(Was) Schreiben Analytiker eigentlich immer mit?

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Tellmewhy
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(Was) Schreiben Analytiker eigentlich immer mit?

Beitrag Mo., 14.03.2011, 22:57

Hi, ich wundere mich manchmal über meine Therapeutin, also über das, was sie tut, bzw. eigentlich sitzt sie ja nur da, aber mitschreiben tut sie ständig. Egal ob ich was sage, oder auch wenn ich mal gar nix sage. Manchmal so eifrig, dass ich fieberhaft versuchen muss herauszufinden, was genau jetzt wichtig an dem Gesagten war. Ich wüsste schon gerne mal (aus Insider-Quellen ), was Therapeuten so alles aufschreiben. Sind es direkt schamlos die eigenen Gedanken zum Patienten oder abstrakte psychoanalytische Konzepte, in die man eingeordnet wird? Inklusive Ödipus und Elektra???.ohgott bitte nicht! Ist das Schreiben eine Hilfe, um sich die Flut an Informationen auch merken zu können und sie angemessen verarbeiten zu können? Therapeuten merken sich doch ungefähr ALLES!
Manchmal denke ich schon daran, dass ich mir im Gegensatz zu dem, was sie mir sagt (und das sich viel besser mit Spekulationen auf Hintergedanken vorstellen lässt), mir eigentlich überhaupt nicht vorstellen kann, was in dem dicken Buch von mir, über mich drinsteht. Wenn es mich allerdings beschäftigt, denke ich an die Szene in "EiskalteEngel" (glaube ich, da kams vor), wo die Therapeutin ihr Skript total gelangweilt über und über mit Kritzeleien gefüllt hat.. da kann man dann drüber lachen.so ist es in der Realität hoffentlich nicht.
*paranoid*? Oder ist es unser Recht auf Interesse, weil es uns betrifft? Oder Sinn des Ganzen, dass man nicht alles weiß, bzw. wissen muss.
Zuletzt geändert von Tellmewhy am Mo., 14.03.2011, 23:07, insgesamt 1-mal geändert.

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chandelle
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:06

Warum fragst Du nicht mal nach?

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Tellmewhy
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:14

hö. Keine Ahnung, hättest du den Mut dazu? Ist das nicht der totale Misstrauensbeweis?! nach dem Motte: ich gebe zu, ich traue Ihnen nicht. Sie tun zwar alles für mich, soweit ich es sehen kann, aber im Skript, im " für mich absolut unzugänglichen", geht bestimmt die Post ab? Puh, da hab ich Angst vor. Aber vielleicht wärs ne ehrliche Antwort aus Ihrem Munde wert ...
PS: Kratzt man am magisch Undurchsichtichkeits-Mantel der Analyse?


@Universum: Weiß denn jemand, was da steht?

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chandelle
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:19

Tellmewhy hat geschrieben:hö. Keine Ahnung, hättest du den Mut dazu?
Nein, das ist für mich kein Mißtrauen, sondern Interesse. Mit einem "Geschäftspartner" gleiche ich schon gerne Entwicklungen ab, ob es nun geschäftlich oder privat ist.

Du machst es Dir magisch, ja vielleicht, ist es aber nicht. Kann sein, dass Du von den Aufzeichnungen enttäuscht bist, weil nur Deine Worte widergegeben wurden.

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metropolis
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:21

Das möchte wahrscheinlich jeder Analysand irgendwann mal wissen. Aber das wird wohl das bestgehütetste Geheimnis unserer Analytiker bleiben. Außerdem werden die Aufzeichnungen von Therapeut zu Therapeut sehr stark variieren.

Meiner schreibt auch oft ganz hitzig halbe Romane. Wer weiß, vielleicht schreibt er ja insgeheim an einem Roman

LG

metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:24

Ich habe mal gefragt. Und da ging überhaupt nicht die Post ab. Lesen durfte ich natürlich nichts.
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lamedia
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:29

Ich hatte auch gefragt, allerdings hat es bis zur (banalen) Antwort so auffallend lang gedauert, dass in der Zeit wohl mehrere Zensur- und Rhetorikprozesse Zeit hatten und wohl auch durchgeführt wurden.

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ENA
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:31

Machen das Analytiker/innen immer? Alle???

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Tellmewhy
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:35

Hi metropolis! Das ist ja krass, dass du einfach gefragt hast! Ich hätte so die Panik, was sie sich dabei denkt, wenn sie überhaupt drauf irgendwie antwortet! Hat dein Therapeut dir sein Skript denn vorgelesen oder draus erzählt oder wie hast du rausgefunden, dass es gar nicht umwerfend ist?
lg
tellmewhy

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metropolis
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:41

Tellmewhy hat geschrieben: Das ist ja krass, dass du einfach gefragt hast!
Echt? Das ist noch eine meiner harmlosen Fragen, die ich oft im Plauderton stelle. Meist passiert eh nicht viel außer ein freundliches schweigendes Lächeln seinerseits oder die Frage "Warum wollen Sie das wissen?". Und da fällt einem nun wirklich kein Zacken aus der Krone. Gibt für mich schlimmeres.
Hat dein Therapeut dir sein Skript denn vorgelesen oder draus erzählt oder wie hast du rausgefunden, dass es gar nicht umwerfend ist?
Ach so, du hast mich missverstanden. Ich habe natürlich nicht erfahren, was er da schreibt. Er würde mir das niemals verraten.
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goldweiß
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 23:48

also ich kenne das nur wenn wir über gesprochenes noch mal reden und dann kramt meine T. in dne notizen und liest mir vor was sie dazu aufgeschrieben hat. wahrscheinlich lässt sie ihre eigenen gedankenzüge dabei aus, aber es ist immer nur mein erzähltes. also einfach eine verlauf .... ich denke ich will die psychoanalytischen gedanken dazu besser gar nicht wissen :D

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 15.03.2011, 00:25

Tellmewhy hat geschrieben:Hi, ich wundere mich manchmal über meine Therapeutin, also über das, was sie tut, bzw. eigentlich sitzt sie ja nur da, aber mitschreiben tut sie ständig. Egal ob ich was sage, oder auch wenn ich mal gar nix sage. Manchmal so eifrig, dass ich fieberhaft versuchen muss herauszufinden, was genau jetzt wichtig an dem Gesagten war..

Das würde mich enorm nerven, weil ich es als ein Zeichen sehen würde, daß der Block und das Abstrahieren meiner Rede wichtiger ist als ich als Person und meine Emotionen im Moment. Ich würde nicht wollen, daß mehr mitgeschrieben wird als Rahmendaten und wirkich wichtige Eckpunkte, damit sich der Therapeut in den folgenden Stunden orientieren kann. Ich bezahle nicht damit da Romane entstehen sondern daß ich als Person mit meinen Problemen gesehen werde und auf mich eingegangen wird

Ich glaube so einen manischen Schreiber würde ich schon bei den probatorischen SItzungen aussortieren.


Lena
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Beitrag Di., 15.03.2011, 06:49

Ich hab schon ein paar Mal gefragt, was er denn jetzt aufgeschrieben hat - vor allem dann, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich "nichts" gesagt habe - und manchmal hat er mir den letzten Satz vorgelesen. Ich finde die Frage danach auch nicht schlimm. Was soll schon passieren? Im "schlimmsten" Fall lächelt das Gegenüber und sagt nichts dazu

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ENA
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Beitrag Di., 15.03.2011, 08:31

Hm. Also ich finde fragen auch nicht schlimm...und ich finde sogar, ein Klient hat ein Recht darauf zu erfahren, was der Therapeut über ihn schreibt!...

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~silence~
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Beitrag Di., 15.03.2011, 09:12

ENA hat geschrieben:Machen das Analytiker/innen immer? Alle???
Mein Analytiker schreibt nicht mit.
Das ist aber auch gut so, denn es würde mich in vielerlei Hinsicht wahnsinnig machen.

~silence~
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".

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