Therapeut belogen (schon wieder)
-
Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
- , 33
- Beiträge: 4386
Therapeut belogen (schon wieder)
Hallo.
Ich wende mich mit einem Problem an euch, welches mir unheimlich auf der Seele lastet …
Ich habe mich hier auch schon durch viele Beiträge gelesen, doch jedes Mal, wenn ich mich beteiligen und helfen will, kommt mir der Gedanke, dass ich als ‚Neuling’ ohnehin nicht allzu viel dazu zu sagen habe.
Ich hoffe, das Thema gehört hierhin ... Es geht ja eher allgemein um die Therapie.
Also, es ist so: Ich bin seit etwa 1 1/2 Jahren bei meinem Therapeuten (der hoffentlich nicht mit liest) in Therapie. Ich kenne ihn allerdings schon einige Jahre, da er während eines Klinikaufenthaltes dort leitender Therapeut war.
Man muss gleich wissen, dass ich enorme Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen habe. Ich kann eigentlich zu niemandem einen emotionalen Bezug aufbauen, registriere beispielsweise, wenn mich jemand tröstet, dies auf mentaler Ebene ("Diese Worte sollen mich trösten."),fühle allerdings nichts. Ich habe auch nie gelernt, mich im direkten Kontakt wirklich zu äussern. Innerhalb meiner Familie wurde auch immer angegriffen und kritisiert, aber nie nachgefragt.
Bei meinem Therapeuten ist das anders. Was er sagt und tut, berührt mich nicht nur auf mentaler, sondern auch auf emotionaler Ebene. Ich fühlte mich von ihm von Beginn an verstanden, immer unterstützt, vertraute ihm. Das gelang mir zuvor bei niemandem anderen (und ich habe doch einige Menschen kennengelernt). Ich habe mich auch in ihn verliebt. Ob ich es noch tue, weiss ich nicht.
Ich leide an einer Zwangsstörung (hauptsächlich Reinigungszwang) und Bulimie. Ich wohne inzwischen alleine und arbeite in einer geschützten Einrichtung in einem Arbeitstraining (Massnahme der IV zur Wiederberufseingliederung). Zuvor lebte ich bei meiner Grossmutter, davor in einem betreuten Wohnheim.
Die Bulimie kam mir bereits zwei Mal in den Weg innerhalb der therapeutischen Beziehung: Schon im Wohnheim belog ich ihn unter Anderem hartnäckig darüber, (wieder) bulimisch geworden zu sein. Er hat mir das verziehen.
Mein Therapeut ist fachlich und auf sozialer Ebene sehr kompetent und ebenso haben wir auch die Bulimie und die Zwangsstörung bearbeitet. Allerdings habe ich die Bulimie nicht aufgegeben, weil ich attraktiv und schlank bleiben wollte - für ihn. Daran trägt er keinerlei Schuld. Auch die Zwangsstörung konnte ich nicht aufgeben - auch wenn ich es mit der Hilfe von Expositionsübungen (wir machen VT) ernsthaft versucht habe.
Die Zwangsstörung betrifft auch das Duschen/Haarewaschen. Da ich sehr leicht schuppendes Haar habe (weshalb ich u. A. schon in der Schule gemobbt wurde und wofür ich mich sehr schäme (das habe ich dem Thera. auch verschwiegen).), konnte ich auf keine Zeitvorgaben achten und wusch das Haar immer sehr gründlich. Auch die vorgegebene Duschzeit und Zeit für die Wohnungsreinigung konnte ich nicht einhalten.
Nun hat sich das Ganze wieder ausgeweitet und auch die Bulimie verschlingt mein ganzes Geld, weshalb ich auch Schulden aufgebaut habe (die hatte ich auch schon zu Jugendzeiten, allerdings aus ganz anderen Gründen).
So habe ich bereits nicht mehr genügend Geld, um bis zum Monatsende durchzuhalten, und kann mir auch keines mehr leihen) und die Zwänge hindern mich an einem unbeschwerten Alltag - und daran, mehr zu arbeiten, was am nächsten Mittwoch ansteht.
Ich weiss auch nicht, weshalb ich meinen Therapeuten schon wieder belogen habe. Vielleicht, weil ich nie gelernt habe, mich wirklich im direkten Kontakt auszudrücken und bei wirklich Unangenehmem völlig verstockt bin (das hat er auch schon bemerkt). Vielleicht hängt aber auch alles mit den Liebesgefühlen ihm gegenüber zusammen. Und auch wenn ich in der grossen Mehrheit im Alltag ehrlich mit ihm umspringe, belüge ich ihn auch immer zwischendurch. Das macht mir keinen Spass. Und er ist der ehrlichste Mensch, den ich kenne.
Ich weiss mir nun nicht mehr zu helfen. Ich denke nur noch an die Flucht, aber das kann ich nicht tun. Ich fühle mich wie ein Tier in die Enge getrieben.
Vielleicht sollte ich es ihm sagen. Er würde die Therapie beenden, hat er sich doch noch nach der ersten Lüge (zur Zeit im Wohnheim) bemüht, mich zu verstehen, um dies Verhalten zukünftig zu vermeiden. Vielleicht ist das auch besser - es kann sein, dass er mir (und für mich) zwar enorm wichtig ist, ich aber gerade deshalb nicht mit ihm arbeiten kann. Aber ein Therapieende würde mir das Herz brechen.
Ich kämpfe nun gerade mit den Tränen, komme deshalb zum Ende. Vielleicht weiss ja jemand einen Rat. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, einfach den letzten Rückfall (in Sachen Bulimie/Zwangsstörung) aufzugreifen und damit wieder mit dem Thema zu arbeiten ... Rückfälle fände er sicherlich nicht so schlimm. Aber wir sind gerade an einem enorm wichtigen Thema dran (Körperwahrnehmung), was ich ungern zurückstellen will. Ich hatte auch gehofft, dass sich die Bulimie mit Bearbeitung dieses Grundthemas vielleicht 'von selbst erledigen' würde.
Na ja ...
Liebe Grüsse.
Ich wende mich mit einem Problem an euch, welches mir unheimlich auf der Seele lastet …
Ich habe mich hier auch schon durch viele Beiträge gelesen, doch jedes Mal, wenn ich mich beteiligen und helfen will, kommt mir der Gedanke, dass ich als ‚Neuling’ ohnehin nicht allzu viel dazu zu sagen habe.
Ich hoffe, das Thema gehört hierhin ... Es geht ja eher allgemein um die Therapie.
Also, es ist so: Ich bin seit etwa 1 1/2 Jahren bei meinem Therapeuten (der hoffentlich nicht mit liest) in Therapie. Ich kenne ihn allerdings schon einige Jahre, da er während eines Klinikaufenthaltes dort leitender Therapeut war.
Man muss gleich wissen, dass ich enorme Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen habe. Ich kann eigentlich zu niemandem einen emotionalen Bezug aufbauen, registriere beispielsweise, wenn mich jemand tröstet, dies auf mentaler Ebene ("Diese Worte sollen mich trösten."),fühle allerdings nichts. Ich habe auch nie gelernt, mich im direkten Kontakt wirklich zu äussern. Innerhalb meiner Familie wurde auch immer angegriffen und kritisiert, aber nie nachgefragt.
Bei meinem Therapeuten ist das anders. Was er sagt und tut, berührt mich nicht nur auf mentaler, sondern auch auf emotionaler Ebene. Ich fühlte mich von ihm von Beginn an verstanden, immer unterstützt, vertraute ihm. Das gelang mir zuvor bei niemandem anderen (und ich habe doch einige Menschen kennengelernt). Ich habe mich auch in ihn verliebt. Ob ich es noch tue, weiss ich nicht.
Ich leide an einer Zwangsstörung (hauptsächlich Reinigungszwang) und Bulimie. Ich wohne inzwischen alleine und arbeite in einer geschützten Einrichtung in einem Arbeitstraining (Massnahme der IV zur Wiederberufseingliederung). Zuvor lebte ich bei meiner Grossmutter, davor in einem betreuten Wohnheim.
Die Bulimie kam mir bereits zwei Mal in den Weg innerhalb der therapeutischen Beziehung: Schon im Wohnheim belog ich ihn unter Anderem hartnäckig darüber, (wieder) bulimisch geworden zu sein. Er hat mir das verziehen.
Mein Therapeut ist fachlich und auf sozialer Ebene sehr kompetent und ebenso haben wir auch die Bulimie und die Zwangsstörung bearbeitet. Allerdings habe ich die Bulimie nicht aufgegeben, weil ich attraktiv und schlank bleiben wollte - für ihn. Daran trägt er keinerlei Schuld. Auch die Zwangsstörung konnte ich nicht aufgeben - auch wenn ich es mit der Hilfe von Expositionsübungen (wir machen VT) ernsthaft versucht habe.
Die Zwangsstörung betrifft auch das Duschen/Haarewaschen. Da ich sehr leicht schuppendes Haar habe (weshalb ich u. A. schon in der Schule gemobbt wurde und wofür ich mich sehr schäme (das habe ich dem Thera. auch verschwiegen).), konnte ich auf keine Zeitvorgaben achten und wusch das Haar immer sehr gründlich. Auch die vorgegebene Duschzeit und Zeit für die Wohnungsreinigung konnte ich nicht einhalten.
Nun hat sich das Ganze wieder ausgeweitet und auch die Bulimie verschlingt mein ganzes Geld, weshalb ich auch Schulden aufgebaut habe (die hatte ich auch schon zu Jugendzeiten, allerdings aus ganz anderen Gründen).
So habe ich bereits nicht mehr genügend Geld, um bis zum Monatsende durchzuhalten, und kann mir auch keines mehr leihen) und die Zwänge hindern mich an einem unbeschwerten Alltag - und daran, mehr zu arbeiten, was am nächsten Mittwoch ansteht.
Ich weiss auch nicht, weshalb ich meinen Therapeuten schon wieder belogen habe. Vielleicht, weil ich nie gelernt habe, mich wirklich im direkten Kontakt auszudrücken und bei wirklich Unangenehmem völlig verstockt bin (das hat er auch schon bemerkt). Vielleicht hängt aber auch alles mit den Liebesgefühlen ihm gegenüber zusammen. Und auch wenn ich in der grossen Mehrheit im Alltag ehrlich mit ihm umspringe, belüge ich ihn auch immer zwischendurch. Das macht mir keinen Spass. Und er ist der ehrlichste Mensch, den ich kenne.
Ich weiss mir nun nicht mehr zu helfen. Ich denke nur noch an die Flucht, aber das kann ich nicht tun. Ich fühle mich wie ein Tier in die Enge getrieben.
Vielleicht sollte ich es ihm sagen. Er würde die Therapie beenden, hat er sich doch noch nach der ersten Lüge (zur Zeit im Wohnheim) bemüht, mich zu verstehen, um dies Verhalten zukünftig zu vermeiden. Vielleicht ist das auch besser - es kann sein, dass er mir (und für mich) zwar enorm wichtig ist, ich aber gerade deshalb nicht mit ihm arbeiten kann. Aber ein Therapieende würde mir das Herz brechen.
Ich kämpfe nun gerade mit den Tränen, komme deshalb zum Ende. Vielleicht weiss ja jemand einen Rat. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, einfach den letzten Rückfall (in Sachen Bulimie/Zwangsstörung) aufzugreifen und damit wieder mit dem Thema zu arbeiten ... Rückfälle fände er sicherlich nicht so schlimm. Aber wir sind gerade an einem enorm wichtigen Thema dran (Körperwahrnehmung), was ich ungern zurückstellen will. Ich hatte auch gehofft, dass sich die Bulimie mit Bearbeitung dieses Grundthemas vielleicht 'von selbst erledigen' würde.
Na ja ...
Liebe Grüsse.
"Charakter zeigt sich in der Krise."
(Helmut Schmidt)
(Helmut Schmidt)
- Werbung
-
Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
- , 33
- Beiträge: 4386
Entschuldigt die Schreibfehler ... Fängt ja schon beim Titel an. Mein Gott.
"Charakter zeigt sich in der Krise."
(Helmut Schmidt)
(Helmut Schmidt)
Hallo ExtraordinaryGirl,
Aber trotzdem, ihm jetzt vorzuspielen, es wäre nur ein Rückfall und davor wäre alles gut gelaufen, ist auch nicht ehrlich. Und dir selbst schadet es auch nur, wenn Du nicht ehrlich bist.
Ich denke, das Thema, wie ihr Euere BEziehung gestaltet, ist wichtiger als alles andere. Alles andere, was ihr besprecht, baut ja auf diesem Fundament auf. Wenn das nicht da ist, werden die Gespräche auch nicht so fruchten, wie sie es sonst täten. Auch wenn Du das Thema Kärperwahrnehmung jetzt so wichtig findest.
Viele Grüße
Dann ist das Thema Bulimie ja noch nicht wirklich durch. Ob es jetzt der Therapeut und nach der Therapie jemand anders ist, dem Du so gefallen willst, spielt ja keine Rolle.Allerdings habe ich die Bulimie nicht aufgegeben, weil ich attraktiv und schlank bleiben wollte - für ihn.
Warum hast Du es verschwiegen?Da ich sehr leicht schuppendes Haar habe (weshalb ich u. A. schon in der Schule gemobbt wurde und wofür ich mich sehr schäme (das habe ich dem Thera. auch verschwiegen)
Das sind wichtige Aspekte, die Du mit ihm besprechen solltest.konnte ich auf keine Zeitvorgaben achten und wusch das Haar immer sehr gründlich. Auch die vorgegebene Duschzeit und Zeit für die Wohnungsreinigung konnte ich nicht einhalten.
Du mußt nicht spekulieren, warum Du das tust. Aber sagen solltest Du es ihm. Und ihr solltet vielleicht erstmal daran arbeiten und grundsätzlich mal über Deine Gründe dafür sprechen, denn sonst hilft Dir die Therapie ja auch nicht so richtig.Ich weiss auch nicht, weshalb ich meinen Therapeuten schon wieder belogen habe.
Dann kannst Du ihm ja sagen, daß Du ihn häufiger belügst, aber nicht weißt, warum Du das tust und (ich nehme mal an, daß es so ist) daß es Dir leid tut.Und auch wenn ich in der grossen Mehrheit im Alltag ehrlich mit ihm umspringe, belüge ich ihn auch immer zwischendurch. Das macht mir keinen Spass. Und er ist der ehrlichste Mensch, den ich kenne.
Warum sollte er das tun? Es ist zwar nicht schön, daß Du ihn anlügst, aber offenbar hängt es mit den Problemen zusammen, wegen denen Du in Therapie bist. Und es wäre doch absurd, wenn ein Therapeut die Therapie beendet, weil man die Probleme hat, wegen denen man zu ihm kommt.Vielleicht sollte ich es ihm sagen. Er würde die Therapie beenden
Aber dann scheint der Grund fürs Anlügen diesmal ja klar zu sein. Weil Du Angst davor hast, daß er Dich zurückweist. Aber wie gesagt, wenn es ein guter Therapeut ist, wird er das nicht tun. Aber es ist dafür richtig, daß Du so gut mitarbeitest und so gut versuchst, ehrlich zu ihm zu sein, wie es Dir gelingt. Du kannst ja in dem Fall dazu sagen, daß Du Angst vor Zurückweisung hast.Ich habe auch schon darüber nachgedacht, einfach den letzten Rückfall (in Sachen Bulimie/Zwangsstörung) aufzugreifen und damit wieder mit dem Thema zu arbeiten ... Rückfälle fände er sicherlich nicht so schlimm.
Aber trotzdem, ihm jetzt vorzuspielen, es wäre nur ein Rückfall und davor wäre alles gut gelaufen, ist auch nicht ehrlich. Und dir selbst schadet es auch nur, wenn Du nicht ehrlich bist.
Ich denke, das Thema, wie ihr Euere BEziehung gestaltet, ist wichtiger als alles andere. Alles andere, was ihr besprecht, baut ja auf diesem Fundament auf. Wenn das nicht da ist, werden die Gespräche auch nicht so fruchten, wie sie es sonst täten. Auch wenn Du das Thema Kärperwahrnehmung jetzt so wichtig findest.
Viele Grüße
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 38
- Beiträge: 9792
Wenn das Ambulant nicht so klappt mit der Therapie deines Zwanges und der ES wäre es da nicht sinnvoll, in eine Klinik zu gehen wo das ganze intensiver und engmaschig überwacht ist sodaß du mal aus deinem Zwangs- und Kotzsumpf rauskommst um dann eine Weile abstinent einen Neustart zuhause zu probieren?
Ich meine, willst du den Zwang und die ES überhaupt loswerden? Wie gross ist deine Motivation dazu, abgesehen von deinen Geld- und Zeitsorgen? Willst DU es? Dann würde ich sagen Klinik, wo du auf Entzug gesetzt wirst plus Therapieprogramm, daß du dich mal überhaupt an ein Leben ohne gewöhnen kannst.
Ich meine, willst du den Zwang und die ES überhaupt loswerden? Wie gross ist deine Motivation dazu, abgesehen von deinen Geld- und Zeitsorgen? Willst DU es? Dann würde ich sagen Klinik, wo du auf Entzug gesetzt wirst plus Therapieprogramm, daß du dich mal überhaupt an ein Leben ohne gewöhnen kannst.
- Werbung
-
Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
- , 33
- Beiträge: 4386
Danke für eure raschen Antworten ...
Und leid tut es mir. Wirklich.
Ich sollte es ihm vielleicht wirklich sagen. Nur weiss ich, dass er danach die Therapie beenden würde. Er ist ein so grundehrlicher Mensch, und hat sich auch (zu Recht, auch wenn er wirklich einfühlsam ist) auch schon darüber geärgert, dass es mir bei noch so Vielem nicht gelingt, darüber zu reden. Ich bin wohl auch nicht gerade die perfekte Patientin, die die Nerven dieses Mannes verschont. Was ich sagen will: Ich habe die therapeutische Beziehung schon ziemlich strapaziert.
Aber ich habe lange gebraucht, um diese Wohnung zu bekommen, und hasse es, wenn mir Menschen, deren Hilfe ich nicht explizit (deshalb auch kein begleitetes Wohnen mehr) wünsche, drein reden.
Davon abgesehen habe ich bereits einige Klinikaufenthalte hinter mir und mein Therapeut war der erste Mensch (schon innerhalb der Klinik), zu dem ich eben diesen emotionalen Bezug, das Gefühl, verstanden zu werden, und das Vertrauen aufbauen konnte. Und ich weiss, welche Bedeutung dem bei mir zukommt.
Er wird mich hassen.
Weil ich mich so sehr geschämt habe. Wir sind nun gerade dabei, die (mitunter physischen) Gründe anzuschauen, weshalb ich so sehr von mir selbst angewidert bin. Ihm die Sache mit dem Haar damals zu sagen ... Wäre klug gewesen. Aber hinterher bin auch ich immer schlauer.Warum hast Du es verschwiegen?
Und leid tut es mir. Wirklich.
Ich sollte es ihm vielleicht wirklich sagen. Nur weiss ich, dass er danach die Therapie beenden würde. Er ist ein so grundehrlicher Mensch, und hat sich auch (zu Recht, auch wenn er wirklich einfühlsam ist) auch schon darüber geärgert, dass es mir bei noch so Vielem nicht gelingt, darüber zu reden. Ich bin wohl auch nicht gerade die perfekte Patientin, die die Nerven dieses Mannes verschont. Was ich sagen will: Ich habe die therapeutische Beziehung schon ziemlich strapaziert.
Das stimmt allerdings. Das habe ich nach dem ersten Fehler (im Wohnheim) klar bemerkt.Ich denke, das Thema, wie ihr Euere BEziehung gestaltet, ist wichtiger als alles andere. Alles andere, was ihr besprecht, baut ja auf diesem Fundament auf. Wenn das nicht da ist, werden die Gespräche auch nicht so fruchten, wie sie es sonst täten.
Eine Klinik ist kein Thema. Wobei: Mein Therapeut würde das angesichts der Schwere der Probleme vielleicht befürworten ...Wenn das Ambulant nicht so klappt mit der Therapie deines Zwanges und der ES wäre es da nicht sinnvoll, in eine Klinik zu gehen wo das ganze intensiver und engmaschig überwacht ist sodaß du mal aus deinem Zwangs- und Kotzsumpf rauskommst um dann eine Weile abstinent einen Neustart zuhause zu probieren?
Aber ich habe lange gebraucht, um diese Wohnung zu bekommen, und hasse es, wenn mir Menschen, deren Hilfe ich nicht explizit (deshalb auch kein begleitetes Wohnen mehr) wünsche, drein reden.
Davon abgesehen habe ich bereits einige Klinikaufenthalte hinter mir und mein Therapeut war der erste Mensch (schon innerhalb der Klinik), zu dem ich eben diesen emotionalen Bezug, das Gefühl, verstanden zu werden, und das Vertrauen aufbauen konnte. Und ich weiss, welche Bedeutung dem bei mir zukommt.
Er wird mich hassen.
"Charakter zeigt sich in der Krise."
(Helmut Schmidt)
(Helmut Schmidt)
-
Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
- , 33
- Beiträge: 4386
Das ist eine gute Frage.Ich meine, willst du den Zwang und die ES überhaupt loswerden? Wie gross ist deine Motivation dazu, abgesehen von deinen Geld- und Zeitsorgen? Willst DU es?
Wenn ich mich wieder einmal stundenlang dazu zwinge, mich zu übergeben, nur um sicher zu sein, dass alles 'raus ist - dann ja.
Wenn ich das Gefühl haben möchte, die Wahrheit zu sagen, wenn ich erkläre, dass ich den Drang nach FAs/Erbrechen im Griff habe und mich gut fühle - dann ja.
Wenn ich Essen im Mund nachschmecken möchte, ohne in Panik zu geraten (und das hatte ich nach meinem Einzug in die eigene Wohnung mit seiner Unterstützung (wöchentliches Wiegen) für einige Monate geschafft) - dann ja.
Wenn ich daran denke, das Essen aushalten zu müssen (auch wenn sich das vielleicht mit oben Genanntem widerspricht), ohne zu erbrechen - dann weiss ich es nicht.
Zu den Zwängen: Ja. Die sind nur noch quälend. Wenn ich mich danach noch wohl fühle (was ich werde, hat mein Thera. mir gesagt).
"Charakter zeigt sich in der Krise."
(Helmut Schmidt)
(Helmut Schmidt)
Warum meinst Du das?Ich sollte es ihm vielleicht wirklich sagen. Nur weiss ich, dass er danach die Therapie beenden würde.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 38
- Beiträge: 9792
ExtraordinaryGirl hat geschrieben:
Er wird mich hassen.
Wieso? Das ist der Job von dem Mann. Wenn er jeden Klienten hassen würde wo es nicht so unproblematisch klappt hätte er erstens ein anstrengendes Leben und zweitens den Beruf verfehlt.
Prüfe mal ganz sachlich, warum sollte er dich hassen. Welche Gründe hätte er dafür? Nur weil du dich dafür hasst? Aber du bist doch die Patientin mit der psychischen Krankheit, er ist nicht von einer psychischen Krankheit betroffen. Daß du dich hasst ist krankheitsbedingt, aber warum sollte er es tun? Dann wäre er doch genauso krank wie du und könnte kaum als Therapeut arbeiten und Menschen helfen, oder?
-
Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
- , 33
- Beiträge: 4386
Ich habe ein ungutes Gefühl. Er hat zwar nach der Zeit im Wohnheim nicht gesagt, dass er mir nur noch eine Chance gibt, aber ich weiss, wie häufig (neben allen sehr wichtigen, guten und schönen Therapieereignissen) er mit meiner Art, eben u. A. Dinge nicht aussprechen zu können, zu kämpfen hat. Und nach dieser Aktion hätte wohl auch er genug.Warum meinst Du das?
Dazu noch alleine Beinahe-Abbrüche meinerseits, etwa weil ich die unglückliche Liebe nicht aushalten wollte ... Wie gehabt: Ich GLAUBE, auch für ihn ist irgendwann das Mass voll.
"Charakter zeigt sich in der Krise."
(Helmut Schmidt)
(Helmut Schmidt)
-
Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
- , 33
- Beiträge: 4386
Prüfe mal ganz sachlich, warum sollte er dich hassen. Welche Gründe hätte er dafür? Nur weil du dich dafür hasst? Aber du bist doch die Patientin mit der psychischen Krankheit, er ist nicht von einer psychischen Krankheit betroffen. Daß du dich hasst ist krankheitsbedingt, aber warum sollte er es tun? Dann wäre er doch genauso krank wie du und könnte kaum als Therapeut arbeiten und Menschen helfen, oder?
Das ist zwar irgendwo OT, aber mir fällt gerade ein, dass ich erwarte, dass er als Therapeut mich für meine Fehler hasst, weil meine Familie, etwa mein Vater, genau das getan, verdeutlicht und gesagt hat.
Mein Therapeut meinte nach der ersten Lüge noch zur Zeit des Aufenthaltes im Wohnheim selbst, ich hätte doch (wenn ich schon nicht die ganze Geschichte aufdecken kann) wieder 'einsteigen' können und von einem Rückfall erzählen können (ich hoffe, das ist halbwegs verständlich ausgedrückt ).
Ich frage mich, ob das nicht doch ein Weg ist ... ? Auch wenn ich das Thema Körperbild ungern beiseite schieben. Ich habe mich damals ganz schön geärgert, dass Symtombekämpfung vor Arbeit am Hintergrund der Probleme kommen sollte, auch wenn sich die Therapieform offenbar anderswo bewährt hat.
"Charakter zeigt sich in der Krise."
(Helmut Schmidt)
(Helmut Schmidt)
Wird er nicht.ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Er wird mich hassen.
Er wird streng sein müssen. Aber, so wie es für mich den Anschein hat, wird er dankbar sein, wenn Du ihm hilfst, Dir zu helfen.
LG
MrN
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 38
- Beiträge: 9792
Aber das hat doch nix mit Hass zu tun.ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Ich habe ein ungutes Gefühl. Er hat zwar nach der Zeit im Wohnheim nicht gesagt, dass er mir nur noch eine Chance gibt, aber ich weiss, wie häufig (neben allen sehr wichtigen, guten und schönen Therapieereignissen) er mit meiner Art, eben u. A. Dinge nicht aussprechen zu können, zu kämpfen hat. Und nach dieser Aktion hätte wohl auch er genug.Warum meinst Du das?
Dazu noch alleine Beinahe-Abbrüche meinerseits, etwa weil ich die unglückliche Liebe nicht aushalten wollte ... Wie gehabt: Ich GLAUBE, auch für ihn ist irgendwann das Mass voll.
Das wäre höchstens die Erkenntnis daß er dir nicht helfen kann und die Therapie auf dieser Basis nichts bringt. Wärend du meinst, er würde dir das persönlich übel nehmen.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 38
- Beiträge: 9792
Ich denke mal, man braucht vermutlich in den meisten Fällen beides,nur zusammen kann es als Therapie gegen ES oder Zwang funktionieren. Weil es ist eine Sucht und auch Rauchen oder Spielsucht kriegt man nicht mit netten Überlegungen über die Ursachen und für was sie eine Ersatzbefriedigung sind nicht los.ExtraordinaryGirl hat geschrieben: Ich frage mich, ob das nicht doch ein Weg ist ... ? Auch wenn ich das Thema Körperbild ungern beiseite schieben. Ich habe mich damals ganz schön geärgert, dass Symtombekämpfung vor Arbeit am Hintergrund der Probleme kommen sollte, auch wenn sich die Therapieform offenbar anderswo bewährt hat.
Und da er in einer ambulanten Therapie auf den Aspekt des Ess- und Sauberkeitsverhaltens überhaupt nicht einwirken kann wird das ganze wenn du so weitermachst tendenziell eher wirkungslos bleiben auf diesem Gebiet.
Du merkst doch selbst, daß diese Therapie alleine dich nicht dahin bringt, wo sie dich hinbringen sollte. Evtl ist da dann halt auch das Eingeständnis gefragt, daß du nicht stabil genug bist um alleine, auf eigene Verantwortung zu wohnen. Evtl gibt es die Möglichkeit eines ambulant betreuten Wohnens, wo ein Sozialpädagoge regelmässig vorbeischaut, dein Geld rationiert, mit dir gemeinsam Übungsduschen macht etc.
Nur wenn du alle belügst wird letztlich nichts was bringen, da du die Verantwortung für deine Problematik verweigerst.
Das was du hast ist eine Krankheit, und Krankheiten sind nie peinlich, von daher ist es objektiv betrachtet nicht peinlich über diese Dinge zu reden wie über sagen wir mal Krebs oder Asthma. Von daher würde ich mir überlegen, warum dir das so peinlich ist und was daran so schlimm wäre wenn du sie einer fachlich geschulten Person die mit solchen Themen jeden Tag umgeht, dich weder verurteilt noch auslacht ehrlich erzählst.
Hast du Angst vor der Reaktion? Bist du zu stolz zuzugeben, daß du es nicht geschafft hast? Findest du daß eine ES oder Zwang eine "ungehörige" Krankheit ist, also so ein "sowas hat man nicht" Einstellung? Was hälst du nicht daran aus, mit ihm ehrlich zu sein?
guten tag EoG,
dass du eine anerkennung von der IV hast, bedeutet ja schon mal, dass deine psychischen schwierigkeiten ausreichend diagnostiziert und auch aktenkundig sind für deinen T (ist er es, der die diagnosen gestellt hat?)
aufgrund dessen ist ersichtlich, dass auch er weiss, dass du schwer krank bist und dass da rückfälle und vorfälle dazu gehören. wenn du das gefühl hast, ein rückfall bedeute für ihn eine berufliche niederlage, dann denkst du für ihn. was ich meine: er muss anhand deiner diagnosen wissen, dass es eine schwere krankheit ist.
ehrlichkeit und offenheit bedeuten eine gewisse krankheitseinsicht. sich die tasche voll zu lügen aus scham, stolz, angst vor zurückweisung mag zwar im ersten moment verlockend klingen, stelle ich mir auf dauer jedoch sehr mühsam und anstrengend vor. ganz zu schweigen davon, dass es ja so eh nur auf der ebene des "symptommanagements" geht, sag ich jetzt mal ganz salopp.
er scheint da einen pragmatisachen ansatz zu haben, der den tatsachen in die augen schaut.
was ist für dich eigentlich schlimmer:
das gefühl der schuld, wieder rückfällig geworden zu sein oder das gefühl der scham, in den augen des anderen nicht zu genügen?
oder geht es eigentlich um die angst, dass du deine autonome wohnung verlieren würdest, wenn das ausmass deiner krankheit ans tageslicht käme?
lg k
dass du eine anerkennung von der IV hast, bedeutet ja schon mal, dass deine psychischen schwierigkeiten ausreichend diagnostiziert und auch aktenkundig sind für deinen T (ist er es, der die diagnosen gestellt hat?)
aufgrund dessen ist ersichtlich, dass auch er weiss, dass du schwer krank bist und dass da rückfälle und vorfälle dazu gehören. wenn du das gefühl hast, ein rückfall bedeute für ihn eine berufliche niederlage, dann denkst du für ihn. was ich meine: er muss anhand deiner diagnosen wissen, dass es eine schwere krankheit ist.
ehrlichkeit und offenheit bedeuten eine gewisse krankheitseinsicht. sich die tasche voll zu lügen aus scham, stolz, angst vor zurückweisung mag zwar im ersten moment verlockend klingen, stelle ich mir auf dauer jedoch sehr mühsam und anstrengend vor. ganz zu schweigen davon, dass es ja so eh nur auf der ebene des "symptommanagements" geht, sag ich jetzt mal ganz salopp.
ja, find eich ganz verständl9ich!ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Mein Therapeut meinte nach der ersten Lüge noch zur Zeit des Aufenthaltes im Wohnheim selbst, ich hätte doch (wenn ich schon nicht die ganze Geschichte aufdecken kann) wieder 'einsteigen' können und von einem Rückfall erzählen können (ich hoffe, das ist halbwegs verständlich ausgedrückt ).
er scheint da einen pragmatisachen ansatz zu haben, der den tatsachen in die augen schaut.
was ist für dich eigentlich schlimmer:
das gefühl der schuld, wieder rückfällig geworden zu sein oder das gefühl der scham, in den augen des anderen nicht zu genügen?
oder geht es eigentlich um die angst, dass du deine autonome wohnung verlieren würdest, wenn das ausmass deiner krankheit ans tageslicht käme?
lg k
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...
hier finde ich liegt übrigens der knackpunkt.ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Ich frage mich, ob das nicht doch ein Weg ist ... ? Auch wenn ich das Thema Körperbild ungern beiseite schieben. Ich habe mich damals ganz schön geärgert, dass Symtombekämpfung vor Arbeit am Hintergrund der Probleme kommen sollte, auch wenn sich die Therapieform offenbar anderswo bewährt hat.
es scheint, als schiebst du die verantwortung auf das therapie konzept ab (grund dafür, dass die stat. therapie gescheitert ist), statt selbst für den prozess verantwortung zu übernehmen.
it's up to U
P.S hast du wegen deiner schulden eigentlich einen beistand?
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag