Vor einem halben Jahr habe ich durch Zeitarbeit einen Job gefunden, der meilenweit unter meiner Qualifikation liegt (das war der einzige Job, der mir angeboten wurde). Die Arbeit ist unglaublich eintönig und monoton, aber die Kollegen haben sich alle gut verstanden, was die Sache erträglicher machte.
Zum Jahreswechsel sind ein paar von uns in eine andere Abteilung gekommen. Die Arbeit dort ist nur minimal anspruchsvoller, dafür sind die Vorgesetzten und ein großer Teil der Kollegen, die mit Festvertrag in dieser Abteilung sind eine absolute Zumutung.
Der Zufall wollte es so, dass der größte Teil von uns, die wir in die neue Abteilung gekommen sind, introvertiert sind. Für die neuen Kollegen und vor allem für die Vorgesetzten scheint das etwas zu sein, was es nicht geben darf, was nicht normal ist und was abzustellen ist. Uns wurde in Gesprächen mit den Vorgesetzten vorgeworfen, wir würden und nicht integrieren, wir würden uns für was besseres halten.
Integrieren ist in dieser Abteilung total schwer, vor allem wenn man introvertiert ist. Einige Kollegen lassen uns voll auflaufen, grüßen nicht, reden uns dazwischen, beachten uns in Gesprächen überhaupt nicht.
Wem wird das vorgeworfen? Richtig, uns. Gewünscht ist anscheinend auch nicht wirklich Integration (denn das sollte ja von beiden Seiten ausgehen), sondern dass wir genau so zu werden haben wie die ganzen total extrovertierten übrigen Kollegen. Wir sollen uns denen total anpassen, sie brauchen uns keinen Milimeter entgegen zu kommen.
Im Gespräch mit den Vorgesetzten wurde überdeutlich, dass sie keinerlei Verständnis für introvertierte Personen haben, dass sie anscheinend überhaupt keine Ahnung haben, was Introversion bedeutet. Sie scheinen auch felsenfest von dem Vorurteil, introvertierte Menschen wären arrogant und/oder langweilig und/oder dumm, überzeugt zu sein. Sie sind der Meinung, es wäre für uns doch ganz einfach uns 'mehr zu zeigen'. Sie scheinen zu meinen, wir würden uns vorsätzlich, mit böser Absicht so verhalten wie wir sind.
Ich habe direkt in dem Gespräch gesagt dass ich mir nicht vorstellen kann, wo der Punkt sein soll, an dem die Vorgesetzten und wir uns treffen, der beide Seiten zufriedenstellt. Dass also die Vorgesetzten sagen, wir hätten uns mehr integriert und wo wir uns nicht allzu sehr verbiegen müssen. Die Vorgesetzten sind nämlich auch total extrovertiert.
Besonders schlimm ist, dass unser Job davon abhängt, ob die Vorgesetzten meinen, wir hätten uns genug integriert. Meinen sie das nicht (aus welchem Grund auch immer), sind wir nächsten Monat arbeitslos.
Wir schaden der Abteilung in keinster Weise, wir sind halt nur ruhiger und brauchen länger als als 'normal' angesehen wird uns mit neuen Leuten näher einzulassen.
Dieser Psychoterror belastet uns alle dermaßen, dass wir fix und fertig sind, dauermüde und ständig unter Strom stehen. Ständig überlegen wir, wie wir uns verhalten sollen, was wir wann sagen sollen um den Ansprüchen der Vorgesetzten zu genügen. Keiner von uns ist dabei noch wirklich er selbst. Aber daran, wie wir wirklich sind, scheint in dieser Abteilung ja sowieso kein Interesse zu bestehen.
Kennt jemand eine ähnliche Situation und hat einen Tip für uns, wie wir damit umgehen können?
Psychoterror durch die Vorgesetzten
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Krankschreiben lassen. Ggf ein Attest daß du den Job aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen kannst.
Ansonsten gehst du scheibchenweise drauf bei sowas. Evtl könntest du dich auch mal an den Betriebsrat wenden, wenn sie überhaupt an den Belangen von Zeitarbeitern interessiert sind.
Ansonsten gehst du scheibchenweise drauf bei sowas. Evtl könntest du dich auch mal an den Betriebsrat wenden, wenn sie überhaupt an den Belangen von Zeitarbeitern interessiert sind.
Guten Abend penaten!
Ich kenne es ja durchaus auch, dass die Arbeitsbedingungen heutzutage immer härter werden. Ich habe da zu ir noch ein paar Fragen, wenn es OK ist.
Guten Abend penaten!
Was bedeutet für Dich "Introvertiert" und was bedeutet für Dich "integrieren"?
Leider ist es heutzutage ganz oft notwendig sich den Gegebenheiten (erstmal) anzupassen. Und dann gibt es ja auch Berufe die Extrovertiertheit braucht.
Gibt es für Dich die Möglichkeit im Betrieb noch zu wechseln, vielleicht etwas auf höherem Niveau?
Krankschreiben halte ich übrigens immer für die letzte Wahl. Es mag etwas nach Flucht riechen und ist nicht immer sehr dienlich für eine Karriere.
Ich kenne es ja durchaus auch, dass die Arbeitsbedingungen heutzutage immer härter werden. Ich habe da zu ir noch ein paar Fragen, wenn es OK ist.
Guten Abend penaten!
Darf ich fragen, wer Dir den Job damals angeboten hat?penaten hat geschrieben: (das war der einzige Job, der mir angeboten wurde)
Ich weiß natürlich nicht was Du sonst tun könntest oder wolltest, aber wenn Du Deinen Job so siehst, könnte sich das durchaus in einer Arbeitshaltung widerspiegeln, natürlich unbewußt.penaten hat geschrieben:Vor einem halben Jahr habe ich durch Zeitarbeit einen Job gefunden, der meilenweit unter meiner Qualifikation liegt
Wer sind denn "wir"? Handelt es sich da um sehr viele Kollegen mit dem gleichen Problem?penaten hat geschrieben:Wir schaden der Abteilung in keinster Weise,
Was bedeutet für Dich "Introvertiert" und was bedeutet für Dich "integrieren"?
Leider ist es heutzutage ganz oft notwendig sich den Gegebenheiten (erstmal) anzupassen. Und dann gibt es ja auch Berufe die Extrovertiertheit braucht.
Gibt es für Dich die Möglichkeit im Betrieb noch zu wechseln, vielleicht etwas auf höherem Niveau?
Krankschreiben halte ich übrigens immer für die letzte Wahl. Es mag etwas nach Flucht riechen und ist nicht immer sehr dienlich für eine Karriere.
@chandelle
Der Job wurde mir von der Zeitarbeitsfirma angeboten. Frag bitte nicht bei wievielen Zeitarbeitsfirmen ich mich beworben habe. Alle haben sie gesagt, sie könnten nicht verstehen, dass ich bei meiner sehr guten Qualifikation, meiner Berufserfahrung und meinen (sehr) guten Zeugnissen keine Arbeit finde. Eine Stelle hatten aber auch sie alle nicht für mich, außer dem, was ich jetzt mache und was eigentlich nur zum Übergang gedacht war. Wahrscheinlich bin ich einfach zu alt. Soviel zum Fachkräftemangel :(
Ich bin nicht der Typ dem man anmerkt, was er von seiner Arbeit hält. Ich bin schnell und genau, erfülle die gestellten Anforderungen. Allerdings könnte ich bei einer für mich und meine Qualifikation passenden Tätigkeit viel viel mehr leisten. Stichwort Underachiever.
'Wir' sind 3 von 4 Kollegen die in die andere Abteilung gewechselt haben.
Introvertiert muss ich doch hier wohl nicht wirklich erklären.... (Bei Bedarf bitte googlen)
Wir sind halt ruhig, beobachten erstmal, quatschen nicht direkt mit, sind durch die vielen lauten und extrovertierten Kollegen eher gestresst, drängen uns nicht auf. Aber wir sind zu jedem nett und freundlich, zwingen uns zu Small Talk....
Integrieren geht für mich von beiden Seiten aus. Wer neu irgendwo dazu kommt informiert sich wie es dort zugeht und bemüht sich soweit wie möglich damit klar zu kommen und sich danach zu verhalten. Und die 'alten' gehen auf den Neuen zu und bemühen sich, ihm den Einstieg so einfach wie möglich zu machen.
'Anpassen' ja, aber nicht wenn ich mich dafür total verstellen muss, weil die andere Seite nur fordert und nimmt aber nichts gibt. Selbst wenn ich bestimmte Charakterzüge eines Menschen für mich nicht nachvollziehen kann, muss ich sie doch wenigstens akzeptieren, solange er damit niemandem schadet.
Sich zu verstellen, eine Show abzuziehen, nur damit man zumindest akzeptiert oder sogar integriert wird hat doch keinen Sinn. Wie lange soll man das durchhalten? Damit macht man sich doch nur kaputt.
Ich habe noch einige Bewerbungen auf wirklich für mich passende Stellen offen.
Extrovertiertheit braucht man für unsern Job ganz sicher nicht.
Der Job wurde mir von der Zeitarbeitsfirma angeboten. Frag bitte nicht bei wievielen Zeitarbeitsfirmen ich mich beworben habe. Alle haben sie gesagt, sie könnten nicht verstehen, dass ich bei meiner sehr guten Qualifikation, meiner Berufserfahrung und meinen (sehr) guten Zeugnissen keine Arbeit finde. Eine Stelle hatten aber auch sie alle nicht für mich, außer dem, was ich jetzt mache und was eigentlich nur zum Übergang gedacht war. Wahrscheinlich bin ich einfach zu alt. Soviel zum Fachkräftemangel :(
Ich bin nicht der Typ dem man anmerkt, was er von seiner Arbeit hält. Ich bin schnell und genau, erfülle die gestellten Anforderungen. Allerdings könnte ich bei einer für mich und meine Qualifikation passenden Tätigkeit viel viel mehr leisten. Stichwort Underachiever.
'Wir' sind 3 von 4 Kollegen die in die andere Abteilung gewechselt haben.
Introvertiert muss ich doch hier wohl nicht wirklich erklären.... (Bei Bedarf bitte googlen)
Wir sind halt ruhig, beobachten erstmal, quatschen nicht direkt mit, sind durch die vielen lauten und extrovertierten Kollegen eher gestresst, drängen uns nicht auf. Aber wir sind zu jedem nett und freundlich, zwingen uns zu Small Talk....
Integrieren geht für mich von beiden Seiten aus. Wer neu irgendwo dazu kommt informiert sich wie es dort zugeht und bemüht sich soweit wie möglich damit klar zu kommen und sich danach zu verhalten. Und die 'alten' gehen auf den Neuen zu und bemühen sich, ihm den Einstieg so einfach wie möglich zu machen.
'Anpassen' ja, aber nicht wenn ich mich dafür total verstellen muss, weil die andere Seite nur fordert und nimmt aber nichts gibt. Selbst wenn ich bestimmte Charakterzüge eines Menschen für mich nicht nachvollziehen kann, muss ich sie doch wenigstens akzeptieren, solange er damit niemandem schadet.
Sich zu verstellen, eine Show abzuziehen, nur damit man zumindest akzeptiert oder sogar integriert wird hat doch keinen Sinn. Wie lange soll man das durchhalten? Damit macht man sich doch nur kaputt.
Ich habe noch einige Bewerbungen auf wirklich für mich passende Stellen offen.
Extrovertiertheit braucht man für unsern Job ganz sicher nicht.
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hallo penaten,
das phänomen ist leider sehr häufig zu beobachten... und es gänzlich zu erklären wird wohl schwer möglich sein, da hier sehr viele gruppendynamische aspekte mitspielen! sinnvoll wäre natürlich ein gruppencoaching oder generell eine begleitende organsiationsentwicklung, da derartige un-stimmigkeiten letztlich langfristig die produktivität der gruppe hemmen... leider ist das meistens den verantwortlichen nicht bewusst und gehen auf dieses problem nicht ein, "da vorher ja (scheinbar) alles gepasst hat"...
wenn man die verantwortlichen nicht zum nachdenken bringt...(z.b. das thema in geeigneter atmosphäre ansprechen) bleibt oft leider nur sich langsam nach alternativen umzusehen... ich sehe es abewr (leiderleider) sehr oft in der praxis, dass verantwortliche vorgesetzte nicht über die nötige empathie verfügen um derartige probleme in der gruppendynamik zu erkennen...
das phänomen ist leider sehr häufig zu beobachten... und es gänzlich zu erklären wird wohl schwer möglich sein, da hier sehr viele gruppendynamische aspekte mitspielen! sinnvoll wäre natürlich ein gruppencoaching oder generell eine begleitende organsiationsentwicklung, da derartige un-stimmigkeiten letztlich langfristig die produktivität der gruppe hemmen... leider ist das meistens den verantwortlichen nicht bewusst und gehen auf dieses problem nicht ein, "da vorher ja (scheinbar) alles gepasst hat"...
wenn man die verantwortlichen nicht zum nachdenken bringt...(z.b. das thema in geeigneter atmosphäre ansprechen) bleibt oft leider nur sich langsam nach alternativen umzusehen... ich sehe es abewr (leiderleider) sehr oft in der praxis, dass verantwortliche vorgesetzte nicht über die nötige empathie verfügen um derartige probleme in der gruppendynamik zu erkennen...
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