Muss man immer erreichbar sein?

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Flugente
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Muss man immer erreichbar sein?

Beitrag Do., 30.09.2010, 09:17

Würd mich interessieren, wie Ihr das seht: Heutzutage ist man ja rein theoretisch immer erreichbar. Sei es über Handy, E-Mail und was die Technik sonst so bietet. Jedoch, impliziert diese technische Dauererreichbarkeit auch die Pflicht, erreichbar zu sein?

Hatte da in der letzten Zeit ein paar Diskussionen im Freundeskreis. Also ich persönlich bin der Meinung, dass jeder auch das Recht hat, einmal NICHT abzuheben. Das Telefonklingeln ist ein Hinweis aber kein Auftrag und weiter gedacht, auch die Mitteilung - ob per SMS oder per Mobilbox - um einen Rückruf ist doch eigentlich auch kein gesetzlicher Auftrag?!

Also worums mit persönlich geht: ich bin sehr viel unterwegs, hab einen anstrengenden Job und bin auch privat sehr "eingesetzt". Wenn ich dann mal zu Hause bin, mich mit einer Tasse Tee gemütlich hinsetz und dann kommt eine SMS von einer Freundin, blablairgendwas, dann fehlt mir manchmal die Energie, sogar darauf jetzt zu antworten. Hm, wie soll ichs erklären warum.. ich sitze da lass gedanklich den Tag Revue passieren und bin eins mit mir und meine Kapazitäten an Informationen oder Kontakten sind für den Moment ausgelastet. Ich will mich mit "hey hab eine Reise nach Griechenland gebucht..." jetzt grad nicht auseinander setzen. Heißt ja nicht, dass es mich grundsätzlich nicht interessiert und irgendwann werd ich mich damit auch beschäftigen und zurückschreiben oder anrufen aber ich glaube, dass wir Menschen eine gewisse Aufnahmefähigkeit haben, die aber durch die technischen Möglichkeiten arg überstrapaziert werden. Sei es durch Internet (Facebook, Mail), eben Handy etc.

Vielleicht ist es bedingt durch mein Burn-out, das ich vor einigen Jahren hatte, dass ich auf sowas bewusst achte - also bewusst kleine Aus-Zeiten nehme und sei es nur, mir den Luxus zu gönnen, nicht auf jede SMS und E-Mail sofort und prompt zu antworten.

Manche verstehen das, andere sind der Meinung, dass man durch die bekanntgegebene Erreichbarkeit (E-Mail-Adresse, Handynummer) auch die Verantwortung und irgendwo auch die Pflicht hat, dann auch erreichbar zu sein.

Wie seht Ihr das? Freu mich auf Eure Meinungen.

lg
Flugente
Eisberg voraus!

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Beitrag Do., 30.09.2010, 09:25

Hallo Flugente,

ich denke darüber so. Ich fand das sehr einleuchtend, was ich mal gelesen oder gehört habe. Immer erreichbar müssen nur Untergebene sein, die mittlere Führungsriege, nicht die kleinen und ganz großen Leute. Und natürlich Kranke mit lebensbedrohlicher Beeinträchtigung.

Ich sehe mich nicht verpflichtet, werder den realen noch den im übertragenen Sinne Postkasten täglich zu kontrollieren. Ein Handy habe ich, sage aber jedem dazu, dass ich selten reinschaue. Also nicht von einer "Zustellung" ausgegangen werden darf.

Gruß
Anastasius

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Flugente
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Beitrag Do., 30.09.2010, 09:32

Hallo Anastasius, das ist wirklich ein weiser Spruch. So, wie erklärt man das nun einfühlsam einem Menschen, der es absolut persönlich nimmt oder als persönliches Desinteresse ansieht, wenn man nun im privaten geschützten Bereich, sich die Freiheit gönnt, mal nicht zu antworten.

Das Argument "was is dabei, eine SMS zu schreiben? Dauert grad mal 2 Minuten" stimmt schon aber auch diese 2 Minuten, können belastbar sein ohne dass man den Menschen belastbar findet, den man schreibt.
Eisberg voraus!

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Gast
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Beitrag Do., 30.09.2010, 09:44

Hallo Flugente,
Flugente hat geschrieben:So, wie erklärt man das nun einfühlsam einem Menschen, der es absolut persönlich nimmt oder als persönliches Desinteresse ansieht, . . .
Für Einfühlsamkeit kann ich nicht garantieren. Sicher auch schwierig, bei Menschen, die es als Selbstverständlichkeit ansehen.
Flugente hat geschrieben:Das Argument "was is dabei, eine SMS zu schreiben? Dauert grad mal 2 Minuten" stimmt schon aber auch diese 2 Minuten, können belastbar sein ohne dass man den Menschen belastbar findet, den man schreibt.
Auch das kann ich verstehen. Ich würde so in etwa sinngemäß sagen: Ja, ja, aber ich muss mir dabei auch was denken. Und ich bin langsam. Ich schreibe doch nicht einfach irgendwas wie: "Pima" oder "Du mich auch". (Das geht sogar noch schneller als 2 Minuten.)

Gruß
Anastasius

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Gast
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Beitrag Do., 30.09.2010, 09:47

@ Flugente, das Antworten reißt Dich aus der entspannten Atmosphäre, die Du zur Erholung dringend nötig hast. Wer das nicht versteht, sollte eigentlich für Dich nicht wichtig sein.

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carö
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Beitrag Do., 30.09.2010, 09:52

hallo flugente,

da ich bisher nicht im besitz eine topmodischen handys war, fand ich die sms-tipperei und seien es nur zwei halbsätze echt mühsam bis quälend.. ich antwortete immer recht spartanisch und auch nicht immer gleich.. nur wenn es passt, so dass ich denke, dass eh klar ist, was von mir kommt .. und was nicht

menschen, die mir wichtig sind, wissen hoffentlich, dass ich es nicht böse meine, wenn ich nicht gleich reagiere. also ich gehe NICHT davon aus, immer erreichbar sein zu müssen. das empfände ich als terror. ok... .. das ich das so ausgeprägt empfinde ist sicher übertrieben

viell. wäre es ja ne möglichkeit, es denen, die dir viel bedeuten, die aber auf antwort-sms warten zu sagen, dass es nicht böse gemeint ist, dass du aber einfach nicht immer gleich reagieren kannst und willst... hm.. ich weiss nicht, ich würde wohl hoffen, dass MIR dahingehend verständnis entgegengebracht wird.

also ich gebe zu, dass mich jede art von erwartungs-/verpflichtungsgefühl nur dazu bringt, etwas gar nicht mehr machen zu wollen.

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Phönixia
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Beitrag Do., 30.09.2010, 10:03

Interessantes Thema Flugente!

Ich habe das gleiche Problem.
Ich weiß auch nicht, wenn ich mal keine Lust habe (was bei mir sehr oft vorkommt), ob es richtig ist, nicht ans Telefon zu gehen, Emails zu beantworten.
Ich finde es irgendwie unhöflich gegenüber demjenigen der Kontakt mit mir aufnehmen will, aus welchem Grund auch immer.
Andererseits, denke ich mir aber auch, lieber später antworten, wenn ich Lust und den Kopf dafür habe und nicht einfach mit einer 2 Minuten Pflichtantwort "abfertigen". Ist ja auch irgendwie unhöflich oder? Weiß nicht....

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Elfchen
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Beitrag Do., 30.09.2010, 10:14

Liebe Flugente

Eigentlich schrecklich, dass man es heute als Luxus ansehen muss, mal nicht erreichbar zu sein... . Früher war das wohl umgekehrt. Wir hatten zB. lange Zeit nicht mal ein Telefon.

Ich kann dich so gut verstehen!
Oft, wenn ich alle sicher geborgen weiss, die mir wichtig sind- meine Kinder- dann stelle ich das Ding ab.
Diese Freiheit nehme ich mir! Und weisst du, darüber würde ich auch nicht diskutieren. Wenn etwas wirklich dringendes ist, gibt es ja noch den Festnetzanschluss.

Ich denke, man soll sich nicht zum Sklaven machen.

lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Flugente
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Beitrag Do., 30.09.2010, 10:15

Es stimmt, bei Menschen dir mir oder denen ich wichtig bin, sollte das nicht so ein Problem sein. Ist es eigentlich auch nicht, außer dass die grundsätzlichen Ansichten sehr sehr weit auseinandergehen. Na ok, es ist doch

Ist es eine Zeiterscheinung? Gibt es einen ungeschriebenen Kodex? Wir leben ja offiziell im Kommunikationszeitalter. Also verändert sich das seit jahrtausenden bestehende Kommunikationsverhalten bzw. unsere Lebensstruktur? Finden wir uns damit ab und wer nicht, is ein bissl eigenbrödlerisch? (Also so kommts ein bisschen bei mir an, bei den besagten Diskussionen, was ich jetzt nicht unbedingt als Beleidigung auffasse).

Wie ich noch ganz jung war, hatten wir alle Verständnis für die "älteren" Leute, die nicht mehr so mitkamen, mit Verkehr, Technik etc. Kommen wir jetzt in diese Generationsschiene? Aber ich bin doch noch so jung....
Eisberg voraus!

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Flugente
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Beitrag Do., 30.09.2010, 10:16

Elfchen hat geschrieben:Ich denke, man soll sich nicht zum Sklaven machen.
Ha, genau das ist es!!!
Eisberg voraus!

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Minerva
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Beitrag Do., 30.09.2010, 10:25

interessantes Thema.

Ich siehe es so - natürlich bringt Kommunikationsmittel einen riesen Komfor. Aber diese ständige erreichbarkeit ist auf dauer schon belastend. Jedenfalls geht es mir so.

Ich hatte schon häufiger ''böse'' mails in denen Stand '' warum schreibst du nie zurück'' '''ey warum meldest du dich nicht'' usw. Ich denke mir dabei immer - ich muss mich doch nicht jederzeit bei jedem melden nur um banale inhalte auszutauschen ala ''na wie gehts?'' '' Wie war deine Woche'' ect pp. Oft denke ich mir dann '' Na klasse Minerva - jetzt ist wieder jemand auf dich sauer'' - was natürlich vollkommender Unsinn ist.

Mittlerweile mache ich regelmäßig meine Handy aus - zieh den stecker vom Festnetz - und checke meine Mails nur noch wenn ich lust dazu habe auch zu antworten.
wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpf hat schon verloren

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Gast
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Beitrag Do., 30.09.2010, 10:27

Hallo Flugente,

sorry, heute bin ich etwas humorvoll-ironisch aufgelegt.
Flugente hat geschrieben:Wir leben ja offiziell im Kommunikationszeitalter. Also verändert sich das seit jahrtausenden bestehende Kommunikationsverhalten bzw. unsere Lebensstruktur? Finden wir uns damit ab und wer nicht, is ein bissl eigenbrödlerisch?
Na und? Eben anachronistisch. Auch wir sterben aus, und dann könnt ihr permanent an der Strippe hängen, und alle machen mit.

Gruß
Anastasius

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carö
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Beitrag Do., 30.09.2010, 10:28

Ist es eine Zeiterscheinung?
ich hab schon das gefühl, dass es so ist. krieg das um mir herum so mit zumindest... aber ich mag das nicht und nehme mir auch das recht heraus, das nicht mitzumachen.

problematisch finde ich zB, wenn von der arbeit aus erwartet wird, dass ich immer erreichbar bin. manche kollegen sind das ja (es geht aber nicht um wirkliche notfälle, das ist was andere in meine augen) und ich habe das gefühl, dass die das irgendwo auch "brauchen"... dann jammern sie aber, dass sie nicht ihre ruhe haben können... dass sie auch privat nach der arbeit angerufen werden und sms bekommen etc...

ich weiss nicht, da bin ich viell. rel. direkt: ich sag deutlich, wann/mit welchem anliegen man mich kontaktieren darf und wann es nicht ok ist. werde sehr wenig "belästigt" und ich denke, das liegt daran, das sich auch klar vermittle, nicht allzeit zur verfügung zu stehen.

privat habe ich solche probleme fast nur mit menier mutter, die erwartet, dass ich immer und sofort...

aber das mach ich auch nicht mehr. ich denke, dass auch daher meine aversion kommt.
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Phönixia
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Beitrag Do., 30.09.2010, 10:42

Hallo,

was das doofe ist beim Telefonfestnetz (Handy ist bei mir meist abgeschaltet) wenn es klingelt und man geht aus Lustlosigkeit nicht ran..
aber man später die Frage bekommt:" Ich habe dich heute versucht zu erreichen?"
Tja, dann muss man sich ne Ausrede einfallen lassen:" War grad einkaufen, unter der Dusche....what ever" - also halt glatt gelogen. Bring’ es nicht fertig zu sagen: "Hatte einfach keine Lust".

Insbesondere meine Cousine schwafelt lang mit mir am Telefon, wozu ich manchmal einfach keine Lust habe. Aber wenn ich dann doch rangehe, muss ich Freude "heucheln": " Schön das du anrufst!". - Also halt auch glatt gelogen - weiß nicht, was da besser ist....

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Flugente
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Beitrag Do., 30.09.2010, 10:44

carö hat geschrieben:problematisch finde ich zB, wenn von der arbeit aus erwartet wird, dass ich immer erreichbar bin.
Also DAS habe ich mir regelrecht abgestellt. War jahrelang so, dass es selbstverständlich ist, dass mich KollegInnen angerufen haben um mir irgendwas "interessantes" ausm Job oder Klatsch- und Tratschgeschichten mit zu teilen. Is ja, damit man immer auf dem laufenden ist.

NEIN! Job is Job Privat is Privat. Wenn ich meinen Dienst beende, dann ist er auch beendet. War auch ein Lernprozess aber es war eines der besten Dinge, die ich gelernt habe.

Mittlerweile hat mein Beispiel sogar Schule gemacht und es ist ein geflügeltes Wort: In meiner Freizeit will ich nix vom Job hören oder lesen und es ist ein ehernes Gesetz, jemanden im Krankenstand oder im Urlaub wirklich uns ausschließlich NUR dann anzurufen, wenns wirklich brennt - und komischerweise brennts gar nicht oft. Man kann Probleme auch lösen, wenn der oder die eine grad mal nicht da ist.
Eisberg voraus!

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