Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung

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münchnerkindl
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Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung

Beitrag Do., 04.11.2010, 16:14

Ich hab mir in letzter Zeit viele Gedanken über mich und meinen Zustand gemacht. Ich wurde ja unter anderem mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, respektive Borderline, aber so wirklich hat diese Diagnose nie auf mich gepasst, weil ich die typischen sozialen Probleme mit anderen Menschen wie Auf- und Abwerten und instabile aber exzessive Beziehungen und generelle Probleme im Umgang mit Menschen eben nicht habe.

Was bleibt ist die andere Diagnose, komplexe posttraumatische Belastungsstörung.

Und das ist wirklich quälend. Ich scheine sowas wie einen "Normalanteil" zu haben, der ganz normal-gesund mit der Umwelt umgeht, aber Kleinigkeiten triggern daß ich in völlige emotionale Konfusion und Hilflosigkeit und so eine Art emotionalen Schockzustand verfalle.
Mir geht es nicht soo völlig desaströs schlecht die meiste Zeit, aber ich bin überhaupt nicht belastbar, selbst längere Zeit konzentrieren geht nicht ich bekomme dann richtige Ausfallerscheinungen, ich bekomme dissoziative Zustände wo sich mein Realitätsgefühl seltsam verzerrt, depressive Anfälle, grauselig.

Ich kriege es die meiste Zeit gebacken, das soweit lebbar zu halten, aber viel Lebensqualität hat das ganze nicht, und eine Zukunft auch nicht, da mir durch meine Krankheit eine sinnvolle und befriedigende berufliche Zukunft verschlossen ist, nicht nur aktuell, sondern auch biographisch, weil ich weder einen vernünftigen Schulabschluss gemacht noch eine Ausbildung zu Ende gebracht habe durch diese Misere und es aufgrund meiner mangelnden Leistungsfähigkeit auch nicht nachträglich können werde (und auch garnicht mehr will, mir ist diese oberflächliche Konsumgesellschaft mittlerweile in grösseren Teilen zuwieder) , und ist und ich -ganz toll in meinem Zustand- ich mich mit Ämtern, relativ nutzlosen Massnahmen, dem hin und hergeschoben werden zwischen Berentung und irgendwelchen über meinen Kopf weg entschiedenen Wiedereingliederungsversuchen und meiner finanziellen Zukunft rumärgern am Existenzminimum muss und mir die Zukunft als ausgebeuteter, frustrierter Niedriglöhner droht, genau was ich aufgrund meiner Labilität nicht verkrafte. .

Sprich die Krankheit hat mein Leben ruiniert und mein ruiniertes Leben sorgt dafür, daß der stabilisierende Faktor einer sinnvollen, angemessen bezahlten Arbeit mir verwehrt bleiben wird, mit all seinen sozialen Konsequenzen.

Und dann die Sache mit der eben komplexen posttraumatischen Belastungsstörung. Ja, eben nicht ein Trauma als Erwachsener, also sagen wir mal ganz klar umrissen in einem Parkhaus überfallen und vergewaltigt, ganz klar umrissen Opfer eines Unfalls oder eines Verbechens, sondern 18 Jahre mit zermürbendem Psychoterror und ohne jede Bezugsperson aufgewachsen und von daher einfach ein labiles Wrack.
Oh ja, und dann kam Mobbing in der Ausbildung und eine absolut albtraumhafte psychotische Episode später, und Ämterterror und meine ganze unsichere Lage daß ich nie länger als bis zum nächsten Jahr planen kann und andere über mein Leben entscheiden.....


Ich lebe immer am Rand eines Schockzustandes, der mich bei jeder Gelegenheit überfallen kann. Ich versuche im hier und jetzt zu leben, was mir die meiste Zeit das Leben ertragbar und oft auch schön macht, aber es gibt nun mal eine Zukunft um die ich mich kümmern muss.


Was ich von anderen Leuten wissen will: Gibt es noch mehr Leute hier, denen es ähnlich geht?

Und hat es irgendwer geschafft diesen Kreislauf zu durchbrechen aus ungünstigen Lebensumständen und Krankheit und deren Folgen? Wenn ja, wo konkret habt ihr Hilfe gefunden?


Soll ich mir nochmal eine Klinik suchen und diesmal besser darauf achten daß sie meinen Bedürfnissen besser entspricht?

Ambulante Therapeutensuche war sowas von unbefriedigend daß ich zwar wirkllich wirklich gerne jemanden hätte, aber keinerlei Motivation habe alle Münchner Therapeuten abzuklappern bis ich bei meinem Glück damit vielleicht einen finde der nicht selbst im weitesten Sinne einen an der Klatsche hat oder ein Methodenfanatiker ist der an mir sein Ding durchziehen will. Nach ungefähr einem duzend Pleiten kann ich mich einfach nicht mehr aufraffen mir weitere Pleiten abzuholen, ausserdem will ich nicht jemanden der am A.. von nirgendwo die Praxis hat da ich in einem halbdissoziierten Zustand nicht eine Stunde mit Öffis durch die Stadt fahren möchte bevor ich mich in meinem Bett verkriechen kann.

Ich fühle mich einfach verdammt alleine gelassen, ich habe wirklich Hilfe gesucht und was ich gefunden habe war im bessten Fall nutzlos, im schlimmeren Fall einfach eine Frechheit für Geld.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 04.11.2010, 16:14

Was mich ganz konkret interessiert, hat jemand mit so einer Angelegenheit, also wo nicht EIN Grosstrauma die Ursache ist Erfahrung mit einer echten Traumatherapie gemacht? Ich war letztes Jahr 6 Wochen auf stationärer Psychotherapie, tiefenpsychologisch was der totale Flopp war, da ich in eine Gruppe mit Mädels (und einem Jungen) die alle halb so alt waren wie ich mit Borderline und Sozialphobie gesteckt wurde und es ständig um die gruppeninternen Konflikte der Leute ging, die so absolut nicht mein Thema waren, da ich mit Menschen die mich nicht spezifisch triggern, dh unter Druck setzen oder mobben ja problemlos und auch gerne auskomme und daher die meisten Leute die ich so treffe garnicht auf die Idee kämen ich hätte eine psychische Krankheit.

Und generell, wem hier geht es ähnlich?
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Do., 04.11.2010, 16:27, insgesamt 1-mal geändert.

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Minerva
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Beitrag Do., 04.11.2010, 16:23

Hallo münchnerkindel,

keine ahnung ob dir das jetzt etwas nutz aber es gibt die möglichlkeit über die kassenärztliche Vereinigung sich Listen speziel von Traumatherapeuter zukommen zulassen.
Das problem bei de Traumatherapie ist das es noch eine relativ junge behandlungsmethode ist und demnach auch die Therapeuten auswahl im verglich relativ klein ist.

vlh
wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpf hat schon verloren

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Sahra-Marie
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Beitrag Do., 04.11.2010, 17:02

Hallo münchnerkindl ,

mein "Normalanteil" hat mir bis ich zur TH kam geholfen mein Leben zu leben , niemand von Freunden und Bekannten konnte etwas unnormales an mir finden -
innerlich habe ich gelitten , schreckliche Gefühle die ich nicht einordnen konnte genauso wenig nach außen äußern , angst und diss haben mich ruhig sein lassen , - wenn es vorbei war bin ich normal weiter gegangen - ich war , bin bekannt als die ruhige nette -
ich war so normal das ich nicht darauf gekommen bin das etwas nicht mit mir stimmen könnte -
mit 45 Jahren bin ich durch einen Zufall zu meinem heutigen TH gekommen , wir haben ca 2 Jahre gebraucht bis raus war was mit mir ist , deshalb so lange weil ich nichts erzählen konnte und weil auch er mich normal fand trotzdem wußte das da etwas nicht stimmt bei mir - (bei ihm bin ich zwischendurch auch abgedreht , so nenne ich mein diss , ohne das wir beide wußten was der Auslöser war )
so viel zum "normalen" Anteil von mir -
im gegensatz zu dir konnte ich meine Ausbildung machen , ich habe nicht dein finanzielles Problem , was mir für dich sehr leid tut - weiterhin bin ich nie in einer Psychosom. - klinik gewesen
bin auch nicht bereit da jemals hin zu gehen -
zu meinem Th , er begleitet mich seit 11 Jahren , der Erfolg , meine Gefühlswelt hat sich positiv verändert weil ich die Zusammenhänge verstehen gelernt habe , mich besser verstehe - es waren harte jahre , sind es auch noch aber ich will so viel wie mir möglich ist an wirklicher Normalität erreichen . Ich weiß nicht ob für dich etwas dabei ist ? für mich kam von dir bekanntes beim lesen auf mich zu . LG samie
Zuletzt geändert von Sahra-Marie am Fr., 05.11.2010, 05:50, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn Du etwas von ganzem Herzen willst,
dann können Dich nur deine eigenen Ängste aufhalten.
Sergio Bambaren

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mohnblume
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Beitrag Do., 04.11.2010, 22:02

Hallo Münchnerkindl

Ja, ich. Das meiste, was du schreibst, könnte von mir sein. Ich verstehe dich sehr gut. Ich habe glücklicherweise keine Existenzprobleme mehr. Dies aber nur, weil ich zufälligerweise einen Mann kennengelernt habe, auf dessen Kosten ich (und meine Tochter) nun leben. Also auch nicht das Gelbe vom Ei und lediglich einwenig "geschummelt". So fühlt es sich für mich zumindest an. Im Prinzip bin ich keinen Schritt weiter als du. Ich überlege mir jeden Tag, wie ich es anstellen könnte, doch noch so was wie einen beruflichen Werdegang hinzukriegen, konkret mein Studium zu beenden. Leider kann ich die Sache drehen und wenden, wie ich will, es ist für mich schlichtwegs unmöglich. Ich bin jetzt einwenig an einem Punkt, an dem ich mir überlege, es einfach gut sein zu lassen so wie es ist und zu versuchen etwas "bescheidener" mit meinen Erwartungen an mich selber zu sein. Aber das ist sehr schwierig. Ich habe manchmal auch das Gefühl, dass ich meine Fähigkeiten ungenützt über Bord werfe und das macht mich traurig und ohnmächtig. Manchmal beneide ich auch fast einwenig die vielen Menschen, die "einfach so" ein Studium machen können oder einer Arbeit nachgehen können. Und es macht mich wütend, dass es Leute gibt, die nicht arbeiten wollen, obwohl sie könnten, mit denen diejenigen, welche wollen, aber nicht können in einen Topf geworfen und zum Abschaum der Gesellschaft degradiert werden. Ich könnte ein Buch darüber schreiben.

Ein Dutzend Therapeuten habe ich noch nicht durch. Also, ja, ich müsste mal nachzählen;-).... Weit davon entfernt bin ich wohl auch nicht mehr, wenn ich die einmaligen Geschichten mitzähle. Ich mache im Moment wieder mal eine Therapie und versuchs parallel dazu mit Sertalin. Netter Typ, aber wirklich verstehen tut er mich nicht. Seiner Meinung nach habe ich eine eine (langjährige) Depression und komme aus dysfunktionalen Familienverhältnissen (medizinische Terminologie für 28 Jahre vom Regen in die Traufe und zurück...). Aber er tut mir gut und er gibt sich Mühe. Vom Sertalin scheine ich etwas stabiler zu sein und mehr Energie zu haben, die NW halten sich bis jetzt in Grenzen. Nehme es aber erst 4 Wochen, kann noch nicht wirklich was dazu sagen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Traumatherapeuten bei komplexeren und in einander übergehenden Traumatas überfordert sind, dass es für das keine Methode gibt, keine 0815-Traumatherapiemethode, ausser halt Stabilisierung.

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(V)
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Beitrag Do., 04.11.2010, 22:29

Hi! Mir geht es sehr ähnlich. Erkenne sehr vieles von mir in dem Text wieder. Jahrelange Dauerbelastungen und "Psychomobbing"... mit den von dir beschriebenen Symptomen.

Im Laufe der letzten Monate ist es aber sehr viel besser geworden, wie ich heute erst wieder überrascht feststellte. Auch wenn ich noch oft genug glaube, dass manche Aspekte wohl niemals heilen werden, ich für den Rest meines Lebens ein Frack bleiben werde, tendiere ich mittlerweile weit mehr zum einer optimistischen Einstellung. Nicht immer, aber immer öfters .

Was mir vor allem geholfen hat war Körpertherapie/Yoga in der TK. Die therapeutische Ebene der TK konnte man zwar vergessen, aber Körpertherapie/Yoga war offenbar für mich ein sehr heilende Methode. Allerdings auch mit viel Geduld verbunden.

Warum ausgerechnet Körpertherapie? Folgende Vermutungen:

Ich denke, weil ja gerade die dissoziativen Symptome auf eine ABSPALTUNG hindeuten, und durch Körpertherapie kann man lernen, wieder den Körper zu spüren, anzunehmen, sich als Ganzes zu sehen etc.pp und eben die verschiedenen Ich-Bereiche wieder aneinander anzunähern.

Aber vor allem... und genau das hab ich aus deinem Beitrag herausgelesen... Entspannung lernen. Denn Menschen wie du und ich wissen überhaupt gar nicht was Entspannung ist, da man in einem ständigen Alarm - und Hab-acht-Zustand lebt. Manchmal ist man sich dessen nicht mal bewusst, dass der Körper Entspannung verlernte, weil man schon so (pardon!) mindf**cked ist, dass man es falsch assoziert, da man es nicht anders kennt. Entspannung gilt dann als die Abwesenheit von akuten Stress. Aber Entspannung ist mehr als das.

Als ich das erste Mal spontan den Unterschied spürte, brach ich in Tränen aus. In mir drin schrie es: "Warum hat man mir nie gestattet, mich zu entspannen?" Vor allem meine Mutter. Später mein Ex-Mann. Sobald ich es gewagt habe, mal all die Anspannung loszulassen, konnte ich Gift drauf nehmen, dass EXAKT dann meine Mutter oder mein Ex sich irgendwas Krankes einfallen ließen. Wie verhext. Mein Leben lang. Präzise. Wirklich, da konnte man Wetten drauf abschließen. Entspannung bedeutete für mich Gefahr.

Seit ich das - mit Hilfe meines Körpers - verstanden habe, ging es konsequent aufwärts. Erst merkte man es natürlich nicht so, aber mittlerweile 8 bis 9 Monate später... WOW!

Als ich damals in die Tagesklinik eingewiesen wurde, sagt die diensthabende Ärztin zu mir, dass ich mich mit meinem Denken ständig selbst "überfordere". Das brachte mich zum Nachdenken. Später begriff ich (s.o.) dass ich auf Körperebene permanent in Angst und Alarmbereitschaft lebte. Noch etwas später, diesmal mit Hilfe des Forums hier, konnte ich begreifen, dass mein Grübelzwang ein Suche nach Sicherheit ist, eben aufgrund der permanenten Alarmbereitschaft, weil man nie wissen kann, wann einem wieder was willkürlich übergebraten wird. Und das mein ganzes Leben so war.

Soll heißen: Man selbst verhaart noch in dem Zustand ständiger Alarmbereitschaft, selbst dann, wenn es nicht mehr nötig ist, und da gehen all die Energien für drauf, es fehlt anderenorts und damit überlastet man sich selbst. Stell dir ein Betriebssystem vor, dass als Subroutine (selten bewusst) PERMANENT auf Alarmstufe rot eingestellt ist... und sich dann wundern, dass es selbst beim kleinsten neuen Programm/Anforderung jedesmal die Krätsche macht...

Meine persönliche Theorie: Wenn man nicht entspannen kann, kann man auch nicht heilen. Selbst der beste Therapeut kann nicht wirklich helfen, denn man trägt ja das Misstrauen unbewusst immer mit sich herum, ein Teil von einem ist immer damit beschäftigt auf das dicke Ende zu warten, selbst wenn man es bewusst nicht weiß, es ist ja seit Jahrem im Körper gespeichert.
Man kann sich auch noch so oft RUHIG stellen, in einer Klinik, im Krankenstand, medikamentös... aber wenn damit keine Entspannung einher geht, dann ist auch keine Erholung möglich.

Es mag banal klingen, aber für mich war das Stichwort Entspannung DER Durchbruch. Es wird natürlich noch lange dauern, aber ich bin auf dem Weg und kann jetzt - wie ein Kleinkind - das Leben und die Belastbarkeit neu lernen. Aber das geht natürlich nicht, wenn Körper und Unterbewusstsein permanent damit überfordert sind, den Alarm-Rot-Zustand aufrecht zu erhalten.
"Wer das hier liest, ist selber doof."

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jennyfer
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Beitrag Fr., 05.11.2010, 18:32

Hallo Gothika

Vor kurzem habe ich das ähnlich erlebt. Ich kam in eine ganz neue andere Situation in dem mein Körper (in unendlichem Vertrauen) so sehr gedrückt wurde, dass ich mich zum ersten Mal seit langem richtig spüren konnte. Ein paar Stunden danach, spürte ich mich immer noch so heftig, dass ich innerlich entspannen konnte. Mein Spüren war meine Hülle in der ich ohne Gefahr mich fallen lassen konnte. Daher denke ich das es - wenn man sich nicht entspannen kann - es an einer "Eingrenzung" fehlt (fehlen könnte). Man selber nicht wahrnehmen kann, wo man anfängt, und wo man aufhört. Bei mir vernehme ich darin meine ständige Alarmbereitschaft, mein angespannt sein.

Dieses eine Erlebnis, hat für zwei Wochen angehalten. Daher weiss ich, dass körperliches gegen drücken mir hilft zu zeigen, wo ich anfange, und wo ich aufhöre. Ich bin dann nicht "irgendwo" sondern nehme mich dann in mir "wahr". Und das schöne ist, dass ich das jetzt weiss. Alleine schon dieses von mir erfahrene Wissen (für mich) gibt mir auf eine bestimmte Weise - eine innere Sicherheit. Daher finde ich für mich Körperarbeit als sehr wertvoll.

Liebe Grüsse
jennyfer
...

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(V)
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Beitrag Fr., 05.11.2010, 18:47

Interessant wie unterschiedlich dies ist.

Wie es sich anfühlt, gedrückt zu werden, kann ich nicht sagen. Kann mich nicht daran erinnern, wann das jemals der Fall war. (Kein Übertreibung, wortwörtlich gemeint). Mein AHA-Erlebnis hingegen war eine Körperübung, bei der man sich am Boden liegend ganz weit machte: eine öffnende, ausdehnende Haltung, quasi wie entspannt mit Freunden auf einer Wiese liegend und sich strecken. Das Aufmachen obwohl andere anwesend sind... (Anwesende bedeuten ja potentielle Gefahr, dass sie den Loslasszustand ausnutzen um psychisch draufzuhauen). Bei dir lag der Focus vielleicht mehr auf Geborgenheit, bei mir vlt. "aus der Enge rauskommen".

Aber bevor es zu sehr Off-Topic wird, möchte ich erst mal abwarten, was Münchnerkindl dazu sagt. Ob sie mit dem Gedankenansatz überhaupt etwas anfangen kann.
"Wer das hier liest, ist selber doof."

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TimpeTe
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Beitrag Sa., 06.11.2010, 07:35

Guten morgen müncherkindl

Auch ich gehöre zu den Früh- und Mehrfachtraumatisierten Menschen. Ich habe zu akzeptieren gelernt, dass ich nie so belastbar sein werde wie andere Menschen. Was nicht ausschliesst, dass ich nicht auch über innere Kraft verfüge....
Mein Körper war die ersten 20 Jahre meines Lebens in ständiger Alarmbereitschaft- jede Zelle meines Körpers- und auch mein Geist waren permanent damit beschäftigt die häusliche Situation zu erfühlen.....um im Notfall zu "flüchten". (Dissozieren) Ich frage mich, - euch- wie soll ein Mensch, der in seiner Kindheit mit permanenter Todesangst leben musste, ein "normales Leben" leben können....
Ich kann nur für mich sprechen. Ich kann es nicht!!!(mehr) Aber ich habe eine recht gute Lebensqualität erreichen können. Nur holen einem die alten Verhaltensmuster in Extremsituationen wieder ein. Ich wurde erst kürzlich am Herzen operiert. Die Folge: Als ich aus der Narkose erwachte waren da Menschen um mich herum. Der Körper schmerzte und die fummelten an mir rum. Für mich Re-traumatisierung pur. Ich geriet in Panik und in eine irre Todesangst. Und erst als ich einordnen konnte was wirklich geschehen ist mit mir, liess die früchertliche Todesangst nach.
Ich denke, die Erinnerungen sind in uns. Aber man kann mit ihnen leben, oft sogar ganz gut.
Es ist gut, einen eigenen Weg zu suchen- eigene Leistungen nicht mit denen anderer vergleichen.

Und ich bin einer Meinung mit Gothika. Auch ich habe vor 2 Jahren mit Joga begonnen. Die Kombination von "Körper spüren lernen und den Geist "frei" machen- finde ich total gut...und wohltuend.

müncherkindl...ich bin noch nicht so "gut auf den Beinen" und kann noch nicht so viel schreiben. Muss Schluss machen...
medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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woisthierundjetzt
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Beitrag Sa., 06.11.2010, 15:25

münchnerkindl hat geschrieben:Was mich ganz konkret interessiert, hat jemand mit so einer Angelegenheit, also wo nicht EIN Grosstrauma die Ursache ist Erfahrung mit einer echten Traumatherapie gemacht? Ich war letztes Jahr 6 Wochen auf stationärer Psychotherapie, tiefenpsychologisch was der totale Flopp war, da ich in eine Gruppe mit Mädels (und einem Jungen) die alle halb so alt waren wie ich mit Borderline und Sozialphobie gesteckt wurde und es ständig um die gruppeninternen Konflikte der Leute ging, die so absolut nicht mein Thema waren, da ich mit Menschen die mich nicht spezifisch triggern, dh unter Druck setzen oder mobben ja problemlos und auch gerne auskomme und daher die meisten Leute die ich so treffe garnicht auf die Idee kämen ich hätte eine psychische Krankheit.

Und generell, wem hier geht es ähnlich?

zum glück hatte ich mehr glück als verstand mit meiner therapeutin,zu der ich seit über drei jahren gehe.sie hat mir von solchen gemischten kliniken erzählt,allerdings auch abgeraten.jetzt hab ich mich in der klinik in göttingen angemeldet,die wohl einzigartig auf diesem gebiet ist.keine gruppengespräche....deine eigene geschichte ist belastend genug...möglichst wenig aussenreize und viel einzeltherapie...also so wurde mir die klinik beschrieben.woanders hätte ich mich nicht angemeldet.leider ca.2 jahre wartezeit,wenn kinder mit im haushalt leben ca.ein halbes jahr..ich wünsche mir,uns,daß sich endlich bleibend (!) was verändert,dort versuche ich es auf jeden fall!

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 06.11.2010, 17:04

Hi,

Das Konzept hört sich interessant an. Was ist denn das für eine Klinik?

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woisthierundjetzt
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Beitrag Sa., 06.11.2010, 23:55

mohnblume hat geschrieben:Hallo Münchnerkindl

Ja, ich. Das meiste, was du schreibst, könnte von mir sein. Ich verstehe dich sehr gut. Ich habe glücklicherweise keine Existenzprobleme mehr. Dies aber nur, weil ich zufälligerweise einen Mann kennengelernt habe, auf dessen Kosten ich (und meine Tochter) nun leben. Also auch nicht das Gelbe vom Ei und lediglich einwenig "geschummelt". So fühlt es sich für mich zumindest an. Im Prinzip bin ich keinen Schritt weiter als du. Ich überlege mir jeden Tag, wie ich es anstellen könnte, doch noch so was wie einen beruflichen Werdegang hinzukriegen, konkret mein Studium zu beenden. Leider kann ich die Sache drehen und wenden, wie ich will, es ist für mich schlichtwegs unmöglich. Ich bin jetzt einwenig an einem Punkt, an dem ich mir überlege, es einfach gut sein zu lassen so wie es ist und zu versuchen etwas "bescheidener" mit meinen Erwartungen an mich selber zu sein. Aber das ist sehr schwierig. Ich habe manchmal auch das Gefühl, dass ich meine Fähigkeiten ungenützt über Bord werfe und das macht mich traurig und ohnmächtig. Manchmal beneide ich auch fast einwenig die vielen Menschen, die "einfach so" ein Studium machen können oder einer Arbeit nachgehen können. Und es macht mich wütend, dass es Leute gibt, die nicht arbeiten wollen, obwohl sie könnten, mit denen diejenigen, welche wollen, aber nicht können in einen Topf geworfen und zum Abschaum der Gesellschaft degradiert werden. Ich könnte ein Buch darüber schreiben.

Ein Dutzend Therapeuten habe ich noch nicht durch. Also, ja, ich müsste mal nachzählen;-).... Weit davon entfernt bin ich wohl auch nicht mehr, wenn ich die einmaligen Geschichten mitzähle. Ich mache im Moment wieder mal eine Therapie und versuchs parallel dazu mit Sertalin. Netter Typ, aber wirklich verstehen tut er mich nicht. Seiner Meinung nach habe ich eine eine (langjährige) Depression und komme aus dysfunktionalen Familienverhältnissen (medizinische Terminologie für 28 Jahre vom Regen in die Traufe und zurück...). Aber er tut mir gut und er gibt sich Mühe. Vom Sertalin scheine ich etwas stabiler zu sein und mehr Energie zu haben, die NW halten sich bis jetzt in Grenzen. Nehme es aber erst 4 Wochen, kann noch nicht wirklich was dazu sagen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Traumatherapeuten bei komplexeren und in einander übergehenden Traumatas überfordert sind, dass es für das keine Methode gibt, keine 0815-Traumatherapiemethode, ausser halt Stabilisierung.
ihr sprecht mir aus der seele...ich hab mir auch sagen lassen,ambulant ist fast nur stabilisierung möglich,was ja erstmal gold wert ist,aber eben nicht auf dauer.ich hab mich jetzt in ner speziellen klinik angemeldet,die nen sehr guten ruf hat,habt ihr erfahrungen gemacht?
eine kurze frage noch,was ist sertalin?auch psychopharmaka?ich hab mir jetzt nach jahrelangem kampf was verschreiben lassen,is aber nicht mein weg,fühl mich wie n gefühlszombie...der nebel is zwar weg,die flashbacks auch,aber...hat jemand ne ahnung,obs bei diesem krankheitsbild auch ein wirkungsvolles beruhigungsmittel gibt,das nicht so sehr in den entwicklungsprozess eingreifft?um den durchgehenden kampf- oder fluchtzustand zu "beruhigen"?

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woisthierundjetzt
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Beitrag So., 07.11.2010, 00:00

münchnerkindl hat geschrieben:Hi,

Das Konzept hört sich interessant an. Was ist denn das für eine Klinik?
kannst ja mal googeln,haben ne homepage.
asklepios fachklinikum göttingen

also ich setz sehr viel hoffnung rein.sind halt allerdings mehrere behandlungsblocks, also viel zeit, arbeit, aber mir ist es den versuch wert.

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woisthierundjetzt
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Beitrag Di., 09.11.2010, 18:53

woisthierundjetzt hat geschrieben:
münchnerkindl hat geschrieben:Hi,

Das Konzept hört sich interessant an. Was ist denn das für eine Klinik?
kannst ja mal googeln,haben ne homepage.
asklepios fachklinikum göttingen

also ich setz sehr viel hoffnung rein.sind halt allerdings mehrere behandlungsblocks, also viel zeit, arbeit, aber mir ist es den versuch wert.

schönen guten abend
ich hab heut selbst nochmal geschaut,vielleicht interessierts euch ja.wie gesagt,die station is auf dieses eine krankheitsbild konzentriert.
http://www.asklepios.com/klinik/default ... did5=33747

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Emma
Helferlein
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Beitrag Sa., 20.11.2010, 20:22

Hallo,

ich weiß jetzt nicht, ob meine Antwort hilfreich ist, aber ich wollte dir gern sagen, dass auch ich die Diagnose Komplexe Traumafolgestörung habe. Eine ganze Zeit lang war ich sehr instabil, aber langsam bekomme ich mehr Lebensqualität. Das gelingt bei mir durch eine analytische Psychotherapie zweimal die Woche (bin insgesamt seit fast 3 Jahren in Therapie, aber die erste Zeit tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie) und durch stationäre Therapie, wo ich auch gerade wieder bin bis nächste Woche. Dort macht man viel Stabilisierung mit mir, aber auch Traumatherapie. Dieses Jahr war ich nun 20 Wochen in der Klinik und obwohl es eine extreme und anstrengende Zeit war, hat mir das sehr viel gebracht und ich sehe jetzt viel positiver ins Leben. Ich muss mich nicht mal mehr bei jeder Stresssituation verletzen.

Vielleicht macht dir das ein bisschen Mut. Ich fühle mich auf einem guten Weg und auch wenn ich in einem halben Jahr wieder in die Klinik muss und noch ein paar Jahre Therapie vor mir habe, so habe ich trotzdem das Gefühl, dass es mal so gut wird, dass ich gut leben kann.

Liebe Grüße,
Emma

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