Hass auf meine Schwester

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Susanna85
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Hass auf meine Schwester

Beitrag Sa., 18.12.2010, 11:29

Hallo zusammen,

ich möchte mal über meine Schwester schreiben, weil es für mich momentan so schwer
mit ihr ist. Vielleicht habt ihr auch ein paar Tipps für mich was ich machen könnte bzw.
wie ich besser mit der Situation umgehen könnte.

Also meine Schwester ist 4 Jahre älter als ich (29) und seit ca 10 Jahren magersüchtig.
Sie hat so ziemlich alles durch: mehrere ambulante Therapien bei versch. Therapeuten,
einen 4-monatigen Klinikaufenthalt, unzählige Heilpraktikerbesuche usw.
Aber geholfen hat bisher leider nichts. Nur in der Klinik hatte sie gut zugenommen,
aber sobald sie wieder zuhause, verlor sie wieder an Gewicht.
Ich glaube nun schon länger, dass man bei ihr in der Hinsicht nicht mehr viel erreichen wird,
auch meine Mutter versucht das zu akzeptieren.
Schließlich können wir unser Leben nicht auch noch komplett der Magersucht widmen.
Das haben wir lange genug getan, und am Ende wird man selber krank davon. (Ich hatte
damals meinen ersten Nervenzusammenbruch und bekam ein Antidepressivum verschrieben.)

Seit zwei Jahren hat meine Schwester jetzt ihre eigene Wohnung, worüber ich unendlich
froh bin. Sie kommt paar mal im Jahr zu Besuch, und bleibt dann auch etwas länger.
So wie jetzt, wo sie über Weihnachten 1 1/2 Monate bei uns wohnt. Seit einer Woche
ist sie nun erst da - und ich halte es schon jetzt kaum noch aus...

Ich möchte euch kurz beschreiben, was mich so sehr nervt. Es liegt sicher größtenteils an
mir selbst, dass mich ihre Art so auf die Palme bringt. Ich möchte auch versuchen, irgendwie
meine Ansichten und Lebensvorstellungen zu verändern, damit ich nicht mehr so darunter leide...
Es wird aber sicher schwierig werden...

Also ich würde sagen, sie hat einen "Bio-Wahn". Sie isst ausschließlich biologische Produkte.
Alles andere ist ja "Giftig". Auch Getränke, Kosmetika, Pflegeprodukte usw. ALLES muss Bio sein.
Ok, alles halb so schlimm, werden die meisten jetzt sagen. Sie ist schließlich erwachsen und ist ja
Ihre eigene Entscheidung, wenn sie den Zwang (?) hat, so zu leben. Wäre da nicht eine "kleine" Sache, die das Ganze (für mich) unerträglich macht: Aufgrund der Magersucht hat meine Schwester noch nie gearbeitet und bekommt seit sie ausgezogen ist Harz4. Da reicht das Geld natürlich vorn und hinten nicht mit ihren Ernährungsvorstellungen. Wer muss immer herhalten? Meine Mutter. Sie kauft andauernd für Sie ein, und das geht dann im Reformhaus natürlich in die Hunderte...Seit Jahren.
Und jetzt wo meine Schwester hier bei uns ist, ists für sie selbstverständlich, dass Mutti ihren Lebensunterhalt bezahlt. Wenn ich mal dazu ne spitze Bemerkung mache - dann stehn ihr die Tränen in den Augen und sie flüstern mit zittriger Stimme..."ich muss doch auch was essen", und hat das Gefühl, man gönnt ihr nix obwohl sie doch schon so dünn ist.
Sie ist in vieler Hinsicht Kind geblieben, für mich ist sie kein Erwachsener Mensch, den man ernst nehmen kann. Sie redet wie ein Kind, und benimmt sich oft so....
Meine Mutter hat natürlich angst, dass sie nichts mehr bzw. viel weniger essen würde, wenn sie nicht mehr für die Unterhaltskosten meiner Schwester aufkommen würde.
Mich macht das echt wahnsinnig! Meine Mutter ist so gutmütig und wird von meiner Schwester so ausgenützt! Seit Jahren! In einem Jahr geht meine Mutter in Pension - muss sie dann ihr Erspartes auch noch für meine Schwester raushauen? Ich muss wirklich sagen, ich hasse meine Schwester dafür.

Es geht sogar soweit, dass ich mir machmal wünsche, es wäre 20 Jahre später - meine Mutter schon tot - nur damit meine Schwester endlich mal richtig auf die Nase fällt und merkt, dass man etwas tun muss, um Geld zu bekommen und ausgeben zu können. Dabei liebe ich meine Mutter....

Meine Schwester ist auf der einen Seite so ein verwöhntes Ding (Sie hat eigendlich alles was sie sich wünscht), und auf der anderen Seite ein armes kleines dünnes Mädchen, dass so zerbrechlich und hypersensibel ist, dass man sich kaum traut Kritik zu äußern.
Und ich kann das alles ja nicht ändern, das könnte nur meine Mutter. Aber die hat Angst um ihre kranke Tochter, Angst die "angeblich vorhandene Harmonie" aufs Spiel zu setzen (grade um die Weihnachtszeit herum), usw.
Ich wüsste mal gern, wie andere das sehen! Wie denkt ihr darüber? Würde euch sowas auch so stören? Oder reagiere ich über?

Vielleicht hat auch jemand eine Idee, wie ich das ganze lockerer sehen könnte? Damit es mich nicht mehr so belastet...Freue mich über jeden Gedanken dazu!

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 18.12.2010, 12:05

Also daß dich die Tatsache, daß sich deine Schwester Zuwendung und Geld erschleicht mit der Mitleidsmasche nervt, vor allem wenn du da wärend ihrer Anwesenheit voll mit reingezogen wirst finde ich schon irgendwie verständlich.

Ich würde eher mal mit deiner Mutter reden, wenn die Schwester wieder weg ist, daß sie mit ihrem Verhalten möglicherweise dazu beiträgt daß die Schwester nicht erwachsen wird und bequem in ihrer Krankheit verharren kann.

Kann ja auch sein daß sich deine Mutter der Schwester gegenüber irgendwie schuldig weil sie magersüchtig geworden ist etc und nun deshalb nach der Pfeife der Schwester springt. Sie zeigt auf jeden Fall massiv co-abhängiges Verhalten, so wie die Ehefrau die dem alkoholkranken Mann den Alk besorgt und die Flaschen dezent wegbringt nur damit der Familienfriede gewahrt bleibt.

Nur warum kannst du dich nicht abgrenzen? Hast du immer den kürzeren gezogen weil deine Schwester mit ihrer Krankheit die ganze Aufmerksamkeit bekommen hat?

Oh, und legal ist das nicht, daß sie sich von eurer Mutter finanziell unterstützen lässt , sie müsste das eigentlich angeben beim Amt.

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Elfchen
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Beitrag Sa., 18.12.2010, 12:17

hallo suanna

ich glaube, du könntest versuchen, dich abzugrenzen.
eigentlich ist es ihre sache und die deiner mutter. sie hat euch alle im griff. aber nur so sehr, wie ihr das auch zulasst.
wahrscheinlich bräuchte deine mutter eine therapie, denn sie ist ja wie co-abhängig von ihrer anorektischen tochter.
versuche doch, deine energie bei dir zu behalten und mit ihr gar nicht mehr über diese dinge zu reden. es ist IHRE sache. mach sie nicht zu deiner.
und es ist auch die sache deiner mutter, wie sie sich verhalten will.

leb einfach dein eigenes leben.

lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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mitsuko
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Beitrag So., 19.12.2010, 15:47

Hallo Susanna,

ich verstehe, dass du sauer bist und es dich nervt, dass deine Schwester so viel Aufmerksamkeit erhält, die sie in deinen Augen nicht verdient. Ich empfehle dir aber auch, dich abzugrenzen und rauszuhalten. Es ist Sache deiner Mutter wie sie mit deiner Schwester umgeht. Du bist nicht dafür verantwortlich ihr da irgendwie die Augen zu öffnen, sie zu schützen oder ähnliches.
Susanna85 hat geschrieben: Es geht sogar soweit, dass ich mir machmal wünsche, es wäre 20 Jahre später - meine Mutter schon tot - nur damit meine Schwester endlich mal richtig auf die Nase fällt und merkt, dass man etwas tun muss, um Geld zu bekommen und ausgeben zu können.
Und was würde dann passieren? Was hättest du davon, wenn deine Schwester auf die Nase fällt?


LG
mitsuko

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Susanna85
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Beitrag Mo., 20.12.2010, 00:04

Danke für Eure Antworten!

Es tut wirklich gut, eure Beiträge zu lesen!
Ja, warum kann ich mich nicht abgrenzen? Gute Frage. Es ist halt schwierig für mich, grade weil ich seit ein paar Monaten wieder Zuhause wohne. (gezwungenermaßen)

Ich hab schon öfters mit meiner Mutter darüber gesprochen, sie kennt meinen Standpunkt.
Aber sie möchte halt meine Schwester nicht vor den Kopf stoßen, sie möchte versuchen, es meiner
Schwester so angenehm wie möglich zu machen, weil sie es anscheinend schwer genug hat.
Aber ich denke mir, wenn der Leidensdruck aufgrund der Magersucht zu hoch wird, dann würde sie doch
freiwillig ein zweites mal in die Klinik gehen, oder?

Die Co-Abhängigkeit ist auf jeden Fall vorhanden. Meine Mutter weiß das auch. Sie hat die letzten Jahre auch
immer eine Therapeutin gehabt, um selbst mit der Situation besser umgehen zu können.
Aber sie fühlt sich wohl nach wie vor verantwortlich für ihre anorektische Tochter.

Ich kann es einfach nicht akzeptieren, was da vor meinen Augen immer abgeht. Dahinter steht auch meine Angst. Ich hab Angst, dass meine Mutter später nicht genug zum Leben hat.
Sie hat noch große Pläne (z.b. im Ausland ein Haus kaufen), und ich ertrage den Gedanken nicht,
dass dieser Wunsch nicht realisierbar ist, weil die ganze Kohle seit Jahren immer für meine Schwester draufgeht....Meine Mutter hat ihr Leben lang hart gearbeitet - und jetzt soll sie auf ihren
Lebenswunsch verzichten müssen nur weil sie mit einer anorektischen Tochter "bestraft" wurde?
Sorry, ich weiß das klingt ziemlich hart. Aber im Grunde ist es doch so. Und das hat meine Mutter einfach nicht verdient!
Meine Mutter kann nicht konsequent sein und ihre eigenen Interessen durchsetzen. Ich hab auch oft den Eindruck, dass sie gar nicht ermessen kann, wie meine Schwester das Geld verprasselt.
Und aus Angst und ihrer Gutmütigkeit heraus hat sie das Gefühl, sie muss meine Schwester unterstützen.

Ich weiß, ich muss versuchen da einen Abstand zu gewinnen....Irgendwie.

@ mitsuko
Dann wäre meine Schwester endlich gezwungen, "normal" zu leben wie jeder andere Arbeitslose auch.
Sie müsste sich dann wahrscheinlich mit ihren tiefliegenden Ängsten auseinandersetzten, sozusagen normale
(in ihren Augen "giftige") Produkte zu konsumieren. Das wäre eine Genugtuung für mich. (Ich weiß auch nicht
warum das so ist) Ich würde ihr mit Freude mitteilen, dass sie nun endlich in der realen Welt angekommen ist...

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chandelle
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Beitrag Mo., 20.12.2010, 00:20

Hmmm, Du kommst etwas hart rüber. Vielleicht doch eher eifersucht? Du hast es doch offenbar auch nicht einfach? Wäre da ein Schwesternfrieden nicht besser- gegenseitige Akzeptanz?

warum hat sie denn überhaupt Anorexie?

chandelle

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mitsuko
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Beitrag Mo., 20.12.2010, 08:24

Hallo Susannah,

puh, ja, das kommt wirklich hart rüber. Ich finds aber gut, dass du es so sagst wie du es empfindest.
Susanna85 hat geschrieben:.Meine Mutter hat ihr Leben lang hart gearbeitet - und jetzt soll sie auf ihren Lebenswunsch verzichten müssen nur weil sie mit einer anorektischen Tochter "bestraft" wurde?
Würdest du das auch sagen, wenn deine Schwester zum Beispiel behindert wäre?
Anorexie ist natürlich nicht angeboren wie eine Behinderung vielleicht, aber dass da ein erheblicher Leidensdruck hinter steht, weißt du ja sicher auch. Niemand entschließt sich aus lauter Eigennützigkeit dazu magesüchtig zu sein, was auch eher idiotisch wäre, denn der Eigennutz hält sich ja ganz objektiv gesehen in Grenzen. Was du vom Leben deiner Schwester schilderst, kommt alles andere als beneidenswert rüber. Doch du neidest ihr dennoch was, warum?
Susanna85 hat geschrieben:Das wäre eine Genugtuung für mich. (Ich weiß auch nicht warum das so ist) Ich würde ihr mit Freude mitteilen, dass sie nun endlich in der realen Welt angekommen ist...
Das sind Rachegelüste. Was genau nimmst du deiner Schwester so übel? Da du dir schon vorstellst, was geschähe, wenn deine Mutter bereits tot wäre, geht es dir offenbar nicht nur um deren Befinden, zumal deine Mutter sich ja ohnehin wohler fühlt, wenn sie deine Schwester nicht so verachtet wie du.
Solche Hass- und Rachegedanken bringen dir nichts. Selbst wenn du die Gelegenheit bekämest, deiner Schwester ihre Bioprodukte und die Unterstützung eurer Mutter zu nehmen, hielte sich die Freude vermutlich deutlich mehr in Grenzen als du jetzt glaubst. Es wäre vielleicht besser, wenn du dich mit diesem ungelösten Konflikt, den du mit ihr hast, auseinander setzt. Das könnte auch das Ergebnis haben, dass du dir Situationen, in denen du auf deine Schwester triffst und keine Kritik äußern kannst/darfst, alles sich um sie dreht etc. gar nicht mehr gibst und mit deiner Mutter andere Themen suchst als ausgerechnet deine Schwester.
Susanna85 hat geschrieben:Und ich kann das alles ja nicht ändern, das könnte nur meine Mutter.
Und ich glaube, dass du hier einer Fehlannahme anhängst. Meinst du ernsthaft, die Anorexie würde verschwinden, wenn deine Mutter deiner Schwester keine Bioprodukte mehr kauft? Deine Schwester ist nicht magesüchtig, weil sie Bioprodukte erhält, sondern weil sie seelisch kaputt ist.

LG
mitsuko

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Elfchen
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Beitrag Mo., 20.12.2010, 09:58

liebe susanne

ich kann deine wut und deinen frust durchaus verstehen.
wahrscheinlich hat deine mama auch kaum freie valenzen für dich oder sonst etwas, so sehr geht sie in der pflege ihrer kranken tochter auf.
aber wie schon gesagt, es ist ihre sache.
ob sie später ein haus im ausland kaufen kann, oder was immer sie macht- es ist ihre entscheidung. vielleicht verbirgt sich hinter dieser fürsorge ein unbewusstes schuldgefühl. mit ziemlicher sicherheit fühlt sie sich schuldig an der krankheit ihrer tochter.

was dir bleibt?
ich möchte nochmal wiederholen: abgrenzen, abgrenzen, abgrenzen. leb dein eigenes leben. mach eine therapie, um diese zusammenhänge zu begreifen und zu lernen, deinen eigenen weg zu gehen.
du bist bereits auch mit in der sauce drin....

lg
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Susanna85
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 15:00

chandelle hat geschrieben:Hmmm, Du kommst etwas hart rüber. Vielleicht doch eher eifersucht? Du hast es doch offenbar auch nicht einfach? Wäre da ein Schwesternfrieden nicht besser- gegenseitige Akzeptanz?
hmmm, es tut mir auch leid, dass ich so hart rüberkomme...das liegt, denke ich, einfach an der jahrelangen Belastung, ich glaube, die meisten würden irgendwann verrückt werden wenn sie mit einem psychisch so kranken Menschen tagtäglich zusammen leben müssten. Und bei mir ist der Punkt schon längst überschritten, wo ich sage "ich kann und will nicht mehr". Hätte ich nicht Anfang diesen Jahres meine Arbeit verloren, wäre ich auch niemals wieder zuhause eingezogen....
Ich glaube, Eifersucht ist es nicht. Es sind wohl eher, wie mitsuko schrieb, Rachegefühle...
chandelle hat geschrieben: warum hat sie denn überhaupt Anorexie?
Es kommen da mehrere Dinge zusammen: Sie ist hochsensibel, hatte große Schwierigkeiten sich damals in der Schule zu integrieren, Scheidung der Eltern war für sie sehr belastend, und später dann an eine Schauspiel/Tanzschule ins Ausland gegangen, wo den Mädels eingetrichtert wurde, wie wichtig es is in der Branche schlank zu sein, nach 2 Jahren kam sie zurück und da nahm dann die Krankheit ihren Lauf...

@mitsuko
Danke für deine interessanten Gedanken!
Nein, wenn meine Schwester mit einer Behinderung zur Welt gekommen wäre, dann würde ich das ganz anders sehen. Das wäre dann ein Schicksal, das sich nicht ändern ließe. Ich glaube, damit könnte ich sogar besser klarkommen.
Natürlich hat sie sich die Krankheit nicht ausgesucht, und natürlich wäre sie auch lieber gesund. Das weiß ich. ABER was tut sie dafür? Ihre letzte Therapie hat sie abgebrochen und wieder in eine Klinik möchte sie nicht (Obwohl sie damals gute Fortschritte dort gemacht hat). Das ist es, was mich so rasent macht...Sie jammert so oft, wie schlecht es ihr geht und wie arm sie doch ist (möchte immer Mitleid), aber will nichts dagegen tun? Das kann ich absolut nicht verstehen.

Du hast Recht, dass was ich spüre, ist Rache. So genau konnte ich das für mich nie definieren....
Danke dafür.
mitsuko hat geschrieben: Meinst du ernsthaft, die Anorexie würde verschwinden, wenn deine Mutter deiner Schwester keine Bioprodukte mehr kauft? Deine Schwester ist nicht magesüchtig, weil sie Bioprodukte erhält, sondern weil sie seelisch kaputt ist.
Nein, verschwinden würde sie wohl nicht. Aber ich denke, dann müsste sich meine Schwester mehr auseinandersetzten was da genau dahintersteckt, welche konkreten Ängste etc. Es ist eine Sucht. Und hinter jeder Sucht steckt doch ein tiefgreifendes Problem, welches mit dem vordergründigen Verhalten (das Suchtcharakter hat) versucht wird zu kompensieren bzw. zu kaschieren. Und solange das gegeben ist, kann man nie wirklich dahinter schauen, warum sie dieses und jenes so dringend braucht in ihrem Leben. Ich glaube, sie verrennt sich da total. Und das auf unsere Kosten.
Extrem gesagt, mit einem Drogenabhängigen kann man auch erst dann richtig arbeiten, wenn er clean ist, oder? Ich weiß der Vergleich hinkt ein wenig, aber ich sehe da zumindest die gleiche Richtung...

@Elfchen
Danke für deine Sätze. Du hast ja Recht mit dem Abgrenzen. Ich möchte es auch versuchen zu lernen, dass es mir damit leichter geht. Mache auch schon seit dem Sommer eine Therapie, hab selbst ja auch Probleme, an denen ich arbeiten muss.


Ich hab in meinem Eröffungsthread überwiegend über die hohen Ansprüche (Lebensmittel usw.) meiner Schwester geschrieben. Aber es ist nicht nur das. Es ist ihre ganze kindliche Art. Ich finde, sie entwickelt sich nicht weiter - seit Jahren. Klar, die Magersucht blockiert sie dabei. Will damit nur sagen, dass das Ganze so vielschichtig ist, was mich stört. Wie peinlich es z.b. ist, wenn ich mit ihr irgendwo unterwegs bin, und sie sich halt wie ein Kind benimmt (die meisten schätzen sie auf ca. 14, dabei wird sie nächstes Jahr 30!). Oder wenn ihr dauernd irgendwas hinfällt, z.b. während dem Kochen. Oder andere Sachen. Gestern z.b. beim Kekse backen hatte sie einen Kerzenleuchter in die Küche genommen, und heute morgen seh ich auf einmal einen riesigen verkohlten Fleck unterm Küchenschrank...dauernd solche Dinge, wo ich mir ständig denke, WO hat sie nur ihren Kopf? Ich könnte hunderte solcher Sachen aufzählen....
Es fühlt sich an, als hätte man ein kleines Kind zuhause, dass alle möglichen Dinge "anstellen" könnte, welches man aber nicht beaufsichtigen darf und kann, da es ja schon erwachsen ist...

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chandelle
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 15:08

Gibt es bei Euch kein soziales Problem, dass Du nicht hättest bei Deiner Mutter einziehen müssen?

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 15:39

Susanna85 hat geschrieben: Ich hab in meinem Eröffungsthread überwiegend über die hohen Ansprüche (Lebensmittel usw.) meiner Schwester geschrieben. Aber es ist nicht nur das. Es ist ihre ganze kindliche Art. Ich finde, sie entwickelt sich nicht weiter - seit Jahren. Klar, die Magersucht blockiert sie dabei. Will damit nur sagen, dass das Ganze so vielschichtig ist, was mich stört. Wie peinlich es z.b. ist, wenn ich mit ihr irgendwo unterwegs bin, und sie sich halt wie ein Kind benimmt (die meisten schätzen sie auf ca. 14, dabei wird sie nächstes Jahr 30!). .
Warum sagst du ihr das nicht klipp und klar, daß dich Verhaltensweisen x und y stören? Und warum bist du dann nicht konsequent und unternimmst halt nichts mehr mit ihr?

Ich meine, auch wenn jemand psychisch krank ist muss man nicht alles mitmachen was diese Person so bringt.

Bloss weil deine Mutter sie verhätschelt musst du das doch nicht tun.

Irgendwie hört sich das auch so an als ob du dich von deiner Mutter subtil genötigt fühlst ihr wie sie auch einen "Psycho-bonus" zu geben. Das musst du aber doch garnicht. Wenn DIR irgendwas nicht passt an ihrem Verhalten dann kannst du das sagen.

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Beitrag Mi., 22.12.2010, 17:33

Hallo Susanna,
Susanna85 hat geschrieben: Wie peinlich es z.b. ist, wenn ich mit ihr irgendwo unterwegs bin, und sie sich halt wie ein Kind benimmt (die meisten schätzen sie auf ca. 14, dabei wird sie nächstes Jahr 30!). Oder wenn ihr dauernd irgendwas hinfällt, z.b. während dem Kochen. Oder andere Sachen. Gestern z.b. beim Kekse backen hatte sie einen Kerzenleuchter in die Küche genommen, und heute morgen seh ich auf einmal einen riesigen verkohlten Fleck unterm Küchenschrank...dauernd solche Dinge, wo ich mir ständig denke, WO hat sie nur ihren Kopf? Ich könnte hunderte solcher Sachen aufzählen....
Es fühlt sich an, als hätte man ein kleines Kind zuhause, dass alle möglichen Dinge "anstellen" könnte, welches man aber nicht beaufsichtigen darf und kann, da es ja schon erwachsen ist...
warum verbringst du denn so viel Zeit mit ihr?
Was hält dich davon ab, zum Beispiel zu ihr zu sagen "meld dich wieder, wenn du gesund bist."?

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Beitrag Mi., 22.12.2010, 17:39

mitsuko hat geschrieben:Was hält dich davon ab, zum Beispiel zu ihr zu sagen "meld dich wieder, wenn du gesund bist."?
mitsuko, schöner Gedanke und erschreckend zugleich. Könntest Du das? Wie soll das gehen?

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mitsuko
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 18:05

Ich habe keine Ahnung, was ich in so einer Situation tun würde. Meine Frage ist aber definitiv auch als Frage gedacht, nicht als Empfehlung. Ich wüsste gerne, warum Susanna keinen Abstand nimmt. Sie sagt, sie hasst ihre Schwester und bisher klang auch nicht viel Gegenteiliges in ihren Beiträgen an. Trotzdem verbringt sie offenbar verhältnismäßig viel Zeit mit ihr. Wundert mich einfach, denn das muss sie ja absolut nicht tun. Ist es eher Mitleid, das sie dazu bringt, oder Schuldgefühle oder der Wunsch der Mutter zu gefallen oder doch ein Rest Geschwisterliebe...?? Je nachdem was da eine Rolle spielt, könnte man ja vielleicht auch unterschiedliche Denkanstöße geben.

Generell ist ja außerdem was dran daran, dass diese anhaltende Unterstützung der Familie es der Schwester erleichtert, mit ihrer Magersucht zu leben.

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chandelle
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Beitrag Mi., 22.12.2010, 18:09

mitsuko hat geschrieben: Ich wüsste gerne, warum Susanna keinen Abstand nimmt.
Hätte ich bei Dir in Deinem Thread von Dir auch gerne gewußt. So dürfte Dir vielleicht eine Antwort klar sein. Ich glaube übrigens nicht, dass man Geschwister so haßt im klassischen Sinne. Das ist auch immer ganz viel Liebe dabei.

chandelle

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