Ich habe Therapie gar nicht verdient

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goldweiß
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Ich habe Therapie gar nicht verdient

Beitrag Fr., 11.03.2011, 22:34

..hallo zusammen

ich lese nun schon lange mit und befinde mich auch selbst seit fast einem jahr in therapie. manchmal funktioniert es ganz toll (mich zu öffnen, mit Therapie im allgemeinen abzufinden, mir helfen zu lassen etc.)- nur meist leider nicht so gut.nun habe ich viel über die möglichen gründe nachgedacht.

und im endefekt, nach ewigen überlegen; die schuld an meiner T. zu suchen; meinen eltern etc. komme ich immer wieder zu dem schluss, dass ich mich einfach nicht damit abfinden kann, dass mir weder ein traumatisches erlebnis noch sonstige schwerwiegende dinge widerfahren sind. versteht ihr was ich meine? ich denke mir sooo oft: " meine güte, mach nicht so einen wind um alles, denk nicht so viel nach (vorallem seit ich in Therapie bin), dir gehts doch gut. was müssen die leute die wirkliche probleme haben durchleben und ich komm nicht mal mit mir selbst klar"

einerseits weiß ich, dass es mir nicht so gut geht wie ich es gerne hätte und ich weiß, dass ich da nur mit hilfe raus komme ... andererseits kommt der ewige gedanke "stell dich nicht so an" zurück. ich habe das schon so oft mir meiner T. besprochen, aber ich komme davon einfach nicht ab. Habe schon angst das thema zum xxten mal zu besprechen, weil sie hat wirklich schon alles probiert. ich habe auch eine ganz tolle T., der ich total vertraue und die ich super sympatisch finde.

Das ist auch der grund wieso ich oft einfach nur blockiert meine 50min "absitze". Was ja nun wirklich nicht hilft.
Also fazit. Ich weiß das ich hilfe brauche, aber kann sie nicht zulassen :/

Hat jemand von euch ähnliche gedanken, probleme? wie geht ihr damit um therapie "verdient" zu haben? kann mich jemand verstehen?

Vielen dank im voraus für eure antworten LG!

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neele
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Beitrag Fr., 11.03.2011, 22:44

Hallo donot!

Ich kenne deine Gefühle sehr gut! Es ist zwar schon länger her, aber als ich am Anfang in Therapie war, hatte ich die gleichen Gedanken. Mach nicht so ein Wind, andere Leute habens viel schlechter wie du.

Meine Therapeutin hat mir, nach vielen Monaten dann doch das Gefühl geben können, dass ich sehr wohl die Berechtigung zu einer Therapie habe und dass eben jeder anders mit Problemen umgeht und sie bewältigen kann.
Ich denke, das kommt mit der Zeit.

Ach ja, und wegen dem nicht reden können. Besprich das mit deinem T. Meine Therapeutin hatte mir am Anfang das Angebot gemacht, zweimal in der Woche eine halbe Stunde zu kommen. So ist es mir leichter gefallen.
Frag ihn doch, ob das auch bei dir geht.

LG neele

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Eve
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Beitrag Fr., 11.03.2011, 22:54

Hallo donot!
Ich kann deine Gefühle gut nachvollziehen.
Ich lasse mir überhaupt nicht gerne helfe, machen lieber alles mit mir selbst aus.
Wenn ich dann doch mal merke das ich dringend Hilfe bräuchte rede ich mir ein ich hätte sie nicht verdient.
Ich brauche lange um mich auf was einzulassen.
Hat sich das mit dem blockiert sein im Laufe des Jahres gebessert?
Ich bin der Meinung genau die Stellen an denen man blockiert sollte man nochmal genauer ansehn.

Grüße
Eve
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goldweiß
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Beitrag Fr., 11.03.2011, 23:38

wow danke für eure schnelle antworten!!

@neele ahh nach vielen monaten...ich bin so rastlos und ungeduldig. möchte endlich feritg sein mit meiner therapie. aber da bin ich wohl noch weit davon entfernt wenn ich sie ernsthaft durziehen will und nicht iwann abbreche. XD

das mit dem reden haben wir so geregelt, dass ich dinge einfach aufschreibe. leider dreht sich dabei bei mir so viel um die Therapie selbst, dass ich ewigkeiten von tiefer liegenden problemen entfernt bin :/
aber es gibt mir mut weiter zu machen, wenn ich lese, dass es anderen genauso ging und es sich im laufe der zeit gebessert hat!!

@eve es ist ein ewiges hin und her.iwie ist es ein schritt nach vorne und 2 zurück. bei jedem fortschritt, ist es als ob ich mich selbst bestrafen will ("weil ich die hilfe ja gar nicht verdient habe") und falle in denkmuster zurück die ich schon bei der ersten stunde hatte.
es ist echt frustrierend. durch meine innere blockade wird mein selbsthass noch größer.

und ganz oft bin ich auch einfach am denken, dass es mir ohne das ganze gedanken machen in der therapie und um die therapie viel besser geht. dann denk ich mir, ach nimm einfach deine tabletten weiter und geh nicht mehr hin. ist zwar nicht ganz gut dafür halb gut und weniger verwirrend und frustrierend.
bis jetzt hab ich mir dann aber immer noch gesagt, dass einfach aufhören ja das problem nicht löst und hab mich weiterhin brav überwunden in meine therapie zu gehen... habe ein wenig angst, dass dieses fluchtgefühl irgendwann siegt.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 11.03.2011, 23:50

Hm, warum redest du in der Therapie nicht mal genau darüber was du hier schreibst, gehst dem auf den Grund warum das so ist und änderst es?

Ich meine, das ist ja auch ein Problem das dich an anderen Stellen einholen kann, in einer Beziehung, im Beruf

Wie wäre es denn wenn du dich von diesen Gefühlen mal nicht wie ein Stier am Nasenring durch die Gegend schleifen lässt sondern ihm direkt ins Gesicht schaust wenn es hochkommt? Dazu ist doch eine Therapie genau da.

Und von wegen "verdient haben". Meine Mutter kam auch ständig damit an daß ich dies oder jenes ja nicht verdient habe weil ich so ein schreckliches Kind bin. Ich vermute mal, daß dir diese Sachen auf ganz perfide Weise von deine lieben Erziehenden eingetrichtert worden sind. Und wenn du nun sagst, daß dir nichts "schlimmes" traumatisierendes passiert ist, ich finde daß das Einpflanzen von solchen destruktiven Botschaften wie "etwas das dir gut tut verdienst du nicht" schon traumatisch genug ist, weil letztlich haben dir deine Eltern das Recht aberkannt glücklich zu sein. Und das IST für ein Kind traumatisch und eine Mishandlung. Mishandlung kann auch viel subtiler stattfinden als Prügelstrafe oder sexueller Misbrauch.
Das was sie mit dir gemacht haben ist eine schleichende psychische Vergiftung mit solchen destruktiven Ideen und die Zerstörung eines gesunden Selbstbildes. Ziemlich gewalttätig, einem kleinen Mädchen gegenüber, oder?

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~confianza~
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Beitrag Sa., 12.03.2011, 00:38

Liebe donot,

das kommt mir sehr bekannt vor, was Du schreibst...!!
Ständig habe ich das Gefühl, gar nicht die Berechtigung für die Therapie zu haben. Gar nicht so klar, oft auch verschleiert oder hintenrum in irgendwelchen Gedanken. Dass andere viel Schlimmeres erlebt haben und dass ich mich vielleicht einfach nicht so anstellen sollte und dann wäre alles gut, zumindest okay.
Wenn es mir sehr schlecht geht, dann ist es nicht so präsent. Kaum geht es mir besser, sind diese Gedanken und Gefühle ständig da und machen mir das Leben in Therapie sehr schwer.

Ich habe jetzt meine zweite Therapie begonnen, vor 2 Monaten. Und ich habe es der Th. schon so oft gesagt...und mich gefragt, wie oft sie das wohl noch hören kann und ich es noch sagen werde oder wie lange es mich noch beschäftigt.
Sie geht sehr behutsam und geduldig damit um und sagt mir immer wieder, wie sehr ich die Berechtigung dazu habe. In der letzten Stunde sagte sie, dass es einfach noch etwas dauern wird, bis sich das legen wird. Ich kann Dir also leider noch nicht davon berichten, dass ich es überwunden habe.

Meine Th. sagt, es hätte eine Funktion...
Vielleicht brauchst Du mehr Zeit, um wirklich vertrauen und Dich sicher fühlen zu können? Vielleicht schützt es Dich davor, über das zu sprechen, was wirklich Schmerzlich in Dir ist? Vielleicht ist das Thema "Berechtigung" generell ein Thame in Deinem Leben?

Ich habe mich mal gefragt, wie es für mich wäre, wenn ich das Schlimmste erlebt hätte, was ich mir so vorstellen kann - und ob ich dann mit voller Berechtigung ohne Zweifel daran zur Therapie gehen könnte? Ich habe überlegt und bin zu dem Schluss gekommen: Nein, das glaube ich nicht. Auch dann hätte ich sicherlich nicht das Gefühl, eine wirkliche Berechtigung zu haben.

Ich denke nicht, dass die Frage wirklich lautet: Sind meine Erfahrungen schlimm genug, dass ich eine Therapie verdient habe?
Sondern eher: Wieviel wert bin ich eigentlich?
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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Eve
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Beitrag Sa., 12.03.2011, 18:17

donot hat geschrieben: @eve es ist ein ewiges hin und her.iwie ist es ein schritt nach vorne und 2 zurück. bei jedem fortschritt, ist es als ob ich mich selbst bestrafen will ("weil ich die hilfe ja gar nicht verdient habe") und falle in denkmuster zurück die ich schon bei der ersten stunde hatte.
Hallo donot!
Das mit dem nach vorne und dann wieder das doppelte zurückgehen mache ich auch oft. Ich denke die Selbstliebe und Aktzeptanz, dass es uns auch mal gut gehn darf, spielen da mit rein.
Zum Thema Fluchtgefühl: Meins hat mich in 2 verschiedenen Therapie mit verschiedenen Umständen schon besiegt. Aber ich hab mir fest vorgenommen: Diesmal nicht!
Drücke dir die Daumen, dass du nicht aufgibst.

Grüße
Eve
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~confianza~
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Beitrag Mi., 27.07.2011, 20:12

Liebe Leute,

ich habe hier vor über 4 Monaten ja schon mal geschrieben, aber für mich ist dieses Thema "das Gefühl, keine Berechtigung für die Therapie" zu haben weiterhin ganz ganz schlimm und zermürbend.

Ich habe es x-Mal meiner Therapeutin gesagt, für die es überhaupt keinen Zweifel daran gibt, dass ich diese Berechtigung habe. Sie sagt immer, dass ich nur aus der Erfahrung lernen kann und dass ihre Argumente mich nicht erreichen, dass sich das aber mit der Zeit legen wird - und dass mein Zweifel ein ganz grundlegender Zweifel in meinem Leben ist: Habe ich überhaupt das Gefühl, eine Daseinsberechtigung auf dieser Welt zu haben?!

Sie mag damit Recht haben.

Aber für mich selbst ist es teilweise eine unerträgliche Qual, so dass ich manchmal denke, ich kann unmöglich nochmal zur Therapiestunde gehen...
In der letzten Woche (es ist Pause/Urlaub) habe ich oft gedacht, ob ich die Therapie nicht abbrechen sollte, damit dieses Quälen ein Ende hat und ich mich damit nicht mehr zerreissen muss.

Ich würde es aber so schrecklich finden, die Therapie zu beenden und will das auch gar nicht. Ganz im Gegenteil. Ich mag die Therapeutin so gerne und fühle mich bei ihr so wohl wie sonst selten bei überhaupt jemandem.
Aber ich halte diese Gratwanderung kaum noch aus und den ständigen Kampf mit mir selbst...
Das macht mich so unendlich traurig!!!!

Weiß noch jemand einen Rat??
Eigene Erfahrungen??

LG
confianza
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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~confianza~
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Beitrag Do., 28.07.2011, 20:33

Gar keine Rückmeldungen?
Schade...
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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Tristezza
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Beitrag Do., 28.07.2011, 20:43

Tja, Confianza, dieses Gefühl von dir ist für mich ehrlich gesagt schwer nachzuvollziehen. Deshalb nur ein paar Fragen von mir: Worauf hast du deiner Meinung nach im Leben überhaupt Anspruch? Hast du denn kein Recht darauf danach zu streben, so glücklich wie möglich zu werden? Und steht die Therapie damit nicht in engem Zusammenhang?

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snowwhite
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Beiträge: 93

Beitrag Do., 28.07.2011, 20:58

Hallo confianza,
hast du denn das Gefühl die Therapie nicht zu verdienen, weil du es nicht wert bist oder ist es eher so, dass du denkst nicht "krank" genug zu sein? Letzteres kenne ich auch ein wenig, bzw versuche ich mir immer einzureden
Ist das in Freundschaften ähnlich, dass du denkst du hättest dir Aufmerksamkeit und Zuwendung nicht verdient?
Tut mir leid, dass ich dir sonst nicht weiter helfen kann, da ich dieses Gefühl auch nur schlecht nachvollziehen kann. Aber vielleicht kannst du das ja noch etwas präzisiern. Vielleicht hilft es dir ja, mit deiner Therapeutin nochmal genau festzulegen, was deine Therapieziele sind?
Lg snowwhite
„Wer richtig liebt, der findet sich selbst.
Die Meisten aber lieben, um sich zu verlieren.“

Hermann Hesse

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intheair
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Beiträge: 44

Beitrag Do., 28.07.2011, 21:18

Liebe Confianza,

Deine Gedanken sind mir nicht fremd. Obwohl ich es anstrebenswert finde für sich selbst nach einer Antwort zu suchen und von sich aus die Berechtigung zu fühlen, dass man in Therapie, wie auch auf der Welt im Allgemeinen sein darf, finde ich das ganz schön schwierig, wenn man diese Gedanken nun mal im Kopf hat und, zumindest bei mir, auch ein Teil der eigenen Person mit beschreibt. Therapie kann eine Bereicherung sein, sie ist aber mit einer Menge Arbeit, Geduld und Aufwand von Deiner und der Seite Deiner Therapeutin verbunden. Es ist kein "Geschenk", das man einfach erhält, sondern eine Chance die man auf ganz unterschiedliche Weise nutzen kann. Im besten Fall, lernt man einen stimmigeren Umgang, vielleicht sogar eine neue Herangehensweise mit und an die Welt, wird freier und flexibler in seinem Handeln, Denken und Fühlen, ist weniger an festgefahrene Verhaltens-/Interpretations-/Denk-/"Fühl"-muster gebunden und kann damit, ich sage mal unbefangener auf Menschen und Situationen reagieren. Diese Chance so gut wie möglich zu nutzen, bringt nicht nur Dir einen Zusatz an Lebensqualität, es scheint mir auch einen Gewinn für die Menschen, die Deine Gesellschaft geniessen dürfen. Es ist wichtig an sich selbst zu arbeiten, auch für sich, aber auch für die Menschen die einem lieben. Was denkst Du dazu?

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~confianza~
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Beitrag Do., 28.07.2011, 21:24

Hm, schwer nachzuvollziehen?

Es ist, als wenn es so zwei Seiten in mir gibt. Na klar denke ich einerseits, dass ich das Recht habe, glücklich zu sein. Und auch die Vorstellung, bestimmte Dinge im Leben eigentlich "verdient" zu haben, denke ich.
Aber tief im Inneren steht das Ganze auf ziemlich dünnem Boden. Ich bekomme auch sofort Zweifel, wenn andere dies - oder mich selbst - hinterfragen würden.
Und irgendwie ist es so, als wenn es irgendwas in mir unmöglich macht, dass ich wirklich glücklich sein kann - oder dass ich selbstverständlich zur Therapie gehen kann. Ganz undenkbar ist eben die Verbindung von beidem zusammen.
Ich schiebe es immer darauf, dass es mir vor ein paar Jahren noch um Welten schlechter ging und ich gar nicht wirklich "lebensfähig" war. Jetzt ist es zum Glück schon viel weniger schlimm und ich bekomme mein Leben weitestgehend geregelt. Darüber freue ich mich auch sehr!
Trotzdem ist nicht "alles gut" und bestimmte Schwierigkeiten bestehen weiterhin. Deshalb hatte ich mich zu dieser Therapie entschieden.
Aber es begleitet mich immer das Gefühl, "es reicht nicht aus". Was aber nicht heißt, dass ich möchte, dass es mir schlechter geht.
Nur es scheint immer nur eins zu gehen: Entweder es geht mir "ganz gut" - dann kann ich nicht zur Therapie gehen. Oder es geht mir "ganz schlecht", was schlimm ist - aber dann kann ich zur Therapie gehen.
hast du denn das Gefühl die Therapie nicht zu verdienen, weil du es nicht wert bist oder ist es eher so, dass du denkst nicht "krank" genug zu sein?
Ich denke eher, dass ich "nicht krank genug" bin. Wobei das natürlich eigentlich was mit dem eigenen Gefühl des Wertes zu tun hat...
Ist das in Freundschaften ähnlich, dass du denkst du hättest dir Aufmerksamkeit und Zuwendung nicht verdient?
Doch, schon. Aber auch dort hat es schnell mal einen Hang zum "ich störe vielleicht", "ich nerve vielleicht", ich bin gerade "unpassend" etc.
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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~confianza~
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Beitrag Di., 02.08.2011, 21:40

Liebe intheair,

danke für Deinen Beitrag!
Ich bin erleichtert, dass es anscheinend doch noch andere mit ähnlichen Gedanken und Gefühlen zu dem Thema gibt!
Ja, ich bin auch der Meinung, dass man selbst zu der Antwort finden sollte, warum man eine Daseinsberechtigung in der Therapie - und im Leben überhaupt - hat.
Aber es ist derzeit einfach (noch nicht) so....
Es ist kein "Geschenk", das man einfach erhält, sondern eine Chance die man auf ganz unterschiedliche Weise nutzen kann.
Das ist ein total neuer (befreiender) Gedanke. Weil ich immer denke, es ist "Luxus", der mir evtl. nicht zusteht...
Diese Chance so gut wie möglich zu nutzen, bringt nicht nur Dir einen Zusatz an Lebensqualität, es scheint mir auch einen Gewinn für die Menschen, die Deine Gesellschaft geniessen dürfen.
Daran habe ich auch noch nie gedacht. Denn mein Umfeld leidet ja nicht unter mir, sondern eigentlich nur ich selbst unter mir. Trotzdem ein neuer Aspekt. Danke!

Mich würde total interessieren, inwieweit Dich dieses Thema betrifft!?
Magst Du etwas erzählen?

...auch wenn es für viele (leider )wenig nachvollziehbar ist - es beschäftigt mich fast jeden Tag, ob ich weiter zur Therapie "gehen kann" oder nicht. Obwohl ich sie niemals abbrechen möchte...
Es ist, als wenn mir "nichts anderes mehr übrig bleibt", weil ich ständig denke, meine Beschwerden reichen evtl. nicht aus. Und dann drehe ich mich gedanklich so dort hinein dass ich es unerträglich finde. Obwohl ich unbedingt die Therapie eigentlich fortsetzen möchte.
Das fühlt sich ziemlich schrecklich und traurig an.

LG
confianza
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intheair
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Beitrag Mi., 03.08.2011, 06:43

~confianza~ hat geschrieben:mein Umfeld leidet ja nicht unter mir, sondern eigentlich nur ich selbst unter mir.
Ich wollte natürlich nicht andeuten, dass Du Dein Umfeld in Mitleidenschaft ziehst. Ich dachte dabei mehr an den Gewinn, wenn jemand beispielsweise uneingenommen seine Meinung sagt, vielleicht klarer von manchen Dingen berichten kann, eine natürlich positive Stimmung verbreitet u.ä. Begegnungen mit "aufgeräumten" Menschen empfinde ich als sehr bereichernd. Ich bewundere sie. Und möchte daran arbeiten auch mal nur annähernd so ruhig und zufrieden auf die Welt reagieren zu können. Einerseits, weil ich mir davon ein gutes Gefühl verspreche, andererseits weil man dann wohl auch eine Stütze für andere sein kann, ohne sich dabei selbst zu verlieren.
~confianza~ hat geschrieben:Mich würde total interessieren, inwieweit Dich dieses Thema betrifft!?
Magst Du etwas erzählen?
Ich habe mich auf einen Schlag sehr verändert. Von überaus lebendig, fröhlich, lachend zu ernst, zurückgezogen, in gewisser Weise maskiert. Die Rückmeldungen waren darauf sehr enttäuschend. Ich bin nicht mehr beliebt, habe Mühe Freunde zu finden/ zu behalten und empfinde mich selbst als eine Last. Sich selbst als ein Last zu fühlen, scheint mir wieder eine Last für die anderen, weil niemand dieses Gefühl bei Jemandem auslösen möchte. Also sage ich nichts, versuche mein schlechtes Selbstwertgefühl zu verbergen, versuche mich positiv und heiter zu geben. Was leider nicht echt ist, sich auch nicht so anfühlt, auch nicht so wahrgenommen wird und wiederum neue Selbstzweifel weckt. Das kann ja so nicht weiter gehen. Ich will nicht mein Leben lang eine leere Hülle bleiben. Habe aber auch eingesehen, dass ich es alleine nicht hinkriege. Obwohl es mir sehr schwer fällt Hilfe anzunehmen, erscheint es mir fahrlässig darauf zu verzichten.
~confianza~ hat geschrieben:Es ist, als wenn mir "nichts anderes mehr übrig bleibt", weil ich ständig denke, meine Beschwerden reichen evtl. nicht aus.
Gerade solche "ausweglosen" Überzeugungen sind wichtig anzugehen. Den Tunnelblick zu verlieren. Genau hinzusehen, was sich dahinter verbirgt.

Ich wünsche Dir, dass Du die Verantwortung über den Entscheid eines Behandlungsbedarfs dahin zurückgeben kannst, wo sie hingehört. Zu Deiner Therapeutin. (..beim Arzt muss der Patient ja auch nicht selbst entscheiden ob er krank ist. ). So dass Du Dich ganz auf den Prozess der Therapie einlassen kannst.

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