An anderer Stelle wurde ein Buch empfohlen, und der Einführungstext bei Amazon inspirierte mich dann zu diesem neuen Thema - über dessen Benennung ich erst ein bisschen nachdenken musste:
Quelle: "Ich habe recht, auch wenn ich mich irre: Warum wir fragwürdige Überzeugungen, schlechte Entscheidungen und verletzendes Handeln rechtfertigen".Ob Finanzkrise oder verfehlte Kriegseinsätze, Umweltzerstörung oder Foltervorfälle im Irak – unermesslicher Schaden ist angerichtet worden, aber nirgends ist ein Schuldiger in Sicht, und schon gar keine Entschuldigung. Daher flüchten Verantwortliche auch gern in die passive Satzkonstruktion: „Fehler wurden gemacht“. Wie schaffen es all diese Leute, mit sich selbst klar zu kommen? Die Antwort des Autorenduos ist unbequem: mit denselben psychologischen Tricks, die wir alle anwenden, um unsere kleinen und großen Sünden vor uns selbst schön zu reden. Der Mann, der seine Frau schlägt, der Steuerzahler, der einen Teil seiner Einkünfte verschweigt, der Hotelgast, der sein Zimmer ramponiert, ohne den Schaden zu bezahlen – sie alle sind Meister in der Kunst der Selbstrechtfertigung. Zwei große Sozialpsychologen haben mit diesem enthüllenden Buch ein Psychogramm des Selbstbetrugs geschaffen. Sie ermutigen zur Selbsterkenntnis und zeigen Wege aus dem Teufelskreis von Irrtümern, Fehleinschätzungen und Rechthaberei. Aus Fehlern können wir lernen – aber nur, wenn wir zugeben, dass es sich überhaupt um Fehler handelte.
Interessante Sache, das. Ich hab mich beim Lesen gefragt, ob nicht unsere derzeitige politische Gesellschaftsform der Demokratie eine solche Haltung des einzelnen, wie oben beschrieben, fördert. Geht etwas schief, hat jemand viele Rechtfertigungen parat, nimmt seinen (Regierungs-)Hut und geht ... Öffentliche Verantwortung übernehmen allenfalls Geiselnehmer.
Gut, wir haben keine bessere Staatsform zu Zeit, und ich bin auch kein Anarchist; aber manchmal ärgert es mich, dass gewissen Staatsmännern und -frauen im Grunde gar nichts passieren kann, sie haben weiterhin ihr Geld, sie können nicht mal gefeuert werden, wenn sie nicht von selbst gehen ... Irgendwie scheint mir das alles in denselben Topf zu passen.
Aber ich möchte mehr auf die persönliche Schiene. Sich nach allen Seiten hin Freiheit zu schaffen, um die eigene Überrzeugung nicht angreifen zu müssen, scheint wirklich immer beliebter zu werden. Ist das nun okay und die recht verstandene Freiheit, oder sind gewisse "Einschränkungen" nicht allmählich wieder angesagter, weil es uns besser bekommt, uns selbst ins manchmal hässliche Gesicht zu schauen, statt in punkto Verantwortung für unsere Einstellungen und Handlungen bei Bedarf rasch abzutauchen in die "Und ich habe doch Recht, auch wenn ich das nur für mich so sehe"-Welt ?
Ive