Die Zurückgebliebenen eines Selbstmörders
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Die Zurückgebliebenen eines Selbstmörders
Dieser Thread entstand nach dem Lesen eines anderen Threads.
Jemand glaubt, dass der Tod die Lösung für Probleme wäre.
Ich berichte nun, wie es ist, "zurückzubleiben" als gute Freundin.
Und wie schwer es ist, damit zurecht zu kommen.
Mögen sich das die Jenigen durchlesen, die noch nicht wissen, wie es ist,
weiterzuleben, während ein guter Freund beschließt, sein Leben zu beenden.
Jemand glaubt, dass der Tod die Lösung für Probleme wäre.
Ich berichte nun, wie es ist, "zurückzubleiben" als gute Freundin.
Und wie schwer es ist, damit zurecht zu kommen.
Mögen sich das die Jenigen durchlesen, die noch nicht wissen, wie es ist,
weiterzuleben, während ein guter Freund beschließt, sein Leben zu beenden.
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Aus der Sicht einer Freundin, dessen guter Freund sich erhangen hat:
Es war Nachmittag. Ich stieg ein in ein Auto, welches mich hoch in die Innenstadt bringen sollte.
Der Fahrer war bei der Feuerwehr tätig.
Wir unterhielten uns über dies und das. Dann war die Rede von einem Freund der gestorben war. Aber nicht der, von dem diese Erzählung berichtet.
Es war ein weniger gut gekannter Freund.
Ein sehr lieber Junge, jünger als ich, so etwa 20 - 25. Ein Junge, der was ganz besonderes durch eine Pigmentstörung war. Er hatte drei verschiedene Haarfarben. Schwarz, hellbraun und weiß wie Sternenfarbe.
Dieser Junge war sehr nett, ein großer stämmiger Bär, aber sanft wie ein Lamm.
Der war gestorben, und es war irgendwie unrealistisch, das zu hören.
Er war tot. Andere Freunde bestätigten es. Nachts gestorben wegen Wasser in der Lunge.
Der arme Junge, wo er doch so nett war.
Bösen Menschen passiert sowas nicht, dachte ich.
Böse Menschen sterben einmal alt und reich, vielleicht auch weniger reich, aber immernoch alt.
Wie viele böse Menschen kenne ich... wie viele gute...
Und wieso fällt immer den Guten das Leid zu?
Wir saßen in einer Kneipe, stießen auf den Jungen an, die Stimmung war gedrückt.
Ein paar Tage später - vielleicht waren es auch zwei drei Wochen, ich weiß es nicht mehr, stieg ich wieder in dieses Auto ein, es fuhr mich zielstrebig in die Stadt.
Wieder war jemand gestorben.
*schnipp schnipp*, "wie hieß denn der Freund deiner Freundin noch?"
Ich hielt die Luft an.
Viele Freundinnen hatte ich nicht, die getrennt waren von ihren Freunden.
"Sara?" - "nein die dünne" - "Steffi?" - "Ja die!" - "Welchen Freund meinst du?"
Mir wurde kalt. Er sprach von dem Freund, den ich so gern gehabt hatte.
Den besten von allen. Wie liebevoll er sich um ihr Kind gekümmert hatte, wie lustig das manchmal gewesen ist, den beiden beim Palavern zuzusehen...
Es war Nachmittag. Ich stieg ein in ein Auto, welches mich hoch in die Innenstadt bringen sollte.
Der Fahrer war bei der Feuerwehr tätig.
Wir unterhielten uns über dies und das. Dann war die Rede von einem Freund der gestorben war. Aber nicht der, von dem diese Erzählung berichtet.
Es war ein weniger gut gekannter Freund.
Ein sehr lieber Junge, jünger als ich, so etwa 20 - 25. Ein Junge, der was ganz besonderes durch eine Pigmentstörung war. Er hatte drei verschiedene Haarfarben. Schwarz, hellbraun und weiß wie Sternenfarbe.
Dieser Junge war sehr nett, ein großer stämmiger Bär, aber sanft wie ein Lamm.
Der war gestorben, und es war irgendwie unrealistisch, das zu hören.
Er war tot. Andere Freunde bestätigten es. Nachts gestorben wegen Wasser in der Lunge.
Der arme Junge, wo er doch so nett war.
Bösen Menschen passiert sowas nicht, dachte ich.
Böse Menschen sterben einmal alt und reich, vielleicht auch weniger reich, aber immernoch alt.
Wie viele böse Menschen kenne ich... wie viele gute...
Und wieso fällt immer den Guten das Leid zu?
Wir saßen in einer Kneipe, stießen auf den Jungen an, die Stimmung war gedrückt.
Ein paar Tage später - vielleicht waren es auch zwei drei Wochen, ich weiß es nicht mehr, stieg ich wieder in dieses Auto ein, es fuhr mich zielstrebig in die Stadt.
Wieder war jemand gestorben.
*schnipp schnipp*, "wie hieß denn der Freund deiner Freundin noch?"
Ich hielt die Luft an.
Viele Freundinnen hatte ich nicht, die getrennt waren von ihren Freunden.
"Sara?" - "nein die dünne" - "Steffi?" - "Ja die!" - "Welchen Freund meinst du?"
Mir wurde kalt. Er sprach von dem Freund, den ich so gern gehabt hatte.
Den besten von allen. Wie liebevoll er sich um ihr Kind gekümmert hatte, wie lustig das manchmal gewesen ist, den beiden beim Palavern zuzusehen...
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"Der ist TOT???" -"Ja. Gestern Morgen um 4" - "Was ist ihm passiert?", fragte ich mit belegter Stimme und einem fetten Kloß im Hals. "Ihm ist nichts passiert, er hat es selbst getan." - "Das glaube ich dir nicht." - "Ist aber so. Er hinterließ einen Abschiedsbrief. Der Junge der gestorben war, war sein bester Freund."
Das Auto kam zum Halten, aber ich konnte nicht aussteigen.
Nicht bevor ich alles wusste.
"Wie?" - "Erhangen. Am Steinkammergrab oben auf dem Berg an einem Baum. Heut Morgen um 4."
Stille.
Mein Kopf begriff es nicht.
Es fühlte sich seltsam an. Wir hatten uns eine Weile nicht gesehen...
Was an der Trennung der beiden gelegen hatte.
Aber wieso hatte er das getan? Er hatte doch noch mehr Freunde!
Mich zum Beispiel.
Wie oft hab ich ihn beruhigt wenn es Streit zwischen den beiden gab.
Wie oft haben wir drei Nächte durchgemacht, ich als Schiedsrichter, wer sprechen soll, und wer auch mal zuhören muss...
Diese Aussage war zu groß, ich konnte es nicht richtig glauben.
Wie auch bei dem Jungen vor Tagen.
"Ich wollt nur, dass du Bescheid weißt. Vielleicht kannst du es ihr ja sagen, dann hört sies nicht vom Tratsch".
Wortlos stieg ich aus. Die Augen brannten, und mein Kopf war so leer, als hätte ich mein Leben lang nicht einen Gedanken gehabt.
Ich erledigte meine Sachen. Ungenau, unsauber. War mit dem Kopf ganz woanders.
Bilder in mir. Wie er da hing, mit Schlinge um den Hals.
Blaue Lippen, Augenringe... blaue Striemen am Hals.
Ich stellte mir vor, wie sie ihn abschnitten.
Nein, eigentlich war es kein Vorstellen.
Eigentlich war es, als stünde ich ein paar Meter davor und würde zusehen.
Ich konnte die kalte Haut fühlen.
Vielleicht auch feucht vom Morgentau.
Ich versuchte mir vorzustellen, ob er vielleicht geweint hatte, bevor er gesprungen war.
Ob er es bereute, als er da hing und langsam erstickte.
Oder ob es vielleicht schnell gegangen war, durch einen Genickbruch.
Dann ging ich zu meiner Freundin.
Sie wusste es schon, denn ihre Augen waren dick und rot.
Ich nahm sie in den Arm. Auch ich musste weinen.
Sie sagte immer wieder: Warum war ich nicht da, als er starb?
Warum ist er nicht zu mir gekommen?
Die Wahrheit war leider, dass sie sich gestritten hatten, und diesen Streit nie aus der Welt geschaffen hatten.
Praktisch waren das die letzten Worte, die sie miteinander gewechselt hatten.
Das Auto kam zum Halten, aber ich konnte nicht aussteigen.
Nicht bevor ich alles wusste.
"Wie?" - "Erhangen. Am Steinkammergrab oben auf dem Berg an einem Baum. Heut Morgen um 4."
Stille.
Mein Kopf begriff es nicht.
Es fühlte sich seltsam an. Wir hatten uns eine Weile nicht gesehen...
Was an der Trennung der beiden gelegen hatte.
Aber wieso hatte er das getan? Er hatte doch noch mehr Freunde!
Mich zum Beispiel.
Wie oft hab ich ihn beruhigt wenn es Streit zwischen den beiden gab.
Wie oft haben wir drei Nächte durchgemacht, ich als Schiedsrichter, wer sprechen soll, und wer auch mal zuhören muss...
Diese Aussage war zu groß, ich konnte es nicht richtig glauben.
Wie auch bei dem Jungen vor Tagen.
"Ich wollt nur, dass du Bescheid weißt. Vielleicht kannst du es ihr ja sagen, dann hört sies nicht vom Tratsch".
Wortlos stieg ich aus. Die Augen brannten, und mein Kopf war so leer, als hätte ich mein Leben lang nicht einen Gedanken gehabt.
Ich erledigte meine Sachen. Ungenau, unsauber. War mit dem Kopf ganz woanders.
Bilder in mir. Wie er da hing, mit Schlinge um den Hals.
Blaue Lippen, Augenringe... blaue Striemen am Hals.
Ich stellte mir vor, wie sie ihn abschnitten.
Nein, eigentlich war es kein Vorstellen.
Eigentlich war es, als stünde ich ein paar Meter davor und würde zusehen.
Ich konnte die kalte Haut fühlen.
Vielleicht auch feucht vom Morgentau.
Ich versuchte mir vorzustellen, ob er vielleicht geweint hatte, bevor er gesprungen war.
Ob er es bereute, als er da hing und langsam erstickte.
Oder ob es vielleicht schnell gegangen war, durch einen Genickbruch.
Dann ging ich zu meiner Freundin.
Sie wusste es schon, denn ihre Augen waren dick und rot.
Ich nahm sie in den Arm. Auch ich musste weinen.
Sie sagte immer wieder: Warum war ich nicht da, als er starb?
Warum ist er nicht zu mir gekommen?
Die Wahrheit war leider, dass sie sich gestritten hatten, und diesen Streit nie aus der Welt geschaffen hatten.
Praktisch waren das die letzten Worte, die sie miteinander gewechselt hatten.
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Es ist jetzt zwei Jahre her.
Wir "Zurückgebliebenen" meiden den Ort, an dem er starb.
Zu viel Trauer ist dort, die uns beißt .
Zu viel Unbehagen.
Manche Bäume wecken unsere Erinnerung, denn nicht nur ich hatte mir vorgestellt, wie er dort gehangen hatte.
Die Stimmung ist gedrückt.
Wir leben weiter.
Und er wird nicht vergessen werden.
Aber die Frage: WARUM...
die bleibt er uns schuldig.
Wir hoffen, dass es schnell gegangen ist.
Dass er keine Zeit zum Bereuen hatte.
Dass er keine Schmerzen gehabt hat, weder beim Ruck, dr die Schlinge stramm zog, noch beim Baumeln, wenn der Körper immer schwerer wird, und die Luft immer knapper.
Wir hoffen, dass er keine Zeit hatte, um sein Leben im Schnelldurchlauf zu sehen.
Um sich zum Weiterleben entschieden zu haben, nachdem es dafür zu spät war.
Wir hoffen, dass er an uns gedacht hat, als er sprang.
Wir "Zurückgebliebenen" meiden den Ort, an dem er starb.
Zu viel Trauer ist dort, die uns beißt .
Zu viel Unbehagen.
Manche Bäume wecken unsere Erinnerung, denn nicht nur ich hatte mir vorgestellt, wie er dort gehangen hatte.
Die Stimmung ist gedrückt.
Wir leben weiter.
Und er wird nicht vergessen werden.
Aber die Frage: WARUM...
die bleibt er uns schuldig.
Wir hoffen, dass es schnell gegangen ist.
Dass er keine Zeit zum Bereuen hatte.
Dass er keine Schmerzen gehabt hat, weder beim Ruck, dr die Schlinge stramm zog, noch beim Baumeln, wenn der Körper immer schwerer wird, und die Luft immer knapper.
Wir hoffen, dass er keine Zeit hatte, um sein Leben im Schnelldurchlauf zu sehen.
Um sich zum Weiterleben entschieden zu haben, nachdem es dafür zu spät war.
Wir hoffen, dass er an uns gedacht hat, als er sprang.
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Anlässig des Thmas gibt es einen schönen Film, den ich hier gerne vorstellen würde.
Es geht um eine Frau, die beschließt, zu sterben.
Sie überlebt, jedoch wird sie durch die Folgen ihres Mordversuchs sterben.
Sie hat nur noch wenig Zeit, und merkt in dieser, wie wertvoll das Leben ist.
Es geht um eine Frau, die beschließt, zu sterben.
Sie überlebt, jedoch wird sie durch die Folgen ihres Mordversuchs sterben.
Sie hat nur noch wenig Zeit, und merkt in dieser, wie wertvoll das Leben ist.
[video][/video]
Mein bester Freund hat sich auch im Wald erhängt.
Allerdings weiß ich, warum, und verstehe, daß es so besser für ihn war.
Man muß differenzieren. So würde ich nicht sagen, daß das Leben pauschal lebenswert ist.
Auch erkennt man erst, wie lebenswert ein Leben ist, wenn man erkennt, wie wenig lebenswert ein anderes ist...
Das Schlimme und Schreckliche ist das Leben, nicht der Tod, denn das Leben ist voller Schmerz, während im Tod nichts mehr ist, gar nichts...
Allerdings weiß ich, warum, und verstehe, daß es so besser für ihn war.
Man muß differenzieren. So würde ich nicht sagen, daß das Leben pauschal lebenswert ist.
Auch erkennt man erst, wie lebenswert ein Leben ist, wenn man erkennt, wie wenig lebenswert ein anderes ist...
Das Schlimme und Schreckliche ist das Leben, nicht der Tod, denn das Leben ist voller Schmerz, während im Tod nichts mehr ist, gar nichts...
Erschütternd.
Ja, warum trifft es die Guten? Hier zwar der Tod aus eigener Hand, aber warum zog er diesen Schluss für sich? Meine Mutter nahm sich das Leben, und sie war eine der besten Menschen, die ich je kannte ... Sie trug so viel Leid ...
Eine Antwort darauf ist in diesem Leben nicht zu finden, man kann nur daran glauben, dass es einen Sinn macht. Vielleicht geht es Ihnen im Jenseits, im nächsten Leben dafür umso besser. Hoffen wir es.
Ja, warum trifft es die Guten? Hier zwar der Tod aus eigener Hand, aber warum zog er diesen Schluss für sich? Meine Mutter nahm sich das Leben, und sie war eine der besten Menschen, die ich je kannte ... Sie trug so viel Leid ...
Eine Antwort darauf ist in diesem Leben nicht zu finden, man kann nur daran glauben, dass es einen Sinn macht. Vielleicht geht es Ihnen im Jenseits, im nächsten Leben dafür umso besser. Hoffen wir es.
@To_muse_about
Danke für das Thema. Mir geht es ähnlich.
Allerdings plagen mich (noch?) Schuldgefühle. Nicht dagewesen zu sein, als er mich gebraucht hätte usw.
@Ive
Du hast eine wunderbar abgeklärte Sicht der Dinge. Ich kann das für mich noch nicht so sehen. Da steht immer noch das Leid im Diesseits im Vordergrund. Diese offenbare Verzweiflung, die zu dieser Tat geführt hat.
Lilly
Danke für das Thema. Mir geht es ähnlich.
Allerdings plagen mich (noch?) Schuldgefühle. Nicht dagewesen zu sein, als er mich gebraucht hätte usw.
@Ive
Du hast eine wunderbar abgeklärte Sicht der Dinge. Ich kann das für mich noch nicht so sehen. Da steht immer noch das Leid im Diesseits im Vordergrund. Diese offenbare Verzweiflung, die zu dieser Tat geführt hat.
Lilly
... as stubborn as a mule.
Alles hat einen Sinn, so auch das.Ive hat geschrieben:Eine Antwort darauf ist in diesem Leben nicht zu finden, man kann nur daran glauben, dass es einen Sinn macht.
Mein Freund litt z.B. an paranoider Schizophrenie UND bipolarer affektiver Störung und mußte so schwere Neurolepika nehmen, daß diese ihn permanent krank gemacht haben (dieses Präparat hat eine hohe Mortalitätsrate). Er hätte nicht mehr lange zu leben gehabt, und letzten Endes hätte es ihm passieren können, daß er festgeschnallt im Bett den Rest seiner Zeit abliegen muß ohne das Präparat aufgrund der zunehmenden organischen Beschwerden, seinen schrecklichen Halluzinationen wehrlos ausgeliefert. Das ist, und das sage ich als Atheist, die Hölle. Kann sich keiner von uns vorstellen - die ganze Welt ist hinter Dir hier, und am Ende hat sie Dich festgeschnallt...
Deswegen bin ich sogar froh, daß er so gegangen ist.
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Auch ich kenne diese andere Seite, dass der Tod besser als das Leben ist.
Viele, die ich betrauert habe, die teils auch natürlichen Todes starben, habe ich mir in Erinnerung gerufen.
Habe mich gefragt, was gewesen wäre wenn....
... wenn er nicht eines Alkoholtodes gestorben wäre...
... wenn sie wieder angefangen hätte zu leben...
Leider wäre keiner dieser Menschen der gewesen, der er war.
Der Eine wäre auf eine andere Weise gestorben, die Eine wäre sehr wahrscheinlich behindert gewesen, wäre sie wieder aufgewacht...
Man kann nur hoffen, dass es ihnen gut ging, und sie nichts bereut haben.
Für mich bleibt jeder in Erinnerung, ganz egal wie er starb, warum er starb...
sie haben mit dem Leben bezahlt, Vorwürfe oder Kopfschütteln ist somit nicht mehr angebracht.
Viele, die ich betrauert habe, die teils auch natürlichen Todes starben, habe ich mir in Erinnerung gerufen.
Habe mich gefragt, was gewesen wäre wenn....
... wenn er nicht eines Alkoholtodes gestorben wäre...
... wenn sie wieder angefangen hätte zu leben...
Leider wäre keiner dieser Menschen der gewesen, der er war.
Der Eine wäre auf eine andere Weise gestorben, die Eine wäre sehr wahrscheinlich behindert gewesen, wäre sie wieder aufgewacht...
Man kann nur hoffen, dass es ihnen gut ging, und sie nichts bereut haben.
Für mich bleibt jeder in Erinnerung, ganz egal wie er starb, warum er starb...
sie haben mit dem Leben bezahlt, Vorwürfe oder Kopfschütteln ist somit nicht mehr angebracht.
Ich kann sehr gut nachempfinden,was du da schreibst.Diese Ungewissheit,nie zu erfragen warum-keine Erklärung zubekommen,um es als "Hinterbliebener"zu verstehen,zu akzeptieren,zu verarbeiten.To_muse_about hat geschrieben:Es ist jetzt zwei Jahre her.
Wir "Zurückgebliebenen" meiden den Ort, an dem er starb.
Wir leben weiter.
Und er wird nicht vergessen werden.
Aber die Frage: WARUM...
die bleibt er uns schuldig.
Wir hoffen, dass es schnell gegangen ist.
Dass er keine Zeit zum Bereuen hatte.
Dass er keine Schmerzen gehabt hat, weder beim Ruck, dr die Schlinge stramm zog, noch beim Baumeln, wenn der Körper immer schwerer wird, und die Luft immer knapper.
Wir hoffen, dass er keine Zeit hatte, um sein Leben im Schnelldurchlauf zu sehen.
Um sich zum Weiterleben entschieden zu haben, nachdem es dafür zu spät war.
Wir hoffen, dass er an uns gedacht hat, als er sprang.
Wenn jemand seinen Freitot wählt,weil er unheilbarkrank ist,oder an paranoider Schizophrenie litt,oder in geraumer Zeit ein Pflegefall wäre usw.,und deshalb beschließt lieber in Würde zu gehen,als später gefesselt ans Bett dahinzusiechen...,da hinterlässt man ebenfalls den Hinterbliebenen Schmerz & Trauer,aber wenigstens weiß man da warum.Hier bekommt man ANtworten auf all diese Fragen,aber beim posting vonTo_muse_about wird dies nie der Fall sein!
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Stimmt.
Wenn jemand ein Leiden hat, kann ich es gut verstehen, wenn er gehen möchte.
Aber dieser Junge war gerade mal 25.
Sein ganzes Leben lag vor ihm.
Er war hübsch, er war klug...
Es bleibt die Frage: hey! Sind wir es nicht wert, dass du bleibst?
Können wir Freunde, wir alle, diesen einen Freund nicht aufwerten?
Aind wir alle dir nichts wert?
Obwohl auch wir zu dir standen?
Es ist schlimm, wenn einer so geht.
Einem das Gefühl gibt, dass man untätig war.
Dass man nicht geholfen hat, gleich, ob man hätte helfen können oder nicht.
Dass man so wenig wert ist, diese Qual der Verlassenheit ertragen zu müssen...
Wenn jemand ein Leiden hat, kann ich es gut verstehen, wenn er gehen möchte.
Aber dieser Junge war gerade mal 25.
Sein ganzes Leben lag vor ihm.
Er war hübsch, er war klug...
Es bleibt die Frage: hey! Sind wir es nicht wert, dass du bleibst?
Können wir Freunde, wir alle, diesen einen Freund nicht aufwerten?
Aind wir alle dir nichts wert?
Obwohl auch wir zu dir standen?
Es ist schlimm, wenn einer so geht.
Einem das Gefühl gibt, dass man untätig war.
Dass man nicht geholfen hat, gleich, ob man hätte helfen können oder nicht.
Dass man so wenig wert ist, diese Qual der Verlassenheit ertragen zu müssen...
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- [nicht mehr wegzudenken]
- , 23
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Das geht unter die Haut deine Beiträge, to_muse_about!
Lese wie gefesselt hier mit..
Habe oft diesen Todeswunsch und gerade wieder stark..
Jedenfalls wollte ich nur kurz die Meinung(en) einholen:
Was ist wenn........ man das aber im Brief an jemanden schreibt wie man sich fühlt und was man sich wünschst (also zb das jemand nur einen in den Arm nimmt oder kurz für einen da ist/sich meldet usw Und man es einfach nicht alleine schafft gerade.. Und niemand da zu sein scheint und so) und dann sich aber keiner darauf meldet....
Was soll man dann denken bzw was soll man dann tun?
Ich weiss, man sollte sich nicht nur von einer Person abhängig machen. Aber diese Person kannst du für alle anderen auch nehmen/werten. Und bevor dieser Rat mit dem "Professionellen Leuten" daherkommt, möchte ich gerade dies, für den Moment und der Vorstellung ausklammern!
Bitte, wenns geht, ausklammern!
Bestimmt Überforderung oder so......
aber wo ist das Herz geblieben? Oder das Mitleid? Oder der Trost?
Gibt es sowas nicht auf der Welt für den Moment (einen Menschen mit Herz) (wo man zb so weit unten ist, dass man glaubt, man verendet vor Schmerz), (wo man es am allermeisten braucht) ? Kann man sich das garnicht wünschen, weil es das nicht gibt oder nur gaaaaanz selten? (also diesen Menschen IN DEM Moment.. Und das andere in Klammern sind nur die Beschreibungen wie man sich fühlt als Beispiel )
Ich frage nicht nur dich to_muse, sondern auch alle anderen die hier schreibseln oder reingucken!
Ich wünschte so sehr, ich hätte darauf eine (oder auch mehere auf die vielen Fragen ^^) Antwort! Aber ich hab keine..
LG
P.S. Natürlich hab ich mir das Ganze schon alles umgedreht vorgestellt wenn ich die und der wäre usw.. Trotzdem: Ich kriege diese Antwort nicht..
Lese wie gefesselt hier mit..
Habe oft diesen Todeswunsch und gerade wieder stark..
Jedenfalls wollte ich nur kurz die Meinung(en) einholen:
To_muse_about hat geschrieben: Es bleibt die Frage: hey! Sind wir es nicht wert, dass du bleibst?
Können wir Freunde, wir alle, diesen einen Freund nicht aufwerten?
Aind wir alle dir nichts wert?
Obwohl auch wir zu dir standen?
Was ist wenn........ man das aber im Brief an jemanden schreibt wie man sich fühlt und was man sich wünschst (also zb das jemand nur einen in den Arm nimmt oder kurz für einen da ist/sich meldet usw Und man es einfach nicht alleine schafft gerade.. Und niemand da zu sein scheint und so) und dann sich aber keiner darauf meldet....
Was soll man dann denken bzw was soll man dann tun?
Ich weiss, man sollte sich nicht nur von einer Person abhängig machen. Aber diese Person kannst du für alle anderen auch nehmen/werten. Und bevor dieser Rat mit dem "Professionellen Leuten" daherkommt, möchte ich gerade dies, für den Moment und der Vorstellung ausklammern!
Bitte, wenns geht, ausklammern!
Bestimmt Überforderung oder so......
aber wo ist das Herz geblieben? Oder das Mitleid? Oder der Trost?
Gibt es sowas nicht auf der Welt für den Moment (einen Menschen mit Herz) (wo man zb so weit unten ist, dass man glaubt, man verendet vor Schmerz), (wo man es am allermeisten braucht) ? Kann man sich das garnicht wünschen, weil es das nicht gibt oder nur gaaaaanz selten? (also diesen Menschen IN DEM Moment.. Und das andere in Klammern sind nur die Beschreibungen wie man sich fühlt als Beispiel )
Ich frage nicht nur dich to_muse, sondern auch alle anderen die hier schreibseln oder reingucken!
Ich wünschte so sehr, ich hätte darauf eine (oder auch mehere auf die vielen Fragen ^^) Antwort! Aber ich hab keine..
LG
P.S. Natürlich hab ich mir das Ganze schon alles umgedreht vorgestellt wenn ich die und der wäre usw.. Trotzdem: Ich kriege diese Antwort nicht..
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..
Lieben Gruss und bis bald!
Lieben Gruss und bis bald!
Es sind also körperliche Leiden die Verständnis bewirken, keine seelischen? Bisher war noch jede meiner körperlichen Krankheiten angenehmer, leichter zu ertragen, als die seelischen. Ich weiss nicht wie das bei Krebs ist, aber ich habe gelesen, dass Menschen die beides im Leben schon einmal durch gemacht haben: Herzinfarkt und Depression, der Meinung waren, die Depression wäre schlimmer.
Nur weil ein Mensch äußerlich noch "frisch" ist, wie auch immer man das sehen mag, heisst das noch nicht, dass er innerlich gesund ist. Leider wird zu oft der Körper mit der Seele gleich gesetzt. Aber wenn einer an einer Krankheit, oder dem Alter stirbt, ist vielleicht seine Seele auch gesund... der Körper geht. Warum also nicht umgekehrt? Was ist wirklich besser?
Da ich auch immer wieder Gedanken hatte (derzeit nicht, was sehr sehr gut ist), beschäftigte ich mich auch damit, was ich anderen antun würde. Ich fragte mich auch, was wäre wenn - was würden die Leute gehabt haben wollen? Welche Chancen? Weil hinterher hätten ja meist alle alles getan... hätten sie es, wäre es nicht passiert. Ich frage mich halt auch, inwieweit das Nötigung wäre. Also, wenn ich zb. Suizidabsichten habe, und sie kommuniziere. Vielleicht kommuniziere, dass ich mich so einsam fühle, so verlassen... dass ich sterben möchte. Wie weit wären andere bereit, dann da zu sein? Wie weit würde ich sie dazu nötigen? Ok, körperlich Kranke "nötigen" ja so gesehen auch das Umfeld... hmmm...
Dann dachte ich mit schon, dass andere traurig wären. Dachte an bestimmte Menschen. Fragte mich aber, ob es sich wirklich lohnen würde, für sie zu leben. Ob meine Qual tatsächlich mit der Trauer eines anderen mithalten kann. Einer von uns muss leiden, entweder ich, indem ich lebe, oder der Andere, indem ich gehe. Die Trauer anderer behindert sie vielleicht (je nach Beziehungsgrad) nicht so, wei mich meine Qual...
Überlegungen...
Wenn jemand geht, hat er driftige Gründe. Gründe, die sich nicht "mal so" wegwischen lassen. Keiner geht gern. Auch wenn es von aussen betrachtet Lappalien sein mögen. Es tut immer weniger weh, zuzusehen als es selber zu erleben. Manche können ihre Gründe nicht verbal formulieren, nicht aufschreiben. Sie wollen trotz ihrer Todeswahl nicht "schwach" sein, nicht anklagen... Was hätte dieser Freund geschrieben, gesagt? Wäre damit wirklich jemandem geholfen gewesen? Hätte ja auch belasten können.
Nur weil ein Mensch äußerlich noch "frisch" ist, wie auch immer man das sehen mag, heisst das noch nicht, dass er innerlich gesund ist. Leider wird zu oft der Körper mit der Seele gleich gesetzt. Aber wenn einer an einer Krankheit, oder dem Alter stirbt, ist vielleicht seine Seele auch gesund... der Körper geht. Warum also nicht umgekehrt? Was ist wirklich besser?
Da ich auch immer wieder Gedanken hatte (derzeit nicht, was sehr sehr gut ist), beschäftigte ich mich auch damit, was ich anderen antun würde. Ich fragte mich auch, was wäre wenn - was würden die Leute gehabt haben wollen? Welche Chancen? Weil hinterher hätten ja meist alle alles getan... hätten sie es, wäre es nicht passiert. Ich frage mich halt auch, inwieweit das Nötigung wäre. Also, wenn ich zb. Suizidabsichten habe, und sie kommuniziere. Vielleicht kommuniziere, dass ich mich so einsam fühle, so verlassen... dass ich sterben möchte. Wie weit wären andere bereit, dann da zu sein? Wie weit würde ich sie dazu nötigen? Ok, körperlich Kranke "nötigen" ja so gesehen auch das Umfeld... hmmm...
Dann dachte ich mit schon, dass andere traurig wären. Dachte an bestimmte Menschen. Fragte mich aber, ob es sich wirklich lohnen würde, für sie zu leben. Ob meine Qual tatsächlich mit der Trauer eines anderen mithalten kann. Einer von uns muss leiden, entweder ich, indem ich lebe, oder der Andere, indem ich gehe. Die Trauer anderer behindert sie vielleicht (je nach Beziehungsgrad) nicht so, wei mich meine Qual...
Überlegungen...
Wenn jemand geht, hat er driftige Gründe. Gründe, die sich nicht "mal so" wegwischen lassen. Keiner geht gern. Auch wenn es von aussen betrachtet Lappalien sein mögen. Es tut immer weniger weh, zuzusehen als es selber zu erleben. Manche können ihre Gründe nicht verbal formulieren, nicht aufschreiben. Sie wollen trotz ihrer Todeswahl nicht "schwach" sein, nicht anklagen... Was hätte dieser Freund geschrieben, gesagt? Wäre damit wirklich jemandem geholfen gewesen? Hätte ja auch belasten können.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Arta hat geschrieben:Ich frage mich halt auch, inwieweit das Nötigung wäre. Also, wenn ich zb. Suizidabsichten habe, und sie kommuniziere. Vielleicht kommuniziere, dass ich mich so einsam fühle, so verlassen... dass ich sterben möchte. Wie weit wären andere bereit, dann da zu sein?
Genau!
Arta hat geschrieben:Dann dachte ich mit schon, dass andere traurig wären. Dachte an bestimmte Menschen. Fragte mich aber, ob es sich wirklich lohnen würde, für sie zu leben. Ob meine Qual tatsächlich mit der Trauer eines anderen mithalten kann. Einer von uns muss leiden, entweder ich, indem ich lebe, oder der Andere, indem ich gehe. Die Trauer anderer behindert sie vielleicht (je nach Beziehungsgrad) nicht so, wei mich meine Qual...
Überlegungen...
Genau! Darüber über alles, dachte ich schon auch ab und zu drüber nach..
Das sind traurige Fragen und ich hoffe, hier kommt keiner rein, und redet alles mal runter oder sagt, dass man doch nicht nur wegen anderen leben sollte usw usf. Ich denke, das wissen doch alle irgendwo, dass es vlt falsch ist so zu denken, jedoch geben wir uns ein Stück weit schon auf, weil wir garkeine Kraft auch mehr haben für uns nur zu leben und nicht nur für die Anderen.. Jedenfalls geht es mir so des Öfteren..
Der Glaube geht verloren an sich ja auch zum Teil.. Bei dem Einen mehr und bei der anderen weniger..
Individuell.
LG
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..
Lieben Gruss und bis bald!
Lieben Gruss und bis bald!
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