Übertragung - ewige Sackgasse?

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AnnaBlume
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Übertragung - ewige Sackgasse?

Beitrag Fr., 14.01.2011, 17:16

Hallo liebe Mitleidenden,

nachdem ich ja nun einigermaßen stolz auf mich war, dass ich vor einigen Wochen meinem Therapeuten gestanden habe (in schriftlicher Form), dass sich ihn betreffend bei mir eine Verliebtheit entwickelt hat, frage ich mich mehr und mehr, was ich mir eigentlich davon versprochen habe.
Nach diesem Brief haben wir kurz darüber gesprochen, aber ich habe ziemlich schnell abgeblockt, weil es mir einfach sehr unangenehm war und ich auf seine Fragen (z.B. "Was genau übertragen Sie denn auf mich?", oder "Warum sind Sie so sicher, dass diese Übertragungsgefühle nichts mit Ihrem Vater zu tun haben?") nicht wirklich antworten wollte bzw. konnte. Die nächsten zwei Stunden ging es überhaupt nicht um dieses Thema und dann hat er mich plötzlich gefragt, ob es mir denn eigentlich geholfen habe, dass ich ihm diesen Brief geschrieben habe. In dem Moment wusste ich überhaupt nicht, was ich dazu sagen sollte (mittlerweile schon eher) und sagte nur, dass es mir einfach wichtig war, ihn davon in Kenntnis zu setzen, weil ich das Gefühl hatte, unter dieser Last zusammenzubrechen. Das war´s bisher zu dieser Thematik.
Meine Frage an Euch, die Ihr Eure Gefühle bereits offenbart habt: Wie gestaltet sich denn bei Euch der Umgang mit dieser Thematik? Spricht Euer Therapeut/Eure Therapeutin das Thema (hin und wieder) von sich aus an, oder tut Ihr das? Ich habe das Gefühl, dass es wie eine Glocke im Raum hängt, wenn ich dort bin und glaube nicht, dass sich irgendetwas verändern kann, wenn man, so wie wir, gar nicht darüber spricht. Allerdings weiß ich auch gar nicht, was ich noch dazu sagen soll, in dem Brief habe ich mich ja bereits völlig ausgezogen
Wie funktioniert das bei Euch in der Zeit nach der "Offenbarung"?
A.

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schmetterling.1983
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Beitrag Fr., 14.01.2011, 17:39

Liebe AnnaBlume,

ich habe es nicht "gestanden" sondern mit dem steigenden Zuneigungsgefühl berichtet...erst, dass ich froh bin sie zu sehen, dann, dass ich sie vermisse, wenn die Stunden nicht stattfinden, ...schließlich saß ich heulend auf der Couch, weil Sie eine Woche nicht da war und ich war sooo traurig. Also das Gefühl war schon sehr präsent.
Gewisse Formulierungen (wie Verliebtheit/Liebe) habe ich nur in Briefen erwähnt, die ich vorgelesen habe, aber es ist sehr deutlich, das es ein Abhängigkeitsgefühl ist, bei dem Sie eine Art beruhigende Mutterrolle einnimmt, was sich auch aus den Wörtern die wir zum Vergleich oder Beschreibung von Situationen heran ziehen feststellen lässt.
Auch Vergleiche in Bezug auf meinen Exfreund ziehe ich manchmal, welche Art von Beziehung ich meine ich jedoch rel. klar, es geht um starke Vertrautheit, die in jeder engeren Beziehung entsteht.
Ich habe aber nie das Wort Übertragung benutzt. Ich bin kein Psychologe oder Therapeut, ich möchte das nicht beutzen, weil ich es mir nicht zutraue so etwas zu identifizieren.
Wenn wir darüber reden sage ich ihr offen wie ich Sie vermisse oder wie abhängig ich mich fühle, ...Sie scheint zu verstehen wie schwierig es ist und gibt mir durch ihre Antworten das Gefühl, dass es nicht störend ist, Platz hat, angenommen wird, wenn auch klar nicht erwiedert. Sie versucht mir auch zu helfen Dinge zu finden, die die Sehnsucht lindern, besonders vor den Ferien ist es immer Thema.
AnnaBlume hat geschrieben:Wie gestaltet sich denn bei Euch der Umgang mit dieser Thematik?
Ich denke das ist damit beantwortet.
AnnaBlume hat geschrieben:Spricht Euer Therapeut/Eure Therapeutin das Thema (hin und wieder) von sich aus an, oder tut Ihr das
Da sie weiß wie sehr ich an ihr "hänge" hat Sie es vor dem Urlaub angesprochen, da ging es mir nicht so gut und ich wollte es nur verdrängen, weil ich angst hatte es wird zu viel und überrollt mich, deswegen hatte ich gar nicht darüber geredet, was unüblich ist, sonst spreche ich es an.
AnnaBlume hat geschrieben:wenn ich dort bin und glaube nicht, dass sich irgendetwas verändern kann, wenn man, so wie wir, gar nicht darüber spricht.
Therapeuten gehen ja meist mit dem was die Patienten berichten mit soweit ich weiß, vielleicht richtet er sich nach deinen Äußerungen und wenn dann nichts dazu kommt, denkt er das Thema scheint an Brisanz verloren zu haben oder du brauchst noch Zeit/traust dich noch nicht, weil du mehr Sicherheit brauchst, ..
Ich glaube es ist schon an einem Selbst das Thema auf den Tisch zu bringen. Ich kann mich an nur sehr seltene Situationen erinnern in denen man mich auf ein bestimmtes Thema ansprach.
AnnaBlume hat geschrieben:Allerdings weiß ich auch gar nicht, was ich noch dazu sagen soll, in dem Brief habe ich mich ja bereits völlig ausgezogen
Vielleicht einfach das sagen und dann hinzufügen, dass du dir Hilfe mit dem intensiven Erleben von ihm wünschst und / oder er mehr dazu sagt, oder dass es dir peinlich ist, aber du nicht so richtig weisst wie du damit umgehen sollst, weil es anstrengend ist.
AnnaBlume hat geschrieben:Wie funktioniert das bei Euch in der Zeit nach der "Offenbarung"?
Ich wurde angenommen, sobald ich es zum Thema machte.

Ich würde ihm sagen, dass:
AnnaBlume hat geschrieben:weil es mir einfach sehr unangenehm war und ich auf seine Fragen (z.B. "Was genau übertragen Sie denn auf mich?", oder "Warum sind Sie so sicher, dass diese Übertragungsgefühle nichts mit Ihrem Vater zu tun haben?") nicht wirklich antworten wollte bzw. konnte.
du deswegen erst mal nichts dazu gesagt hast.
Vielleicht wollte er es verstehen, aber ohne weitere Anhaltspunkte kann er nicht arbeiten.

Noch mal Thema machen und genau das erwähnen, was du uns schilderst...
Und vielleicht, Gefüle einfach Gefühle sein lassen und nicht zwangsläufig Fachtermini benutzen oder eigene Schlüsse ziehen, dann sind mehr Perspektiven offen und man kann gemeinsam finden, was sich richtig anfühlt.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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kleines.bison
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Beitrag Fr., 14.01.2011, 22:49

Liebe AnnaBlume,

bei mir ist es auch so, dass meine Thera die Übertragungsproblematik nicht von sich aus anspricht. Eigentlich... Sie ist momentan im Urlaub und am Ende unserer letzten Stunde hat sie von sich aus gesagt: "Ich weiß, dass Ihnen das jetzt ganz ganz schwerfällt zu gehen, aber Sie wissen ja..." (dann folgte das, was sie mir für die Zeit ihrer Abwesenheit mit auf den Weg gegeben hat).

Ansonsten fragt sie mich am Anfang der Stunde, was ich mitgebracht habe und ich sage dann jedes Mal, dass die Gefühle immer heftiger werden und dass wir da weiterhin hinschauen sollten. Insbesondere habe ich festgestellt, dass ich durch diese Übertragungsliebe (ich habe ihr gegenüber übrigens dieses Wort benutzt, hab mir gar keine Gedanken gemacht, ob sie das wegen des Fachterminus komisch oder anmaßend finden könnte. Sie hatte ganz zu Anfang mal erwähnt, dass bei unserer Arbeit sehr wahrscheinlich eine Übertragung entstehen könnte...) Gefühle, die unter der Oberfläche sind wie Wut oder Traurigkeit und Verzweiflung, Enttäuschung usw. richtig gut spüren kann. Nun ist es immer wieder Thema diese Gefühle zuzulassen (bei ihr weinen zu können...) und sie zu durchleben und auszuhalten. Insofern sprechen wir momentan eigentlich jede Stunde über unsere "Beziehung" zueinander.

Wenn du das Bedürfnis hast da weiterhin drüber zu reden (so klingt es für mich...), würde ich das deinem Thera so sagen. Dass du meinst, dass das, was ihr darüber gesprochen habt, noch nicht reicht und dass du noch etwas anderes von ihm brauchst (all das, was du uns jetzt geschrieben hattest...).

Ich habe lange Zeit versucht all diese Gefühle komplett wegzuschieben und sie als "verboten" abzutun. Das hat mich ein Jahr lang völlig fertig gemacht und nahezu erdrückt. Jetzt hat es plötzlich "klick" gemacht und ich werde einen Teufel tun da noch irgendetwas zu verschweigen. Das muss meine Thera schon aushalten - und sie macht das ganz wunderbar. Sie hat für meinen Geschmack immer die richtige Mischung aus "Betroffen-/Berührtsein" und Professionalität. Insofern denke ich, dass du deinem Thera vertrauen solltest, wenn er dich darauf anspricht - vielleicht wartet er nur auf ein Signal von dir. Und du kannst ihm ja sagen, wie schwer es dir fällt, weil du dich so "nackt " fühlst durch den Brief etc. Das hab ich auch getan.

Für mich ist es auch immer wieder erstaunlich, dass meine Thera so wundervoll auf alles reagiert und eben gerade nicht so, wie ich es befürchte... Das ist wohl ihr Job - und sie macht ihn sehr sehr gut, muss ich sagen!

Ich weiß nicht, ob ich dir ein wenig helfen konnte mit meinen Worten, aber ich verstehe dich sehr gut in dem, was du schreibst!

Glg
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Glg,
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Die größten Wunder gehen in der größten Stille vor sich. (Wilhelm Raabe)

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Riniel
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Beitrag Di., 18.01.2011, 00:57

Ich hatte noch nicht den Mut, es zu sagen. Habe es mal in einem Brief so zweideutig geschrieben, aber wir haben nicht darüber gesprochen.

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immermüde
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Beitrag Sa., 29.01.2011, 15:58

Bin seit 6 Monaten in Gesprächstherapie und frage mich schön langsam ob ich auch an "Übertragung" wie ihr das beschreibt leide? Ich beschäftige mich nach der Stunde oft tagelang mit dem was ich und sie gesagt haben, wie wir geguckt haben, was ich gefühlt habe, spiele die Situationen nochmal durch und habe das Gefühl mich irgendwie verbunden zu fühlen. Ich freue mich auch immer sehr auf die Stunden und habe immer Angst sie könnte mir keinen neuen Termin mehr geben. Habe auch schon angedeutet das ich sehr froh bin das ich mich hier wohl fühle und mir die Therapie was bringt. Sei meinte darauf, ich arbeite auch gerne mit ihnen. Manchmal habe ich aber das Gefühl das ich zuviel rede, auch viel Unsinn und gehe oft ziemlich verwirrt nachhause. Frage mich dann auch oft ob meine Probleme nicht Kinkerlitzchen sind im Vergleich zu anderen. Würde mich freuen wenn mir jemand antworten würde. Danke

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AnnaBlume
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Beitrag Sa., 29.01.2011, 16:22

Hallo immermüde,

welche Gefühle Du Deiner Therapeutin gegenüber hegst, kannst Du nur selbst beurteilen. Fakt ist ja offensichtlich, dass Du Dich gut aufgehoben und verstanden fühlst und das ist das Wichtigste. Ich denke, dass es "zuviel reden" in der Therapie nicht gibt, ist doch schön, dass sie Dir anscheinend das Gefühl vermittelt, bei ihr alles loswerden zu können. Ich schlage mich da eher mit dem Gegenteil herum, dass ich glaube, viel zu wenig reden zu können.
Diese viel zitierte Übertragung geschieht unterbewusst vom ersten Moment an, in dem wir eine Beziehung zu einem Menschen eingehen und ist völlig normal. In welche Richtung sich das entwickelt, wirst Du sehen.
Mach Dir vor allem keine Sorgen, dass Du Unsinn redest, meines Erachtens gibt es das überhaupt nicht, alles was Du sagst, macht Sinn und gerade die Dinge, die einem wild durch den Kopf gehen und im ersten Moment vielleicht wenig "produktiv" wirken, sind doch gerade die, die einen meistens weiter bringen - freie Assoziationen, ohne zu filtern und zu zensieren. Auch was, was ich überhaupt nicht kann, bei mir wird immer alles erstmal selektiert und am Ende bleibt in der Regel wenig übrig.
Es gibt ja sicher genug Gründe, warum Du eine Therapie begonnen hast und Deine Probleme haben ein Recht auf die Möglichkeit, bearbeitet zu werden. Ich dachte zu Beginn meiner Therapie auch oft, dass ich ja jemandem den Platz wegnehme, der es vielleicht nötiger hat als ich und deshalb stehe ich auch oft unter einem enormen Druck, nur "wichtige" Dinge in der Therapie zur Sprache zu bringen, damit ich mir (und meinem Therapeuten) meine Daseinsberechtigung beweisen kann.
Aber das ist Quatsch, versuch mal, die Therapie ein wenig egoistischer zu sehen und Dich auf Dich zu konzentrieren.
Alles Liebe,
A.

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immermüde
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Beitrag Sa., 29.01.2011, 16:39

Danke AnnaBlume für die schnelle und liebe Antwort. Bin ja eigentlich auch ein Mensch der alles durchdenkt, nicht unbedingt viel von sich preisgibt, viel schluckt usw. drum auch meine Überraschung, dass ich bei der Thera so viel rede und meine Gedanken auch nach der Stunde noch dort sind.......... Bin wegen Burnout u. Mobbing dort gelandet.... Alles Liebe für dich.

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Lisa Lyon
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Beitrag So., 30.01.2011, 19:40

Hallo AnnaBlume,

deine Gefühle nach deinem "Geständnis" kommen mir sehr bekannt vor - allen Mut zusammen genommen und dann bleibt das wie eine Seifenblase in der Luft hängen und du fragst dich: wozu war das denn jetzt gut?

Ich selber habe nicht annähernd soviel Mut aufgebracht wie du. Respekt!
Die Gefühle meinem Therapeuten gegenüber habe ich über Jahre sorgsam als Geheimnis gehütet, außerdem mir selber gegenüber abgewertet, kleingemacht, schlechtes Gewissen, "das darf ich nicht", das ganze Programm.

Über das Thema Vater-Sehnsucht kam es dann aber doch und eher beiläufig zur Sprache. Ich habe ziemlich um den heißen Brei herumgeredet, wieder abgewertet, usw. und er ist doch tatsächlich ungeduldig bis sauer gewesen, dass ich das so lange zurückgehalten habe. Es scheint ja doch ein sehr wichtiges Werkzeug in der Therapie zu sein.
Nun, genauso wie du habe ich jetzt erwartet, dass das weiter thematisiert, besprochen, bearbeitet würde, doch - NIX! Schweigen auf beiden Seiten. Verwirrt.

Ich habe sehr viel Vertrauen zu ihm, das er schon weiß, was er tut. Deswegen geht meine Überlegung nun in eine andere Richtung: vielleicht ist ja das zu bearbeitende Thema gar nicht die Verliebtheit. Indem wir die Verliebtheit ansprechen, öffnen wir ihm gegenüber eine Seite von uns, die er sonst nicht kennenlernen würde.
Wie ich früher schon einmal schrieb, ist es wohl wichtig für den Therapeuten zu sehen , WIE jemand liebt, bzw. auch mit dem Frust der Ablehnung und Nichterfüllung umgeht.
Du bist auf ein dramatisches finales Geständnis zugesteuert und meine Methode war eher die Abwertung meiner Gefühle. Sich das genau anzuschauen ist vielleicht jetzt das eigentliche Thema?!

Kannst du damit etwas anfangen?
Und danke fürs Lesen, durch das Schreiben ist mir das auch ein bißchen klarer geworden und meine Verwirrung kleiner.

Liebe Grüße schickt
LisaLion

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AnnaBlume
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Beitrag So., 30.01.2011, 22:10

Ich selber habe nicht annähernd soviel Mut aufgebracht wie du. Respekt!
Die Gefühle meinem Therapeuten gegenüber habe ich über Jahre sorgsam als Geheimnis gehütet, außerdem mir selber gegenüber abgewertet, kleingemacht, schlechtes Gewissen, "das darf ich nicht", das ganze Programm.
Das hatte nichts mit Mut zu tun, finde ich. Mutig wäre es gewesen, hätte ich es face-to-face kommunizieren können, so war das einfach nur peinlich. Diese ganze Gefühlspalette habe ich auch in mir vereint - Abwertung, schlechtes Gewissen, Scham - und der einzige Grund, warum ich es letztendlich zur Sprache (bzw. zu Papier) gebracht habe, ist, dass ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe.
Wie sagte er so nett:" Verliebtsein ist doch erstmal etwas Schönes!" Mitnichten, in diesem Fall.
Wie ich früher schon einmal schrieb, ist es wohl wichtig für den Therapeuten zu sehen , WIE jemand liebt, bzw. auch mit dem Frust der Ablehnung und Nichterfüllung umgeht.
Ja, das kann ich gut nachvollziehen. In einer solchen Gefühlslage offenbaren sich Facetten, die ansonsten häufig verborgen bleiben.
Aber ich frage mich, in welche Richtung das gehen soll, wenn ich nicht darüber reden kann und er es auch nicht tut. Ich bin während jeder Stunde konsequent damit beschäftigt, mich von meiner "besten Seite" zu zeigen und auf dieser Seite gibt es natürlich überhaupt keine Probleme, über die man reden müsste :-/
Meine Maßnahme ist derzeit, eine Stunde nach der anderen abzusagen. Ganz großartig.
Schönen Abend,
A.

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Lisa Lyon
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 13:12

Hallo AnnaBlume,

Stunden absagen? Mit Scheinbegründungen? Läßt er das zu?
Was ist für dich der Vorteil dabei?

Das erinnert mich daran, dass du seinerzeit, als sich deine Verliebtheit entwickelt hat, die Therapie schmeißen wolltest, weil du es nicht mehr aushalten konntest.
Aber du hast doch durchgehalten und bist nicht abgetaucht.

Sich zurücknehmen, sich nur von der guten Seite zeigen (kicher - kenn ich) ist ja auch eine Form von Kommunikation, die er sicher entsprechend deuten wird.
Was bräuchtest du von ihm, um das Gespräch in deinem Sinn wieder in Gang zu bringen?

Liebe Grüße
LisaLion

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neko
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 13:29

liebe anna blume,

ich mag mich irren, aber ich lese bei dir heraus, dass du seine frage, ob es dir was geholfen hat, den brief zu schreiben, als zurückwsung erlebst, als ansage, komm lass mich damit in ruh...meine gedanken bei dem satz gehen in eine ganz andere richtung: ich denke, er will dir sagen, dass dass du dich nach und durch das sagen im moment nur noch mehr quälst und bestrafst. ich glaub, es wär wichtig wenn du um dieses drum herum redest: über die hoffnung, die du mit dem sagen verbunden hast, über die sehnsucht, dass er etwas machen kann, damit es dir besser damit geht, über deine angst vor dem gefühl und der abhängigkeit, über den teil in dir, der dich selber lächerlich findet, über deine enttäuschug nach dem sagen, weil nix besser geworden it, über deine ratlosikeit, deine angst ihm zu sagen, komm mach was, hilf mir raus...

was ich sagen will: all diese klnen dinge sind glaube ich wichtig, nicht nur das große gefühl, das man eh nur beschwören, aber kaum bereden kann.

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AnnaBlume
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 21:31

Stunden absagen? Mit Scheinbegründungen? Läßt er das zu?
Was ist für dich der Vorteil dabei?
Naja, Scheinbegründungen sind das eigentlich nicht. Ich hatte in der Vergangenheit einige Male abgesagt, weil ich nicht in der Lage war, zu ihm zu gehen. Ich fühlte mich sehr instabil und weil mich jede Stunde ziemlich aus der Bahn wirft, habe ich schlicht und ergreifend kapituliert.
Letzte Woche habe ich ihn um eine "Pause" gebeten und ihm auch erklärt, warum. Er hat bisher dazu nur gesagt, dass er meine Problematiken durchaus sehe, aber nicht wisse, was eine Unterbrechung bringen solle. Allerdings haben wir diesbzgl. bisher nur per Mail kommuniziert, ich weiß noch nicht, ob er eine Pause zulässt, oder nicht.
Was dabei der Vorteil für mich ist? Ich kann die Konfrontation mit ihm und meinen Problemen zur Zeit nicht aushalten und eine Unterbrechung und die damit verbundene Distanz würde mir helfen, ein wenig zu verdrängen und wieder etwas zu Kräften zu kommen.
Das erinnert mich daran, dass du seinerzeit, als sich deine Verliebtheit entwickelt hat, die Therapie schmeißen wolltest, weil du es nicht mehr aushalten konntest.
Aber du hast doch durchgehalten und bist nicht abgetaucht.
Das stimmt, aber mittlerweile zweifle ich sehr daran, das Richtige getan zu haben.
Sich zurücknehmen, sich nur von der guten Seite zeigen (kicher - kenn ich) ist ja auch eine Form von Kommunikation, die er sicher entsprechend deuten wird.
Mag sein, dass er das irgendwie deutet, allerdings bringt mich das nicht weiter - er thematisiert es ja nicht und ich erst recht nicht.
Was bräuchtest du von ihm, um das Gespräch in deinem Sinn wieder in Gang zu bringen?
Ich glaube, ich würde mir schon wünschen, dass er das Thema nochmal von sich aus anspricht - weil ich es niemals schaffen werde. Allerdings hat er es ja schonmal versucht und ich habe völlig abgeblockt. Irgendwie fehlt mir ein Gefühl, das mir sagt, dass er mit meinem "Geständnis" nicht überfordert ist, dass es ihm nicht unangenehm ist, dass er sich nicht insgeheim über mich lustig macht. Diese Sicherheit fehlt mir.
Das könnte ich ihm natürlich auch mal sagen, aber das bringe ich niemals über die Lippen.
Und so geht der Spaß weiter
A.

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AnnaBlume
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 21:53

ich mag mich irren, aber ich lese bei dir heraus, dass du seine frage, ob es dir was geholfen hat, den brief zu schreiben, als zurückwsung erlebst, als ansage, komm lass mich damit in ruh...
Hallo neko,

ja, da kann was dran sein. Es wirkt so, als wolle er sich das Ganze vom Hals halten - was ich durchaus verstehen könnte.
meine gedanken bei dem satz gehen in eine ganz andere richtung: ich denke, er will dir sagen, dass dass du dich nach und durch das sagen im moment nur noch mehr quälst und bestrafst. ich glaub, es wär wichtig wenn du um dieses drum herum redest: über die hoffnung, die du mit dem sagen verbunden hast, über die sehnsucht, dass er etwas machen kann, damit es dir besser damit geht, über deine angst vor dem gefühl und der abhängigkeit, über den teil in dir, der dich selber lächerlich findet, über deine enttäuschug nach dem sagen, weil nix besser geworden it, über deine ratlosikeit, deine angst ihm zu sagen, komm mach was, hilf mir raus...
Du hast Recht, genau darum geht es.
Meine "Offenbarung" hat mir aber dermaßen viel abverlangt, dass ich zur Zeit alles, was mit diesem Thema zu tun hat, möglichst weit von mir wegschieben will. Ich fühle mich so ausgeliefert und durch mich selbst verraten, dass ich nicht anders kann, als krampfhaft zu versuchen, ein Gefühl der Unabhängigkeit herzustellen.
was ich sagen will: all diese klnen dinge sind glaube ich wichtig, nicht nur das große gefühl, das man eh nur beschwören, aber kaum bereden kann.
Dieses große Gefühl steht aber allem im Weg, vor allem den kleinen, wichtigen Dingen :-/
Aber ich hab die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Danke Dir,
A.

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neko
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 22:41

ich weiß genau, was u meinst. ich hab meine unabhängigkeitdemonstrationen immer über wut-ausagieren gemacht: ich hab meine wut auf mich zu protokoll gegeben, wie ich nur so blöd sein konnte zu glauben, dass meine therapeutin mir helfen kann, wutf sie, weil sie ja nur blöd da sitzt und grinst..ein bisschen war meine wut gespielt. aber sie war ein gefühl, dass ich zeigen konnte und das mit dem ganzen schlamassel zu tun hatte und mich auch an den schlamassel stück für stück ran geführt hat, in dem tempo, das ich ausgehaltn hab. gibt es nicht rgend etwas in deinem gefühlscocktail, von dem du glaubst, das du es auspacken (oder ihm um die ohren hauen kannst)? bist du niht auch tatsächich irgendwo wütend auf ihn und das ganze mörderische verfhren?

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AnnaBlume
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Beitrag Di., 01.02.2011, 22:30

gibt es nicht rgend etwas in deinem gefühlscocktail, von dem du glaubst, das du es auspacken (oder ihm um die ohren hauen kannst)? bist du niht auch tatsächich irgendwo wütend auf ihn und das ganze mörderische verfhren?
Doch, ich glaube schon, dass auch Wut im Spiel ist.
Aber dabei handelt es sich um eine sehr abstrakte Wut (wieso tut er mir das an?, wieso macht er, dass ich ihn so anziehend finde?, wieso tut er nichts dagegen?), die schnell verebbt, wenn ich meinen Verstand benutze, denn ich weiß ja, dass er rein gar nichts falsch gemacht hat. Ich kann ihm diese Wut nicht zeigen, weil sie sich ja letztlich nur gegen mich selbst richtet. Das Einzige, was ich feststelle, ist, dass ich teilweise regelrecht trotzig auf manche seiner (sehr wohlwollenden) Aussagen reagiere. Das brauche ich wahrscheinlich, um mich von ihm zu distanzieren.
Nun habe ich mit ihm eine einmonatige Pause vereinbart und nach dem Telefonat sind mir erstmal die Tränen in die Augen geschossen und ich habe mich gefühlt, als hätte ich mir selbst den Boden unter den Füßen weggezogen. Aber nach wie vor bin ich der Meinung (Hoffnung), dass mir etwas Abstinenz gut tun wird...
Man wird sehen.
Schönen Abend,
A.

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