Locker strukturierte Persönlichkeit

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charlotta
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Locker strukturierte Persönlichkeit

Beitrag Do., 21.10.2010, 22:31

Hallo an Alle,

mich beschäftigt die Aussage meines Therapeuten aus der letzten Sitzung, in der er mir sagte, dass er mich als eine locker bzw. lose strukturierte Persönlichkeit ansieht. Ich kam nicht mehr dazu, nachzufragen, wie er das genau meint, aber mich beschäftigt diese Aussage. Natürlich werde ich ihn fragen, wie er das meint, habe aber erst wieder in zwei Wochen Sitzung.
Deswegen ihn anzurufen finde ich übertrieben, aber mich würde interessieren, was ihr darunter versteht, ich finde im Internet auch nichts darüber, nur englischsprachige Literatur.
Eure Antworten interessieren mich sehr.

LG Lotte

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Aurora
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 15:50

Hallo
Ich würde seine Aussage wohl so verstehen, dass er dich in deiner Persönlichkeit noch nicht ganz gefestigt sieht, dass du dich selbst noch nicht ganz gefunden hast und dass sich da noch einiges ändern kann. Vielleicht meint er aber auch dass es dir schwer fällt einen festen Standpunkt zu finden und dich in der Hinsicht schnell von anderen beeinflussen lässt.
Aber wie genau er es gemeint hat, weis er nur selber

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charlotta
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 19:44

Hallo Aurora,

danke für Deine Antwort! Ja, da hab ich schon etwas die Richtung, in die es gehen könnte.
Aurora hat geschrieben:Ich würde seine Aussage wohl so verstehen, dass er dich in deiner Persönlichkeit noch nicht ganz gefestigt sieht, dass du dich selbst noch nicht ganz gefunden hast und dass sich da noch einiges ändern kann.
Das kann gut möglich sein. Es passt zu seiner Aussage, dass er keine suggestiven Übungen mit mir machen möchte, da er etwas Bedenken davor hat, dass ich dadurch die Bodenhaftung verlieren könnte.
Kennt jemand einen solchen Zustand?

LG Lotte

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chandelle
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 19:46

Ich sage ja mal bescheiden, dass Du vielleicht nur oberflächliche Beziehungen eingehst und Dich nirgendwo Zuhause fühlst, aber es ist eben reine Spekulation.

Besser könnte man das sicher ableiten über Deine Gesprächsthemen. Vermutlich ahnst Du was er meint, weil diese Mutmaßung ja auf Deinen Erzählungen aufbaut.

chandelle

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Blaubaum
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 20:08

Ich hoffe mal, dass er Dir keine dissoziative Identitätsstörung suggerieren will.
Vielleicht hat er nur eine gewisse Affektlabilität festgestellt? Wechseln Deine Stimmungen oft und ohne ersichtlichen Grund?
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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charlotta
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 21:02

Blaubaum hat geschrieben:Ich hoffe mal, dass er Dir keine dissoziative Identitätsstörung suggerieren will.
Vielleicht hat er nur eine gewisse Affektlabilität festgestellt?
Kannst Du mir genauer beschreiben, was dies bedeutet?
chandelle hat geschrieben:Besser könnte man das sicher ableiten über Deine Gesprächsthemen.
Es ging darum, dass ich momentan eine sehr grosse Angst um meinen Partner habe, da dieser eine große Herzoperation vor sich hat, die mit einigen Risiken verbunden ist. Ich habe ihm von meiner Gemütslage erzählt, dass ich anfange, mir über den Tod sehr grosse Gedanken zu machen, die einerseits so aussehen, dass der Tod nicht schlimm ist, vor dem man keine Angst haben braucht, aber andereseits riesige Panik schiebe, er könnte tatsächlich sterben.
Daraufhin meinte er, dass er findet, dass ich eine eher locker strukturierte Persönlichkeit habe, der es leicht fällt, sich in verschiedenen Sphären zu bewegen....

LG Lotte

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chandelle
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 21:05

Na, das weiß ich jetzt auch nicht. Ich hatte ja auch einen sterbenskranken Ehemann und ähnliche Gedanken. Ob das bei Dir alles ist in der Thematik oder ob er das weitreichender meint, weiß ich nicht.

Es ist hart, wenn man nicht weiß, ob der Partner überlebt.

chandelle

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charlotta
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 21:13

chandelle hat geschrieben:Na, das weiß ich jetzt auch nicht. Ich hatte ja auch einen sterbenskranken Ehemann und ähnliche Gedanken.
Ja, das ist ein echt belastender Zustand.
chandelle hat geschrieben:Ob das bei Dir alles ist in der Thematik oder ob er das weitreichender meint, weiß ich nicht.
Ich denke, er meint dies nicht nur auf das Thema bezogen, sondern wirklich auf meine Persönlichkeit, die er vorher als geistig rege, luftig, mit oft fehlender Bodenhaftung beschrieben hat. Ich kannte bis dato halt nicht die Beschreibung "locker strukturierte Persönlichkeit". Aber es hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken angeregt, wie er das denn genau meint. Ich weiss, das einzige was hilft, ist nachzufragen.....

LG Lotte

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chandelle
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 21:23

Vielleicht steckst Du es einfach besser weg. Ich habe so viel sterbendes Leid erlebt- in der Familie und auf der Arbeit, dass es mich wohl traumatisiert hat.

Mir wurde gesagt: Äußerst interessante Persönlichkeit. Ich habe es noch im Ohr, aber nie nachgefragt- vielleicht, weil ich denke, dass er recht hatte- für mich schon ein Lob. Aber wenn ich ehrlich bin, spüre ich das auch sehr.

chandelle

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charlotta
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 21:29

chandelle hat geschrieben:Vielleicht steckst Du es einfach besser weg.
Was meinst Du damit?
chandelle hat geschrieben:Ich habe so viel sterbendes Leid erlebt- in der Familie und auf der Arbeit, dass es mich wohl traumatisiert hat.
Ja, ich glaube, sowas traumatisiert wirklich!!!!
Ich finde es unglaublich schwer diese Thematik zu verarbeiten.....
chandelle hat geschrieben:Mir wurde gesagt: Äußerst interessante Persönlichkeit. Ich habe es noch im Ohr, aber nie nachgefragt- vielleicht, weil ich denke, dass er recht hatte- für mich schon ein Lob
Ja, das hat was von einem Kompliment, da würde ich auch nicht weiter nachfragen.
Keine Ahnung, ob locker strukturierte Persönlichkeit damit zu tun hat, am Abdriften zu sein, ich vermute es ja beinahe, dass er das so meint

LG Lotte

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chandelle
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 21:36

Besser wegstecken meint wohl verarbeiten.

Mein Ex- Mann war an Krebs erkrankt. Ich hatte annähernd Ahnung und konnte es Häppchenweise der Familie mitteilen bzw. die Klinik hat mich ständig informiert. Ich hatte Angst das er stirbt. Nach der OP lag er da ganz hilflos und ich hatte Angst, dass er nie mehr der freche Kerl wird. Wir haben es durchgestanden- dachte ich. Ich habe ihm versucht Freude zu machen, aus der Klinik entführt- einen Hochzeitstag in der Klinik vorbereitet... meine Schwiegermutter war die Einzige, die mich stütze in Wäsche machen- ich hatte einen Fulltimejob.

Meine Chefs waren auch für mich da und schickten mich früher nach Hause... insofern Hilfe wo man keine erwartet.

chandelle

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charlotta
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 21:43

chandelle hat geschrieben:Ich hatte Angst das er stirbt. Nach der OP lag er da ganz hilflos und ich hatte Angst, dass er nie mehr der freche Kerl wird.
Genauso geht es mir auch !
chandelle hat geschrieben:Meine Chefs waren auch für mich da und schickten mich früher nach Hause... insofern Hilfe wo man keine erwartet.
Ich merke, dass ich das alles ganz alleine durchstehen will, keine Ahnung warum. Ich heule mich heimlich bei meinem Therapeuten, Freundinnen und Familie aus, und will vor ihm die Starke sein, die sowieso weiss, dass alles gut ausgeht , wenn Du weisst, wie ich das meine...
Ich habe momentan gerade das Gefühl eines Doppellebens, heimlich bin ich traurig, ängstlich, vor ihm dann vollkommen zuversichtlich. Ich komme mir echt etwas schizophren vor....

LG Lotte

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chandelle
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 21:47

Nun ja, dass ich da etwas anders reagiere mag sein, weil ich medizinisch ausgebildet bin. Ich vertraue auf Ärzte- einen kannte ich auch.

Natürlich konnten sie nicht ahnen, dass wir nie Kinder bekommen werden. Das hat mich schon geärgert.

Wenn Du bei Verwandten weinst, ist es ja kein Verstecken, aber die Frage wie sie damit umgehen. Meine Familie hat da teilweise schrecklich reagiert, aber Freunde und Arbeitsplatz waren toll!!! Mein Ausgleich!

chandelle

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Blaubaum
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 21:53

charlotta hat geschrieben:
Blaubaum hat geschrieben:Ich hoffe mal, dass er Dir keine dissoziative Identitätsstörung suggerieren will.
Vielleicht hat er nur eine gewisse Affektlabilität festgestellt?
Kannst Du mir genauer beschreiben, was dies bedeutet?
Dissoziative Identität---keine integrierte Identität, verschiedene Persönlichkeiten haben/sein, die nichts oder kaum etwas voneinander wissen,
unterschiedlich denken, fühlen, handeln, unterschiedliche Fähigkeiten und Unfähigkeiten haben, sogar der Blutdruck, die Dioptrinzahl der Augen oder der Muskeltonus kann variieren, und das alles in einer Person. Mal bist Du der, mal ein ganz anderer.
Labilität der Affekte---ganz einfach schnell und oft wechselnde Stimmungen.
Findet man z.B. bei Borderlinern.
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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charlotta
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Beitrag Fr., 22.10.2010, 21:54

chandelle hat geschrieben:Meine Familie hat da teilweise schrecklich reagiert,
Sowas kann man da ja grad gebrauchen....
chandelle hat geschrieben:Wenn Du bei Verwandten weinst, ist es ja kein Verstecken, aber die Frage wie sie damit umgehen.
Halt eher rational statt emotional..........
Mein Therapeut ist mir momentan wirklich die grösste Stütze...

LG Lotte

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