Übertragung - Gegenübertragung

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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sweet_hom_hh
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Übertragung - Gegenübertragung

Beitrag Sa., 25.12.2010, 22:49

Hallo Leute,
es wird viel und oft über die berühmte Übertragung gesprochen. Viele Patienten "leiden" dadrunter. Das könnte ich für mich definieren und ich glaube es ist sogar treffend. Es ist eine oder mehrere Erinnerungen von Gefühlen, die wir auf den Therapeuten übertragen. Meist positiv, meist zu sehr intensiv positiv. Es ist aber eben eine Erinnerung.

Aber was ist Gegenübertragung????
Nur bitte, keine google oder so. Ich würde gerne erfahren was Ihr drunter versteht, vielleicht eine "selbst definition" OHNE Fachchinesisch.

Bin gespannt.
Sweety
ta tü ta ta

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ENA
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Beitrag Sa., 25.12.2010, 22:58

Das was der Therapeut auf Dich überträgt bzw. wie er auf Deine Reaktion reagiert... .
Also: Du bist sauer auf ihn (weil Dich vielleicht etwas an seinem Verhalten an Deinen Vater erinnert). Er bekommt diese Wut mit und auch bei ihm entsteht ein Gefühl. Das kann er Dir dann mitteilen und ihr könnt damit arbeiten (wenn die Therapie funktioniert...).
Dafür wird es hilfreich sein, wenn dem Therapeuten relativ klar ist, worauf er da reagiert bzw. warum er so und so reagiert und empfindet. Einfach, um Auszuschließen, dass seine Reaktion auf Dich nicht auch ein altes Ding ist. (Also er kann sich dann ruhig an was Altes erinnert fühlen, sollte das nur auseinanderhalten können und nicht darin versinken, wie es vielleicht der Klient grad tut...). Wenn er das klar hat: Wunderbar.
Um solche Dinge klar zu bekommen, gibt es für Therapeuten ja u.a. auch Supervision... .


Nachtrag:
Ich weiß, dass Du keine Facherklärung aus dem Internet wolltest, aber diese Wikipedia-Erklärung finde ich eigentlich ganz gut gemacht, noch dazu mit Beispiel! Vielleicht ist das ja doch was für Dich. Guck ruhig mal rein...:

http://de.wikipedia.org/wiki/Gegen%C3%BCbertragung
Zuletzt geändert von ENA am Sa., 25.12.2010, 23:10, insgesamt 2-mal geändert.

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jennyfer
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Beitrag Sa., 25.12.2010, 23:03

Beitrag entfernt

Liebe Grüsse
jennyfer
Zuletzt geändert von jennyfer am So., 26.12.2010, 10:07, insgesamt 1-mal geändert.
...

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sweet_hom_hh
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Beitrag Sa., 25.12.2010, 23:33

Danke.
ENA so was hatte ich mir gedacht...
Es ist mir irgendwie unangenehm das ganze... weil:

Ich stellte die Frage, denn ich den Begriff "Gegenübertagung" von meiner HÄ hörte in zusammenhang mit meiner ex Therapeutin und ex Therapie. Den Bergiff hörte ich erst nach dem ich meine Thera abbrachte. Das tat ich auf Grund von Zwischenfällen (von den ich meiner HÄ berichtete).
Meine ex Therapeutin sendete mir Signale (die ich viel zu spät gedeutet hatte). Ich wollte die auch nicht Wahr nehmen- denn so was "gibt es nicht" Meine ex Thera fing mich irgenndwan mehr zu mögen als es uns beiden gut täte - sagte meine HÄ nach dem sie einen "Vertraulichen" Brief an sie von der Thera bekam. Über den Inhalt wollte sie mich nicht wirklich, ausfühlich belehren. Doch das was ich hörte reichte mir.
Nach dem ich abbrach bekam ich den Jezorn "einer abgewisenen Frau" zu spühren... Keine Spur von einer Therapeutin- Sag ich mal so. Das geht noch bis heute so.

Ich fragte mich: man wann und was ist falsch gelaufen...??!? Dann fiel es mir ein! Sie fragte mich mal was mit meiner Übertragungsliebe zu Ihr sei. Darauf reagierte ich ganz normal, vielleicht etwas kühl und sagte, dass das sich längst gelegt hatte und von "Liebe" so wie so keine Rede war. Dass sie mein Thera ist - nicht mehr und nicht weniger. Ab da fing es an...
ENA, ja sie hätte eine Supervison machen sollen...
Ist das auch eine Gegenübertragung? Etwas das sie als solche nicht gesehen hatte??

LG und Dank
Sweety
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ENA
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Beitrag So., 26.12.2010, 09:53

Hallo sweet_hom_hh,

ich verstehe, dass Du Dir auch jetzt im Nachhinein noch Gedanken darüber machst, aber ich glaube, was es war, kann hier niemand sagen, vermutlich sogar nur Deine Ex-Therapeutin!
Ich weiß nicht genau, was in dem Brief drin stand, den Du ja anscheinend noch nicht mal selber gelesen hast. Die Reaktion, die Deine Hausärztin daraufhin gezeigt hat, war ja auch deren Reaktion, da kann sich also auch was mitgemischt haben.
Auch weiß ich nicht, oder Du vermutlich auch nicht, ob Deine Ex-Therapeutin eine Supervision hatte. Normalerweise dürfte sie ohne, meines Wissens nach, gar nicht mit der Kasse abrechnen!...

Gut, mag sein, dass sie eine hatte, mag sein, dass sie in Dich verliebt oder "zu nett war" (was auch immer das bedeuten mag), mag sein, dass sie es aus Angst, nie in der Supervision thematisiert hat,... .
wer weiß das schon? Wir hier auf Grund Deiner Angaben, jedenfalls nicht!
...und weißt Du: Selbst wenn es so gewesen ist, finde ich es ein Unding, dass Deine Ex-Therapeutin Deiner Hausärztin einen Brief mit einem solchen Inhalt schreibt (je nachdem, was wirklich drin stand) und auch, dass Deine Hausärztin Dir so etwas sagt.
Das rollt doch alles noch mehr auf, oder? Geht es Dir jetzt besser?

Also wie gesagt: Ob Deine Ex-Therapeutin in die Falle der Gegenübertragung getappt ist (Gegenübertragung kann Fluch UND Chance in der Therapie sein!), weiß ich nicht, will ich von hier aus auch nicht behaupten. Vermutlich weiß, wenn überhaupt, es auch nur sie selbst... .

Was ist denn mit Dir? Hast Du wieder eine neue Therapie angefangen? (Ich weiß ja nicht, wie lange das andere her ist). Möchtest Du wieder eine Therapie beginnen oder denkst Du, Du hast auch so genug Unterstützung, dass Du auch so klar kommst?

Ich wünsche Dir alles Gute, ENA!

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sweet_hom_hh
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Beitrag So., 26.12.2010, 13:31

Danke Dir noch mal ENA,
nun ja... es beschäftigt mich das ganze etwas noch... Als ich von Jezorn "einer abgewiesenen Frau" schrieb, meinte ich folgendes Geschähniss. Sie schickte mir per Post, onhne Kommentag Unterlagen (die sie versprach die zu vernichten), eine Zeichnung die meine Erinnerung an Vergegwaltigung herholte. Wie gesagt einfach so...wortlos. Ich erlitt einen heftigen Zusammenbruch, denn dann alles unkontroliert hoch kam. Das war den 2.12.10. Die Thera brach ich den 30.11.10

In Groß und Gaznen geht es mir jetzt gut.
Ich versuche mir nur bestimmte Ereignisse zu erklären um abschließen zu können. Deswegen die Frage nach Gegenübertragung - auch ein Erklärungsversuch.
Ich beschloß mit TK zu versuchen um auch DAS zu verarbeiten. DAS mit der Zeichnung per Post das sie wohlwissend, was das mit mir macht, zuschickte- war mir eine Nummer zu hoch.

LG
Sweety

PS dein Link zu wiki, war wirklich nicht schlecht
ta tü ta ta

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Ulrich
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Beitrag Di., 04.10.2011, 13:28

sweet_hom_hh hat geschrieben:Hallo Leute,
es wird viel und oft über die berühmte Übertragung gesprochen. Viele Patienten "leiden" dadrunter. Das könnte ich für mich definieren und ich glaube es ist sogar treffend. Es ist eine oder mehrere Erinnerungen von Gefühlen, die wir auf den Therapeuten übertragen. Meist positiv, meist zu sehr intensiv positiv. Es ist aber eben eine Erinnerung.



Aber was ist Gegenübertragung????

Man könnte es so nennen: reaktive Übertragung

Überrtragung ist zwar immer eine Reaktiion. Und zwar Reaktion auf einen anderen Menschen. Schon das bloße Ansehen eines anderen Meschen kann eine Übertragung hervorrufen. Aber wenn der andere Mensch stark übertragt, dann hat dies eine entsprechende Reaktion zur Folge, diese nennt man Gegenübertragung, und sie kann, wie die Übertragung auch außerhalb der therapeutischen Situation entstehen. Wenn ein Patient sehr positiv ist oder sehr negativ, ohne dass das Verhalten des Therapeuten nachvollziehbar der Grund dafür sein kann, dann ist seine Reaktion darauf auch ziemlich heftig, zumindest fühlt er mehr, als wenn ein Patient sich "angemessen" verhält.

Es kann auch vorkommen, dass der Therapeut von sich aus auf den Patienten was überträgt, ohne dass die Übertragung des Patienten der Grund dafür ist. Natürlich versucht ein Therapeut so was zu vermeiden. wenn es aber denoch geschieht, sagt er sich dann selber es handele sich wohl um Gegenübertragung. Dadurch wird alles ziemlich undurchsichtig.

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Teatime 66
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Beitrag Di., 03.01.2012, 10:58

Guten Morgen!
Mich beschäftigt dieses Thema schon eine ganze Zeit lang. Ich hab hier schon ganz viel von Übertragung gelehsen. Ich komm mir für diese Frage schon ganz blöd vor, weil ich das bisher noch nicht so richtig verstanden habe .
Wie oder wer überträgt den was auf wen. Was überträgt der jenige denn???? Wenn ich ehrlich bin ist mir das so ein bischen unheimlich.

Findet das in jeder Therapieform satt, wie z.B. Verhaltenstherapie. oder betrifft das nur eine Analysetherapie, wo ich meistens davon gelehen habe.

wie äußert sich so etwas zum Beispiel.
Ich stehe da total auf dem Schlauch. Ich mach eine VT, ist das da auch vorhanden.
Entschuldingung für diese komische Frage, eine klärunf wäre schon schön.

Gruss Teatime

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Caypuh
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Beitrag Di., 03.01.2012, 11:04

Erster Halt Wikipedia - http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbert ... analyse%29.

Das findet nicht nur in der Therapie statt, sondern in einem Alltag auch - wenn du zum Beispiel einem Freund einen "Krieg" ausfechtest, den du eigentlich mit deiner Mutter hast. In der Therapie ist es nur zielgerichtet.

Beispiel von Wiki.
Eine Angestellte wird von ihrem Vorgesetzten immer wieder heftig und ungerecht abgewertet. Trotzdem bewundert sie ihn und versucht, ihm durch gute Leistungen und attraktives Auftreten zu gefallen. Auch in Beziehungen sucht sie immer wieder starke Partner, wobei sie hierbei viel Gewalt erfährt und sich trotzdem nicht trennt. Sie überträgt dabei jeweils Gefühle, die eigentlich ihrem gewalttätigen Vater gelten, auf ihren Chef oder Partner. Sie wünscht von diesen Bestätigung oder Zuwendung, nach der sie sich bei ihrem Vater gesehnt hat, ohne sie je zu bekommen.


Corofina
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 08:55

Guten Morgen, ich habe dazu noch eine Frage:

Ist das auch Übertragung-Gegenübertragung wenn der Therapeut quasi die Wünsche des Patienten spiegelt? Also Patient möchte vom Therapeuten erniedrigt werden, Therapeut macht das. Patient möchte gelobt werden, Therapeut handelt so. Ist dass das Gleiche?

Hmm ich verstehe dann nicht so ganz den Sinn darin. Oder wie manipulativ das ist? Weil meist hat man ja eh ein geringes Selbstwertgefühl und dann wird einem vom Therapeuten das noch "bestätigt"? Spielt der Therapeut dann nicht das Spiel des Patienten mit? Hmm ist mir nicht so ganz klar alles....

Danke fürs lesen

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candle.
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 10:25

Hallo Corofina!

Das ist wohl einen eigenen Thread wert. Ich denke, dass deine geschilderte Situation nicht so wirklich etwas mit Übertragung zu tun hat. Da stimmt mir etwas an der Therapie nicht.

Viele Grüße!
candle
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Ulrich
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Beiträge: 285

Beitrag Mo., 09.09.2013, 14:29

Corofina hat geschrieben:
Ist das auch Übertragung-Gegenübertragung wenn der Therapeut quasi die Wünsche des Patienten spiegelt? Also Patient möchte vom Therapeuten erniedrigt werden, Therapeut macht das. Patient möchte gelobt werden, Therapeut handelt so.
Zunächst mal: Übertragung ist die gefühlsmäßige Reaktion eines Menschen auf einen anderen Menschen (man kann dieses Begriff noch erweitern, aber ich will es nicht unnötig kompliziert machen). Wenn der Therapeut spürt, dass der Patient erniedrigt werden möchte, dann ist diese gefühlsmäßige Reaktion des Therapeuten ein Beispiel für Übertragung. Wenn der Patient aber zuvor schon auf den Therapeuten gefühlsmäßig reagiert hat, und im Zuge dieser Reaktion vom Therapeuthen erniedrigt werden möchte, dann handelt sich bei der Reaktion des Th. auf den (Erniedrigungs-)wunsch des Patienten nicht einfach nur um Übertragung, sondern um GEGENübertragung. Wenn der Th. feststellt, dass der P. überträgt und mehr von ihm möchte, als der th. Situation angemessen ist, dann MUSS er ja irgendwie darauf reagieren. Zunächst reagiert er gefühlsmäßig. Wenn er klug bzw. professionell ist, dann gibt er diesem Gefühl nicht sofort Ausdruck. Vielmehr überlegt er sich welche Reaktion für den Patienten die am besten wäre. Das kann bedeuten, dass er den Patienten (im angemessenen Rahmen) erniedrigt. Es kann aber auch bedeuten, dass er eine andere (sozusgen die klassische) "Technik" anwendet und dem Erniedrigungswunsch nicht nachkommt.
Corofina hat geschrieben: Hmm ich verstehe dann nicht so ganz den Sinn darin. Oder wie manipulativ das ist? Weil meist hat man ja eh ein geringes Selbstwertgefühl und dann wird einem vom Therapeuten das noch "bestätigt"? Spielt der Therapeut dann nicht das Spiel des Patienten mit? Hmm ist mir nicht so ganz klar alles....
Der Sinn des "Therapietheaters" ist ja normalerweise die Heilung. Manchmal ist es, um Heilung zu erzeugen notwendig einen Schritt zurück zu machen. Also, erst mal dem Wunsch des Patienten nachgeben, damit er sich wohlfühlt, und damit er weitere Wünsche zum Ausdruck bringt. Anhand der Wünsche, die der P. äußert kann der Th. Rückschlüsse auf dessen unbewussten Konflikte ziehen (falls er Psychoanalytiker ist).

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minds
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Beitrag Fr., 18.10.2013, 10:14

Und wie ist das mit der Gegenübertragung.....fühlt der Therapeut das in gleicher Intensität? und zum gleichen Zeitpunkt? Einfach so oder unter Zuhilfenahme einer bestimmten Technik? und lässt sich das auflösen/verändern? Was macht der Therapeut mit der Gegenübertragung? Seine Gefühle äussern? Das Gefühl des Patienten erfragen? Oder....?

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Ulrich
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Beitrag Di., 22.10.2013, 11:11

Ich bin so ähnlich wie ein Geschichtsforscher, der sich Gedanken über die Motivationen von Leuten macht, denen er nie begegnet ist. Ich sehe dadurch einiges, was Therapeuten oder erfahrene Analysanden nicht sehen. Natürlich sehe ich vieles nicht, was sie sehen.
Aber ich habe viel Zeit zum Lesen und zum Nachdenken.

Daher kann ich bestimmte Fragen nur theoretisch beantworten. Aber ohne Theorie wäre die gesamte PT ja bekanntlich nichts.

minds:
"Und wie ist das mit der Gegenübertragung.....fühlt der Therapeut das in gleicher Intensität?"

So weit ich informiert bin aus Büchern zu dem Thema: nein, der Therapeut fühlt in der Regel nicht in gleicher Intensität. Er fühlt nach meiner Einschätzung vielleicht halb so viel wie ein gefühlsmäßig aufgewühlter Patient. Er fühlt zwar mit, aber nicht in gleicher Intensität. Also eigentlich so ähnlich wie jeder normale Mensch, der einem Menschen zuhört, der starke Gefühle zum Ausdruck bringt. Wirklich genauso intensiv fühlt man wohl nur in der Liebe, d.h. wenn man verliebt ist, und wenn beide "das gleiche" für einander empfinden. Oder, wenn ein Streit eskaliert, also wenn jemand wütend wird und die anderen dies erwidern.

minds
"unter Zuhilfenahme einer bestimmten Technik?"

Nach meiner Einschätzung besteht die gewöhnliche therapeutische Technik in der PA darin, dass man sich gefühlsmäßig eher zurückhält, und nicht allzu viel Anteil an den Problemen des Patienten nimmt, und dies aus zwei Gründen:
1. So sieht der Th. klarer. Starke Gefühle, die man erwidert oder "spiegelt" behindern das eigenen Denken. Ein Therapeut, der nicht mehr klar denken kann, verliert die Kontrolle und ist dann nicht mehr in der Lage, seine Arbeit zu machen, die im Analysieren besteht, nicht so sehr im Mitfühlen.
2. Wenn ein Therapeut eine Therapie durchführen wollte, die nur darin besteht mitzufühlen so wäre er wahrscheinlich schon nach einigen Wochen am Ende, weil er das auf die Dauer nicht aushält mit Leuten, die im Grunde genommen Fremde sind, all deren Probleme zu teilen.


"Was macht der Therapeut mit der Gegenübertragung?"

Er analysiert sie. In der Regel schwächt sie sich dadurch ab, sodass er wieder klaren Kopf bekommt.

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Solage
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Beitrag Di., 22.10.2013, 13:11

Es gibt verschiedene Erklärungen zur Gegenübertragung.
Ich zitiere Margaret Little (1951, S. 33):

"Die ganze Patient-Analytiker-Beziehung enthält sowohl "normale" und pathologische, bewusste und unbewusste Übertragung und Gegenübertragung in verschiedenen Proportionen; sie wird immer etwas enthalten, das spezifisch ist sowohl für den individuellen Patienten als auch den individuellen Analytiker. Das bedeutet, dass jede Gegenübertragung von jeder anderen verschieden ist, wie auch jede Übertragung, und sie verändert sich in sich selbst von Tag zu Tag, abhängig von den Veränderungen des Patienten, des Analytikers und der äußeren Welt."

Matthias Hirsch:
"Der Patient erweckt latente oder verdrängte Strukturen im Analytiker, die in Resonanz geraten mit dem, was projiziert ist oder auch nicht. Es ist gar nicht zwingend, dass die Gegenübertragung der Übertragung antwortet oder umgekehrt."

Ich habe auch an anderer Stelle gelesen, dass vermutet wird, dass die Gegenübertragung des Therapeuten der Übertragung des Patienten vorausgehen soll. Es ist also alles ein Wechselspiel. Auch, dass es eigentlich sehr schwer sei eine Gegenübertragung von der eigenen Übertragung zu unterscheiden. Spürt der Therapeut jetzt wirklich, was im Patienten vorgeht, oder sind es mehr seine eigenen Gefühle, die mit seiner individuellen Geschichte zu tun haben. Quasi als Antwort auf den Patienten, der gewisse Gefühle und Reaktionen im Therapeuten hervorruft, ohne dass dies zwingend mit dem Gefühlsleben des Patienten zu tun haben muss.

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