Kann man Trauer 'nachholen'?

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Else
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 41
Beiträge: 745

Kann man Trauer 'nachholen'?

Beitrag Fr., 06.05.2011, 19:40

Guten Abend Ihr lieben User/-innen,

ich hake seit langer Zeit daran, wieder (oder vermutlich besser erstmals) in die Trauer einzusteigen, die mich um meinen Bruder umgibt. Ich habe mit seinem Tod so überhaupt keinen bis schlechten Umgang... je nach Situation. Entweder lege ich dieses Thema in eine gut verschlossene Schublade und verdränge es perfekt, oder es übermannt mich total (bestenfalls in Situationen, in denen es mal so gar nicht passt... )

Nun einmal kurz die Fakten:

Mein Bruder verstarb vor über 6 Jahren 38-jährig. Er war ein sehr schwieriges Kind, Jugendlicher und auch Erwachsener, der oft "verbrannte Erde" hinter sich ließ. Ich hatte eine in Teilen ambivalente, aber immer sehr tiefe Bindung zu ihm; ich denke mal, die tiefste, die er in seinem Leben hatte.

Vor seinem Tod gab es monate- und jahrelange Kämpfe um ihn und mit ihm... einige Krankenhausaufenthalte mit Koma, Operationen etc., Reha´s...Höhen und Tiefen (er verstarb also nicht völlig unerwartet). Sein Tod war dennoch ein Schock für alle und die Kräfte aufgezehrt.

Das, was er lebte, hinterließ er auch (also Chaos), also gab es viel zu regeln, zu organisieren (Obduktion, weil erst 38-jährig mit wochenlanger Kühlkammer, Wohnungsversiegelung wg. dito, die ich brach, weil wir seine Papiere benötigten etc., uneheliches Kind, welches er nicht unterhielt, Erbschaftsausschlagung pp.) Meinen Eltern versuchte ich alles abzunehmen, weil ich denke, dass es so ziemlich das Schlimmste für Vater oder Mutter ist, sein eigenes Kind unter die Erde zu bringen. ) Es war Horror, aber ich war eingenommen von allem! Keine Ruhe, Zeit und Muße zu trauern....ständig, wie ein wildgewordener Autoscooter unterwegs.... Danach die Sorge um meine Eltern, das Beistehen, Stärke suggerieren, wo sie nicht weiter wussten. So zog es sich hin, ohne, dass ich jemals Luft verspürte, mir die Zeit zur Trauer zu nehmen.

Seit Jahren und bis heute zieht es sich wie ein Kaugummi hin. Es wird nicht besser. Fast überall "begleitet" er mich, aber nicht nur positiv! Ich weiß nicht, wie ich "einsteigen" kann, um damit meinen Frieden zu finden. Ist das überhaupt möglich, wenn man die Möglichkeit "versäumt" hat? Ich spüre, ich muss das Trauern irgendwie nachholen, doch es will mir nicht gelingen! Ich finde keinen Ansatz, weiß nicht, wo ich beginnen soll, habe da so gar keinen Zugang.

Ich kann an diesem Punkt bisher offensichtlich nur verdrängen (z.B. wenn mich jemand nach Anzahl meiner Geschwister fragt, benenne ich ihn, als wenn er noch leben würde, weil ich nicht darüber sprechen möchte), oder (innerlich) zusammen fallen (also über Tod, Beerdigung, verlustigen Menschen etc. kann ich GAR NICHT sprechen bzw. nachdenken, da klinkt etwas aus in mir). Akute Situation dazu und endlicher Auslöser dieses freds (völlig dämlich, ist mir klar, dennoch: Die Besorgeaktion der Blumen des Grabes für meinen Bruder mit meiner Mutter) Sie will es so, wie sie "es kennt", also irgendwas Altbackenes, ich will etwas, was meinem Bruder "gerecht" wird, also was fröhliches, quirliges, lustiges, bunt, lebendig, wie er war, keine bescheuerten dunkelfliederfarbenen Stiefmütterchen....würg.

Ich bin damit einfach nicht durch (das ist mir klar), ich verhalte mich, als wenn es gestern passiert ist, bin total angreifbar "für ihn", verteidige, bin traurig, hilflos, völlig neben der Spur in solchen Momenten. Wie steigt man da ein, um Ruhe zu finden? Mit mir, mit ihm, mit seinen übrigen Angehörigen und Freunden/Bekannten???? Gibt es eine Chance oder habe ich versäumt, auf den fahrenden Zug aufzuspringen???

LG Else
Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast..... (G.B. Shaw)

Werbung

Benutzeravatar

richie
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 35
Beiträge: 358

Beitrag Fr., 06.05.2011, 19:54

hallo else!

tut mir leid für deinen verlust!
Meinen Eltern versuchte ich alles abzunehmen, weil ich denke, dass es so ziemlich das Schlimmste für Vater oder Mutter ist, sein eigenes Kind unter die Erde zu bringen
haben sie dir gesagt dass du dich darum kümmern sollst?
Sie will es so, wie sie "es kennt", also irgendwas Altbackenes, ich will etwas, was meinem Bruder "gerecht" wird, also was fröhliches, quirliges, lustiges, bunt, lebendig, wie er war, keine bescheuerten dunkelfliederfarbenen Stiefmütterchen....würg.
ich denke das ist das eigentliche problem. du willst es anderen recht machen und verleugnest dabei dich selbst.
du ordnest dich unter, frisst es in dich rein.

was denkst du wenn du an "ich und mein bruder" denkst?
gibst du dir selbst schuld an seinem tod?
hast du in deinen augen zu wenig gemacht, hättest etwas besser machen sollen?

ich denke auch dass du dich mehr als seine mutter fühlst als als schwester.
zumind. scheinst du dich so zu verhalten

der zug ist mit sicherheit nicht abgefahren!
aber du musst zuerst mal grundsätzlich deine "rolle" ändern und erst dann nochmals durch den ganzen trennungsprozess gehen.

wie denkst du darüber?

lg

Benutzeravatar

Gold__Marie
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 19
Beiträge: 207

Beitrag Fr., 06.05.2011, 19:58

Mein Beileid!
Du hast auf jeden Fall noch eine Chance! Wenn du es alleine nicht schaffst, wende dich an einen Therapeuten! Dort kannst du deine Trauer zulassen und du bist nicht alleine damit! Wahrscheinlich ist es wichtig dich auf deine Gefühle ein zulassen, aber pass auf, dass du nicht darin versinkst! Trauer steht dir auf jeden Fall zu! Du hast eine wichtige Bezugsperson verloren, daher ist es auch verständlich, dass dich das belastet,das ist schließlich eine wahnsinnig schmerzhafte Erfahrung, die du erlebt hast! Dein Bruder wird immer ein Teil deines Lebens bleiben aber du musst lernen auch ohne ihm weiter zu leben. Wenn du aber noch nicht die Zeit dazu gefunden hast, schau dir doch mal mit deinen Eltern alte Fotos an und sprecht über ihn, über seinen Charakter, so habe ich es damals gemacht als ein geliebter Mensch gestorben ist. Ich habe mir auch immer vor Augen geführt, wie schön meine Beziehung zu der Verstorbenen war und wie stolz sie auf mich wäre für das was ich geschafft habe! Viel Glück und alles Gute, Lg Gold_Marie

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Else
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 41
Beiträge: 745

Beitrag Fr., 06.05.2011, 21:01

Hallo Richie und Gold_Marie,

tja... da ist ES wieder (was ich versuche "weg zu machen"): Schon mein eigener Beitrag und Eure Antworten darauf lassen mich schier in eine Tränenflut ausbrechen (Auseinandersetzung damit nicht möglich). Völlig abstrus und neben der Spur, wie ich selbst finde.... Und dabei hab ich sonst gar nicht nah am Wasser gebaut und bin oft sogar ein relativ rationaler Mensch.
richie hat geschrieben:haben sie dir gesagt dass du dich darum kümmern sollst?
Nein, das haben sie nicht, würden sie aber auch niemals. Sie haben mehrfach gesagt (nachdem das Ausmaß alles überstieg), dass sie es nicht mehr schaffen, obgleich ihrer Trauer nicht erledigen können, nicht packen als Eltern, der Tod alles forderte (mein Vater hat ihn gefunden in der Wohnung), sie nichts mehr erledigen können und nur noch wünschen, dass alles seinen "Abschluss" findet und sie völlig überfordert seien mit der Situation. Ich fühlte mich in der Verantwortung, das zu übernehmen.
richie hat geschrieben:ich denke das ist das eigentliche problem. du willst es anderen recht machen und verleugnest dabei dich selbst.
du ordnest dich unter, frisst es in dich rein
Ob es DAS eigentliche Problem ist, weiß ich nicht, aber es IST definitiv ein Problem. Da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht.
richie hat geschrieben:was denkst du wenn du an "ich und mein bruder" denkst?
Ich denke nicht an das, an das man denken "sollte", um jemanden gut in Erinnerung zu halten! Klar, ich habe manches Mal schöne Erinnerungen an ihn, aber in großen Teilen wirklich schlimme: 2 x Koma, wo keine Überlebenschancen bestanden, nächtelange flehende Krankenhausaufenthalte, Laufen, sprechen, essen wieder lernen, Rehas suchen, motivieren, A*** abwischen, Kotze weg machen, füttern, Zuspruch, Eingliederung, wieder Rückschritt und Einweisung, (MEIN) Vater, der mit erwachsenem, kranken Sohn auf dem Arm (völlig unterernährt) rumrennt und um Hilfe bittet, weil dieser nur noch Blut und Stücke erbricht, ihn später tod in der Wohnung findet, schon im Verwesungszustand..... ich habe echte Mühe, da die jahrelangen Erinnerungen "drüber zu stülpen" und das Positive zu aktivieren.

SO denke ich an ihn und wünschte mir etwas völlig anderes!!!!!
richie hat geschrieben:gibst du dir selbst schuld an seinem tod?
hast du in deinen augen zu wenig gemacht, hättest etwas besser machen sollen?
Nein, die gebe ich mir nicht! Ich habe alles (und m.E. noch viel mehr) getan, was ich tun konnte in dieser situation.
richie hat geschrieben:ich denke auch dass du dich mehr als seine mutter fühlst als als schwester.
Hmmmm........ ich wills nicht völlig abstreiten, aber glaube es eigentlich nicht. Er ist älter als ich und auch eigentlich immer als "großer Bruder" aufgetreten und so habe ich ihn auch wahr genommen. Als er völlig hilflos war und seine Dinge nicht mehr regeln konnte, hab ich vllt. etwas mütterliches bzw. schwesterliches übernommen.
richie hat geschrieben:der zug ist mit sicherheit nicht abgefahren!
aber du musst zuerst mal grundsätzlich deine "rolle" ändern und erst dann nochmals durch den ganzen trennungsprozess gehen.
Hmmmm... da muss ich drüber nachdenken. Aber WIE gehe ich in diesen Prozess? Es stellt sich ja jetzt offensichtlich nicht alleine wieder ein.
Gold__Marie hat geschrieben:Wahrscheinlich ist es wichtig dich auf deine Gefühle ein zulassen, aber pass auf, dass du nicht darin versinkst! Trauer
Ja, genau das passiert mir seit einer geraumen Zeit. Edit: Kein Einlassen, ohne komplett unterzugehen..... da gibt es kein dazwischen.
Gold__Marie hat geschrieben:Dein Bruder wird immer ein Teil deines Lebens bleiben aber du musst lernen auch ohne ihm weiter zu leben.
Ich lebe ohne ihn! Habe ich immer getan! Ist auch nicht das Problem. Die Erinnerungen an ihn bekommen eine völlige Schieflage, ich bekomme eine Schieflage...

LG Else
Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast..... (G.B. Shaw)

Werbung

Benutzeravatar

Innere_Freiheit
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 50
Beiträge: 845

Beitrag Fr., 06.05.2011, 21:45

Liebe Else,

auch mein Mitgefühl für deinen Verlust.

Meiner Ansicht nach kannst du nur das fühlen, was jetzt da ist, was jetzt in dir ist..... und da ist ja eine ganze Menge!
Es gilt also keine Trauer nachzuholen, sondern deine heutigen Gefühle (einschließlich der Trauer) jetzt zu bearbeiten und zu fühlen.

Doch dagegen, all das Zuzulassen, zu Fühlen, es soweit möglich zu Ende zu fühlen.... , dagegen scheint ein Widerstand in dir zu sein?
Und vielleicht liegt es daran, dass du dich dem alleine nicht gewachsen fühlst?

Vielleicht wäre es hilfreich, dir für dieses Thema eine therapeutische Begleitung zu suchen?

Einen lieben Gruß

Innere Freiheit

Benutzeravatar

bittersweet
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 43
Beiträge: 324

Beitrag Fr., 06.05.2011, 22:42

hallo else,
auch von mir ganz herzliche anteilnahme für deinen verlust. ich habe ähnliches beim viel zu frühen krebstod und dem vorangegangenen leidensweg meiner mutter durchgemacht. ich konnte jahrelang nicht daran denken oder gar darüber sprechen, ohne dabei innerlich völlig zusammenzuklappen. wie du habe ich für meine mutter alles getan und meinem vater und meinem kleinen bruder alles abgenommen, obwohl ich eigentlich nur noch wie ein roboter funktioniert habe.
ich sehe es ähnlich wie richie. vermutlich gibt es etwas in deiner vergangenheit und deinem verhältnis zu deinem bruder, das nicht geklärt ist. etwas, das dich unbewußt belastet und das noch definiert werden muss.
mein verhältnis zu meiner mutter war ebenfalls, wie du geschrieben hast, ambivalent. erst nach jahren wurde mir bewußt, welche rolle meine mutter wirklich für mich gespielt hat und dass ich mich verantwortlich gefühlt habe für ihr scheitern mir gegenüber. ich weiß jetzt nicht, ob das irgenwie verständlich ist für dich. für mich bringt es folgender satz von richie auf den punkt:
"du musst zuerst mal grundsätzlich deine "rolle" ändern und erst dann nochmals durch den ganzen trennungsprozess gehen."
liebe grüße
bittersweet
All what we see or seam is but a dream within a dream
E.A. Poe

Benutzeravatar

ENA
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 46
Beiträge: 9840

Beitrag Sa., 07.05.2011, 02:54

Liebe Else,

habe den Thread hier grade entdeckt und will nun auch noch schnell etwas dazu schreiben:
Else hat geschrieben:Ist das überhaupt möglich, wenn man die Möglichkeit "versäumt" hat? Ich spüre, ich muss das Trauern irgendwie nachholen, doch es will mir nicht gelingen! Ich finde keinen Ansatz, weiß nicht, wo ich beginnen soll, habe da so gar keinen Zugang.
Ich denke schon, dass es "nachholbar" ist, wenn es an der Zeit ist.
...und wenn Du schreibst, dass Du keinen Ansatz dazu findest, vielleicht wäre es eine Möglichkeit, an seinem Grab ein Zwigespräch mit ihm zu führen oder ihm einfach mal einen Brief zu schreiben (den Du behalten, zerreissen, verbrennen, in die Erde eingraben kannst)... .
Else hat geschrieben:Ich kann an diesem Punkt bisher offensichtlich nur verdrängen (z.B. wenn mich jemand nach Anzahl meiner Geschwister fragt, benenne ich ihn, als wenn er noch leben würde, weil ich nicht darüber sprechen möchte),
Das kann ich durch aus verstehen! Er ist ja nun mal ein Geschwister, egal, ob er tot ist oder lebendig!
Gibt es eigentlich noch ein Geschwister?
Else hat geschrieben:Sie will es so, wie sie "es kennt", also irgendwas Altbackenes, ich will etwas, was meinem Bruder "gerecht" wird, also was fröhliches, quirliges, lustiges, bunt, lebendig, wie er war, keine bescheuerten dunkelfliederfarbenen Stiefmütterchen....würg.
...und was ist, wenn ihr beide ihm etwas schenkt? (Hier Blumen)
So hätte die Trauer, die Vorstellung,...Deiner Mutter Platz und Deine!...
Else hat geschrieben:Schon mein eigener Beitrag und Eure Antworten darauf lassen mich schier in eine Tränenflut ausbrechen

Else hat geschrieben:Völlig abstrus und neben der Spur, wie ich selbst finde....
Ich find das nicht schlimm... .
Else hat geschrieben:ich habe echte Mühe, da die jahrelangen Erinnerungen "drüber zu stülpen" und das Positive zu aktivieren.
Hm, und was ist mit den frühen Jahren?

...Vielleicht hilft auch die Frage dabei: Was ist/war mir an meinem Bruder wichtig? Was habe ich gerne mit ihm gemacht? Worauf war ich/worauf war er stolz? Konnte er auch etwas besser als ich? Welche Rolle hat er für mich gespielt? Welche Rolle spielt er heute für mich? (Ganz egal, ob das sein "darf". Es ist so, wenn es so ist!).
Else hat geschrieben:Edit: Kein Einlassen, ohne komplett unterzugehen..... da gibt es kein dazwischen.
Kannst Du Dir bildlich ein paar Halteseile vorstellen oder Dir einen sicheren Ort vorstellen, wohin Du Dich gedanklich "flüchten" kannst, wenn es zu viel wird? Ich meine, vielleicht gelingt es Dir dann, wenigstens mal kurz hinzublinzeln, ohne gleich die Fassung zu verlieren (was bis zu einem gewissen Grade auch okay und verständlich wäre, finde ich).
Trauern Deine Eltern eigentlich?
Else hat geschrieben:Die Erinnerungen an ihn bekommen eine völlige Schieflage, ich bekomme eine Schieflage...
Wie meinst Du das?

Lieben Gruß, Ena!

Benutzeravatar

richie
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 35
Beiträge: 358

Beitrag Sa., 07.05.2011, 07:02

morgen!

ok, verstehe.
du hast ihnen das alles abgenommen.
ok - gut.
aber das ist jetzt jahre her. alles was jetzt noch kommen mag, kannst du ihnen sehr wohl zutrauen. ab jetzt ist es IHRE sache und nicht mehr deine. ok?!

welche gefühle hast du wenn du an die krankenhausaufenthalte denkst?
wut, hilflosigkeit, gibst du dir (euch) die schuld nicht alles getan zu haben, bis du sauer auf die ärzte?

hast du angst dass du jetzt ohne den schutz deines grossen bruders durchs leben gehen musst?
Es stellt sich ja jetzt offensichtlich nicht alleine wieder ein.
stimmt. von alleine stellt sich fast nichts ein. wie alleine macht es weiter wie gehabt. nur wenn du etwas änderst, wird sich etwas ändern.

ich denke, man hat etwas verarbeitet, wenn man eine eine "schlimme" sache denken kann und man nur das schöne sieht oder es einem "egal" ist. wenn man keine wut mehr verspürt, keine trauer oder angst... wenn man eine gewisse gleichgültigkeit hat. im positiven sinne...

ich denke aber nicht dass es wirklich gehen wird, wenn du nicht jetzt zumind. etwas in die tiefe gräbst.
denn du musst die ursache an der wurzel packen. und die wurzel dessen ist bis jetzt noch nicht gefunden.

lg, richie

Benutzeravatar

Tigerkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 75
Beiträge: 2175

Beitrag Sa., 07.05.2011, 10:10

Guten Morgen !


Fällt mir schwer den Thread zu lesen ohne das mir die Tränen kommen, ein Geschwister von mir ist vor über 10 Jahren gestorben, ich schaffe es bis heute nicht darüber zu sprechen.

Mein Therapeut und ich wollen da seit Jahren ran eben diese Trauer nachzuholen.
Da ist mein Therapeut da meiner Meinung das man Trauer nicht nur nachholen kann, sondern das es sehr wichtig ist diese nachzuholen.
Aber ich schaffe es nicht, ich habe Angst das mich die Tränenflut regelrecht überfluten würde, ist das bei Dir auch so, Else ?
richie hat geschrieben:ich denke, man hat etwas verarbeitet, wenn man eine eine "schlimme" sache denken kann und man nur das schöne sieht oder es einem "egal" ist. wenn man keine wut mehr verspürt, keine trauer oder angst... wenn man eine gewisse gleichgültigkeit hat. im positiven sinne...
Denke ich auch, aber wie an die Trauer kommen, wenn die Angst vor der Trauer zu groß ist ?

So muß jetzt erstmal raus, das Thema ist für mich extrem belastend, aber ich weiß wie wichtig es ist, wünsche Dir Else, das Du mit dem Thema voran kommst, das Du hier darüber berichtet hast, finde ich ja schonmal ziemlich mutig,

Also, alles gute für Dich

Liebe Grüße

Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

Benutzeravatar

Una
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 1193

Beitrag Sa., 07.05.2011, 14:33

Liebe Else,
Else hat geschrieben:Schon mein eigener Beitrag und Eure Antworten darauf lassen mich schier in eine Tränenflut ausbrechen (Auseinandersetzung damit nicht möglich).
Demnach bist Du doch mitten drin im Trauerprozess. Ich weiß nicht ob man sich damit tatsächlich auseinandersetzen muß/ kann, wenn die Tränen noch nicht geweint sind.
Ich habe Trauer als etwas sehr körperliches und erschöpfendes kennengelernt,
die Gefühle fließen und die Tränen. Wenn Du das wegdrückst, dann bleibt Starre.

Die Flut der Tränen ist angemessen, wenn man einen nahen Menschen verliert.
Es kann überwältigend sein, was aber soll daran zum fürchten sein?
Ich denke die Angst vor den Tränen ist größer als die tatsächliche Flut.
Es tut weh, ja, aber das ist die Trauerarbeit. Sie will und muß getan werden.
Der Abschied beinhaltet vor allem diesen körperlichen Aspekt und die Erinnerungsarbeit.
Und das ist sehr schmerzhaft und traurig, ja. Aber es ist auch ein Teil der Liebe.
Es geht um die Anteile, die dieser Mensch hatte, die ich nun wieder in mir vereingen muß.
Für was stand dieser Mensch, was gab er mir, dass ich nun in mir verinnerlichen kann.
Das kann auch mal etwas negatives sein, wie zum beispiel das Dein Bruder der lebende Chaot war.
Was ist mit Deinem eigenen Chaos?

Ich habe erlebt das man erst ganzheitlich den Menschen loslassen und erinnern kann, wenn man durch diesen Prozess hindurchgeht.
Ich habe in der Trauerzeit verstanden, warum es früher das Trauerjahr gab.
Ca. so lange war die Trauer bei mir eine offene Wunde.
danach fing sie langsam an, sich zu verschließen.
Die Erinnerungen sind nun anders in mir abgespeichert, weil mit dem Tod dieses Menschen,
auch die fortlaufende Geschichte mit ihm stirbt. Und nun kann ich nur noch rückwirkend lieben,
nur noch rückerinnern um ihm nahe zu sein. Das tut am Anfang weh.
Aber ich finde, das ist eine Würdigung des Toten, eine Art des Weiterlebens für diesen Menschen.
Solange wir uns an diese Menschen erinnern, solange leben sie ein bischen in unserer Erinnerung weiter.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

Benutzeravatar

ENA
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 46
Beiträge: 9840

Beitrag Sa., 07.05.2011, 17:24

Schöner Beitrag, Una!

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Else
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 41
Beiträge: 745

Beitrag Sa., 07.05.2011, 18:52

Vielen Dank, Ihr Lieben, für so viele liebe und (hoffentlich) für mich hilfreiche States.

Noch bin ich dabei, so einige Dinge davon sacken zu lassen. Es fällt verdammt schwer und ich muss mich grad fast zwingen, an dieser Stelle nicht wieder alles hinzuschmeissen. Das ist nämlich grad mein Impuls und so handle ich seit geraumer Zeit, sofern dieses Thema nur im Ansatz zur Sprache kommt

Ich fühle mich gewissermaßen unfähig, zu trauern und habe wiederum Angst, die Chance dazu im richtigen Moment "verpasst" zu haben, was im Umkehrschluss natürlich bedeuten würde, dass es so weiter geht für mich....
Innere_Freiheit hat geschrieben:Meiner Ansicht nach kannst du nur das fühlen, was jetzt da ist, was jetzt in dir ist..... und da ist ja eine ganze Menge!
Es gilt also keine Trauer nachzuholen, sondern deine heutigen Gefühle (einschließlich der Trauer) jetzt zu bearbeiten und zu fühlen
Ja, da ist eine Menge! Aber eben nicht das, was da sein "sollte"! Die Trauer kann hier nur einen sehr sehr geringen Teil einnehmen, da die fast panischen Aspekte überwiegen. Ich KANN das heute alles irgendwie nicht mehr fühlen.

Damals konnte ich in wenigen Momenten noch wirklich traurig sein! Traurig darüber, dass unser gemeinsamer Weg vorbei ist, ich ihn nicht mehr hören, anfassen, sehen, spüren kann. Aber ich benötigte -nach meinem Empfinden - damals einfach meine Kraft für das ganze Drumherum und war außerstande, beides gleichzeitig zu händeln.

Drei Monate nach dem Tod trennte ich mich auch noch aus meiner 9-jährigen Beziehung, musste mir einen weitere Job zulegen, um die Wohnung zu finanzieren, "Stiefi" wollte mit mir, was weiteren Zündstoff beinhaltete etc.... es gab also zu dem Zeitpunkt SO viel (es hakte schon recht lange und Fassüberlaufpunkt war, dass mein Ex meinte und wütete, er würde meine Traurigkeit nicht nachvollziehen können, bei einem "so überflüssigen" Menschen) und ich zentrierte mich auf das, was mein "Überleben" mit der Situation sicherte. HEUTE komme ich da nicht mehr ran!! Nicht mehr an die Traurigkeit, nicht mehr an die schönen Momente, alles ist nur noch überschattet von richtiggehender Panik, von Angst vor meinen Gedanken, vor Lähmung. Sofern ich HEUTE etwas zulasse (es zumindest versuche) erscheinen nur noch Horrorgeschichten in meinem Kopf (siehe oben)
ENA hat geschrieben:wäre es eine Möglichkeit, an seinem Grab ein Zwigespräch mit ihm zu führen
Das habe ich die erste Zeit (zumindest manches Mal) gekonnt; ich habe ihm lustige Blümchen mitgebracht, ihm Schoki hingestellt (er liebte Schoki und alles Süße) Jetzt und seit langer Zeit geht gar nichts mehr! Ich schaffe den Weg dorthin nicht! Es geht einfach nicht.
ENA hat geschrieben:Gibt es eigentlich noch ein Geschwister?
Ja! Es gibt noch den ältesten Bruder (verunfallt vor knapp 20 Jahren; körperlich und insbesondere mental seitdem mehr als eingeschränkt). Die Beiden waren allerdings schon immer wie Feuer und Wasser!

Ich bin z.B. hier oft am Grübeln, ob die damalige Unfallgeschichte, die mehr als heftig war und sich über 2 Jahre hinzog, hier - zumindest in Teilen - irgendwie ursächlich ist. Auch damals schon hab ich mich aufgerieben, getan, gemacht.... ich war 19 Jahre alt und im Nachhinein betrachtet, komplett überfordert mit dieser Situation.
ENA hat geschrieben:...und was ist, wenn ihr beide ihm etwas schenkt? (Hier Blumen)
So hätte die Trauer, die Vorstellung,...Deiner Mutter Platz und Deine!
Ich schaff´s einfach nicht, darüber mit ihr zu diskutieren! Ich bekomme Schweißausbrüche, Würgereize etc. Es geht nicht!!! Ich hab vorsichtig angefragt, ob wir nicht etwas aussuchen wollen, was IHM gerecht wird, was IHM gefallen würde.... dann kommen praktische Hinweise auf Haltbarkeit, Frostempfindlichkeit etc.... da setze ich dann aus und sag gar nichts mehr.... KANN auch einfach nichts sagen... geht nicht mehr
ENA hat geschrieben:Ich find das nicht schlimm... .
Ich finde das TOTAL schlimm!!!!!! Ich kenne mich so nicht und da macht sich eine riesige Angst über Kontrollverlust meines eigenen Handels sehr sehr breit!!!!


ENA hat geschrieben:Hm, und was ist mit den frühen Jahren?
An die komme ich ja eben nicht mehr! Fast 0,0! Ich kann FAKTISCH diese Dinge benennen, aber nur, wenn ich mich auf Abstand befinde. Fange ich an, das zu FÜHLEN, ist alles sofort weg und es gibt nur noch grauslige Erinnerungen. Alles überschwemmt....
Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast..... (G.B. Shaw)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Else
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 41
Beiträge: 745

Beitrag Sa., 07.05.2011, 18:52

richie hat geschrieben:aber das ist jetzt jahre her. alles was jetzt noch kommen mag, kannst du ihnen sehr wohl zutrauen. ab jetzt ist es IHRE sache und nicht mehr deine. ok?!
Ja, Richie, es ist Jahre her. Das ist mir selbst klar. Mehr als klar sogar und es setzt mich unter einen immensen Druck, dass ich es bisher nicht schaffen konnte, "nach soooo langer Zeit" damit umzugehen. Schlimmer noch: es wird immer schwieriger. Ich würde es auch nirgendwo nienich mehr ansprechen, weil.... ja, ist ja schon so lange her und muss verarbeitet sein.

"Ihre Sache"... tja.... so kann ich das nicht sehen, nicht fühlen.
richie hat geschrieben:wut, hilflosigkeit, gibst du dir (euch) die schuld nicht alles getan zu haben, bis du sauer auf die ärzte?
Nein (das hatte ich oben schon beantwortet), ich gebe mir keine Schuld, das ist es also nicht. Ich meine sogar, dass er ohne meine Aktivitäten, die letzten und für ihn auch schönen 2 Jahre nicht mehr hätte verbringen können.
richie hat geschrieben:st du angst dass du jetzt ohne den schutz deines grossen bruders durchs leben gehen musst?
Auch das muss ich verneinen. Wir haben Beide sehr unterschiedliche und eigenständige Leben gelebt. Ich war immer die "Stärkere, Gefestigtere" von uns.
richie hat geschrieben:nur wenn du etwas änderst, wird sich etwas ändern.
Das will ich!!! Ganz klar!!! Darum trage ich das für mich sehr schmerzhafte Thema hierher!!!
Tigerkind hat geschrieben:Fällt mir schwer den Thread zu lesen ohne das mir die Tränen kommen, ein Geschwister von mir ist vor über 10 Jahren gestorben, ich schaffe es bis heute nicht darüber zu sprechen.
Liebes Tigerkind, ich kann meinen eigenen Thread kaum lesen, ohne auszubrechen.... ich kann stundenlang nicht anworten.....
Tigerkind hat geschrieben:Aber ich schaffe es nicht, ich habe Angst das mich die Tränenflut regelrecht überfluten würde, ist das bei Dir auch so, Else ?
Schlimmer noch!!! Ich habe Angst, dass mich die ganze Situation überflutet, mir alles entgleitet, ich mich nicht mehr wieder finde, mir alles abhanden kommt.....
Tigerkind hat geschrieben:das Du hier darüber berichtet hast, finde ich ja schonmal ziemlich mutig,
Ich bin - zumindest in diesem Thread - GAR NICHT mutig! Das ist grad eher der pure Überlebenstinkt und die Flucht nach vorn! Ich weiß mir nicht mehr zu helfen und drehe mich in der Spirale abwärts. Mit irgendwem drüber sprechen kann ich nicht mehr.... es gibt also nicht mehr viele Möglichkeiten. Beim Schreiben habe ich zumindest die latente Chance, mich zu sortieren.

@ Una

Bin grad durch mit dem Thema, schaffs nicht weiter.... muss erstmal raus, um mich zu sammeln. Dann starte ich sicher einen neuen Versuch, auf Deine Zeilen zu antworten.

LG Else
Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast..... (G.B. Shaw)

Benutzeravatar

ENA
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 46
Beiträge: 9840

Beitrag Sa., 07.05.2011, 19:37

Liebe Else,
Else hat geschrieben:Ich fühle mich gewissermaßen unfähig, zu trauern und habe wiederum Angst, die Chance dazu im richtigen Moment "verpasst" zu haben,
Ich glaube, dass Una schon ganz Recht damit hat, wenn sie schreibst, dass Du in gewisser Weise schon am Trauern bist.
Vielleicht macht die Angst davor, dass es zu stark ausbricht, es auch, dass es so scheinbar lange für Dich dauert und immer noch in Dir drin ist. Auf der anderen Seite war er ja auch eine wichtige Person für Dich (immerhin Dein Bruder!), Du hast damals viel Verantwortung übernommen (zuviel?) und...ach, ich wünsche Dir, Du müsstest Dir nicht so viel Druck machen und es würde Dir für Dich leichter fallen!...
Else hat geschrieben:Aber eben nicht das, was da sein "sollte"!
Was sollte denn für Dich da sein?
Else hat geschrieben:Aber ich benötigte -nach meinem Empfinden - damals einfach meine Kraft für das ganze Drumherum und war außerstande, beides gleichzeitig zu händeln.
...und vielleicht kommt deswegen jetzt das Thema wieder. Früher ging es nicht, jetzt könnte es vielleicht gehen... .
Else hat geschrieben:"Stiefi"

Else hat geschrieben:und Fassüberlaufpunkt war, dass mein Ex meinte und wütete, er würde meine Traurigkeit nicht nachvollziehen können, bei einem "so überflüssigen" Menschen)

Else hat geschrieben:und ich zentrierte mich auf das, was mein "Überleben" mit der Situation sicherte. HEUTE komme ich da nicht mehr ran!! Nicht mehr an die Traurigkeit, nicht mehr an die schönen Momente, alles ist nur noch überschattet von richtiggehender Panik, von Angst vor meinen Gedanken, vor Lähmung. Sofern ich HEUTE etwas zulasse (es zumindest versuche) erscheinen nur noch Horrorgeschichten in meinem Kopf (siehe oben)
Else hat geschrieben:An die komme ich ja eben nicht mehr! Fast 0,0! Ich kann FAKTISCH diese Dinge benennen, aber nur, wenn ich mich auf Abstand befinde. Fange ich an, das zu FÜHLEN, ist alles sofort weg und es gibt nur noch grauslige Erinnerungen. Alles überschwemmt....
Liest sich irgendwie nach Trauma an... .
Else hat geschrieben:Ich hab vorsichtig angefragt, ob wir nicht etwas aussuchen wollen, was IHM gerecht wird, was IHM gefallen würde.... dann kommen praktische Hinweise auf Haltbarkeit, Frostempfindlichkeit etc.... da setze ich dann aus und sag gar nichts mehr....
...und wenn Du ihm einfach ohne sie ein Blümchen in die Ecke setzt, ganz unten links, von Else für Bruder?
Else hat geschrieben:Auch damals schon hab ich mich aufgerieben, getan, gemacht.... ich war 19 Jahre alt und im Nachhinein betrachtet, komplett überfordert mit dieser Situation.
Ach Elsi, ich mag Dich grade einfach nur mal drücken!
Else hat geschrieben:Mehr als klar sogar und es setzt mich unter einen immensen Druck, dass ich es bisher nicht schaffen konnte, "nach soooo langer Zeit" damit umzugehen.Schlimmer noch: es wird immer schwieriger. Ich würde es auch nirgendwo nienich mehr ansprechen, weil.... ja, ist ja schon so lange her und muss verarbeitet sein.
Elsi, vielleicht wäre da doch ein Gedanke an Therapie als Unterstützung? Ich meine, es gibt auch Trauergruppen, weiß aber nicht, ob das grade für Dich passen würde... .
Else hat geschrieben:Ich meine sogar, dass er ohne meine Aktivitäten, die letzten und für ihn auch schönen 2 Jahre nicht mehr hätte verbringen können.

Else hat geschrieben:Das will ich!!! Ganz klar!!! Darum trage ich das für mich sehr schmerzhafte Thema hierher!!!
Finde ich sehr mutig, Else!!!
Else hat geschrieben:Mit irgendwem drüber sprechen kann ich nicht mehr....
Hier sind ein paar...:

Liebe Else, ich wünsche Dir, dass Du Dir weniger Druck machen kannst. Ich kann Deine Angst verstehen. Wirklich.
Ich bin selber jemand, der sich ziemlich viel Druck machen kann,...von daher...wünsche ich Dir einfach, dass Du Dir Zeit nimmst, für das, was da kommen will (oder war es die ganze Zeit da, diese Sorge, diese Angst?)...und wenn es im Moment zuviel wird, dann mach eine Pause. Geh eine Runde am Fluss oder durch einen Park spazieren. Das hilft mir jedenfalls.

Ich wünsche Dir einen geruhsamen Abend,

lieben Grüße, Ena!

Benutzeravatar

Una
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 1193

Beitrag Sa., 07.05.2011, 21:24

Liebe Else,

ich hatte beim Lesen Deines letzten Beitrags zusammen mit den vorherigen immer stärker den Eindruck, so wie ENA, dass Du traumatisiert wurdest durch die schrecklichen Erlebnisse zum Ende hin und durch die Dir durch die Umstände auferlegten praktischen Aufgaben, Deinen Eltern alles abzunehmen.

Es ist typisch für Traumata, dass man im Nachhinein die guten Zeiten davor nicht mehr erinnern kann.
In Dir beginnt ein Horrorfilm zu laufen, was heißt, dass da etwas so entsetzlich und schrecklich gewesen ist, dass alles davor überlagert, etwas, das DU bis heute nicht verkraftet hast.

Dein Ex war wohl nicht gerade feinfühlig und empathisch. Da mag die Trennung überfällig gewesen sein.
Ich denke die Kraft dafür hast Du wohl genau aus den Ereignissen gezogen, denn der Tod eines nahen Menschen kann auch klar machen, die eigene Mitte mit der innerlichen Stärke zum Zugriff bringen.
So habe ich das auch erlebt.

Ich würde therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, denn es kann vielleicht auch mit den Eltern zu tun haben, euren Rollen in der Familie, eurer Geschichte, sowie eben dem Tod und dem Sterben Deines Bruders. Nachdem auch Dein anderer Bruder eine extreme Geschichte hat, liegt hier womöglich etwas viel größerers unter Verschluß in Dir. Vielleicht sogar so etwas wie Schuldgefühle, weil Du die einzig gesunde bist. Wie gesagt: unterbewußt.

Weil das aber nur Ideen im Ansatz sind, was Dich blockieren könnte, wäre es für Dich sicher erleichternd, wenn Du Unterstützung von professioneller Seite haben würdest.
Denn das was Dich lähmt, was Dich blockiert und Dich zum flüchten antreibt, ist das wonach Du suchst um den Knoten zu lösen. Das ist ein zu großes Paradox um es allein zu lösen.
Ein mitfühlender Therapeut könnte Dir die Hand in geschütztem Raum halten.
Meine Erfahrung mit diesen unterbewußten Blockaden ist: Weiß man erst mal was dahintersteht,
ist erstens die Angst/Panik weg und zweitens heilt man innerlich.

Ich drück Dich mal ganz fest... Bild
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag