Nie guter Kontakt zur Mutter -jetzt tot

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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cindirella
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Nie guter Kontakt zur Mutter -jetzt tot

Beitrag So., 06.03.2011, 15:45

Hallo,
komme nicht mit dem Tot meiner Mutter zu Recht. Meine Mutter war immer ein sehr einnehmendes Wesen, wollte immer alles bestimmen, wenn man alles hinnahm verstand man sich gut mit Ihr. Als ich auszog hatten wir immer Phasen wo wir keinen Kontakt hatten, dann wieder nur zu den Feiertagen. Meiner Halbschwester ging es genauso.Als mein Vater starb, dachte ich jetzt müsste ich doch mehr Kontakt halten. Das klappte nätürlich nicht.Hatte bis sie ins Pflegeheim keinen Kontakt zu Ihr.Das waren 1,5 Jahre.Sie war kaum 8 Wochen dort kam sie ins krankenhausn weil Ihre Beine wegsackten. Das war im November letzten Jahres.Nach großen hin und her und mehreren Krankenhausaufenthalten fand man heraus sie habe ein Lymphom an der Wirbelsäule, Lymphdrüsenkrebs. Seit dieser Zeit war ich immer an Ihrer Seite, es berührte mich sehr. Therapie Chemo.Immer wieder Gespräche mit Ärzten, Ärger im Heim, anstatt Sie zu unterstützen verabreichten sie Neurolpetika. Ich setzte mich wirklich für Sie ein.In diesen Jahr bekam Sie immer wieder Harnwegsinfekte. Hatte immer das Gefühl man unterstützte sie zuwenig.Dadurch das man Ihr nicht half wieder aus den Bett rauszukommen wurde Sie immer schächer.Sie starb am Freitag. Man liess die Wasserzufuhr weg gab Ihr Mohiumpflaster um Ihr das sterben zu erleichtern, obwohl das nicht mit mir abgesprochen wurde. Ich sass tagelang an Ihren Bett. Redete mit Ihr, hab Ihre Hand gehalten. Ihr gesagt wie sehr ich sie trotzdem liebe.Kaum war ich am Freitag weg starb Sie. Hab Sie in Ihrer schweren Zeit unterstützt, trotzdem habe ich das Gefühl was versäumt zu haben. Wie gern würde ich Sie jetzt besuchen, früher waren es Pflichtbesuche.Hab das Gefühl kostbare Zeit vertan zu haben. Mein schlechtes Gewissen frisst mich auf. Merke erst jetzt wie sehr ich an Ihr gehangen habe.Meiner Schwester macht das alles nichts aus. Sie war immer härter, hat sich noch nicht mal von Ihr verabschiedet.Was mich noch zusätzlich belastet. War heute im Gottesdienst, weil ich dachte ich kann es dann besser verarbeiten.
Wer hat ähnliche Erfahrungen.

Cindirella

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saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag So., 06.03.2011, 16:06

Hallo Cindirella,

ersteinmal möchte ich mein Beileid ausdrücken.

Deine Mutter war mit Sicherheit dankbar, daß Du sie gerade in den letzten Wochen so oft
besucht und auch unterstützt hast. Auch wenn sie es nicht mehr sagen konnte.

Du hast keinen Grund Dir irgendwelche Vorwürfe zu machen, Du hast richtig gehandelt.
Es ist nicht leicht die Tochter einer Mutter zu sein, die ein sehr bestimmendes Wesen hat,
man hat das Gefühl es ihr nie recht zu machen und wenn wir nicht nach ihrer Pfeife tanzen,
lassen sie es uns spüren. Und trotzdem warst Du immer für sie da, gerade in dieser schweren
Zeit.

Ich habe noch beide Eltern, habe aber im Moment keinen Kontakt, daß heißt meine
Mutter ruft ab und zu mal an. Meine Kindheit war nicht so toll und meine Mutter, wie
Deine, sehr bestimmend, und außerdem sehr jähzornig. Meine Eltern haben immer
sehr großen Einfluß auf mich gehabt. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn
ich mich nicht melde, nicht anrufe. Was passiert, wenn es ihnen schlecht geht, wer
hilft? Was wenn ich nicht da bin? Ständig meldet sich mein Gewissen. Im Moment geht
es ihnen gut, aber sie sind auch schon alt. Ich fühle mich manchmal wie in fesseln.
Kann gut nachempfinden, wie es Dir geht.

In den Gottesdienst zu gehen war denke ich eine gute Idee, manchmal findet man
dort etwas Frieden, das wünsche ich Dir!

Liebe Grüße, Saffiatou
never know better than the natives. Kofi Annan


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cindirella
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Beiträge: 2

Beitrag So., 06.03.2011, 16:27

Hallo,
ja so ging es mir auch. Meine Mutter konnte mir schnell ein schlechtes Gewissen machen. Rief ich 2 Tage nicht an hiess es gleich meldest Du dich auch mal.
Hätte auch nie gedacht, das ich meine Mutter so oft besuche. War fast täglich bei Ihr. Alles rückte im Hintergrund.Aber ich tat es freiwillig, war gern bei Ihr. Trotzdem hab ich das Gefühl hätte ich mal schon früher.Dann denke ich immer die Chemo hat ja gut angeschlagen, man tat zuwenig für Sie. Meine Halbschwester unterstütze mich auch garnicht.Es hiess was Du wieder hast. Muss dazu sagen, das Heim hat meine Schwester ausgesucht. Ich dachte bis jetzt, es war halt nur aus Mitleid , das in der letzten Zeit für Sie da war. Jetzt merke ich doch, ich hab doch mehr an Ihr gehangen und denke wir haben was versäumt.

LG Cindirella

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Beitrag So., 06.03.2011, 16:28

Auch mein Beileid.

Meine Geschichte ist etwas älter, daher habe ich "abstand".
Bei mir war das Verhältnis auch nie gut, ganz im Gegenteil, und als mein Vater/Ihr Mann starb, begann eine 3 Jahre anhaltende Phase, die letztendlich (ihrerseits) von schwerer Depression geprägt war.

Der MEnsch, der so übermächtig/stark war, der mir tw. das Leben zur Hölle machte, war tw. nur noch ein Häufchen Elend.

Tw. hatte ich innerhalb dieser Zeit auch einen guten Zugang zu ihr, aber leider fanden gewissen GEspräche nicht statt, die mir vlt. Antworten gegeben hätten.

Sie starb -nicht ganz unerwartet- allerdings doch früher, als erwartet.
Plötzlich war sie nicht mehr da.
Und nachdem ich all den üblichen Ablauf -der da auf einen zukommt- erledigt hatte, war irgentwie "kein schlechtes" GEfühl mehr da.

Irgentwie war alles vergeben.
Ich hätte mir nie gedacht, daßsich das einmal so anfühlt.

Natürlich beschäftigte mich vieles noch viele Jahre, aber irgentwie verblast auch vieles mit der Zeit.

Es war nicht mehr wichtig, was einmal vorher war; letztendlich sah ich das Gute in ihr.

Aber sowas dauert; bei einem länger, bei einem kürzer.

Gib und nimm dir die Zeit, die du brauchst.

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tänzerin
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 12:32

Liebe Cindirella!

Auch von mir mein Beileid! Lass dich mal drücken ...........
cindirella hat geschrieben:Ich sass tagelang an Ihren Bett. Redete mit Ihr, hab Ihre Hand gehalten. Ihr gesagt wie sehr ich sie trotzdem liebe.Kaum war ich am Freitag weg starb Sie. Hab Sie in Ihrer schweren Zeit unterstützt, trotzdem habe ich das Gefühl was versäumt zu haben. Cindirella
Ich selbst musste diese Erfahrung noch nicht machen, dennoch versucht man, auch den Tod der Eltern miteinzubeziehen und macht sich Gedanken. ...
Das Wichtigste hast du bereits getan - du sagtest ihr, dass du sie liebst!! Sie ist in deiner Abwesenheit gestorben, sie wollte wohl diesen letzten Schritt alleine machen, um dich nicht noch mehr zu belasten? Ich denke, dass auch sie Frieden finden und dadurch loslassen konnte! Gönne ihr diesen Frieden - mit Liebe!

Wenn es für dich noch sooo viele offene Themen gibt, schreib ihr Briefe. Vielleicht kann dir das auch helfen?

Ich wünsche dir alles Liebe und viel Kraft!
lg
"Schön, dass es dich gibt"


Shigeru
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 13:09

Hallo !

Es tut mir sehr leid das Deine Mutter gestorben ist.

Ich hatte ein sehr gespaltenes Verhältnis zu meinem Vater er ist vor fast 8 Jahren gestorben wir hatten sehr wenig Zeit weil alles so schnell ging und doch hab ich das Gefühl das er erst in seinem STERBEN für mich VATER geworden ist.
Deswegen kann ich dieses BEDAUERN gut nachvollziehen.

Es klingt vielleicht etwas KITSCHIG aber was mir so geholfen hat war eine SZENE aus einem FILM.

Auch da ging es um den Tod des Vaters und der Schüler sagt zum LEHRER - als mein Vater starb dachte ich ich war kein guter SOHN - ich hätte höflicher oder Freundlicher sein müssen mehr da sein .....
Aber dann hab ich gemerkt das ich als er STARB DA war seine HAND gehalten hab und MICH VERABSCHIEDET hab

So in etwa!

Nun ist es ja sicher noch so das Du unter Schock stehst.
Es braucht einfach ZEIT und vielleicht kannst Du Dir auch Unterstützung holen?
Ich wünsche es Dir sehr!

Shigeru
"Besiegt ist nur ,wer aufgibt.
Alle andren sind siegreich."

Paulo Coehelo

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Gold__Marie
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Beitrag Di., 26.04.2011, 18:20

Mein herzliches Beileid liebe Cindirella!

Hier erst mal, warum mich deine Geschichte so sehr berührt: Mein Vater ist psychisch krank und ich konnte den Kontakt nicht mehr halten. Ich hab mich hin und her verbogen, konnte dem Druck aber nicht mehr standhalten, deshalb brach ich vor einem Jahr endgültig den Kontakt ab. Ich bin seitdem ich 14 bin einmal wöchentlich in Therapie. Meine größte Angst war es, dass mein Vater sterben würde. Ich hatte täglich Alpträume vor diesem Szenarium und konnte mir nicht vorstellen mit den Schuldgefühlen jemals leben zu können.
Aber jetzt weiß ich, dass ich damals alles getan habe was in meiner Macht stand. Zwar habe ich den Kontakt abgebrochen, aber erst als ich merkte, dass sonst auch meine Gesundheit darunter leiden würde. Ich habe meinen Vater jedoch immer geliebt, egal was er getan hat, daher auch die Schuldgefühle (wenn er mir gleichgültig wäre, wären die ja auch nicht da..)
Ich will dir sagen, dass du sicher ebenfalls mal an einen Punkt gekommen bist, an dem du mit dem Verhalten deiner Mutter einfach an deine Grenzen gestoßen bist. Aber du hast gekämpft, für dich, für sie. Und gerade als sie todkrank war, bist du ihr beigestanden! Und das beweist so viel Kraft und Liebe deinerseits! Deshalb brauchst du dich nicht schuldig zu fühlen, weil du so viel gegeben hast wie du eben in der Situation konntest! Es gibt immer Dinge im Leben die man zurückblickend besser tun hätte können, aber in dem Augenblick hast du ja bereits alles getan was du konntest! Ich bin mir sicher, egal wie bestimmend deine Mutter auch gewesen sein mag, sie wäre stolz und sehr dankbar für das, was du für sie getan hast! Führe dir vor Augen, dass du deine Liebe zu ihr rechtzeitig wiedergefunden hast und im entscheidenden Moment für sie da warst! Deshalb solltest du gerade jetzt, dir vorallem selbst vergeben und stolz auf dich sein! Lg Gold_Marie

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neele
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Beiträge: 264

Beitrag Mi., 27.04.2011, 18:18

Hallo Cindirella!

Auch ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen! ich kann dir sehr gut nachfühlen...

Auch ich hatte ein schwieriges Verhältnis zu meinen Eltern. Bin schon früh von zu Hause ausgezogen, habe mich von ihnen abgewandt.
Vor drei Jahren bekam meine Mama dann, urplötzlich Krebs im Endstadium.
Zwei Monate lebte sie daraufhin noch und in dieser Zeit konnte ich mich das erste Mal an meine Mutter annähern.
Ich hatte das erste Mal eine Mama und echte Gespräche.

Was ich damit sagen will ist, dass ich ohne diese Zeit, niemals diese Erfahrungen gemacht hätte. Würde sie heute noch leben, wäre unser Verhältnis nach wie vor sehr schwierig.

Auch ich habe heute noch oft Schuldgefühle, weil wir jahrelang so große Probleme miteinander hatten.
Jetzt im Nachhinein weiß ich aber, dass sie sehr glücklich über die Zeit war, die wir noch miteinander hatten.
Und ich denke mal, dass das deine Mutter auch zu schätzen wusste.
Wäre es dazu nicht gekommen, wüsstest du vielleicht nicht, wie wichtig sie dir doch ist.

Ich wünsche dir viel Kraft und Menschen, die dich auffangen können für die nächste Zeit!

LG neele

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