Wann antworten Analytiker auf Fragen?

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neko
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Wann antworten Analytiker auf Fragen?

Beitrag Sa., 23.10.2010, 11:55

Ich hab da mal ne frage: ich will meiner analytikerin unbedingt eine frage zu iihrem umgang mit angst stellen. bislang bin ich davor immer zurückgeschreckt, weil "man" ja weiß, dass analytiker frage nach sich selbst gerne als ablenkungsmanöver einschätzen und deshalb oft nicht beantworten. ich habe das insbesondere am anfang in meiner therapie selber schon erlebt und kann im nachhinein verstehen, warum sie die fragen oft zurückgespielt und nicht beantwortet hat. jetzt ist es anders - glaube ich. ich hab selber in den letzten wochen einen riesen sprung in meinem angst-management gemacht. das hat auch was damit zu tun, dass ich halb bewusst von meiner t. gelernt hab, von ihrer art mit ihren eigenen unsicherheiten und vielleicht auch ängsten umzugehen - zumindest davon, wie ich sie wahrnehme. ich hab grad das gefühl, dass es mir wirklich helfen würde, offen mit ihr darüber reden zu können. gleichzeitig hab ich "angst", dass sie das ablehnen wird. was sind eure erfahrungen? wie kann man so eine frage einleiten, begründen,um die chance auf einen offenen austausch zu erhöhen?

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carö
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 11:58

ich denke neko, genauso, wie du es hier geschrieben hast... dass du ihr sagst, wie du sie im umgang mit ihren eigenen unsicherheiten wahrnimmst und inwiefern dir das hilft...
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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neko
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 12:04

seufz, carö - je hier kann ich das alles formulieren und ausbreiten. die vorstellung ihr das selber zu sagen, ist mir ein bisschen ungeheuerlich. mir kommt es ein wenig wie eine grenzüberschreitung, wie ein ihr zu nahe treten vor, wenn ich ihr zu einem - wie ich finde - ziemlich sensiblen punkt - sage, wie ich sie wahrnehme. und dann natürlich die angst, dass ich mit all meinen wahrnehmungen total daneben liege, ausgelacht werde...ich hab nämlich schon das gefühl, dass sie in ihrem job manchmal so was ähnliches wie "angst" hat, davor, auch mal nicht zu wissen, wie sie reagieren kann, das falsche zu sagen, mich z.B. zu verletzen usw. gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass sie in situationen, wo ich wirklich durch den wind bin, das alles hinter sich lassen kann und von irgendwoher so eine sicherheit nimmt, mir helfen zu können, etwas, was ich in so situationen ganz wahnsinnig tröstlich und hilfreich finde...

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carö
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 12:19

ja ich versteh das sehr gut, ging/geht mir auch immer wieder so, wenn es um MEINE wahrnehmung seiner fähigkeiten, einstellungen (oder was auch immer) geht.
aber du willst ja etwas sehr positives ausdrücken.. (auch was negatives wäre aber ok)

und dass sie auch mal angst hat und unsicher ist.. neko, das ist völlig normal. man müsste sich eher sorgen machen, wenn sie das nicht kennen würde. sie ist ein mensch, der offensichtlich mit diesen manchmal so schwierigen und uns alle angehenden gefühle einigermassen gut umgehen kann. und darauf kommt es an. nicht, dass sie sowas nicht hat. und: deine wahrnehmung ist deine wahrnehmung. ganz egal, wie sie etwas empfindet... darüber kommt ihr ja dann sicher gut ins gespräch ...über dich. und dass sie da auch wieder sicherlich von ihrer person weglenken wird, halte ich für professionell.. sie wird dir nicht sagen: fr. neko, ja auch ich leide manchmal unter panikattacken und weiss manchmal nicht, wohin mit mir... im grunde kannst du sogar davon aussgehen, dass sie sowas kennt. vielleicht nicht im selben ausmaß, aber das spielt doch keine rolle. wichtig ist doch, dass du sie als jemanden wahrnimmst, der dir etwas (gutes!) geben kann von ihrer sichtweise, ihrer haltung etc..

LG
carö
Zuletzt geändert von carö am Sa., 23.10.2010, 12:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Dunkle
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 12:26

neko hat geschrieben: mir kommt es ein wenig wie eine grenzüberschreitung, wie ein ihr zu nahe treten vor, wenn ich ihr zu einem - wie ich finde - ziemlich sensiblen punkt - sage, wie ich sie wahrnehme. und dann natürlich die angst, dass ich mit all meinen wahrnehmungen total daneben liege, ausgelacht werde...
Liebe Neko,
jaaaa, das ist der springende Punkt, oder?
Fragen, sofern sie derart Persönliches betreffen, drücken sehr viel aus, was im Charakter der Beziehung zwischen Euch beiden liegt.
Darum dieses "analytische Spiel", die Fragen erst einmal ein wenig zu "panieren" und sie dann durchzubraten...
neko hat geschrieben:.ich hab nämlich schon das gefühl, dass sie in ihrem job manchmal so was ähnliches wie "angst" hat, davor, auch mal nicht zu wissen, wie sie reagieren kann, das falsche zu sagen, mich z.B. zu verletzen usw.
Ja, das kenne ich auch, diese Beobachtung. Die sind da schon oft auf dünnem Eis... Da kam damals auch mal ne Frage an mich "Habe ich Sie gekränkt?"....all das brachte mich der Person hinter der Couch näher, weil ich merkte, der kämpft genauso um den "richtigen Umgang" wie ich...

Und dann, meistens, war es so, wie Du es auch beschreibst, dass wir mithilfe von therapeutischem Können doch wieder rausfanden aus den Wirrungen..

Neko, wenn Du Ihr die Frage stellst, musst Du Dich eben auf was Längeres einlassen, aber es scheint sich doch sehr zu lohnen....oder?

Lieben Gruß
Dunkle

carö war schneller

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schmetterling.1983
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 12:59

Liebe neko,
carö hat geschrieben: ich hab selber in den letzten wochen einen riesen sprung in meinem angst-management gemacht.
das ist sehr schön und beruhigend.
neko hat geschrieben:was sind eure erfahrungen? wie kann man so eine frage einleiten, begründen,um die chance auf einen offenen austausch zu erhöhen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Fragen lohnen. Ich in dem Punkt jedoch einen gewissen Vorsprung, sozusagen in Vorkasse gehen muss um eine annähernd befriedigend Antwort zu erhalten.
Das passt jetzt nicht zum Gefühlsbsp. aber ich fragte Sie letztens wie ihr Urlaub war, ob er gut war und was Sie gemacht hat. Ich habe dann mit ihr gemeinsam einen guten Grund gefunden, warum es mir wichtig ist zu erfahren wie es ihr ergangen ist und dann hat sie auch eingelenkt und zu einem gewissen Grad geantwortet (wenn auch nicht detailiert).
Ich scheue mich selten direkte Fragen zu stellen, auch wenn ich erst Schweigen ernte. Bisher kamen meist doch noch ganz interessante, hilfreiche Gespräche heraus.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass deine Thera sich über dich lustig machen würde. Sind diese Fragen nicht sehr menschlich und kennt nicht gerade Sie, als Therapeutin das Gefühl der Neugier recht gut?
Ich finde wie du die Situation beschreibst klingt es für mich fast, als würdest du dich in dem Bereich des Angstmanagements an Ihr "Level" annähern und durch die Frage, die du mit ihr offen klären willst, wird deutlich, dass du dich beginnst auf Augenhöhe zu fühlen.
Ich bin mir fast sicher, das es einen offenen Austausch nicht geben wird. Ich kenne die Analytikerregelungen zwar nicht, aber eigene Ängst und Gefühle, Reaktionsschemata so unmittelbar mit einem Patienten zu besprechen scheint mir irgendwie falsch.
Doch das soll deine Hoffnung auf Antwort nicht schmälern, sie wird wahrscheinlich nur nicht so persönlich ausfallen wie du dir erhoffst.
Um nun auf die Frage zurück zu kommen, ich leite solche Fragen nie ein, sondern stelle sie direkt. Manchmal gehe ich dann, wie vorhin erwähnt jedoch bereits in Vorkasse und berichte vom Hintergrund der Frage in Bezug auf mich, ich habe den Eindruck das erhöht meine Antwortchancen .
Meine ganz persönliche Meinung und Erfahrung also, versuche es, wenn du mit intensiven Rückfragen oder vorerst evtl. mit einem schweigendem Lächeln vorlieb nehmen kannst ohne nervös zu werden.
Für die Spezielle Situation bietet es sich sicher so an wie dunkle und carö geschrieben haben, die Situation zu beschreiben wie hier und fragen, ein Hinweis darauf wie wichtig dir das ist und du Angst hast durch Schweigen enttäuscht und beschämt zu werden hilft sicher.
Viel Glück und, erzähl mal wie es gelaufen ist wenn du magst.
Dunkle hat geschrieben:Da kam damals auch mal ne Frage an mich "Habe ich Sie gekränkt?"
@Dunkle, solche ähnlichen Fragen kenne ich auch. Selbst aus den allg. Rückantworten, Verständnissfragen die ich bekomme finde ich, kann man viel lesen, was die Person denkt, was ich denke bzw. evtl. sogar sie selbt.
Meine Thera und ich, so finde ich haben recht verschiedene Denkweisen und ich bekomme ab und an sehr unerwartete Antworten, die mich sehr überraschen und mich ab und an zum schmunzeln bzw wundern bringen.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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neko
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 13:24

danke, erst einmal für die antworten.

carö: ja, ich weiß das meine t. auch ein mensch mit ängsten und unsicherheiten ist. damit habe ich - glaube ich - auch gar kein problem. im gegenteil, es erleichtert mir die ganz analytische asymmetrie. die entscheidende frage ist, warum ich ein wenig davor scheue, ihr meine wahrnehmungen zurückzumelden. ich bin mir nicht ganz sicher. ´vielleicht habe ich angst, dass mein erleben ihrer person nur aus der perspektive ihrer bedeutung für meinen psychischen kosmos betrachtet werden. ich weiß, da ist eine menge dran. sie auch als ängstlich und unsichér zu spüren, lässt sie mir als erreichbarer erscheinen, eben als ein wesen, das nicht grundsätzlich zu einer anderen kategorie als ich arme irre angehört. all das stimmt und ist sicher auch richtig. aber da ist noch mehr und ich glaub, das ist mir richtig peinlich. ich bin manchmal ganz gerührt davon, dass sie ihre unsicherheit überwindet und irgendwo die ja auch ein bisschen unanalytische sicherheit herzaubert -einfach weil ich das manchmal brauche. erröt: ich glaub, das ist für mich ein wichtiges zeichen ihres sich auf mich einlassen, ein bisschen auch ein zeichen ihrer zuneigung für mich. ich weiß nicht, ob ich so etwas vor ihr aussprechen könnte und ich fände es wohl schon schrecklich, wenn sie sagen würde, alles blödsinn, blühende phantasie....

schmetterling: ja, ich rechne auch mit einer sehr knappen antwort und ich weiß nicht, ob mich das sehr enttäuschen würde. ich wünsche mir sehr ein bisschen bewegung auf die augenhöge zu. ich möchte ihr auch sagen, wie dankbar ich bin, da was von ihr gelernt zu haben - aber eben auch - sieh her, ich hab es gelernt. ich arbeite nicht in einem therapeutischen kontext, aber im weitesten sinn in der lehre. da bin ich manchmal schon sehr unsicher gewesen, ob ich den leuten, für die ich eine starke verantwortung spüre, etwas für sie wertvolles anbieten kann. diese unsicherheit ist nicht ganz weg - das wär aus meiner perspektive ganz schlimm, weil man sich halt immer auch in frage stellen können muss. aber zunehmend spüre ich in mir in meinem job so eine wohlige sicherheit - nach dem motto, ich kann euch zumindest vermitteln, wie ich aus meinen fehlern und irrwegen gelernt hab. und das fühlt sich sehr gut an. ich merk auch, das es mir ein bisschen gelingt, etwas von meiner zuversicht auf die manchmal eben auch sehr verunsicherten leute downzuloaden. ein bisschen wie meine therapeutin bei mir. ich merk grad, ein bisschen fühlt sich dieser gedanke vermessen an...

dunkle, ja, ich empfinde dieses eis auch als sehr dünn. es gab vor einiger zeit mal eine situation, in der mich meine t. mit einem wort verletzt hat, sie hat es gemerkt und wie ich meinte zu sprüren mit wachsender verzweifelung darum gekämpft, das zurück zu nehhmen. damals konnte ich das gar nicht aushalten, also ihr entsetzen darüber, mir weh getan zu haben, ihr bemühen, das wieder gut zu machen. das war eine der beiden sitzungen, in denen ich früher gegangen bin.. sie hat das damals kommentiert mit dem satz: sie wollen mich schützen....das war damals für mich beides - unerträglich und sehr berührend...ich hoffe sehr, dass ich mit so was heute anders umgehen kann, aber ich hab auch angst, dass ich noch nicht so weit bin...

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neko
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 13:57

SCHMETTERLING, darf ich noch mal nachfragen, warum du es falsch findest, wenn therapeuten über ihre emotionalen reaktionen sprechen? ich fände das jetzt für mich wichtig -auch um zu schauen, ob meine wahrnehmungen sozusagen nur von meinen bedürfnissen getränkt sind, aber am anderen vorbei gehen. das wär für mich schlimm, weil ich mich gerne als einen emphatischen sehen möchte und eigentlich glaub, das zu sein. nur in der therapeutischen beziehungen ist das, was mir sonst gut gelingt, alles ein wenig schwierig. warum, weiß ich nicht so genau.

ich hatte auch schon mal so eine situation mit meiner t. - da hat sie mir von sich aus sehr eindringlich beschrieben, wie unsicher sie manchmal ist, ob sie bei für mich schweren themen weiter fragen soll oder mich nicht weiter drängen soll. sie hat mich auch ein bisschen um rat gefragt. ich fand das sehr bewegend, das vertrauen, das sie mir damit auch entgegen gebracht hat, dass sie mich ihre unscherheit hat spüren lass3n. ich glaub das war ein meilenstein in der entwicklung der therapeutischen beziehung.

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carö
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 20:33

liebe neko,
wieso sollte sie denn deine wahrnehmungen als blühende phantasie abtun? warum sollte sie überhaupt irgendetwas, was von dir kommt abtun ? nicht, dass ich deine sorge nicht versten würde... sogar sehr, damit habe ich immer wieder auch sehr gerungen. aber im grunde immer mit der guten erfahrung letztlich, dass auch, wenn meine wahrnehmung nicht getroffen hat, es nicht beschämend sein musste. meine sorge, dass er das überheblich finden könnte od anmaßend und mein mich dementsprechendes mich kleiner fühlen als er und nicht die berechtigung habem, derartige einschätzungen einem profi ggü vorzunehmen, warem immer unbegründet. phu, was für eine erleichterung.. jedesmal! ich denke, dass das auch ein sehr wichtiger punkt ist - mindestens genauso wichtig, wie das "thema" um das es dir geht, als solches.

ich hab schon erlebt, dass mein analytiker mir sehr deutlich seine gefühle mir ggü. ausgedrückt hat. er hat mir seine unsicherheit, manchmal hilflosigkeit, sein sich zeitweise selbst infrage stellen in der arbeit mit mir deutlich gemacht. .. das war auch für mich sehr sehr bewegend.. und auch nicht leicht zu hören, weil es eben nicht immer die einfachen, "luftigen gefühle" für mich waren, die ihn bewegt haben.. (zum glück nicht nur)
mir ging es da aber wie dir: ich habe vertrauen gespürt in mich, dass ich eine ehrliche antwort auf meine fragen... "wie geht es ihnen mit mir ?" aushalten/hören konnte. das hätte ich früher nicht können. und da bekam ich es auch nicht zu hören. insofern war es auch ein zeichen meiner weiterentwicklung und des inneren wachstums.
ich denke, dass es insofern sehr stark auf den zeitpunkt/die situation ankommt, wann es gut und richtig ist, wenn der therapeut/analytiker auch einblicke in die eigene gefühlswelt gewährt. es soll ja dir weiterhelfen und nicht verwirren oder sonstiges - es soll auch kein "bonbon" sein, kein "liebesbeweis", denn das hilft nicht wirklich, auch wenn es sich erstmal sicher toll anfühlt.... das hat immer oberste priorität.
mein analytiker ist auch im grunde sehr orthodox in der methode, aber sehr offen im emotionalen miteinander. ein "ich fühle mich so und so..." war nicht so selten. aber das alles wirklich erst sehr spät im verlauf der therapie.

ich denke im grunde kannst du dich trauen, sie zu fragen. ganz direkt... das könnte doch sehr spannend werden, wie es sich dann weiter entwickelt

schönen abend noch!
carö
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schmetterling.1983
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 21:48

neko hat geschrieben:darf ich noch mal nachfragen, warum du es falsch findest, wenn therapeuten über ihre emotionalen reaktionen sprechen?
Sicher.
Ich habe mich da viell. etwas zu grob ausgedrückt, ich meine in bezug auf den therapeutischen Prozess mit einem selbst.
Sicher muss es bis zu einem gewissen Grad Austausch darüber geben, sonst funktioniert die ganze Therapie ja nicht, aber ich glaube das geht nur durch die therapeutische Ausbildung mit Berücksichtigung ihrer eigenen Gegenübertragung (hoffe ich beschreib den Prozess jetzt einigermaßen passend), oder wie das heißt.
Zentrales Thema sollte der Klient bleiben, weil wenn der/die Analytiker zu viel von sich Preis gibt verliert sich doch das leere Leinwand Prinzip, mit dem man arbeitet um so viel wie möglich des Klienten zu sehen und keine (wenn auch unbewuste) Anpassung an die Person des/der Therapeuten/in? Oder habe ich da was falsch verstanden?
Vielleicht ist falsch vorkommen auch ein unpassendes Wort. Vielleicht wäre es auch einfach zu ungewohnt für mich, wenn SIe jetzt auf einmal offen immer sagen würde was sie grad fühlt, ich bin eher Deutungsvorschläge gewöhnt
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Christian Morgenstern

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neko
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 22:17

liebe carö, du hast mich voll erwischt. ja, ich habe angst, dass ich und meine wahrnehmungen und gefühle, die auch davon zeugen, dass ich mir viele, auch liebevolle gedanken um meine analytikerin mache, abgetan werden. das wäre und ist etwas, das ich von meiner mutter, die ich weidlich in der übertragung ins spiel gebracht habe, sehr gut kenne. und auch damit hast du recht: meine eigentliche angst ist wahrscheinlich, dass ich es vielleicht (noch?) nicht schaffe, damit umzugehen, wenn sie mir sagt, ne ist alles ganz anders, dass ich das wider besseres wissen und in alte muster zurückfallend als unendlich beschämend erleben könnte. ich WILL das aber nicht mehr. ich will endlich ein gegenüber, dass mit mir über meine wahrnehmungen spricht - etwas, das meine mutter mir immer auf sehr, sehr verletztende art verwehrt hat, mal durch auslachen, mal durch eiskalte zurückweisung nach dem motto, tritt mir nicht zu nahe, ich will dich nicht so nah bei mir, wie kannst du dir nur einbilden, dass ich mich für dich und deine gefühle interessieren könnte...all das war ganz oft thema in der therapie, ich hab das beweint, betrauert, ich hab ganz langsam und allmählich ein klein bisschen sicherheit bekommen, dass mir das in der therapeutischen beziehung vielleicht nicht passiert. aber irgendwie hab ich schiss, das auf die probe zu stellen - auch weil es mir so unendlich wichtig war, diese korrigierende erfahrung...

schmetterling, ich glaub, ich weiß, was du meinst. meine analytikerin und meine beziehung zu ihr, war eine sehr produktive leinwand. da ist sehr viel sichtbar geworden, das hat manchmal weh getan, aber das war sehr gut und sehr wichtig. auch hier finde ich mich in carös worten wieder: ich glaub, es´ist eine frage des zeitpunkts: ich möchte so gerne einen blick hinter die leinwand werfen, ich möchte auch, dass sichtbar wird, hinter dem leinwandprinzip gibt es noch etwas anderes - für mich.

ich hoffe sehr, dass ich das auf die reihe kriege, all das auszusprechen. ich kann es mir erstmals vorstellen. aber sicher bin ich mir nicht...hat auch was damit zu tun, dass ich eine t-pause hinter mir habe. und wie immer verbinden sich mit dem neuanfang ganz viele hoffnungen...da ist so viel dankbarkeit in mir, für das, was sie in mir ausgelöst hat und wovon ich nicht mal hätte träumen können. und - ach ich weiß auch nicht - das klingt alles ein bisschen komisch, das war sie, nicht nur sie als leinwand, sondern sie als person...ich möchte das gerne zum ausdruck bringen und das ist was, was mir sehr schwer fällt...

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schmetterling.1983
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 22:27

neko hat geschrieben:ich hoffe sehr, dass ich das auf die reihe kriege, all das auszusprechen. ich kann es mir erstmals vorstellen. aber sicher bin ich mir nicht...hat auch was damit zu tun, dass ich eine t-pause hinter mir habe. und wie immer verbinden sich mit dem neuanfang ganz viele hoffnungen...da ist so viel dankbarkeit in mir, für das, was sie in mir ausgelöst hat und wovon ich nicht mal hätte träumen können. und - ach ich weiß auch nicht - das klingt alles ein bisschen komisch, das war sie, nicht nur sie als leinwand, sondern sie als person...ich möchte das gerne zum ausdruck bringen und das ist was, was mir sehr schwer fällt...
Ich glaube ich kann dein Gefühl ganz gut nachvollziehen, ich kenne all diese Hoffnungen auch nach der Pause und die Dankbarkeit für diese Dinge die man vorher nicht erahnt hätte.
Ich finde es ganz und gar nicht komisch liebe neko, finde mich sogar ganz gut wieder in deiner Beschreibung, manchmal frage ich mich auch ob ich dahinter schauen kann/mag, es auch aushalten würde. Aber momentan brauche ich das noch extrem.
Ich wünsche dir viel Mut und einen gelungenen Moment dafür!
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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neko
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Beitrag Sa., 23.10.2010, 22:43

danke, schmetterling....

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 24.10.2010, 16:42

ich möchte so gerne einen blick hinter die leinwand werfen, ich möchte auch, dass sichtbar wird, hinter dem leinwandprinzip gibt es noch etwas anderes - für mich.
Liebe Neko,

ist an diesem Punkt
dann nicht die Therapie zu Ende?

LG
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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neko
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Beitrag So., 24.10.2010, 16:49

ja, adw, diese frage habe ich mir auch schon gestellt. und es ist in der tat so, dass nach fast 3 jahren das ende mittlerweile sichtbar ist (macht mir noch ein bisschen, ach was riesen angst, deshalb gehen wir das langsam an). irgendwo ist mein hinter-die-leinwand-linsen wollen - etwas, schmetterling, was ich vor kurzem auch noch nicht wirklich hätte denken oder gar wollen könnnen - vielleicht auch so was wie ein zeichen für flüggewerden oder so ähnlich.....nachdenklich stimmt mich bei all dem nur meine unsicherheit bei der vorstellung, das anzugehen, danach zu fragen und dann hoffentlich mit (fast) jeder antwort leben zu können und nicht in filme von abgelehnt, zurückgewiesen-werden u.ä. abzutauchen...ist das jetzt ein zeichen dafür, das ich noch lang nicht so weit bin? ich weiß es nicht..

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