Therapeut als Versuchsfeld?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lostmind
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Therapeut als Versuchsfeld?

Beitrag So., 30.01.2011, 23:23

Hallo!
Ich bin jetzt seit einigen Wochen in stationärer Behandlung und komme mit der mir zugewiesenen Therapeutin nicht klar. Sie ist überhaupt nicht feinfühlig und zum Teil so dominant, dass ich mich manchmal gar nicht mehr traue, Dinge anzusprechen. Es passt einfach nicht und das Vertrauen fehlt. Ambulant würde ich sofort wechseln. Ein Therapeutenwechsel ist hier jedoch auch nach Gesprächen mit den zuständigen Ärzten ausgeschlossen. Geht einfach nicht, außer, ich verlasse die Klinik und stelle erneut einen Antrag, was wiederum eine lange Prozedur wäre.
Ich habe mit einem Bekannten über das Thema gesprochen. Dieser meinte, dass diese Beziehung zur Thera eine Beziehung im realen Leben sein könnte, die ich als Versuchsfeld nutzen könnte, damit ich lerne, damit umzugehen. Also, dass man im Leben außerhalb der Klinik auch immer wieder mit Menschen zu tun hat, mit denen man nicht zurecht kommt. Klar, das ist wohl richtig. Aber ist es sinnvoll, an der Thera zu üben ??? Gerade sie soll mir doch helfen, meine Probleme zu bearbeiten.. Ich habe das Gefühl, ich habe mehr mit der Arbeit an der Beziehung zur Thera zu tun als dass ich zu meinen eigentlichen Problemen komme, die ich zu bearbeiten habe.
Was meint ihr dazu?
Ich freue mich auf eure Antworten!
lostmind
Ein Krieger des Lichts weiß, dass in der Stille seines Herzens eine Ordnung liegt, die ihm den Weg weist.

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Dampfnudel
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Beitrag So., 30.01.2011, 23:36

Hallo lostmind,

generell finde ich die Therapie als Versuchsfeld für neue Verhaltensweisen gut geeignet. Ich probiere manche Sachen (bestimmte Fragen stellen, bestimmte Dinge zugeben, über bestimmte Themen sprechen, Kritik üben) manchmal auch zuerst dort aus. Die Frage ist m. E., ob Du in dem Bereich "Umgang mit schwierigen Menschen" überhaupt nennenswerte Probleme hast, aber wenn Du Dich manche Sachen gar nicht anzusprechen traust, wäre das vielleicht schon ein gutes Übungsfeld in puncto Selbstbewusstsein, Dinge ansprechen, ... Hast Du der Therapeutin mal gesagt, dass Du Dich das nicht traust? Vielleicht würde ein gezieltes Gespräch darüber ja auch schon neue Wege öffnen.

Liebe Grüße und alles Gute
Dampfnudel
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lostmind
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Beitrag So., 30.01.2011, 23:46

Vielen Dank für deine Antwort, Dampfnudel!
Ich habe bisher noch nicht mit der Therapeutin darüber gesprochen, dass ich mich nicht traue, Dinge anzusprechen, wollte das aber in der nächsten Stunde tun. "Dinge anzusprechen", damit meine ich z.B., zu ihrer Meinung etwas Gegenteiliges zu sagen, weil ich Angst habe, dass von ihr wieder eine unsensible Antwort kommt und ich unwahrscheinlich Angst vor Verletzungen habe.
Generell habe ich nicht mehr das Problem, Schwierigkeiten in der Therapie anzusprechen, es ist eher die Persönlichkeit der Therapeutin, die mich zweifeln lässt, ob ich vorankommen werde. Auf menschlicher Ebene passt es einfach nicht und das ist denke ich auch Voraussetzung für eine gute Therapie..
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Dampfnudel
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 00:19

Tut mir sehr leid für Dich, dass das so unbefriedigend läuft! Wenn die persönliche Ebene nicht passt, ist das wahrscheinlich eher nicht so eine tolle Voraussetzung für die Therapie. Aber wenn ein Wechsel ausgeschlossen ist, hast Du ja nur die beiden Möglichkeiten, zu gehen oder zu schauen, wie Du für die verbleibende Zeit das beste draus machst und aus der dummen Situation mit der Therapeutin für Dich das Beste rauszuholen (ggf. halt auch als Übung im Umgang mit Menschen wie ihr). Was wäre denn schlimmer für Dich?
Alles hat seine Zeit.

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lostmind
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 00:49

Danke liebe Dampfnudel!
Für mich wäre es im Moment definitiv schlimmer zu gehen, da ich völlig instabil bin. Da ist nur die Angst, dass ich hier nicht weiter kommen werde bzw. sich meine Lage durch den Konflikt noch verschlimmert. Aber ich werde das erst mal bei der Thera ansprechen und schaun was sie dazu sagt.
Ich danke dir für deine Hilfe!
Guts Nächtle!
Lostmind
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luckyneu
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 00:56

Liebe lostmind!

Es stellt sich also überhaupt nicht (ernsthaft) die Frage, die Klinik zu verlassen? Was wäre die Alternative? Könntest du dein Problem, wegen dem du in der Klinik bist, überhaupt sinnvoll und nachhaltig ambulant bearbeiten? Hättest du überhaupt einen (ambulante) Therapieplatz, wo du nahtlos anschließen könntest?

Klar, ist es unbefriedigend, wenn du mit der Therapeutin nicht gut zurande kommst, aber die Zeit in der Klinik beschränkt sich doch nicht nur auf Psychotherapie. Wie oft siehst du sie in der Woche? 1 Stunde, 2 Stunden? Den Rest der Zeit wirst du ja wahrscheinlich auch andere Therapien - Ergo, Maltherapie, Gruppentherapie etc. - haben. Kannst du daraus Nutzen für dich ziehen? Vielleicht magst du es mal aus dieser Perspektive betrachten?

Und was ich dir noch sagen möchte: Es geht um DICH, nicht um die Therapeutin!!! Was ich damit sagen will: Es geht bei einer Therapie (ambulant oder stationär) ja nicht darum,dass du die Therapeutin vom Fleck weg ganz furchtbar magst, sondern in der Zeit mit ihr den maximalen Nutzen FÜR DICH heraus zu holen!!! Was brauchst DU (außer dass sie "feinfühlig" sein sollte)? Was müsste passieren, dass du an der Lösung deiner Probleme arbeiten könntest? (die antwort "sie müsste feinfühliger sein, damit ich Vertrauen zu ihr haben kann" lass jetzt mal zur Seite !!!)

Vielleicht magst du diese oder so ähnliche Fragen zunächst mal ganz für dich allein überlegen und vielleicht kannst du das mit ihr bei einer eurer nächsten Sitzungen besprechen? Du könntest das, was du dir dabei überlegst, ja auch niederschreiben und ihr einfach vorlesen, wenn es dir anders zu schweer fällt mit ihr zu reden.

Alles Gute - und halt durch!!!
auch gute nacht!
lucky

PS mich überrascht es, dass du in einer klinik um diese zeit noch im internet herumgeistern darfst??

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Forums-Gruftie
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Beitrag Sa., 12.02.2011, 08:48

was ist denn mittlerweile passiert? wie geht es dir?

ich kannte auch mal eine therapeutin, die hat ihre patienten in der klinik regelrecht tyrannisiert.
schlimm, dass sowas möglich ist, aber das gibt es.

musst du die stunden mit ihr machen oder kannst du sagen, dass du sie lieber nicht machen willst?
ich kenne eine klinik, da ist das mit dem wechseln auch schwierig (weil dann wollen *alle* wechseln
aber man kann die stundenanzahl der einzeltherapie verringern bzw. muss sie nicht machen.

versuchsfeld hm - würde mir nur helfen, wenn ich das gefühl hätte, ich kann mich durchsetzen und hätte dadurch ein erfolgserlebnis. wenn mich das nur verletzt oder mir nicht gut tut - dann nicht!

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neko
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Beitrag Sa., 12.02.2011, 08:59

was ist denn das für eine klinik? ich war auch mal 6 wochen in einer klinik. da ging es um stabilisierung und darum, mir klar zu machen, wo ich stehe und dass ich ein problem habe. die therapeutin war viel konfrontativer als dann später in der ambulanten therapie. am anfang fand ich das sehr schwer auszuhalten. im nachhinein weiß ich, sie hat mir die fluchtwege zum vor mir selber wegzulaufen abgeschnitten. wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich nie eine ambulante therapie gemacht. am ende konnte ich ihr dafür dankbar sein. für den aufbau einer tiefen, vertrauensvollen beziehung ist die zeit in der klinik in der regel eh zu kurz.

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