PT-Blog: Wie fühlen Therapeuten über ihre Klienten / Patienten?

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PT-Blog: Wie fühlen Therapeuten über ihre Klienten / Patienten?

Beitrag Fr., 18.03.2011, 07:18

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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 18.03.2011, 08:02

Eine Diskussionsteilnehmerin fragte sich nach ihren Erfahrungen in ihrer Psychotherapie, inwieweit Patienten ihren Therapeuten denn auch persönlich wichtig sind, und wieviel emotionales Engagement tatsächlich besteht – bzw. ob dieses überhaupt echt sei?
Ich habe kürzlich eine Studie gelesen, in der es um Therapieerfolg und die Frage "Was wirkt?" ging. Der Hauptfaktor für eine "gelungene Therapie" war dieser Studie zufolge die Beziehung zum Therapeuten.
Ich sitze immer noch auf meiner Frage, die ich ja auch schon oft hier im Forum aufgeworfen habe, warum so vielen Klienten die Beziehung zum Therapeuten so wichtig ist, wichtiger als die Therapiemethoden. So wichtig, dass sie dafür sogar bereit sind, sich selber hinten anzustellen oder gar aufzugeben, wie z.B. Verzicht auf ein Praktikum.

Ich bin da ganz anders. Natürlich muss ich für meine Therapeutin Sympathie empfinden. Wenn ich sie nicht mögen würde, ich mich vor ihr ekeln würde oder was auch immer, dann funktioniert es natürlich nicht. Mit "solchen Menschen" würde es ja auch privat nicht funktionieren.
Aber für mich ist die Beziehung zu meiner Therapeutin nicht das wichtigste. Ich sehe Therapie als eine Arbeitsbeziehung an. Wenn ich mit Halsschmerzen zum Arzt gehe, dann möchte ich, dass dieser mir mit seiner Kompetenz und seinem Fachwissen hilft. Nichts anderes erwarte ich von meiner Therapeutin. Für mich ist die Frage die "Helfen mir ihre Methoden?"
Jemanden zum Liebhaben kann ich mir außerhalb der Therapie suchen. In der Therapie geht es mir darum, dass sie mir bei meinen Problemen hilft, indem sie mir Problembewältigungsstrategien vermittelt, so wie ich von einem Arzt erwarten würde, dass er mir Medikamente, Krankenhymnastik usw. verabreicht, die auf Symptomreduzierung abzielen.
Die Frage, ob ich meiner Therapeutin persönlich wichtig bin, stellt sich mir nicht, da in in Therapie bin, weil ich ihr Fachwissen und ihre Kompetenz brauche, um meine psychischen Probleme in den Griff zu kriegen und nicht, damit ich was zum Liebhaben habe und auch nicht, damit sie mich lieb hat.
Wenn mich mein Hausarzt über die Ursachen von Halsschmerzen aufklärt und mir erklärt, wie man sowas behandelt, dann stelle ich mir nicht die Frage, ob dieser jetzt schauspielert. Genausowenig stellt sich mir diese Frage im psychotherapeutischen Kontext, da es mir darum geht, dass sie, wie mein Hausarzt, Methoden anwendet, die mir helfen. Wie kann sie da schauspielern?
Und ich stelle mir auch nicht die Frage "Bin ich meiner Thera persönlich wichtig?", weil es meiner Meinung nach nicht um das persönlich Wichtigsein geht, sondern um die Frage "Kann mir meine Thera helfen?" Das Wichtigsten sollte einem Therapeuten und auch dem Klienten sein, dass die Therapiemethoden helfen und nicht, dass eine schöne innige Beziehung einem ein euphorisches Gefühl verleiht, das kurzfristig alle Probleme verschwinden lässt - ähnlich, wie wenn man verliebt ist und man auf rosa Wolken schwebt und es nicht abwarten kann, den anderen so schnell wie möglich wiederzusehen, um wieder deren Nähe genießen zu können.

Ich frage mich, woran das liegt, dass für so viele Klienten die Beziehung zum Therapeuten eine derart dominante Bedeutung hat.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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weiblich/female, 56
Beiträge: 5038

Beitrag Fr., 18.03.2011, 08:03

Ich habe drei Theorien und würde mich über Feedback freuen:
1. Wir leben in einer anonymen Gesellschaft, in der es schwer ist empathische Menschen zu finden, die einem zuhören, ... Ein Therapeut gibt einem all das: seine ganze Aufmerksamkeit, Empathie, Interesse, man ist mal Mittelpunkt usw. usw.
2. In der psychologischen Fachliteratur wird oft (über)betont, dass eine therapeutische Beziehung wichtig ist. Sie wird mitunter als A und O der Therapie angesehen. Gehen Klienten deshalb mit der Erwartung in die Therapie dort einen Therapeuten anzutreffen, dem man wichtig ist, der einem Empathie schenkt, der einem seine ganze Aufmerksamkeit schenkt, ...?
3. Die Frage nach der therapeutischen Beziehung stelle ich mir nicht zuletzte auch deshalb, weil ich mit einer Therapeutin mal aneinander geraten bin, die mit meiner Auffassung, dass Therapie für mich eine Arbeitsbeziehung ist, in der es darum geht, dass sie mir Problembewältigungsstrategien zur Symptomreduzierung beibringt, nichts anfangen konnte. Ich sei nicht beziehungsfähig (Diagnose Borderline) so ihr Fazit. Man ist also eine Borderline nur weil man als Klient auf eine therapeutische (anstatt Liebes-) Beziehung besteht, schließe ich daraus.
Es scheint mir somit, dass es auch Therapeuten gibt, denen es wichtig ist, dass ihre Klienten sie lieb haben. Ziehen sie mit ihren Erwartungen und eigenen Bedürfnissen vielleicht ihre Klienten in die Abhängigkeit von ihnen, mit dem Resultat dass auch ihre Klienten die therapeutische Beziehung als das wichtigste ansehen und beginnen sich solche Fragen wie "bin ich meinem Thera wichtig?" zu stellen?

Ich würde mich über Feedback freuen, warum euch die Beziehung zu euren Therapeuten (so) wichtig ist.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Beiträge: 1859

Beitrag Fr., 18.03.2011, 08:09

Da ich mich für nicht therapierbar halte, ist es für mich persönlich aber immernoch wichtig den T.
aufzusuchen, um meinen Ballast los zuwerden. Es reicht das bloße zuhören. Ab und an dann ein
verständnisvolles Wort, das reicht mir. Einfach um nicht als (von mir selbst erachtet) "ein Ding an
der Waffel" zu haben.
P.S.: Außerdem helfen die regelmäßigen Besuche immer mich selbst zu überzeugen, dem Allen nicht ein
Ende zu setzen.
Ich verlass´ mich auf meine Sinne!
Irrsinn
Blödsinn
Wahnsinn

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