meinen thera schon manchmal ziemlich durcheinander. es ist auch so zweischneidig - da ist einerseits dieses "verliebtheitsgefühl", andereseits einfach das gefühl von ihm so angenommen zu sein, so geschützt zu werden. ich würd mir so wünschen, dass er mich mal in den arm nimmt. zweiteres ist dann whsl eher das kleine kind in mir, so vaterfigurmäßig der thera in dem fall.

ansprechen würde wohl sinn machen - aber ich kanns einfach nicht. scham und vorwürfe und auch so viel angst, ihn dann zu verlieren...mir graut schon vor dem ende der therapie :( und...man kann irgendwie auch mit niemandem darüber reden...das ist auch sehr belastend für mich.

leider konnte ich dir wie gesagt keinen tipp geben, aber mir hilft es immer schon, dass es anderen auch so geht und wenn ich von anderen höre, wie sich das ganze (durch auflösung der möglichen übertragung oder offenes ansprechen) doch noch "zum guten gewendet hat".

grasgrün.
und in den tiefen des winters erfuhr ich schließlich,
dass in mir ein unbesiegbarer sommer liegt.

Werbung

Benutzeravatar

Flowerbomb
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 21
Beiträge: 545

Beitrag Mi., 01.06.2011, 20:03

Achja, mir geht´s ähnlich.Finde auch das sollte man unbedingt ansprechen. Ich hab nur so ein bisschen Andeutungen gemacht und habe auch dieses Gefühl, es immer nicht abwarten zu können bis zur nächsten Stunde und am liebsten würde ich nur noch mit ihr reden über alles, weil sie mich versteht. Auf jeden Fall hat sie so schön reagiert und meinte "alles ganz ganz normal, keine Sorge", dass ich jetzt schon das Gefühl habe, viel besser damit umgehen zu können. Ein Psychologe muss ja auch mit der therapeutischen Beziehung umgehen können, das ist ja die Basis, das Wichtigste, ich fühle mich auch jeden Fall wie immer von ihr beruhigt. Aber Angst vor Therapieende hab ich auch jetzt schon, starke.

Benutzeravatar

spyde
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 35
Beiträge: 23

Beitrag Mi., 01.06.2011, 20:16

ich denke - da brauchst du keine Angst zu haben. einfach reden. Du hast das Glück - das Gefühl zu haben, dass sie dich versteht und auch beruhigt. Ich durfte so etwas leider nicht erfahren.

Benutzeravatar

Flowerbomb
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 21
Beiträge: 545

Beitrag Mi., 01.06.2011, 20:26

Du hattest nicht das Gefühl verstanden und beruhigt zu werden?Das ist ja schade.Hast du es nochmal mit jemand Neuem versucht?Ich hatte gleich den Eindruck,verstanden zu werden,aber je mehr ich geredet habe,desto stärker wurde das Gefühl.Wenn man blockierst ist,über gewisse Dinge zu sprechen,dann wird die Therapie schwer

Benutzeravatar

spyde
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 35
Beiträge: 23

Beitrag Mi., 01.06.2011, 20:39

ja, leider hatte ich das Gefühl - bei ihr nicht anzukommen. ich hatte mich sehr schwer mit dem Reden getan. und als ich geschafft habe etwas von mir zu geben, dann hatte sie darauf gar nicht reagiert oder teilweise kaum was dazu gesagt. ich hatte oft das Gefühl - ich habe etwas ganz besonderes gerade gesagt, aber für sie war das wohl bedeutungslos. da ich dieses Gefühl mehrmals hatte, wollte ich nichts mehr über mich sagen. und so habe mich immer mehr zurückgezogen - so kann natürlich nichts funktionieren.
ich würde auch sagen, dass die nötige "Beziehung" nicht da war - und das ist doch die Aufagbe des Therapeuten - eine warme und offene Atmosphäre zu schaffen.
Der Therapieabbruch ist noch ziemlich frisch und ich habe keine andere Therapeutin

Benutzeravatar

Flowerbomb
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 21
Beiträge: 545

Beitrag Mi., 01.06.2011, 20:46

Ohje,tut mir total Leid,sowas Ärgerliches.Ja,das ist ihre Aufgabe,da hast du Recht,das hat mit dir nix zu tun,hast ne schlechte Thera erwischt.Davon gibt es sicher ganz viele,aber doof.Bei mir ist es genau andersrum,sie versteht auch einfach sofort,wann was wichtig für mich ist.Je emotionaler,desto schöner.

Benutzeravatar

spyde
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 35
Beiträge: 23

Beitrag Mi., 01.06.2011, 20:54

schön für dich! da kann ich dich nur ermutigen offen zu reden und einfach sagen, wenn ein Thema für dich gerade ganz schwer ist.

Benutzeravatar

Tentatives
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 33
Beiträge: 27

Beitrag Mi., 01.06.2011, 22:31

Liebe Musica,

zunächst einmal herzlich Willkommen im Forum und vielen Dank für Deinen Thread, den ich seit heute auch unterschreiben kann

Auch mir geht es ähnlich - hatte heute die 10. Stunde TFP u. mache mir zwischen den Stunden auch viel zu viel Gedanken über die Stimmungen u. Reaktionen meiner Thera. Heute war ich dann so angespannt, dass ich ein kleines Missgeschick ihrerseits (sie hatte ihre Tasche im Auto vergessen u. im Raum gesucht) sofort auf mich bezogen haben. Dachte dann im ersten Moment, sie würde mich jetzt für das Fehlen ihrer Tasche verantwortlich machen. Total abstrus - wir konnten das zum Glück ganz gut klären u. mir wurde dann nochmal deutlich bewusst, dass ich seit ca. 2 Wochen bei jeder Geste u. Äußerung ihrerseits denke, sie würde mich analysieren u. dementsprechend gehemmt meinerseits reagiere. Sie gibt mir allerdings objektiv überhaupt keinen Anlass dafür, ist durchweg sehr sympathisch, offen u. total authentisch. Das findet alles nur in meinem Kopf statt u. ist das Resultat von Berichten darüber, wie Analysen ablaufen oder wie der gute alte Freud zu Werke gegangen ist. Ich konnte ihr zum Glück diese Angst davor mitteilen u. wir konnten das gut auflösen.
Denkst Du, es könnte hilfreich für Dich sein, Deine Hemmungen u. Dein Gedankenkreisen um sie als Person bei Deiner Thera ansprechen? Wie denkst Du, würde sie darauf reagieren?
Mir hilft es immer, mir klar zu machen, dass alles was ich sage den Raum nicht verlassen wird.

Du hast geschrieben, dass Dir Deine Thera das letzte Mal genervt vorkam, evtl., weil Du zu "wenig" Fortschritte gemacht hättest.
Wenn Dir das nochmal auffällt, könntest Du das auch ansprechen falls möglich, sonst setzt Du Dich doch total unnötig unter Erfolgsdruck u. der sollte am Anfang der Therapie wirklich keine Rolle spielen. Vielleicht hatte sie einen schlechten Tag o.ä. Aber ich kenne das Problem, insbesondere wenn man sich 1 geschlagene Stunde gegenübersitzt u. für die Stimmungen anderer empfänglich ist, alles auf sich zu beziehen nur zu gut.

Liebe Grüße
Tentatives

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Musica
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 59
Beiträge: 11

Beitrag Do., 02.06.2011, 09:05

Hallo,

ich bin wirklich überrascht, wie viele Antworten über Nacht eingegangen sind. Damit hätte ich nie gerechnet. Vielen lieben Dank dafür!

@flugunfähig
Ich finde es sehr mutig von Dir, das Thema Abhängigkeit bei Deinem Thera so früh angesprochen zu haben. Seine Reaktion finde ich nicht hilfreich. Und genau vor dieser Reaktion hätte ich auch Angst. Ich befürchte, meine Abhängigkeit würde sich durch eine solche „Nichtbeachtung“ eher steigern. Wie ist es Dir hinterher ergangen? Magst du schreiben, welche Gegenmaßnahmen Du versucht hast?

@spyde
Deine Geschichte finde ich sehr traurig. Du hast sicher Recht, dass man lieber gleich am Anfang darüber reden sollte, bevor man sich immer mehr innerlich zurückzieht. Ich wünsche Dir sehr, dass Du ganz bald einen neuen Thera findest, bei dem Du Dich so aufgehoben fühlst, dass Du Dich, falls es noch mal so kommen sollte, anvertrauen magst. Aber das ist ja leicht gesagt. Ich schaffe es ja auch (noch) nicht.
Ich finde mich auch in Deiner Schilderung gut wieder. Die ersten Tage nach der Sitzung werde ich auch depressiver als ich vor der Therapie war, dann kann ich mich ein bisschen fangen und die Sehnsucht überwiegt. Wie Du rede ich mir auch ein, dass Sie mich wahrscheinlich nicht mag und bin natürlich sicher, dass sie andere Lieblingspatientinnen hat. Genau das passt natürlich zu meinem sowieso schlechten Selbstbild.
„Eine warme und offene Atmosphäre schaffen“ als Aufgabe des Thera: das sehe ich natürlich genauso. Und diese ist für mich jetzt auch etwas gestört, weil ich ja den Eindruck hatte, dass sie genervt war. Wenn sie mich aber bewusst provozieren wollte, war es einfach zu früh, weil wir eben meiner Meinung nach noch am Aufbau der vertrauensvollen Beziehung sind.

@grasgrün
Vielen Dank auch für Deine Geschichte. Auch Du magst es beim Thera nicht ansprechen aus Angst ihn zu verlieren. Weißt Du denn, warum Du so reagierst? Ich habe ja auch große Verlustangst, obwohl nichts von ihr mir dazu Anlass geben könnte. Ich bin mir gar nicht so sicher, auf welche Erfahrung in meiner Geschichte es zurückgehen könnte. Daher wird es wohl umso wichtiger sein, es anzusprechen. Aber meine Scham ist auch riesig.
Eine Sache finde ich besonders interessant. Du schreibst, Du magst ihn „einfach so wahnsinnig gerne“. Ich weiß gar nicht, ob ich das so über meine Thera sagen könnte. Bin mir ziemlich sicher, dass ich, wenn ich sie privat kennengelernt hätte, mich nicht besonders zu ihr hingezogen gefühlt hätte (meine ich freundschaftlich). Ich bin mir nicht mal jetzt sicher, ob ich sie überhaupt mag, weiß aber, ich möchte unbedingt, dass sie mich mag und denke ständig sehnsüchtig an sie.

@flowerbomb
Wie schön, auch eine positive Erfahrung mit dem Ansprechen des Problems. So stelle ich mir einen professionellen Umgang mit dem Thema seitens der Thera vor. Aber offensichtlich sind ja längst nicht alle Theras so professionell.

@tentatives
Ein schöner Nick!
Ich möchte Deine Bemerkung über die „Berichte, wie Analysen ablaufen...“ aufgreifen.
Ich habe auch schon Etliches gelesen, darunter auch ein Fachbuch über TFP. Ich finde das soooo spannend (vor allem die kurzen Fallbeispiele), aber: es führt dazu, dass ich nicht nur mich, sondern auch meine Thera ständig hinterfrage. Zum Beispiel: war sie wirklich genervt oder ist es Gegenübertragung? Welchen Anteil hat meine Übertragung? Oder was von dem, was ich erzählt habe, löst bei ihr was aus? Wenn ich "xy" sage, wertet sie das dann als Abwehr oder wie sollte ich vorgehen, dass sie es nicht so bewertet. Welche Formulierung von ihr ist „echt“, welche nur typisches Psychologendeutsch? Anfangs fühlte ich mich total gut verstanden, als sie sagte: „Das muss sehr schwer für Sie gewesen sein“. Dieser Satz hat mitten in mein Herz getroffen; ich fühlte mich endlich "erkannt". Jetzt weiß ich, eine übliche Floskel, die mich bestätigen soll, damit ich mich verstanden fühle. Dieser Satz hätte nie wieder diese tröstende Wirkung auf mich. Das erschwert die Therapie auch noch. Sollte ich das auch ansprechen? Ich befürchte aber, dass sie richtig sauer wird, wenn sie hört, dass ich solche Bücher lese.

Summa summarum denke ich, werde ich das Thema Abhängigkeit bei der nächsten Sitzung ansprechen. Wenn meine Thera das nicht wuppt, sondern mich damit allein läßt, was kann ich ihr dann noch sagen? Auf jeden Fall habt Ihr mir sehr geholfen mit Euren Geschichten, Meinungen und Gedankenanstößen. Danke!

LG
Musica

Benutzeravatar

Flowerbomb
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 21
Beiträge: 545

Beitrag Do., 02.06.2011, 09:31

Liebe Musica, ich merke schon deutlich deine Unsicherheiten in Bezug auf deine Thera.Ich finde zum Beispiel an Floskeln gar nichts schlimm,solange es hilft.Das macht meine sicher auch und es ist auch in Ordnung,dass sie das auch zu anderen sagt.Ich finde das heißt gar nicht,dass es nicht in dem Moment trotzdem auch genauso gemeint ist.Um sich erstmal verstanden zu fühlen bedarf es manchmal solcher Floskeln,das richtige Verstehen kommt erst später in der Therapie,wenn ihr euch besser kennt und sie genauer weiß,was du brauchst.Und wenn sie doof reagiert wenn du sie ansprichst würd ich mir persönlich gleich jemand neuen suchen,überhaupt wenn meine Thera doof reagieren würde auf Dinge,würde ich das tun.Dann ist sie keine gute Therapeutin und du hast es schnell gemerkt.

Benutzeravatar

kleines2010
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 109

Beitrag Do., 02.06.2011, 10:03

Hallo Musica,
also ich kann dir nur den Rat geben schleunigst(!)mit deiner Thera darüber zu sprechen, weil so macht die Therapie keinen sinn, kann dir nicht helfen, usw....Eine gewisse Abhängigkeit ist sicherlich ganz normal, man geht ja sozusagen eine Beziehung ein, ohne einem gutem Verhältnis könnte man nicht zusammen arbeiten. Und klar, denkt man auch mal an seine Thera oder Therapeuten. Ich denke zum Beispiel manchmal, ob ich meiner Thera zu viel bin oder zu anstrengend, aber so was spreche ich dann an. Und was das Thema MÖGEN angeht, also ich gehe davon aus, dass jede und jeder Thera, wenn das Verhältnis gut ist ihre Patienten und Patientinnen auch auf ihre art und weise mögen.
Du schreibst der Urlaub deiner Thera macht dir zu schaffen, also das ist auch nicht gut und hättest du bevor sie in Urlaub ging mit ihr drüber sprechen sollen.
Gedanken was deine Thera von dir denkt oder wie du auf sie wirkst solltest du auch abschalten, konzentriere dich auf dich und was du erreichen willst in der Therapie. An den Inhalt der der Sitzungen! Wird nicht einfach für dich sein, deshalb spreche bitte mit ihr, wenn sie wieder da ist!
Viel Erfolg und alles Gute

Benutzeravatar

Susanna85
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 181

Beitrag Do., 02.06.2011, 11:22

Hallo Musica,

ich kann deine Befürchtungen sehr gut verstehen. Mir gings genauso, ich war in relativ kurzer Zeit abhängig.
Aber mein Thera sagte mir einmal (und das hat mir sehr geholfen) dass es in der Pychotherapie absolut normal ist, dass man erstmal abhängig vom Therapeuten wird. Dass immer ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, und das es duchaus einen Sinn macht in der Therapie. Viel schlimmer wäre es, wenn gar keine Gefühle vorhanden wären, wie sollte man dann gemeinsam arbeiten können? Mich hat das damals sehr beruhigt und Mut gemacht. Vielleicht hilft dir der Gedanke ja auch.

Mein Problem ist allerdings auch, dass ich die Abhängigkeit auch genießen kann und mich damit gut fühle; und ich erst das Belastende daran richtig wahrnehme, wenn z.b. sein Urlaub ansteht. Und weils nun wiedermal soweit ist, beschäftigt mich das Thema sehr...vor dieser Zeit hab ich mächtig Angst, sein Urlaub dauert diesmal 3 lange Monate, und ich hoffe die Sehnsucht wird mich nicht um den verstand bringen.

Auf jeden Fall sollst du wissen, dass es ganz ganz vielen so geht wie dir...
Alles Gute dir!
LG

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag