männlicher Therapeut, weibliche Patientin: Erfahrungen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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schneeflocke20
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männlicher Therapeut, weibliche Patientin: Erfahrungen?

Beitrag Di., 11.01.2011, 11:44

Hallo,

was habt ihr für Erfahrungen mit männlichen Therapeuten gemacht?
Gibt es da Unterschiede zu weiblichen Therapeuten?
Und: könnt ihr mit eurem Therapeuten auch über intime Sachen sprechen?
Habt ihr das Gefühl, er kann die Sichtweise von Frauen nachvollziehen?

Ich bin auch bei einem TherapeutEN und mir fällt es manchmal schwer, Frauen- Sachen (sexuelle Probleme, Körpergefühl,Menstruationsbeschwerden, Frauenrolle, sexuelle Übergriffe) anzusprechen, das fällt mir bei meiner Betreuerin leichter, weil man gleichgeschlechtlich ist.
Geht es jemanden ähnlich?

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Lilly111
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Beiträge: 938

Beitrag Di., 11.01.2011, 12:36

Hallo schneeflocke,

ich habe auch einen Therapeuten und komme gut mit ihm klar. Allerdings wollte ich von Anfang einen Mann und habe daher kaum Erfahrungen mit Frauen (mit Ausnahme einer probatorischen Stunde), kann also keine Vergleiche anstellen.
Der Thera lebt ja nicht im luftleeren Raum oder nur unter Männern, d.h. weibliche Befindlichkeiten und Emotionen sind ihm aus seinen eigenen Beziehungen bekannt. Ausserdem ist es doch sein Beruf sich auch mit den speziell weiblichen Problemen zu beschäftigen.
Wenn Du sonst Vertrauen zu ihm hast, würde ich ihm diese Art Probleme auch "vor die Füße kippen".

Bei Frauenärzten habe ich sogar ganz krass die Erfahrung gemacht, dass Männer die eindeutig einfühlsameren Gyns sind. Frauen gehen da scheinbar mit der Einstellung "nun haben sie sich mal nicht so" ran; Männer wissen, dass sie da was Wertvolles vor sich haben.

Lilly
... as stubborn as a mule.

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Sera
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Beiträge: 36

Beitrag Di., 11.01.2011, 18:42

Ich bin auch bei einem männlichen Therapeuten. Anfangs war ich skeptisch, weil ich ohnehin ein seltsames Verhältnis zu Männern habe. Meine erste Anlaufstelle war daher eine Frau. Die wiederum empfiehl mir meinen jetzigen Thera. Eben auch mit der Begründung, dass es für mich wichtig sei, ein anderes Verhältnis zu Männern zu bekommen 8Das war nicht der einzige Grund, aber eben eines ihrer Argumente)

Nun gut, es ist nicht immer einfach, gerade wenn es eben um körperliche Themen geht. Aber das Gefühl, das ich nach diesen schwierigen Themen habe ist unglaublich gut. Mein Thera geht mit meinen weiblichen Schwierigkeiten hervorragend um. Hätte es mir nie so gedacht. Das zeigt mir eben auch, dass er Ahnung hat. Von seinem Handwerk. Und vom Leben.
Per obscuritate ad lucem - Durch die Dunkelheit ans Licht

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Susanna85
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Beiträge: 181

Beitrag Di., 11.01.2011, 19:27

Also ich bin auch bei einem männlichen Therapeuten. Bin jetzt ca ein halbes Jahr bei ihm und hab bis jetzt nur gute Erfahrungen sammeln können. Zwischenzeitlich haben sich die Themen sehr verändert, im moment ist Sexualität und Liebe unser Hauptthema (durch die Übertragungsliebe wurde das Thema aufgegriffen).
Ab und zu spür ich schon Hemmungen, grade wenns um Details oder best. Vorlieben geht. Aber die hätte ich bei einer Therapeutin genauso, wenn nicht sogar noch mehr. Und diese Hemmungen enstehen, denke ich, größtenteils auch aufgrund der Tatsache, dass ich diese best. Vorlieben gern mit ihm teilen würde und er das auch weiß.
Ich glaube fast, da ist es dann normal Hemmungen zu verspüren.

Auf jeden Fall geht mein Thera sehr empfindsam mit solch brisanten Themen um und man fühlt sich gut aufgehoben. Und es ist auch schön zu sehen, wie die therap. Beziehung durch diese Themen intensiver wird. Mein Thera hat mir das letzte mal erzählt, dass auch er sich anfangs in seine Therapeutin verliebt hat. Da wächst das Vertrauen dann auf beiden Seiten...

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SamuelZ.
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Beitrag Di., 11.01.2011, 21:53

Es stört mich, dass mein Therapeut sehr schnell viel Verständnis für die männliche Sicht der Dinge zeigt, z.B. bei Obszönitäten: "Die wollten Ihnen auf ihre Weise ein Kompliment machen" oder dann von Gegenübertragung bei den Männern redet, die anscheinend nur auf meine "Reize" reagieren würden. Dies hat dazu geführt, dass ich lange Zeit keine sexuellen Themen mehr aufgegriffen habe. Dies wird sich aber in den nächsten Wochen ändern, hoffentlich. Ich hoffe, durch die Beschäftigung mit diesen Themen an meine negative Einstellung gegenüber der männlichen Sexualität heranzukommen. Da steckt sehr viel Wut in mir drin. Die kann ich dann idealerweise an meinem männlichen Therapeuten abarbeiten, so meine Idee.

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AnnaBlume
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Beiträge: 104

Beitrag Di., 11.01.2011, 22:08

Ich bin auch bei einem männlichen Therapeuten, weil ich mir das ganz bewusst so ausgesucht habe. Ich konnte mich schon immer besser mit Männern austauschen. Solltest Du allerdings merken, dass Du bestimmte "frauenspezifische Themen" auf Dauer nicht mit ihm besprechen kannst, solltest Du m.E. vielleicht schon in Erwägung ziehen, zu einer Frau zu wechseln.
Alles Liebe,
A.

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fairytale
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Beiträge: 515

Beitrag Di., 11.01.2011, 22:25

Ich war bei einem männlichen Therapeuten. Mir ist dann aber aufgefallen, dass ich nicht wirklich mit ihm sprechen kann und sich immer mehr ein Schutzschild um mich aufgebaut hat. Mir ging es da wie dir, Schneeflocke, dass ich mit ihm über "frauen-sachen" nicht reden konnte, mit einer weiblichen Person dagegen etwas besser.

Ich denke, dass ist von Frau zu Frau anders, ob sie nun lieber mit einem Mann spricht oder einer Frau.
Ich möchte mir Froot Loops in die Haare fädeln und im Regen spazieren gehen. Dann läuft mir ein Regenbogen die Schultern runter.
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Lockenkopf
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Beiträge: 2400

Beitrag Di., 11.01.2011, 23:52

Ich hatte sowohl einen männlichen wie auch einen weiblichen Psychotherapeuten. Wichtiger als das Geschlecht, ist mir von meinem Therapeuten verstanden zu werden.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Gast
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Beitrag Mi., 12.01.2011, 09:08

Hallo Schneeflocke

ich möchte dir gern mal so antworten, dass es nicht nur meine ganz persönliche Erfahrung betrifft. Ich war bei männlichen Therapeuten. Weil?
Na weil ich im Charakter der Menschen kein Geschlecht sehe. Führt aber zu weit, mich darüber auszulassen und ginge womöglich an deiner Frage vorbei.

Ich denke, die Ansätze von Susanna
Aber die hätte ich bei einer Therapeutin genauso, wenn nicht sogar noch mehr.
und von Anna Blume sind ausschlaggebend für das zurechtkommen mit gegengeschlechtlichen Therapeuten
Ich bin auch bei einem männlichen Therapeuten, weil ich mir das ganz bewusst so ausgesucht habe. Ich konnte mich schon immer besser mit Männern austauschen
Wenn ich jetzt mal nur die weibliche Sicht berücksichtige (Männer bei TherapeutINnen hätten ja im Umkehrschluß auch Probleme über z.B. Penis, Potenz, Versagensangst etc zu sprechen)
dann würde ich es so auf den Punkt bringen:

Eine Frau, die dem Mann ansich per se unterstellt, chauvinistisch, sexistisch etc zu sein oder grundsätzlich männlichem Verhalten (das definiere ich mal nicht, sondern setze voraus, dass da in etwa ähnliche Muster drunter verstanden werden) skeptisch und angstvoll ggübersteht, die ist mit Sicherheit falsch bei einem männlichen Thera.

Es sei denn, sie ist wie z.B. Sera so deutlich bereit, sich diesen Mustern in sich zu stellen

Eben auch mit der Begründung, dass es für mich wichtig sei, ein anderes Verhältnis zu Männern zu bekommen 8Das war nicht der einzige Grund, aber eben eines ihrer Argumente)
Sera bekam also den HInweis, dass da etwas sein könnte, was sie besser mit einem Mann bearbeiten könnte und war offen sich darauf einzulassen. Das Ergebnis liest sich ja in ihrem Beitrag (man soll ja nicht fullquote machen)

Hätte sie diesen Hinweis bekommen und würde ihrem Thera Dinge unterstellen, die SIE in sich trägt gegenüber Männern, wäre es schief gegangen.

Deshalb halte ich die Sicht und noch mehr die Reaktion von Sandy darauf für fatal
Es stört mich, dass mein Therapeut sehr schnell viel Verständnis für die männliche Sicht der Dinge zeigt, z.B. bei Obszönitäten: "Die wollten Ihnen auf ihre Weise ein Kompliment machen" oder dann von Gegenübertragung bei den Männern redet, die anscheinend nur auf meine "Reize" reagieren würden. Dies hat dazu geführt, dass ich lange Zeit keine sexuellen Themen mehr aufgegriffen habe.
Wenn Frau per se dem männlichen Thera bei einer derartigen Aussage männliches Verständnis -im Sinne von: Männer sind eh alle gleich...- für Verhalten was Frau verletzt unterstellt und dann statt im geschützten Raum der Therapie auf ihre Verletzung zu 'bestehen' mit Rückzug reagiert, finde ich eindeutig eine Therapeutin sinnvoller für das weiterkommen mit den weiblichen Themen.

Wut auf Männer (als Täter oder sonstwie) am Thera abzuarbeiten führt meiner Ansicht nach nur dazu, dem nächsten Mann das gleiche zu unterstellen. Die Wut wäre meiner Ansicht ach ja nur innerhalb eines ansich geschützten Rahmens erlebt und ausgelebt.
Wut sollte thematisiert werden und so bearbeitet werden, dasssie RAum draussen bekommt, nicht abgearbeitet beim Thera.

Wichtig wäre aber bei Wut (oder was auh immer gegen Männer) diese frühzeitig zu erkennen und für sich als Frau grade zu stehen.
Also in dem beschriebenen Beispiel NICHT mit Rückzug zu reagieren wenn Frau fühlt dass der männliche Thera das tut, was Frau im Blick auf männliches Verhalten moniert.

Ich glaube grundsätzlich dass der männliche Therapeut, das hat Lilly auf den Punkt gebracht, nicht im Luftleeren Raum lebt und zu den reflektierten männlichen Menschen gehören MUSS, schon durch seinen Beruf.

Das darf aber nicht per se heissen, dass Frau davon ausgehen willl, ihn zur weiblichen Sichtweise überzeugen zu wollen. Ein männlicher Thera ist (zum Glück) ja ein Mann.

Eine Frau, die zu einem männlichen Thera geht, muss sich darüber im klaren sein, dass die letztlich AUCH männliche Perspektive auf ihr Problem sie weiterbringen kann, WENN sie bereit ist, sich zu stellen.

Ein sich stellen ggüber einer Frau kann genauso schwierig sein.
Da ist die Mutter, die Konkurrenz (im weitesten Sinne: DIE kann das und ich-Frau- nicht) etc.

Fortsetzung folgt
Zuletzt geändert von Gast am Mi., 12.01.2011, 09:15, insgesamt 2-mal geändert.


Gast
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weiblich/female, 46
Beiträge: 2008

Beitrag Mi., 12.01.2011, 09:09

Fortsetzung

Als Fazit möchte ich sagen: wenn du die Scham, die für dich mit allen (weiblichen) intimen Themen verbunden ist, nicht in kleinen Schritten überwinden kannst, dann wäre eine gleichgeschlechtliche Therapeutin tatsächlich besser.
Wenn es 'nur' die Scham ist grundsätzlich intime Themen zu thematisieren, kannst du davon ausgehen, dass dem Therapeuten nichts fremd ist.
Er hat gelernt mit allen solchen Dingen umzugehen. Stell dir mal einen Mann beim männlichen Thera vor.

Ein Patient, der, nehmen wir das mal an, Potenzprobleme hat seit seiner Depression o.ä.
Der denkt nun, der Thera, der ja ein Mann ist, ist ein potenter Kerl und wie peinlich es nun für den gleichgeschlechtlichen Patienten sein könnte, sein 'versagen' zu thematisieren....

Du siehst, DU allein solltest in dir gucken, was genau dich hemmt.
So als kleiner Nebeneffekt könnte das thematisieren von (weiblichen) intimen Themen beim männlichen Mensch (der ein Thera ja ist) dazu helfen, in privaten Beziehungen zu Männern DEINE Sachen offener zu legen zu lernen. Oder?




Rosenrot

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carö
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Beitrag Mi., 12.01.2011, 13:25

hallo schneeflocke,

erstmal möchte ich mich rosenrots sehr differenzierten aussagen anschliessen. finde das thema sehr schön von allen möglichen seiten beleuchtet. sie ensprechen auch meinen erfahrungen.

ich habe gezielt einen männlichen therapeuten ausgesucht. dabei habe ich mich gefühlsmäßig leiten lassen. eine frau als therapeutin konnte ich mir einfach nicht vorstellen. inzwischen weiss ich, dass zum damaligen zeitpunkt mein bauchgefühl die richtige wahl getroffen hatte. mein misstrauen und meine ängste frauen ggü. waren wohl zu groß und zu tiefgreifend, als dass ich eine echte chance gehabt hätte, das wirklich zu bearbeiten. frauen habe ich oft als distanziert und kalt, herrisch und manipulierend erlebt. männer waren für mich die, die warmherziger und emotionaler wirkten. dass ich das damals so empfunden habe, kann ich ganz eindeutig aus meiner geschichte ableiten. zwar kam ich bei dem männlichen therapeuten ebenso mit all den schwierigen gefühlen in berührung, konnte mich da aber vermutlich eher auf eine arbeit mit diesen gefühlen einlassen. die gefahr, dass ich bei einer frau schlicht "rot" sehe, um es vereinfacht auszudrücken, wäre wohl ziemlich groß gewesen. insofern, ist es wichtig, sich selbst zu fragen, ob es eher mit einem männlichen oder weiblichen therapeuten (gefühlsmäßig) vorstellbar ist.
grundsätzlich denke ich aber auch, dass im grunde jedes thema sowohl mit einem mann als auch einer frau bearbeitbar ist.

ich kann schon verstehen, dass es erstmal unangehem oder ungewohnt ist über sexuelle themen oder "frauenthemen" in der therapie mit einem mann zu sprechen. ich bin diesbezüglich frauen ggü. auch wesentlich offener erstmal, da muss ich nicht lange überlegen, wie oder ob ich was sagen kann. eine gewisse überwindung hat es mich schon gekostet bei meinem männlichen thera. aber ... keine ahnung, ich habs versucht und es ging.. sogar sehr gut. ich habe im rahmen der therapie im grunde gleich eine "sexualtherapie" mitgemacht.. hatte große probleme im sexuellen bereich.. ich wollte und konnte aber mit ihm gut darüber sprechen. und er war als mann sehr einfühlsam und so offen, dass ich auch immer offener werden konnte.

auch die anderen von dir angesprochen themen gingen für mich sehr gut mit ihm als mann... er hat mir nie das gefühl vermittelt, als könne er sich nicht eindenken oder einfühlen. um das "frauentypische" vielleicht deutlicher zu machen, hat er manchmal explizit gesagt, dass ihm dies und jenes wasweissich... schwangere... mütter.. menstruierende ... etc (um was es da halt dann so ging) so und so berichtet hätten. das fand ich immer irgendwie süss, so bemüht

aber, wie gesagt, das ist eben eine sehr individuelle sache, in wieweit das für einen auch vorstellbar ist.

mein thera wurde im grunde für mich auch zum dem, den ich gebraucht habe... mal war er sehr einfühlsam und mütterlich zu mir, dann wiederum konnte ich von seiner sicht als mann profitieren, zB u.a. als es darum ging, meine probleme in der partnerbeziehung zu bearbeiten. ich habe sehr davon profitiert, dass er mich die seite meines partners hat besser erkennen lassen, so dass ich lernen konnte, mich besser einzufühlen. klar, manchmal wars nicht so leicht und ich hab mich manchmal - bzw. anfangs - unverstanden gefühlt, wenn er diese männliche sicht eingebracht hat, aber es war sehr hilfreich einen perspektivwechsel vornehmen zu können, der mir ermöglicht hat auch meinen partner besser zu verstehen...

soweit von mir...

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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saffiatou
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Beitrag Mi., 12.01.2011, 20:08

Hallo,

selbstverständlich ist es am Wichtigsten, daß man Vertrauen zu seinem Therapeuten hat und sich dort aufgehoben fühlt.

Erst mit diesem Thread habe ich mir Gedanken über meine Therapeutenwahl gemacht und unbewußt habe ich ebenfalls einen männlichen Therapeuten ausgesucht. Ich denke bei mir liegt es daran, daß ich einen Vaterersatz gsucht habe. Ich habe sehr großes Vertrauen, es hat gedauert, mich zu öffnen, aber inzwischen habe ich keine Bedenken mehr auch Intimes mit ihm zu besprechen. Er ist sehr sehr vorsichtig und empathisch.

Die Wahl eines Therapeuten ist denke ich immer sehr spezifisch für jede/n Klient/In spielen andere Gründe eine Rolle warum man einen gleich- oder andersgeschlechtlichen Therapeuten auswählt, denn jeder hat seine eigene Geschichte, die ihn/sie geprägt hat. Aber ich bin sicher, daß es nichts mit dem Geschlecht zu tun hat, daß ein Therapeut weniger empathisch ist als eine Therapeutin, denn sie sind Profis. Sicher können sie bei einigen Themen nicht mit eigener Erfahrung beitragen, aber ich denke, daß ist auch nicht notwendig.

Viele Grüße Saffiatou
never know better than the natives. Kofi Annan

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münchnerkindl
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Beiträge: 9739

Beitrag Mi., 12.01.2011, 21:02

SandyZ. hat geschrieben:Es stört mich, dass mein Therapeut sehr schnell viel Verständnis für die männliche Sicht der Dinge zeigt, z.B. bei Obszönitäten: "Die wollten Ihnen auf ihre Weise ein Kompliment machen" oder dann von Gegenübertragung bei den Männern redet, die anscheinend nur auf meine "Reize" reagieren würden. Dies hat dazu geführt, dass ich lange Zeit keine sexuellen Themen mehr aufgegriffen habe. Dies wird sich aber in den nächsten Wochen ändern, hoffentlich..


Da wird man zum Sexobjekt gemacht und zur Aufgeilung benutzt, das wird dann auch noch verbal zum Ausdruck gebracht in Form einer Anmache, und das sieht er als Kompliment?

Boah, da wäre bei mir die Therapie beendet. Obszönitäten ein Kompliment und eine Gegenübertragung, Ich glaube bei dem Kerl hakt es!

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CrazyChild
Forums-Gruftie
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Beiträge: 942

Beitrag Do., 13.01.2011, 13:20

[quote="münchnerkindl"]Boah, da wäre bei mir die Therapie beendet. Obszönitäten ein Kompliment und eine Gegenübertragung, Ich glaube bei dem Kerl hakt es!

...ich meine das jetzt nicht so bös wie ich es schreibe...aber...ich finde das typisch Mann...meine das auch nicht allgemeingültig für alle Männer...aber...die meisten Männer sind einfach so...die können gar nicht anders...rein evolutionsmäßig schon...daß sowas in einer Therapie vielleicht falsch rüberkommen kann, keine Frage...obwohl ich glaube, daß es der Thera gar nicht so gemeint hat...

Ich habe auch die Vergleichsmöglichkeit Therapeut/IN - hatte erst einen männlichen Therapeuten, mit dem ich auch sehr gut klar gekommen bin, aber im Vergleich zu meiner jetzigen TherapeutIN merke ich, daß hier gefühlsmäßig wirklich WELTEN dazwischen sind, in Bezug auf Einfühlungsvermögen, Empathie, Vertrauen etc. - ich glaube, man kann das aber nicht verallgemeinern...bestimmt gibt es auch männliche Therapeuten, die einfühlsamer als manch weibliche Therapeutin sein können und umgekehrt...

Letztendlich muss man sich wohlfühlen und aufgehoben fühlen, da ist es egal ob Mann oder Frau.

CrazyChild
LG, CrazyChild

***stay strong***

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mitsuko
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Beiträge: 1532

Beitrag Do., 13.01.2011, 13:57

Ich hatte zunächst eine Therapeutin und hätte auch damals keinen männlichen Tehrapeuten gewollt. Es ist glaube ich so, dass ich generell eine latent positivere, optimistischer Haltung Frauen gegenüber habe als Männern. So konnte ich mich auch verhältnismäßig leicht öffnen und fühlte mich gut bei ihr aufgehoben, was damals für mich sehr wichtig war. Ich glaubte ihr auch, dass sie es gut mit mir meint.
Als ich dann irgendwann gewechselt habe, suchte ich mir einigermaßen gezielt einen Mann, weil ich mir dachte, das ist die gute Möglichkeit genau auch meine Männersicht in die Therapie mit einzubringen. Ich muss sagen, es fiel und fällt mir viel schwerer Vertrauen aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Außerdem schiebe ich dem Therapeuten, mehr als ich es damals bei der Therapeutin getan habe, ständig irgendwelche fiesen und egoistischen Motive unter. Ich erwische mich häufig wie ich permanent auf der Lauer bin, weil ich erwarte, er werde mich irgendwie in die Pfanne hauen.
Na ja, auf der einen Seite ist das sehr spannend und eröffnet mir einen Blick auf diese ganze Problematik, die dann auch wieder mit allem möglichen anderen Kram was zu tun zu haben scheint. Andererseits hat es natürlich manchmal den Nachteil, dass ich Dinge zurückhalte, weil ich meine, er kann da eh nicht helfen oder, mehr noch, weil ich glaube mich vor ihm schützen zu müssen.

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